Biografie Thutmosis III.


Bauten Karnak

Bauten im Land

weiße Links sind noch Baustelle.......

Bilder oben: links Statue Thutmosis 2, public domain - rechts: Hathorkuh aus Kapelle - Bild: Merja Attia, all rights reserved

Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite -nummerierte Verweise im Text
PM = Porter Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Während seiner Regierungszeit erstreckte sich das Bauprogramm von Thutmosis III. auch auf mehrere Bauten in Theben-West (im thebanischen Raum auf der Westseite des Nils), wo er u. a. beim heutigen Dorf Qurna seinen ersten Totentempel und in den letzten zehn Jahren seiner Regierung einen weiteren in Deir el-Bahari errichten ließ. In Medinet Habu (dem südlichsten Bezirk der thebanischen Nekropole, ließ Thutmosis - über einem kleinen Bau aus der 11. Dynastie in der Zeit der Ko-Regenz mit Hatschepsut ein kleines Heiligtum mit dem Namen "Djeser-Set" (Dsr-st) errichten. Ebenfalls in der Nähe von Medinet Habu, nördlich des kleinen Tempels Djeser-Set, errichtete Thutmosis III. einen weiteren Tempel, der dem Totenkult seines Vaters Thutmosis II. gewidmet war. Als letztes ist hier natürlich der Bau seines Grabes im Tal der Könige zu nennen, das die Nr. KV 34 trägt - hier aber auf einer gesonderten Seite vorgestellt wird.

Totentempel in el Qurna
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Millionenjahrhaus von Thutmosis III. mit dem Namen "Gemach des Lebens / (Henket Anch)" - 

(Unser Dank geht an die Macher des Ägyptenreiseforums - speziell hier an Isis - die uns freundlicherweise viele Infos und Bilder überlassen hatte)

Der Tempel mit dem Eigennamen: "@nk.t-anx" (Gemach des Lebens) befindet sich 400 m südwestlich vom Beginn des Aufweges des Totentempel des Mentuhotep II. und 300 m nordöstlich des Ramesseums in Theben-West beim heutigen Ort Qurna (PM II², 426ff). Der Totentempel Thutmosis III. wurde lt. Dr. Myriam Seco Alvarez (Ägyptologin; Dozentin an der Universität Sevilla und Leiterin des Thutmosis III-Temple Projects in Theben-West) "in einer Nekropole des Mittleren Reiches errichtet, die teilweise ausgegraben worden ist". Auch wurden auch Gräber gefunden, die schon aus dem Mittleren Reich stammen. Insgesamt wurden bis 2014 insgesamt 37 Bestattungen freigelegt, einige davon sogar unversehrt. Auch konnten nach 2015 an der nordwestlichen Ecke der Tempelanlage erste Hinweise auf Bestattungen nachgewiesen werden, die nach der Nutzung des Tempels angelegt wurden.

Nach Ricke (op. cit., 5f und Helck, Materialien, 94) muss das Bauwerk aufgrund seiner Erwähnung in der Roten Kapelle (auf dem schwarzen Sockelblock Nr. 290) schon während der gemeinsamen Regierungszeit von Thutmosis III. und seiner Stiefmutter/Tante Hatschepsut gegründet worden sein. In den Erwähnungen aus der Roten Kapelle wird der Totentempel "....unter den Opfer liefernden Tempeln" erwähnt. Demnach war er im 16. Regierungsjahr von Hatschepsut/Thutmosis III. in einer ersten Fassung schon fertig und in Betrieb, denn die Kapelle (Barkenraum der Hatschepsut) wurde im 16. Jahr der gemeinsamen Regierung errichtet. Eine weitere Erwähnung, die uns ein Datum liefert, stammt aus dem 23. Regierungsjahr. Thutmosis III. erwähnt in den Annalen des Annalensaals im Karnaktempel, dass "das Siegesfest des 3. Asienfeldzuges im Totentempel gefeiert wurde". (1) 

Der Tempel "Henket-anch" (Gemach des Lebens) von Thutmosis III. wird in einigen thebanischen Beamtengräbern erwähnt, wie z. B. im Grab des Wesir Rechmire (TT 100). Er berichtet, dass der Gott Amun von Karnak beim Talfest im Tempel "Henket-Anch" Station gemacht haben soll. Und im Grab TT 19 des Amenmose wird der Tempel "....in Verbindung des Festes von Amenophis I." erwähnt. In den Darstellungen des Festes wird "das Haus des Königs von Ober- und Unterägypten von "Mench-cheper-Re" - das sich im Westen von Theben befindet mit einem Pylon mit hohen Türmen und einem verschlossenen Portal wie auch mit einer Tempelmauer dargestellt. In den Darstellungen befindest sich vor dem Tempel eine Barkenstation mit einer königlichen Prozessionsbarke und einer Ka-Statue - bei der es sich lt. Beischrift um die von Thutmosis III. handelt (Quelle: Martina Ullmann, König der Ewigkeit, die Häuser der Millionen von Jahren, Harrassowitz-Verlag 2002).

Auch auf einem Stelophor des Nefer-peret (königlicher Truchsess unter Thutmosis III) - gefunden in der Cachette von Karnak (CG 42121) befindet sich auf dem Rückenpfeiler dieser Statue in einer 22-zeiligen Inschrift die Erwähnung einer "Rinderstiftung, für das Millionenjahrhaus (@nk.t-anx)", welche dieser Beamte tätigte. Der Name des Gottes Amun wurde in der Amarnazeit ausgehackt und später wiederhergestellt. Der königliche Truchsess Nefer-peret stiftete sechs Kühe und einen Stier sowie bronzene Milchkrüge für des "Haus von Millionen an Jahren Henket-anch". Die beiden Opferformeln auf dem Stelophor zeigen sehr gut, wer die Kultherren von "Henket-Anch" waren: Amun-Re und der königliche Ka". 

Luftbild aus einem Ballon heraus auf den Totentempel Henket-anch

Dieser große architektonische Komplex war von einer rechteckigen Lehmziegelmauer umgeben. Der Zugang zum Innenraum (1. Hof) erfolgt über einen östlich gelegenen Eingangspylon, der aber wahrscheinlich erst im 2. Bauabschnitt gebaut wurde. Dieser Pylon ist - soweit bekannt - der erste Pylon, der bei einem Totentempel verwendet wurde.

Der Tempel weist zunächst, ebenso wie die gestuften Terrassentempel in Deir el Bahari, zwei höhenversetzte Ebenen auf. Die beiden Innenhöfe waren durch eine über die gesamte Breitseite des Tempelgeländes verlaufende, geböschte Mauer getrennt. Über eine zentrale Rampe, die von 8 in kreisförmigen Einfassungen stehenden Bäumen - vier auf jeder Seite - flankiert wurde, gelangte man auf die obere Terrasse. Die in "Baumbrunnen" eingepflanzten Persea-Bäume wurden mit der Sonnenanbetung in Verbindung gebracht. Heute wird der Pylon vom Rest des Tempels durch eine moderne Straße getrennt - siehe Luftbild.

Rampe auf die obere Terrasse

- Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -
alle Rechte vorbehalten

Das Raumschema des Henket-anch-Tempels passte sich an die anderen West-Thebanischen-Totentempel des Neuen Reiches an (ausführlich von Rainer Stadelmnann in "Totentempel", 306ff beschrieben). Der mittlere Tempelbereich besaß eine Barkenkapelle für den Kultherrn Amun-Re, vermutlich flankiert von zwei weiteren Räumen für Mut und Chons. 

Im Norden lag das Heiligtum des Sonnengottes Re, das aus einem offenen Hof mit Altar bestand, dazu im Inneren der nördlichen Wand ein Sektor mit Werkstätten und Magazinen, die auf zwei Ebenen verteilt waren.

Im Süden des 2. Hofes befanden sich Räume für den Königskult und ein für die Göttin Hathor gewidmetes Heiligtum, welches in seiner Konfiguration dem Hathortempel im nahegelegenen Djeser-Djeseru im Deir el Bahari der Hatschepsut ähnelt. 

Außerhalb des Kerntempelgebäudes (im Norden) fanden die Ausgräber Magazinräume. Vom 2. Hof aus gelangte man über eine weitere Rampe, auf die 3. wiederum 2,75 m höhergelegte Ebene. Im Westen dieser vorgelagerten 3. Terrasse, befand sich lt. Ricke eine quergelegte Eingangspfeiler-Halle (Protikus), die auf ihrer Frontseite mit Osirisfiguren des Königs geschmückt war und durch einen zentral angelegten Eingang zu einem 3. Hof (lt. Ricke, der sog. "Festhof) führte, der von schmalen Umgängen umgeben gewesen sein muss und somit evtl. direkten Zugang zu den im Norden und Süden des Hypostyls gelegenen Räumlichkeiten hatten. Im Inneren des Tempels gab es nun keine weiteren Höhenunterschiede mehr.

Die weiteren Rekonstruktionen, der auf dem Festhof folgenden Raumeinheiten, sind nur schwer - und wenn, dann nur in ihrer Längsausrichtung, gesichert. Ricke ging von einem im östlichen Teil liegenden mittleren, quergelegten Säulensaal mit evtl. 2 x 8 Säulen aus sowie einige, kleinere, ebenfalls hypothetisch von Säulen getragene Räume an den Seiten aus (wobei die Rekonstruktion des Tempels durch Ricke mit großer Vorsicht zu gesehen werden muss, da vieles sehr unsicher ist). Auch über den Verwendungszweck des Säulensaals (ob nun als Erscheinungs- oder Opfertischsaal) können aufgrund der fehlenden Dekoration keine gesicherten Aussagen gemacht werden (4).

Gesicherte Aussagen können aber über das Vorhandensein eines Totenopferraums des Königs mit einer gewölbten Decke nebst Scheintür im Südwesten der mittleren Raumgruppe gemacht werden. Des weiteren rekonstruierte Ricke ganz im Norden der mittleren Raumgruppe einen Sonnenhof.

Im Westen folgte dann auf das Hypostyl das Hauptsanktuar mit dem Kultbild- und Barkenraum für die Barke des Amun-Re. Evtl. zweigten von dem Sanktuar an beiden Seiten kleinere Nebenräume ab, bei denen es sich u. a. um die Kapelle der Mut und die des Chons gehandelt haben könnte. Über die Breite und Tiefe dieser Räume kann aber heute - mangels Grundmauern - keine Aussage gemacht werden. 

An der nordöstlichen Ecke fanden die Ausgräber Hinweise auf "Nachbestattungen" aus der späteren Ramessidenzeit, wo ein Hohepriester des Chons bestattet worden war. Seine beiden prächtigen Türstürze - einer aus Sandstein und der andere aus Kalkstein sind heute im Luxormuseum ausgestellt. 

Innerhalb der Südwand befand sich der Wohnsektor für die Priester - auf zwei Terrassen verteilt - und ganz in der Nähe des Hathor-Heiligtums. Hier wurden einige Treppen eingebaut, die den Aufstieg zur Spitze der Mauer ermöglichten - wahrscheinlich befand sich hier ein Verwaltungsgebäude.

(nach Stefanie Schröder: Millionenjahrhaus, Harrassowitz-Verlag; M. Ullmann: Millionenjahrhaus und H. Ricke, der Totentempel Thutmosis III., in BeiträgeBf 3, 1939)

Zu sehen sind auf dem Luftbild die Umfassungsmauer und das Grabungsareal im Jahre 2015. Auch im Bereich des 1. Pylons wurde seit 2012 von dem Grabungsteam viel gemacht, nachdem festgestellt wurde, dass der Innenkern viel besser erhalten war, als die Außenstruktur und man konnte die ursprüngliche Nordecke des Pylons ermitteln und somit auch die Südecke bestimmen. Die Arbeiten im Tempelhof wurden seit 2013 fortgesetzt (unter der Leitung von Dr. Myriam Seco Alvarez von der spanischen Mission) - dieses Gebiet wurde von Ricke in den 1930er Jahren zum Teil bereits ausgegraben.

An der nördlichen Umfassungsmauer fand man bei den Sondierungsarbeiten ein Schachtgrab mit zwei großen Kammern. Seit 2014 (7. Grabungssaison) wurden Arbeiten an der oberen Terrasse im Bereich der Kapellen gearbeitet - im nördlichen Teil des zweiten Innenhofes wurde an den Bauresten aus der Ramessidenzeit weiter gegraben und man versuchte das Ausgrabungsareal rund um den 1. Pylon zu erweitern, was sich aber als schwierig erwies, da sich dort Wohnhäuser befinden, welche der Grabung weichen mussten.

Luftbild: Courtesy to Kairoinfo4U
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Der Totentempel (Gemach des Lebens) ist ein "Millionen-Jahrhaus" und der erste, der am Rand der Wüste an der Grenze zum Fruchtland im Tal erbaut wurde. Damit setzte Thutmosis III die begonnene Abfolge der Totentempel nach Südwesten fort, die sich in der Folge bis nach Medinet Habu fortsetzte. Heute ist der Tempel selbst weitgehend zerstört und bei der Ausgrabung sind nur geringe Dekorationsreste gefunden worden, so dass nähere Aussagen zum Kultgeschehen in "@nk.t-anx" nicht aus dem Bauwerk selbst gewonnen, sondern nur im Vergleich mit den anderen zeitlich und örtlich naheliegenden Anlagen der königlichen Bauten gezogen werden können. 

Informationsschild der Grabungs-Mission

Ab 2008 wurden hier von der Universität Sevilla (in Kooperations mit dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer / SCA) unter dem Namen "Thutmosis III Temple Project" unter der Leitung von Prof. Myriam Seco Alvarez durchgeführt.

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Elvira Kronlob 2011
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Als erstes wurde der Tempel 1837 im Tagebuch von Richard William Howard Vyse erwähnt, der darin von einem "Bau in der Nähe des Ramesseums sprach, dessen Ziegel mit dem Namen von Thutmosis III. gestempelt wurden (Richard W. H. Vyse, Operations Carried on at the Pyramids of Gizeh in 1837, London 1840, Bd. 1, S. 89 / Tagebuch vom 2. Jan. 1837).Auch Richard Lepsius konnte den Tempel auf Grund der Ziegelstempel für Thutmosis III. zuordnen (siehe dazu die Karte von Theben-West in R. Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Nicolai, Berlin 1849, Bd. I. S. 73). Zum erstenmal teilweise freigelegt wurde die Anlage 1905 von der Ägyptischen Altertümerverwaltung unter der Leitung von Arthur E. P. Weigall, der seine Ergebnisse 1906 veröffentlichte. Weigall führte seine Grabung aber nicht zuende, so dass sich Ludwig Borchardt für eine Nachuntersuchung auf seine Kosten einsetzte, die von Herbert Ricke von 1934-1937 geleitet wurde und hauptsächlich aus den Ausmessungen der erhaltenen Baureste und der Ausgrabung und Aufnahme bisher nicht freigelegter Teile des Tempelbezirks bestand (Quelle: Wikipedia, Totentempel des Thutmosis III. Qurna).

Es wird vermutet, dass Thutmosis III. seinen Totentempel stetig erweiterte und sein Sohn und Nachfolger König Amenophis II. ihn abschließend vollendete. An seiner südlichen Seite wurde ein Hathorheiligtum angefügt (siehe Ricke, op. cit, S. 17ff), das aber wohl erst spät in der Regierungszeit von Thutmosis III. entstand und vielleicht auch erst unter Amenophis II. vollendet wurde (1). 2010 wurde dort an der Amun-Kapelle geforscht und es wurden Fragmente von Stelen und Statuen sichergestellt, auch mehrere Gräber kamen bei den Grabungen zum Vorschein, die allerdings wohl aus der II. Zwischenzeit stammen können. Andere Gräber - aus der späten I. Zwischenzeit und dem frühen mittleren Reich - wurden auf einem Vorgebirge außerhalb der nördlichen Umfassungsmauer gefunden sowie zahlreiche einfache in den Fels gehauene Bestattungen der XI. Dynastie. Die meisten davon bestehen aus einem Brunnen und einer oder zwei Nischen.

Bestanden haben muss der Totentempel mindestens bis in die Regierungszeit von Ramses III. , weil er in dessen 29. Jahr genannt wird (2). Vermutlich begann aber auch in dieser Zeit der Abbau des Tempels, da Bauteile, die durchaus von diesem Tempel stammen könnten, wurden wiederverwendet im Ramesseum gefunden (erwähnt bei Ricke, op. cit., 7). Evtl. wurde der Tempel aber auch nicht vollständig abgetragen, sondern nur teilweise "demoliert". Es ist jedoch bis heute keine weitere Erwähnung oder Kultgeschehen im Tempel nach Ramses II. belegt (Stadelmann, Totentempel S. 304 geht davon aus, dass der Tempel bis zum Ende der Ramessidenzeit als "offizieller Totentempel" von Thutmosis III. fungierte).

Der Totentempel von Thutmosis III. wurde in zwei Bauphasen errichtet und wird heute durch die moderne Nekropolenstrasse geteilt. Das gesamte Tempelareal war von einer Ziegelmauer umgeben, die im Osten durch einen mächtigen Pylon abgeschlossen wurde. Dieser Pylon maß nach Ricke ca. 65m in der Breite und 9m in der Dicke. Es handelt sich hier um den ersten "echten" Pylon vor einem Totentempel, der aber leider in moderner Zeit immer mehr ein Opfer von Ziegelstein-Räubern wurde. Vor dem Pylon lag eine Kaianlage, die einen Kanal namens "(Mencheperre)| ist der Liebling des Nun",  mit dem Nil verband.

Der nördliche (linke) Flügel des Pylons

Leider erlaubt es die moderne Straße, welche den 1. Pylon und den Innenhof trennt, nicht, dass man das Bauwerk in seiner Gesamtheit ausgräbt, aber der innere Zustand des Pylons war nach den ersten Geophysischen Untersuchungen besser als die Außenstruktur - wie man hier auf dem Bild auch sieht. 

- Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -
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Der Pylondurchgang

Ab dem Jahr 2012 wurde der Pylon (mit einem erheblichen Aufwand an "selbstgemachten" Ziegeln, welche das Ganze schützt) wieder aufgebaut. Es konnte auch die ursprüngliche Nordecke des Pylons ermittelte werden und somit auch seine Südseite bestimmt werden.

- Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -
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Der südliche (rechte) Flügel des Pylons

- Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -
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Auf der oberen Terrasse errichtete man einen Portikus mit Pilastern, von dem in Richtung Westen die Säulenhallen abgingen. Mehrere Kapellen befanden sich am westlichen Ende der oberen Terrassen, darunter die des Gottes Amun-Re, aus der das Team der spanisch-ägyptischen Grabungsmission große Blöcke aus Kalkstein gefunden haben mit den Kartuschen von Thutmosis III. Im südlichen Teil des Bauwerks befand sich das in einem III. Bauabschnitt erbaute Heiligtum der Göttin Hathor, das in seiner Ausführung der Hathorkapelle im Totentempel der Hatschepsut (Deir el-Bahari) ähnelte.

Plan des 1905 unvollständig ausgegrabenen Totentempels Thutmosis III. (Henket-anch) von Arthur Weigal - nördlich des Ramesseums 
- der spätere Ausgräber war Herbert Ricke -

 

 

Bild: Arthur E. P. Weigall: Plan of the Mortuary Temple of Thutmose III. in: Annales du service des antiquetés de l'Egypte 8, 1907, S. 286) - public domain
 

I. Bauphase:
Der ursprüngliche Tempelbezirk wurde im Felsboden als ein 80m x 100m großes Rechteck in ursprünglich zwei Stufen angelegt. Eine 40m lange Stufe bildete den Vorhof und die 2,75m höher gelegene, ursprünglich 60m lange Stufe das ursprüngliche Tempelhaus.

Der Totentempel hatte in der 1. Bauphase zwei Terrassen aus Kalkstein und Sandstein und war mit einer Lehmziegelmauer umgeben. Über eine Rampe gelangte man zu einer Kolonnade mit 10 Säulen, die vermutlich mit Osiris-Statuen gesäumt war.

In der 1. Bauphase waren Pylone noch nicht vorgesehen. Hinter der Kolonnade lag ein offener Hof mit Säulengängen an jeder Seite. Dieser Hof ging dann in mehrere kleinere Räume und schließlich in das Sanktuar über, welches aus einer Kapelle für Amun-Re in der Mitte und je zwei weiteren Kapellen (für Mut und Chons) auf jeder Seite bestand. Die gewölbte Decke des Sanktuars war mit religiösen Darstellungen aus den Jenseitsbüchern dekoriert (die man ansonsten nur in den Gräbern im Tal der Könige findet). Evtl. hat an der rechten, hinteren Ecke des Tempels ein Altar für den Kult des Sonnengottes gestanden (1).

II. Bauphase:
In der 2. Bauphase - während der Alleinregierung von Thutmosis II. - wurde der Tempelbau nach Osten hin erweitert und mit einem Pylon, einem etwa 45m tiefen äußeren Vorhof
, einer weiteren Terrasse und mit einem Schrein für die Göttin Hathor ergänzt - der aber vermutlich erst unter dem Nachfolger von Thutmosis III., seinem Sohn Amenophis II. vollendet wurde. Durch die Errichtung einer neuen Stützmauer - parallel zur bestehenden - wurde die Terrasse verbreitert und auch eine neue Rampe aufgesetzt. Im Inneren des Tempelhauses gab es keine Höhenunterschiede mehr. Damit weist der Tempel, wie die gestuften Terrassentempel zwei höhenversetzte Ebenen auf. 

Das Tempelhaus: 
Leider ist von dem Mauerwerk des Tempelhauses fast nichts mehr erhalten, so dass es nur aufgrund der verworfen gefundenen Reste aus Sand- und Kalkstein rekonstruiert werden kann. Das Tempelhaus war etwa 33,60m breit und 50,92m tief. Aus den Vorzeichnungen auf der Hinterwand geht hervor, dass der Grundriss in fünf hintereinander liegenden Streifen fiel. Der Raum in der Mitte der Achse war zur zeitweiligen Aufnahme der Barke des Amun bei den Festen bestimmt und damit bildete dieser Raum das Allerheiligste (siehe Stefanie Schröder, Millionenjahrhaus.....Wiesbaden 2010, S. 95).

Beim Abbruch zurückgebliebene Deckblöcke aus Sandstein weisen auf ein 3,67m breites Steingewölbe hin. Dieser "scheingewölbte" Raum schloss sich vermutlich als niederliegender Raum an der südwestlichen Hälfte des Tempelhauses an, wo also noch nicht die Außenwand des Tempelhauses lag. Die Darstellung der Deckenblöcke zeigen, dass dieser Raum genauso ausgeschmückt war wie der Gedächtnisraum der Hatschepsut in Deir el–Bahari.

Auf der Südwest–Hälfte der Decke war demnach Thutmosis III. vor den Tagesstunden, auf der Nordost Hälfte vor den Nachtstunden dargestellt. Eine Granitscheintür (siehe Bild weiter unten), die aus diesem Tempel nach Medinet Habu verschleppt worden war und an der hinteren Schmalwand des Gedächtnisraumes für Thutmosis III. stand, zeigt ebenfalls, dass die Verteilung der Stunden genau wie im Tempel der Hatschepsut in Deir el–Bahari war. Thutmosis III. hatte also in seinem Totentempel einen besonderen Kultraum für sich selbst (1). 

Nebenanlage:
An der Südwest– Seite des Tempels sind zusammenhängende Flächen von Sandsteinpflaster, die zu drei nebeneinander liegende Räume gehörten und einen Altar enthalten. Die Räume waren vermutlich Magazine für Tempelgeräte. Der kleine Altar befand sich in der Nordecke des Altar–Hofes. Wie groß dieser war und ob er mit dem Tempelhaus verbunden war, ist nicht mehr feststellbar. Die übrigen Reste dieser Seite zeugen von Wohnhäusern. Der 20m breite Streifen zwischen dem Tempelhaus und der Nordost–Umfassungsmauer enthält ebenfalls Reste von Wohnhäusern (1). 

Der Name des Tempels selbst wird auf den sog. Gründungsziegeln aus dem Tempel mehrere Male angegeben als "@nk.t-anx" bzw. "Hw.t Mn-xpr-Ra mrj-Jmn @nk.t-anH" (Henket-Anch bzw. der Tempel des Mench-cheper-Re geliebt von Amun, Gemach des Lebens). Ein Kultbetrieb ist beginnend mit der Zeit von Thutmosis III. bis mind. in die Zeit von Ramses II. nachgewiesen - bestanden haben muss er aber noch mind. bis ins 29. Jahr von Ramses III., wo er genannt wird (2). In der Zeit von Amenophis IV (Echnaton) wurden zwei Priesterwohnungen an die südwestliche Umfassungsmauer angebaut.

In einem III. Bauabschnitt wurde eine Hathor-Kapelle parallel zur vorhandenen Amun-Kapelle erbaut. Gefunden wurden die geringen Reste das Hathorheiligtum durch Ricke bei der südwestlichen Ecke des inneren Tempelhofes. Die erhaltenen Baureste sind so gering, dass eine eindeutige Rekonstruktion nicht möglich ist. Der Nebeneingang der Tempelanlage, der in dieses Heiligtum führte, liegt in axialer Beziehung zu Bauresten in der Westecke des äußeren Hofes. Gefunden im Abbruchschutt neben der Treppenrampe aus Kalk- und Sandstein fand man das Fragment einer Szene, welche Thutmosis III. sitzend vor einem Opfertisch und Opferlisten zeigt (siehe Ullmann, Millionenjahrhaus, Harrassowitz-Verlag 2002, S. 85 und Ricke, op, cit. 30, Taf. 3d). Es ist anzunehmen, dass davor der Iunmutefpriester stand. Im Text wird dann der "kA njswt (Mn-xpr-Ra)" (der königliche Ka des Men-cheper-Re) erwähnt, was belegt, dass es auch im Hathorheiligtum von Henket-anch einen Bereich gab, vor dem eine Ka-Statue Thutmosis III. einen Opferkult empfing (2).

Bereits in der Regierungszeit von Thutmosis III. wie auch unter seinen Nachfolgern ist aus den Annaleninschriften von Thutmosis III. und auch aus den Inschriften der thebanischen Gräbern belegt, dass der Gott Amun von Karnak den Tempel Henket-Anch wiederholt beim Talfest besuchte.

In der Zeit von oder kurz nach Amenophis IV (Echnaton) wurden zwei Priesterwohnungen an die südwestliche Umfassungsmauer angebaut (1).

Der neu aufgebaute Totentempel von "Henket-anch" in Qurna - hier das Gelände des 1. Hofes.

Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten an der Tempelstruktur und des 1. Hofs, der hinter dem 1. Pylon liegt. Leider wird dieses Gelände heute durch die moderne Straße (zu sehen auf dem Foto ganz links unten mit der Umrandung) getrennt.

Bild: mit freundl. Dank Elvira Kronlob
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Fundstücke aus den Grabungen befinden sich seit 2016 im Luxor-Museum, darunter zwei Türstürze (einer aus Kalkstein, der andere aus Sandstein), die beide in einem Gebäude im nördlichen Sektor gefunden wurden, die zwei Hohepriester (wahrscheinlich Brüder?) zugeschrieben werden, die im Totenkult von Thutmosis III. dienten. In beiden Kartuschen ist der Geburts- und der Thronname von Thutmosis III. zu lesen und dazu die Inschrift: "1. Priester von Thutmosis III., Chonsu, gerechtfertigt (also verstorben), geboren von Tausret". Auf dem anderen Türsturz steht: "1. Priester von Thutmosis III., Tjay, gerechtfertigt, geboren von Tausret". Von beiden Türstürzen wurden Kopien hergestellt und diese wurden dann vor Ort wieder aufgestellt. 

Türsturz aus Kalkstein - gefunden im Tempel Henket-anch

Dieser Türsturz und ein weiterer aus Kalkstein werden  im Luxor-Museum aufbewahrt. Der Türsturz gehörte zwei Brüdern, die als Totenpriester für den Kult des Thutmosis III. dienten und während der 19. Dynastie / Zeit Ramses II. lebten.

Die gut erhaltenen Bauteile wurden in einem Gebäude im nördlichen Sektor gefunden. Von beiden Männern wissen wir aus der Inschrift, dass sie als "Erster Priester" (für den Totenkult) von Thutmosis III. dienten und beide wurden von "Tauseret" geboren, wie es in ihrer Beischrift steht. 

Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum
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Türsturz aus Kalkstein - gefunden im Tempel Henket-anch
- heute im Museum Luxor) -

Dieser Türsturz gehörte dem "Ersten Priester für (den vergöttlichten) Thutmosis III." (Totenpriester) Khonsu/Chonsu (Spitzname To oder Ta), der von Tauseret/Tausret geboren wurde. Sein Grab TT 31 in Sheik Abd el-Qurnah wird in der 19. Dynastie (zweite Hälfte) der Regierung von Ramses II. datiert (aufgrund von mehreren Kartuschen auf den Gewändern der im Grab abgebildeten Priester). Sein Vater war der "Erste Prophet des (vergöttlichten) Amenophis II" Neferhotep (der den Titel eines "Hohepriesters des Kultes von Amenhotep II." trug. Seine Mutter war die "Sängerin des Month, Herr von Ermant, Tausret". Verheiratet war Chonsu/Khonsu mit einer Dame, die den Namen Ruja und später mit einer weiteren Dame, die den Namen mit Namen Maiay oder Maay trug (Quelle: www.osirisnet.net/tombes/nobles/khonsou31

Vor Ort - im Totentempel Henket-anch befindet sich heute eine Kopie des Türsturzes.

Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum
- alle Rechte vorbehalten -

Weiter fand man eine Stele, die Thutmosis III. gemeinsam mit seiner Mutter Isis beim Opfern vor Amun-Re zeigt. Es fanden sich Reste eines Reliefs mit der Darstellung des Herrschers vor einem Opfergabentisch für Amun-Re. Im unteren Teil ist der Name des Priesters "Re" zu lesen, der Hohepriester von Men-cheper-Re (Thutmosis III.), der seine Arbeit bis in die Zeit von Amenophis II. fortsetzte. Des weiteren sticht der untere Teil einer qualitätsvollen Statue König Thutmosis III. hervor, die vermutlich nachträglich in der Ramessidenzeit entstanden ist und der Kopf und ein Teil der Schulter einer großen Sachmet-Statue sowie der Kopf einer evtl. Gottheit (?) mit einem menschlichen Gesicht - beides zeitgenössische Stücke aus der Periode Amenophis III. Diese drei Statuen wurde aus schwarzem Granit gearbeitet. Andere vom spanischen Team gefundene Statuenfragmente aus den beiden Höfen enthalten die Namen von Beamten, die im Dienste von Thutmosis III. gestanden haben, wie zum Beispiel eine Figur des Wesirs Useramun aus Kalkstein oder der königliche Siegelträger Sennefer aus schwarzem Granit und eine Statue des Ptahmose (Wesir in Unterägypten - siehe Tullhoff: Thutmosis III.).

Hunderte von Fragmenten wurden gefunden und viele von ihnen geben Hinweise auf ihre Herkunftsorte oder die Namen von Persönlichkeiten aus dem Königshaus, die aus religiösen oder wirtschaftlichen Gründen die Tempelanlage besuchten. Unter den Königsnamen, die auf den gefundenen Fragmenten zu lesen sind, können lt. den Information der Grabungsmission auf ihrer Online-Seite (ThutmosisIIItempelproject.org) die Namen von Thutmosis IV., Amenophis III., Tut-anch-amun, Haremhab, Ramses I. oder Sethos I. gelesen werden. Auf einigen Stücken stehen auch die Namen der Königinnen Teje und Nefertari.

Informationstafel des spanischen ThutmosisIII-Temple-Projects
- Bild: Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -

Neben den Architektur-Teilen und Kapellen wurden an dieser Stätte auch einige Gräber aus verschiedenen Epochen gefunden, die aus der späten 1. Zwischenzeit und aus dem frühen Mittleren Reich, der 12. und 13. Dynastie, der 22. Dynastie und dem Ende der III. Zwischenzeit und der Spätzeit stammen. Diese Ausgrabungsarbeiten der Spanier ergänzten die von Arthur Weigall damals gefundenen Grabstätten. Aus dem Gräbern der 12. und frühen 13. Dynastie, die sich innerhalb des ehemaligen Tempels - mit Ausnahme von einem außerhalb der Nordwand und zwei weiteren außerhalb der Westwand - befanden - wurden herausragende Funde gemacht.: Gold- und Silberschmuck, der heute im Luxor-Museum ausgestellt ist, des weiteren weibliche Fruchtbarkeitsfiguren, Fragmente von magischen Elfenbeinmessern, Fragmente von Modellen oder Teile eines rechteckigen Holzsarges, der mit charakteristischen Augen bemalt war.

Objekte aus dem Gräbern
- heute im Luxor-Museum Ausstellung "Ewiges Theben" - 

Im Jahr 2014 wurden im Grab mit der Nr. XV (das leider schon geplündert war) einige Gegenstände gefunden, wie z. B. diese drei "Klappern" aus Elfenbein, wobei der Arm bei dem oberen Exemplar gekrümmt ist, 

Außerdem wurden zwei weibliche Fruchtbarkeitsfiguren aus Holz gefunden, wobei die Figur hier im Bild in Höhe der Taille in zwei Stücke zerbrochen war, aber trotzdem noch sehr gut erhalten. Der Kopf war geschoren mit zwei Seitenlocken und eine dritte im hinteren Bereich. Die Arme lagen dicht am Körper an, die Füße sind nicht vorhanden und im Scharmbereich wird ein dunkles Dreieck angedeutet.

Im Grab wurde auch ein sog. "Zaubermesser" aus Elfenbein entdeckt, das braun eingefärbt war und an einem seiner Enden eine Einkerbung besitzt. Die Oberfläche war nicht dekoriert.

Bild: www.aegypten-reiseforum.de

Quelle für Text: Myriam Seco Alvarez/Javier M. Babon:
Das spätzeitliche Grab XXII am Millionenjahrhaus Thutmosis III. / www.thutmosisiiitempleproject.org 

 

 

Objekte aus dem Gräbern
- heute im Luxor-Museum Ausstellung "Ewiges Theben" - Material: Elfenbein

Magische "Klappern" aus Elfenbein in Form von Arme mit Händen (ein Schutzsymbol aus den Gräbern mit der Nummer XV der XII. Dynastie die man 2013 im Gelände des Tempels gefundenen hatte.

Das Grab befindet sich auf der Südseite der Peristylhalle in einer Tiefe von 4,85m

 

 

Bild: www.aegypten-reiseforum.de

Drei weitere Gräber aus dem Mittleren Reich (12. Dynastie) wurden im Jahr 2014 entdeckt. Eines von ihnen (Grab XIV) befindet sich unter dem südlichen bereich der Hypostylhalle. Obwohl schon in der Antike geplündert, enthielt es einen Sarkophag aus Holz (der bei dem Deckeneinsturz zertrümmert wurde) und die stark zerstörte Mumie einer Frau. Deren Schmuck hat sich aber gut erhalten: ein Anhänger aus Gold in Form einer Muschel, zwei goldene Armbänder am linken und rechten Arm der Dame (Nr. 6+7 auf dem Foto). Dieser fund an kostbaren Grabbeigaben und die Nähe zum Totentempel Thutmosis lässt vermuten, das es sich hier bei den Bestattungen in der Nekropole um wohlhabende und wichtige Personen aus dem Mittleren Reich handelt.

Objekte aus dem Grab XIV
- heute im Luxor-Museum Ausstellung "Ewiges Theben" - 

Goldener Schmuck aus der weiblichen Bestattung Grab XIV, welches im südlichen Bereich der Hypostylhalle des Henket-Anch-Tempels gefunden wurde: zwei Armbänder mit "Lockenknoten", ein Zylinder aus Gold und Amethyst und zwei Fußkettchen (Nr. 8+5) aus Silber (lt. Infos auf der online-Seite der span. Mission) sowie ein Anhänger in Muschelform aus Gold (Mitte oben).

 

Bild: www.aegypten-reiseforum.de

Auch aus der 22. Dynastie wurde ein Holzsarg gefunden, der einem Diener des Königshauses und des Gottes Amun-Re, mit Namen Amun-renef, gehörte. Die Darstellungen auf der Kartonage zeigt Schutzelemente mit einem Käfer auf dem Kopf und Sonnengottheiten mit ausgebreiteten Flügeln, sowie die vier Söhne des Horus, die Göttinnen Isis und Nephthys, einen Fetisch von Abydos und des Gottes Upuaut mit zwei kurzen Beschwörungsformeln. Sogar noch Reste einer trockenen Blumengirlande ist erhalten geblieben, die von den Angehörigen auf den Sarg gelegt wurde.

Neue Entdeckungen von Gräbern (ausserhalb) der südlichen
der Umfassungsmauer von Henket-anch.

Ganz links oben ist das Massiv von Deir el Bahari zu sehen. Die Gräber wurden schon Ende der Grabungskampagne im Dez.  2015 gefunden, aber aus "Sicherheitsgründen" nicht bekanntgegeben, um 2016 dann in der nächsten Grabungs-Saison rekonstruiert und ausgegraben zu werden.

Bild:  Courtesy to Isis vom Ägyptenreiseforum -

Während der 9. Grabungssaison wurden mehrere Gräber gefunden, u. a. das Grab XXIV, in dem ein ziemlich zerfallener Holzsarkophag gefunden wurde, aber in dem auch ein fast perfekt erhaltener Mumiensarkophag aus Gipskarton lag. Lt. der spanischen Ägyptologin Dr. Myriam Seco Alvarez handelt es lt. der ersten vorläufigen Untersuchungen um einen Mann mit Namen Amenrenef (Amun-ner-nef), einem Aufseher des königlichen Hauses aus der III. Zwischenzeit.

Hier ein Video von der Bergung.

Von den Gräbern am Ende der dritten Zwischenzeit und der Spätzeit im nordwestlichen Sektor ist zu berichten, dass einige der Gräber Treppen besaßen, die zu den unterirdischen Kammern führten, andere in einen weiteren Schacht. Es gelang den Forschern der spanisch-ägyptischen Mission das Grab mit der Nr. 22 wiederherzustellen, das als Besonderheit einen Eingangspylon, Terrassen und mehrere Räume besaß, die über einen Brunnen zugänglich waren. Dort wurden mehr als 100 Mumienstücke gefunden (was etwa 60 Mumien entsprach), die aber nach ihrer Beraubung später wiederbestattet wurden. Zwischen den ältesten und den jüngsten Gräbern liegt ein Zeitraum von fast 1400 Jahren! (Quelle: Thutmosis-III-Tempelprojekt)

In der 13. Grabungsmission (2020) wurde eine 12 Tonnen schwere Scheintür aus rosa Granit aus Medinet Habu zurückgeholt, die bislang vor dem römischen Tempel von Medinet Habu stand und nun an ihrem ursprünglichen Standort wieder aufgestellt wurde, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Arthur Weigall in Medinet Habu gefunden wurde (wahrscheinlich irgendwann im Neuen Reich verschleppt und als Türschwelle im 1. Pylon wiederverwendet) und dann von ihm vor dem kleinen Tempel des Amun (Zeit Hatschepsut und Thutmosis III.) aufgestellt wurde.

Scheintür aus rosa Granit
ehemaliger Standort römischer Tempel in Medinet Habu
jetzt im neuen Freilicht-Museum im Totentempel von
Thutmosis 3 in Qurna
(das Bild zeigt die Scheintür noch in Medinet Habe)

Im Jahre 2020 (13. Grabungssaison) begann das Team um Prof. Myriam Seco Alvares mit dem "Rücktransport" der 12 Tonnen schweren Scheintür aus rosa Granit, die bislang vor dem kl. Tempel des Amun in Medinet Habu stand (Arthur Weigall fand die als Türschwelle wiederverwendete Scheintür verbaut im 1. Pylon) und lies die Stele dann vor dem kleinen Tempel des Amun aufstellen, der von Hatschepsut und von Thutmosis III. vollendet wurde, aufstellen.

Ganz oben über der Hohlkehle ist eine Doppelszene zu sehen: Thutmosis III. kniet vor Osiris und Anubis (der auf seinem Schrein liegt) und opfert links Weingefäße und rechts (?).

Die Darstellung in der Nische zeigt eine weitere Opferszene des thronenden Thutmosis III. vor dem ebenfalls thronenden Amun-Re. Zwischen ihnen steht ein Opfertisch, der mit Opfergaben beladen ist. Die Inschriften zeigen den Thron- und Eigennamen des Königs. 

Bild:    Medinet Habu - Scheintür
Autor: Olaf Tausch, Wikipedia März 2011
Lizenz: CC BY 3.0

(Informationen und Beschreibungen zum Totentempel "Henket-anch" von Thutmosis III. stammen aus: Reiseforum (Bericht über die Ausgrabungen mit vielen interessanten Fotos -  Wikipedia Totentempel Thutmosis III. in Qurna - Martina Ullmann, Millionenjahrhaus 2002 - H. Ricke, Totentempel Thutmosis III. Kairo 1939 und aus der Internetsseite der spanischen Ausgrabungsmission der Universität Sevilla: thutmosisiiitempleproject.orig/templo-tutmosisiii/)

Tempel "Kha-Akhet in Theben-West
- westliches Asasif - 

Während ihrer Grabung 1970-71 beabsichtigte die Polnische Mission, eine Pumpe zu installieren, um die Wassermengen bereitstellen zu können, welche für die laufende Restaurierung beim Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari benötigt wurde. Für diese Pumpe wurde ein Ort im westlich Asasif ausgewählt, der als "Bir el-Hashahin" bekannt ist und der zwischen dem Lehmziegelpylon vom Totentempel Thutmosis III. (Henket-anch - siehe oben) und dem Tempel von König Ramses IV. am Fuß des Aufwegs zum Totentempel von Deir el-Bahari, liegt - ganz in der Nähe eines öffentlichen Brunnens.

Bei den Grabungsarbeiten für den neuen Brunnen, stießen die Arbeiter allerdings sehr bald auf die Basis einer Sandstein-Säule. Bei den weiteren Grabungsarbeiten, die das Amt für Altertümer nun durchführte (1970/71, 1971/72 und 1977/78) mit einer Sondierung vor Ort, nördlich und westlich der aufgefundenen Basis, fand man zahlreiche Reste eines Tempels mit Sandstein-Säulenbasen und Mauern sowie andere Architekturteile und Statuenfragmente. Allerdings war die gesamte Anlage sehr schlecht erhalten, da sie in antiker Zeit wohl des öfteren beim Nilhochwasser überschwemmt worden war. Teilweise fielen die Reste des Baues auseinander, als man sie ans Tageslicht brachte. Es fand sich eine Reihe von fünf weiteren Sockeln - alle noch in situ (siehe Plan) - jeder der Basen hat einen Durchmesser von 1,50 m - auf einer der Basen hat sich noch das Fragment eines Stumpfes einer "proto-dorischen" Säule von ca. 30m Höhe erhalten. 

Des weiteren entdeckte man eine kopflose Kniestatue aus schwarzem Granit neben einer der Säulenbasen. Das Statuenfragment konnte einem "Kn-Imn" (Ken-Amun) zugewiesen werden. Dieser war königlicher Schreiber unter Thutmosis III. Südlich davon wurden die untersten Lagen einer Sandsteinmauer auf einer Länge von ca. 7 m und einer Breite von 1,20m entdeckt. Auf der nördlichen Seite fanden sich weitere vier Säulen aus Sandstein, ebenfalls mit einem Durchmesser von 1,50m.

Im Westen des Bauwerks fand man eine ca. 20m lange und 2m dicke Lehmziegelmauer, wobei es sich evtl. um die Umfassungsmauer des Tempels handelt. Hier fanden die Ausgräber zwei Köpfe von Statuen aus schwarzem Granit. Einer dieser Köpfe könnte Königin Hatschepsut oder den jungen König Thutmosis III. darstellen - der andere wohl einen Beamten oder Priester.

Ein Grundriss konnte nur sehr schwer erstellt werden und auch der Bauherr dieser Anlage konnte nicht sicher identifiziert werden. Aufgrund der Statuenfragment, die gefunden wurden und den darauf befindlichen Inschriften wurde das Bauwerk von den Experten jedoch in die Zeit der Hatschepsut/Thutmosis III. datiert.

Totentempel "Djeser-achet" 
- in Deir el Bahari -

Der Terrassentempel von Thutmosis III. in Deir el Bahari wurde in dem begrenzten Platz an einer erhöhten Stelle zwischen dem Totentempel von Mentuhotep II. aus der 11. Dynastie und dem seiner Vorgängerin und Stiefmutter Hatschepsut errichtet. Zwar wird er in den Inschriften als "Tempel der Millionen Jahre" bezeichnet, aber Thutmosis III. besaß mit dem "Henket-anch" (Gemach des Lebens) schon ein Millionenjahrhaus, das nördlich des Ramesseums in el-Qurna lag. Auch das "Ach-menu" in Karnak wurde als solches bezeichnet, wodurch die Funktionsbestimmung erschwert wird. Nach Dieter Arnold handelte es sich bei dem "Djeser-achet-Tempel" nicht um einen klassischen Totentempel, sondern "eher um einen Ersatz für die kurz vorher durch die Hatschepsut-Verfolgung in Mitleidenschaft gezogenen Götterkapellen des Hatschepsut-Tempels, also vor allem für dessen Amun-Sanktuar und Hathor-Heiligtum" (Dieter Arnold: Deir el Bahari in LÄ, Band I., S. 1022). Das bedeutete, das der Tempel hier als Barkenstation diente und während des "Schönen Talfestes" eine bedeutende Rolle spiele und wahrscheinlich die Funktion des Hatschepsut-Tempels als Schlusspunkt der heiligen Prozession ersetzte.

Der Name des Tempels "Djeser-achet" bedeutete so viel wie "Heiliger Horizont" oder "heilig ist der Horizont". Der sehr schlechte Erhaltungszustand des Tempels ist darauf zurückzuführen, dass er seit der späten Ramessidenzeit zur Wiederverwendung abgetragen wurde und das Abtragen der Stützmauern dann einen gewaltigen Erdrutsch auslöste (siehe Dieter Arnold, Die Tempel Ägyptens, München/Zürich 1992, S. 139-140).

Der Tempel wurde in den letzten 10 Regierungsjahren von Thutmosis III. erbaut - vermutlich zwischen dem 43. und 49. Regierungsjahr und fiel damit wohl mit den Löschungen der Abbildungen von Hatschepsut in ihrem rechts daneben liegenden Totentempel zusammen. Als Bauleiter fungierte der Wesir Rechmire. Das Bauwerk wurde wohl aus Platzmangel - aber evtl. auch um den Bau seiner Stiefmutter Hatschepsut zu überragen, auf höherem Niveau zwischen den anderen beiden Tempelanlagen eingezwängt und nimmt im Hinblick auf die Achse des Tals eine zentrale Stellung ein. Die gesamte Anlage bestand aus einem Taltempel, einem Aufweg und dem eigentlichen Tempel. Während der Amarnazeit wurden die Darstellungen und Namen des Gottes Amun gelöscht - in späterer Zeit aber wiederhergestellt.

Zahlreiche Graffiti und Votivgaben zeigen, dass der Kultbetrieb bis in die 20. Dynastie fortbestand. Aber noch vor dem Ende der 20. Dynastie wurde das Heiligtum durch einen massiven Felssturz komplett zerstört. Danach diente der Bau als "billiger Steinbruch" und wurde praktisch bis auf die Fundamente abgetragen. Ab der  26. Dynastie wurden hier Gräber angelegt.

Der stark zerstörte Totentempel von Thutmosis III. in Deir el-Bahari

Die Reste des heute stark zerstörten Totentempel befinden sich in dem begrenzten Platz - an einer erhöhten Stelle im Bergmassiv - zwischen dem Totentempel von Mentuhotep II. (im Vordergrund des Bildes und dem Djeser Djeseru von Hatschepsut - ganz rechts im Bild.

Das Heiligtum von Thutmosis III. wurde noch vor dem Ende der  20. Dynastie durch einen massiven Felssturz zerstört und diente danach als "billiger" Steinbruch, der quasi bis "auf die Fundamente" abgetragen wurde.

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Entdeckung und Erforschung
Eduard Naville fand bereits 1903 bei seinen Grabungsarbeiten am Totentempel des Mentuhotep II. den Aufweg des Tempels. Allerdings ging er noch davon aus, dass dieser zum Mentuhotep-Tempel gehörte. Naville entdeckte 1906 die Überreste des Felsenheiligtum der Göttin Hathor, das auf der Höhe der Mentuhotep-Terrasse lag und evtl. früher durch eine Treppe mit diesem verbunden war. Herbert E. Winlock fand 1912/13 bei seinen Grabungen für das Metropolitan-Museum of Art das untere Ende des Aufwegs an der Grenze zum Fruchtland. Er ordnete es ebenfalls dem Mentuhotep-Tempel zu - erkannte aber bereits 20 Jahre später, dass es sich hierbei um den Aufweg zum Totentempel des Thutmosis III. handelt (
J. Lipinka: Deir el-Bahari II / Varsovie 1977, S. 59 mit Verweis auf H. Winlock, in Bulletin of the Metrop. Museum of Art (BMMA 1914, S. 14-15).

1961/62 entdeckte dann ein polnisches Grabungsteam unter der Leitung von Kazimierz Michalowski und später von Jadwiga Lipinska die eigentliche Tempelanlage "Djeser-achite" ("am heiligen Horizont" / "Heilig (vom) Horizont). Die Überreste der Tempelanlage wurden in fünfjähriger Grabungsarbeit freigelegt. Seitdem arbeitet die polnische Grabungsmission an der systematischen Auswertung und Rekonstruktion der Fundumstände und der Erforschung von tausenden fragmentarischen Tempelelemente mit Inschriften und Reliefs.

Architektur

Den Untersuchungsergebnissen der polnischen Archäologen zufolge (Dr. Kazimierz Michalowski und später Dr. Jadwiga Lipinska von der polnischen Mission der Universität Warschau) bestand der Tempelbezirk

  1. aus einem Taltempel - von dessen Existenz zahlreiche Reliefblöcke zeugen 

  2. einer Barkenstation, 

  3. dem Haupttempel, 

  4. einer Hathor-Kapelle

  5. und einer sog. Rampenkapelle, dem "Djeser-menu".

Die Beschreibung des Tempels beruht lt. Sergio Donadoni (Theben 1999) zum großen Teil auf hypothetische Vermutungen, basiert aber zum großen Teil auf die Rekonstruktionen von Jadwiga Lipinska vom polnischen Grabungsteam, deren Verdienst die Erforschung dieses Tempels ist.

Taltempel:
Der Taltempel befand sich an der Grenze zum Fruchtland in Theben-West. Seine Lage zeichnet sich noch durch Feldabarbeitungen für die Nordwestecke der Anlage ab, die Winlock 1912/13 fand. Der Bau wurde schon zur Zeit von König Ramses IV. abgetragen und die Steine im Fundament von seinem eigenen Tempel in Deir el-Bahari wiederverwendet - einige der Steine zeigen aber die Kartuschen von König Thutmosis III.

Der Taltempel von Thutmosis III. wurde bisher nicht gefunden - er war aber wahrscheinlich dem der Hatschepsut ähnlich gewesen. Von seiner Existenz zeugen zahlreiche Reliefblöcke, die z. T. am unteren Ende des Aufwegs gefunden und z. T. im nahe gelegenen Tempel von Ramses IV. verbaut gefunden wurden. Die Forscher gehen davon aus, dass der Taltempel von Thutmosis III. im Fruchtland untergegangen ist und sich am unteren Ende des ca. 100m langen Aufwegs befunden hatte.

Aufweg
Die breite Prozessionsstrasse führte vom Taltempel aus durch das Asasif zum eigentlich Tempel von Thutmosis III. Der 91,5m lange (6) und 32,50m breite Aufweg (Quelle: Dieter Arnold in SOKAR 26) mit einer Steigung von 20 Prozent zum Haupttempel hin war zu beiden Seiten von einer Kalksteinmauer gesäumt, von der sich bis heute deutliche Spuren erhalten haben.

Reste des Aufweges zum Totentempel von Thutmosis III. in Deir el-Bahari

Bild: Djeser-achet-Rampe
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Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Beim Bau des Aufweges wurden die damals im Weg liegenden Gräber des Mittleren Reiches überbaut und so lief der Aufweg im mittleren Asasif diagonal über das große Pfeilergrab Nr. 386 des Generals Intef aus der 11. Dynastie hinweg. Dabei musste der Vorhof des Intef-Grabes aufgefüllt und die über das Bodenniveau hinaus ragenden Ziegelmauer gekappt werden. Als Neuerung beim Neuen-Reich Aufweg-Bau wurde die Mitte des Aufweges mit einer Doppelreihe von Bäumen bepflanzt, die jeweils mit einem Abstand von 6m in Baumgruben, die in den Felsen gehauen waren, gepflanzt wurden. Diese Gruben enthielten bei ihrer Entdeckung durch die polnischen Ausgräber sogar noch Erde und Reste von Baumwurzeln. Am unteren Ende des Aufweges haben sich sogar noch insgesamt 13 bis zu 10m tiefe Baumgruben erhalten. Es ist aber heute nicht mehr zu klären, ob evtl. geplant war, den ganzen Aufweg zu bepflanzen. Nach dem Tode des Königs (im 54. Regierungsjahr) wurde das ganze Projekt gestoppt und die bereits angewachsenen Bäume verdorrten (Quelle: Arnold, in Sokar 26).

Reste des zum Tempel Thutmosis 3 führenden Aufweges (roter Pfeil)

Bild: Djeser-achet-Rampe
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Barkenstation:
Lt. Lipinska (
Deir el-Bahari II, the Temple of Thutmosis III. Architecture, Varsovie 1977 und J. Lipinska in JEA, Bd. 53, 1967) wurde auf halben Weg zum Haupttempel und südlich der Rampe vom Totentempel Thutmosis III. die Überreste einer Barkenstation nachgewiesen - ein kleiner Tempel für die Kultbarke, die während des Talfestes zum Haupttempel getragen wurde. Diese Barkenstation wurde von Lipinska (Deir el Bahari II. u. IV.: The Templke of Thutmosis III. Warschau 1977 bzw. 1984) mit dem bis auf wenige Reste zerstörten kleinen Heiligtum "Djeser-menu" (+sr-mnw) gleichgesetzt, wobei es sich wohl um eine Stationskapelle für das "Schöne Talfest" gehandelt hatte. 

Die Reste dieses Heiligtums, das sich mit seiner Rückseite an die Rampe zum Haupttempel lehnt, so dass es auf den Tempel von König Mentuhotep II. ausgerichtet war und welches die Erklärung seiner Funktion erschwerte, wurden 1966 vom Deutschen Archäologischen Institut Kairo (DAIK) festgestellt. Es wird von den Forschern jedoch angenommen, dass Djeser-menu mit dem Kult des Amun-Re im Zusammenhang stand. Erhalten haben sich Sandsteinfragmente von Hohlkehlen und Rundstäben, von rechteckigen Pfeilern und von bunt bemalten Wandreliefen. Das Heiligtum maß etwa 11m x 16m und orientierte sich exakt an den Achsen des Aufwegs. Es war also ein relativ großer Podiumstempel mit Pfeilerumgang. Ein Fundamentsblock der Südostecke der Cella lag ebenfalls noch in situ. Eine Gründungsgrube war noch intakt erhalten und enthielt u. a. Werkzeuge, Gefäße und Körbe (6). 

Vermutlich wurde das Bauwerk für die Errichtung des Totentempels von Ramses IV. sorgfältig abgetragen - ein Eckblock mit Einritzungen eines Eckstabes lag noch in situ (Quelle Schmitz in HÄB 6). Ein Teil der Objekte wurde durch die Fundteilung den deutschen Sammlungen zugesprochen. So befinden sich z. B. ein Holzschlegel und eine bronzene Dechselklinge im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim.

Haupttempel

Zu dem hoch oben (ca. 20m) auf einer Plattform vor der Felswand befindlichen Tempel führte eine vermutlich steil ansteigende ca. 91,5 m lange Rampe hinauf, die vermutlich zu einem auf der Terrasse gelegenen Pfeilerportikus führte. In der Mitte der hinteren Wand der Eingangshalle befand sich ein Granittor (siehe Plan), dessen Wände erhalten sind und durch das man in eine große, erhöhte Säulenhalle (Hypostyl mit 12 größeren Säulen gelangte, wobei der umgebende Raum (nach neueren Forschungen) niedriger war und von 76 kleineren Säulen (nach Siliotti a.a., S. 99) mit geringerem Umfang gestützt wurde (1+2). Die 12 großen Säulen waren in zwei Reihen mit je 6 Säulen in Nord-Süd-Richtung angeordnet. Zwei bzw. im Westen drei Reihen von kleineren Säulen waren allseitig um diesen zentralen Raumteil gruppiert.

"Djeser achit" - Gedenktempel Thutmosis III.
in Deir el Bahari

A: Pronas mit 4 Säulen (Barkenraum)
B: Opfertischraum
C: Nördliches Sanktuar
D: Raum für den Königskult
E: unbekannt
F: unbekannt
G: Raum der Vorfahren
H: unbekannt
I:  Raum der Ritual-Vasen
J: südliche Sanktuar

(nach Monika Dolinska in 8. Ägyptische Tempeltagung, Harrassowitz-Verlag 2010, S. 57ff )

(weiß markiert: die Hathorkapelle - siehe Pfeil)

Plan: nach J. Lipenska, vgl. Lipinska, Deir el-Bahari II. 1977, S. 68 
- modifiziert von Nefershapiland -
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Das 37,8 m lange und 26,4 m breite Hypostyl ist einzigartig in der ägyptischen Architektur und nur ansatzweise mit der großen Festhalle von Thutmosis III. im Ach-menu in Karnak zu vergleichen. Die 12 Mittelsäulen heben sich in basilikal erhöhter Stellung von den allseitig umgebenden, niedrigeren Säulen ab. Der Abstand zwischen niedriger und hoher Decke wurde durch den Einbau von Fenstern überbrückt.

In der Westwand des Hypostyls befanden sich Zugänge zu einer Reihe von kleineren Räumen, die in etwa die gleiche Nord-Süd-Ausdehnung wie der große Säulensaal hatten. In der Mitte - über eine Rampe zu erreichen - befand sich etwas erhöht liegend ein Pronaos mit 4 Säulen (Raum A), der von den Forschern als "Barkenkapelle" interpretiert wird und dem Gott Amun-Re gewidmet war. Hier wurde zweifellos die Heilige Barke des Amun-Re während seines Aufenthalts im Tempel abgestellt. Südlich von der Barkenkapelle befanden sich drei schmale Räume und nördlich davon - mit Zugang sowohl vom Barkenraum als auch vom Hypostyl aus - befand sich ein annähernd quadratischer Viersäulenraum mit einer Nische in seiner Westwand (Raum D). Hinter dieser Raumgruppe befanden sich noch weitere schmale, korridorartige Räume, die vom Barkenraum aus zugänglich waren, deren Funktion im Einzelnen aber noch nicht gesichert ist. Evtl. handelt es sich hier um Kult- und Opferräume. Die Kultkammern sind heute fast völlig zerstört. 

Hypostylhalle (rekonstruiert von Janina Wiercinska):
Von den Säulen im Hypostyl sind nur noch die Stümpfe erhalten geblieben. Sie sind mit Graffiti beschriftet (in späterer Zeit). Die Nordwand im Hypostyl konnte komplett rekonstruiert werden - von der Ostwand nur einzelne Szenen. Die Dekorationen auf diesen beiden Wänden beinhalteten zwei Register, wobei im oberen Register Szenen aus dem "schönen Talfest" zu sehen waren: wie z. B. im oberen Register der nördlichen Sektion - Barkenprozession mit der Barke des Amun auf dem Nil, die begleitet wird von der Königsbarke mit dem thronenden König. Im unteren Register sind Opfer und Weihe-Szenen vor Amun und Amun-Kamutef zu sehen: Thutmosis III. - geführt von Month und Atum zur Göttin Ament, welche die "nini-"-Ritualhandlung macht. In der zweiten Szene wird Thutmosis III. von Horus und Thot gereinigt.

In einer weiteren Szene im oberen Register sehen wir die Barke des Amun, die von den Priestern auf ihren Schultern getragen wird. Der König ist anwesend, zusammen mit Priestern, Priesterinnen, Akrobaten und königlichen Statuen. Thutmosis wird von seinem Ka begleitet, während er einen Stapel von Opfergaben vor dem thronenden Amun und der Göttin Hathor präsentiert, die beide in einem Kiosk sitzen.

Die anderen Räume des Tempels - soweit sie rekonstruiert wurden:
Die Dekoration der Wände im Barkenraum A (siehe Plan oben) konnte von Janina Wiercinska ebenfalls rekonstruiert werden (2 Register) und zeigt Opfer- und Reisigsszenen (wie z. B. an der Ostwand im nördlichen Teil oben: der König mit Hepui (?) beim Opfern von Vögeln und Blumen vor Amun-Kamutef - dahinter Hathor, die ein Sistrum und ein Menit hält, sowie die Reinigung des Königs durch Horus und Thot und im südlichen Teil der Wand der König beim Eintreten in den Tempel und in Verehrung vor Amun und Umarmung von Hathor usw. Über der Tür zu Raum D (Raum für den Königskult) im oberen Register Speiseopfertisch-Szenen mit dem König und Weinopferdarstellungen sowie eines großen Opferaufbaus vor der aufgeständerten Barke des Amun; des weiteren mehrere Ritualszenen mit dem König und der Götterneunheit. 

In den Räumen I. (Raum der Ritualvasen / rekonstruiert von Joanna Aksamit) (siehe Plan oben) wurden Szenen rekonstruiert, welche den König beim Eintreten in den Tempel und die Begrüßung durch die Götter Amun und Hathor zeigen, des weitere wieder Opferszenen (Lattich, Zwiebeln, Vögel und Blumen sowie goldene Vasen) an Amun-Kamutef. 

Die Darstellungen in den oberen beiden Räumen B (Opfertafelraum / rekonstruiert von Monika Dolinski) sind noch nicht veröffentlicht und von Raum C (nördliches Sanktuar/ rekonstruiert von dem polnischen Team) ist einzig die Ostwand und Teile der Südwand erhalten geblieben. Szenen an der Ostwand zeigen Rituale für König Amenophis I. und Opferdarstellungen Thutmosis III. vor Amun und Amun-Kamutef.

Von dem oberen Raum J (südliches Sanktuar / rekonstruiert von Monika Dolinska) konnte nur die Südwand - unter Vorbehalt - rekonstruiert werden. Sie zeigt Thutmosis III. beim Opfern vor Amun-Kamutef.

Kommen wir jetzt zu den beiden Räumen G (Raum der Vorfahren / rekonstruiert von Monika Dolinska) und H (Funktion unbekannt / rekonstruiert von Monika Dolinska). Die Ostwand von Raum G zeigt in einer Doppelszene über dem Eingang Thutmosis III. beim opfern von Wein und Wasser vor dem thronenden Amun. Auf den beiden Türpfosten stehen die Namen von (nördlicher Pfosten) Thutmosis III. und II., am südlichen Pfosten die Namen von Thutmosis III. und I. Die Nord- und Südwand des Vorfahrenraumes zeigt wiederum die üblichen Opferszenen vor den Göttern und den König in Begleitung seines Ka's.  Die Doppelszene über der Tür von Raum H entspricht der von Raum G (nur ist der König hier in Begleitung seines Ka's). Auf den Türpfosten befinden sich ebenfalls die Namen von Thutmosis III. Die Nordwand zeigt den thronenden König vor Opfergaben und einem Opferaufbau vor dem thronenden Amun sowie den König zwischen Hathor und Mut.

Raum D ist dem Königskult gewidmet (rekonstruiert von Monika Dolinska) und zeigt an seiner Ostwand (nördliche Sektion) die Göttin Hathor, welche den König säugt (in Anwesenheit von Amun und einer anderen Gottheit); über der Eingangstür befinden sich Nilgötter beim binden des "semataui-Symbols". Der südliche Teil der Ostwand zeigt den König beim Opfern von [Milch?) und er übergibt eine Kuh (?) und einen Stier an Amun-Kamutef. Des weiteren zeigt die Nordwand den König beim "Treiben der vier Kälber vor Amun-Kamutef", im Kultlauf mit Flagelum und "mks" vor Amun-Kamutef und nicht zu identifizierende Szenen vor Amun (lt. Beschreibung von Monika Dolinska). Über dem Eingang zum Barkenraum ist der thronende König dargestellt; der König mit seinem Ka übergibt einen großen Opferaufbau an den thronenden Amun mit einer Weiheformel darüber. Am nördlichen Teil der Nordwand steht Thutmosis III. vor einer Göttin und wird von dem thronenden Amun umarmt. Auf den Seitenwänden der Nische ist der Iunmutef-Priester mit Opfergaben und einer Liste vor dem thronenden Thutmosis III. zu sehen und auf der Rückwand der Nische: der königliche Ka von Thutmosis III. - darüber eine Doppelszene: der thronende Amun gibt dem Horusnamen des Königs das Anchzeichen. Auf dem südlichen Teil der Nordwand der Königskultkammer steht Thutmosis III. vor einer Göttin und wird von dem thronenden Amun umarmt.

Als letztes möchten wir den Raum E (Funktion unbekannt / rekonstruiert von Monka Dolinska) erwähnen, von dem nur mehr Reste von Szenen erhalten sind: Thutmosis III. übergibt Opfergaben an Amun-Kamutef und Thutmosis III. vor Amun.

(Beschreibung der Darstellungen nach: Temple of Tuthmosis III. at Deir el-Bahari after 30 years of research von Monika Dolinska in: 8. Ägyptische Tempeltagung / Herausgeber: Monika Dolinska, Horst Beinlich, Harrassowitz-Verlag 2010, S. 57ff)

Blick auf die Reste des Totentempels von Thutmosis IIIU.

Der Haupttempel lag 20 Meter hoch und war über eine gewaltige, 91,5m lange Rampe zu erreichen. In der Mitte hinten befinden sich die Torpfosten des Ganittores und die Stümpfe der Säulen.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
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Blick auf die Reste des Totentempels von Thutmosis III von oben

Der Tempel wurde in dem schmalen Platz zwischen dem Terrassentempel von Hatschepsut und dem von Mentuhotep II. errichtet. Noch vor dem Ende der 20. Dynastie wurde das Heiligtum durch einen massiven Felssturz komplett zerstört. Danach diente der Bau als "billiger Steinbruch" und wurde praktisch bis auf die Fundamente abgetragen. Ab der  26. Dynastie wurden hier Gräber angelegt.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
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Funde:
Bei seinem Grabungsarbeiten 1906 beim Mentuhotep II.-Tempel fand Edouard Naville (vom Egypt Exploration Fund) das gesichtslose Oberteil und den Torso einer Statue von Thutmosis III. aus kristallinem, weißem Stein mit blauer und schwarzer Bemalung in den Trümmern de. 60 Jahre später entdeckte L. Lipinska (vom polnischen Grabungsteam) bei ihren Ausgrabungen und Restaurationen das dazugehörige Gesicht und weitere Fragmente dieser Statue. Die Büste (ohne das Gesicht) befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art (Inv.-Nr. 07.230.3) und das Gesicht im Ägyptischen Museum Kairo (JE 90237 /Excav.-Nre. 7823). Obwohl keine Inschrift erhalten ist, sind die Fragmente doch eindeutig nach ihrem Stil in die thutmosidische Zeit einzuordnen. Außerdem hat die polnische Mission weitere Statuen des Königs in dergleichen Pose in Deir el Bahari gefunden.

In den 1990er Jahren fertigte das Ägyptische Museum Kairo einen Abguss des Gesichts an und gleichzeitig wurde ein Abguss des im MET befindlichen Torsos angefertigt und dann auf dem Metropoliten-Torso aufgesetzt. Der Künstler Donald Jensen hat die beiden Abgüsse originalgetreu bemalt. Als das Gesicht gefunden wurde, war noch ein großer Teil der Bemalung erhalten gewesen.

Oberer Teil einer Königsstatue Thutmosis III.
heute im Metrop. Museum New York 
Acc. 07.230.3 -H. 42,6cm 
Material: Kristalliner weißer Stein (Marmor ?); rote, schwarze, blaue und gelbe Bemalung, Holzzapfen
- Bild: public domain  Metropolitan Museum -
Schenkung des Egypt Exploration Fund 1907.

Gefunden in Theben-West, Totentempel Mentuhotep II. Deir el-Bahari bei den Ausgrabungsarbeiten im frühen 20. Jahrhundert durch Edouard Naville. Das in der Antike abgebrochene Gesicht der Statue wurde in den 1960er Jahren von den polnischen Ausgrabungsteam unter Leitung von Jadwiga Lipinska entdeckt und außerdem noch weitere Fragmente der gleichen Statue, die zeigen, dass der König in Standhaltung mit ausgestreckten Händen auf dem "schendjt-Schurz", dargestellt war. 

Der König trägt das "nemes"-Kopftuch und den Königsbart sowie an seiner Stirn den Uräus. 

Gesicht der obigen Statue
Original heute im Museum Kairo - JE 90237 - Höhe 18cm

Das abgebrochene Gesicht der obigen Statue wurde von dem polnischen Ausgrabungsteam (siehe oben) in den Trümmern des Totentempels Thutmosis III. gefunden nebst vier anderer Fragmente (ein Teil des Armes und drei Fragmente eines königlichen "schendjt-Schurzes".  Das Gesicht war rückwärtig abgeschnitten worden. Der Uräuskopf ist abgebrochen. Ein Teil des königlichen Zeremonialbartes befindet sich noch unterhalb des Kinns.

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Edouard Naville entdeckte bei seinen Ausgrabungen an der Grabungsstätte in Deir el-Bahari die Fragmente einer 48,5cm x 31cm hohe Sitzstatue eines hohen Beamten. Das schwer beschädigte Fragment besteht aus hartem Kalkstein und zeigt den unteren Teil einer sitzenden Figur in etwa "halber Lebensgröße". Die fragmentierte Sitzstatue trägt an den Seiten des Sitzes einen Hieroglyphentext, dessen einzelne Hieroglyphenzeichen noch Spuren von blauem Pigmenten zeigen sowie Vorzeichnungen mit roter Tinte bei der Inschrift. Dieses deutet daraufhin, dass die Statue evtl. nicht vollendet wurde. Das sich heute im Manchester Museum (Acc.-Nr. 4624) befindliche Fragment zeigt lt. Inschrift auf dem Sockel "den Priester des Amun, Userhat" (!m-nTr-n-imn wsr-HAt) - wobei Prof. Rainer Hannig (Universität Marburg) darauf hinwies, dass diese Inschrift, die den Besitzer identifizieren, auch ein Titel sein könnte und daher evtl. lauten: "der Priester von Amun-Userhat (der Name der heiligen Barke des Amun in Karnak)". Dieses war ein Titel, der in dieser Zeit lt. Hannig nur von einer einzigen Person getragen wurde: Senenmut - ein hoher Beamter aus der Zeit von Königin Hatschepsut (Quelle: Ägypten im Manchester Musaeum: Objektbiografie #14 - Eine bisher nicht identifizierte Statue des Senenmut - Acc.-Nr. 4624 online-Version 2014 von Campbell@Manchester).

Fragment einer Statue eines hohen Beamten
- gefunden in Deir el Bahari von E. Naville.

Die heute im Museum Manchester (England) befindliche Statue eines hohen Beamtens wurde bei den Ausgrabungen von Edouard Naville (zwischen 2894 und 1897)) in Deir el Bahari gefunden. Die Inschriften nennen die Titel eines "Edelmannes, Gouverneur" und den etwas ungewöhnlichen Titel eines "Aufseher der Priester von Month in Armant". Dazu noch die Bezeichnung "Priester von Amun-Userhat" - (nach Prof. Rainer Hannig, Universität Marburg) der Name der heiligen Garke von Amun in Karnak. Dieser Titel wurde lt. Prof. Hannig nur von einer Person getragen: Senenmut - einem hohen Beamten unter Königin Hatschepsut.

 

 

Bild: wikipedia CC0 1.0 - public domain
Author: Akhenatenator / Wikipedia

Auch die anderen Titel auf der Statue wie: "Edelmann, Statthalter und Aufseher der Priester von Montu in Armant" waren alle für Senenmut belegt. Von Senenmut sind bislang 25 Statuen bekannt, dieses wäre dann die 26. Statue. Prof. Dieter Arnold (LÄ I, Sp. 1023) schließt aus diesem Fund, dass Senenmut auch nach seinem Tod noch unter Thutmosis III. geehrt wurde. 

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Einzelstücke der Funde aus dem Deir el Bahari sind im Luxor-Museum ausgestellt, darunter ein sehr schönes Flachrelief, auf dem der König mit der "Atef"-Krone dargestellt ist. 

Thutmosis III. mit der Atefkrone (Luxormuseum J. 140)
- H. 58,5cm x B. 83cm x T. 48cm - bemalter Sandstein -

Relief mit der Darstellung des Königs, der die sog. "atef"-Krone auf dem Haupt trägt, dazu den langen Königsbart und einem breiten Kragen. Gefunden wurde das Fragment 1968 bei den Ausgrabungen durch das Polnische Archäologische Institut Warschau in Deir el Bahari, Totentempel Thutmosis III. (Abschnitt J-5, Schicht +1) unter der Leitung von J. Lipinska

Bild: Courtesy to Carola Schneider
- alle Rechte vorbehalten -

 

Bildnis eines Gottes aus dem Luxor-Museum J. 139
Deir el Bahari, Totentempel Thutmosis III. - aus Kalkstein
- H. 74cm x B. 102cm x T. 26cm

Dieses Götterrelief wurde von der Polnischen Archäologischen Grabungsmission unter Leitung von J. Lipinska 1968 in den Ruinen des Djeser-Achet-Tempel von Thutmosis III. in Deir el Bahari gefunden. Es  zeigt den Gott Amun-Min. Die dunkle Gesichtfarbe verweist symbolhaft auf die schwarze fruchtbare ägyptische Erde.
Bild:     Relief des Gottes Amun-Min
Autor:  Olaf Tausch, Wikipedia 2019
Lizenz: CC-BY 3.0

 

Schlegel aus der Zeit Thutmosis III. aus Holz
heute im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
 PM 4582 - L. 33cm; des Griffs: 13cm

Dieses Werkzeug mit der Kartusche von Thutmosis III. wurde in einer der Gründungsgruben der Hathorkapelle in Deir el Bahari gefunden. Er zeigt Gebrauchsspuren - durfte also benutzt worden sein. Er wurde ".....anlässlich des Strickespannens für (den Tempel namens) Djeser-achet-Amun" in der Gründungsgrube deponiert (lt. Info-Tafel des Museums.

Der Schlegel hat die typische, birnenförmige Form, welche uns aus vielen Darstellungen - aber auch von anderen, erhaltenen Werkzeugen bekannt ist. Die Inschrift nennt das vom König durchzuführende Ritual der Tempelgründung, das aus mehreren Elementen besteht. Als erstes wird das "Spannen der Stricke" vermessen. Dann wird der Grundstein gelegt (Gründungsgrube) und zum Schluss weiht der König das Gebäude für die Götter.

 

Bild: Margret Pirzer/Pelizaeus-Museum Hildesheim 2016

 

Hathorheiligtum:

E. Naville entdeckte - unabhängig vom Totentempel des Thutmosis III. - 1906 zwischen dem Totentempel von Mentuhotep und dem Totentempel der Hatschepsut ein kleines "Höhlenheiligtum", das etwa in Höhe der Terrasse des Mentuhotep-Tempels lag. Thutmosis III. ließ dieses Höhlenheiligtum, das in der Literatur heute als "Hathorkapelle des Thutmosis III." bekannt ist, gegen Ende seiner Regierung als Felsenheiligtum für die Göttin Hathor errichten.

Lage der Hathorkapelle - rechts neben dem Tempel von Mentuhotep II.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

Thutmosis III. hatte zunächst in einer Kapelle seines Totentempels "henket-anch" einen neuen Kult zu Ehren der kuhköpfigen Göttin Hathor eingeführt, der u. a. vom Hohepriester "Re" durchgeführt wurde. Nach Fertigstellung der Hathorkapelle in Deir el Bahari erfolgte dann die Eröffnung des zweiten, neuen Hathor-Kult-Ortes (9). 

Entdeckt wurde die Hathor-Kapelle in Deir el-Bahari 1906 durch Edouard Naville, der im Auftrag des "Egypt Exploration Fund" hier grub. Das aus bemalten Sandstein bestehende Heiligtum war durch die Nordhalle des Mentu-hotep-II.-Tempel zu erreichen. Evtl. war es auch durch eine Treppe mit dem Tempelbau verbunden (9).  Das Heiligtum hatte eine Höhe von 2,25m und eine Breite von 1,57m und war 4,04m lang. Auf den farbenprächtigen Wanddekorationen ist Thutmosis III. mit seiner Gemahlin Merit-re Hatschepsut zu sehen, in welcher die beiden vor der Göttin Hathor - in Kuhgestalt - Opfergaben darbringen. Hathor tritt hier als schützende und säugende Gottheit des Königs auf (8).

Auf der rechten Wandseite wiederholt sich diese Szene und wird durch die Darstellung von zwei Prinzessinnen ergänzt. Auf der hinteren Wand reicht Thutmosis III. Trank- und Brandopfer (Weihrauch) an Amun-Re. Die gewölbte Decke des Heiligtums ist mit einem Sternenhimmel geschmückt und bildet den Nachthimmel dar (8).

Hathorkapelle mit Standbild
bei ihrer Entdeckung 1906
heute im Museum Kairo JE 38574-5

In der Hathorkapelle fanden die Forscher ein 2,25m hohes Kultbild aus Sandstein, das die lebensgroße Abbildung der Hathorkuh darstellt, deren Fell rotbraun mit schwarzer Zeichnung war. Der Kopf, das Gehörn und die Flanken des Tieres waren ursprünglich mit einer dünnen Goldschicht überzogen. 

König Amenophis II., der die Kapelle seines Vaters vollendete ist vor der Hathorstatue zweimal dargestellt, einmal als säugendes Kind beim Trinken der göttlichen Milch aus dem Euter der heiligen Kuh und das andere Mal als rundplastische Abbildung im Relief stehend vor der Kuh.

Bild: public domain, E. Naville 1906 - wikipedia -

Edouard Naville fand das Allerheiligste dieses Hathorheiligtum bei seiner Entdeckung, das Standbild, noch intakt vor. Heute befindet es sich im Nationalmuseum Kairo. Wahrscheinlich ist der gute Erhaltungszustand der Kapelle als auch des Standbildes darauf zurückzuführen, dass das Heiligtum schon in der Antike von einem Erdbeben verschüttet worden war. Dieses hatte zur Folge, dass die Farbe konserviert wurde und die Jahrtausende fast unzerstört überstanden hatte.

Standbild der Hathorkuh mit König Amenophis II.
Höhe 2,25cm x Breite 1,57m x Tiefe 4,04m; Kairo JE 38574-5

Die Göttin Hathor wird bei diesem Kultbild aus Sandstein als Kuh, die von Papyrusstauden umgeben ist, dargestellt. Der Körper ist gefleckt, die Stirn geschmückt mit der Uräusschlange. Zwischen ihren Hörnern befindet sich die Sonnenscheibe mit den hohen Federn. Die Statue trägt den Namen von Amenophis II., dem Sohn und Nachfolger von Thutmosis III. auf der Rückseite ihres Nackens. Die Kuh beschützt den vor ihr stehenden König (Amenophis II.) und nährt den König als Säugling, der zu ihrer Rechten (andere Seite - nicht im Bild) kniend zu ihrer Rechten dargestellt ist.

Bild: Courtesy Merja Attia
- alle Rechte vorbehalten -

Die Hathorkapelle diente u. a. als Empfangshalle bei den Festzeremonien, in welcher die Tributübergabe stattfanden. Im Zuge des Talfestes fungierte die Hathorkapelle im Rahmen des Prozessionszuges als weiterer Ziel- und Stationstempel. Dem König wurden bei diesem Anlass Tribute und Opfergaben und der "Blumenstrauß des Amun-Re überreicht. Im Grab des Mencheperre-seneb (Erster Priester des Amun) ist dieser Ritus an der gegenüberliegenden Wandseite des Eingangs beschrieben (siehe Siegfried Schott, das schöne Fest vom Wüstental, Akademie-Verlag und der Literatur, Mainz 1953).

Blick in die Hathorkapelle im Museum Kairo

Auf der Rückwand der Kapelle libiert und verbrennt der König Weihrauch vor dem thronenden Amun-Re, dem Herrn der Throne der Beiden Länder. Die beiden anderen Wände zeigen den König in Begleitung seiner Gemahlinnen Merit-Re-Hatschepsut und Merit-Amun bei Opferhandlungen vor Amun-Re und Hathor. 
Bild:     by Ovedc - Egyptian Museum Cairo - 120
Autor:  Ovedc - Wikipedia 2017
Lizenz:  CC-BY-SA 4.0

 

Djeser-Djeseru
- Totentempel der Hatschepsut -

Ein heute im Kestner-Museum befindliches Relief zeigt die Prozession von Statuen. Das Fragment mit den Kartuschen von Thutmosis III. wurde in Deir el-Bahari, im Totentempel der Hatschepsut gefunden. Vor einiger Jahrzehnten konnte das Relief von dem polnischen Restauratoren (als Replika) wieder in den oberen Hof des Terrassentempels von Hatschepsut von Deir el Bahari eingepasst werden. Es gehört zu der Statuenprozession anlässlich des Opet-Festes.

Reliefblock aus dem Totentempel der Hatschepsut. in Deir el-Bahari
- heute im Kestner-Museum Hannover Nr. 1935.200.200 -
Höhe 39cm x Breite 41cm, Kalkstein

Auf dem Flachrelief-Fragment aus Kalkstein ist der Ausschnitt einer Prozession von drei Königsstatuen zu sehen - von den beiden äußeren sind nur noch Reste erhalten, aber die Mittlere Figur ist besser erhalten und zeigt eine stehende Königsfigur, die mit der blauen Krone, dem Halskragen und dem kurzen Schurz bekleidet ist. Der König hält in seiner linken Hand eine Keule und in seiner rechten einen langen Stab. Die Kartusche vor seinem Kopf nennt den Thronnamen und die Titel von Thutmosis III. Die Hieroglyphen hinter dem König beziehen sich auf die dritte Figur. 

Über der Kartusche verläuft eine weitere Inschrift: ("....meine (Statuen), die im Gefolge der Majestät des (großen) Gottes sind......", aus der hervorgeht, dass es sich bei dieser Szene um eine Statuenprozession handelt. Wir kennen solche Prozessionen von den "Vorfahrenstatuen" bei bestimmten Festen und Feierlichkeiten aus den Totentempeln von Ramses II. und Ramses III. Im Unterschied dazu erscheinen hier aber nicht die Statuen verschiedener Könige, sondern mehrere Statuen von einem König. 

Bild: Courtesy to Elvira Kronlob (Oktober 2012)
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

Medinet Habu

Neben den oben bereits erwähnten thebanischen Bauten wie dem Totentempel Henket-anch und Djeser-achit wurde am Rande des Marschlandes in Theben-West noch ein Tempel für den Gott Amun im Gebiet von Medinet Habu vollendet. Medinet Habu ist der südlichste Bereich der thebanischen Nekropole. Dort befindet sich ein religiös bedeutendes Heiligtum des Amun. Es galt als "Grab des Ur-Amun-Kematef" (die Urschlange Kematef = Amun-Kamatef, Mitglied der Achtheit) und liegt direkt rechts von der Hauptachse des Tempels von Ramses III. und hier regenerierte sich Amun von Karnak alle 10 Tage. Hauptgott war aber Amun - wie auch der Name des Tempels "Amun vom Heiligen Ort" (eine Sonderform des Gottes Amun) aussagt. Thutmosis III. betont in einem Inschriftenband, dass er "diesen Tempel machte als ein ´Denkmal für seinen Vater Amun, den Herrn der Throne der beiden Länder, an der Spitze von Djeser-set".

Luftbild von Medinet Habu aus der Vogelperspektive

Die Überreste des kleinen Tempels von Medinet Habu (rot umrandet im Bild) sind links unten rot umrandet zu sehen. Der ganze Komplex - die Tempelanlage von Ramses III. in der Mitte und der kleine Tempel aus der 18. Dynastie - waren von einer riesigen Mauer umgeben, wobei die sichtbaren Tore links von der Ostseite um nächsten lagen. Zwischen diesen Toren und dem Tempel von Ramses III. sind die Überreste des früheren Tempels des Amun aus der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. zu sehen. 

Foto:    ThebesNecropolis-2010-RamsesIII035Steve F-E-Cameron
Autor:  Oltau (Wikipedia 2011)
Lizenz: CC BY-3.0

 

Medinet Habu
- Tempeldiagramm von Karl R. Lepsius -

Links der kleine Tempel des Amun - rechts der große Tempel von Ramses III.

Unter Hatschepsut und Thutmosis III. wurde über einem kleinen Bau aus der 11. Dynastie ein Heiligtum mit dem Namen "Djeser-Set" errichtet. Dieses setzte sich zusammen aus dem eigentlichen Sanktuar und sechs Räumen und einer davorgestellten Barkenkapelle mit Pfeilerumgang. 

Bei der Errichtung des großen Totentempels von Ramses III. wurde der kleine Tempel aus der 18. Dynastie in dessen Umwallung miteinbezogen.

Zeichnung: Karl Richard Lepsius
(1810-1884) Lepsius-Projekt-Sachsen-Anhalt
- public domain -

Bei den Ausgrabungen durch das Oriental Institut Chicago in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts unter Leitung von Uvo Hölscher fanden sich die Spuren von zwei Vorgängerbauten des Kleinen Tempels des Amun und zwar: 

  1. von Grundmauern eines "älteren Gebäudes", welches im Bereich des späteren Barkenraums mit Umgang aus der 18. Dynastie aus der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. lag und welches Hölscher in seiner Publikation als "Älteste Kapelle" bezeichnete. Der nahezu quadratische Bau besaß geböschte Außenmauern und seine Grundfläche betrug etwas 7 x 8 m, wobei sich der hintere Bereich in drei schmale, gleichgroße Kammern unterteilte. Hölscher vermutete eine Datierung der "Älteren Kapelle" in das frühe Mittlere Reich, wobei er Parallelen zu den Bauten der Könige der 11. Dynastie zog. Der Bau war vermutlich von einer Ziegelmauer umgeben, deren Reste Hölscher noch unmittelbar hinter den Strukturen der Gebäude fand (siehe: Uvo Hölscher: The Excavations of Medinet Habu, Bd. 2: The Temples of the Eighteenth Dynastie, Chicago 1939).

  2. Von dem zweiten Vorgängerbau des kleinen Tempels fand Hölscher nur noch Fragmente aus weißem Kalkstein, die von den Architekten Hatschepsuts für ihre Bauvorhaben wiederverwendet wurden. Hölscher versuchte eine Rekonstruktion des 2. Vorgängerbaus aus der Struktur einiger erhaltener Fragmente zu erstellen, u. a. einen Barkenraum mit Umgang und nannte ihn "Ältestes Peripteros". Nur eines der gefundenen Fragmente war dekoriert und zeigte einen König vor einem Gott (Quelle: Katja Demuß: Dissertation Studien zum Kleinen Tempel von Medinet Habu 2010, Göttingen). Hölscher vermutete, dass dieser zweite Vorgängertempel evtl. von einem der Vorgänger Hatschepsuts errichtet worden war - evtl. von ihrem Vater Thutmosis I.

 

Rekonstruktion Hölscher (1930)

Diese Rekonstruktion von Hölscher zeigt vorne die Plattform (ca. 8x7,20m). Auf dieser stand einst die "älteste Kapelle" - dahinter ein kleiner Schrein/Kapelle. Dieser wurde wohl in der ersten Regierungszeit von Hatschepsut erbaut. Die schraffierten Blöcke (von Hölscher) sind erhalten, der Rest ist rekonstruiert.

Lt. Hölscher zeigt die Rekonstruktion auf der Ostseite die Plattform aus Sandstein, auf der die "älteste Kapelle" (auch aus Sandstein) errichtet worden war und auf der Westseite den Schrein der Hatschepsut. Die Front des Hatschepsut-Schreins steht zur Hälfte auf der Plattform der "ältesten Kapelle". Wie man aus der Rekonstruktion von Hölscher sieht, waren bei den Ausgrabungen noch ein paar Sandsteinblöcke der "ältesten Kapelle" unter der Ostseite erhalten in situ gefunden worden, was ihn zu der Annahme führte, dass zumindest ein Teil der "ältesten Kapelle" vorhanden war, als Hatschepsut mit der Errichtung ihres Schreins begann.

Zeichnung: Uvo Hölscher 1930
-  modifiziert von Nefershapiland -
public domain

 

Kleiner Amun-Tempel in der Zeit der Co-Regentschaft Hatschepsut/Thutmosis III.

In der Zeit der  Co-Regentschaft Hatschepsut/Thutmosis III. wurde ein Heiligtum mit dem Namen "Djeser-Set (Dsr-st)" / "Heiliger Platz" errichtet. Dadurch wurden sowohl die "Älteste Kapelle" als auch der Vorgängerbau "Älteste Peripteros" zerstört. Der Bau aus der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. mit dem Namen "Djeser-Set" war von Anfang an von einer Umfassungsmauer aus Lehmziegeln umgeben. Hölscher konnte auch die Existenz eines  kleinen Heiligen See nachweisen, der nördlich des Kleinen Tempels lag, welcher aber in seiner vorgefundenen Form erst in der Ptolemäerzeit angelegt wurde. Es konnte nicht belegt werden, ob evtl. schon in der 18. Dynastie an dieser Stelle ein Heiliger See gelegen hatte. Evtl. hatte auch schon in der 18. Dynastie ein Kanal, der in eine Kaianlage endete zum Kleinen Tempel geführt. Zwar lässt sich solch eine Anlage nicht mehr archäologisch nachweisen (sie lag vermutlich in dem Bereich, wo später Ramses III. die Kaianlage seines Totentempelbezirks errichten ließ), aber ihre Existenz scheint wahrscheinlich , da die Kultstätten in Theben-West fast alle durch ein Kanalsystem mit dem Nil verbunden waren (12). 

Der Kernbau des Kleinen Tempels von Medinet Habu wurde aus einem Komplex aus 6 Räumen gebildet, vor dem ein Barkenraum mit Umgang liegt. Der hintere Komplex (bestehend aus 6 Räumen) ist bis heute in seiner Gestalt erhalten, die schon unter Hatschepsut errichtet wurde. Der vordere Tempelteil wurde durch Thutmosis III. neu erbaut und gestaltet, indem er den ursprünglichen Bau von Hatschepsut - einen quadratischen Barkenraum mit Umgang und dahinterliegenden Querhalle mit 4 Säulen - durch einen nun verlängerten Barkenraum mit Umgang ersetzen ließ.

Uvo Hölscher dokumentierte bei der Freilegung von weiteren Fundamenten, dass Hatschepsut die Anlage auf der Westseite durch 6 Kapellen und eine Querhalle (östlich vor den Kapellen) errichten ließ. Hölscher vermutete - basierend auf die gefundenen Mauern unter der Mitte der Querhalle - dass diese Halle vermutlich durch eine Reihe von 4 Pfeilern getragen werden sollte (siehe Zeichnung unten), was dazu führte, dass der dadurch entstandene quadratische Platz mit ihrem Schrein im Zentrum zu einem Peripteros-Tempel umgewandelt werden sollte. Nach Hölscher begann Hatschepsut damit erst in der 2. Hälfte ihrer Regierungszeit (11). 

Rekonstruktion Hölscher (1930)

Rekonstruktion des Tempels in der 18. Dynastie - nachdem Hatschepsut den Schrein erbauen ließ - mit Pfeilerhalle, Querhalle (Breite da. 11m, Tiefe 4,3m) und mit den dahinter liegenden 6 Kapellen.

Allerdings scheinen die 4 Säulen in der Mitte von Hölscher falsch rekonstruiert worden zu sein, d. h. sie wurden wohl nie errichtet - nur geplant (Quelle: Oriental Institut - bei den letzten Untersuchungen konnte keine Basen zu den eingezeichneten Säulen nachgewiesen werden).

Rekonstruktion: Hölscher  1930
- modifiziert von Nefershapiland -

Hölscher vermutete, dass die sechs Kulträume und gleichfalls die Querhalle noch unter der Regierung von Hatschepsut fertiggestellt wurden. Bei den Reliefs wurde aber Thutmosis (noch als Ko-Regent) dargestellt. Nach seiner alleinigen Regierungsübernahme ließ er diese Reliefs und Inschriften ergänzen, wo sie fehlten.

Kleiner Amun-Tempel in der Zeit der Allein-Regierung von Thutmosis III.

Unter der Regierung von Thutmosis III. wurde die gesamte Anlage nochmals umgebaut, wobei er Peripteros und Schrein der Hatschepsut (auf Kosten der Querhalle) verlängern ließ. Die Querhalle wurde abgebaut und der neue Schrein im Peripteros-Tempel hatte jetzt die doppelte Länge (10 x 20 ägyptische Ellen = 5,25 x 10,5 m) wie das Bauwerk zu Zeiten von Hatschepsut. Während der Zeit von Thutmosis III. hatte der Schrein nun die gleiche Höhe wie die umlaufende Pfeilergalerie - die oberen zwei Steinlagen stammen aus ptolemäischer Zeit (Quelle: Hölscher Medinet Habu 1930). 

Das Innere des 13 x 29 m großen Bauwerks gliederte sich in zwei Abschnitte: einen Barkenraum mit Umgang und einen sich in westlicher Richtung daran anschließenden - aus sechs Kammern bestehenden - Raumkomplex. Die sechs Kammern des hinteren Raumkomplexes (L - Q) sind teilweise miteinander verbunden. 

Rekonstruktion des kleinen Amun-Tempels
von Uvo Hölscher (1930) 
- nach dem Umbau durch Thutmosis III. -

 

 

 

 

Zeichnung: Uvo Hölscher 1930
- modifiziert von Nefershapiland -
public domain

 

Der Kleine Tempel des Amun in Medinet Habu - in der 18. Dynastie mit Erweiterungen

Der ptolemäische Pylon und das Hohe Migdol-Tor, das Ramses III in der Umfassungsmauer als Einang zu seinem Tempelbezirk errichten ließ, von oben gesehen. Hinter dem Migdol-Tor im Norden ist der von Hatschepsut erbaute und teilweise dekorierte "Kleine Tempel" mit späteren Erweiterungen zu sehen.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -
modifizieret von Nefershapiland

Dieser Bereich der sechs Kammern ist seit der Zeit von Hatschepsut nicht mehr grundsätzlich verändert worden. Er bildet damit den ältesten noch erhaltenen Teil des kleinen Tempels des Amun und wurde in zwei Reihen angelegt. 

Das Tempelhaus aus der Zeit Hatschepsut/Thutmosis III. heute

Heutige Ansicht der Südseite des Tempelhauses aus der 18. Dynastie - links die 6 inneren Kapellen (auf der Zeichnung von Hölscher oben, im hinteren Teil). Rechts daneben steht das Barkenheiligtum von Thutmosis III, welches von einer umlaufenden Galerie umschlossen ist (siehe Rekonstruktion von Hölscher 1930). Die innere Kapelle ist nicht zugänglich.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

 

Nordostseite des Kleinen Tempel von Medinet Habu
- mit den Anbauten aus der 29. Dynastie und dahinter dem Hohen Tor -

Bild:     Medinet Habu Amun 23
Autor:  Olaf Tausch 2014, Wikipedia
Lizenz: CC BY-3.0

Die größte Kammer ist die vordere, mittlere Kammer L (nach P&Moss: Dyad Chamber), welche die einzige war, in der sich eine Öffnung im Dach befand und dadurch Licht hineinließ. Zur Zeit von König Thutmosis III. befand sich hier in der Mitte des Raumes eine monumentale Doppelstatue aus schwarzem Granit (H. 3,35m x B. 1,20m x T. 1,55m), die König Thutmosis III. und Amun-Re darstellte. Beide Figuren saßen nebeneinander auf dem Thron. In der Amarnazeit wurde die Figur des Amun systematisch zerstört - gleichzeitig wurden im gesamten Tempel die Namen des Gottes ausgemeißelt. Außer den Kartuschen auf dem Gürtel der Königsfigur und dem Reichsvereinigungs-Symbol auf beiden Seiten des Throns zeigt die Doppelstatue keine weiteren Inschriften. 

Hölscher fand die Fragmente der Doppelstatue (3 große Teile der Doppelstatue: beide Köpfe, Teile von beiden Knien und einen Teil der Vorderseite der Statuenbasis) "rituell unter dem Fußboden des Raumes bestattet". Aus diesen Teilen rekonstruierte er eine Ansicht der Doppelstatue - siehe Zeichnung. Das Oriental Institute hatte in den letzten Jahren weitere Teile der Statue gefunden, so dass die Gruppe weitgehend rekonstruiert werden und wieder in Raum L des Kleinen Tempels aufgestellt werden konnte.

Rekonstruktionen der Doppelstatue von Uvo Hölscher (1930)

beide Zeichnungen siehe Hölscher 1930 (MH II, pl. 3)

 

Dekoration des Sechs-Kammern-Komplexes

(Die Beschreibung erfolgt nach Hölscher (The Excavations of Medinet Habu, Bd. 2: The Temples of the Eighteenth Dynastie, Chicago 1939); Dr. Karl Leser ( www.maat-ka-ra.de ) und Djeser-set, Studien zum Kleinen Tempel von Medinet Habu (Dissertation von Katja Demuß, Göttingen 2010). 

Östliche Außenwand des 6-Kammer-Komplex
PM² II (49)

Die östliche Außenwand des 6-Kammern-Raumes zeigt von links nach rechts zeigt hier in der Mitte den König (Thutmosis III.), der von Atum und Month in den Tempel hineingeleitet wird. Der König trägt auf dem Kopf eine Kompositionskrone mit Widderhörnern.

 

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Christina Pearn
- all rights reserved -

Die Dekoration der rückwärtigen 6 Kammern entstand im wesentlichen noch unter Hatschepsut: Die Räume O, Q und N ganz, der Raum P in etwa zur Hälfte und der Raum L, die Rückwand und Teile der Seitenwände sind dekoriert. Thutmosis ließ während seiner Alleinherrschaft den Namen von Hatschepsut durch seinen Namen bzw. den seines Vaters Thutmosis II. und den seines Großvaters Thutmosis III. ersetzen. Im Raum Q zum Beispiel wurde der Durchgang zu Raum N mit einer Widmungsinschrift eingefasst, die ursprünglich von Hatschepsut stammt. Hier wurde dann der Name der Königin getilgt bzw. ersetzt (siehe Lepsius III 7a und Urk. IV. 310, 15-311).

Der Zugang zu den Räumen P bzw. Q erfolgt über die Räume N bzw. O. Als einziger der Räume ist Raum M nicht mit den anderen fünf Kammern verbunden. Man gelangt in diesen Raum direkt über den vorderen Teil des kleinen Tempels. Es scheint so, dass auch die östliche Wand dieses Raumes erst unter der Alleinregierung von Thutmosis III. dekoriert wurde und seine Schließung zu den anderen Räumen auch erst in dieser Zeit erfolgte (siehe Medinet Habu II, Hölscher 9, 47, 49). 

Auf dem Türrahmen des südwestlichen Raumes befindet sich eine Widmungsinschrift von Hatschepsut: (11)
"
Die Gute Göttin, Herrin der Beiden Länden, König von Ober- und Unterägypten, Maat-ka-Ra, geliebt von Amun-Ra, dem König der Götter, Tochter der Sonne, seines Leibes, seine geliebte, Khenemet-Amun-Hatschepsut, (die) es gemacht hat als (ihr) Monument für ihren Vater Amun, dem Herrn der Throne der Beiden Länder, Herrn des Himmels, er möge ihr alles Leben geben und Dauerhaftigkeit wie Ra, ewiglich". 

Der Raum O (nach PM, Raum IV; Sanctuary of Amun)
Der Raum O wurde ebenso wie alle drei westlichen Räume noch unter Hatschepsut zur Hälfte dekoriert. Hölscher schreibt, dass hier "lediglich die Namen im Bereich der Türen von Thutmosis III. (auf Thutmosis I. oder II.) geändert wurde. Die Ostwand des Raumes O war lt. Uvo Hölscher zu beiden Seiten des Eingangs mit je einer Szene dekoriert: Thutmosis III. wird auf der nördlichen Seite von Amun umarmt und erhält "Leben". Name und Darstellung des Königs sind hier original. 

Rekonstruktion Hölscher (1930) - Kleiner Tempel des Amun in Medinet Habu

Die Zeichnung von Hölscher zeigt den Kleinen Tempel des Amun mit den Teilen, die aus der Zeit von Hatschepsut (Rot dargestellt) und Thutmosis III. (blau auf der rechten Seite) stammen. Die rot gekennzeichneten Wände im Hatschepsut-Teil zeigen die Stellen, die für die Königin dekoriert waren - alle anderen Wandabschnitte wurden entweder für Thutmosis III. dekoriert oder waren noch für Hatschepsut vorskizziert und dann unter ihrem Nachfolger Thutmosis III. umgewidmet (Quelle: Hölscher 1930).

P   = Raum des Naos
M = Sanktuar
L   =  Raum der Doppelstatue

Rekonstruktion: Hölscher  1930 (MH II.)
- modifiziert von Nefershapiland -

Auf der südlichen Seite war hier wohl original die Königin Hatschepsut dargestellt, die von Amun umarmt wird und "Leben" erhält. Die Figur der Königin wurde ausgehackt und durch einen Opferständer mit Blumen ersetzt. Thutmosis III. ließ auch ihren Namen auslöschen - Reste der Darstellung und des Namens sind aber noch gut erkennbar.

Auf der westlichen Wand ist der thronende Amun vor Opfergaben zu sehen. Darüber ein Fries mit Hatschepsut-Kryptogrammen und einer noch erhaltenen Kartusche der Königin (die Kryptogramme bestehen aus den "Ka-Armen" in denen sich eine Uräusschlange erhebt, die von einer Sonnenscheibe gekrönt wird - woraus der Uräus als "Maat" gelesen werden soll) (11). 

Auf der südlichen (linken) Wand befinden sich zwei Szenen

  1. der König opfert Natronkugeln - hinter ihm folgt sein Ka - vor dem ithypallischen Amun.
  2. auf der rechten (westlichen Seite) opferte original die Königin Hatschepsut - hier wurde ihre Figur durch einen Opferaufbau ersetzt - Natron vor Amun.

Links vom Durchgang zu Raum P befand sich eine später gelöschte Darstellung der Hatschepsut, die durch einen Stapel Opfergaben ersetzt wurde. Auch die Beischrift wurde gelöscht. Sie übergibt Weihrauch-Kugel an Amun.

Raum O der Kapellen

Auf der südlichen Seite des Raumes stand ursprünglich die Königin Hatschepsut vor Amun-Re und wurde von diesem umarmt und erhielt Leben. 

Unter Thutmosis III. wurde ihre Figur und auch ihre Kartuschen ausgemerzt und durch einen Opferständer mit Blumen ersetzt. Ebenso der Name der Königin. Beides ist aber heute noch ganz gut sichtbar.

 

 

 

 

 

Umzeichnung aus OIC Publication 136, Medinet Habu - The Eighteenth Dynasty temple I., the Inner Sanctuaries, 2009, Tafel 33).

Raum P (PM, Raum V; Naos Chamber)
Im Raum P, der nur von Raum O erreichbar war, befindet sich ebenfalls eine Opferszene des Amun. Die westliche Wand zeigt zwei Szenen, wobei die linke (südliche) Szene den König bei einem Weihrauchopfer vor Amun und die rechte (nördliche) den König bei der Kulthandlung "Ausschütten des Sandes" (Hannig, S. 1083) vor dem ithyphallischen Amun zeigt (11). Auf der südlichen Wand opfert Thutmosis III. Milch für Amun. Die nördliche Wand zeigt zwei Szenen:

  1. Hatschepsut (ersetzt durch ein Anch-Zeichen und zwei Opferständern mit Blumen) "reinigt" Amun (westliche/linke Szene)
  2. Hatschepsut "reinigt" den ithypalischen Amun mit Wasser (Hatschepsut wird hier wieder durch ein Anch-Zeichen ersetzt), gefolgt von ihrem Ka

Auf der östlichen Wand befinden sich auch zwei Szenen:

  1. Südseite, rechts: Thutmosis III. bekleidet die Statue des ithypallischen Amun und
  2. Nordseite, links: Hatschepsut (ersetzt durch einen Opfergabentisch) steht vor Amun.

In Raum P befindet sich ein unfertiger, undekorierter Naos aus rotem Granit, der aber bei den Erweiterungen aus späterer Zeit hierher gebracht wurde.

Der Raum M (PM Raum VI: King's Chamber)
Der Raum M scheint  zur Zeit von Hatschepsut vollkommen undekoriert gewesen zu sein. Später wurde er dann im Namen von Thutmosis III. dekoriert. Er hat keinerlei Verbindung zu den anderen Räumen. Auf seinen beiden Längswänden sind auf der Türseite (östliche Wandseite) Opferträger zu sehen. Vor ihnen steht jeweils der Gott Iunmutef. Thutmosis III., der auf seinem Thron sitzt, ist ihm gegenüber zu sehen - dahinter steht Meritre-Hatschepsut (Mutter von Amenophis II.). Lt. der Beischrift vollzieht Iunmutef 4x ein Opfer für den Ka des Königs Men-cheper-Ra, während vor Thutmosis III. und Meritre-Hatschepsut verschiedene Priester ein Opfermahl vorbereiten. 

Auf der westlichen Rückwand von Raum M befinden sich zwei symmetrische Darstellungen, in welchen Thutmosis III. kühles Wasser (auf der Nordseite) bzw. Wein (Südseite) für den inthronisierten Amun darbringen.

Raum L: (PM Raum I; Dyad Chamber)
An der Rückwand des Raumes L befinden sich Darstellungen in welchen der König von Amun-Re das "anch"-Zeichen an die Nase gehalten wird. An den Seitenwänden ist der thronende Amun-Re zu sehen - vor ihm der König. Nur die Westwand von Raum L wurde noch in der Co-Regentschaft von Hatschepsut und Thutmosis III. dekoriert - alle anderen Wände wurden später in der Alleinherrschaft von Thutmosis III. dekoriert. Inschriften auf der westlichen Seite der Nordwand zeigen, dass die Dekoration noch am Ende der Zeit von Hatschepsut angefangen wurde, dann aber von Thutmosis III. übernommen wurde. Die Inschriften an dieser Wand zeigen noch Spuren der unter Hatschepsut angebrachten Inschriften: z. B. zeigen die Kartuschen die Titulatur in der weiblichen Form. Hier steht immer noch: "Nfr-nTr.t" = Gute Göttin" (11).

Die Ostwand des Raumes L zeigt zu beiden Seiten des Eingangs in den Dyadenraum eine Szene, in der Thutmosis III. von Amun-Re umarmt wird. Auf der Südwand (westlich des Durchgangs zu Raum N) sieht man Thutmosis III., der die Opfergaben für den thronenden Amun-Re darbietet. Auf der Nordwand befinden sich zwei Szenen: (östliche Seite) Thutmosis weihräuchert und libiert vor dem ithypalischen Amun - (westliche Seite): Thutmosis präsentiert einen Stapel Opfergaben vor dem inthronisierten Amun (11).

Raum N (nach PM, Raum II: Vestibule):
Dieser Raum scheint wohl vollständig unter Hatschepsut dekoriert worden zu sein - später aber von Thutmosis III. umgewidmet. Nur auf der Ostseite hatte sich im Fries eine lesbare Kartusche von Hatschepsut erhalten (zwar wurden die Hieroglyphen auch ausgeschlagen, aber ihre Form blieb erhalten, so dass die Kartusche noch lesbar ist). Anders als in den Räumen O und P, die für Amun geweiht waren, sind die Räume N und Q für die ithypallischen Form des Amun geweiht. Die Szenen in Raum N zeigen alle drei thutmosidischen Herrscher I. - III. bei Opferhandlungen vor Amun. An den Durchgängen befindet sich die Kartusche von Amenhotep II., dem Sohn und Nachfolger von Thutmosis III.

Auf der Ostwand überreicht Hatschepsut (deren Name auf Thutmosis II. geändert wurde) ein Brot an Amun, auf der anderen Seite (rechte/südliche) stand ebenfalls Hatschepsut (geändert auf Thutmosis II.) vor dem ithypallischen Gott Amun und verbrennt Weihrauch und libiert.

Auf der Südwand befinden sich 4 Szenen: (alle Namen und Beischriften von Hatschepsut wurden geändert)

  1. (Osten) von links nach rechts (Westen)- Thutmosis III. opfert zwei Gefäße mit Wasser vor Amun;

  2. Thutmosis I. überreicht einen "nemset"-Krug an den ithypallischen Amun

  3. Thutmosis II. übergibt ein "sa.t"-Brot an Amun;

  4. Thutmosis II. opfert Lattich-Blätter an den ithypallischen Amun.

Auf der Nordwand von Raum N befinden sich zwei Szenen: auf der westlichen (linken) Seite opfert Hatschepsut (geändert für Thutmosis II.) Milch an Amun. Die östliche (rechte) Szene zeigt Hatschepsut (geändert auf Thutmosis I.), beim Weinopfer vor dem ithypallischen Amun.

Raum Q (nach PM Raum III - Sanctuary of ithypallic Amun)
Im Raum Q hatte wohl einst eine Statue des ithypallischen Gottes Amun gestanden, von der es aber nach Hölscher keine Überreste gibt. Die Hälfte des Raumes wurde unter Hatschepsut dekoriert. Auf der Westwand ist ihre Kartusche erhalten geblieben. Später hatte Thutmosis III. die Dekoration in Raum Q fertiggestellt, wobei er auch die bereits vorhandene Dekoration umänderte. Die Dekoration zeigt den König Thutmosis III. auf der nördlichen, rechten Seite, der in symmetrischer Darstellung von dem ithypallischen Gott Amun umarmt wird und Hatschepsut (ersetzt durch Thutmosis II.. Hinter jedem König steht sein Ka.

Auf der Südwand (östliche Seite) ist abermals der König dargestellt, der Stoffe opfert vor dem ithypallischen Gott Amun. Ein Teil der Darstellung hinter dem Gott ist ausgemerzt worden - wahrscheinlich war hier früher Hatschepsut dargestellt. Weiter nach rechts ist ein Opferstapel vor dem ithypallischen Gott Amun zu sehen.

*

Der König (Thutmosis III.) oder seine Vorgängerin Hatschepsut ist in dem Sechs-Kammern-Komplex einzig und allein beim Kultvollzug vor dem Gott Amun-Re dargestellt - so ist der "Kleine Tempel von Medinet Habu" unschwer als ein Heiligtum von Amun-Re zu deuten. Dieser wird im Tempel in zwei Gestalten dargestellt: in Menschengestalt (mit Doppelfederkrone) als Amun-Re (nsw-nTr.w = König der Götter) und in seiner ithypallischen Gestalt (ebenfalls mit Doppelfederkrone) als Amun-Re "kA-mw.t=f" (Kamutef), wobei es sich aber trotz ikonographischer Übereinstimmung nicht um die Darstellung des Gottes Min handelt, sondern um eine gesonderte Erscheinungsform des Amun-Re (erkennbar an der Doppelfederkrone des Gottes) (12).

Barkenraum 

Beschrieben werden soll hier eigentlich nur die Version des Barkenraumes mit Umgang, die auf Thutmosis III. zurückgeht, da von dem Bau, der aus der Zeit von Hatschepsut stammt, nur noch die Sockel und ein paar der unteren Steinlagen erhalten sind. Ganz kurz eingehen wollen wir aber auf die Umbauten, die heute noch zu sehen sind und aus der ptolemäischen Zeit stammen.

Der Barkenraum wurde wohl vollständig von Thutmosis III. erbaut - aber auf jeden Fall von ihm dekoriert. Er schloss mit einem Umgang in gleicher Höhe mit ihm ab. Lt. Hölscher ist es nicht klar, ob der Innenraum bis zur späteren Erhöhung in der Zeit von Ptolemaios VII. Euergetes II., Cleopatra II. und III. - Licht durch eine Öffnung in der Decke (durch sog. "Lichtschlitze") oder nur durch den Eingang erhellt wurde.

Die Nord-, Süd- und Ostseite des Umgangs aus der Zeit von Thutmosis III. werden von je einer Pfeilerreihe gebildet. Die einzelnen Pfeiler werden durch halbhohe Wände mit nach oben abgerundeten Brüstungen verbunden (12). Sowohl an der Ost- als auch an der Westseite des Barkenraumes befand sich ein Durchgang. Die Tore des Barkenraumes wurden lt. Inschrift erst in der Zeit von Ptolemaios VII Euergetes II, Cleopatra II. und III. auf jeder Seite verbreitert. Die Dekoration der Außenseite aus der Zeit von Thutmosis III. ist bis auf die Ostwand auch unverändert geblieben. In ptolemäischer Zeit wurde die Dekoration der Innenwände überarbeitet - man hielt sich aber streng an die alten Vorlagen, so dass sogar ein Restaurationstext von Sethos I. übernommen wurde (11). 

Das Bildprogramm zeigt ausschließlich Thutmosis III. (es handelt sich ja bei dem Barkenraum mit Umgang um einen Neubau) - und unterscheidet sich dadurch vom Bildprogramm in den 6-Kammern-Komplex (siehe oben), wo auch die Vorgängerin Hatschepsut in Erscheinung tritt. Auf den Architraven der Nord- und Südseite (Innenseite) des Umgangs befindet sich eine lange Widmungsinschrift des Königs. 

Heutige Galerie des Umgangs
mit Blick auf die östliche Außenwand des 6-Kammer-Komplexes im Hintergrund

In späterer Zeit wurden im Umgang einige Veränderungen vorgenommen. So stehen heute im Umgang 4 polygonale Säulen (das Foto links zeigt die westliche der beiden Säulen auf der Nordseite. Die Säule wurde von Achoris (3. König der 29. Dynastie) eingebaut, weil sich im Fundament des Barkenschreins des Thutmosis III. Risse zeigten (durch bauliche Mängel im Fundament).

Die Säulen stammten aus den benachbarten Kapellen der Gottesgemahlinnen (was durch die Kartusche der Amenirdis auf der östlichen der beiden Säulen auf der Nordseite nachzuweisen ist). Die Säulen stützen jeweils drei oder vier Steinblöcke der Decke.

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Christina Pearn
- all rights reserved -

Auf den Längsseiten des Innenraumes befinden sich Dekorationen in je 2 übereinander angeordneten Registern, die Thutmosis III. bei Opferhandlungen vor beiden Formen des Amuns zeigen. Auf jeder Seite befindet sich eine Szene mit dem König vor der Barke des Amun. Auf der Südseite ist eine Götter-Prozession zu sehen (die Liste der dort dargestellten Gottheiten bindet man in LD, Text III 154-155 und PM² II, 467) und des weiteren Darstellungen von Thutmosis III, der von Atum und Hathor zum "Heiligen Ischet-Baumes von Heliopolis" geführt wird, wo Amun-Re den Namen des Königs auf den Blättern schreibt - auf der rechten Seite der Darstellung ist gerade noch der Schreibpinsel zu sehen. In einer verkleinerten Darstellung taucht in zwei der Szenen die Ehefrau von Thutmosis III., die Königin Merit-Ra-Hatschepsut auf (11+12). 

Die Dekoration der Westwand stammt vollständig aus ptolemäischer Zeit - unter der Decke befinden sich Inschriften von Ptolomaios VII. Euergetes II., Cleopatra II. und III. Auf der Ostseite befinden sich Dekorationen von Thutmosis III. auf den Türseiten und ebenfalls aus ptolemäischer Zeit auf dem Türsturz.

Die Außenseiten des Barkenraumes zeigen Tempelgründungs- und Weihedarstellungen und Opferhandlungen des Königs (Thutmosis III.), der vor Amun-Re steht. In der linken Szene (auf der Nordwand) werden Thutmosis III. und die Göttin Sefkhet-Abwy (eine Sonderform von Seschat im Neuen Reich - siehe Wilkinson 2003) beim Ausmessen des Tempels gezeigt. Weiter nach rechts widmet Thutmosis III. den Tempel an Amun-Re. In der zweiten und dritten Darstellung wird das künftige Tempelgelände "geweiht und bearbeitet" im Angesicht des ithypallischen Gottes Amun. Und in der vierten Szene kniet der König und formt Schlammziegel für den Tempelbau (11).

Tempelgründungsszenen 1. Szene
- Außenseiten des Barkenschreins -

Das Foto zeigt den König (links) auf der Nordwand (östlichste Szene der Wand) und die Göttin Seshat-Abwy (eine Sonderform der Seshat im Neuen Reich lt. Wilkinson 2003) beim Ausmessen des Tempels.

 

 

 

Bild: Courtesy to Christina Pearn
- all rights reserved -

 

Tempelgründungsszenen - Szene 2 und 3
- Außenseiten des Barkenschreins -

In diesen beiden Szene "weiht" der König (Thutmosis III.) im Angesicht des ithypallischen Gottes Amun in zwei Szenen das Gelände des zukünftigen Tempels.

Bild: Courtesy to Christina Pearn
- all rights reserved -
photo re-worked by Nefershapiland -

 

Tempelgründungsszenen 
- Außenseiten des Barkenschreins -

In der 4. Szene kniet der König (Thutmosis III) und formt offensichtlich Ziegel aus Schlamm für den Tempelbau.

 

 

Bild: Courtesy to Christina Pearn
- all rights reserved -
- photo re-worked by Nefershapiland -

Die südliche Längsseite zeigt mehrere Gründungszeremonien: die erste Szene zeigt den Gründungstext (von Osten nach Westen) des Königs - in den anderen Darstellungen wird eine kleine Königsstatue in Begleitung von einer - im kleineren Maßstab dargestellten Figur - eines Würdenträgers vor dem Gott Amun präsentiert (11). 

Pfeilerumgang (Ambulatorium)

Wahrscheinlich wurde der gesamte Umgang von Thutmosis III. erbaut. Die Pfeiler sind ca. 87 cm im Quadrat und stehen auf der Ostseite etwas enger zusammen. Die Nord-, Süd- und Ostseite des Umgangs werden von je einer Pfeilerreihe gebildet. Die einzelnen Pfeiler sind durch halbhohe Wände (Interkolumnien) mit oben abgerundeten Brüstungen verbunden. In späterer Zeit wurden lt. Hölscher insgesamt an vier Stellen die Schranken zwischen den Pfeilern entfernt, damit der Tempel nun auf der Nord- als auch auf der Südseite zwei Zugänge hatte. Der Barkenraum hatte ebenfalls sowohl an seiner Ost- als auch an seiner Westseite einen Durchgang.

Zu irgendeinem nicht genau bekannten Zeitpunkt (19. - 26. Dynastie) wurden die Fenster (1,44m breit und 2,05 hoch) zwischen den Pfeilern des Ambulatoriums, mit je zwei dünnen Steinplatten, die aufeinander standen, verschlossen. Heute ist davon lediglich eine in situ auf der Ostseite im südlichen Fenster erhalten. Die Dekoration der Außenseiten der Verschlussplatten erfolgte erst in saitischer Zeit und zeigt lt. PM, Bd. II, 466 (37) drei Gottheiten: Isis und Osiris vor einem Opfertisch - gegenüber steht eine Göttin (Satis ?) mit Pfeil und Bogen .

Haupt-Eingang auf der Ostseite mit Verschlussplatte (siehe Pfeil) links im Fenster

Der Architrav trägt eine lange Inschrift mit den Titeln von Thutmosis III. Von den Außenseiten war nur die Ostseite (Eingangseite) mit Reliefs und Inschriften dekoriert. 
Bild:      Temple of Amon, Medinet Habu, Theban Necropolis, Egypt
Autor:   Remih, Wikipedia 2009
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

 

Eingang auf der Ostseite mit Verschlussplatte (siehe Pfeil) links im Fenster

Eine Umzeichnung der letzten erhalten gebliebenen Steinblende im südlichen (linken) Fenster aus saitischer Zeit:  lt. PM, Bd. II, 466 (37) drei Gottheiten: Isis und Osiris vor einem Opfertisch - gegenüber steht eine Göttin (Satis ?) mit Pfeil und Bogen .
Umzeichnung: Hölscher, Medinet Habu 1930

Die Pfeiler aus der Zeit von Thutmosis III. waren alle auf drei Seiten dekoriert - die Außenseiten wurden, wie auch die Außenseite des Tempels (mit Ausnahme der Ostseite), nicht dekoriert. Dieses geschah dann erst unter Ramses III. Die Innenseiten der Pfeiler zeigen stets Thutmosis III. vor Amun-Re, während er auf den anderen Seiten jeweils vor einer anderen Gottheit steht.                                                                                                               

Blick auf den Eingang zur Galerie vom kuschitischen Vorhof aus (PM²II [38a+b)

Der Tempel aus der Zeit Hatschepsut/Thutmosis III. hatte nur einen Zugang, der auf der Ostseite lag. Ein evtl. Tor, welches den Zugang verschloss, kann nicht nachgewiesen werden. Später wurden insgesamt an vier Stellen die Schranken zwischen den Pfeiler-Säulen beseitigt, so dass der Tempel nun sowohl von der Nord- als auch von der Südseite zugänglich war.

Auf den beiden Eingangspfeilern ist Thutmosis III. vor Amun zu sehen, der ihm Leben gibt (links und rechts) - mit einem Restaurationstext von Haremhab, Sethos I. und Amenmesse auf der Basis. Auf dem Architrav befindet sich eine lange Inschrift von Thutmosis III mit seinen Titeln und Kartuschen. Die sechs Pfeileraußenseiten zeigen den König vor Amun.

Bild: Courtesy Mutnedjmet
- alle Rechte vorbehalten -

Auf den Innenseiten der Pfeiler steht der König immer vor einer der beiden Formen von Amun - auf der Südseite trägt er die Weiße Krone von Oberägypten (mit einer Ausnahme, wo er eine "Art Perücke" trägt). Auf der Nordseite trägt er die Krone von Unterägypten (die Rote Krone) und die Krone von Oberägypten (Weiße Krone) abwechselnd und parallel zur Südseite trägt er das Nemes-Kopftuch vor dem ithypallischen Amun.

Ostseite eines der Pfeiler auf der 
Südseite des Tempels

Der König mit der unterägyptischen Krone steht vor Upuaut, dem Herrn der Nekropole und erhält Leben. 

In der Amarna-Zeit wurden fast alle Götterdarstellungen ausgemerzt und später in der 19. Dynastie wiederhergestellt.

Thutmosis III. erscheint im Pfeilerumgang besonders durch sehr variantenreiche Federkronen, die sich aus einigen konstanten Einzel-Elementen zusammensetzen: (nach 11) und Mysliwiec 1985. 

  1. zwei Straußenfedern

  2. zwei Falkenfedern

  3. zwei horizontale Widder-Hörner

  4. zwei hohe Kuhhörner

  5. zwei kleine Hörner von Horntieren

  6. eine Sonnenscheibe

  7. zwei oder mehrere Kobras gleicher Anzahl

 

Der Kleine Tempel in den Jahren nach Thutmosis III.

Der "Kleine Tempel" blieb in der Zeit nach Thutmosis III. zunächst unverändert und es gibt auch keine Hinweise auf anderweitige Bauaktivitäten in Medinet Habu. Evtl. Vermutungen, dass Amenophis III. (18. Dynastie) westlich des "Kleinen Tempels" einen eigenen Kultbau hätte errichten lassen, können durch die archäologischen Befunde nicht belegt werden. Aber natürlich litt der Tempel durch die Zerstörungen in der Amarnazeit - so wurde zumindest die Doppelsitzstatue des Königs mit dem Gott Amun-Re stark zerstört. Ebenso die Darstellungen des Amun auf den Pfeilern des Ambulatoriums und auf der Außen- und Innenseite des Barkenraumes, die fast völlig zerstört wurden. Die zerstörten Götterdarstellungen wurden in der späten 18. und in der 19. Dynastie u. a. durch Sethos I. wieder restauriert. Nur die Doppelstatue wurde nicht wiederhergestellt, sondern man zerschlug sie und begrub ihre Fragmente "rituell" unter dem Fußboden von Raum L.

In den späteren Jahren wurde die Dekoration des "Kleinen Tempels" noch mehrere Male verändert oder ergänzt. In der 20. Dynastie fügte man den Tempel als Teil des Tempelkomplexes von Ramses III. hinzu. Die Außenseiten des Tempels wurden erstmalig unter Ramses III. - mit Ausnahme der westlichen Rückseite - von oben bis unten mit Darstellungen dekoriert, in denen der König vor den verschiedenen Göttern agiert. Vermutlich hatte Ramses III. den Ort an dem der "Kleinen Tempel" stand als besonders heiligen Ort angesehen und diesen Tempel vermutlich deshalb in seinen eigenen Komplex integriert. Damit verlieht er seinem eigenen Bauwerk einen größeren Anschein als "Heiligkeit". 

Während der kuschitischen Zeit - wohl unter Taharqa - wurde der Tempel dann ausgebaut. Uvo Hölscher rekonstruierte 1958 eine Erweiterung des Tempels mittels einer fensterlosen Halle aus Nilschlamm-Ziegeln, die einen breiten Eingangspylon mit 4 Flaggenmasten besaß. Aber Untersuchungen des Epigraphic Survey-Projektes des Oriental Institutes ergaben, dass Hölscher hier irrte und seine Rekonstruktion falsch war: Statt einer schmalen Halle war eine Kolonnade mit je 6 Säulen auf beiden Seiten erbaut worden, die allerdings nicht frei standen, sondern durch Wände in den Interkolumnien miteinander verbunden waren. Außerdem baute man zwischen den Kolonnaden und dem Pylon noch ein Vestibül direkt an die Westseite des Pylons an. An ptolemäischer Zeit wurde diese Kolonnade abermals umgebaut. Man entfernte nun die Schranken in den Interkolumnien und erhöhte die Anzahl der Säulen auf jeder Seite auf acht. Durch zwei Außenwände wurde die ganze Kolonnade zu einer dreischiffigen Halle mit zwei Toren erweitert.

Der Tempel wurde in der persischen Zeit durch einen Anbau vor dem kuschitischen Pylon erweitert, wobei sich der Erbauer aber heute nicht mehr feststellen lässt, da seine Kartuschen ausgemerzt wurden und sich danach Nectanebos I. darin "verewigt" hatte. Im 2. Jhd. nach Christus kam in ptolemäischer und römischer Zeit noch ein weiterer Pylon, die Nebenräume am Peripteros von Thutmosis III. und schließlich vor dem neuen ptolemäischen Pylon noch ein "römisches" Tor hinzu nebst anderen Erweiterungen (11+12). 

Das unter Ptolemaios VIII. errichtete Eingangstor
davor die Reste des "römische" Tores

Ein Blick durch das Tor auf die Achse lässt den kuschitischen Pylon erkennen.

 

Bild: William Henry Goodyear (1846-1923)
- Brooklyn Museum Archives, Goodyear Archival Collection (S03 01 018 image 2404)

The author of this image died in 1923, so this work is in the public domain in its country of origin and other countries and areas where the 
copyright term is the author*s life plus 95 years or fewer.

 

Ramesseum

Im Ramesseum fanden sich zwei Stelen von Thutmosis III., heute in Kairo Nr. 34032 – 349033, des weiteren ein Türsturz mit den Namen von Hatschepsut und Thutmosis III. (heute im Philadelphia-Museum der Universität von Pennsylvanien).

Türsturz - gefunden im Ramesseum - mit den Namen von Hatschepsut (zerstört) und Thutmosis III.
- heute in Philadelphia, Universitätsmuseum of Pennsylvania Museum (E1823) -
H. 55,9 cm x L. 116,8 cm x T. 12,7 cm - Kalkstein; wiederverwendet gefunden im Ramesseum

Der Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe und einer dreizeiligen Inschrift mit den Kartuschen von Thutmosis III. und den zerstörten Kartuschen von Hatschepsut stammen vermutlich (lt. Museum) - wiederverwendet - aus der Grabkapelle eines Beamten mit dem Namen "Nacht-ef-Nut" (Nekht-ef-Nut).

Auf der linken Seite steht lt. Museumsinfo: Lebendiger Horus-Mächtiger Stier, der in Theben erscheint und Leben gibt / Vollkommener Gott [Ma-ka-ra], geliebt von Amun / Lebendiger Sohn des Re [Hatschepsut] wie Re ewiglich.
Auf der rechten Seite steht: Lebendiger Horus-Mächtiger Stier, der in Theben erscheint und Leben gibt / Vollkommener Gott Mench-cheper-re, Geliebter von Maat / Lebendiger Sohn von Re Thutmosis - Herr von Maat, wie Re, ewiglich.

Bild:     Lintel Hatschepsut Thutmosis III o1.JPG
Autor:  Miguel Hermoso Cuesta
Lizenz: CC BY-SA 4.0

 

Totentempel des Wadjmose/Wadjmes
- Stele des Senimose aus Jahr 21 Thutmosis III. -

Der kleine Tempel des Wadjmose wurde 1887 von Georges Daressy entdeckt. Er befindet sich in Theben-West, zwischen dem späteren Ramesseum und dem Totentempel von Thutmosis IV. (PM² II, 444-446). In der Kapelle des Prinzen Wadjmose - ein früh verstorbener Sohn von König Thutmosis I. - wurde eine Stele aus dem Jahre 21 von Thutmosis III. gefunden, die sich heute im Museum Kairo (CG 34016/JE 27815) befindet. 

Plan der Nekropole Theben
mit Totentempel des Wadjmose

 

 

 

Plan: non-photographic-data
- Theban Necropolis Map.svg -
Datei: Theban Necropolis Map.jpeg
Lizenz: CC BY-SA 3.0

geändert von Nefershapiland / Ausschnitt erstellt, rote Markierungen und gelber Hintergrund verstärkt (16.08.23)

(Quelle für den Texte: A. Spalinger, The Will of Senimose, Sonderdruck aus: Studien zu Sprache und Religion Ägyptens, Fs W. Westendorf, Göttingen 1984 - online-Version)

Senimose war der "Tutor eines Prinzen Wadjmose". Sein Name und seine Titel sind auf einer einzigen Stele aus dem Jahr 21 von Thutmosis III. erhalten geblieben ist, die in der Kapelle des Prinzen Wadjmose (Sohn des Thutmosis I.) gefunden wurde. Der Text dieser Stele wurde von Kurt Sethe in Urk. IV, 1065-1070 (Übersetzung Helck, pp. 419-421) veröffentlicht. In diesem Text befinden sich leider nur sehr wenige Informationen über das Leben von Senimose - aber er überliefert uns einige seiner Titel. Ihre "Wichtigkeit" erlangt diese ungewöhnliche Stele zwar dadurch, dass sie den "Willen" von Senimose bezüglich der Aufteilung seines persönlichen Eigentums unter seinen Kindern belegt. Interessant ist auch, dass es offensichtlich mehrere "verschiedene Versionen seines letzten Willens" gab, aber das ist hier für uns zweitrangig, denn es geht hier einzig und allein darum, ob es während der Zeit von Senimose "zwei Prinzen mit Namen Wadjmose gegeben hatte". 

Es wird vermutet, dass dieser Senimose - ebenso wie Pahery - als Tutor eines der Söhne von Thutmosis III. fungierte, da am Beginn des Textes dieser Senimose als "Tutor des Prinzen Wadjmose (mna-n-sA nsw.t WAD-ms) aufgeführt wird. Später im Text beschreibt Senimose sich aber auch als "Wächter" (sAw) im Palast während der Zeit von Aa-cheper-ka-re (Thutmosis I.) (Quelle: Legrain, Steles p. 34). Des weiteren beschreibt er sich auch als "Aufseher/Kontrolleur / rwDw) - was sich auf die Regierungszeit von Thutmosis III. beziehen muss, während dessen Zeit die Stele geweiht worden war (Quelle: Catharine H. Roehrig, 1990 Doctoral Dissertation: The Eighteenth Dynasty Titles royal nurse, royal tutor and foster brother/sister of the Lord of the Two Lands). 

Auch ist es unter den Archäologen bis heute nicht geklärt, ob der kleine Tempel schon unter Thutmosis I., dem Vater von Prinz Wadjmose errichtet wurde oder postum später, in der Regierungszeit seines Bruders/Halbbruders Thutmosis II. Der Ägyptologe Stephen Quirke vermutet, dass das Bauwerk tatsächlich von Thutmosis I. für seinen Sohn erbaut wurde. Andere Ägyptologen denken, dass der Tempel erst unter Thutmosis II. errichtet wurde.

Es wurden Statuenfragmente von beiden gefunden, ebenfalls auch eine Statue der Königin Mutnofret und Statuenteile von Thutmosis III sowie ein blau gasierter Ring mit der Kartusche von Amenhotep III. und andere blau glasierte Fragmente, was vermuten lässt, dass Amenhotep/Amenophis III. die Tempelkapelle während seiner Regierungszeit für eigene Zwecke restaurieren ließ.

Wadjmose, der Eigentümer des kleinen Totentempels, war ein Sohn von Thutmosis I. und wurde vermutlich einige Jahre vor dessen Thronbesteigung geboren. Es gibt Darstellungen von Wadjmose im Grab seines Erziehers Paheri in Elkab. Ebenso wie sein Bruder Amenmose verstarb auch Wadjmose noch zu Lebzeiten seines Vaters, so dass Thutmosis II. - ein weiterer Sohn mit seiner Nebenfrau Mutnofret - später Nachfolger von Thutmosis I. wurde. 

Wenn Senimose im Palast von Thutmosis I. diente, dass muss er noch vor Ende der Herrschaft Thutmosis I. das Erwachsenenalter erreicht haben. Es ist wohl anzunehmen, wenn er als Tutor von dem "älteren Wadjmose / Sohn von Thutmosis I" diente, dass er einige Jahre älter als dieser war. Mit der Aussage auf der Stele, dass er unter "Aa-cheper-ka-re" (Thutmosis I.) diente, wissen wir, dass seine Karriere während der Regierung dieses Königs begann, oder er zumindest gemeinsam mit dem 1. Prinzen Wadjmose erzogen wurde. Allerdings scheint es unwahrscheinlich, dass ein junger Mann ohne belegte militärische oder administrative Erfahrung oder keinerlei wichtiger familiäre Verbindung einen so wichtigen Posten wie den "Tutor des Kronprinzens" innehatte. 

Es besteht daher die Möglichkeit, dass Senimose als "Tutor eines der Söhne von Thutmosis III." fungierte. Die Anwesenheit des früheren Prinzen Wadjmose auf der Stele könnte daher eine "Ehrung" an die gemeinsame Zeit in der Jugend von Senimose sein. Die Vermutung, dass es sich hier um zwei Prinzen gleichen Namens handeln könnte wird auch durch die Tatsache untermauert, dass der Prinz Wadjmose, der im Titel von Senimose benannt wird, nicht in einer Kartusche geschrieben ist, während der Name des Prinzen Wadjmose, der in der Szene darüber dargestellt ist, sich sehr wohl in der Beischrift in einer Kartusche befindet. Daher können wir davon ausgehen, dass dieser hier dargestellte Prinz der Eigentümer des Totentempels ist.

Beschreibung der Stele:
König Thutmosis III. steht in der Darstellung an der Spitze der Stele auf der rechten Seite und übergibt Opfergaben an den links thronenden König Thutmosis I. (seinen Großvater). Hinter Thutmosis I. befindet sich die kleiner dargestellte Figur des Prinzen Wadjmose,
der in der Beischrift "Königssohn, den er liebt, Wadjmose, gerechtfertigt" genannt wird. 

Lünette der Senimose-Stel  - Kairo CG 34016

In der Lünette der Stele steht König Thutmosis III. auf der rechten Seite und übergibt Opfergaben an den links auf seinem Thron sitzenden König Thutmosis I. (seinen Großvater). Hinter dem thronenden König befindet sich die Figur eines Prinzen, dessen Name Wadjmose vor ihm in einer Kartusche geschrieben ist. Die Beischrift dazu lautet: Königssohn, den er liebt - unter unterhalb der Kartusche steht "gerechtfertigt". 
Bild: Stele CG 34016, Lacau, Stéles du Nouvel Empire, Cairo (1909), 32-36 and Pl. X.

In dieser Inschrift befindet sich der Name des Prinzen in einer Kartusche. Wadjmose wird hier als "Erwachsener" dargestellt, der den "shendyt-Kilt" trägt und eine Kurzhaarperücke. In seinen Händen hält eine Lotusblume.

In Anbetracht der Position von Wadjmose hinter dem König Thutmosis I. und der Tatsache, dass die Stele in dem Tempel gefunden wurde, der als Totentempel für Wadjmose, dem Sohn von Thutmosis I. geweiht war, ist es wohl wahrscheinlich, dass es dieser "frühe" Prinz selber ist, der auf der Stele bildlich dargestellt ist. Die Nennung des "späteren" Wadjmose im Titel und in den Inschriften im Textfeld der Senimose-Stele könnte dafür sprechen, dass es sich bei diesem Prinzen um ein Kind von Thutmosis III. gleichen Namens handelt.

Andererseits, warum sollte sich Senimose als Erzieher eines Prinzens bezeichnen, der vor fast 50 Jahren gestorben war? Es ist also wahrscheinlicher, dass Senimose hier einen Titel verwendet, den er unter Thutmosis III. innehatte und dass sich "der Sohn des Königs" auf einen Sohn des regierenden Königs beziehen würde.

Die Tatsache, dass der Name des Prinzens, der im Text mit dem Titel von Senimose genannt wird - im Gegensatz zu der Beischrift des Wadjmose in der oben dargestellten Szene auf der Stele - nicht in einer Kartusche steht, spricht ebenfalls dafür, dass es sich hier um zwei Prinzen handelt (Quelle: The Eighteenth Dynasty Titles royal nurse, royal tutor, and foster brother/sister of the Lord of the Two Lands, 1990, Catharine H. Roehrig, Doctoral Dissertation, S. 86)

Literatur und Quellen:

  1. dt. Wikipedia: Totentempel des Thutmosis III. (Qurna)

  2. ÄAT Bd. 51, Martina Ullmann - König für die Ewigkeit, Die Häuser der Millionen von Jahre, Harrassowitz-Verlag 2002

  3. H. Ricke, Der Totentempel Thutmosis III. Baugeschichtliche Untersuchung, Kairo 1939

  4. Stefanie Schröder, Millionenjahrhaus, Zur Konzeption des Raumes der Ewigkeit....., Harrassowitz 2010, Wiesbaden

  5. Sergio Donadoni, Theben, Heilige Stadt der Pharaonen, Hirmer-Verlag, München 2000

  6. dt. Wikipedia, Totentempel des Thutmosis III. (Deir el Bahari)

  7. 8. Ägyptologische Tempeltagung in Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 2.3, Harrassowitz-Verlag 2010

  8. dt. Wikipedia: Hathorkapelle des Thutmosis III.

  9. dt. Kemet: Deir el-Bahari, Jahrgang 15, Heft 2, April 2006, Gabriele Höber-Kamel

  10. Uvo Hölscher: The Excavations of Medinet Habu, Bd. 2: The Temples of the Eighteenth Dynastie, Chicago 1939

  11. Dr. Karl Leser: www.maat-ka-ra.de 

  12. Djeser-set, Studien zum Kleinen Tempel von Medinet Habu, Dissertation von Katja Demuß, Göttingen 2010

  13. Anthony J. Spalinger, The Will of Senimose, Studien zur Sprache und Religion Ägyptens, 1984


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