zurück zur Biografie

Sitemap

Cheops-Pyramide


Sphinx- und Sphinxtempel
(Bild links oben: Jon Bodsworth - gemeinfrei)

Die Chephren-Pyramide
- Blick von Osten -
Bild: mit freundl. Genehmigung Tine Erl, Nabburg

Auf König Djedefre - dem Sohn König Cheops - der seine Pyramide in Abu Rawasch erbaute, folgte nicht einer seiner Söhne, sondern einer seiner Brüder, der als Standort für sein Grabmal ebenso wie sein Vater, Giseh wählte, wo er sich südwestlich der Pyramide seines Vaters Cheops eine erhöhte Stelle für seinen Grabbau aussuchte. 

Aus der Ferne wirkt die 143,50 m hohe Chephren-Pyramide, die mittlere der drei Pyramiden von Giseh, am höchsten, wenngleich sie auch ursprünglich ca. drei Meter niedriger als die Cheops-Pyramide war. Dieser optische Eindruck - der von den Architekten evtl. bewusst angestrebt wurde (die Pyramide trug den Namen: wr-xa= Ra "Chephren ist groß" ) beruht darauf, dass sie auf einer Terrasse ruht, die im Nordwesten etwa 10 Meter in die Felsgrundoberfläche eingehauen ist (Quelle: Mark Lehner: Geheimnisse der Pyramiden). Auch der Neigungswinkel von 53 ° 10' ist im Hinblick auf die Cheops-Pyramide etwas steiler.

Als eines der auffälligen Merkmale der Chephren-Pyramide fällt als erstes - neben ihrer Größe - die Tatsache ins Auge, dass sie als einzige der Pyramiden an ihrer Spitze im oberen Viertel noch einen beträchtlichen Teil der ursprünglichen Außenverkleidung aus Tura-Kalkstein besitzt, was offenbar ein Hinweis dafür ist, dass zuerst die Verkleidung der Ecken und der Basis von unten nach oben abgerissen wurden. Gleich unter der untersten noch erhaltenen Verkleidungslage ist ein Band gleichmäßig gestufter Kernsteine sichtbar, die hier jedoch nicht aus feinem weißen Turakalkstein bestehen, sondern aus Rosen-Granit. Sicher fand Granit nur für die untersten Lagen der Pyramide Verwendung. Alle weiteren Verkleidungen an der übrigen Oberfläche bestanden aus Kalkstein.

Entdeckungsgeschichte:

Die Erforschungsgeschichte der Chephren-Pyramide verlief ähnlich wie bei Cheops-Pyramide. In der Antike wusste Herodot (er besuchte die Pyramiden um 440 v. Chr.)  nur zu berichten, dass die Seitenlänge der Pyramide um 40 Fuß geringer war als die der Cheops-Pyramide und ihre unterste Lage mit Rosen-Granit verkleidet sei. Strabon zählte dieses Bauwerk zusammen mit der des Cheops zu den Weltwundern der Antike. Von der Existenz der Sphinx erfahren wir erst von Plinius und Diodor erklärte schließlich, man könne auf die Spitze der Chephren-Pyramide hinaufklettern, woraus zu schließen ist, dass schon zu dieser Zeit ein Teil der Spitze nicht mehr vorhanden war.

Wir wissen nicht genau, wann man mit dem "Steinraub" der Pyramide begann. Es ist aber - im Hinblick auf die anderen Pyramiden - anzunehmen, dass es bereits während der 1. Zwischenzeit Räubern gelungen war, in die Grabkammer einzudringen, da nach der 6. Dynastie der Opfer- und Verehrungskult der Könige des Alten Reiches zusammenbrach und eine systematische Plünderung der Pyramidenbezirke der Herrscher - evtl. mit Duldung oder sogar Zustimmung/im Auftrag (?) der staatlichen Stellen - begann. So konnte man billig und einfach an das kostbare Steinmaterial gelangen - welches dann zu neuen Statuen oder Baumaterial für private Grabausstattungen genutzt wurde.

Schon während der 19. Dynastie wurden nachweislich Teile der Kalksteinverkleidung der Pyramide verwendet. Die Felsinschriften des "Vorstehers der Tempelarbeiten" Maj , die sich nördlich und westlich der Pyramide befinden, beweisen nach Ansicht mancher Gelehrter, dass die Zerstörung der Pyramide schon während des Neuen Reiches in der 19. Dynastie stark voranschritten. Sie gehen davon aus, dass  "Maj" auf direkte Weisung Ramses II. mit dem Abriss der Verkleidung der Chephrenpyramide begann - die gewonnene Steine wurden dann für den Bau eines Tempels in Heliopolis genutzt. 

Andere Gelehrte interpretieren die Inschriften des "Maj" dahingehend, dass unter Prinz Chaemwase Ausbesserungsarbeiten an den Pyramidenbezirken auf dem Giseh-Plateau im Auftrag seines Vaters Ramses II. durchgeführt wurden. (Quelle: Die Pyramiden/ M. Verner, S. 265)

Wie wir aus den Berichten des arabischen Historikers Ibu Ab das-Salam wissen, wurde die 2. Pyramide (Chephren) im Jahre 774 nach der Hidira (1372 n. Chr.) - während der Herrschaft des Großen Emirs Jalbugh el-Chassaki - geöffnet, was vermuten lässt, dass zu dieser Zeit auch die Ausschachtung des sog. "Grabräuber-Tunnels" vorgenommen worden sein könnte, der die Granitsperre des Zugangweges umgeht. Andere Quellen berichten, dass ein großer Teil der Pyramidenverkleidung in den Jahren 1356 bis 1362 abgerissen und zum Bau der Hassan-Moschee verwendet wurde. Möglicherweise wurden der Eingang in die Pyramide und auch der wieder geschlossene ältere Tunnel der Diebe erst dadurch entdeckt (Quelle: Die Pyramiden - Miroslav Verner/Rowohlt-Verlag 1998).

Die arabischen Schriftsteller berichteten viel "Verwunderliches" über das es im Inneren des Bauwerkes. So sollten sich dort (in der westlichen Pyramide = Chephren) 

"30 Schatzkammern aus farbigen Granit, die angefüllt waren mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu zerbrechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen und der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften "

(Quelle: Bericht des Ibrahim Ibn Wasif Schah vom Ende des 12. Jh. in "Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern" - in J. Ph. Lauer: das Geheimnis der Pyramamiden/Herbig-Verlag 1890)

befinden, die mit reichen Schätzen angefüllt seien.

Zu den Reisenden, die in der ersten Hälfte des 18. Jh.  nach Ägypten reisten, gehörten auch der Marineoffizier Frederick L. Norden und der Engländer Richard Pococke, die beide 1737 in Giseh die Pyramiden besuchten. Norden, zu dessen Fähigkeiten als Marineoffizier noch die eines Zeichners gehörten, war vom dänischen König Christian VI. nach Ägypten geschickt worden, um Untersuchungen über die antiken Denkmäler anzustellen. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er seine "Reise nach Ägypten und Nubien" in Dänisch zusammen mit der Veröffentlichung von Karten, Plänen und Zeichnungen. Sein Werk wurde ins Französische und Englische übersetzt. Er schreibt über die 2. Pyramide (womit er die Chephren-Pyramide meinte), dass er dort nicht die Spur eines Eingangs gefunden hätte und gibt weiterhin irrtümlich an, dass die an der Spitze erhaltene Verkleidung aus Granit bestände. In seinem Plan von den Pyramiden sind die Tempel des Chephren, aber nicht der Aufweg eingezeichnet, der offenbar damals vollständig vom Sand verschüttet war.

Richard Pococke gibt ebenso wie Norden die Reste des Totentempels des Chephren und des Mykerinos an. Nach Norden und Pococke reiste Carsten Niebuhr 1761 nach Ägypten mit dem Auftrag, die Reiseaufzeichnungen und Kartierungen von Frederick Norden zu vervollständigen und den Sinai zu erkunden. Besonders interessierten ihn das Äußere der Pyramiden und er erkannte völlig korrekt, dass die hellen Kalksteinblöcke des Außenmantels der Chephren-Pyramide aus den nahegelegenen Tura-Steinbrüchen stammten. Um die allgemeine Auffassung zu widerlegen, die Pyramiden seien ursprünglich mit einem Marmormantel verkleidet gewesen, bestieg er selbst - wohl als einziger der bisher genannten Reisenden - die Chephren-Pyramide und brachte von der Haube an ihrer Spitze einen Teil der Kalksteinummantelung mit (Quelle: Carsten Niebuhr/1733-1815 - und seine Zeit, S. 115; Josef Wiesehöfer; Franz Steiner-Verlag; 2002)

Schon 1817 hatte Caviglia vergeblich versucht in die Pyramide einzudringen. Aber bis zum Jahre 1818 war der Eingang zur Chephren-Pyramide unbekannt. Arabische und evtl. auch schon antike Grabräuber hatten zwar wohl schon früher versucht, sich gewaltsam an de Nordseite einen Zugang zu schaffen, und hatten dabei zwei gewaltige Stollen in das Steinmassiv hineingetrieben, aber mittlerweile waren diese Zugänge wieder verschüttet und in Vergessenheit geraten. 

Entdeckung des Eingangs durch Belzoni:

Belzoni wandte sein Interesse nach seinen Unternehmungen im Oberägypten und Nubien auch den Pyramiden von Giza zu. Sein Augenmerk richtete sich vor allem auf die zweitgrößte Pyramide deren Eingang bislang trotz intensiver Such noch nicht gefunden werden konnte. Er wollte das schaffen, an dem andere gescheitert waren. 

 

Anfang des Jahres 1818 - die Arbeiten Caviglias an der Großen Pyramide waren noch im Gange - forderte der britische Generalkonsul Henry Salt den italienischen Abenteurer, Ingenieur und Gewichtheber Giovanni Battista Belzoni auf, sich der Unternehmung Caviglias anzuschließen. 

Zwar hatte Belzoni, der als Pionier der Ägyptologie gilt, an sich die Absicht, in Ägypten Ausgrabungen durchzuführen, lehnte aber das Angebot Salts an. 

Entgegen seinem Auftrag entschied sich Belzoni aber etwas später, auf eigene Faust bei der Chephren-Pyramide zu graben. Er begab sich zusammen mit Giovanni d’Athanasi (auch als Dimitrios Papandriopulos bekannt) zu dem zuständigen Bey und gab vor, im Namen des englischen Generalkonsuls zu handeln und so kam er in den Beisitz eines "Firmans" (eines Genehmigungsbriefes) und der nötigen Arbeiter (Belzoni hatte stets beteuert, dass dieser Firman auf seinen eigenen Namen ausgestellt gewesen sei, während sein Mitarbeiter d’Athanasi versicherte, dass er ihn nur in der Eigenschaft als Dragoman von Henry Salt erhalten habe, welcher die Arbeiten finanzierte. Nach Belzoni habe es sich dabei um ein Darlehen gehandelt, dass er zurückgezahlt habe /Quelle: Das Geheimnis der Pyramiden/J. Ph. Lauer).

Belzoni schlug sein Lager an der zweiten Pyramide von Giseh auf, um trotz der vielen vergeblichen Versuche von Caviglia und all derer, die sich ebenfalls in dieser Sache engagiert hatten, den den Eingang zu suchen. Nach 15 Tagen, während derer d’Athanasi zeitweilig die Grabungsarbeiten leitete, fielen Belzoni an der Nordseite der Pyramide drei kleine Markierungen auf, die den Versuch gerechtfertigt erscheinen ließen, dort nach einem Eingang zu suchen. Zwar war er schon mehrmals bei der Chephren-Pyramide gewesen, doch war ihm niemals der Gedanke gekommen, "dort möglicherweise nach einem Eingang zu suchen, da man zu der Zeit eine derartige Erwägung für unmöglich hielt" (Zitat Belzoni in seinen Reisebericht). Belzoni schildert nun, dass er nun Einzelheiten an dem Bauwerk wahrnahm, die ihm vordem nicht aufgefallen waren.

" So stellte ich fest, dass genau unterhalb der Mitte der Frontseite das Baumaterial, das von der Verkleidung heruntergefallen war, höher aufgehäuft lag als der vermutliche Standort des Eingangs, wenn man ihn, vom Boden aus gemessen, mit den Maßen der ersten Pyramide (Cheops) verglich."

Besonders zwei Stellen fesselten Belzonis Aufmerksamkeit: die eine lag auf der Nordseite, die andere auf der Ostseite der Pyramide. Die letztere bestand aus Überresten einer Pfeilerhalle, die zu einem Tempel gehört haben musste, der einmal vor der Pyramide gestanden hatte und der bis auf fünfzig Fuß an die Basis der Pyramide herangereicht haben musste. Die äußeren Wände bestanden aus riesigen Gesteinsblöcken. Einige Blöcke in der Säulenhalle sind vierundzwanzig Fuß lang. Der innere Teil des Tempels bestand lt. Belzonis Aufzeichnungen aus kalkhaltigen Steinen der unterschiedlichsten Größe, die zum Teil fein beschliffene Kanten besaßen. Er ließ das dort angehäufte Baumaterial und alles in gerader Linie liegende Gestein von der Basis der Pyramide zum Tempel hin freilegen und zerteilen, so dass ein Plattenpfad in seiner gesamten Länge sichtbar wurde, der vom Tempel bis zur Pyramide reichte. Die Arbeiten an der Nordseite der Pyramide, welche die Grundmauern freilegen sollten, gingen ebenfalls voran - nur gab es immer noch keinen Hinweis darauf, dass sich dort jemals ein Eingang befunden hatte.

Nordseite der Chephrenpyramide

Chephrenpyramide von Süden aus gesehen.

Bild: mit frdl. Genehmigung von Elvira Kronlob Dieses Bild wurde v. Daniel Fafard für "public domain" erklärt

Nach tagelangen Arbeiten schwanden jedoch die Hoffnungen langsam dahin, einen Eingang zu entdecken. Belzoni  merkt in seiner Beschreibung an, dass der selbst nahe daran war, mit seinem Projekt, in ein Bauwerk eindringen zu wollen, das sowohl bei seinen Arbeitern als auch bei den zivilisierten Leuten als uneinnehmbare Festung galt, der Lächerlichkeit anheimzufallen. Nach 16 Tagen fruchtloser Mühen bemerkte ein arabischer Arbeiter eine schmale Spalte zwischen zwei Gesteinsblöcke. Obwohl die Öffnung sehr klein war, schob Belzoni einen langen Palmzweig zwei Yards weit in die Ritze hinein. Obwohl ihm klar war, dass sich der Eingang in die Pyramide nicht zwischen zwei Gesteinsblöcken befinden konnte, hoffte er doch, dass die schmale Öffnung auf irgendeine Weise auf den richtigen Eingang hinlenken würde. Nach der Entfernung eines losen Steins, der scheinbar fest in der Pyramide verankert schien, entdeckte man eine Öffnung, die ins Innere der Pyramide führte. Der grob gehauene Eingang war nicht mehr als drei Fuß breit, und er war mit Geröll und Sand angefüllt. Einige Tage lag räumten die Arbeiter die Schuttberge weg, aber je weiter sie vordrangen, desto mehr Geröllmassen blockierten den Zugang. Schließlich entdeckte Belzoni an der Außenseite der Pyramide einen Gang, der durch eine höher liegende Öffnung zu erreichen war und von dem man offensichtlich annahm, dass er keinerlei Verbindung zum Inneren der Pyramide besaß. Es handelte sich offensichtlich um einen künstlich hineingetriebenen Gang - mit großem Kraftaufwand in den Felsen gehauen. Aber schon bald wird Belzoni klar, dass ein weiteres Vordringen in diesen mit Gesteinsblöcken blockierten Gang unmöglich war, zumal seine Erwartungen in Bezug auf diesen Gang sowieso nicht groß waren und er von Anfang an daran zweifelte, den richtigen Eingang zur Pyramide gefunden zu haben. 

Noch einmal studierte er die Lage des Eingangs an der Cheops-Pyramide und stellte dabei fest, dass sich dieser nicht direkt in der Mitte der Wand befand. Aufgrund dieser Recherchen kam er zu der Auffassung, dass sich - wenn sich überhaupt ausgebaute Kammern im Inneren der zweiten Pyramide befanden - der Eingang oder die Passage nicht im Mittelpunkt der Außenwand befinden konnte - also nicht an der Stelle, wo er bislang hat graben lassen, sondern er müsste sich ähnlich wie bei der ersten Pyramide, ca. 30 Fuß östlich davon befinden. 

Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass sich die gleichen Markierungen, die er in der Mitte der einen Seite bemerkt hatte, jetzt an einer Stelle vor ihm entdeckte, die weniger als 10 m östlich von seinem Standpunkt entfernt war. Außerdem stellte er fest, dass die Steine und Mörtelbrocken an dieser Stelle nicht so festgefügt und kompakt waren wie an der Ostseite. Aufgrund seiner Berechnungen, die sehr exakt waren, stieß man mit nur zwei Fuß Abweichung auf den lang gesuchten Eingang in die erste Passage. Auch hier versperrten immer größer werdende Gesteinsblöcke den Zugang. 

   Illustration aus Reisebericht Belzoni

Entdeckung des oberen Eingangs der Chephren-Pyramide durch Belzoni

 

Bild: dt. Wikipedia - Gemeinfrei
Agostino Aglio "Atlas des voyages, recherches et découvertes de G. Belzoni en Egypte et en Nubie". Paris 1821.

   Illustration aus Reisebericht Belzoni

- der von ihm entdeckten
Eingang der Pyramide -

 

Bild: dt. Wikipedia - Gemeinfrei
Agostino Aglio "Atlas des voyages, recherches et découvertes de G. Belzoni en Egypte et en Nubie". Paris 1821.

Am 1. März stieß man auf drei große Granitblöcke, die sich, zwei seitliche und einer als obere Querverbindung, zum Mittelpunkt der Pyramide neigten. Dieser ebenfalls mit Steinen und Geröll angefüllte absteigende Gang, der vier Fuß hoch und drei Fuß, sechs Inches breit war, wurde in drei Tagen bis zum Ende seiner Biegung freigeräumt, Der Gang lief über 104 Fuß und mit einem Winkel von 26 Grad abwärts ins Innere der Pyramide. Nach Freiräumung des mit Steinen und Schutt angefüllten Gangs gelangte man an eine Biegung, wo sich ein halb heruntergelassener Fallstein befand, der an den Seiten nahtlos in Rillen eingepasst war, und dessen obere Kanten genauso behauen waren wie der Gang selber. Dieser gewaltige Steinblock, der den Gang versperrte, war eine Art Falltür aus Granit, ein Fuß und drei Inches dick, der angehoben werden musste, was den Arbeitern Belzonis schließlich mit einer Art Hebevorrichtung so weit gelang, dass ein Mann hindurchschlüpfen konnte. Belzoni mit seiner massigen Gestalt musste warten, bis man den Fallstein weiter in die Höhe gehoben hatte, während sein Mitarbeiter Athanasi mit einem der Arbeiter, der eine Kerze bei sich trug, bis zur Grabkammer vordrang. Beide sagten bei ihrer Rückkehr zu Belzoni, dass der dahinterliegende Raum sehr schön sei.

   Illustration aus Reisebericht Belzoni



Zeichnerische Darstellung von
Belzoni wie er die Grabkammer der Chephrenpyramide betritt.

 

Bild: dt. Wikipedia - Gemeinfrei
Agostino Aglio "Atlas des voyages, recherches et découvertes de G. Belzoni en Egypte et en Nubie". Paris 1821.

Nachdem der Zwischenraum groß genug war, kroch auch Belzoni durch die Öffnung. Zusammen mit Chevalier Frediani - einem aus Florenz stammenden Reisenden, mit dem sich Belzoni angefreundet hatte, und der auf dem Rückweg vom 2. Katarakt beabsichtigte die Pyramiden zu besichtigen, betrat Belzoni einen Gang, dessen Höhe und Breite genau dem ersten entsprach. Seine Länge beträgt 27 Fuß und 7 Inches. Am Ende des aus Granit gehauenen Tunnels liegt ein senkrecht abfallender, 15 Fuß tiefer Schacht. An jeder Seite des Tunnels führt ein weiterer Gang in den Fels hinein. Der Gang an der rechten Seite war 30 Fuß lang und führte steil nach oben; er stößt auf den unteren Teil der falschen (Grabräuber) Passage. Der Gang unmittelbar vor Belzoni lief waagerecht auf die Mitte der Pyramide zu und war 5 Fuß 11 Inches hoch und 3 Fuß, sechs Inches hoch.

In seinen Aufzeichnungen beschreibt Belzoni diesen Augenblick folgendermaßen:

".......Ich glaubte fest, im Zentrum der Pyramide zu sein, die seit undenklichen Zeiten den vielen Hunderten von Reisenden aus alter und neuer Zeit Anlass zu den kühnsten Spekulationen gegeben hatte. Meine einzige Lichtquelle, einige Wachskerzen, warfen einen nur trüben Schein; die wichtigsten Gegenstände in der Kammer konnte ich jedoch ohne weiteres voneinander unterscheiden. Ich ließ meine Blicke natürlich zuerst in westlicher Richtung schweifen - ich wollte den Sarkophag sehen, den ich an der gleichen Stelle wie in der ersten Pyramide vorzufinden erwartete, und ich war sehr enttäuscht, nichts Dergleichen zu erblicken. Die Kammer hatte eine schräge Decke, und viele ihrer Gesteinsblöcke waren aus ihrer ursprünglichen Lage fortbewegt worden; offensichtlich von jemanden, der auf Schatzsuche gewesen war. Als ich näher an die Westseite heranging, bemerkte ich zu meiner großen Freude, dass es doch einen Sarkophag gab: Er war in den Boden eingelassen.

Inzwischen war auch Chevalier Frediani ebenfalls in die Kammer eingetreten, und gemeinsam sahen wir uns sorgfältig um. Der Raum maß 46 Fuß und 3 Inches in der Länge, 16 Fuß, 3 Inchens in der Breite, und er war 23 Fuü und 6 Inches hoch. Vom Boden bis zur Decke war alles aus behauenen Blöcken kalkhaltigen Gesteins. Das Dach ist aus Kalkstein-Blöcken so zusammengefügt, dass sich ein Gewölbe bildet, dessen Form der der Pyramide entsprach.

Der Sarkophag ist 8 Fuß lang, 3 Fuß, 6 Inches breit und 2 Fuß, 3 Inches tief. Er ist von schweren Granitblöcken umgeben, wahrscheinlich um einen Raub zu erschweren oder zu verhindern. Der Deckel war dergestalt beiseite geschoben worden, dass der Sarkophag halb geöffnet war. Er ist aus feinsten Granit, aber ebenso wie in der ersten Pyramide sind keinerlei Hieroglyphen und Inschriften eingraviert.

Im Inneren des Sarges befand sich eine Menge Schutt, und erst am nächsten Tag, als ich nach einer Inschrift suchte, von der ich Erhellendes über die Pyramide erhoffte, stieß ich zwischen den Erd- und Steinbrocken im Sarg auf einige Knochen. 

....Ein junger Mann namens Pierro, der im Geschäftshaus Briggs und Walmas in Kairo tätig wear, erschien am nächsten Tag zur Besichtigung der Pyramide. Er wühlte den Schutt im Sarkophag durch und fand ein Stück Knochen. Wir vermuteten, dass es sich um Teile eines menschlichen Skeletts handelte. Wir fanden schließlich noch mehr Knochenteile. Nachdem sie in London untersucht worden waren, stellte sich heraus, dass sie zu einem Stier gehört hatten................."

(Quelle: G Belzoni - Entdeckungsreisen / deutsch: Ingrid Nowell 1982 in DuMont-Reiseberichte)

Stiere wurden sehr viel später als Sinnbild der Pharaonen oder des Osiris begraben. Der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann meinte, dass es sich hier wohl um Opfergaben handelt, die Eindringlinge irgendwann später, als die Mumie des Königs längst geraubt war, in den Sarkophag geworfen hätten.

An den Wänden der Kammer fand Belzoni einige unleserliche Graffiti mit Holzkohle geschrieben, die ihm vollkommen unbekannt waren und ihre Umrisse waren kaum noch sichtbar, aber an der Westwand befand sich auch eine arabische Inschrift,  die er kopieren und übersetzen ließ. In fehlerhaftem Arabisch behauptete der Steinmetz "Muhammad Ahmad, im Beisein des El-Melik Othman und des Sultans (malik) Ali Muhammad" sie (die Pyramide, Plural) geöffnet zu haben" (nach Uvo Hölscher)

„Mohammed Ahmed, Steinmetzmeister, hat sie geöffnet; und Meister Othman war dabei; und der König Ali Mohammed zuerst (von Anfang an), bis sie geschlossen wurde. “
(Übersetzung von Mr. Salame - im Reisebericht Belzonis, S. 188)

eine andere Übersetzung:

„ Der Meister Mohammed Ahmed (Steinmetz) hat sie geöffnet; und der Meister Othman war bei der Öffnung anwesend sowie der König Ali Mohammed vom Anfang bis zur Schließung.“     

Graffiti an der Westwand der Grabkammer -  (Quelle: duMont-Reiseberichte)

Bereits 1837 war das Graffiti verschwunden, da es nur mit Holzkohle an die Wand  geschrieben war.

Heute ist von dieser Inschrift nichts mehr zu erkennen - schon Belzoni hatte hierzu bemerkt, dass die Buchstaben bei der geringsten Berührung zu Staub verwischten. 

Um der Nachwelt seine Anwesenheit in der Chephren-Pyramide zu dokumentieren, brachte Belzoni in riesigen, rauchgeschwärzten Lettern seinen Namen und das Datum der Entdeckung - 2. März 1818 - auf der Südwand an.

"Scoperta da G. Belzoni 2 mar 1818.“

 

 

(Bild: Thanks to Jon Bodsworth for public domain)

Von Innen her erreichte Belzoni dann schließlich auch die übrigen Gänge und die unterirdische Kammer der Pyramide. Nachdem nun auf diese Weise die Erforschung der zweiten Pyramide abgeschlossen war, zog Belzoni seine Mannschaft ab und begann mit der Erforschung der dritten Pyramide und versuchte dort ebenfalls die Nordseite freizulegen, was aber angesichts der vielen umherliegenden Granitblöcke, die von der Verkleidung stammten, aufgegeben werden musste.

 (Quelle für den obigen Bericht: DuMont-Reiseberichte / Belzoni)  

Schon bald nach der Bekanntgabe der Öffnung der Chephren-Pyramide begann die wissenschaftliche Untersuchung der Grabanlage. Perring und Vyse führten in den Jahren 1837-38 exakte Vermessungen durch und versuchten zugleich, noch weitere Gänge zu finden, wobei sie auf den Eingang zum unteren Grabschacht stießen, den sie im Pflaster des Pyramiden-Hofes freilegen konnten. Perring räumte bei seiner Suche auch den Fußboden der oberen Sargkammer weitgehend aus und versetzte den Sarkophag, den erst 1965 die Ägyptische Altertümerverwaltung wieder in seine ursprüngliche Lage zurückschob.

Mariette fand 1853 - bei seiner Suche nach dem angeblichen Grab des Königs Harmachis im Leib der Sphinx - ganz zufällig den Taltempel des Chephren und räumte ihn unter Einsatz von Schießpulver frei. Bei einer Neuvermessung des gesamten Grabungsgebietes 1881-82 durch Petrie, gelang es den Aufweg zwischen Tal- und Totentempel nachzuweisen. Die Erforschung der Chephren-Pyramide fand mit der von 1909-10 durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung der Ernst von Sieglin-Expedition unter Leitung von Georg Steindorf und Uvo Hölscher ihren Abschluss.

                       Erforschung des Pyramidenkomplexes in der Neuzeit:
1817 Caviglia versucht vergeblich in die Pyramide einzudringen.
1818 Der sogenannte obere Eingang der Pyramide wurde am 2. März von Belzoni entdeckt und er untersuchte auch den unterirdischen Pyramidenteil und entdeckte dabei einen prächtigen Sarkophag, der im Altertum allerdings zerstört worden war. 
1837 Howard Vyse und Perring führte am 9. März genauere Untersuchungen durch und entdeckte dabei den unteren Eingang.
1853 Mariette begann mit Grabungen am Taltempel, welche bis 1859 anhielten. Dabei gelang es ihm die berühmte Dioritstatue (Falkenstatue Kairo JE 100621) des thronenden Chephren zu entdecken und zu bergen.
um 1900 Der Italiener Alexandre Barsanti arbeitete an der Erforschung der Pyramide
1909/10 Eine systematische archäologische Untersuchung erfolgte erst durch die deutsche Ernst–von–Siegling–Expedition in den Jahren 1909/10 unter der Leitung von Georg Steindorf und Uvo Hölscher.
1929-35 Selim Hassan arbeitete in den 30ziger Jahren im Pyramidenbezirk
1960 A. Hafez Al del - Àl arbeitete an den Nebenpyramiden
1967 Der Physiker L. Alvarez von der Universität Berkely untersuchte mit einem  neuentwickelten Gerät mittels kosmischer Strahlung die Pyramide auf weitere Hohlräume und zeichnete monatelang Messdaten auf. Obwohl einer der Mitarbeiter Unregelmäßigkeiten durch Stromausfälle oder -Schwankungen wohl übertrieben als "wissenschaftlich unerklärbar" darstellte und damit zeitweise Schlagzeilen machte, wurden keinerlei Anzeichen von Hohlräumen in der Chephren-Pyramide entdeckt. 
1995-96 Das ägyptische SCA und Mark Lehner (Amerikanisches Giza Plateau Mapping Projekt) arbeitete am Totentempel des Chephren

 

Pyramidenbezirk:

Chephren ließ seine Pyramide auf einer Anhöhe südwestlich der Pyramide des Cheops  Die Pyramide ruht auf einer Terrasse, die etwa 10m in die Felsoberfläche eingehauen, in der Südostecke jedoch mit gewaltigem Mauerwerk hochgebaut wurde. Dadurch wurde die natürlich Neigung des Mokattamgebirges von 3 – 6° ausgeglichen.  

Es scheint so, als ob nicht nur die Pyramide selbst, sondern auch alle anderen Bauten der Pyramidenanlage vollendet worden sind. Es gibt keinerlei Anzeigen dafür, dass sein Nachfolger an irgendwelchen Bauten im Pyramidenbezirk beteiligt gewesen ist. 

Pyramidenbezirk:

Name der Pyramidenanlage Wr - #ajfRaw = „Groß (oder: die Größte) ist die Pyramide des Chephren“
Basislänge der Pyramide 215 Meter  (410 Königsellen)  ***
Neigungswinkel  53°10'
ursprüngliche Höhe 143,50 Meter (275 Königsellen)
heutige Höhe 136,40 Meter
Volumen 2.211.096 m²
Innere Kammern  2
Passagen  2 absteigende
Kultpyramide ja (G 2a)
Königinnenpyramide keine
Aufweg ja - 495 Meter lang

*** siehe dazu Wikipedia Alte Maße und Gewichte

Wie seit den Zeiten König Snofrus üblich, besitzt die Chephren-Pyramide ebenso wie ihre Vorgänger die Dreiteilung Taltempel, Aufweg und Totentempel. Um die Pyramide herum verlief ein geschlossener Umgang von 10,10m (= 20 Ellen) Breite, den man nur durch eine Pforte vom Totentempel aus betreten konnte. Der offene Hof war im Süden etwas breiter und war von einer mächtigen, steinernen Umfassungsmauer begrenzt.

In Höhe der mittleren Pyramidensüdseite befindet sich eine heute fast völlig zerstörte kleine Nebenpyramide (G 2a), die einst ebenfalls eine eigene Umfassungsmauer besaß. Zwar gab es keinerlei Spuren, die auf ein Begräbnis schließen ließ, meinten Maragioglio und Rinaldi, dass es sich hierbei um eine Königinnenpyramide für eine der Gemahlinnen Chephrens handeln muss. Heute geht die Vermutung aber dahin, dass es sich wahrscheinlich um die Kultpyramide des Königs handelt.

Weiter nördlich, westlich und südlich wurden die Reste einer megalithischen Wallanlage aus groben Kalksteinblöcken entdeckt entdeckt, die evtl. den gesamten Pyramidenkomplex in einem größeren Abstand umschlossen. Im Norden und Süden hatte sie von der Chephren-Pyramide einen Abstand von rund 130 m, im Westen von etwa 100 m. Genauere Aussagen über die ursprüngliche Höhe dieser Umfassungsmauer sind aufgrund des Befundes nicht möglich, da die einzelnen Mauerabschnitte sehr unterschiedlich gearbeitet sind. So ist die Nordmauer an der Basis über 8 m dick, die Westmauer nur 2,50 m und die Südmauer 3,38 m (Quelle: die ägyptischen Pyramiden/Karlheinz Schüssler/dumont Taschenbücher)

Innerhalb der westlichen Umfassungsmauer liegen unterhalb des bis zu 6 m tiefen Felseinschnitts Gräber für die Familienangehörigen des Königs sowie für Beamte. Eines der Gräber war für den Prinzen Nebemachet bestimmt, wie aus den Inschriften in der Felskammer hervorgeht.  

Westlich davon, aber außerhalb der sogenannten äußeren Umfassungsmauer, entdeckte Petrie Anfang der 80ziger Jahre des 19. Jh. die Überreste eines Baus, der lange - meist ostwestlich ausgerichtete Räume enthielt. Petrie vermutete, dass es sich hierbei um Arbeiterkasernen für die Pyramidenarbeiter handelte, wobei ihm Uvo Hölscher zustimmte und aufgrund der Abmessungen errechnete, dass hier vier- bis fünftausend Menschen in hundertundelf großen Räumen untergebracht gewesen seien. Die Untersuchungen von Dr. Zahi Hawass und dem amerikanischen Ägyptologen Mark Lehner weisen jedoch in eine andere Richtung. Sie sind der Meinung, dass es sich hierbei um keine Arbeitersiedlung handeln kann, sondern um Lager oder vielleicht auch Werkstätten zur Versorgung des Chephren-Pyramidenkomplexes (siehe: Mark Lehner/Geheimnis der Pyramiden/Orbis-Verlag 2002, S. 125)

Das Plateau mit dem Cheops-Chephren Steinbruch
 wo einige der großen Steine für die Pyramiden aus dem Felsuntergrund herausgebrochen wurden.

Autor:   Jon Bodsworth - www.egyptarchive.co.uk.
                                       über Wikimedia Commons
This file was transferred from Egypt Archive website under the license Copyright free. (aus dt. Wikipedia
Datei:   Giza-0051 Pyramid of Khafre
Autor:   Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY NC-SA 2.0

Neben dem direkt anstehenden Plateau, dessen Material sicher in den Pyramiden des Cheops als auch von König Chephren verwendet wurde, existieren natürlich weit größere Steinbrüche, die wohl im Südosten der Pyramide lagen. Die Steinbrüche aus denen die Steine für das Kernmauerwerk der Pyramide stammen, lagen wohl im Südosten der selbigen, der sowohl von Cheops als auch von Chephren ausgebeutet wurde. Mark Lehner bezeichnet ein weiteres Steinbruchgebiet, das auf der rechten Seite in östlicher Richtung des Chephren-Aufweges liegt als "Großen Steinbruch von Cheops und Chephren. Über die weitere Lokalisierung der Chephren-Steinbrüche bestehen unterschiedliche Auffassungen. Die Reste eines Tagesteinbruchs, nahe der Nordwestecke der Pyramide, stammt vermutlich aus der 19. Dynastie, als Prinz Chaemwaset (Sohn Ramses II.) Steine zur Restauration der Pyramiden und der Tempelanlagen benötigt hat – so Wolfgang Helck.  

Der Totentempel des Chephren grenzt nicht direkt an die Pyramide, sondern ist durch einen Flügel des Pyramidenhof von ihrer Ostwand getrennt. Der Grundriss ist ostwestlich orientiert und rechteckig und aus Kalkstein erbaut worden. Zum Totentempel gehörte des weiteren eine Gruppe von fünf Magazinkammern, welche auf dem Gelände zwischen fünf Kultkapellen (in denen sich ursprünglich wohl Königsstatuen befanden) und dem Opfersaal untergebracht waren. Dort wurden Kultgefäße und Opfergaben aufbewahrt, die bei den Zeremonien Verwendung fanden.

Im Norden und Süden befanden sich parallel zum Totentempel je zwei Bootsgruben, eine fünfte liegt parallel vor der Pyramidenumfassungsmauer nahe deren südöstlichen Ecke. Sie wurden in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts von Hassan entdeckt. Alle Gruben waren bei ihrer Entdeckung leer und sind zum größten Teil noch mit den Original-Kalksteinblöcken abgedeckt (Quelle Stadelmann/die Ägyptischen Pyramiden).

Ein fast 500 m langer, einst gedeckter und mit Reliefs dekorierter Aufweg, von dem heute nur noch seine Rampe sichtbar ist,  verband den Pyramidentempel mit dem südöstlich liegenden Taltempel. 

Der Taltempel des Chephren ist der besterhaltene Tempel des Alten Reiches und sein Mauerkern war aus riesigen Blöcken errichtet, der äußerlich auch ohne die Granitverkleidung das Bild eines massiven Felsquaders von 44,60 m Seitenlänge und 13 m Höhe bietet.

Die Pyramide war u. a. auch als Hafen gedacht, von dem man die Reise in die Unterwelt antrat. Die breite Terrasse östlich der Chephren-Pyramide besteht aus massiven bis zu mehrere hundert Tonnen schweren Kalksteinblöcken. Aus den Nordost- und Südwest-Ecken der Terrasse ragen riesige Piers, die wie Hellinge oder gigantische Docks aussehen, und zwischen den beiden Piers und dem Totentempel finden sich fünf in den Naturfels gehauene, enge schiffsförmige Gräben (Quelle: Mark Lehner, Geheimnis der Pyramiden, Orbis-Verlag/2002)

Pyramide des Chephren
- "Chephren ist groß" -

Der Kern der Pyramide besteht wie bei der Pyramide des Cheops aus Kalksteinblöcken, die aus den örtlichen Steinbrüchen stammen. Die waagerecht verlegten Steinlagen sind grob behauen, die Fugen sind sehr breit und zwischen den Blöcken fehlt oftmals der Mörtel. Der Pyramidenkern ist oftmals handwerklich deutlich schlechter ausgeführt als bei der Cheops-Pyramide. Die Chephren-Pyramide hat eine 15 m kürzere Seitenlänge als die Cheops-Pyramide (215,3 m = 410 Ellen), doch wurde mit der Wahl eines steileren Böschungswinkels (53° 10') eine Höhe von 143,9 m erreicht, so dann man nur 3 m unter der Höhe der Großen Pyramide blieb. 

Nordostseite der Chephren-Pyramide auf dem Giseh-Plateau bei Kairo,
Datei:    Giseh 16
Autor:    Olaf Tausch
Lizenz:   CC BY  3.0

Der Kern der Pyramide besteht wie bei der Pyramide des Cheops aus Kalksteinblöcken, die aus den örtlichen Steinbrüchen stammen. Die waagerecht verlegten Steinlagen sind grob behauen, die Fugen sind sehr breit und zwischen den Blöcken fehlt oftmals der Mörtel. Der Pyramidenkern ist oftmals handwerklich deutlich schlechter ausgeführt als bei der Cheops-Pyramide. Die Chephren-Pyramide hat eine 15 m kürzere Seitenlänge als die Cheops-Pyramide (215,3 m = 410 Ellen), doch wurde mit der Wahl eines steileren Böschungswinkels (53° 10') eine Höhe von 143,9 m erreicht, so dann man nur 3 m unter der Höhe der Großen Pyramide blieb. 

     Nordwestecke der Pyramide

Wegen des Hangs des Plateaus wurde diese Pyramiden Ecke ca. 10 M aus dem Felsen-Untergrund geschnitten (

Blick nach Süden auf die Felsausschachtung entlang der Westseite der Chephren-Pyramide. Rechts die ramessidische "Bruchbahn".

Datei:   Giza-0042 Pyramid of Khafre
Autor:   Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY NC-SA 2.0

Um das leichte Gefälle der Terrasse, auf der die Pyramide ruht, auszugleichen, wurden die Stufen der Nordwestecke der Basis etwa 10 m in die Felsgrund-Oberfläche eingehauen und die gegenüber liegende Südostecke mit gewaltigem Mauerwerk hochgebaut. Die waagerecht verlegten Steinlagen sind aus sehr großen, unregelmäßig behauenen Steinen gearbeitet, deren Fugen sehr breit sind und oft fehlt der Mörtel. Es ist deutlich sichtbar, dass der Pyramidenkern der Chephren-Pyramide handwerklich sehr viel schlechter ausgeführt wurde als bei der Cheops-Pyramide.

die nordwestliche Ecke der Chephren-Pyramide

 

Datei:   Giza-0045 Pyramid of Khafre
Autor:   Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY NC-SA 2.0

Schon Petrie hatte festgestellt, dass die beiden untersten Lagen der äußeren Verkleidung der Chephren-Pyramide aus Rosengranit bestanden hatte (siehe: Petrie "The Pyramids and Temples of Giseh,  1885" - neu herausgegeben v. Z. Hawass, London 1990). Maragioglio und Rinaldi waren aber der Meinung, dass nur die unterste Lage aus Granit wäre (wobei sie allerdings auf die große Menge von Granit in situ hinwiesen, das rings um die Pyramide verstreut lag. Bis heute ist die Zahl der wirklichen Granitlagen nicht eindeutig geklärt. Mark Lehner (Geheimnisse der Pyramiden, S. 122), Dieter Arnold (Lexikon, S. 203 f) und M. Verner (die Pyramiden, S. 257) gehen von einer Verkleidungslage aus Granit aus, während Rainer Stadelmann (die ägyptischen Pyramiden, S. 133) und Michael Haase ("Im Zeichen des Re" München 1999 - nach S. 96, Unterschrift zu Foto Nr. 24) zwei Lagen angeben.  (Quelle: Jürgen Becker in SOKAR Nr. 10 - 2005/Verlag Michael Haase, S. 33-36, Anm. 89). Karlheinz Schüssler hingegen schreibt ( "Die ägyptischen Pyramiden - Erforschung, Baugeschichte und Bedeutung" - Dumont Taschenbücher, Köln, 1983, S. 219"), Zitat: "Man verkleidete die Pyramide mit dem hellen Kalkstein aus den Brüchen von Tura; für die ersten zwei oder drei untersten Lagen hingegen nahm man den besodners harten Rosengranit aus Aswan." (Zitat Ende) - Jürgen Becker führt in der oben aufgeführten Pyramiden-Zeitschrift SOKAR Nr. 10 auf Seite 33 aus, dass er aufgrund seiner Recherchen der Meinung ist, dass "drei Lagen Hartgestein für den Verkleidungssockel" bestanden hätten.

casingstones shattered
(zerbrochene Verkleidungssteine)

 

Datei:   Giza-0052 Pyramid of Khafre
Autor:   Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY NC-SA 2.0

*

An der Spitze der Chephren-Pyramide haben sich lediglich Reste der ursprünglichen Verkleidung erhalten. Daran lässt sich gut feststellen, wie die Verkleidungsblöcke verlegt und mit dem Pyramidenkern verbunden waren. Das Pyramidion und zum Teil auch der Gipfel der Pyramide existieren heute nicht mehr, während aber die vier obersten Kalksteine noch erhalten sind und die Verankerung des Pyramidions aufzeigen.       

Wegen der in jüngerer Zeit deutlich erkennbaren Erosionsspuren an der verbliebenen Kalkstein- Verkleidung an der Spitze der Chephrenpyramide wurde diese gründlich von italienischen Fachleuten untersucht. Das Team stellte bei diesem Anlass fest, dass die Eckkanten des erhaltenen Verkleidungsrestes nicht gradlinig verlaufen, sondern dass einfache Eckblöcke in verschiedene Richtungen abgedriftet sind. Mittels einer Computersimulation wurde diese Besonderheit bestätigt und man ermittelte "seismische Ursachen" für diese Verschiebungen (Erdbeben), die im Alten Ägypten wie auch im heutigen keine Seltenheit waren. (Quelle: Miroslav Verner: Die Pyramiden, Rowohlt, Reinbek 1999, S. 254-264)

               Spitze der Chephrenpyramide 
Reste der ursprünglichen Verkleidung aus feinem Tura-Kalkstein sind noch vorhanden.

Blick auf die verblieb. Verkleidungssteine an der Spitze.
                - Abbruchkante Nordost-Ecke -
 Deutlich zu sehen sind die dahinter liegenden "Backing Stones". Die Verkleidungsblöcke an der Spitze sind mit rund 50cm Dicke viel kleiner als die an der Basis.

Datei:    Alig Khafre Pyramid top
Autor:    Aligatorek
Lizenz:   CC BY-SA 3.0
      Bild: Peter Alscher, Amberg

 

Substruktur der Pyramide:

 

       Pyramidengrundriss

A:   Oberer Eingang
B:     Unterer Eingang
C:     Obere absteigende Passage
D:     untere absteigende Passage
E:      untere Galerie
Ea:    Verbindungskorridor
F:      Zugangskorridor zur Grabkammer
G:      Grabkammer
H:      Grabräuberstollen

Grundriss: MONNIER Franck/Bakha/GDK
                   bearbeitet von Nefershapiland

       
(Der Nutzungsrechtsinhaber Franck Monnier hat dieses Werk als public domain gestellt.)              

 

Pyramideneingänge:

Dass es bei der Errichtung der Chephren-Pyramide im frühen Baugeschehen zu einem geänderten Plan gekommen sein muss, zeigen die beiden Eingänge an der Nordseite, von denen sich einer im Boden vor der Nordkante befindet und der zweite (von Belzoni entdeckte) - sicher der später entstandene Eingang - in der Nordflanke des Bauwerks liegt.

         Eingänge der Chephren-Pyramide

Der ältere Eingang ( 1 ) befindet sich heute im Pflaster des Pyramidenhofes - der jüngere (von Belzoni entdeckte) Eingang ( 2 ) liegt 11,48 m über dem 1. Eingang  in der Nordwand der Chephren-Pyramide Die beiden Stollen (rechts) ( 3 ) haben Grabräuber angelegt.

Datei:   Khafre's Pyramid
- Photo taken on July 18, 2005 -
Autor:   Kormoran (Wikimedia Commons)
Lizenz:
CC BY-SA 3.0

Veränderungen:
Markierungen eingefügt von Margret Pirzer
20. 11. 2014

 

Über die Frage, warum die Chephren-Pyramide zwei Eingänge besessen hatte, sind die Gelehrten sich nicht einig - es werden verschiedene Hypothesen diskutiert:

Ursprünglich war eine viel kleine Ausführung der Pyramide geplant, in welcher die als Grabkammer 
vorgesehene Felsenkammer im Zentrum der Pyramide stände, wobei aber die Anordnung des Kammersystems und
die Eingänge nicht im Einklang mit dem Bauschema während der 4. Dynastie ständen.

Gegen die Annahme einer anfänglich kleineren Pyramide spricht aber lt. Rainer Stadelmann (Rainer Stadelmann/
die ägyptischen Pyramiden, S. 131) , dass der ansteigende Korridor entweder ebenerdig oder außerhalb der Pyramide geendet hatte, was für die Pyramiden der 4. Dynastie ungewöhnlich wäre.  Es ist aber wahrscheinlich, dass diese Planung schon im Anfangsstadium des Pyramiden-Baus aufgegeben wurde und ein neuer Eingangsstollen über dem ersten angelegt wurde.

Edwards vertrat die Auffassung, dass man in einer ersten Bauplanung einen Pyramidenbau ca. 70 m weiter 
nach Norden plante, wobei die Felsenkammer sich dann genau in der Mitte befände. Allerdings entspräche der 
östliche Zugang dann nicht mehr den damals bekannten Vorgaben der 4. Dynastie (
Edwards, Pyramids, Seite 154).

Die beiden italienischen Forscher Maragiolio und Rinaldi stellten die Hypothese auf, dass man ursprünglich 
eine größere Pyramide plante mit einer Basislänge von 470 Ellen. Diese Auffassung geht auf den Fund von
größeren Fundamierungen von bis zu 44,6 m von der heutigen Basislinie der Pyramide zurück, die man im Bereich ihrer nordöstlichen und südöstlichen Ecke entdeckte. Nach neuerer Auffassung über Ausschachtungsarbeiten am nördlichen
Felsrand, sind diese aber erst in ramessidischer Epoche erfolgt, wodurch die Auffassung der beiden Italiener von einer viel größeren Pyramide wohl nicht mehr aktuell ist (
siehe hierzu: Becker Chephren 1, S. 12)

Auch Jürgen Becker geht von der Planung einer ursprünglich größeren Pyramide aus, die "eine um jeweils 48 Ellen nach 
Norden und Osten erweitere Grundfläche gehabt hätte", wobei sich der Grabgang genau in der Nordsüd-Achse und der
heutige im Hofpflaster liegende untere Eingang sich dann in der Nordwand befunden hätte (
Quelle: Anmerk. Becker/Chephren 1, S. 14  in Müller-Römer "Pyramidenbau mit Rampe und Seilwinden"/Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der 
Ludwig-M.-Universität München v. 2007, S. 82)

Der Grabräubertunnel:

Ein sog. "Grabräubertunnel" befindet sich in der Mitte der Pyramiden-Nordseite. Dieser beginnt ca. 8-8,50 m über der Pyramidenbasis und endet kurz hinter der Blockier-Vorrichtung des horizontalen Ganges.  Durch diesen "Tunnel" gelangt es den frühen Grabräubern, die aus Granit bestehende Verkleidung des absteigenden Korridors und den darin befindlichen Blockierstein zu umgehen. 

Nach den Beobachtungen von Belzoni aus dem Jahren 1818 kam es bei der Freilegung des Grabräuberganges immer wieder dazu, dass loses Gestein von der Decke herabstürzte, wobei es sich lt. Lehner evtl. um das Füllmaterial einer Kernstufe handeln könnte.

Unteres Korridorsystem:

Der untere Eingang ( 1 ), der 1838 von J. S. Perring entdeckt und aufgesprengt wurde, ist gänzlich 2,60 m von der nördlichen Pyramidenbasis aus dem Felsuntergrund geschlagen und wird heute als Eingang für die Touristen genutzt. Er öffnet den Weg in einen zunächst absteigend, dann horizontal und schließlich ansteigenden Gang. Der Befund im unteren Korridor zeigt anhand seiner Maße lt. einigen Ägyptologen Hinweise auf eine anfängliche größere Pyramide.

Der amerikanische Ägyptologe Mark Lehner ist der Meinung, dass "ein früherer Plan für eine breitere Pyramide wegen der Einheitlichkeit von Terrasse, Umfassungsmauer und Grundfläche schwer vorstellbar ist". Er meint, dass es "wahrscheinlicher ist, dass man sich während der Bauarbeiten nicht recht für eines der beiden Korridorsysteme entscheiden konnte oder wollte". (Quelle: Lehner/Geheimnis der Pyramiden/Orbis-Verlag). 

Der untere Eingangsschacht ( 1) tritt mit einen Neigungswinkel von 21° 40' in den anstehenden Felskern ein, wobei die Maße des Korridors von 1,05 Breite ( 2 Ellen) und 1,19 m in der Höhe denen in der 4. Dynastie gebräuchlichsten entsprechen. Nach einer Strecke von 34,15 m wird der Gang horizontal zu einer Galerie und wird auf 1,84 m erhöht, wobei am Übergang eine Fallsteinvorrichtung eingebaut war, die bereits von Belzoni zertrümmert vorgefunden wurde. 

Hinter der Fallsteinvorrichtung tut sich eine in den Felsen gehauene Nebenkammer mit Giebeldach auf, deren Zweck unklar ist. Mark Lehner (Geheimnis der Pyramiden, S. 123) äußert die Vermutung, dass es sich evtl. um eine "serdab-Kammer", vergleichbar mit der fälschlich als "Königinnenkammer" bekannten in der Cheops-Pyramide, handeln könnte oder aber auch nur als bloßes Opfergabenmagazin gedient haben könnte. 

Wozu diese nachträgliche Verbindung der beiden Korridorsysteme gedient haben könnte, ist umstritten. Einige Gelehrte vertreten die Ansicht, dass über diese Verbindung ein bereits in der unteren Kammer befindlicher königlicher Sarkophag in die neue Grabkammer transportiert wurde. 

Über das obere Gangsystem wäre es unmöglich gewesen, den Sarkophag in die Sarkophagkammer zu transportieren, da er im Übergang von absteigenden zum horizontalen Korridor steckengeblieben wäre. 

(Zeichnung: Datei: Chephren-Axon embranchement.jpg, 
Autor: HoremWeb;Grat
Lizenz: derived from a work declared to be in the public domain - aus der ungar. Wikipedia

Der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann deutet in seinem Buch ((Quelle: Rainer Stadelmann/die ägyptischen Pyramiden, S. 130) an, dass den Baumeistern bei der nachträglichen Verbindung der beiden Korridore offenbar ein Messfehler passiert war - wobei man von oben nach unten gleichzeitig gearbeitet und sich dabei verpasst hatte. Danach hat man das fehlerhafte Verbindungsstück anschließend wieder ausgemauert.

 Unteres und oberer Kammersystem im Schnitt und Draufsicht  

In der Mitte der unteren waagerechten Kammer öffnet sich in der Westwand eine kurze Passage zu einer kleinen Kammer von 3,12 m (6 Ellen) Breite und 10,41 m (19,5 Ellen) ostwestlicher Länge mir einem 2,51 m (5 Ellen) hohen Giebeldach.  Der Boden, die Wände und die Decke der Felskammer waren verputzt, auch an den Wänden dieser Kammer befanden sich Graffiti.

  Zeichnung: franck monnier d'après John Shae perring 
(operations carried on at pyramids of gizeh) et maragioglio et rinaldi)
 - The copyright holder of this work, release this work into the public domain. -          

Nach weiteren 15,75 m endet das erhöhte Gangteil, wird wieder nur 2 Ellen hoch und steigt 22,40 m im Winkel von 24° 40' an, bis er auf den oberen Korridor trifft (Quelle: Rainer Stadelmann/die ägyptischen Pyramiden)

Die Felsenkammer:

Der Zweck der sog. "Felsenkammer" ist in Übereinstimmung mit der bisher veröffentlichten Forschung bislang unklar. Sie galt seit Petrie zunächst als eine Bestattungskammer oder als kgl. Grabkammer, in der ein Sarkophag eingebracht werden sollte - auch nach Uvo Hölscher war die Felsenkammer in der ursprünglichen Planung die planmäßige Grabkammer, die bereits den Sarkophag enthielt, der aber nach einer Planänderung durch einen Verbindungs-Korridor später in die neu angelegte Grabkammer überführt wurde. Durch diese Planänderung besaß die Felsenkammer keine Funktion mehr und wurde mittels einer Fallsteinvorrichtung von der unteren absteigenden Passage stillgelegt.

 Nach Ansicht von Maragioglio und Rinaldi war die Felsenkammer als evtl. Reserve-Grabkammer (d. h. als planerisch für eine vorzeitige Bestattung vorgesehene Kammer bei einem Ableben des Königs vor der Fertigstellung der eigentlichen Grabkammer) vorgesehen - wobei die Aufstellung eines Sarkophages evtl. aber nicht vorgenommen wurde. Nach der Fertigstellung der neuen Grabkammer bestand die Funktion der Felsenkammer die eines Lagerraumes für Teile der Grabausstattung. 

Nach Rainer Stadelmann (die ägyptischen Pyramiden, Ph. v. Zabern-Verlag, 1985, S. 131) Zitat: "....In dem ersten Plan kann diese Kammer aufgrund ihrer Lage nur eine Vorkammer gewesen sein, die eigentliche Grabkammer wäre in der Fortsetzung des erhöhten Korridors zu konstruieren gewesen." 

Nach Michael Haase (Herausgeber der Zeitschrift SOKAR) ist es am plausibelsten, dass die (Zitat:) "...... Felsenkammer in Erstplanung eine Art Vorkammer unbestimmter Funktion war. Nicht auszuschließen, dass die Felsenkammer in realisierter Planung "eine ganz bestimmte Funktion" hatte, (und) im Prinzip nur mit der Bestattung im Zusammenhang" gestanden haben kann." (Zitat Ende) -  (siehe dazu: Jürgen Becker/die Chephren-Pyramide, 2. Teil in SOKAR Nr. 9 2004 - Verlag Michael Haase, S. 22-23)

Oberes Korridorsystem:

Der obere Eingang in die Chephren-Pyramide wurde 1818 von Giovanni Belzoni entdeckt. Der Zugang befindet sich 11,5  Meter über der Erde in der Nordwand der Pyramide und führt zunächst absteigend in den natürlichen Felskern, wo er horizontal wird.  Die Abmessungen des absteigenden Korridors betragen wie die des unteren 1,05 m in der Breite (= 2 Ellen) und 1,19 m in der Höhe. Decken, Wände und Boden des gesamten schrägen Ganges und ein kurzer Teils des waagerechten Ganges waren mit Rosengranit verkleidet

Am Ende des absteigenden Ganges befindet sich eine Fallsteinvorrichtung aus Rosen-Granit, die den Zugang zum horizontalen Übergang versperren sollte. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme gelang es den späteren Grabräubern aber, einen Tunnel zu graben, mit dessen Hilfe sie den gesondert gesicherten horizontalen Korridorteil umgehen konnten. Die zerstörten Reste des Fallgatters befinden sich noch an Ort und Stelle.  

Knapp unter dem Bodenniveau öffnet sich nach wenigen Metern eine Galerie, ähnlich der im unteren Gangsystem, von 1,78 m (3,5 E) Höhe, die nach 8,61 m den vermauerten Abstieg zur unteren Galerie überquert und nach insgesamt ca. 56 m die eigentliche Sargkammer erreicht (Maße nach Stadelmann).

Übergang vom unteren zum oberen Korridor
Bild:     "04 khafre passage" (public domain)
Autor:   Jon Bodsworth - www.egyptarchive.co.uk.
                                       über Wikimedia Commons

 

Unteres und oberes Korridorsystem der Chephren-Pyramide

Plan: Copyright Nefershapiland nach Maragioglio und Rinaldi (L'Architettura delle Piamidi Menfite, Bd. IV. Turin/Rapallo 1965)

 

Die Grabkammer:

 

       Grabkammer der Chephrenpyramide
Westlicher Bereich der Grabkammer - 

Die nach oben offene Kammer mit ost-westlicher Ausrichtung misst 14,14 x 5 m und hat eine Höhe von 6,83 m. Nach oben wurde die Sarkophagkammer durch ein Giebeldach, bestehend aus mächtigen schräg liegenden Kalksteinbalken geschlossen, welche die Last der darüber liegenden Pyramidenmasse auf den Felskern ableiteteten. Die Dachbalken weisen den gleichen Winkel wie die Außenflächen der Pyramide auf. Die Wände der Kammer bestehen aus gewachsenem Fels.

(Bild: Thanks to Jon Bodsworth for public domain)

Die ost-westlich orientierte Grabkammer liegt zentral am Boden der Pyramide und ist mit Ausnahme der Decke vollkommen aus dem Fels herausgehauen und roh verputzt und besitzt - wie schon bei ihren Vorgängerbauten - einen rechteckigen, ostwestlich ausgerichteten rechteckigen Grundriss von 4,99 m x 14,15 m und 6,83 m Höhe. Da dieses keine "Ellenmaße" sind, mutmaßen die Forscher, dass die Kammer nach dem ursprünglichen Plan mit Granit verkleidet werden sollte - dieses aber aus unerfindlichen Gründen unterblieb. 

    Grabkammer der Chephrenpyramide
Isometrische Ansicht der Sarkophagkammer 
Datei:   Khephren-axono-chambre.jpg
Autor:    Franck MONNIER 
        
   (monnierfranck@hotmail.com) -
Lizenz:  
CC BY-SA 3.0

Die Kammer war von oben in den gewachsenen Felskern eingetieft worden - wobei das mächtige Giebeldach aus Kalksteinplatten aber schon in den oberirdischen Steinblöcken liegt und die Last der darüberliegenden Pyramidenmasse auf den Felskern ableiten sollte. 

     Grabkammer der Chephrenpyramide
        - Decke der Grabkammer -
Bild: PiramideKefren-interior-detalle 01.JPG
Autor:   Hispalois
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Die Grabkammer liegt im rechten Winkel zur Achse des Gangsystems. Aus diesem Grund befand sich der Sarkophag ganz nahe der Nord-Süd- und der senkrechten Pyramidenachse. Der westliche Teil der Sarkophagkammer besaß ein Kalkstein- und Granitpflaster, während der östliche roh belassen wurde, woraus der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann (ehem. Direktor am Deutschen Archäologischen Institut Kairo - DAIK) auf eine evtl. Teilung der Kammer durch eine Holzgerüstwand schließt, deren Pfostenspuren noch erkennbar sind (Quelle: die ägyptischen Pyramiden - Ph. v. Zabern-Verlag 1985). Bedauerlicherweise haben Perring und Vyse 1837/38 den Fußbodenbelag der Kammer bei der Suche nach weiteren Kammern, ähnlich denen der Mykerinos-Pyramide, aufgerissen und die Kammer dabei schwer beschädigt.

    Grabkammer der Chephrenpyramide
         - Boden der Grabkammer -
Bild:     Interior o Khafra-Pyramid, Egypt
Autor:   Hispalois (30.3.2006)
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Der 2,64 x 1,07 x 0,97 m große schlichte Sarkophag besteht aus schwarzem Hartgranit und wurde 1818 von Barsanti (einem Mitarbeiter von Belzoni) nahe der westlichen Schmalseite etwas versenkt in dem sehr dicken Granitpflaster gefunden. Er gleicht dem des Cheops. Der Deckel war einst mit Metallstiften fest in der Sarkophagwanne verankert worden (lt. M. Verner evtl. eine Schiebevorrichtung ?) und ist beim gewaltsamen Öffnen (evtl. seitens der Grabräuber) in zwei Teile zerbrochen (siehe G. Belzoni, Voyage en Egypte et en Nubie, Paris 1979, 203-209; Hölscher op. cit. 63-64). Heute hat man den Deckel wieder zusammengesetzt und schräg auf den Sargrand aufgestützt.

Ein kleiner Schacht im Boden barg wahrscheinlich die Kanopen.

 Sarkophag aus schwarzem Hartgranit

Der Sarkophag misst 2,62 m in der Länge und 1,06/1,07 m in der Breite und 1,18 m in der Höhe (ohne Deckel 0,97 m). Der Sarkophagdeckel konnte in eine schwalbenschwanzförmige Nut der Sargwanne eingeschoben werden, und mittels  Metallstiften fest ihr verankert werden.

Bei seiner gewaltsamen Öffnung zerbrach der Deckel in zwei Teile. Heute ist der Deckel wieder zusammengefügt und liegt auf schrägen Stützen auf dem Sarkophag auf.
Von den sterblichen Überresten des Chephren oder seiner Grabausstattung sind keinerlei Spuren gefunden worden.

(Bild: Thanks to Jon Bodsworth for public domain)

        Sarkophag aus schwarzem Hartgranit  
                   - Detail der Sarkophag-Wanne -
Bild:      Detail of the sarcophage
Autor:   Hispalois
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Wie bei Cheops befinden sich auch in der Chephren-Pyramide sehr hoch oben in der Nord- und Südwand der Grabkammer sog. "Luftschächte", deren rechteckige Anfänge 24 x 30 cm messen. Diese schachtähnlichen Öffnungen weisen eine Tiefe von nur ca. 30 cm auf und wurden dann aufgegeben. Es besteht lt. M. Verner (die Pyramiden/Rowohlt-Verlag 1998) die Möglichkeit, dass es sich hierbei nur um "kurze horizontale Öffnungen, die möglicherweise zur Befestigung einer Holzkonstruktion innerhalb des Grabes gedient haben" handelt (siehe weiter oben: Stadelmann / Holzgerüstwand). 

Totentempel:

Der heute weitgehend zerstörte Totentempel des Chephren lag vor der Ostseite der Pyramide, aber noch außerhalb der Pyramidenumfassungsmauer und des Pyramidenumgangs. Er ist nicht an die Pyramidenwand angebaut, wie wir es von den anderen Anlagen her kennen, sondern hat zur Pyramidenbasis einen Abstand von mindestens 13,50 m. Leider wurde dieser Tempel durch alle späteren Epochen hindurch als Steinbruch benutzt und daher ist von diesem nicht mehr viel übriggeblieben. 

Der aus Kalkstein erbaute Totentempel des Chephren ist größer als die früheren und weist einen ostwestlich orientierten, r Grundriss auf. Der rechteckige Bau ist 56 m (100 Ellen) breit und 111 m (200 Ellen) lang. Sein Kernmauerwerk bestand aus riesigen Blöcken von bis zu 200-400 t Gewicht. Das Mauerwerk war von außen mit Turakalkstein abgedeckt und der Sockel der Außenmauern bestand aus Granit. Die inneren Raumwände waren mit fein poliertem Kalkstein aus den Steinbrüchen von Tura und poliertem Rosengranit aus Assuan ausgekleidet sowie mit farbigen Reliefdekorationen versehen. Der Fußboden in den wichtigsten Räumen war mit Alabasterplatten gepflastert. Die Pfeiler des Hofes bestanden ebenfalls aus Granit. Bruchstücke beweisen, dass der Tempel mit zahlreichen Statuen des Königs versehen war, von denen einige 3,75 m hoch gewesen sein sollen.

              Totentempel des Chephren

Man betrat den 111 m langen (von Ost nach West) und 45 m breiten Tempel vom östlichen Aufweg her.

Bild:      franck monnier d'après Borchardt, 
              Steindorff et holscher (Wikimedia Commons)

Lizenz: 
gemeinfrei - bearbeitet von Nefershapiland

Der Totentempel besitzt in seiner Struktur einen echten architektonischen Fortschritt zu denen seiner Vorgänger. Chephrens Totentempel enthält mit seinem komplexen Raumprogramm erstmals alle fünf grundsätzlichen Elemente, deren Zusammenstellung als letztes im Totentempel des Sahure in Abusir in Vollendung zur Norm werden sollte.

Eingangshalle

Breiter Säulenhof

Fünf Nischen für Königsstatuen

Fünf Magazinkammern

Allerheiligstes - Stelenpaar oder Scheintür oder beides


Zwar blieb vom Totentempel nur wenig übrig, trotzdem gelang es Uvo Hölscher eine Rekonstruktion des Grundrisses zu erstellen.

                      Eingangsbereich des Totentempels

 

                  Der Hof des Totentempels Chephrens. 
Auf dem Hof-Boden befinden sich noch Bruchstücke der roten Granit-Säulen.
Bild:      Khafre mortuary entrance.jpg
Autor:  
HoremWeb
Lizenz: 
GNU Free Documentation License Version 1,2
Bild:       Khafre's mortuary yard.jpg
Autor::   HoremWeb

Lizenz:    GNU Free Documentation License Version 1,2

 

        Blick auf den hinteren Bereich des Totentempels
    - Reste der Statuenkammern hinter dem offenen Hof -
    Fünf Magazinräume im hinteren Teil des Totentempels
Bild:       Khafre's statue chambers.jpg
Autor::   HoremWeb

Lizenz:    GNU Free Documentation License Version 1,2
Bild:       Khafre's 5 storage rooms.jpg
Autor:    Horem Web

Lizenz:    GNU Free Documentation License Version 1,2

Der vom Taltempel heraufführende Aufweg mündet aufgrund der Bodengegebenheiten nicht in der Mitte der östlichen Tempelfront des Totentempels, sondern über einen schmalen Gang seitlich versetzt in der südlichen Hälfte der Fassade in einem Querraum (Eingangshalle), dessen Dach von zwei vierkantigen Pfeilern aus Rosengranit getragen wurde. Auch die Wände hat man aus Rosengranit errichtet - wobei im Kontrast dazu der Bodenbelag mit weißen Alabasterplatten belegt war (Quelle: Karlheinz Schüssler, die ägyptischen Pyramiden, dumont-Taschenbücher). Nördlich und südlich von diesem Vorraum (Vestibül) befinden sich einige kleinere Kammern, die man für Magazine hält. Lt. M. Verner stellte Ricke in Plan und Ausführung der kleinen Magazin-Räume (oder serdabs) auffallende Ähnlichkeiten zum Taltempel fest und hielt sie für eine Art Wiederholung. Aus diesem Grund bezeichnete er den Ostteil als "Vortempel" und dem verbleibenden Bereich als "Verehrungstempel". 

Über eine zentrale Pforte gelangte man in eine quergelagerte T-förmige Pfeilerhalle mit 14 Granitpfeilern, die sich in drei Reihen von je acht, vier und zwei Pfeilerstellungen nach Westen hin verjüngte (Quelle: Stadelmann: die ägyptischen Pyramiden). Von der südlichen und nördlichen Schmalseite aus zweigte je ein schlauchartiger Korridor nach Westen in das dicke Mauerwerk ab, die Uvo Hölscher für  Statuenserdabs hielt und in denen er das kostbare Statuen aus Hartgestein vermutete, für deren Abtransport man später von außen her Breschen durch das massive Mauerwerk geschlagen hatte (Quelle: Rainer Stadelmann, ägyptische Pyramiden). Lt. Stadelmann sind aber Statuenserdabs in königlichen Totentempel unbezeugt.

         Seitenkammer oder Statuenkammer
Weiter nach Norden gelangt man in einen weiteren Trakt, bestehend aus vier Kammern, deren Boden und Wände aus Alabaster bestehen. Ricke hält diese Kammern für Schreine, die für die Eingeweide des Königs gedacht waren.
Von der nördlichsten Kammer aus geht nach Westen ein schmaler blinder Gang ab.  

Der Ägyptologe Uvo Hölscher vermutete in ihnen Statuen-Serdabs, in denen sich Königsstatuen aus kostbarem Hartgestein befunden hätten. Für deren Abtransport hätte man später von außen her Breschen durch das massive Mauerwerk geschlagen. Dies ist jedoch wenig wahrscheinlich, da solche Statuen-Serdabs in königlichen Totentempeln nicht bezeugt sind, denn sie wiedersprechen dem Prinzip des Kultes an Königsstatuen, die frei zugänglich stehen mussten. Sollte es zutreffen, dass es sich bei diesen Kammern um Serdabs handelt, so wären sie von einer Art, wie sie in königlichen Totentempel ansonsten unbekannt sind.

Datei:     Khafre mortuary side chamber.jpg
Autor:    HoremWeb
Lizenz:   GNU Free Documentation License Version 1,2

Durch ein Tor im hinteren Bereich der breiten Pfeilerhalle (breite Halle) gelangte durch nach einem kurzen Korridor in eine eingeschnittene Längshalle, die "tiefe Halle", mit ihren zwei Pfeilerreihen zu je fünf Pfeilern. Evtl. war die "tiefe Halle" ähnlich wie die Längshalle des Taltempels ebenfalls ganz mit Granit verkleidet, aber undekoriert geblieben. Der Fußboden war ebenso wie in der Vorhalle und im offenen Opferhof mit Alabasterplatten ausgelegt.

Nach Westen hin öffnet sich der große, offene Verehrungshof, der in der Mitte des Totentempels liegt und nordsüdlich orientiert ist. Als einziges Element des Totentempels besaß er kein Dach. Er war quergelagert und zog sich über die ganze Breite des Tempels hin. An seinen beiden Seiten verlief ein überdeckter Pfeiler-Umgang, dessen flache Deckenplatten aus Kalkstein von breiten Rosengranitpfeilern gestützt wurden und dessen Wände einen Granitsockel besaßen, über dem sich reiche Reliefdarstellungen befanden, von denen aber nur noch Fragmente gefunden wurden. 

"Die granitumhüllten Säulen waren so breit, dass sie wie Brückenpfeiler um den Hof standen. Vor ihnen standen 12 Statuen in Gruben oder Halterungen im weißen Alabasterboden, wobei Uvo Hölscher meinte, dass es sich hierbei um Standbilder des Königs als Osiris handelten  Herbert Ricke rekonstruierte sie aber als Sitzstatuen des Königs mit einem "nemes-Schal". 

Lt. Mark Lehner ergaben seine Ausgrabungen der "Arbeiterkasernen" westlich der Chephren-Pyramide einen Anhaltspunkt, der uns veranlassen sollte, die Form dieser Statuen neu zu überdenken. Es zeigte sich nämlich, dass diese Galerien (Arbeiterkasernen) keine Wohnstätten, sondern eine königliche Werkstatt waren. U. a. fanden Lehner und sein Team ein Fragment eines Königsmodells mit der Krone des Südens samt Stützsäule, deren Bemalung, Granit imitierte. Die Säule ragte wie ein umgekehrtes "L" über die Krone - gleiches gilt für das Kolonnadendach über den Säulen des Hofes von Chephrens Totentempel. 

Interessanterweise gibt es eine ganze Reihe die Krone des Südens tragende königliche Schreitfiguren, die von Ramses II. usurpiert wurden, aber von viel früher stammen. Ihre Sockel passen genau in die Halterungen im Hof des Chephren Totentempels. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob sie wirklich von dort stammen."

(nach Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, Oris-Verlag, S. 125)

In der Mitte des Hofes stand offensichtlich ein Altar, auf dem die Priester die Opfer für den Statuenkult darbrachten - wie man aufgrund der hier gefundenen Überreste eines kleinen Entwässerungskanals vermuten kann (lt. Verner: die Pyramiden). 

Durch eine Tür im Westflügel des Umgangs gelangt man zu fünf weiteren Pforten, die zu einem querliegenden Korridor und den fünf schwer beschädigten Statuenkapellen führen. Auffällig ist, dass die mittlere Nische breiter als die seitlichen ist, was lt. Rainer Stadelmann (die ägyptischen Pyramiden) der Annahme widerspricht, dass in diesen Kapellen einst Königsstatuen standen, "die jeweils einem der fünf dogmatischen Königsnamen zuzuordnen seien". Er vermutet eher, dass man anhand "der Länge der Kapellen an Barkenräume denken kann". 

Hinter den Statuenkammern befinden sich westlich davon noch fünf Magazin-Räume, die wohl den fünf Kapellenräumen zugeordnet werden können. Dort wurden wahrscheinlich Kultgefäße und Opfergaben aufbewahrt, die bei den Zeremonien Verwendung fanden.

Im hintersten Teil des Totentempels und an seinem westlichsten Ende liegt ein nordsüdlich orientierter Querraum, in dessen Mitte eine breite Nische den Ort der Scheintür markiert, welche genau in der Tempelachse lag. Dieser sehr schmale und lange Raum ist der eigentliche Totenopferraum - die Kultstätte, an welcher der dauernde Totenopferkult vollzogen wird. Der tote König kann durch diese Scheintür aus seinem Grab in den Tempel gelangen und an den Opfern teilnehmen. Einige Ägyptologen zweifeln jedoch an dieser Totenopferraum-Zuweisung und verweisen dabei auf die geringe Breite des Korridors.

Über einen leicht ansteigenden Korridor auf der Nordseite des Totentempels wird der Verehrungshof (Breiter Hof) und der westliche Tempelteil umgangen und man gelangt direkt in den Pyramidenumgang. Parallel zur Nord- und Südwand des Totentempels befinden sich außerhalb des Tempels je zwei Schiffsgruben - eine fünfte findet sich weiter südlich und parallel zur Pyramidenumfassungsmauer - evtl. war eine sechste geplant. Sie sind in Bootsform in den Fels geschlagen. Die Abdeckplatten von zwei der insgesamt fünf bekannten Gruben waren offensichtlich unangetastet. Aber alle Bootsgruben wurden bei ihrer Entdeckung leer aufgefunden.

Aufweg:

Der Totentempel des Chephren ist mit dem Taltempel durch einen 484,60 m (496,60 m nach Chr. Tietze in "die Pyramide" Arcus-Verlag/Ausstellungskatalog) langen und ca. 4,57-450 m breiten Aufweg verbunden. Er überwindet einen Höhenunterschied von mehr als 45 m (nach Verner: ca. 46 m) und diente anfangs als Transportweg zum Heranschaffen des für die Pyramide benötigten Baumaterials. Der Aufweg, der heute nur noch in Resten vorhanden ist, verläuft anfänglich im Osten auf dem Felsabbruch, welcher die Grenze des Cheops-Steinbruchs bildet. Viele Ägyptologen vermuten, dass es sich um einen gedeckten Korridor aus Kalkstein gehandelt hat, der innen vielleicht mit Reliefs verziert und außen mit Blöcken aus Rosengranit verkleidet war. Vom Oberbau ist heute nichts mehr erhalten, außer ein paar vereinzelter Blöcke aus Turakalkstein von den Wänden und der Pflasterung. Die Wände aus weißem Tura-Kalkstein waren außen geböscht, innen aber lotrecht - was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass sie reliefiert waren bzw. werden sollten, wofür auch die Abdeckung des Aufweges spricht (Quelle: Rainer Stadelmann/die ägyptischen Pyramiden). Es sind zwar bis heute - an den noch teilweise erhaltenen Seitenwänden am östlichen Ende des Aufweges - keine Dekorationen gefunden worden, aber man nimmt an, da nach Herodots Bericht schon der Aufweg Cheops Darstellungen enthielt, dieses auch für den Aufweg des Chephren zutreffen müsse.

Der Chephren-Aufweg ist in seiner Mitte untertunnelt. Dieses hatte den Zweck, den Handwerkern und Priestern der Nekropole das Durchqueren der nördlichen und südlichen Hälfte des Pyramidenbezirkes zu ermöglichen. 

Der Pfad des Aufwegs verläuft nicht gerade auf der Ostwest-Achse der Chephren-Pyramide und des Totentempels, sondern wurde nach Süden verschoben, weil lt. Miroslav Verner Rücksicht auf die Große Sphinx zu nehmen war und der Taltempel daher leicht versetzt errichtet wurde. Ein in den Fels getriebener Korridor trennte ihn von diesen Bauwerken.

Einige Forscher sehen darin den Nachweis, dass die Sphinx bereits vor dem Regierungsantritt des Chephren erschaffen wurde.

              Chephren-Aufweg

Auf einem südöstlich verlaufenden Höhenrücken, der die Grenze des Cheopssteinbruches bildet, wurde der Aufweg zur Chephrenpyramide gebaut, dadurch konnte man sich aufwendige Dammkonstruktionen wie bei der Cheopspyramide ersparten. Der Aufweg hat eine Länge von 494,60 m / 495 m und eine Breite von 4,57 m / 4,50 m.  

Datei:     Khafre's causeway
Autor:    HoremWeb
Lizenz:   GNU Free Documentation License 1-3.3 Nov.2008

 

Taltempel:

Der über zwei Eingänge zu betretende Taltempel des Chephren ist im Gegensatz zum Totentempel der besterhaltene seiner Art im Alten Reich. Er vermittelt mit seiner wuchtigen Architektur eindrucksvoll die königliche Baukunst der altägyptischen Monumental-Architektur und bietet äußerlich, auch ohne die Granitverkleidung, das Bild eines massiven Felsquaders von 85 Ellen (44,60 m) Seitenlänge und 25 Ellen (13 m) Höhe (nach Hölscher op. cit. 15-23 und 47-48; MRA V 76 ff in Stadelmann die Ägypt. Pyramiden, S. 300 Anm. 405). Seine großen Kammern ähneln sehr dem Vorderteil des Totentempels. 

Riesige Blöcke, deren Masse in einigen Fällen bis zu 150 Tonnen erreichten, bildeten den Mauerkern des fast quadratischen Taltempels. Für das Kernmauerwerk wurde der örtlich etwas minderwertige Kalkstein benutzt, aber sämtliche Wände außen und innen verkleidete man mit dem Rosengranit aus Assuan. Auch die heute weitgehend zerstörte Fassade war ganz aus Rosengranit - wobei heute nur noch Blöcke der untersten Steinlage zu sehen sind, die man jetzt noch in ihrer ursprünglichen Lage sieht. Die leicht geböschte Oberseite und der abgerundete Oberbau der Umfassungsmauern verliehen dem Bau das Aussehen einer Mastaba. Zwei Zugangswege führten vom Nilkanal herauf zu einer ausgedehnten, vor der Ostfassade befindlichen mit Kalksteinplatten gepflasterten Terrasse, wo sich zwei Eingänge in der Ostfassade des Taltempels befinden. 

   Taltempel mit Kaiterrasse u. Rampe

Im Vordergrund die Terrasse mit der rechten Zugangsrampe.

Direkt vor der Ostseite des Taltempel dehnt sich eine 8 m breite, mit Kalkstein gepflasterte, aus dem gewachsenen Fels geschlagene Terrasse aus, zu der zwei Rampen mit sanften Gefälle aufsteigen

(Bild: aus „Die ägyptischen Pyramiden“ von K. Schüssler
)

 

Vor der Mitte der Fassade des Talbaus fanden sich im Kalksteinpflaster Versatzspuren einer "Leichtkonstruktion", vielleicht eines einfachen Holz – Matten – Baus. Manche Forscher sind der Ansicht, dass hier das sog. "Ibu", 
das Reinigungszelt, welches bei der Bestattung eine wichtige Rolle spielte, gestanden hat.    

Vor jedem der Tore lag ein Sphingenpaar, deren Köpfe dem Eingangstor zugewandt waren. Außerdem stand vor der Mitte der Fassade evtl. eine Art Pavillon oder ein Kiosk, in dem sich entweder eine Königsstatue oder ein Reinigungszelt befand. 

Das nördliche Tor in der Ostfassade des Taltempels war der Göttin Bastet geweiht, das südliche Tor dagegen der Göttin Hathor.

 

Linke Seite des Taltempels mit dem Blick auf den Torraum A.
- im Hintergrund links die Chephren- und rechts die Cheops-Pyramide - 
(Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck)

Bei den Ausgrabungsarbeiten in der Mitte der Terrasse wurden Überreste eines kleinen, einfachen Holz-Matten-Baus entdeckt, wobei manche Ägyptologen der Ansicht sind, dass hier evtl. eine Statue des Königs stand - andere Forscher vermuteten, dass sich darin das sog. Reinigungszelt befand, das bei Bestattungsritualen verwendet wurde und lediglich aus Darstellungen in einigen Privatgräbern bekannt ist. (siehe Miroslav Verner in "die Pyramiden").

Die jeweils 6 m hohen, symmetrisch angeordneten Eingangstore waren mit riesigen einblättrigen Türen, die vermutlich aus Zedernholz gearbeitet waren, verschlossen (Quelle: Mark Lehner/Geheimnis der Pyramiden). Ein Schriftband mit der Königstitulatur umrahmte die Tore, was noch anhand weniger Hieroglyphen am südlichen und nördlichen Eingang festzustellen ist (siehe Schüssler: die ägyptischen Pyramiden, duMont-Taschenbuchverlag). 

Eingangsbereich und Vorhalle (Vestibül) des Taltempel
(Zeichnung: Nefershapiland)

Zwischen den beiden Eingängen lag das querliegende "Vestibül" oder die Vorkammer. Die Wände des Vestibüls waren aus einfachen, ursprünglich hochpolierten Rosengranit und der Fußboden mit weißem Alabaster gepflastert. 

In dem breiten Korridor, der die beiden Eingänge verbindet, fand Mariette 1860 bei der Freilegung des Tempelinneren in einem Grabschacht  - den sog. "Brunnen" - der allerdings erst in späterer Zeit, als der Bau vermutlich schon wieder verfallen war, als Grab angelegt wurde - die gut erhaltene Sitzfigur des Chephren mit dem Horusfalken (heute im Museum Kairo). 

Die grandiose Pfeilerhalle, welche den zentralen und westlichen Tempelteil ausfüllt, erreicht man durch ein zentrales Portal. Die Halle ist ein hervorragendes Werk altägyptischer Baukunst und der Grundriss hat wieder die Form eines umgedrehten T. Die Decke des Quersaales wird von sechs monolithischen Granitpfeilern getragen - zehn Rosengranitpfeiler tragen die Decke des dreischiffigen Längsraumes. An den schmucklosen, blankpolierten Wänden standen den Versatzspuren zufolge 23 überlebensgroßen Statuen des thronenden Königs. Der Statuensockel in der Mitte des T-Schenkels war breiter und dort befanden sich evt. zwei Statuen (nach Lehner, Geheimnisse der Pyramiden). Die Statuen hoben sich in ihrem dunklen Diorit, hellem Alabaster oder auch gründlichem Schiefer deutlich von dem leuchtend weißen und blankpolierten Fußboden ab. 

      Taltempel des Chephren

 

Von der rechten und linken Ecke der Westwand der Querhalle zweigt je ein Korridor ab; im Süden (links) führt er zu einem Magazintrakt, der aus drei doppelstöckige Magazinen besteht.

Die oberen Magazine haben Alabasterfußboden und –Verkleidungen, die unteren solche aus Granit. 

 

(Zeichnung: Nefershapiland nach Ricke)

 

Der einzige spärliche gebündelte Lichteinfall in diesem düsteren und geheimnisvollem Raum fiel durch die schmalen, halb in die Decke eingelassenen Fensteröffnungen ein. Zwar sind die Dachplatten heute verschwunden, ebenfalls einige der Granitarchitrave, welche auf Befehl von Mariette mit Pulver in die Luft gesprengt wurden - auch die Statuen, an die heute nur noch ihre Standspuren erinnern, fehlen heute, aber der Raum hat nichts von seiner Ausstrahlungskraft verloren.

Südlich und nördlich der Querhalle führt je ein Korridor nach Westen. Der südliche führt zu einem Magazintrakt, in dem sich drei schmale, doppelstöckige Magazinkammern aus Rosengranit befinden. Auf der gegenüberliegenden Seite lag ein Korridor, der nach einem Tordurchgang stetig ansteigt und sich dann in den Aufweg fortsetzt, der aus der Nordwestecke des Taltempels ansteigt, den Tempel sozusagen seitlich umgeht, wie man dieses auch schon von anderen ägyptischen Tal-Tempeln des Alten Reiches kennt (Knickpyramide).

Von der Mitte des Ausgangskorridors zweigt zu beiden Seiten je ein Gang ab. Auf der südlichen Seite befindet sich ein völlig dunkler, kleiner Raum,  der früher als  sog. "Wächterraum" gedeutet wurde. Die Auffassung, dass es sich hierbei um eine "Wächterstube" handelt, ist u. E. aber nicht glaubhaft, da er einen Alabasterfußboden aufweist. Eher besteht die Möglichkeit, dass es dieser Raum zur als Magazin zur Aufbewahrung von Kultgeräten gedient hatte.

Die Tür auf der nördlichen Seite des ansteigenden Korridors führt über eine Treppen-Rampe auf das flache Dach. Auf der Südseite der Dachterrasse befand sich ein kleiner Hof, der unmittelbar über den Vorratskammern (Magazinen) lag, von denen auf zwei Etagen je drei ins Kernmauerwerk der T-förmigen Halle eingelassen waren. Symbolische Röhren, die mit Alabaster ausgekleidet waren, führten vom offenen Hof auf dem Tempeldach in die tiefen, dunklen Kammern hinab. Diese Röhren waren mit einem Abfluss-System versehen, welches das Regenwasser in Wasserspeicher lenkte.

                  Taltempel des Chephren
Blick nach Osten auf den bereits im Taltempel ansteigenden Gang, der dann in den Aufweg zum Totentempel übergeht.
                         Taltempel des Chephren
Blick aus dem Taltempel nach Westen in den  aufsteigenden Gang, der zum Aufweg führt.
(Dieses Bild wurde von seinem Autor Sebi als public domain erklärt.) (Bild: Thanks to Jon Bodsworth for public domain)

 

                       Taltempel des Chephren
     - nördliche Teil des Hauptraum - Blick auf das Mittelteil

 

                        Bild: Peter Alscher, Amberg         Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.       

 

Taltempel 
schwarz-weiß Foto Brooklyn Museum-Archiv

Taltempel des Chephren
- südliche Teil des Pfeilersaales mit Vertiefungen  evtl. für Königsstatuen -

This image was uploaded as a donation by the Brooklyn Museum, and is considered to have no known copyright restrictions by the institutions of the Brooklyn Museum - 
Autor:   William Henry Goodyear, Joseph Hawkes, and John McKecknie (see Wikimedia Commons)
 Dieses Bild wurde von seinem Autor Sebi als
  public domain erklärt.

 

Statuengruppen in den Eingangsräumen:

In den beiden Eingangsräumen befanden sich zwei Statuengruppen des Königs mit jeweils den Göttinnen Bastet und Hathor. Diese wurden von Mariette im sogenannten "Brunnen" im Taltempel gefunden. Die stark zerstörte Gruppe des thronenden Chephren mit der Göttin Bastet aus grauem Anarthonitgneis mit hellgrauen, auch gelblichen Flecken und Adern ist ohne Sockel 53 cm hoch und 62 cm breit. Sie befindet sich heute im Museum Kairo (CG 11/ JdE 27385 und CG 1245).

Trotz des fragmentarischen Erhaltungszustandes lässt sich das Aussehen der Gruppe mit ziemlicher Sicherheit rekonstruieren. Links saß Bastet, rechts neben ihr der König. Der König trug den dreigeteilten Kurzschurz und sein rechter Arm mit zur Faust geballter Hand lag auf dem Oberschenkel auf. Wahrscheinlich wurde der König von Bastet umarmt.

  Blick in den nördl. Torraum des Taltempels
In der Nische des Nordraumes befand sich damit die Statuengruppe König – Bastet, in der südliche die König – Hathor. Da die Nischen keine Türflügel aufweisen, fiel bei geöffneten Eingangstoren der Blick und das Licht der aufgehenden Sonne auf die Statuengruppen.

Die Einordnung der Gruppe in das Kultprogramm des Taltempels wird durch den Umstand ermöglicht, dass um die beiden Eingangstore in den Tempel Inschriften erhalten blieben.

Am Nordtor: [Titel des Chephren] mrj Bast.t  anx  D.t

Am Südtor:   [Titel des Chephren] mrj  !w.t - !r.w 
                 
[]anx   D.t
]

Dies weist die Eingangstore und den dahinter liegenden Torraum der Bastet bzw. Hathor zu.

(Bild und Text aus HÄB 42)


Als Aufstellungsort der Statuengruppe mit Bastet bietet sich damit die in der Rückwand der Torräume (Westseite), befindliche hochrechteckige Nische an, die mit ihren Ausmaßen (Höhe 2,10m; Breite1,60m; Tiefe 1,50m) genügend Platz bieten würden.

Statuen im Hauptraum oder Pfeilerhalle:

Im Fußboden sind noch die 23 Vertiefungen zu sehen, in denen einst 23 Königsstatuen aus schwarzem Diorit aufgestellt waren. Der Mittelteil des "T-Schenkels" ist breiter und es ist lt. Mark Lehner möglich, dass hier einst 2 Statuen aufgestellt waren, was dann 24 ergäbe. Vielleicht fanden hier zu jeder Tag- und Nachtstunde vor einer Chephren-Statue Räucher- und Trankopfer statt, oder aber die Statuen stellten die vergöttlichten Teile des königlichen Leichnams dar, wie H. Ricke und S. Schott meinten. (Quelle: Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, S. 126)

                        Taltempel des Chephren
Blick in den nördlichen Teil des Hauptraumes. Deutlich zu erkennen sind die Vertiefungen im Boden, in denen einst evtl. Königsstatuen gestanden haben.
                   Taltempel des Chephren
Der megalithische Innenraum des Taltempels. In den Vertiefungen im Boden standen einst Statuen des Chephren und der Götter.
 

Bild:      Giza-072 valley temple of Khafre
Autor:   Kairoinfo4U
Lizenz:  CC BY-NC-SA 2.0

Datei: Khafre valley sockets.jpg
Autor: HoremWeb
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Im Jahre 1860 fand Auguste Mariette neun dieser Statuen (CG 9 - CG 17) sowie Fragmente einer zehnten Statue (CG 378) in einer Grube (dem sog. "Brunnenschacht") innerhalb des Taltempels. Heute befinden sich diese Statuen und Fragmente im Ägyptischen Nationalmuseum in Kairo - als herausragendes Beispiel sei hier die berühmte Diorit-Statue Chephrens (CG 14) mit dem Horusfalken, dessen Schwingen schützend das Haupt des Königs umschließen, genannt. Bei der Grabung 1909/10 durch die Sieglin–Expedition unter Georg Steindorff und Uvo Hölscher (dt. Ägyptologe 1878- 1963) wurden zahlreiche weitere Statuenfragmente entdeckt.

(zu den Statuen - siehe: Biografie Chephren / Statuen und Bildnisse)

Rekonstruierter Zustand des Hauptraumes im Taltempels zur Zeit König Chephrens 
(Zeichnung:
Walter Wolf/Die Welt der Ägypter)

     Sog. Falkenstatue König Chephren
heute im Museum Kairo CG 14
(Bilds: L. Borchardt 1911) public domain

 

Kultpyramide G II-a

Auf der Nord-Süd-Achse der Pyramide (28,65 m = 55 Ellen von der Südkante der Chephren-Pyramide entfernt) stand noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts  eine kleine Nebenpyramide (G 2a) mit einer Basislänge von 20,90 m (40 Ellen) und einem Böschungswinkel von 53-54 °, die heute fast völlig verschwunden ist. Der Steigungswinkel stimmte mit dem der Hauptpyramide überein.

Diese Nebenpyramide war die Kult-Pyramide König Chephrens und entsprach wie die Kult-Pyramide des Cheops einem Zehntel der Maße der Chephren-Pyramide. Heute befinden sich dort nur noch einige große Blöcke und einen schrägen Schacht, der von Norden nach 11,50 m in einen T-förmigen Raum führt. Ein Steinsarkophag wurde in diesem Raum nicht gefunden. 

Früher ging man davon aus, dass es sich bei dieser Pyramide um die Grabstätte einer Gemahlin des Chephren handelt, da in ihr ein Krugverschluss mit Siegel des Königs, Holzfragmente, Karneolkorallen und Bruchstücke von Tierknochen  entdeckt wurde. Diese Theorie wurde von Maragioglio und Rinaldi als auch von Zahi Hawass vertreten. (siehe Reisner, Mycerinus, 242 - dieser Theorie folgte U. Hölscher)

Doch existieren in Wirklichkeit keinerlei Beweise, dass diese Pyramide in irgendeinem Zusammenhang mit einer Königin des Chephren steht. Die Deutung als Kultpyramide (siehe Lauer RdE 20; LÄ IV, 1982. 1234; Jánosi Pyramidenanlagen S. 20) beruht auf das Fehlen einer oberirdischen Kultkapelle (evtl. befanden sich lt. Peter Jànosi an der Ostseite ein Altar und zwei Stelen) und der Form der unterirdischen Anlage mit einem charakteristischen achsenorientierten "T-förmigen" Grundriss (vergleiche dazu die Kultpyramide des Cheops und G III-a) sowie einem nicht fertiggestellten Schacht an der Nordseite der Nebenpyramide - ähnlich dem in der Anlage von Dashur-Süd. Auch Rainer Stadelmann ist der Meinung, dass es sich hier nicht um eine Königinnenpyramide handeln kann, da die Gräber der Königinnen und Prinzen des Chephren bekannt sind, denn diese sind in den Mastabas und Felsgräbern im östlichen Vorfeld bestattet. 

Lepsius und Perring war diese Nebenpyramide bei ihren Arbeiten an der Chephren–Pyramide nicht aufgefallen.

           Reste der Kultpyramide Chephrens.

An der Südseite, außerhalb der Pyramidenumfassungsmauer, stand eine kleine Nebenpyramide,  welche von den Ägyptologen als G II-a bezeichnet wird. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren ihre Reste zu sehen, heute ist sie bis auf geringe Reste, wie ein paar Blöcke und die Fundamentspuren im Fels vollkommen verschwunden.

Bild:     Khafre satellite base.jpg
Autor:  HoremWeb
Lizenz:  GNU Free Documentation License Version 1,2

Die Kultpyramide besaß lt. Uvo Hölscher (Hölscher, Chephren s. 69) eine eigene Umfassungsmauer, die auf allen Seiten einen Abstand von ca. 2,30 m zur Pyramide hatte (Quelle: Karlheinz Schüssler/die ägyptischen Pyramiden), wogegen Maragioglio und Rinaldi nur noch die Reste einer 1,05 - 1,10 m breiten Mauer im Norden und Süden feststellen konnten, die jeweils 5 Ellen (2,60 m) von der Basis der Pyramide entfernt lag. 

Es ist heute kaum noch Material vom Oberbau dieses Bauwerks übrig. Der Aufbau bestand aus Kalksteinblöcken, die aus den nahen Steinbrüchen stammten und mit einer feinen Tura-Kalksteinverkleidung versehen waren. 

Die Substruktur der kleinen Nebenpyramide war einfach aufgebaut. Sie besteht aus einem absteigenden Korridor und einer unterirdischen Kammer mit einem T-förmigen Grundriss. Der Eingang zu der unterirdischen Kammer lag genau in der Mitte der Nordseite, einst in 1,70m Höhe über der Basis und damit auf der Zentralachse der Pyramide - aber außerhalb der Grundfläche (siehe Mark Lehner/Geheimnisse der Pyramiden). Der Schacht führt von Norden in einen T-förmigen Raum von 7,86 m (15 Königsellen) Länge und 2,63 m (5 Königsellen) Breite und eine flache Decke mit einer Höhe von 2,10 m (4 Ellen) und endet nach 11,50 m. Die Wände sind roh behauen, teilweise mit Putz überzogen und völlig schmucklos. In der Kammer fanden sich Fragmente von Holzgegenständen, Rinderknochen, zwei längliche Karneolperlen sowie Bruchstücke von Krugverschlüssen aus Lehm, aber keine Fragmente eines Sarkophages.

Der Schacht westlich der Kultpyramide:

In einer Entfernung von 4 km westlich der Kultpyramide G II-a entdeckten 1960 Mitarbeiter der ägyptische Antikenverwaltung bei Reinigungsarbeiten eine weitere Schachtöffnung, auf dessen Existenz auf der Oberfläche des Geländes keinerlei Hinweise bestanden. Ein schräger Gang mit einer Länge von 7,10 m verläuft unter der Pyramide nach Osten und endet als Sackgasse an dessen Südwand sich eine 1,19 x 0,62 x 62 cm tiefe, kleine Nische befand. In dieser Felsnische befand sich ein mit Schnüren verschlossener Kasten aus Holz, der ein rätselhaftes zerlegtes Holzgerüst enthielt (Quelle:  Maragioglio und Rinaldi Architettura Bd. 3, 90-94), dessen Bedeutung noch unklar ist. Ahmed Youssef hat die Teile zusammengebaut und dabei ergab sich ein Zedernholzrahmen in Form einer "sah netjer" (Gotteskabine), die absichtlich - un offenbar rituell - in sehr regelmäßige Stücke zerhackt worden war. Evtl. könnte es sich - der Form und Größe nach - um ein Transportgerät für eine Grabstatue-Statue handeln. Ähnliche Objekte sind aus Grabdarstellungen bekannt - wie z. B. der Grabszenen im Grab der Königin Meresanch III. - auch hier sieht man, wie die "sah netjer" mit einer Statue des oder der Verstorbenen darin rituell zum Grab gezogen wird (Quelle: Mark Lehner/Geheimnisse der Pyramiden). Anschließend wurde das Holz-Gerüst wahrscheinlich "rituell beigesetzt", da das Gestell mit der heiligen Statue in Berührung gekommen war, ähnlich wie die Schiffe des Cheops.

Rekonstruktion  des Statuentragschreines, dessen Stücke unter der Nebenpyramide des Chephren gefunden wurden - hier auf einem Transportschlitten. Eine ähnliche Abbildung wurde auf einem Relief im Grab der Meresanch III. gefunden.

(
Zeichnung: nach Lacovara in Stadelmann/die gr. Pyramiden bearbeitet von  Nefershapiland)


Nefers Gästebuch


Sphinx u. Sphinxtempel (noch in Bearbeitung)


Cheops Pyramide


Einleitung


Sitemap


Djedefre-Pyramide


Mykerinos-Pyram.