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Beamte Thutmosis III.


Grab Thutmosis III.

weiße Links sind noch Baustelle......

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings, 1927-1952)


Bilder oben: links Elvira Kronlob - rechts:
Faris knight, Wikipedia 2010, public domain

Eine wichtige Quelle für die Geschichte der Regentschaft von Thutmosis III. ist - neben seinem Bauprogramm in Karnak und der Thebais - seine Bautätigkeit außerhalb Thebens. Außerdem war Theben nicht die Hauptstadt des Landes im modernen Sinn. Heliopolis kam Theben während der 18. Dynastie in seiner religiösen Bedeutung gleich, wobei der Sonnenkultort Iunu (altgriech. Heliopolis) das Zentrum des ägyptischen Re-Kultes und des Pfeilerkultes (vor allem der Obelisken) war.

Auch war die königliche Residenz nicht an einen festen Ort gebunden, denn der König reiste durchs ganze Land und hatte so sicherlich auch Residenzen an anderen Orten. Es ist belegt, dass Thutmosis III. z. B. auch einen Harim-Palast in Gurub hatte und eine Residenz in Armant. Der Thronfolger wurde außerdem in Memphis großgezogen. 

Auaris / Hut-waret / Tell el-Daba
- Palastbezirk aus der thutmosidischen Zeit -

(Beschreibung erfolgt nach Prof. Manfred Bietak: Der Palastbezirk am Pelusischen Nilarm (Areal H) )

Auaris (auch Avaris) ist der griechische Name der alt-ägyptischen Stadt "Hut-waret", die im östlichen Nildelta - in unmittelbarer Nähe des heutigen Ortes Tell al-Daba liegt.

In der frühen Thutmosidenzeit - vermutlich in der frühen Regierungszeit von Thutmosis III. - errichtete man im Westen der einstigen Hyksoshauptstadt Auaris, unmittelbar am ehemaligen pelusischen Nilarm - einen 5,5 ha großen Palastbezirk. Zwei der Paläste waren mit minoischen Wandmalereien dekoriert, die anhand ihrer Motive und Embleme einen direkten Bezug zu Knossos und der minoischen Thalassokratie herstellen. Anscheinend ist diese Hafenstadt Thutmosis III. nach dem Tod seines Sohnes und Nachfolgers Amenophis II. wieder aufgegeben worden, aber später unter Haremhab (19. Dynastie) - in einer prekären außenpolitischen Situation, erneut befestigt worden (1). 

Der thutmosidische Palast-Bezirk wurde von 1990-2007 von der österreichischen Grabungsmission unter der Leitung von Manfred Bietak (seit 2009 unter der Leitung von Irene Forstner-Müller) archäologisch erforscht. Dabei entdeckten die Forscher in stratigraphischer Abfolge einen großen umwallten Bezirk, der sich von der späten Hyksoszeit bis zur Zeit Amenophis II. und danach - mit einer Unterbrechung - von der Zeit König Haremhabs über die Amarnazeit bis zum Beginn der Ramessidenzeit verfolgen lässt. In diesem Grabungsareal wurden die Grundmauern von mehreren Palästen festgestellt, die auf einem erhöhten Areal standen zu denen Rampen hinaufführten und die von einem Wall umgeben waren. Der gesamte Bezirk war etwa 4 Hektar groß und man fand Bauspuren von der Hyksoszeit bis in die 18. Dynastie und schließlich bis in die Ramessidenzeit (2), was eine kontinuierliche Entwicklung von der Hyksoshauptstadt Auaris bis zur Deltaresidenz der Ramessiden mit dem Namen Pi-Ramesse belegt. Die beiden thutmosidischen Paläste mit minoischen Wandmalereien wurden von den Forschern mit den Bezeichnungen "Palast F" und "Palast G" nummeriert (2).

Rekonstruierte Minoische Fresken aus Avaris
- heute im Archaeologischen Museum Iraklion, Kreta, Griechenland -
mit einem langen Fries mit Stiersprüngen und Stierkämpfen vor einem Labyrinthmuster.

Der Palastbezirk aus der Thutmosidenzeit umfasst einen Teil des gleichen Geländes wie der Palastbezirk aus der Hyksos-Zeit, der thutmosidische Palast hat jedoch eine andere Ausrichtung (siehe Manfred Bietak, der Palastbezirk am Pelusischen Nilarm. Auaris, Tell El-Daba 2008).
Die Fresken wurden im Bereich des Thutmosidenpalastes in Tell el-Daba in Tausenden von Fragmenten auf Kalkputz gefunden und teilweise rekonstruiert. Sie zeigen einzigartige Szenen mit Stiersprüngen und Stierkämpfen, teilweise vor einem Labyrinthmuster, sowie Katzen, die Huftiere jagen.

Die Darstellungen können aus der Frühphase der Paläste stammen und könnten evtl. zu Beginn der Regierungszeit von Thutmosis III. an den Wänden angebracht worden sein. Besonders auffällig sind die Wahrzeichen des minoischen Palastes, wie der Halbrosettenfries und die Anwesenheit von großen Greifvögeln, die genauso groß sind, wie die im Thronsaal von Knossos auf Kreta und die Technik der Gemälde ist typisch ägäisch.

Prof. Manfred Bietak datierte die Darstellungen ursprünglich auf die Hyksos-Zeit (siehe: siehe sein Buch "The Capital of the Hyksos from the Hyksos-Period". Beim Fortschreiten der Ausgrabungen deuten jedoch die Hinweise darauf hin, dass die Darstellungen aus der frühen Regierungszeit von Thutmosis III. (18. Dynastie) stammen. Bei den Ausgrabungen eines der Paläste aus der 18. Dynastie kamen viele Skarabäen mit den Namen der Könige der frühen  18. Dynastie zum Vorschein. Da aber die Palaststruktur in die Umfassungsmauer der Hyksos einschnitt und der Entdeckung weiterer Fresken in einem Abschnitt der Ausgrabung, die zur 18. Dynastie gehörte und der Bewertung der Keramik, die man auf die 18. Dynastie datierte, änderte Bietak seine Meinung und datierte das Gelände auf die 18. Dynastie in Thutmosidische Zeit.

Eine etwas verwirrende Frage ist, warum diese minoischen Wandmalereien in den thutmosidischen Palästen erschienen. Prof. Bietak deutet hier an "dass evtl. eine Begegnung auf höchster Ebene zwischen den Höfen von Knossos und Ägypten stattgefunden haben muss" und bietet in einer Hypothese "eine politische Ehe zwischen Thutmosis III. und einer minoischen Prinzessin" an. Die Heirat einer minoischen Prinzessin mit einem König aus Ägypten mag ein mögliches Szenario sein, es gibt aber auch andere wie z. B. die Hypothese, dass die minoische Autorität von Knossos in die ägyptischen Angelegenheiten verwickelt waren und möglicherweise bestanden militärische Bündnisse zwischen beiden Ländern, da Kreta eine starke Seestreitmacht anzubieten hatte. 

Bild:  Reconstructed Minoan Fresco Avaris.jpg
Autor: Martin Dürrschnabel, Wikipedia 6. Dez. 2006
Lizenz: CC-BY-SA-2.5

Der Palastbezirk aus der Thutmosidenzeit stand auf demselben Areal wie der Palastbezirk der späten Hyksoszeit und war von einer Umfassungsmauer (welche die Bezeichnung "H" von den Forschern erhielt) aus Lehmziegeln umgeben, wobei die beiden bedeutendsten Elemente der große "Palast G" und der mittelgroße "Palast F" waren, die im Abstand von 150 Ellen (79,75m) zueinander standen. Zwischen beiden Palästen befand sich ein großer rechteckiger künstlicher See. Beide Gebäude waren über Rampen von der Nordostseite her zugänglich. Die Umfassungsmauer besaß in ihrer Mitte einen Eingang, der durch einen Pylon führte. Ein zweiter gesonderter Eingang mit Porticus lag vor dem großen "Palast G". Südlich des "Palast G" befand sich noch ein weiteres palastartiges Gebäude, dass ebenfalls auf einer Plattform mit Rampe errichtet wurde. Alle drei Paläste aus Lehmziegeln sind nur in ihrem Unterbau erhalten.

Die Forscher unterscheiden zwei Phasen des Ausbaus, wobei die "frühe Phase" aus den beiden Palästen F und G, dem See und dem Palast J sowie der Umfassungsmauer H bestand. Aus dieser Zeit stammt auch die Ausschmückung der beiden Paläste F und G mit Wandmalereien im minoischen Stil, wobei der Putz aber an den Lehmziegelwänden nicht sehr gut haftete und dieser mit der Zeit abfiel. Der abgefallene Putz wurde zusammengefegt und am Ende der Treppenrampe deponiert, wo sie von der österreichischen Grabungsmission aufgefunden und in mühevoller Kleinarbeit versucht wurde Teile der Motive wieder zusammenzusetzen. Dargestellt wurden Stierspringer, Stierringer und akrobatische Vorführungen - ebenso Darstellungen von Löwen und Geparden bei der Jagd von Huftieren, des weiteren Szenen von Jägern mit Hunden (2).

Aufgrund der gefundenen Keramik wird diese Phase in die frühe Regierungszeit von Thutmosis III. datiert. Die beiden Paläste "G und F" blieben auch in der "jüngeren Phase" erhalten. Der große "Palast G" erhielt nun im Nordwesten und im Südosten innere Einfriedungsmauern. "Palast J" wurde nun durch eine große Werkstatt mit angeschlossenen Verwaltungsgebäuden und Magazinen ersetzt. Eine weitere Werkstatt errichtete man gegen die Umfassungsmauer nahe des Zugangs zum großen "Palast G" hin. Die Ausgräber fanden hier zwei Bünden mit insgesamt 140 ägäischen Pfeilspitzen aus Bronze, was vermuten lässt, dass hier in den Werkstätten auch militärische Ausrüstung hergestellt wurde. Südwestlich des "Palastes F" fand man weitere Magazine, die sich nahe der südlichen Umfassungsmauer befanden. Hier wurden Keramikfragmente, darunter auch zyprische Importkeramik und Fayendce-Plättchen sowie Figuren gefunden. Aufgrund der gefundenen Keramik war es den Forschern möglich, diese "spätere Phase" in die späte Regierungszeit von Thutmosis II. und Amenophis II. zu datieren.

Weitere Werkstätten befanden sich gegen die inzwischen sehr verwitterte Nordostseite des "Palastes F" - ebenso ein Gebäudekomplex, der später mehrfach verändert und erweitert wurde. Wahrscheinlich waren dieses auch Magazine und Werkstätten, da hier viele Knollen von Thera-Bimstein aus dem Neuen Reich gefunden wurden, die in die Zeit von Thutmosis III. und Amenophis II. datiert wurden (2). 

Umwallter Bezirk am Pelusischen Nilarm
aus der späten Hyksoszeit bis zur Zeit Amenophis II.
- rot umrandet -

H = Palast F; rechts daneben Palast G
Bild:  File Map-ted.jpg

Autor der Zeichnung: Didia, wikipedia 2014
Lizenz: CC BY-SA-3.0
- mit roter Markierung von Nefershapiland -

Der große "Palast G"
Der "große Palast G" misst lt. den Ausgräbern 320 x 150 Ellen (168 x 78,75 m) und ist fast vollständig ausgegraben und erfasst. Erhalten haben sich lt. Prof. Bietak nur die fünf, acht oder 10 Ziegel starken Lehmziegel-Wände, die nur enge Unterräume ohne Durchgänge einschließen. Diese Räume hatten keine Böden und waren entweder mit Erdreich angefüllt oder durch Gewölbe überbrückt, womit eine große über 7m hohe Bauplattform geschaffen wurde.
Die Palastanlage besaß einen großen quadratischen Hof, der an drei Seiten von Kolonnaden gesäumt war. Er war nach Norden hin - zur Rampe hin - vermutlich offen. Nach Süden hin folgte ein dreireihiger Portikus sowie ein Vestibül. Dahinter war die Anlage zweigeteilt (2). 

Auf der linken Seite war der Unterbau lt. den Ausgräbern als vierreihiger Säulenraum zu erkennen. Hier wird der Thronraum vermutet, wobei als gute Vergleichsmöglichkeit der Nordpalast von Deir el-Ballas und die östliche Tempelanlage des großen Palastes von Tell el-Amarna dienen können. Hinter dem Thronsaal ist der "private Bereich" des Palastes durch eine sehr dicke Mauer abgeschottet, in welcher von der Rückwand des Thronsaals Nisachen oder Türen untergebracht worden. Auf der rechten Hälfte befand sich lt. Unterbau eine dreigeteilte Anlage mit einer doppelten Stirnmauer, die lt. geomagnetischer Auswertung des Ziegelwerks als pylonartige Konstruktion mit eingebauter Treppe identifiziert werden kann, hinter der ein Querraum folgte. Dahinter folgten die privaten Räume, die einen eigenen Abgang in den Keller und einen weiteren Ausgang zu einem Nebenportal des Palastes aufweisen (2). 

Rekonstruktionsversuch des "Palast G" von Auaris

Bild: Avaris Palais G schema.jpg
Autor: frank devedjian, Wikipedia 17. 2. 2019
Lizenz: CC BY-SA 4.0

Auffallend ist lt. der Forscher, dass beide Zugänge zum Palast - die Rampe und der Nebeneingang in die privaten Räume - an "Badezimmer" vorbeiführten. Diese waren mit Steinwannen und zahlreichen Tongefäßen ausgestattet. Es wurden auch Krüge mit der "zyprischen Bichrome Wheelmade Ware" gefunden, die wohl als handliche Wasserkrüge in Luxusausführung dienten. Dieses lässt vermuten, dass von jedem Besucher, der den Palast betrat ein Reinigungsritual verlangt wurde (2). 

Der kleine "Palast J"
Der südliche des Hauptpalastes befindliche kleine "Palast J" (ca. L. 57,50 m x 21 m B.)
besaß ein ähnliches - aber vereinfachtes - Raumprogramm mit Rampe, quadratischem, säulenumschlossenen Hof, Landung, Vestibül, zweireihigem Thronsaal und Privatgemächern im hinteren Teil auf. Auch führte hier - ebenso wie beim großen Palast - ein Nebeneingang in das private Gemach. Die Raumaufteilung des privaten Teils besaß einen privaten Sitzraum, Schlaf- und Badezimmer und einer dahinter liegenden Loggia. Auch hier führt der Nebeneingang an einer Wasch-Installation vorbei, die auch für Geschirr benutzt wurde (2). 

Palast F
Von den beiden oben beschriebenen Gebäuden unterscheidet sich der mittelgroße "Palast F", von dem nur noch der Unterbau in Form eines Kastenmauerwerks erhalten ist. Er misst 135 x 90 Ellen (ca. 70,5 x 47 m).  Dieser Palast war ebenfalls über eine Rampe erreichbar. Am Fuß der Rampe fand E. Naville vor über 100 Jahren Granitblöcke eines Tores von Amenemhet I., die wohl sekundär als Eingangstor dieses Palastes verwendet wurden (2). Von Nordosten her führt die Rampe in einen rechteckigen, nicht quadratischen Hof, in den später ein Eingangs-Portikus eingebaut wurde. Vermutlich war der Hof mit umlaufenden Kolonnaden umgeben. Der zentrale Hof mit seinem Umgang war an drei Seiten von zusätzlichen korridorähnlichen Raumelementen umgeben. Das Ausgrabungsteam unter Prof. Bietak vermuten, dass hier "die sinnvollste Raumlösung" aus einem Empfangs/Thronraum mit vier Säulen im Zentrum, einem Nebenraum mit zwei Säulen im Osten und Nebenräumen wie Waschraum, Toilette oder Schlafraum im Westen zu sehen ist (2). 

Buto / Tell el-Farein (Kafr El-Sheikh)
- Stele -

Buto war in der Antike eine Stadt, die etwa 95 Kilometer südöstlich von Alexandria im ägyptischen Nildelta lag. Buto (oder wie der heutige Name lautet: Tell el-Farain / Pharaonenhügel) liegt einige Kilometer nördlich der Damanhur-Strasse im zentralen Norddelta. Ein Dorf in der Nähe der heutigen arabischen Stadt Tell al-Farain heißt noch immer "Buto".

Buto war im Norden das Gegenstück zu Nechen. Buto war in den frühen Dynastien eines Vereinigten Ägyptens ein wichtiges Kultzentrum und wurde wahrscheinlich auch auf der berühmten Narmer-Palette als wichtiges Zentrum im Delta dargestellt. Buto (heute Tell el-Farein) ist wahrscheinlich durch den Zusammenschluss von zwei verschiedenen Zentren (die Städte Pe und Dep) entstanden. In einigen Verweisen wird im Zusammenhang mit Buto auf die "Könige von Unterägypten, die in Pe lebten" hingewiesen. "Pe" wird in einigen Belegen mit Horus, dem Falkengott in Verbindung gebracht - während die Stadtgöttin für Dep die Kobra-Göttin Uadjet war und aus beiden Städten dann die antike Stadt Per-Uadjet entstand. Buto war die Hauptstadt des VI. unterägyptischen Gaus (Bergstier-Gau). Die Hauptgöttin war die Kobragöttin Wadjet.

In Buto gibt es ein kleines Freilichtmuseum mit einigen sehr schönen Statuen und Stelen - einiges stehen aufrecht, während andere im Sand liegen. Außerdem gibt es viele alte Lehmziegelmauern aus der griechischen und römischer Zeit. Die Überreste von Buto bestehen aus drei Hügeln, die zwei Städte und einen Tempelkomplex umfassen. Mit Ausnahme der letzten ägyptischen Funde von Skulpturen und einer bedeutenden Stele aus der Zeit von Thutmosis III. sind relativ wenige kleine Monumente gefunden worden.

 Das Gebiet war bis in die Römerzeit besiedelt und wurde erstmals 1888 von Flinders Petrie als antikes Buto identifiziert (die ersten Ausgrabungen erfolgten aber erst 1904 als CT Curelly Probegrabungen für die Egypt Exploration Society durchführte) sowie in den 1960er und 1980er Jahren (Universität Alexandria und die Ägyptische Altertumsbehörde mit Funden aus dem Neuen Reich) ausgegraben. Die Universität Alexandria fand dabei Gebäudereste und Statuen sowie die hier behandelte Stele von Thutmosis III. mit einem Dekret). Heute sind nur noch einige Ruinen mit den Überresten zweier Städte und eines Tempels übrig. Das Deutsche Archäologische Institut Kairo unter der Leitung von Ulrich Hartung erforschte seit den 1990er Jahren das Gebiet und im Frühjahr 2000 führte Tomasz Herbich aus den Niederlanden das Gebiet mit einer geophysikalischen Untersuchung durch eine Stiftung für achäologische Forschung. Von 2006 an arbeitet das DAIK erneut an der Grabungsstätte mit dem Ziel eine Vermessung mit modernen Methoden und die Erkundung einer ungewöhnlichen Gebäudestruktur im nordwestlichen Teil der Siedlung (Quelle: Hartung, Ulrich - Tell el-Fara in Buto, deutsches Archäologisches Institut 2010 in Wikipedia hu.wikipedia.org/wiki/Per_Uadzset) 

Die Buto-Stele zeigt unter der geflügelten Sonnenscheibe eine antithetische Darstellung. Auf der Innenseite thront jeweils die löwenköpfige Göttin Wadjet mit dem anch-Zeichen und einem Papyrus-Szepter in ihren Händen - vor ihr kniet der König (Thutmosis III.) mit Nemeskopftuch und Uräus und opfert zwei nw-Gefäße (Nun-Gefäße). 

Die Buto-Stele Thutmosis III.
in situ 
Höhe 1,60 m x Breite 0,90 m

Diese sehr wichtige Stele enthält den selten erwähnten "Fest des Siriusaufgangs" mit einem Datum des "mobilen Jahres in Reihe 26 ("Siriusaufgang nach ihren Tagen der Überquerung").

Diese große und schöne Stele wurde von Thutmosis III. errichtet und zeigt, wie er einer sitzenden, löwenköpfigen "Udjat/Wadjet" Wasser und Wein darbietet. Die Stele gibt auch Einzelheiten über die Opfergaben an, die der König für den Kult dieser Göttin darbietet. Für jedes Fest sind die Weihegaben aufgeführt, besonders reichlich am Neujahrstag. Die Stele hat unter der Lünette 28 Zeilen

Die Buto-Stele wurde von der Expedition der Universität Tanta undder OEA gefunden (siehe Leclant & Clerc, Fouilles en Egypte et au Soudan, Orientalia 58, S. 346). Siehe auch Spaldinger JARCE 33, S. 69-76),

Bild: Buto5-Desouk.jpg
Autor: Faris knight, Wikipedia 2010
Lizenz: CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication

 

Busiris

Durch eine Inschrift seines Bauleiters Minmose (Leiter aller Arbeiten des Königs unter Thutmosis III. und Amenophis II.) in Medamud wissen wir, dass Thutmosis III. in Busiris Tempelbautätigkeiten vorgenommen haben. Minmose diente sowohl unter Thutmosis III. als auch unter dem Nachfolger Amenophis II. in den ersten Jahren seiner Regierung.

Kom el-Hisn

Das gleiche wie oben (Inschrift des Minmose) gilt für Kom el-Hisn - einem Ort, der am westlichen Rand des Nil-Deltas, westlich der Stadt Tanta und etwa 12km südlich von (Kom Greif (Naukaratis) liegt. Der Ort war schon im Alten Reich, dem Mittleren Reich aber auch während des Neuen Reichs besiedelt. Hier bedeckt ein großer Hügel eine antike Stadt, die wahrscheinlich "Imu (Yamu)" genannt wurde und ab dem Neuen Reich die Hauptstadt des 3. unterägyptischen Gaus war, der als "lybischer oder westlicher" Gau bekannt war. Der Ort, wo vermutlich ein Tempel aus der Zeit Thutmosis III. stand (oder ein von Thutmosis III. restaurierter Tempel) wurde 1884 von Flinders Petrie besucht und 1885 von F. Llewellyn Griffith vermessen. Später wurden die Monumente von Georges Daressy beschrieben und in den 1940er Jahren von den ägyptischen Archäologen A. Hamada, M. el.Amir und S. Farid ausgegraben.

Letopolis/Kom Ausim
- altägypt. Sechem, Chem -

Durch eine Inschrift von dem Bauleiter Minmose ist bekannt, dass Thutmosis III. in Letopolis (dem altägypt. Sechem / Chem) Tempelbautätigkeiten vornahm. Letopolis ist die Hauptstadt des 2. unterägyptischen Gaus Chepesch, dem heutigen Ausim. Der Ort liegt ungefähr 13 km nordwestlich von Kairo im Gouvernement Al-Qalyubiyya. Der Hauptgott von Letopolis, "Cherti" besaß dort einen Tempel, der jedoch nicht gefunden wurde. Verschiedene Bruchstücke des Tempels tragen Inschriften von ägyptischen Königen.

Bubastis

Durch die Inschrift des Minmose in Medamud wird eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Bubastis belegt. 

Giza

Eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Giza wurde durch die oben erwähnte Inschrift des Minmose belegt.

Heliopolis / Iunu

Heliopolis (altägyptisch "Iunu" und alttestamentlich "On"), die Sonnenstadt, war eine altägyptische Stadt in Unterägypten, welche bereits ab der prädynastischen Epoche Ägyptens existierte. Nach altägyptischer Vorstellung ist dort die Welt entstanden. Hauptgötter waren Re und Atum, ebenso wie Hathor, Horus und der Mnevis-Stier.

Die Haupttempelbereiche liegen heute im Kairener Stadtteil Matariya. Aber alle Tempel sind heute leider zerstört. Lediglich der Obelisk von Sesostris I. und die Umfassungsmauer aus dem 2.-1. Jahrtausend v. Chr. befinden sich noch an ihrem Platz.

Die Geschichte von Heliopolis wurde von den Ägyptologen anhand der bisherigen Funde rekonstruiert, obwohl von den Tempeln heute nichts mehr zu sehen ist. Der nördliche Verwaltungsbereich wurde in den Jahren von 1976-1981 von der Universität of Cairo unter Leitung von Abdel-Aziz Saleh erforscht. Seite 2012 gräbt ein ägyptisch-deutsches Team unter der Leitung von Aiman Ashmawy und Dietrich Raue an verschiedenen Stellen im Tempelbereich.

Die Könige der 18. Dynastie ließen in Theben eine Tempellandschaft nach heliopolitanischen Vorbild erbauen und so entstand dort ein oberägyptisches Heliopolis. Aber auch in Heliopolis selber ließen sie weiterhin Tempel und Denkmäler entstehen, die aber meistens erst in ihrer späten Regierungszeit entstanden. 

W. M. Flinders-Petrie fand mitten im Tempelgebiet von Heliopolis eine Mauer mit einem quadratischen Verlauf mit abgerundeten Ecken, die eine Fläche von ca. 400 Metern Durchmesser umschloss. Schon der italienische Ägyptologe Ernesto Schiaparelli entdeckte diese Mauer vor 100 Jahren bei seinen Ausgrabungen. Beide Ausgräber berichteten, dass die Mauer eine Wandstärke von ca. 40 Metern besaß, aber nicht besonders hoch war. Partiell besaß sie ein Fundament aus Kalksteinblöcken, die von Grabkapellen aus früherer Zeit stammten. 

Über die Funktion dieser gewaltigen Umfassungsmauer gingen die Meinungen auseinander. Verschiedene Vorschläge wurden veröffentlicht. Einige Ägyptologen suggerierten eine Umfassungsmauer, eine Plattform oder ein Fort aus der Hyksos-Zeit. Von 2015 - 2020  wurde ein Teil dieser Mauer neu untersucht. Funde im Mauerwerk datieren die Anlage nun spätestens in die Zeit von Thutmosis III. (siehe: Klara Dietze: Das Korpus der Mauerstelen Thutmosis III. und die innere Umfassungsmauer im Tempel von Heliopolis. In Aiman Ashmawy, Klara Dietze, Dietrich Raue (Hrsg.) "Heliopolis - Kultzentrum unter Kairo. Propylaeum Universität Heidelberg, 2020 - online-Version). Andere Ägyptologen vermuten, dass dieser Mauer mit seiner großen Wandstärke dazu diente, den Sandhügel, auf welchem sich die Tempelanlage befand, vor den Nilfluten zu schützen. Diese Dammanlage hatte mindestens zwei Portale, wobei 1851 Reste davon in Fragmenten im Südostwinkel der von Thutmosis III. erbauten neuen Umfassungsmauer noch zu sehen waren. Reste des zweiten Portals wurden von dem ägyptisch-deutschen Grabungsteam in den letzten Jahren entdeckt. Bei diesen Grabungsarbeiten des Teams um Dieter Raue wurde auch ein Torpfosten aus dem Neuen Reich mit der Nennung von Thutmosis III. und des Gottes Atum entdeckt.

Im neuen Open Air Museum von Heliopolis befindet sich ein Block mit dem Thronnamen von Thutmosis III. (evtl. aus Quarzit?), wobei es sich evtl. um einen Türsturz handeln könnte. Ebenfalls im neuen Open Air Museum befindet sich ein weiteres großes Fragment (evtl. auch aus Quarzit?) mit dem Horusnamen von Thutmosis III. (kn xajmMAat, nb ir x.t mnxprRa (Horus – Starker Stier, der maatgemäß erscheint, der Herr des Machens) )

Block mit dem Thronnamen von Thutmosis III. - evtl. Türsturz ?
- Open Air Museum Heliopolis -

Bild: Courtesy to Fritz Graf
- alle Rechte vorbehalten -

 

Freilichtmuseum Heliopolis - Obeliskenpark
- Fragment mit dem Horusnamen Thutmosis III. -

Dieses evtl. aus Quarzit bestehende Fragment trägt den Horusnamen

"kn  xajmMAat nb-ir-x.t mnxprRa"
(Horus–Starker Stier, der maatgemäß erscheint, 
der Herr des Machens)

Dabei kann es sich eigentlich nur um den Horusnamen von König Thutmosis III. in einer erweiterten Form handeln.

- Schreibweise des Horusnamen in einer sehr ungewöhnlichen Form (nicht bei Beckerath belegt) -

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Fritz Graf
- alle Rechte vorbehalten -
(Bild gedreht, da es im OAM falsch herum aufgestellt wurde)

Stele Berlin ÄM 1634
Eine heute im Neuen Museum Berlin befindliche Stele aus der Zeit von Thutmosis III.  (ÄM 1634 / Maße: H. 98cm; B. 62cm; T. 13cm) aus Kalkstein, die von Carl Richard Lepsius im April 1843 in der Umgebung des heliopolitanischen Tempelbezirks erworden wurde, erwähnt inschriftlich eine Umfassungsmauer, die möglicherweise im archäologischen Befund der damaligen Grabungen im Tempel von Heliopolis zu identifizieren ist. 

Es handelt sich hier um eine hochrechteckige Stele mit abgerundetem Giebelfeld und Dekoration im versenkten Relief, deren oberer Abschluss von einer Himmelshieroglyphe gebildet wird, die sich links und rechts auf ein Zepter stützt. Darunter befindet sich eine Sonnenscheibe, unter der eine Inschrift eingraviert war und aus der die im Bildfeld dargestellten Figuren zu identifizieren sind. Die Inschrift auf dieser Stele berichtet uns von der Errichtung einer Umfassungsmauer im Tempel von Heliopolis aus dem  47. Regierungsjahr von Thutmosis III.

Stele Berlin ÄM 1634 - Vorderseite

Die Darstellung im Bildfeld zeigt eine Verehrungsszene, die Thutmosis III., bekleidet mit einem kurzen Schurz und der weißen (oberägyptischen) Krone, bei einer Opferdarbringung für den auf der rechten Seite stehenden, falkenköpfigen Sonnengott Re-Harachte zeigt. Der König übergibt ein Tablett mit 4 Nemset-Krügen, die für das Ausgießen von Wasser verwendet werden.
Die Beischrift zwischen den beiden Figuren lautet:
"Wasser, vier Nemset-Krüge, vier Mal herumgehen".  

Unterhalb des Bildfeldes befindet sich ein Text mit vier Zeilen:
1. Regierungsjahr 47 unter der Regierung des Königs von Ober- und Unterägypten Men-Cheper-Re, Sohn des Re +Hw.tj-ms.w, (er lebe) ewig.
2. Befehl seiner Majestät, diesen Tempel mit einer Umfassungsmauer zu umgeben in
3. beständiger Arbeit für seinen Vater Re-Harachte in ewiglicher Dauer während der Reinigung von Heliopolis, dem Hause des Re
4. [Denn seine Majestät hatte] dieses Haus des Re in Verderbnis verfallen [vorgefunden].
(die letzte Zeile ist stark beschädigt)
(Übersetzung nach Klara Dietze, Das Korpus der Mauerstelen Thutmosis III. und die Innere Umfassungsmauer im Tempel von Heliopolis, Universität Heildelberg - onlineversion - )

Bild:   ThutmoseIIIBeforeRe-Harakhte.prig
Autor: Keith Schengili-Roberts 2006
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Stele Berlin ÄM 1634 gehört zu einem Korpus von drei bislang bekannten Stelen, wobei der Verbleib der beiden anderen bis heute ungeklärt ist - nur ihre Inschriften sind durch Abklatsche aus dem Genfer Archiv des Ägyptologen Charles Maystre überliefert (heute im Musée d'art et d'histoire in Genf, Inv.-Nr. MAH Genéve a 2010-0-02 und -03, Abb. 29 und 30 - (siehe: Klara Dietze, Das Korpus der Mauerstelen Thutmosis III. und die Innere Umfassungsmauer im Tempel von Heliopolis, Universität Heildelberg - onlineversion - ). Auf beiden Abklatschen befindet sich je eine vierzeilige Inschrift, welche fast identisch ist mit dem Berliner Text. Auch hier wird - nach der Datierung in das Regierungsjahr 47 von Thutmosis III. - der "Befehl zur Errichtung einer Umfassungsmauer (sbj n(.j) wmt.t) im Tempel von Heliopolis gegeben. Die drei Denkmäler unterscheiden sich nur dadurch, dass die Berliner Stele für Re-Harachte und die beiden anderen Stele für Atum geweiht waren. Rein hypothetisch könnte es sein, dass alle drei Stelen (evtl. existierte noch eine vierte Stele?) zum Korpus der sog. "Mauerstelen" gehörten (Denksteine, die inschriftlich an die Errichtung oder Sanierung der Umfassungsmauer erinnern und mit dieser in Verbindung gestanden haben). Nach Claude Traunecker könnten diese Stelen "an den Aussenfassaden der Pylone oder Tore" gestanden haben, da diese die einzigen Unterbrechungen der Umfriedung darstellen" (vgl. Traunecker 1975, 144-145). (3)

Stele Kairo JE 65830
Die im Museum Kairo (JE 65830) befindliche rundbogige Stele aus Kalkstein (H. 43 x B. 29,7 cm / Maße nach Mysliwiec) stammt wahrscheinlich ebenfalls aus Heliopolis (nach Mysliwiec (Atum, S. 177 und Beylage, Stelentexte, 477), da hier eine Stiftung des Königs an den "Mnevis-Stier" vorliegt, der auch auf dem Bildfeld zu sehen ist.und wurde im Nov. 1935 von Abermayor gekaufte. Auf der Stele sind Thron- und Geburtsname des Königs (Thutmosis III.) und dazu das 47. Regierungsjahr genannt
(zum Regierungsjahr siehe Ali Radwan in: MDAIK 37, 1981, S. 405 mit Anm. 13). Die Stele weist an den Rändern mehrere kleine Beschädigungen auf und dazu viele kleine Löcher und ebenfalls Verwitterungsspuren auf ihrer Oberfläche. Es sieht so aus, als wäre die Oberfläche der vierten Zeile und das linke Ende der dritten Zeile schon vor ihrer Gravur herausgebrochen, da die Hieroglyphen erst auf diesem tieferen Niveau angebracht sind. Jetzt sind diese aber so schwer beschädigt, dass sie heute unlesbar sind. Auch am unteren Rand der Stele ist in der Mitte ein Stück herausgebrochen - insgesamt ist die Stele aber vollständig.

Aus der Inschrift der Stele und der Nennung des Jahres 47 kann erschlossen werden, dass die Landstiftung für die heiligen Rinder des Mnevis ungefähr zur gleichen Zeit wie der Bau der Umfassungsmauer der Tempelanlage (siehe oben) von Heliopolis geschah

Landschenkungsstele
 für die heiligen Tiere des Mnevis
Zeit Thutmosis III. - wahrscheinlich aus Heliopolis 
heute im Museum Kairo JE 65830
(H. 43 x 29,7cm) - Kalkstein

Das Giebelfeld dieser abgerundeten Stele aus Kalkstein zeigt oben nur die Flügelsonne, einen Stier und den Eigennamen von Thutmosis III. nebst Ephithetas und Segenswünsche, wobei die Kartusche wohl als Ersatz für ein Bild des Königs dient.

Im Textfeld stehen 4 Zeilen:
"Das Regierungsjahr 47 unter d. M. des Königs von Ober- u. Unterägypten, Mencheper-re, dem Sohn des Re, Djehutimes-Nefercheperu, der ewig und immerdar ist.
Das Gelände, welches ich als Weide für Rinder für die schwarzen (heiligen) Rinder des Vaters Mnevis gegeben habe, ist ein Acker von 60 Aruren. Derjenige, der auf sie gekommen ist (d. h. der sie verwalten soll) ist der Schatzhausvorsteher und Vorsteher der Arbeiten Bener-merut)......Arure......östliche.......40 Aruren).

(Übersetzung von Ali Radwan in MDAIK 37, S. 405-406).

Die Beischrift über dem Stier lautet: "Mnevis, der Herold des Re, der die Maat zu Atum aufsteigen lässt". Vor dem Stier steht: "Der Sohn des Re, sein Geliebter (Thutmosis mit schönen Manifestationen) er lebe ewig.

Bild: aus MDAIK Bd. 37, 1981, Festschrift für Labib Habachi - Zwei Stelen aus dem 47. Jahr Thutmosis III., S. 406 - Kairo JE 65850

Obelisken
Thutmosis III. ließ außer der oben beschriebenen Anlage mit dem Pylon im Jahre 39 ein Obeliskenpaar aus Rosen-Granit mit einer Höhe von  23 Meter in Heliopolis aufstellen, die wahrscheinlich vor dem Atumtempel standen. Die beiden Obelisken wurden dann im Jahre 13/12 v. Chr. - im 18. Jahr von Kaiser Augustus - in Alexandria vor dem dortigen "Caesareum" aufstellen. Einer von beiden befindet sich heute in London, der andere in New York. Beide Obelisken tragen die Namen von Göttern - der in New York den des Re-Haracahte und der in London den von Atum. Daraus lässt sich rekonstruieren, dass der New Yorker Obelisk namentlich mit der aufgehenden Sonne einst auf der östlichen Seite des Eingangs zum Re-Tempel von Heliopolis stand, während der in London, namentlich verbunden war mit der untergehenden Sonne und westlich des Eingangs platziert war.

An beiden Obeliskenspitzen befand sich eine Darstellung Thutmosis III als Sphinx, welche den Göttern von Heliopolis Opfer darbringt. Auf den Schächten befand sich mittig eine Inschrift von Thutmosis III., zu der Ramses II. beidseitig je eine Textkolumne hinzugefügt hatte. Beide Obelisken standen fast 2000 Jahre lang in Alexandria. Beide wurden - zusammen mit der Pompeus-Säule in den 1840er Jahren von David Roberts in seinem Werk "Ägypten und Nubien" als die größten Denkmäler des antiken Alexandria beschrieben.

Der osmanisch-albanische Gouverneur und De-Facto-Herrscher Ägyptens von 1805 bis 1846 (galt als Begründer des modernen Ägyptens) schenkte Großbritannien den Obelisken. Der damalige britische Premierminister Lord Liverpool zögerte jedoch wegen der horrenden Versandkosten, diesen nach London zu überführen. Erst im Oktober 1877 - nachdem sich der brit. Generalkonsul William James Erasmus Wilson bereiterklärte, die Kosten für den Transport zu übernehmen - fand der Transport nach London statt. 

Der heute in London befindliche Obelisk (Höhe 20,87m und 187 Tonnen schwer) soll bei einem Erdbeben im Jahr 1301 n. Chr. in Ägypten umgestürzt sein, der andere, der sich heute in New York (H. 21,20 m und 193 Tonnen schwer) befindet, blieb bis zu seiner Überführung stehen. Die erste sog. "Nadel der Kleopatra" (die mit Kleopatra allerdings überhaupt nichts zu tun hatte) wurde 1877-1878 nach London gebracht. Der Abtransport des zweiten Obelisken nach New York erfolgte 1881. Hier wurde er noch im gleichen Jahr im Central Park hinter dem Metropolitan Museum aufgestellt. 

Cleopatras Nadeln
Obelisk Thutmosis III., heute in London

Cleopatras Nadeln
Obelisk Thutmosis III. - heute in New York

Beide Obelisken zeigen in ihrer Dekoration auf allen vier Seiten den König in Gestalt einer Sphinx, welche den Göttern von Heliopolis Opfer darbringt. Die beiden Schäfte tragen auf jeder Seite in der Mitte eine Inschriften-Kolumne des Königs, der dann unter Ramses II. zu beiden Seiten je eine weitere Text-Kolumne hinzugefügt wurde.

Die Originalinschrift von Thutmosis III. lautet: "(Thutmosis) machte es als sein Denkmal für seinen Vater Re–Harachte, dass er ihm zwei große Obelisken aufstellte (mit) einem Pyramidion aus Elektron anlässlich seines dritten Regierungs-Jubiläums, weil er seinen Vater Atum so sehr liebte“.

Die Inschrift des New Yorker Obelisken besagt, dass das Pyramidion der beiden Monoliten, Heliopolis, die Stadt, in der sie aufgestellt waren mit Licht erfüllen“ sollten. Ein hoher Beamte namens Jamunedjeh, „Erster Sprecher des Königs“, war beauftragt die Obelisken zur Feier des dritten Regierungsjubiläums, das Thutmosis III. in seinem siebenunddreißigsten Regierungsjahr (ca.1468 v. Chr.) beging, vor dem Sonnenheiligtum in Heliopolis zu errichten.

Dort standen sie eineinhalb Jahrtausende, bevor sie im 18. Regierungsjahr des Augustus (ca. 13/12 v. Chr.) unter dem Präfekten Publius Rubrius Barbarus von dem Architekten Pontius vor der Front des Tempels für den vergöttlichten Julius Caesar, der am Hafen lag, aufgestellt wurden.

Bild: Adrian Pingstone, Wikipedia, im Nov. 2004 als Public domain hochgeladen. Bild: Cleopatras Needle, Central Park, New York City
Autor: Wikipedia, Captain-tucker 2008
Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Saqqara

Durch die Inschrift des Minmose in Medamud werden eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Saqqara erwähnt. Im Grabbezirk König Djosers fand sich eine Besucherinschrift, angebracht von einem gewissen "Ptahhotep".

 
Sachebu/Sachbu bei Memphis

Durch die Inschrift des Minmose in Medamud werden eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Sachebu ( der Geburtsort der "Kinder des Re" / 5. Dynastie - Verwaltungszentrum im 2. oberägyptischen Gau von Letopolis)  erwähnt. 

Gurob / Medinet el-Ghurob

Die Siedlung "Gurob"(Stadt der Krähen) -  (altägyptisch Mer-wer/Großer Kanal) - liegt am südöstlichen Ende des Fayums. Der Ort war bewohnt von der frühen 18. Dynastie bis mindestens in die Zeit von Ramses V. Die Stätte wurde zuerst von Flinders Petrie ausgegraben - aber diese Arbeit war für seine Verhältnisse eher unbefriedigend, da er während der 1. Grabungssaison (1888-89) gleichzeitig an zwei weiteren Grabungsorten (Hawara und Kahun) tätig war und Gurob daher offensichtlich nur begrenzte Aufmerksamkeit widmete. Später gruben Petrie und seine Assistenten einen Teil der Stadt Gurob aus dem Neuen Reich aus. Er legte auch ein großes Gebäude, dass er als Tempel identifizierte frei, sowie Friedhöfe des Neuen Reichens und der Ptolemäerzeit. Die nachfolgenden Arbeiten von Currelly und Loat (1905) sowie von Brunton und Engelbach konzentrierten sich hauptsächlich auf den Tempel und die Friedhöfe. Loat erwähnte auch die Überreste eines kleinen Dorfes aus der 18. Dynastie - evtl. eine frühe Siedlung aus dem Neuen Reich. Die Anlage wird mit mit der antiken Stadt "Mer-wer" gleichgesetzt, die von Thutmosis III. als königlicher Harem gegründet wurde und seine Blütezeit offenbar unter Amenophis III. erlebte.

Ludwig Borchardt untersuchte im Jahre 1905 kurz die Überreste der antiken Stadt und schlug vor, dass die Hauptumfassungsmauer keinen Tempel enthielt - wie Petrie vorgeschlagen hatte - sondern einen Palast und einen Harem und die Stadt selbst. Ein Höhepunkt der Ausgrabungen von Ludwig Borchardt war die Entdeckung einer prächtigen Büste von Königin Teje (Hauptgemahlin von Amenophis III. und Mutter von Echnaton). Dieser Kopf befindet sich heute im Neuen Ägyptischen Museum Berlin.

Der engl. Ägyptologe aus Cambridge Prof. Barry Kemp hat dann die Ergebnisse der verschiedenen Ausgrabungen 1978 zusammengefasst, um einen Eindruck der "Harem-Stadt" des Neuen Reiches zu vermitteln, die das frühere Dorf "Mer-wer" hätte ersetzen können, aber schließlich selbst in eine kleine Ramessidenstadt umgewandelt wurde. Bei seinem eintägigen Besuch im Jahre 1984 fertigte Peter Lacovara eine stratigraphische Schnittzeichnung vom südlichen Teil des Geländes an und er wies daraufhin, dass dieser Abschnitt zu bestätigen schien, dass es zwei verschiedene Phasen der Besiedlung von Gurob gab: Anfang/Mitte der 18. Dynastie und die Ramessidenzeit (Quelle: Gurob Harem Palace-Project / Ian Shaw und Fredrik Hagen unter der Schirmherrschaft des Universitäts-College Londong und unter der Leitung von Jan Picton).

Bis 2005 wurde aber nicht mehr an der Ausgrabungsstätte gearbeitet - bis 1984 diente die Ausgrabungsstätte als Militärgebiet - und erst ein Team der Universität Liverpool (Gurob Harem Palace Survey) führte die Untersuchungen fort. Allerdings besagten die Vorschriften des Obersten Rates für Altertümer in Ägypten, dass hier vorerst nicht gegraben werden durfte - sie wollten dass sich die Ausgrabungen auf die Deltaregion im Norden konzentrieren, wo die Stätten weniger bekannt, aber stärker gefährdet sind. So beschränkte sich die Arbeit der Gurob Harem Palace-Survey auf die Kartierung des Standortes und auf die Auswertung von Oberflächenkeramik sowie auf umfangreiche geophysikalische Untersuchungen. 

Der Gurob-Harem wurde von männlichen Beamten als Steuereintreiber und Schreiber verwaltet - wobei ihre Namen auf den zahlreichen Dokumenten erhalten geblieben sind. Drei Stelen aus dem Tempel von Thutmosis III. tragendie Namen von "User-maatra-em-heb", dem Stellvertreter des Harems von "Mer-wer", Iy dem Aufseher des königlichen Harems und Djarwy, dem Diener des Haréms. Ein Gegenstand aus dem Palast ist mit dem Namen von Sety, königlicher Schreiberaufseher der Frauen des Harems von "Mer-Wer" beschriftet. Auf den Friedhöfen des Neuen Reiches von Gurob werden auch auf verschiedenen Gegenständen die Titeln von drei Beamten genannt: einen Stellvertreter, einen Schreiber und einen Kontrolleur sowie weitere drei Haremsbeamte, die auf Papyri genannt werden (Quelle: Ian Shaw, 2007, Gurob - an Egyptian harem? Current World Archaeology 16 : 2-9 - online-Version in World Archaeology Ausgabe 23). 

Speos Artemidios

Der Speos Artemidion (arb. Istabl Antar / Grotte der Artemis) liegt etwa 2,5km südlich von Beni Hasan (Mittelägypten) - an der Grenze des 16. Oberägyptischen Gaus. Es handelt sich um einen Felsentempel aus der Zeit von Königin Hatschepsut / Thutmosis III., der hier in die anstehenden Kalksteinklippen geschlagen wurde. Der Tempel ist der Löwengöttin "Pachet" geweiht, für die ein Kult in dieser Gegend erst ab dem Neuen Reich belegt ist (Quelle: Ian Shaw, Paul Nicholson, Reclams Lexikon des Alten Ägyptens, Reclam-Verlag Stuttgart 1998, S. 288)

Felsentempel der Löwengöttin Pachet im Speos Artemidos

Bild:    Speos Artemidos 01.JPG
Autor:  Einsamer Schütze, Wikipedia, Sept. 2006
Lizenz: CC BY-SA-3.0

Sethos I. ließ die unter Hatschepsut angebrachten Inschriften als seine eigenen usurpieren und auch die Darstellungen für sich selbst umarbeiten sowie den bislang undekorierten Durchgang ins Sanktuar und die Türwandung zur hinteren Nische dekorieren und beschriften. Nach Fairman und Grdseloff (JEA 33, 1947, 13  in P. Brand 2000)gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, dass Thutmosis III. den Namen der Königin im Speos Artemidos auslöschen ließ (obwohl sein Name zweimal auf den Frontpfeilern auftaucht). Diese Schlussfolgerung wird von Peter Brand (Brand 2000, 55-66) angezweifelt, wobei er daraufhinweist, dass eine Darstellung der Königin von Thutmosis III. zerstört und später wieder unter Sethos I. für seine Umarbeitung erneuert wurde.

Die Anlage besteht aus einer 15m breiten, zweireihigen, quergelagerten Pfeilerhalle (Pronas), getragen von zwei Reihen von je 4 Pfeilern, die auf der nördlichen Außenseite für eine Dekoration mit Hathor-Kapitellen vorbereitet waren (siehe Bickel, Chappaz, 1993). Die östlichen und westlichen Seiten dieser Pfeiler tragen Inschriften und die Kartuschen von Thutmosis III. und Sethos I. Eine weitere Reihe von unfertigen Pfeilern trug die Decke der Halle, von wo aus ein Durchgang zu dem dahinter liegenden Kultraum mit abschließender Nische führt. An einem der Pfeiler befindet sich sogar eine Nennung von Pinnodjem I. In griechischer Zeit wurde die Göttin Pachet mit der griechischen Göttin Artemis gleichgesetzt, worauf sich der heutige Name des Tempels bezieht.

Von diesen 8 Pfeilern stehen noch die drei östlichen (linken), welche die Front der Fassaden bilden. Der Bau blieb unvollendet, wie sich aus der rauen Beschaffenheit der Hathor-Pfeiler an der Fassade erkennen lässt. Die Dekoration des Heiligtums wurde zu Beginn der Regierung von Sethos I. im Zuge der Amarna-Restaurierung nicht nur erneuert, sondern auch erheblich verändert. 

Die bedeutendste Inschrift im Speos Artemidos ist ein Text, den die Königin Hatschepsut (Urk. IV., 383-391) auf die Fassade über dem Eingang anbringen lassen hatte. Sie klagt in der Inschrift über die Zerstörungen während der Herrschaft der "Asiaten aus Auaris" (= Hyksos, die 3 Generationen zurücklag aber anscheinend immer noch nicht vergessen war) und berichtet, dass "sie wieder aufgebaut habe, was zerstört war". Es ist erstaunlich dass hier in der Inschrift nicht ihr Vater Thutmosis I. erwähnt wird, was zumeist bei den Inschriften von Hatschepsut der Fall war.

Atfih / Aphroitopolis

Durch die Inschrift des Architekten Minmose in Medamud wurde eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Atfih (auch Qus oder Al-Qusiyya) nördlich von Asyut belegt, wovon aber heute nichts mehr erhalten ist.

Asyut / Assiut / Siut / Sauti

Durch die Inschrift des Architekten Minmose in Medamud wissen wir, dass König Thutmosis III. in Asyut einen Tempel für den Gott Upuaut errichten.

Die mittelägyptische Stadt Asyut (ZAwt(j) ) (Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements Asyut/Assiut liegt ca. 375 km südlich von Kairo auf dem westlichen Nilufer) ist mit der altägyptischen Stadt Sauti aus dem Alten Reich identisch und verfügt aus dieser Zeit über vereinzelte archäologische Belege (wie in den Pyramidentexten 630 und 1634, dazu in der Titulatur des Minnefer (5. Dynastie) und auf einem Siegelzylinder des Pepi I. Zu den bedeutendsten Denkmälern aus der 9./10.  Dynastie gehören die Gaufürstengräber im Westen des heutigen Assiut am Kalksteinhügel Istabl Antar (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stätte südlich von Beni Hasan).

Im Neuen Reich wurden hier mehrere Götter verehrt. Der bedeutendste ist meist der schakal- oder hundsköpfig dargestellte Totengott Upuaut (auch Wepwawet = der Wegeöffner), Herr von Assiut, dem zu Ehren auch ein Tempel erbaut wurde und von dem sich der griechische Name der Stadt Lykopolis ableitet. Weitere Gottheiten sind Osiris, Herr von Assiut, Hathor (Herrin von Medjedni) bzw. Isis (Herrin von Medjedni) die als Mutter des Upuaut gilt. Mit ihm im engen Zusammenhang steht der Totengott Anubis (von Raqereret), der in der benachbarten Nekropole verehrt wurde.

Die Stadt wird auch im thebanischen Grab des Wesir Rechmire (TT 100) aus der Zeit Thutmosis III. im Zusammenhang mit Tributzahlungen an Theben erwähnt. Die hiesigen Gräber aus dieser Zeit wurden in der Spätzeit und in griechisch-römischer Zeit wiederverwendet.

Verschiedene Tempel lagen wohl einst in der Stadt selbst, sind aber heute archäologisch nicht nachgewiesen worden. Es ist aber bekannt, dass ein Tempel für Upuaut unter Thutmosis III. errichtet wurde. Ramses II. hatte in Assiut ebenfalls einen Tempel für Upuaut restaurieren lassen und zwei Totentempel für sich errichten lassen (Papyrus Harris I.). Eine Standarten-Figur seines Sohnes Chaemwase aus rotem Breccia wurde in Assiut gefunden. Der Prinz hält zwei Emblemen: rechte Hand eine osirische Triade und in der linken einen Fetisch, der Abydos repräsentiert.  

Achmin / Ipu / Chentmenu

Der heutige Ort Achmin - am östlichen Nilufer in Mittelägypten bei Sohag - hatte im Laufe der Geschichte verschiedene Namen. Im modernen Namen "Achmnin" verbirgt sich noch der altägyptische Fruchtbarkeitsgott "Min", der hier, in der damals "Ipu" oder "Chenet-Min" genannten Ansiedlung - die zugleich auch die Hauptstadt des 9. oberägyptischen Gaues war - das Zentrum seiner Verehrung hatte. Von der antiken Stadt ist fast nichts mehr erhalten. 

Aus Achmin stammen mehrere hohe Persönlichkeit des antiken Ägyptens wie z. B. 

  1. Juja und Tuja (Priester des Min und Vorsteher der Pferde) - die Eltern von Teje, der Großen Kgl. Gemahlin von Amenophis III.

  2. Teje - die Große Kgl. Gemahlin von Amenophis III und Mutter von Echnaton.

  3. König Eje und seine Frau Tij (Amme von Nofretete.

Erhaltene Spuren weisen daraufhin, dass einer der hiesigen Tempel während der 18. Dynastie von Thutmosis III. erbaut wurde, der dann später von den nachfolgenden Herrschern erweitert und restauriert wurde.

Etwas weiter nördlich befindet sich ein kleiner steinerner Tempel zu Ehren von Min, der vermutlich von Thutmosis III. erbaut wurde und dessen Außenmauern zur Regierungszeit von König Eje verziert wurden.   

El-Salamuni

Ewa 10km nördlich der Stadt Achmin befindet sich unweit nordwestlich des Dorfes El-Salamuni an einer Anhöhe eine völlig aus dem Fels geschlagene kleine Kapelle für den Fruchtbarkeitsgott Min. Erbaut wurde die Kapelle unter König Eje, lt. den angebrachten Inschriften durch seinen Architekten Nachtmin ("Min ist stark" / Hohepriester des Min), auch wenn später in der östlichen Kapellenhälfte Darstellungen angebracht wurden, die den vergöttlichten Thutmosis III. beim Opfer vor den verschiedenen Gottheiten wie Min und Amun-Re zeigen. Die Existenz des Heiligtums ist in der Wissenschaft seit der Veröffentlichung durch Richard Lepsius "Denkmäler" (1849-1859) bekannt. Lepsius hatte einen nachträglich von Herman Kees berichtigten Grundriss der Anlage sowie einige wenige Teile aus größeren Darstellungs- und Textzusammenhängen publiziert (LD Text II, S. 163-167). 

Für die frühere Annahme, dass Thutmosis III. der Gründer des Heiligtums war und Eje hätte diesen usurpiert und ausgeschmückte, gibt es in situ keinerlei stichhaltige Belege. Ganz in Gegenteil, scheint es so, dass die Dekorationen der Eje-Zeit wie aus "einem Guss" der Fassadenarchitektur und der "Vorhalle" (Pronaos) angepasst sind und es sind keinerlei Spuren einer Usurpation erkennbar.

Thutmosis III. opfert vor dem Amun-Re

In 2,32 m Höhe über dem Hofboden ist auf der rechten Torwange eine 0,30m x 0,28 m große Darstellung mit Text in versenktem Relief zu sehen. Die rechts zu sehende Figur zeigt einen König mit blauer Krone (wobei Lepsius in seinem Text dazu von einer "Haarkappe" spricht, was Kees in a.a.O., S. 53 zu dem Schluss führte, hier habe sich ein Privatmann an die Stelle des Königs gesetzt und er meinte, dass dieses Graffito gewiss nicht aus der Zeit Thutmosis III. stamme).

Die Darstellung wird durch zwei dazwischenliegende Textkolumnen mit der Kartusche "Men-cheper-Re" (Thronname Thutmosis III.) getrennt. Über der Königsfigur mit der blauen Krone befinden sich nochmals die beiden Kartuschen von Thutmosis III.

Bild: Lepsius Bd. III - Blatt 29d
- puplic domain -

In einer weiteren Darstellung im Raum D (Nordost-Wand - links des Eingangs zu Raum E) steht Thutmosis III. beim Maat-Opfer vor Min, Aperet-Sit, Horus und Isis. Darüber befinden sich zwei Zeilen einer Bauinschrift (PM 4).

  1. "Oh [König] der Götter, mit hohem Federpaar, Herr der weißen Krone, lass meinen Namen auf [diesem] Denkmal währen. Ich habe [verschönt] was ich verfallen fand........"

  2. "Ich habe einen Gottesweg für Horus, erhaben in Ipu, angelegt aus schönem feinen Kalkstein, ich ließ den Gott auf dem ihm gebührenden Weg zu diesem schönen Hügel ziehen, der im Norden von Achmin liegt, ich vollzog die Opferspeisung....."

(Übersetzung von K. P. Kuhlmann, MDAIK 35 - Der Felstempel des Eje bei Achmin, 1979, S. 179 Philipp v. Zabern-Verlag Mainz)

Abydos

Schon seit den frühesten Dynastien in Ägypten scheint Abydos ein heiliger Ort gewesen zu sein. Er war der Ort, wo der sehr wichtige Gott Osiris seine größte Verehrung erfuhr. Hier in Abydos errichteten die Könige Ägyptens in allen Epochen massive Monumente für die Verherrlichung dieser Gottheit des Todes und der Unterwelt. Einige dieser Monumente sind allgemein gut bekannt, wie z. B. der Totentempel von Sethos I. und das dazugehörige Osireion. Andere sind relativ neue Funde, die aber ebenfalls die Ehrfurcht zeigen, welche diesem Ort entgegengebracht wurde. 

Das Kultzentrum von Abydos hat unter Thutmosis III. eine große Bedeutung gehabt. Die Aktivitäten Thutmosis III. in Abydos sind sehr umfangreich, denn er reorganisierte die gesamte Kultstruktur. Im Osiris-Bezirk errichtete er einen großen Ka–Tempel und umfangreiche Stiftungen mit Landbesitz und Kultinventar. Erhaltene Inschriften daraus lauten, dass "......er stiftete ihm, Seine Majestät, Gottesopfer für [alle seine] Feste [mehr als] vor (ihm) [gewesen war]. Es weihte [ihm Seine Majestät … ] Tempelgerät, Schmucksachen aus allerlei kostbaren Steinen, einen Altar mit zahlreichen Gefäßen aus Silber, Gold und Kupfer .....“. Dazu kamen u. a. hölzerne Kästen, Kapellenuntersätze, Salbgefäße aus Alabaster, Leinenstoffe, aber auch Äcker, Gärten und dienstverpflichtete Arbeitskräfte. Hoherpriester des Osiris zur Zeit Thutmosis III. war Nebuaui, der auf mehreren Stelen (eine im Britischen Museum EA 1199) ausführlich von seiner Karriere berichtet, in der er auch für den Tempel des Königs Ahmose aktiv war (als Totenpriester) (Quelle: Ute und Andreas Effland, Abydos, Tor zur ägyptischen Unterwelt, Philipp v. Zabern-Verlag, Sonderband der Antiken Welt 2013).

Prof. Mary-Ann Pouls Wegner entdeckte etwa 90 km südlich des Portal-Tempels von Ramses II. am Osiris-Bezirk einen Tempel von Thutmosis III., dessen Darstellungen verschiedene Ritualszenen und eine Prozessionsbarke zeigen. Etwa 280m südlich davon entdeckte schon Mariette die Reste eines Tempels, den er als "petit temple ruiné" (kleine Tempelruine) bezeichnete. Zwar wurde dieser Sakralbau damals von den französischen Ausgräbern aufgrund einiger Inschriften für Thutmosis IV. datiert, aber gestempelte Lehmziegel nennen auch hier den Namen von Thutmosis III.

An der heutigen Grenze zum Fruchtland - etwa 300 m südlich des "kleinen Tempels" von Mariette - und 200 m nördlich des großen Tempels von Ramses II. befinden sich die Ruinen eines etwas größeren Tempels, der zwar die Kartuschen von Ramses IV. trägt, aber lt. Prof. Pouls Wegner "große Ähnlichkeit mit dem von ihr gefundenen Tempel von Thutmosis III. hat (siehe oben). Bei dem großen Tempel dürfte es sich um einen Bau handeln, der 1908 von Edward R. Ayrton und William L. S. Loat entdeckt wurde. Diese brachten ihn mit Thutmosis III. in Verbindung.

Im Norden von Abydos - in der Nähe des osirischen Tempelkomplexes in Kom el-Sultan - wurde 1996 bei den umfangreichen Arbeiten des Pennsylvania-Yale-Institute of Fine Arts ein Tempel aus Kalkstein mit den Grundriss-Maßen von 9 x 15m entdeckt, von dem man annimmt, dass er in der 18. Dynastie unter Thutmosis III. erbaut wurde. 

Schon Flinders Petrie entdeckte 1902 im Osirisbezirk von Abydos einen Türsturz mit einer Breite von 1,65m, der sich im Ägyptischen Museum Berlin (ÄM 15980) befindet. Dieser Türsturz stammt offensichtlich von einem Gebäude, dass sowohl mit Thutmosis II. als auch mit Thutmosis III. im Zusammenhang stand, die die originale Dekoration die Kartuschen beider Könige zeigt. (Quelle: Ute und Andreas Effland, Abydos, Tor zur ägyptischen Unterwelt, Philipp v. Zabern-Verlag, Sonderband der Antiken Welt 2013. 
Anmerkung von Nefershapiland: Leider haben wir trotz ausgiebiger Suche im Web keinerlei Spuren dieses Architravs im Museum Berlin gefunden. Es scheint nicht ausgestellt zu sein - oder ist während des II. Weltkrieges verloren gegangen.

Architrav aus dem Osirisbezirk in Abydos
- gefunden von Flinders Petrie 1902
heute im Neuen Museum Berlin Nr. 15980 

Ganz oben befand sich die geflügelte Sonnenscheibe mit der Beischrift "behedj", der Große Gott. Die nächste Zeile zeigte in der Mitte ein Anchzeichen, links davon der Horusname von Thutmosis III. - nach rechts wahrscheinlich der Horusname Thutmosis II. (nicht mehr vorhanden) - in der nächsten Zeile steht vor dem in der Mitte stehenden Anchzeichen jeweils "der Sohn des Re von seinem Leib" und die Geburtsnamen von Thutmosis III. und II.

Auf den Türpfosten - unter der Himmelshieroglyphe, jeweils zwei Textkolumnen. Die linke zeigt abermals die Titel und Namen von Thutmosis III. und rechts die von Thutmosis II. 

Zeichnung aus „Ägyptische Inschriften aus dem Staatlichen Museum zu Berlin“ – Band II., Roeder, Günther, 1881-1966 - Publication: 1913 (online-Version).

Diese Ausgrabungsstätte des Pennsylvania-Yale-Instituts of Fine Art befand sich südöstlich des "Portaltempels" von Ramses II, innerhalb einer aus Lehmziegeln bestehenden Umfassungsmauer mit einem Eingangspylon. Vor dem Tempel befand sich zwischen seinem Eingang und dem etwa 2,50 m (8 ägypt. Fuß) großen Lehmziegelpylon und der Umfassungsmauer (mit den Kartuschen von Thutmosis III.) ein Vorhof. Auf dem ebenfalls mit Lehmziegeln gepflasterten Vorplatz wurden zwei "heilige Bäume" (Überreste von heiligen Berg-Ahornbäume) gepflanzt, die aber wohl aus griechischer Zeit stammten. Die von den Archäologen des Yale-Institus gefundenen Überreste der Tempelumfassungsmauer aus Lehmziegeln hatte eine Größe von etwa 17,82 x 27,82 Metern, die etwa 2,50 Meter über dem ursprünglichen Bodenniveau erhalten blieb.

Gestempelte Lehmziegel aus den erhaltenen Resten der Umfassungsmauer (orange markiert) der Kapelle zeigen den Namen von Thutmosis III. (Men-cheper-re mery Osiris) oder (Men-cheper-re [Thutmosis III.] Geliebter von Osiris". 

Das Tempelhaus besteht aus einer querliegenden Eingangshalle mit zwei Säulen, die sechzehnseitig waren und aus Kalkstein gefertigt. Der Eingang zum inneren Tempelbereich wurde von zwei Osirisstatuen Thutmosis III. eingerahmt, welche ebenso wie einige Merkmale dieses Bauwerks an die königlichen Festtempel in Karnak erinnern (Quelle: Wilkinson: Die Welt der Tempel im Alten Ägypten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, S. 144).
In der Querhalle der Kapelle sind die Füße einer der beiden großen Osirisstatuen des Königs sichtbar. Die Osiris-Statuen zeigen den mumifizierten König mit vor der Brust verschränkten Armen. Er hält in jeder Hand ein blau bemaltes Anch-Zeichen. Das Gesicht und seine Hände sind mit roter Farbe bemalte. Seine Augen, Augenbrauen und sein Bart zeigen ebenfalls noch Reste von schwarzen, weißen und blauen Pigmenten. Hinter dem Eingang befindet sich - nach einem kurzen Korridor - das Allerheiligste - eine quer verlaufende innere Kammer und zwei seitliche Sanktuare (5). 

Umzeichnung: nach Complete Temples of Ancient Egypt,
                        Wilkinson, Richard H. 2000 Thames and Hudson Ltd
                         Reference Nr.: ISBN 0-500-05100-3
- modifiziert von Nefershapiland - 

Die Qualität dieses Tempels und seiner Dekoration ist durchaus mit den schönsten Tempeln des Königs in Theben vergleichbar. Der Tempel war mit großen, gut eingepassten Kalksteinblöcken gepflastert und auch das Dach war aus dem gleichen Material gearbeitet. Die Decke war blau gestrichen und mit einem Muster aus gelben Sternen dekoriert. Große Kalksteinblöcke überragten auch die Aussenwände und bildeten ein bemaltes "Cavetto-Gesims", während feinere geschnitzte und bemalte Cavetto-Gesimse die Wände des Heiligtums bedeckte. An den oberen Enden der dekorierten Wände befanden sich Checker-Friese, während die unteren Bereiche durch gelbe, schwarze und rote Bordüren begrenzt waren (6). 

Die Dekorationen an den Wänden ist aufgrund der geringen Menge der gefundenen Kalksteinfragmenten mit Reliefzeichnungen nur schwer zu definieren. Rekonstruiert werden konnten jedoch Bilder des Osiris, meist mit grüner Farbe gemalt und große Darstellungen des Königs, der Osiris Opfergaben darbrachte und im Gegenzug "Leben erhielt", welche die Wände schmückten. Des weiteren befanden sich auch Szenen von Opferträgern, die Speisen und Blumen darbrachten an den Wänden.

Für eine Nutzung des Tempels als Kultzentrum während einer langen Zeit - auch noch nach dem Ende der Regierungszeit von Thutmosis III. - zeigt zum Beispiel eine Abfolge von Schuttschichten über dem Kalksteinboden des Gebäudes. An den Wänden des Tempels befanden sich Inschriften mit den Kartuschen von Ramses IV. und Restaurationsinschriften aus der III. Zwischenzeit und der Spätzeit. Und dazu gibt es die Bäume im Vorhof, deren Wurzelsystem mit Keramikresten vermischt sind, die auf die ptolemäische Periode Ägyptens zu datieren ist (Quelle: Jimmy Dunn: The Temple of Thutmosis III. at Abydos - online-Version; Wilkinson, die Welt der Tempel im Alten Ägypten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005).

Der architektonische Plan der Kapelle Thutmosis III. unterscheidet sie von der traditionellen Form der üblichen Kapellen der Gottestempel im Neuen Reich. Anstelle der direkten axialen Annäherung an das innere Heiligtum - wie es in Tempeln dieser Zeit üblich war - weist der kleine Tempel von Thutmosis III. in Abydos einen etwas umständlichen Zugang zu den beiden inneren Heiligtümern auf. Die Sanktuare sind im Inneren so positioniert, dass sie auf die Stätte von Umm el-Ga'ab und das "Grab des Osiris" blicken. Der Rest des Bauwerks orientiert sich an der "Wohnstätte" des Gottes in seinem Tempel innerhalb der Osiris-Tempelanlage. 

Felsstele
Lt. "Bauen-Stiften-Weihen", (
Silke Grallert, Achet-Verlag 2001) wurden im Bereich des Osiris-Temenos Fragmente einer Kalksteinstele gefunden. Nach Petries Angaben lagen sie alle zusammen am westlichen Ende des Thutmosis-Tempels. Viel ist von der Inschrift nicht mehr erhalten - den größten Teil nehmen Opferlisten ein, die vermutlich ähnlich der Buto-Stele von Thutmosis III., im unteren Teil angebracht waren. Davor hat vielleicht eine Königsnovelle gestanden.

In dem Königstext wird von "Wohltaten des Königs" gesprochen, wobei nur vermutet werden kann, dass sich diese Wohltaten auf die Kultausstattung und Neustiftung von Gottesopfern beschränkte. Da Thutmosis III. im Tempel einige Um- oder Neubauten sowie eine Eingrenzung des Bezirks mit einer neuen Umfassungsmauer vornahm, ist damit zu rechnen, dass diese Taten vorher angesprochen wurden und sich hier im Text nur der letzte Teil mit den Erzeugnissen des Kunsthandwerks und den Naturstiftungen erhalten hat (7). 

Dendera

In Dendera, dem Kultort der Göttin Hathor, fand man ein aus Granit bestehendes Architektur–Element aus der Zeit König Thutmosis III. Es gehörte eventuell ursprünglich zu einem Götterschrein und wurde dann in späterer Zeit als Mühlstein verwendet. Zum Glück blieb die Reliefdarstellung zumindest auf einer Seite erhalten. Gezeigt ist rechts der König mit der Krone Oberägyptens auf dem Haupt, im Ruderlauf vor dem links thronenden Amun–Re.

Ursprünglich handele es sich bei der Darstellung um die rechte Hälfte eine Doppelszene, was die geflügelte Sonnenscheibe von der noch links ein kleiner Teil zu erkennen ist, bezeugt.

Architektur-Element aus der Zeit von Thutmosis III. aus Dendera

Dieses Architektur-Element wurde in späterer Zeit zu einem Mühlstein umgearbeitet. Der König (rechts) befindet sich hier im Kultlauf (Ruderlauf) vor dem thronenden Gott Amun-Re. In den beiden Kartuschen zwischen dem König (mit der oberägyptischen Krone) und dem thronenden Gott erscheint der Thron- und Geburtsname von Thutmosis III.

Bild: Courtesy to Monika Jennrich, Sylt
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Koptos / Gebtu / Qift

Koptos - das altägyptische "Gebtu (Gbtjw)" - heute Qift - liegt im 5. oberägyptischen Gau am Ostufer des Nils. Ihre besondere Blütezeit hatte die Stadt aber erst spät unter den Römern. Dort war sie Ausgangspunkt für die Karawanen in Richtung der Hafenstädte Myos Hormos und Berenike am Roten Meer. In christlicher Zeit war Koptos ein bedeutender Bischofssitz. 

Der Gott Min als Ortsgott besaß in Koptos ein recht hohes Ansehen. Auch die Göttin Isis - als Gemahlin von Min - wurde in Koptos kultisch verehrt durch ihre enge Verbindung zwischen Horus und Min. 

Tempel von El-Qala
Besondere Verehrung galt hier den Krokodilen - was durch Archäologische Funde im Tempel von El-Qala bestätigt wurde. Als Standarte des Gaus galten zwei Falken, die später als Rabenkult fortgeführt wurden (8). Aus der Frühdynastischen Zeit datieren Reste von drei Min-Kolossen, wobei die Tempelanlage selber seit dem Alten Reich belegt war. Datierungen aus dem Mittleren Reich auf Blöcke, die im Haupttempel gefunden wurden verweisen auf Sesostris I. und es wurden auch Blöcke einer Kapelle von Nub-cheper-Re Anjotef aus der II. Zwischenzeit gefunden. Aus dieser Zeit stammt das von ihm herausgegebene "Koptos-Dekret". 

Zu den Tempelkomplexen finden sich in der gängigen Literatur recht unterschiedliche Angaben. Der heute völlig zerstörte Min-Tempel scheint ebenso wie der Tempel in Kom Ombo ein Doppeltempel gewesen sein mit zwei parallel zueinander geführten Zugängen. Reste dreier Tempelgruppen, die innerhalb einer größeren Umfassungsmauer aus Ziegelmauerwerk lagen, wurden von Flinders Petrie (1893/94) sowie R. Weill und A.-J. Reinach (1910/11) freigelegt. Hier befand sich das etwa 170 m lange und 70 m breite Heiligtum mit zwei Pylonen und einem auf einer Terrasse erhöhten, aber heute völlig verschwundenen Tempelhaus der Ptolemaierzeit. Ein großer, weitgehend undekorierter Nordtempel stammt ebenfalls aus dieser Zeit (Ptolemäus II. Philadelphos), während die späteren Erweiterungen von Ptolemäus IV. Philopator, dem römischen Kaisern Caligula und Nero stammen. Der Nordtempel befindet sich auf den Grundmauern von älteren Gebäuden, die aus der Zeit von Amenemhet I., Sesostris I. und Thutmosis III. (Neues Reich) stammen. Reste einer für Osiris bestimmten Kapelle wurden südlich des III. Pylons vom Nordtempel gefunden.

Kalksteinrelief aus den Fundamenten des Thutmosis III.-Tempels in Koptos
- 12. Dynastie - Heute im Petrie-Museum London UC 14320

In den Fundamentresten des 27 x 36 m großen Vorgängerbauwerks aus der Zeit von Thutmosis III. fand man Spoilen von Gebäuden, die noch älter sind - wie dieses Kalksteinrelief aus dem Mittleren Reich (12. Dynastie) mit der Darstellung des Nilgottes Hapi.
Bild:       Limestone slab showing the Nile flood god Hapy
Autor:    Osama Shukir Muhammed Amin FRCP Glasg., Wikipedia 2016
Lizenz:   CC BY-SA 4.0

Von den Bauten der 18. Dynastie haben sich nur noch einige Sandsteinfragmente von der Wanddekoration erhalten. Sie zeigen dass Thutmosis III. dort einen Tempel für Min, Isis und Horus/Harendotes und eine Barkenkapelle für die Göttin Isis erbaut hatte. Fundamentsreste dieses 27 x 36 m großen Vorgängerbauwerks von Thutmosis III. fand man unter dem Tempel aus ptolemäischer und römischer Zeit mit Granitpfeilern und Spoilen von Vorgängerbauten des Alten und Mittleren Reiches.

Der Tempel des Min & Isis in Koptos

Die ursprünglich von Petrie ausgegrabene Tempelanlage war anscheinend zu dieser Zeit schon stark beschädigt. Der Tempel scheint an der Stelle einer früheren Kapelle oder eines Tempels erbaut worden zu sein, da Überreste einer Kapelle gefunden wurden, die möglicherweise von Thutmosis III. erbaut und für Osiris gewidmet wurde. Lt. Petrie fand er sie in einem der inneren Höfe des neueren Tempels des Min & Isis.

Auch in dem Bauwerk, das etwas weiter südlich des obigen Tempels entdeckt wurde und von Petrie als "Mittlere-Reich-Tempel" bezeichnet wurde - stammt aus der Zeit von Thutmosis III. Er wurde später von Ptholemaios II. Philadelphus wieder aufgebaut und von Kaiser Claudius restauriert. Es wurden Blöcke eines früheren Bauwerks von Sesostris I. und ein Tor von Thutmosis III. mit Ergänzungen gefunden, die wahrscheinlich von Osorkon II. (22. Dynastie) stammen.

Der südliche Tempel des Geb scheint weniger alt zu sein. Er besitzt Elemente, die aus der Spätzeit und danach stammen können. Der Eingang zu dem Geb-Tempel wurde von Nectanebos II. mit späteren Ergänzungen erbaut (8). 

Plan: nach Arnold, Lexikon der Pharaonen
- modifiziert von Nefershapiland -

 

Bronzene Messerklinge mit Inschrift von Thutmosis III., Koptos

Die Inschrift der bronzenen Messerklinge aus dem Tempel des Min in Koptos lautet: Geliebter des Min von Kopftos" (18. Dynastie). Wohl Fundamentdepot Nr. 1 - heute im Petrie Museum London - UC15896
Bild:     Bronze knife blade inscribed with cartouche of Thutmose III.
Autor:  Osama Shukir Muhammed Amin FRCP - wikipedia 2016
Lizenz:  CC BY-SA-4.0

Man fand auch eine Bauinschrift aus der Zeit von Thutmosis III. Er ließ auf einem Torbau einen Torvermerk anbringen. Erhalten haben sich die beiden unteren Enden dieses Tores aus rotem Granit, die mit je zwei Kolumnen Text beschriftet sind. Darunter befinden sich zwei Textzeilen mit dem Tornamen. Der ursprüngliche Standort des Tores im Tempelhaus ist noch nicht lokalisiert. "Tor des Men-cheper-re, in dessen Denkmälern Amun erscheint" (Quelle: Grallert, Bauen-Stiften-Weihen).

Medamud (MAdw)

Al-Madamud (auch Medamoud/Medamut oder altägyptisch Madu) befindet sich ca. 8 km nordöstlich von Luxor. Im Westen des heute noch bewohnten Dorfes in Oberägypten befindet sich seit der alt-ägyptische Zeit ein Tempel des Gottes Month. Der hiesige Tempel war der Göttertriade von Madu geweiht, dies sind der in der Spätzeit meist stiergestaltig dargestellte Kriegsgott Month, seine Gefährtin Rat-taui (Rat der beiden Länder) - eine weibliche Sonnengöttin - und deren Sohn Hor-pa-chered (Horus-Re, das Kind). Vor der Einführung des Reichsgottes Amun als Hauptgott im thebanischen Gau war Month der Hauptgott des Gaus.

Im Osten, unterhalb des heutigen Month-Tempels befand sich ein erster einfacher Tempel, der an das Ende des Alten Reiches oder in die Erste Zwischenzeit - aber noch vor der 11. Dynastie datiert wird. Sesostris III. ließ in der 12. Dynastie diesen ersten Tempel mit einem eigenen Tempel (etwa 60 x 100 m groß) aus Lehmziegeln, der von Nord nach Süd ausgerichtet war überbauen. Nur die Türdurchgänge und Säulen einschließlich der Architrave waren aus Kalkstein errichtet. In der 13. Dynastie wurde der Tempel unter Sobekhotep II. ausgebaut und weiter mit Dekorationen ausgeschmückt. 

Im Neuen Reich ließ Thutmosis III. im Westen des Tempels aus dem Mittleren Reich seinen eigenen, 21 x 32 m großen Tempel errichten. Der Neubau von Thutmosis III. war  aber wieder - wie üblich zum Nil hin ausgerichtet. Er bestand aus einem Säulensaal, Opfertischsaal und einer Barkenkapelle. Genaugenommen war die Tempelanlage zu dieser Zeit also bereits ein Doppeltempel. Von dem Tempel aus der Zeit von Thutmosis III. ist nur noch der bescheidene Anfang einer Weiheformel erhalten. 

Die Erforschung des Tempels erfolgte durch die französischen Ägyptologen Fernand Bisson de la Roque, Alexander varille und Clement Robichon, die von 1925-1932 im Auftrag des Pariser Louvre dort gruben. Ein Teil der Funde befindet sich heute im Louvre und im Museum der Schönen Künste in Lyon (Quelle: al-Madamud, Wikipedia)

In Medamud wurden verschiedene Fragmente von einer Würfel-Statue des Architekten Minmose (Zeit Thutmosis III. und Amenophis II.) - heute im Louvre E12985 mit einem langen Inschriftentext -  gefunden, mit seinen Titeln und der Angabe der Orte seiner Tätigkeit. Fernand Bisson de la Roque kopierte damals die Inschriften auf der fragmentierten Würfelstatue des Minmose. 

Armant / Hermopolis
-
Tempel des Month -

Armant (das altägyptische Iunu-Monthu "Jwnj Sm.j" / griech. Hermonthis) ist eine Stadt in Oberägypten auf dem Westufer des Nil im Gouvernement Luxor (20km südlich von Theben-West) scheint schon in der Frühzeit bis zur Ersten Zwischenzeit fortwährend besiedelt gewesen zu sein, da in der Nähe von Armant weiträumige prädynastische Nekropolen und Siedlungen ausgegraben wurden. In der 11. Dynastie spielte Armant eine wichtige Rolle bei der erneuten Reichseinigung. Aus dieser Zeit stammt auch ein Tempel des Month. Dieser Göttername des Month befindet sich auch im Namen von mehreren Gaufürsten und Königen der 11. Dynastie (z. B. Mentuhotep/Montuhotep II.) Mentuhotep II. erbaute hier einen Tempel für den Gott Month. Neben Month wurden in Hermopolis/Armant auch die Göttinnen Iunit und Tjenenet verehrt, zu denen sich später noch der Kult für die Gattin des Month, die Göttin "Ta-taui" gesellte. Daneben verehrte man hier zahlreiche andere Götter wie den Krokodilgott Sobek, Re und Aton. In der Spätzeit spielte hier der "weiße Buchus-Stier" mit schwarzem Kopf eine besondere Rolle. In der 12. Dynastie wurde der Month-Tempel erneuert und vergrößert. 

Mehrere fragmentarisch erhaltene Königsstatuen in Gestallt des Gottes Osiris, die später von Merenptah usurpiert wurden, stellen wahrscheinlich Mentuhotep II. oder III. dar. Aus der12. Dynastie wurden Reliefs mit den Namen von Amenemhet I., Sesostris I. und Sesostris III. gefunden. Für die II. Zwischenzeit dagegen liegen bislang keine Zeugnisse vor.

Erst mit dem Beginn des Neuen Reiches treten wieder exakt datierbare Denkmäler auf, so Blöcke mit dem Namen von König Ahmose und Thutmosis I. sowie Gründungsbeigaben aus dem Bezirk des Monthtempels mit dem Namen von Königin Hatschepsut. Die Erweiterung des Monthtempel zu einer monumentalen Anlage erfolgte allerdings erst unter König Thutmosis III. vor dessen 47m breiten Pylon, der später von Ramses II. und dessen Nachfolger usurpiert wurde, zwei weitgehend zerstörte Sphingen gefunden wurden, die seinen Namen tragen. Gleichfalls in der Nähe des Pylons, im Hof, wurde eine fragmentarisch erhaltene Stele freigelegt, auf der neben der Schilderung der verschiedenen Siege Thutmosis III. auch vom Fang eines Nashorns in Nubien berichtet wird. Thutmosis III. legte auch einen Tempelhof an, der vielleicht teilweise mit Kolossalstatuen des Königs in Osirisgestalt ausgestattet war, von denen einige während der Grabungen zum Vorschein kamen. Manche davon erwiesen sich als von König Merenptah usurpiert.

Die erhaltenen Darstellungen auf dem Pylon zeigen die berühmte Darstellung eines Beutezugs nach Afrika sowie Szenen von Nubiern, die Tribute herbeibringen und eine Fremdländerliste und die Erwähnung von der "Erlegung eines Nashorns". Die Szenen auf der Innenseite des Pylons zeigen die feierliche Einbringung der Beute - wo das Nashorn als Hauptattraktion die Spitze des Zuges anführte. Ebenfalls vom Pylon stammt ein bemerkenswertes Relieffragment vom "Erschlagen der Feinde".

Außerdem ließ Thutmosis III. ein Tor in der Umfassungsmauer und ein weiteres im Tempelinneren errichten. Nur noch wenige Fundamentreste und die untersten Steinlagen der Umfassungsmauer sind heute noch sichtbar.

Als Beleg für eine weitere Bautätigkeit unter den Nachfolgern von Thutmosis III. zeugen Blöcke aus der Regierungszeit von König Amonophis II. (dem Sohn von Thutmosis III.) und Thutmosis IV, sowie das Unterteil einer Statue von Amenophis III. und ihrem Sohn Harpare geweihtes Geburtshaus errichten. 

Armant verdankt seine eigentliche Bedeutung in der Spätzeit als "Verehrungsort" des Buchis-Stieres, wo Ptolemaios VI. Philometer I. hier den seit alter Zeit belegten Stierkult wiedereinführte. Das "Bucheum" ist 1926 von Sir Robert Mond am Wüstenrand, 6 km westlich von Armant entdeckt und ausgegraben worden.

 

Reste des Pylons mit Durchgang
- Außenseite mit Durchgang ins Tempelinnere -

Bild: Courtesy to Fritz Graf
- alle Rechte vorbehalten -

Auf Bautätigkeiten von Königin Hatschepsut im Month-Tempel von Armant weist ein Gründungsdepot hin, das vor dem Pylon von Thutmosis III. gefunden wurde. Thutmosis III. und Hatschepsut sind die bedeutendsten hier bezeugten Könige, aber es gibt auch Beweise für frühere Bauaktivitäten, wie ein Türpfosten aus Kalkstein von König Ahmose und eine Kalksteinstele von König Kamose (Quelle: Christophe Thiers / 2014 – Armant: recent discoveries at the temple of Month–Re)

Reste des Month-Tempels von Armant

Überblick mit Blick auf Reste des thutmosidischen Pylons (siehe Pfeil) - links vom roten Pfeil befindet sich die berühmte Darstellung eines Beutezuges nach Afrika und die Erwähnung der Erlegung eines Nashorns. In der Mitte und rechts im Bild, das Tempelinnere mit den Basisresten der Pfeiler.

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Tempelwände des Month-Tempels aus der Zeit Thutmosis III. - links neben dem Pylon
- mit der berühmten Darstellung eines Beutezuges nach Afrika und der Erwähnung der Erlegung eines Nashorns

Bild: Courtesy to Fritz Graf
- alle Rechte vorbehalten -

Hinter den Tempelwänden des Month-Tempels mit der oben gezeigten Darstellungr breitet sich der Tempelhof aus, in dessen Untergrund eine verwirrende Fülle älterer Denkmäler und Baublöcke eingemauert war. Grabungen erbrachten hier in 6m Tiefe protodynastische Reste. 82 m hinter der Tempelfront wurde sogar noch in situ befindliche Granitblöcke des aus der Zeit Sesostris III. stammenden Tempelkerns beobachtet.

Month-Tempel von Amant
Steinblöcke mit einer Inschrift und der Kartusche von Thutmosis III.
im Gebiet des Monthtempelsvor Ort in situ auf dem Kopf liegend

Bild: Courtesy to Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

Der Tempel wurde während der Perserherrschaft zerstört und in griechisch-römischer Zeit durch einen Neubau ersetzt. Im 19. Jahrhundert wurde der Tempel aber weitgehend zum Bau von Zuckerfabriken und Privathäusern abgetragen. Blöcke aus der 18. Dynastie wurden in den Fundamenten des aus griechisch-römischer Zeit stammenden Baus gefunden, wie ein Architrav mit der Aufschrift: "Werk des Men-cheper-re, das er gemacht hat als Denkmal für seinen Vater Month-Re, befindlich in Theben [.....]". Oder ein Tor mit der hieroglyphischen Aufschrift: "Tor [namens......] des Mench-cheper-Re, mit dauerhaften Denkmälern im Haus des Month". 

Fragmente aus dem Monthtempel in Armant
Inv. Nr.: 22764, 25062, 25063
Vatican-Museum

Datei:   File 11719 - Vatican - Egyptian Museum
Autor:   xiquinhosilva - 11719 - Vatican-Museum
              Wikipedia Juni 2016
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Stele Thutmosis III. (JE 67377)
Nach Beylage (Aufbau der königl. Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zur Amarnazeit - 2001, Harrassowitz-Verlag, 2 Bände) fand man in Armant den oberen Teil einer gerundeten Stele aus Rosengranit (H. 156+ x B. 130 x T. ca. 50 cm), die sich heute im Museum von Kairo (JE 67377) befindet. Zwei größere Bruchstücke mit dem komplett erhaltenen Bildfeld sind erhalten und den oberen 17 Zeilen eines Textfeldes (von den aber nur die Zeilen 1-5 vollständig erhalten sind). Beide Fragmente weisen an der Oberflächen Verwitterungsspuren auf - die von der Verwendung als Fußbodenplatten stammen.

Unter der geflügelten Sonnenscheibe mit Uräen befindet sich eine durch zwei Kolumnen getrennte, antithetische Szene. Der Gott Month mit Federkrone steht jeweils an der Innenseite mit einem "anch"-Zeichen und mit einem Kompositions-Szepter aus "wAs"-Szepter und "Sn"-Ring und "anH"-Zeichen in seinen Händen und hält dem König dieses an die Nase. Der König trägt das Nemes-Kopftuch und hält in Anbetungshaltung seine vorgestreckten Hände in Kniehöhe. Hinter dem König befindet sich links die Göttin "Junit" (Gemahlin des Gottes Month) mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe - rechts die Göttin Tenemit (Göttin des Bieres) mit Geierhaube und Uräus. Beide halten jeweils in der einen Hand das Anchzeichen und legen ihre andere Hand auf die Schulter des Königs.

Die Stele wurde 1936-1937 während der Grabungen der Egypt Exploration Society im Month-Tempel, hinter dem Pylon von Thutmosis III. an der Nordseite des Westturms - als Einlage eines Fußboden eines koptischen Hauses wiederverwendet (siehe Mond & Myers, Temples of Armant, pl. III. mit einem Plan des Areals mit Nennung der Stele "Stela Top Level 240". Offensichtlich war die Stele von ihrem ursprünglichen Aufstellungsort am Pylon heruntergefallen - gegen den Pylon geprallt und dann auseinandergebrochen. Nach Mond & Myers fiel das kleinere, linke Fragment mit der Inschrift nach unten, das größere rechte Teil mit der Inschrift nach oben. Die auffällige Oberflächenabnutzungs-Erscheinung rührt offensichtlich von der Verwendung als Fußbodenplatte her (wobei auch auf dem kleineren Fragment solche Spuren zu sehen waren). 

Nach A. Klug, Stelen, S. 151 ist im Textfeld (Zeile 2-5) des größeren Fragments zu erkennen, dass rund um den Namen des Gottes Amun die Steinfläche rauer ist und die Hieroglyphen nicht so tief eingeschrieben sind, wie beim Rest des Textes, was evtl. auf eine Aushackung und eine spätere Restaurierung des Gottesnamen hindeutet. In der Datierung ist der König mit seiner vollen Titulatur genannt. Das höchste erhaltene Regierungsjahr auf der Stele ist das Jahr 29. Die Erwähnung einer Elephantenjagd in Nijja (Syrien) die nachweislich im Jahr 33 stattfand) weist auf dieses als "Terminus post quem" hin (siehe A. Klug, Stelen, 157-158). (Quelle: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 17: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/QBRRJKE3UFAQJI3YKUR63S2HEY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae. 

El-Tod

Die Stadt mit dem arabischen Namen El-Tod (altägyptisch Djerti / Stadt des Falken = griech. Tuphium) liegt auf der gegenüberliegenden Fluss-Seite von Armant/Hermonthis und  befindet sich 20 km (12 Meilen) südwestlich von Luxor. Die Geschichte des Ortes reicht bis in die Zeit des Alten Reiches zurück. Eine Granitsäule des Königs Userkaf (5. Dynastie) ist das älteste Objekt, das in El-Tod gefunden wurde. Userkaf war es auch, der anordnete, dass man den Tempel des Month vergrößert. Aus der 11. Dynastie wurden Blöcke mit dem Namen von Mentuhotep II. und Mentuhotep III. gefunden. Sesostris I. ersetzte das vorhandene Gebäude durch einen neuen Tempel. Von diesem Tempel sind noch eine Wand mit einer Widmungsinschrift des Königs und eine 19,35 x 26,20 m große Fläche aus Fundamentplatten erhalten (Quelle: Eileen Hirsch, Kultpolitik und Tempelprogramme der 12. Dynastie, Achet-Verlag Berlin 2004).Weitere Ergänzungen an diesem Tempel wurden unter Ptolemaios VIII. vorgenommen.

Im Neuen Reich ließ Thutmosis III. nördlich der vom Tempel zum Nilufer führenden Prozessionsstraße eine Barkenstation mit Pfeilerumgang erbauen, die später durch seine Nachfolger Amenophis II., Sethos I., Amenmesse, Ramses III. und Ramses IV. in unregelmäßigen Abständen instand gesetzt wurde. Es wird angenommen, dass ein größerer Tempel - ebenfalls aus der Zeit Thutmosis III. - sich außerhalb des Antikengeländes noch unter einer Moschee befindet.

Reste der ehemalige Barkenstation Thutmosis III. im Month-Tempel in El-Tod

Unter Thutmosis III. entstand ein quer zum Haupttempel befindliches Sanktuarium für die Barke des Month, in der - nach Ausweis der noch erhaltenen Überreste (Podest und Pfeilerreste) bis in die späte Ramessidenzeit hinein Ausbesserungen und Erweiterungen vorgenommen wurden. Die Amarnaschäden wurden bereits unter Sethos I. beseitigt. (Quele: Bauen-Stiften-Weihen, Grallert, Achet-Verlag Berlin)
Bild:    El-Tod 22
Autor: Olaf Tausch, wikipedia 9. 3. 2011
Lizenz: CC BY 3.0

 

Reste der ehemalige Barkenstation Thutmosis III. im Month-Tempel in El-Tod

Bild:    El-Tod 23
Autor: Olaf Tausch, wikipedia 9. 3. 2011
Lizenz: CC BY 3.0

 

Dahamscha / El-Mahamid Qibly
- das antike Sumenu - 

Der Ort Dahamsha (das antike Sumenu) liegt etwa 14,5 km südlich von Armant und liegt 35 km von Luxor - auf der Westseite des Nils - gegenüber von El-Tod - entfernt. Hier wurden bei dem Aushub eines Kanals bei dem Dorf El-Mahamid Quibly (14,5 km südlich von Armant) die Reste eines Sobek-Heiligtums entdeckt. Es handelt sich hier um das bereits aus antiken Quellen (lt. Strabo) bekannte Sobek-Heiligtum Sumenu. Der aus der 18. Dynastie stammende Tempel des Sobek war zwar bis auf die Fundamente zerstört, aber ein mit Wasser gefüllter Schacht stellte eine Sensation dar, denn die Ausgräber fanden auf seinem Grund eine lebensgroße Statuengruppe des Königs Amenhotep III. zusammen mit dem Krokodilgott Sobek (die Statuengruppe befindet sich heute im Luxor-Museum).

Im Bereich des Tempels wurden zahlreiche weitere Skulpturen und Sandstein-Fragmente aus dem Neuen Reich gefunden. Am Prozessionsweg des von der Kaianlage zum Tempel führenden Weges befand sich links des Weges - nach dem zweiten Tordurchgang - ein Barkenheiligtum aus der Zeit von Thutmosis III. Der Tempel aus dem Mittleren Reich, der Ptolemäische Pronaos und die Barkenstation von Thutmosis III. wurden im Mittelalter zerstört, um auf dem Gelände ein kleines Dorf zu bauen (Quelle: Hassan S. K. Bakry, A temple of Sobk discovered south of Hermonthis. PDF MDAIK 1971).

Plan der Anlage des Sobek-Heiligtums mit Barkenstation Thutmosis III.

Plan: nach Arnold die Tempel Ägyptens
modifiziert von Nefershapiland

Erhalten geblieben sind von der Barkenstation Thutmosis III. einige Grundmauern und folgende Fragmente:

  1. Ein Sandstein-Block (35 x 28 cm) mit zwei Kartuschen von Thutmosis III. im Bas-Relief mit seinem Pronomen und Nomen.

  2. Sandstein-Block (42 x 27 cm) mit den Überresten von zwei vertikalen Linien in Bas-Relief, welche die Kartuschen von Thutmosis III. tragen.

  3. Sandstein-Block (84 x34 cm) welcher den unteren Teil von zwei zwei Kartuschen von Thutmosis III. trägt.

Des weitere wurde im Grabungsareal eine Stele des Soldaten Amenemhat aus schwarzem Granit gefunden (34,9 x 24 x 9cm), die sich heute im Brooklyn Museum, New York (Inv.-Nr. 55.174.2 Charles Edwin Wilbour Fund) befindet. Der Stifter der Stele, Amenemhat, der als Fußsoldat in der "Kompanie des Men-cheper-re (Thutmosis III.)" diente, kniet anbetend vor einer Inschrift. In der großen Lünette darüber, erscheint der Krokodilgott Sobek, der eine kunstvolle Krone trägt und der auf einem Sockel liegt (unter einem geschwungenen Dach eines Schreins). Davor befindet sich ein reich gefüllter Opfertisch mit Brot, Fleisch und Zwiebeln und einem Lotusblumenstrauß. 

Gebelein / Aphroditopolis
-
"Inerty" - 

Die ägyptische Stadt "Gebelein" (das arabische Dschebelin) liegt in Oberägypten, etwa 40 km südlich von Theben. Der altägyptische Name für Gebelein war "Inerty" (die beiden Felsen). Manchmal wurde der Ort auch als "Haus der Hathor" (pr-!wt) bezeichnet, weil hier auf dem östlichen der beiden Hügel ein Heiligtum der Göttin Hathor stand. An dieser Stelle liegen die Felsen der Ost- und Westwüste besonders nahe am Nil, wodurch dem Ort eine besondere strategische Bedeutung zukam, da von hier aus der Verkehr auf dem Nil leicht zu kontrollieren war.

Aus dem Gebiet um Gebelein stammen archäologische Reste aus fast allen Epochen Ägyptens. Leider fanden sich von dem Hathortempel nur noch einige lose Steinfragmente, die hier ein Heiligtum schon für die II. Dynastie belegen. Weiter ausgebaut wurde das Heiligtum unter Mentuhotep II. - weitere beschriftete Fragmente stammen aus der II. Zwischenzeit. Auf einer weiblichen und einer männlichen Mumie aus Gebelein wurden die ältesten bisher bekannten Tätowierungen gefunden (Quelle: Renée Friedmann, Daniel Antoine, Sahra Talamo u. a.: Natural mummies from Predynastic Egypt revear the world's earlist figural tattoos. In: Jorunal of Archaeological Science 2018).

Um 2015 fand ein Archäologenteam der Universität Warschau einen Tempel in Gebelein, dessen Inschriften nahelegen, dass er der Königin Hatschepsut gewidmet bzw. in ihrer Regierungszeit mit Thutmosis III. erbaut worden war. Zwar war der Tempel den dortigen Behörden bekannt, wurde aber tatsächlich nie wissenschaftlich untersucht, was das polnische Team seit 2015 jetzt nachholt. Der zwei Göttern geweihte Tempel (zweifellos Hathor und vermutlich Amun-Re, dessen Bilder aber in der Armarna-Zeit getilgt wurden) aus der Zeit von Hatschepsut wurde direkt in den Fels gehauen und besteht aus zwei Räumen, deren Dekorationen leider nur noch sehr bruchstückhaft vorhanden sind. Die vorhandenen Reste von Dekorationen lassen eine Datierung in die Regierungszeit von Hatschepsut (etwa um 1500 v. Chr.) zu, was durch Fragmente hieroglyphischer Inschriften, die feminine Wortendungen aufweisen, bestätigt wird. Auch der Kontext, in den eine nicht mehr lesbare Königskartusche eingebettet ist, weist auf diese Zeit hin (Quelle: Selket's Block ). 

Der italienische Ägyptologe E. Schiraparelli entdeckte im Bereich des heute vollständig zerstörten Hathortempels eine Gründungsgrube aus der Zeit von König Thutmosis III. Darin befanden sich 

  1. eine aus Holz bestehende Lehmziegelform (siehe Bild)

  2. ein aus Holz bestehendes Ziegelmodell (siehe Bild)

  3. ein Fayence und ein Kalzit-Täfelchen (siehe Bild)

  4. eine kleine Opferplatte

  5. zahlreiche Modelle von Werkzeugen wie Meißel, Ahlen, Messer, Äxte, Hacken und ein kleines Gefäß

  6. eine kleine Stele aus Kalkstein: Thutmosis III. und die Göttin Hathor (siehe Bild)

All diese Gründungsbeigaben verweisen auf die Restaurierungs- und Erweiterungsmaßnahmen aus der Zeit von Thutmosis III. vor Ort.

Modell-Ziegelstempel 
mit der Kartusche Thutmosis III.
- Inv.-Nr. S 12445 - Museo Egizio
Fundort El-Gebelein - Hathortempel

Die Lehmziegelform aus Holz hat eine Höhe von 4,5cm, eine Breite von 9cm und eine Länge von 17,5 cm. Sie wurde aus vier Holzbrettchen zusammengefügt. Auf einer der Längsseiten steht die Inschrift: "Der vollkommene Gott (Mencheperre) geliebt von Hathor, der Herrin von Inerti".

Das Ziegelmodell links im Bild besteht ebenfalls aus Holz und hat eine Höhe von 4,4cm x 7,4cm Breite und 16,7cm Länge (Turin 12422). Die Inschrift lautet: "Der vollkommene Gott (Mencheperre), geliebt von Upuaut". 

Bild: Modello di forma per mattoni 
Autor: Museo Egizio, Wikipedia 
Lizenz: CC BY 2.5

Votivfliese mit Kartusche von Thutmosis III.
Museum Egizio, Turinm
Inv.-Nr. S. 12419 
Fundort: El-Gebelein

Bild: Mattonella votiva con cartiglio
Autor: Museo Egizio, Wikipedia 
Lizenz: CC BY 2.5

 

Kalkstein-Stele aus Gebelein
mit Thutmosis III. und Hathor
Museo Egizio, S 12056

Die Stele aus Gebelein zeigt den König und die Göttin Hathor. Der König opfert Weingefäße an die Göttin.

 

Bild: Stele con Tutmosi III S12056
Autor: Museo Egizio, Wikipedia 
Lizenz: CC BY 2.5

 

Esna / Latopolis (koptisch.: Sne)
- altägypt.:; Iunut / oder "Ta-Senet" -

Die Stadt Esna oder Isna (die Stadt der Fische) liegt in Oberägypten, am westlichen Ufer des Nils, etwa 55 km südlich von Luxor und 135 km nördlich von Assuan entfernt. Die Stadt ist durch einen Nilstaudamm -über den eine Straße führt - mit dem östlichen Nilufer verbunden. Da hier der Nilbarsch sehr hoch verehrt und lt. der Legende in der hiesigen Nekropole bestattet wurde, nannten die Griechen den Ort "Latopolis". Esna ist wegen dem erhaltenen Pronaos des Chnum-Tempels aus römischer Zeit, der inmitten der Altstadt - neun Meter unter dem heutigen Straßenniveau - steht, bekannt und ist ein fester Bestandteil aller Nilkreuzfahrten zwischen Luxor im Norden und dem 135 km südlich gelegenen Assuan.

In den Annalen Thutmosis III. wird der altägyptische Ort Ta-Senet erwähnt. Der Tempel des Chnum aus der römisch-griechischen Zeit wurde auf den Ruinen eines früheren ägyptischen Heiligtums aus der 18. Dynastie unter Thutmosis III. errichtet. Im hiesigen Tempel, der aus der ptolemäisch-römischen Zeit stammt, wurden wiederverwendete Steinblöcke mit dem Namen von Thutmosis III. gefunden, die von einem Tempelbau aus dessen Zeit stammen. Thutmosis III. legte den Grundstein für den Esna-Tempel, der dann aber von den ptolemäischen und römischen Kaisern zwischen 40 n. Chr. und 250 n. Chr. fertiggestellt wurde.

El-Kab /Necheb (Stadt der Nechbet)

Der ägyptische Ort "El-Kab" (altägyptisch: Necheb / Nxb) liegt 15 km nördlich von Edfu und 65 km südlich von Luxor bei der Mündung des Wadi Hilal. Necheb ist einer der ältesten Städte Ägyptens. Hier befand sich das Heiligtum der Göttin Nechbet (eine der beiden Kronengöttinnen der ägyptischen Könige). Schon in der Naqada-Zeit war Necheb besiedelt. Einige große Mastabas und Felsgräber stammen aus dem Alten Reich. Aus dem Mittleren Reich stammen die ältesten erhaltenen Reste des Nechbet-Tempels. In der II. Zwischenzeit wurden hier einige bedeutende Felsgräber (wie das Grab des Sobeknacht II. und das Grab des Paheri/Gaufürst und Erzieher am Königshof unter Thutmosis III., sowie das Grab von Ahmose Pennechbet/unter Thutmosis III. verdienstvoll zum General ernannt) errichtet. Im Neuen Reich wurde dann der Nechbet-Tempel weiter ausgebaut und in der Nähe weitere Tempel errichtet, darunter eine kleine Kapelle des Amenophis III. sowie ein Felsentempel in der ramessidischen Zeit.

Der Tempel der Nechbet in Elkab befand sich in der Stadt und war von einer separaten Mauer umgeben. Das Datum seiner Entstehung ist heute ungewiss - auch kann heute keine genaue Angabe über die Fläche des Tempels aus der Zeit Hatschepsut/Thutmosis III. gemacht werden, da der gesamte Tempel später abgebaut  und die Blöcke für einen neuen Tempel wiederverwendet wurden. Fast nichts davon ist heute mehr erhalten - nur drei wiederverwendete Blöcke mit den Jahresangaben: Jahr 47, 48 oder 49 können mit Sicherheit für diese Zeit berücksichtigt werden (Quelle: Elkab: Tempel, Jadwiga Iwaszczuk, Nationales Wissenschaftszentrum Polen 2018 online-Version)

  1. ein Block mit der Rede der Göttin Weret-hekau

  2. Türsturz der Hatschepsut/Thutmosis III.

  3. einer der Architrave von Thutmosis III.

Tempel A ist der Göttin Nechbet gewidmet und ist die zentrale Anlage des ganzen Gebietes. Um ihn herum wurden kleinere Anlagen gruppiert, die sich an ihn orientierten, so der parallel an die Südseite des Tempels A angelehnte Bau aus der Zeit von Amenophis II., ein Barkenstations-Heiligtum Thutmosis III. auf dem Weg zur Kaianlage und das spätzeitliche Mammisis vor dem 2. Pylon. Der heutige Tempel stammt aus der Zeit von Darius II. und ist nur schlecht erhalten. Die späteren Bauherren verbauten die Steine der früheren Tempelgebäude in den Fragmenten ihrer Bauten als Füllmaterial. Von Amenophis I. sind einige Fragmente von Blöcken mit Ritualszenen (meist vor Nechbet) und Weiheformeln aus diesem Tempel erhalten. Unter den Blöcken von Amenophis I. fanden die Archäologen drei Türstürze, was darauf hindeutet, dass es mindestens drei Kapellen gab. 

Von Thutmosis III. sind Reste von Bauinschriften auf zwei Architravfragmenten erhalten. Kurt Sethe hat die beiden Stücke in Urk. IV 829, 5-10 zu einem Text zusammengefasst. Eine der Widmungsinschriften erwähnt Thutmosis III. "als Gründer des "Hwt-nTr" (Tempel) von Nechbet, der Herrin von Faget". (Quelle: Grallert Bauen-Stiften-Weihen, S. 203). Es ist aber schwierig, wenn nicht fast unmöglich, die architektonischen Elemente aus der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. zu unterscheiden, was hier bei den gefundenen Blöcken also nicht bedeutet, dass sie aus der Zeit der Alleinherrschaft von Thutmosis III. stammen - auch wenn sich nur seine Kartuschen auf den gefundenen Blöcken befinden. Das Vorhandensein der Kartusche "Men-cheper-ka-re" auf einem der Architrave deuten allenfalls daraufhin, dass ein Teil des Gebäudes während der Herrschaft von Hatschepsut/Thutmosis III. errichtet worden war (Quelle: Elkab: Tempel, Jadwiga Iwaszczuk, Nationales Wissenschaftszentrum Polen 2018 online-Version).

Einer der Türstürze belegt indirekt eine Dekorierung während der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. in Elkab. Unter der geflügelten Sonnenscheibe auf der rechten Seite befinden sich drei Zeilen mit der Königstitulatur von Thutmosis III. und auf der linken Seite die von seinem Vater Thutmosis II., die aber dort nachträglich anstelle der Titulatur von Hatschepsut eingesetzt wurde (Quelle: Bauen-Stiften-Weihen, 2001, S. Grallert, S. 204). Die Weiheformal belegt den Bau eines Festhofes, denn hier wird von ".....dem Bau einer wsx.t Hbj.t [.....]" gesprochen. Es wird vermutet, dass Hatschepsut/Thutmosis III. den Tempel aus der Zeit von Amenophis I. lediglich durch einen Anbau ergänzten und nicht einen komplett neuen Tempel errichteten (7).

Die aufgefundenen Architekturfragmente zeigen, dass der Bau entweder als eine Säulenhalle oder ein Hof mit Säulenstellung erbaut wurde - obwohl der Text den gesamten Tempel nennt. Auf den Elementen der Kolonnade tauchte allerdings ein späterer Name von Thutmosis III. auf, was vermuten lässt, dass die Ausschmückung dieses Teils des Tempels wohl während der Alleinregierung von Thutmosis III. erfolgte. Dieses weist daraufhin, dass die Ausschmückung des Hofes in mindestens zwei Phasen erfolgte - eine frühe Phase während der Herrschaft der Hatschepsut und eine spätere Phase in den späten Jahren von Thutmosis III. Zumindest was den Innenhof betrifft, scheint es, dass fast alle Architrave in der zweiten Phase dekoriert worden sind, 

Zur Zeit von James Burton (ein früher englischer Ägyptologe) standen noch sechs Säulen des Tempels aufrecht. Auf einer der bis heute erhalten gebliebenen zwanzigkantigen Polygonalsäulen hat sich eine weitere Weiheformel erhalten. James Edward Quibell (1867 - 1935) - ein britischer Ägyptologe, (Mitentdecker des Grabes von Juja und Tuja) konnte auch noch eine der Gründungsgruben des Tempels auffinden.

Im Fitzwilliam-Museum in Cambridge (England) befindet sich ein kleiner Naos/Schrein (E.40.1902) aus Sandstein (H. 1,50m - Basis der Statue: H. 0,20 m x Breite 0,74 m) der nach Angabe des Museums auf ihrer Online-Webseite ebenfalls aus Elkab stammt.

Naos/Shrine Thutmosis III. aus Elkab
heute im Fitzwilliam Museum, England E.40.1902
Material: Sandstein

Die Darstellungen auf den Seitenwänden zeigen den König, der "nw" (nun-)Töpfe an Amun-Re opfert und Leben erhält von Horus von Behedet und von Nechbet geschützt wird. Auf der rechten Eingangsseite befinden sich die Kartuschen des Königs und seine Epitheta. 

Bild:    Shrine of Tuthmosis III, from El-Kab, Egypt
Photograph copyright @ The Fitzwilliam Museum, Cambridge
Lizenz: CC BY-NC-ND

 

Kom Ombo, das altägyptsiche "Nubet" (Nbyt) liegt auf der Ostseite des Nils in Oberägypten - etwa 40 km nördlich von Assuan und 150 km südlich von Luxor. Im Altertum trug die Stadt verschiedene Namen: Der altägyptische Name "Nubet" wurde in ptolemäischer Zeit von dem Namen "Omboi" oder auch "Ombos" abgelöst und später wurde in der römischen Epoche daraus "Ombi". In koptischer Zeit wurde dann daraus "Embo". "Ombo" ist das arabische Wort für "Hügel". Kom Ombo war in altägytischer Zeit Hauptort des 5. oberägyptischen Gaues Netjerui.

Die Ruinen der altägyptischen Stadt Ombo im Nordwesten der Stadt liegen noch im Sand verschüttet. Die Tempelanlage wurde 1893 unter de Morgan freigelegt und restauriert. In Ombos wurde der krokodilköpfige Sobek und der falkenköpfige Haroeris verehrt. 

Haupttouristenattraktion und Anlaufstelle für alle Nilkreuzfahrten sind heute die Ruinen des Doppeltempels von Kom Ombo, der lange Zeit bis über die Hälfte von Sand verschüttet war und erst 1893 untere Jacques de Morgan freigelegt und restauriert wurde (Quelle: Hans-Günter Semsek: Ägypten, Die klassische Nilreise, DuMont-Verlag 2007). Der Ort wurde in der 1. Zwischenzeit zum ersten Mal unter dem Namen "Nubet" belegt. Nur sehr wenige archäologische Funde stammen aus dem Mittleren Reich, wie eine dekorierte Grabkammer (siehe Farouk Gomaa: die Besiedlung Ägyptens während des Mittleren Reiches (Oberägypten und das Fayyum) Bd. 1, Reichert-Verlag, Wiesbaden 1986). Während des Neuen Reiches wurde hierauf den Fundamenten eines früheren Tempels ein weiterer errichtet (Quelle: Richard H. Wilkinson, Welt der Tempel im Alten Ägypten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, S. 209). 

Aus dieser Zeit hat sich im Tempelbezirk des Sobek und des Re-Harachte ein Tor aus der Zeit von Thutmosis III. erhalten, über dessen Tür sich eine geflügelte Sonnenscheibe befindet. Auf dem Türsturz darunter befinden sich vier Szenen, die jeweils einen König im Opfer vor den thronenden Gottheiten zeigen. An den Türpfosten links und rechts ist jeweils König Thutmosis III. beim Eintreten in den Tempel gezeigt. Rechts trägt der König die Krone Oberägyptens, links die Unterägyptens, in der linken Hand hält er jeweils einen langen Stab und eine Keule in der Hand.

Portal aus Sandstein im Tempel von Kom Ombo
das in eine Mauer aus Ziegeln eingebaut war
und aus der Zeit von Thutmosis III. stammt.

In Ombos gab es zwei Tempel die aus Stein gebaut wurden, welcher aus den benachbarten Steinbrüchen von Hagar Silsilah gewonnen wurde. Der kleinere Tempel im Nordwesten war der Göttin Isis geweiht und war - ebenso wie der größere Tempel, der auf der Spitze eines sandigen Hügels stand und dem Gott Haroeris gewidmet war - von imposanter Architektur. 

Beide Tempel stammen aus dem Ptolemäerreich, mit Ausnahme eines Portals aus Sandstein (siehe Zeichnung von Rosselini), das in eine Mauer aus Ziegeln eingebaut ist. Dieses war Teil eines Tempels, der von Thutmosis III. zu Ehren des krokodilköpfigen Gottes Sobek erbaut wurde. Der König ist auf dem Türsturz und auf den Türpfosten mit dem Messrohr und dem Meißel, den Emblemen des Baues und bei der Einweihung des Tempels dargestellt.

Dieses Tor ist das einzige, erhalten gebliebene Bauelement des Vorgängertempels von Thutmosis III. aus Kom Ombol

Zeichnung: Ippolito Rosellini (1800-1843), Teilnehmer der französisch-toskanischen Ägypten-Expedition unter Leitung von Champollion, gemeinfrei

 

Elephantine / altägyptisch: Abu

Elephantine ist eine Flussinsel im Nil und erstreckt sich unterhalb des 1. Katarakts mit einer Länge von 1.200 m in Südwest-Nordost-Richtung und einer Breite bis zu 400 m in West-Ost-Richtung zwischen der kleineren Kitchener Insel (Botanische Insel) und dem östlichen Nilufer. Elephantine gehört heut3 zu der am Ostufer gelegenen Stadt Assuan. Die Ruinen der antiken Stadt Elephantine gehören seit 1979 als Teil der "Nubischen Denkmäler von Abu Simbel bis Philae" zum UNESCO-Weltkulturerbe" (9). 

Die Insel - im Alten Ägypten auch als "Yebu" (Elefant) bekannt - befand sich auf der Grenze zwischen Ägypten und Nubien und bildete einen natürlichen Schiffspassagepunkt für den Handel über den Nil, wobei die Insellage Elephantine zu einem wichtigen strategischen Verteidigungsplatz im Altertum machte. Schon in der 1. Dynastie wurde auf der östlichen Seite der Insel eine Festung und eine Siedlung mit den Unterkünften für die Soldaten mit ihren Familien errichtet. In der 3. Dynastie errichteten die Könige eine granitene Stufenpyramide (Pyramide von Elephantine) und in der 6. Dynastie baute Pepi I. einen steinernen Schrein für die Göttin Satet. Der Widdergott Chnum erhielt zunächst im Satet-Tempel einen "Herrgottswinkel" (9). Chnum, der hier noch als "Helfer" der Satet (Auslöserin der Flut) fungierte, stieg später im Neuen Reich zum Schöpfergott auf und trug den Titel "Herr von Qebehu" (Herr des Kataraktes).

Tempel der Satet
Während des Neuen Reiches erneuerte und vergrößerte Hatschepsut den dortigen Tempel, der vor allem Satet/Satis, aber auch den beiden anderen Göttern der Triade der Kataraktregion Chnum und Anuket (Anukis) geweiht war. Hatschepsut hatte zwar das Bauwerk komplett errichten lassen, aber sie konnte die Dekoration - in erhabenem Relief - nicht mehr fertig stellen, das erfolgte dann erst unter ihrem Nachfolger Thutmosis III. 

Der Tempel der Satet wurde später zerstört oder abgerissen. In der 30. Dynastie wurden die Tempel für Satet und Chnum von Nektanebos II. durch Neubauten ersetzt. In den Fundamenten des ptolemäischen Neubaus fand man zahlreiche Blöcke aus den Vorgängerbauten des Mittleren Reiches und des Neuen Reiches (18. Dynastie). Durch die über 350 gefundenen Blöcke mit Reliefdekor und architektonischen Besonderheiten konnte eine ausreichende Basis für die Rekonstruierung des Satet-Tempels aus der 18. Dynastie geschaffen werden (Kaiser, MDAIK 27, 1971). Weitere Blöcke, die später gefunden wurden befinden sich im Besitz des Louvre, Paris. 

Der Tempel der Satet aus dem Neuen Reich besteht aus einem Gebäude mit mehreren Räumen und einer umlaufenden Galerie. Die Grundfläche des Tempels beträgt 20,10 x 13,72 m (inklusive des Pfeilerumgangs) - die Grundfläche des Kernbaus 15,90 m x 9,52 m (lt. Kaiser, MDAIK 27 / 1971). Somit wurde die Grundfläche des von Hatschepsut/Thutmosis III. errichteten (oder vergrößerten ?) Satet-Tempels in der 18. Dynastie verdoppelt (Quelle: Kaiser, MDAIK 36, 1980). Auch wurde ein Kultraum für den Gott Amun-Re dazugefügt.

Vom Eingang auf der rechten Seite des Tempels gelangt man in eine breite Halle mit zwei gut erhaltenen Hathor-Pfeilern. 

18. Dynastie-Tempel der Satet in Elephantine

In der Eingangshalle des Tempels (A) befinden sich zwei Pfeiler mit sehr schön erhaltenen Hathor-Kapitellen. Rechts daneben (teilweise verdeckt durch den Pfeiler) befindet sich eine Reliefdarstellung in welcher Thutmosis III. vor Chnum steht, hinter dem die Göttin Anuket steht. Darüber befinden sich Inschriften mit der Kartusche von Thutmosis III.

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

Von der Halle führt die rechte (nördliche) Tür in eine weitere Kapelle, die dem Gott Amun-Re gewidmet war. Durch die linke (südliche) Tür der Halle führte ein Gang zu einem Vorraum und von dort ins Sanktuar der Göttin Satet.

Wie schon oben ausgeführt, konnte Hatschepsut zwar den Neubau des Tempels fertig stellen, jedoch nicht mehr die Dekoration vollenden. Die Räume A, B und C sowie die Außenwände des Kernbaus sind noch von ihr dekoriert worden, was daran zu erkennen ist, dass diese Räume ursprünglich anstelle des Checker-Fries, den für die Bauten von Hatschepsut charakteristischen Fries aus dem Kryptogramm ihres Thronnamens Maat-ka-Ra trugen. Thutmosis III., der manchmal neben Hatschepsut dargestellt ist - sofern erhalten - trägt in den Kartuschen den älteren Thronnamen "Men-cheper-ka-Re".

Thutmosis III. ließ die Räume D, E und F in versenktem Relief vollenden - ebenso Pfeiler und Architrave des Umgangs (siehe Kaiser MDAIK 36, 1980). Die heutige Dekoration zeigt nur noch Darstellungen von Thutmosis III. - meist vor den Triaden-Göttern von Elephantine. In den Szenen an den Wänden von Raum A erscheinen hauptsächlich die Götter Satet, Amun, Anuket und Chnum - evtl. auch einmal Atum-Re. 

18. Dynastie-Tempel der Satet in Elephantine
Eingangshalle A

In der Eingangshalle (A) befindet sich eine Reliefdarstellung in welcher Thutmosis III. vor Chnum steht. An den Wandszenen in dieser Eingangshalle (?) kommen Satet (4x), sowie jeweils 1 x Amun, Anuket, Chnum und möglicherweise noch 1 x Atun-Re vor. Auf diesem Relief steht die Göttin Anuket - in entgegengesetzter Richtung schauend - hinter Chnum.

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

Auch die Pfeiler zeigen Szenen in denen der König (hier Thutmosis III.) vor den Göttern Satet (3x) und Chnum (2x) steht. Grundsätzlich zeigen die Darstellungen in den Räumen B, C, D, E und F Ritualszenen Thutmosis III. vor den Göttern. Auf einigen der Reliefszenen sind noch Reste der einstigen Bemalung zu erkennen. In Raum E befindet sich ein 2,25m tiefer, begehbarer Schacht, der in der Nordwestecke des Granitfelsens in einer 0,9 m tiefen Schachtgrube mit hellen, feinen Sand reicht.

Tempel der Satet auf Elephantine
Plan nach MDAIK 55 - modifiziert von Nefershapiland

A = Breite Halle
B = Raum für Amun-Re
C = Gang oder Opfertischraum 
D = Vorraum
E = Sanktuar für Satet
F = unbestimmt - evtl. Raum für die Enneade und als "Sakristei". 

Die Zweckbestimmung der Räume ist besonders deutlich für die Räume C, E und F zu erkennen. Raum E enthält 11 Szenen des Kultbild- bzw. Opferrituals, dessen Empfängerin in den 10 erhaltenen Darstellungen meist Satet ist. So scheint es sich bei diesem Raum also wohl um den Kultbildraum (Sanktuar) für diese Göttin handeln. 

Die Räume D und E sind mit zwei Registern (mit Szenen des Kultbild- bzw. Opfertisch-Ritual dekoriert, als deren Empfänger neben Satet jedoch mindestens zweimal auch Chnum und einmal Anuket vorkommen. Der Raum hat mindestens drei Türen und scheint ein Verbindungs- oder Vorraum zu sein. Der große Raum A mit seinen beiden Säulen sollte seiner Lage nach ein Erscheinungssaal oder ein - ansonsten fehlender - Barkenraum sein. Seinen Darstellungen nach - Einführungsszenen und Ritualszenen allgemeiner Art - hatte er offenbar die erstere Funktion inne (10). 

 

Der ptolemäische restaurierte Tempel der Satet (Ostseite)
- mit dem Eingang auf der rechten (nördlichen) Seite und mit Pfeilerumgang (links) -

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle rechte vorbehalten - 

Im Louvre-Museum Paris (B 73/E 12921) befinden sich die Fragmente von eines zerbrochenen Wandreliefs, das zu einer Darstellung aus dem Satet-Tempel aus der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. in Elephantine gehörte und 1908 von Clermont Ganneau nach Paris gebracht wurde. Diese beiden Elemente gehören zu einer Gruppe von 11 Blöcken, welche der Louvre nach der Auffindung der Ausgrabungsfunde erworben hatte. Eine gute Kopie wurde von den Restauratoren des Deutschen Archäologischen Instituts in das wiederhergestellte Gesamtrelief (zusammen mit den vor Ort gefundenen Originalwandblöcken, die sich durch eine hellere Farbgebung von den Kopien unterscheiden) eingefügt.

Nachdem Thutmosis III. die Kartuschen von Hatschepsut überschreiben (usurpieren) ließ und in der Amarna-Zeit die Götter und wohl auch deren Namen zerstört wurden, ließ König Sethos I. (19. Dynastie) bei seinen Restaurationsarbeiten die zerstörten Wände glätten und neu beschriften, woraus sich hier der sichtbare Unterschied von "erhabenen und vertieftem" Relief ergibt. 

Die Weihung des Tempels aus der 18. Dynastie für die Göttin Satet ist zweifellos eindeutig. Daneben spielt offensichtlich vor allem Anuket und Amun sowie, mit einigem Abstand, der widderköpfige Gott Chnum eine größere Rolle. Im Gegensatz zu letzterem haben Anuket und Amun auf den Außenwänden des Tempels sogar jeweils eine eigene Opferszene. Der Gott Amun besaß aber mit dem Raum B (siehe Plan oben) auch einen eigenen Kultraum.

Satet-Tempel von Hatschepsut/Thutmosis III. auf Elephantine
- wiederhergestellte Relieffolge mit Originalen und Kopien -
- Außenwand Süd

Links im Bild (im erhabenen Relief) sehen wir die thronende Göttin Satet (mit der Krone von Oberägypten, an der Antilopenhörner und ein Geierkopf befestigt sind) Über der Göttin und vor ihr (Pfeil) befinden sich Inschriftenzeilen mit der Originalkartusche von Thutmosis III. 

In der Mitte des Bildes (hellere Farbgebung als Original) thront die Göttin Mut und davor der Gott Amun-Kamutef, von dem nur noch ein Teil der Federkrone, seine Schultern und ein Teil des Unterkörpers erhalten sind. Der Gott thront in einem überdachten Schrein oder Pavillon - hinter ihm befindet sich eine Restaurations-Inschrift von Sethos I. (Sethi-Merenptah). 

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Satet-Tempel von Hatschepsut/Thutmosis III. auf Elephantine

Auf der Rückwand des nördlichen Raumes (B), der dem Gott Amun-Re geweiht war, wird Thutmosis III. von Amun-Ra umarmt. Bei diesem Relief sind auch die Originalfarben noch teilweise erhalten.

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Pfeiler der Eingangshalle
Satet-Tempel Thutmosis III.

Auf einem Außenpfeiler der Eingangshalle steht der König mit der unterägyptischen Krone vor dem links stehenden Gott Chnum, der ihn umarmt. Auch hier sind noch wenige Spuren der originalen Bemalung erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

Chnumtempel des Neuen Reiches
(Quelle für diese Beschreibung: Stadt und Tempel von Elephantine,
MDAIK 72 - 2016 -online-Version, Stephan Seidlmayer, Felix Arnold, Jörg Drauschke, Peter Kopp u.sa)

Der Neubau des Chnumtempels aus der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. dominierte über Jahrhunderte das Bild der Stadt Elephantine. Er wurde von Thutmosis III. errichtet und von seinem Sohn Amenophis II. wesentlich erweitert. Erst unter Nektanebos II. (360-342 v. Chr.) musste der Bau schrittweise einem Neubau weichen. Man verwendete die abgebauten Steinblöcke aus dem alten Tempel für die Fundamente des jüngeren Neubaus, wo sie dort bis heute in großer Zahl erhalten sind. Es konnten auch Spuren der ehemaligen Tempelfundamente aus dem Neuen Reich im archäologischen Befund nachgewiesen werden. 

Leider hat sich vom Chnum-Tempel des Neuen Reiches nur noch sehr wenig erhalten und die Funde beschränken sich auf einige wenige Statuen- und Stelenfragmente sowie auf etwa 200 dekorierte Baufragmente und auf einige Blöcke und Blockfragmente aus dieser Zeit, die aber nicht vom Chnum-Tempel des Neuen Reiches stammen. Die älteste Beschreibung des Chnum-Tempels befindet sich auf der sog. Elephantinestele Amenophis II. (eine nahezu identische Kopie befindet sich auf der Rückwand des Sanktuars des Amada-Tempels). Aufgrund der zahlreichen Erweiterungen (vom Beginn der Ramessidenzeit bis Nektanebos I.) und der sukzessiven und vollständigen Niederlegung des Tempels unter Nektanebos II. und der nachfolgenden Herrscher gibt es nur sehr spärliche Informationen über Aussehen und Gestalt des Chnum-Tempels des Neuen Reiches.

Schon G. Roeder, der Elephantine Anfang Dez. 1907 anlässlich seiner Grabungen besuchte, stellte fest, dass an einem der Blöcke der Name von Hatschepsut durch den von Thutmosis III. ersetzt wurde. Dieses belegte, dass der Bau des Chnum-Tempel des Neuen Reiches schon mindestens unter Hatschepsut begonnen war.

In den Fundamenten des Tempelhauses von Nektanebos II. fanden die Forscher eine Reihe von Bauteilen mit den Namen von Thutmosis I. und Thutmosis II, wobei es sich überwiegend um einseitig dekorierte Blöcke handelte. Die Mauerdicke wurde auf 90-105cm geschätzt. Die erhaltenen Darstellungen im erhabenen Relief zeigen Vorführung von Vieh, Einführung in den Tempel und Krönung. Auch quadratische Pfeiler sowie Architrave haben sich erhalten, welche Inschriften in versenktem Relief zeigen. Die Inschriften nennen Chnum-Re, Satet, Anuket und Thot, wobei Bedeutung und Aussehen des Bauwerks völlig unklar bleiben müssen. Evtl. handelte es sich hierbei um einen zusätzlichen Kultbau, der westlich des eigentlichen Chnumtempels errichtet wurde.

Die Tribüne
Der einzige Bauabschnitt am Chnumtempel der 18. Dynastie, der noch in situ erhalten ist,  ist der untere Teil einer "Tribüne". Kultbilder und Götterbarken wurden während ihrer Prozession oft auf gemauerten Tribünen - die sich in Flussnähe befanden - zur Schau gestellt. Die Prozession des Chnum auf Elephantine war wohl mit der Präsentation seiner Barke im Vorbereich des Tempels verbunden. Bis in die römische Zeit hinein, diente für diese "Zurschaustellung"die Tribüne. Hierbei handelte es sich um ein halboffenes Rechteck, dessen Außenseiten leicht geböscht waren. Die Reste der 18.-Dynastie-Tribüne sind heute bis auf ein Drittel ihrer ursprünglichen Höhe zerstört. Die Datierung in die 18. Dynastie erfolgte aufgrund der Verfüllung der Kammern der Tribüne mit den dort gefundenen Scherben und dem dort verwendeten Mörtel - wobei außer Thutmosis III. noch Amenophis II. infrage kommt. 

Die Form der Tribüne ist der eines Monumentalaltares ähnlich (11) und sie diente neben der Präsentation der Barke auch der kultischen Begegnung des außerhalb des Tempels verweilenden Gottes mit dem Volk, da dieser Bereich öffentlich zugänglich war. Wahrscheinlich war dieses der Ort, wo die Barke des Gottes vor aller Augen und über dem Nil ausgestellt wurde (11).

Tempelhaus mit Umgang
Der Neubau des Chnumtempels von Hatschepsut/Thutmosis III. hatte wohl eine Länge von ca. 16m und besaß mit Sicherheit zumindest eine pfeiler- bzw. säulengestützte Vorhalle. Möglicherweise hat der Tempel auch entsprechende Magazine an den beiden Längsseiten und evtl. sogar auf der Rückseite des Tempels besessen. Hinweise auf den einstigen Originalbefund geben in erster Linie zwei Architravsteine, die im nordöstlichen Stylabat des ptolemäischen Hofes gefunden wurden.

Bei den Grabungsarbeiten im Fundament des ptolemäischen Pronaos des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo wurden rund 60 Mauerblöcke eines Tempels mit Umgang entdeckt, der in seiner Bauweise typologisch ähnlich den Tempels in Buhen und Amada sowie dem Satet-Tempel auf Elephantine war. Hierbei handelt es sich vermutlich um das eigentliche Tempelhaus des Gottes Chnum. Dieser Bau aus der 18. Dynastie ersetzte den Vorgängerbau aus dem Mittleren Reich.

Auf den gefundenen Blöcken erscheint ausschließlich der Name von Thutmosis III - teilweise mit den Namenszusatz: "@kA-nTr und Nfr-xpr" (Heka-neter und Nefer--cheper). Es ist anzunehmen, das dieser Bau während der Alleinregierung von Thutmosis III. errichtet wurde - in seinen späten Regierungsjahren (wohl nach seinem 21. Regierungsjahr). Die Außenseiten des Tempelhauses blieben undekoriert, wirkten sogar in einigen Partien "unfertig". Von der nördlichen Außenmauer sind besonders viele Blöcke erhalten geblieben - einige davon passten direkt aneinander. Sie zeigen - ebenso wie im Tempel von Buhen - das Gründungsritual. In den Darstellungen sind Teile von vier Szenen zu unterscheiden:

  1. das Ritual des Ausstreuens von "bsn" (siehe R. A. Caminos: The New-Kinddom Temples of Buhen II., ASE 34, London 1974, S. 20-27)

  2. eine Szene, bei der das Tempelhaus zwischen König und Gott dargestellt ist

  3. die Übergabe des Tempels an den Tempelherrn Chnum

  4. sowie das Erbringen des "obHw-Opfer" vor dem thronenden Chnum.

An der südlichen Tempelwand sind Teile einer großen Opfertischszene vor den thronenden Götter Chnum und Anuket dargestellt. Auf der Tempelfassade scheinen sich zwei Fruchtbarkeitsgötter zu befinden.

Die Darstellungen auf den Innenwänden des Tempelhauses waren sämtlich in zwei Register aufgegliedert und mit einer kleinmaßstäblichen Dekoration versehen. Die Dekoration an den Außenwänden wurde von einer Hohlkehle bekrönt - während sie an der Innenseite bis zur Decke hinauf reicht. Am Fuß ist die Mauer 79 cm (1 1/2 Ellen) dick und an der Mauerkrone 71 cm (1 Elle 2 1/2 Handbreiten).

Insgesamt waren die Räume nicht allzu groß (eher sehr klein) - die Raumbreiten waren nur 1,6-1,7m breit (Quelle 12). Im vordere Bereich des Haupthauses lag eine Erscheinungshalle - vermutlich ohne Säulen als Stützen, dahinter drei schmale Raumeinheiten. Im hinteren Bereich lag ein weiterer Raum, der quergerichtet war.

Die Darstellungen enthalten eine große Anzahl von "Opfertischdarstellungen mit Opferlisten"  (viele davon haben sich mit ihrer originalen Farbe erhalten) und einige Szenen des täglichen Tempelrituals (siehe Dieter Arnold, Wandrelief und Raumfunktion in ägyptischen Tempeln des Neuen Reiches, MÄS, Berlin 1962, S. 7-56). Ein weiterer Raum war vermutlich ein Barkensanktuar, in der sich eine Darstellung der Chnumbarke befand, die aber in ihrer Gestaltung auffällig der Barke des Amun in Theben gleicht. Der Widderkopf am Heck trägt z. B. "Amunshörner" und nicht die für Chnum charakteristischen gedrehten Hörner. Eine Barke gleicher Bauart war im übrigen in der heute zerstörten Stationskapelle von Amenophis III. dargestellt und dort ebenfalls als "Barke des Chnum" bezeichnet (12). 

Für den Kernbau des Tempels wurde Sandstein verwendet. Lediglich für die Türen benutzte man Tannenholz und versah sie mit Beschlägen (siehe Bauinschrift Amenophis III. - Elephantinestele). Bis 2000 wurden ca. 90 Baufragmente gefunden, welche für den Bereich des Tempelhauses zuzuordnen sind. Nur 68 Baufragmente konnten direkt für einen Gebäudeabschnitt zugewiesen werden. Die Dekorierung des Tempelhauses erfolgte lt. den Forschern sowohl in erhabenen als auch im versenkten Relief - wobei die Dekorierung außen "versenkt" und innen "erhaben" erfolgte. "Mischungen" - Gebäudeteile, die an bestimmten Abschnitten sowohl erhaben als auch versenkt erfolgten, befinden sich an den Türdurchgängen und manchmal auch an den Außenwänden des Chnumtempels (11).

Tor und Hof aus der Zeit Thutmosis III.
Im Fundament der Nordmauer des römerzeitlichen Tempelhauses fanden die Ausgräber drei Blöcke eines Tores aus Sandstein, von denen zwei die Kartuschen von Thutmosis II. trugen (sehe F. Junge, Elephantine XI, S. 19, Taf. 6 und S. 19-20, Taf. 7a). Der etwa 1,35 m breite und 4,30m tiefe Tordurchgang wurde mit einem einzigen Holzflügel verschlossen. Die Darstellungen auf der Außenseite zeigen links Thutmosis II. vor der Göttin Anuket (im versenktem Relief mit gelber Fassung. Rechts zeigt die Szene den König, der von zwei Göttinnen in den Tempel eingeführt wurde. Die Rückseite war mit Inschriftenbänden in versenktem Relief und blau-grüner Fassung dekoriert. Hier befindet sich auch eine ansonsten seltene Nennung des Chnum-Re.

Außerdem wurden in der Nähe Fragmente von 20-seitigen Pfeilern entdeckt, welcher den Namen von Thutmosis II. trugen. Der Abakus war 79cm breit und die Höhe wird von den Forschern auf 3,75m geschätzt.

Pylon von Thutmosis III.
In der römerzeitlichen Tempelterrasse fand man Bauteile eines Pylons und des angrenzenden Tempel-Vorhofes
. Obwohl Amenophis II. (Sohn und Nachfolger von Thutmosis III.) in der Selbstdatierung seiner Bauinschrift auf der "Elephantine-Stele" bei seiner Erwähnung der Türdurchgänge (die an nicht weniger als drei Stellen ausführlich beschrieben werden) behauptet, im Jahre 3 "vorbereitende Arbeiten für die Errichtung eines Pylons" durchgeführt sowie einen Festhof vorgefunden zu haben, kann man bezweifeln, dass es Amenophis II. war, der den Pylon errichten ließ, denn es wurden Gesimsbegrenzungsblöcke mit dem Namen Thutmosis III. gefunden, woraus nachgewiesen werden kann, dass der Pylon schon unter Thutmosis III. fertiggestellt wurde. So lautet eine der Inschriften auf diesen Blöcken: ""(Werk des) Mencheperre, das er gemacht hat, als sein Denkmal für seinen Vater Chnum, befindlich in Elephantine [.....]" und [....], (nämlich) das Machen [für ihn] einen Pylon aus Sandstein [....] (Quelle: Grallert: Bauen-Stiften-Weihen). 

Es ist daher anzunehmen, dass Thutmosis III. zeitgleich mit der Fertigstellung des Tempelhauses mit dem Bau eines Pylons aus Sandstein begann, den er vor einem offenen Hof  in einem Abstand von 13,5m errichten ließ. Der Pylon wiederholte in seiner Breite den Kernbau. Amenophis II. behauptete zwar in seiner Bauinschrift (Elephantinestele), er habe den Pylon errichten lassen, so kann dies aufgrund der Widmungsinschriften am oberen Pylonabschluss nicht stimmen (Quelle: Der Tempel des Chnum der 18. Dynastie auf Elephantine, Teil 1, Universität Heidelberg von Martin Bommas, 2000 und S. Grallert, Bauen-Stiften-Weihen). Allenfalls hat Amenophis die Dekoration teilweise vollenden lassen.

Die Höhe des Pylons betrug über 8,60m mit einer Breite von ca. 17,10m. Weitere in der römischen Uferterrassen gefundene Sandsteinblöcke geben Auskunft über die Dekoration der Wandflächen der Pylontürme. Der König ist in der üblichen Haltung des "Erschlagen-der-Feinde" dargestellt gewesen. Ein Inschriftenband sagt dazu: "[.....(Länder), die nicht betreten wurden] durch alle anderen früheren Könige außer Seiner Majestät, stark an Schenkeln [......]". (Quelle: MDAIK 55). 

Vermutlich blieb die Vorderseite des Pylons unter Thutmosis III. undekoriert (bis auf die Friesinschrift). Einige Blöcke in versenktem Relief tragen die Kartuschen von Merenpath und Ramses III. und könnten entweder von der Frontseite des Pylons stammen oder von einem zweiten, unter Amenophis III. errichteten Pylon. Auf diesen Blöcken ist der König vor Amun und Mut, aber auch vor Ptah dargestellt.

An der Rückseite des Pylons befand sich sicher eine Hofkolonnade, sodass die Dekoration hier in erhabenem Relief ausgeführt worden ist. Es haben sich Steinblöcke mit den üblichen Szenen "des Erschlagens der Feinde vor Chnum" erhalten, mit einer längeren Liste der Feinde. Ebenso haben sich Blöcke von den seitlichen Begrenzungsmauern des Vorhofes erhalten, die alle den Namen von Thutmosis III. tragen. Einige Fragmente von 20-kantigen Pfeilern haben sich von den Hofkolonnaden erhalten, die etwas größer waren als die von Thutmosis II. Die Thutmosis III.-Pfeiler wurden nachträglich mit Darstellungen von Sethos I. und Ramses VI. dekoriert. Vermutlich bildeten Vierkantpfeiler mit den Kartuschen von Thutmosis III. die Hofecken. Drei Architrave, die gefunden wurden, stammen vermutlich vom Umgang des Tempelhauses und nicht vom Vorhof (12).

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Der Pylon Thutmosis III. wurde mit der Errichtung des ptolemäisch-römischen Hofes abgerissen und die Steinblöcke teilweise wiederverwendet. Drei der wichtigsten Bauteile des Neuen-Reich-Chnum-Tempels verschwanden mit der Niederlegung des thutmosidischen Pylons. Das aus Aswan-Granit hergestellte und im Namen von Thutmosis III. dekorierte Monumentaltor wurde in römischer Zeit in den Nordabschnitt des 30.-Dynastie Tempels für Chnum eingebunden. Zu dieser Zeit war auch der Festhof von Amenophis II. schon abgebaut worden. Als in den 30-er Jahren des 6ee. Jhs. die römischen Truppen, die im Chnum-Tempel stationiert waren, abzogen, war der Verfall für den späten Chnumtempel Nektanebos II. preisgegeben. Nur die Tribüne, die im Tempelvorbereich angesiedelt war, ist als einziger Bauabschnitt der 18. Dynastie in situ erhalten geblieben (11). 

Festhof
Hinter dem Pylon befand sich wohl sicher ein Tempelhof/Festhof (wsxt-Hbjt) - wohl mit/oder ohne Säulenstellung, oder auch ein Hypostyl - von dem aber keine Blöcke zugeordnet werden konnten. Der Bau wurde durch Amenophis II. vollendet. Aus der Baubeschreibung in der Elephantine-Stele geht hervor, dass er den Festhof weiterbauen ließ (vollendet und dekoriert wurde er erst von seinem Nachfolger Thutmosis IV) und dass er Türdurchgänge (sbA.w-Tore) aus Aswangranit (lt. Baubeschreibung auf der Stele) in die aus Lehmziegel errichtete Umfassungsmauer einbauen ließ, von denen sich am Chnum-Tempel zumindest auf drei Toren Hinweise erhalten haben (auf vier Baufragmenten). Von diesem Festhof wurden Trommeln von Vierkantpfeilern sowie Architrave gefunden - sämtlich im römischen Tempelhof verbaut (siehe W. Kaiser, in W. Kaiser et Al, 21/22. Bericht, S 152-154, Abb. 20-22 und F. Junge, Elephantine XI, S. 16). Aber vermutlich wurde der Bau unter Amenophis II. nicht fertiggestellt, denn zumindest ein Pfeiler und ein Architrav der Nordseite des Hofes trugen den Namen von Thutmosis IV. Auch Ramses II. und Ramses IV. fügten nachträglich ihre Kartuschen und Darstellungen auf den Pfeilern hinzu (12). 

Auf dem Hof standen vierseitige Pfeiler, von denen einer noch vollständig erhalten ist - der zweite nur noch in Teilen (12). (Siehe dazu auch: The temple of Khnum of the 18th Dynasty on Elephantine, Martin Bommas / DOI: 10.11588/heidok.00003383

Neben den Pfeilerfragmenten wurden insgesamt sechs Bruchstücke von Architraven gefunden, die dem Umgang des Tempelhauses zuzurechnen sind und nicht dem Festhof - der erst unter Amenophis II. dekoriert wurde. Diese Architrave waren sowohl innen als auch an der Außenseite mit Inschriftenversehen, die das Tempelhaus ringsum umgaben. Aus den Inschriften der Architrave des Umgangs des Tempelhofes mit dem Eigennamen von Thutmosis III. , der hier "+Hwtj ms(j)(.w) nfr xpr.w" lautet, geht hervor, dass der Umgang des Tempelhauses genauso wie der Pylon des Chnumtempels erst während der Alleinregierung von Thutmosis III. dekoriert wurde und nicht bereits zur Zeit der Ko-Regentschaft mit Hatschepsut, was auch durch den Fund eines weiteren Bruchstücks eines Architravs gesichert ist, dass den Herrinnennamen von Thutmosis III. trägt. Dieser Name ist bislang erst seit seinem 27. Regierungsjahr auf einer Stele aus Serbit el-Chadim belegt (siehe S. H. Gauthier, Livre des Rois II, S. 257)

Weitere Blöcke des Chnumtempels
Im Hof des römischen Chnumtempels tauchten Blöcke auf, welche von einer Erweiterung des damaligen Chnum-Heiligtums zeugen. Dazu gehören Teile eines aus Rosengranit bestehenden Tores, eine gewaltige Türschwelle von über 3,50m Breite, einer Tiefe von 1,35m und etwa 0,75m Höhe, ebenso die Unterteile der beiden dazugehörigen Türpfeiler mit ca. 0,70m und 0,95m. Die Durchgangsbreite des Tores muss einst um die 1,70m gewesen sein. Zwei dieser Blöcke tragen den Namen von Thutmosis II. 

Der Torbau selbst stammt wohl aus der Thutmosis III.-Periode des Chnum-Tempels. Ramses III. ließ im Sockelbereich des Tores ein Kartuschenfries dekorieren. Erhalten ist der untere Teil des linken Pfostens, auf dem noch der originale Torvermerk Thutmosis III. erkennbar ist.

Evtl. Türpfosten
im Hof 

mit Titeln und Namen des Königs

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

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Bei den Grabungs-Kampagnen 2014 und 2015 des Deutschen Archäologischen Instituts wurden rund 80 Blöcke und Blockfragmente aus dieser Zeit gefunden, die nicht vom Haupttempel des Chnum, sondern von mindestens zwei bislang unbekannten Nebengebäuden (einer Barkenstation von Hatschepsut, sowie einem Kultbau von Thutmosis I. und Thutmosis II. stammten, die wohl vermutlich beide an der Rückseite des Chnumtempels aus der Zeit des Neuen Reiches - westlich des ursprünglichen Tempelhauses standen. Auf den Pfeilern und Wänden der Barkenstation wurden die Namen von Thutmosis II., Hatschepsut und Thutmosis III. gefunden - wobei letzterer mehrfach mit dem Thronnamen "Men-cheper-ka-Re" genannt wurde.

Kultbau von Thutmosis I. und Thutmosis II.
Eine Reihe von Bauteilen mit den Namen von Thutmosis I. und Thutmosis II. wurden im Fundament des Tempelhauses von Nektanebos II. entdeckt. Hierbei handelte es sich überwiegend um einseitig dekorierte Steinblöcke von zweischaligen Mauern (siehe H. Ricke: Die Tempel Nektanebos II. in Elephantine, Kairo 1960), wobei die Mauerdicke auf 90-105cm geschätzt wird. Es haben sich Darstellungen in erhabenem Relief erhalten, die zum Dekorationsprogramm der Erscheinungshalle passen würden, wie Einführung in den Tempel und Krönung sowie Vorführung von Vieh. Außerdem haben sich quadratische Pfeiler sowie Architrave mit Inschriften in versenktem Relief erhalten, auf denen die Götter Chnum-Re, Satet, Anuket und Thot genannt werden (MDAIK 72 - 2016 -online-Version, Stephan Seidlmayer, Felix Arnold, Jörg Drauschke, Peter Kopp u.a)

Fragmente des Tempelhauses des Chnumtempels von Nektanebos II.

In den Fundamenten des heute völlig zerstörten Tempelhauses des Chnumtempels aus der Zeit Nektanebos II. wurden eine Reihe von Bauteilen mit den Namen von Thutmosis I. und Thutmosis II. entdeckt, die wahrscheinlich zu einem zusätzlichen Kultbau im Rahmen des Chnumtempels gehörten.

Bild:      Assuan, Elephantine, Chnumtempel
Autor:   Olaf Tausch, 2011, Wikipedia
Lizenz:  CC BY 3.0 DEED

Dieser Bau war nicht identisch mit dem eigentlichen Tempelhaus des Chnum von Elephantine - Gestalt und Bedeutung des Baus bleiben unklar. Es handelt sich hierbei evtl. um einen zusätzlichen Kultbau, der westlich des eigentlichen Chnumtempels errichtet wurde. Zu dieser Zeit muss der Mittlere-Reich-Chnumtempel noch bestanden haben (zum Tempel des Mittleren Reiches siehe unter: W. Kaiser, Stadt und Tempel von Elephantine, 23/24. Grabungsbericht in MDAIK 53, 1997, S. 159ff). 

Barkenstation
Ebenfalls in den Fundamenten des Tempelhauses von Nektanebos II. wurden weitere Bauteile entdeckt, die evtl. zu einer Barkenstation aus der gemeinsamen Koregentschaft Hatschepsut/Thutmosis III. gehören. Erhalten sind Pfeiler und Pfeilerfragmente, die eine Breite von 0,65m und eine Höhe von 2,80m haben sowie Blöcke einer 0,68m dicken Mauer eines Barkenraumes (siehe Grabungsbericht W. Niederberger in W. Kaiser ET AL, Stadt und Tempel von Elephantine 17/18. Grabungsbericht in MDAIK 46, 1990, S. 193). Auf allen diesen Bauteilen befinden sich die Kartuschen von Thutmosis II.-Hatschepsut-und Thutmosis III., wobei der Name von Hatschepsut nachträglich immer getilgt und mit dem Namen von Thutmosis II. ersetzt oder ganz ausgehackt wurde. Auch die Darstellung der Königin wurde getilgt, wobei immer die ganze Figur der Königin entfernt wurde, ihre Umrisse als Frau aber zumindest in einem Fall noch zu erkennen sind. Die Forscher gehen davon aus, dass das Gebäude vermutlich in den ersten Jahren von Hatschepsut errichtet wurde - noch vor dem Bau des Satettempels (12).

Lt. Dr. Felix Arnold vom Deutschen Archäologischen Institut konnte anhand der Blöcke eine Barkenstation aus der frühen Regierung von Hatschepsut/Thutmosis III. rekonstruiert werden. Sie enthielt eine Kammer mit vier Säulen für eine Barke des Chnum. Dieser wurde auf den Säulen in unterschiedlichen Erscheinungsformen als Kultempfänger für das Speiseopferritual dargestellt. Aber auch weitere lokale Götter befanden sich auf den Säulen: "Imi-peret" (Der, der in seinem Haus ist), "Nebet-menit" (Herrin der Anlegestelle ?) und der nubische Gott Min-Amun. Auf den Innenwänden des Barkenraumes befand sich die mit dem Namen von Thutmosis I. beschriftete Barke des Chnum. (siehe: Stephan Seidlmayer - Felix Arnold - Jorg Drauschke, Peter Kopp - Cornelius von Pilgrim und Stefanie Wefers in: Stadt und Tempel von Elephantine, S. 214, MDAIK Bd. 72, 2016, De Gruyter-Verlag). 

Obeliskenfragment Thutmosis III.
J. H. Breasted erwähnt beiläufig einen aus Elephantine stammenden Obelisken von Thutmosis III, der sich 1902 im Sion-House / England befunden haben soll. Leider lässt sich die Spur dieses Obelisken nicht weiter verfolgen, wobei es nicht ganz auszuschließen ist, dass dieses Stück mit dem Obelisken König Amenophis II. (University Durham 625 - C386) verwechselt wurde, der sich um 1880 tatsächlich im Sion-House befand. Zwischen 1880 und 1926 wurde dieses Obelisken-Fragment nach Alnwick-Castle verbracht und befindet sich heute im Gulbenkian Museum der Universität Durham (Quelle: Martin Bommas /2000 - der Tempel des Chnum der 18. Dynastie auf Elephantine - online-Version)

Gebiet von Assuan

Im Sandsteinbruch (der noch heute in Betrieb ist) von El-Chattare (Gebel el-Hamman) befindet sich - etwa 13km nördlich von Assuan am Ostufer des Nils eine Felsinschrift, die 1894 von Jacques de Morgen (1857-1924) einem französischen Geologen und Ägyptologen, abgezeichnet wurde, die heute nicht mehr existiert. Die Inschrift stammt aus der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. und in den Inschriften wird Hatschepsut von ihrem Vermögensverwalter Wadj-renput als "Herrin von Elephantine" bezeichnet. Des weiteren schreibt der Vermögensverwalter, "er hätte sich eine Arbeit als etwas Neues ausgedachtd" (Quelle: Helck, Urk. IV 394). Bei dieser "neuen Arbeit" von Wadj-renput könnte es sich um ein Sandsteintor handeln, das in die Ziegelmauer eines  heute nicht mehr existierenden Kultgebäudes oder eines Tempels auf Kom Ombo eingebaut war.

Insel Sehel

Auf der Ostseite der Insel Sehel - gegenüber von Mahata - befinden sich drei Felsinschriften, welche den Bau bzw. die Instandsetzung eines Kanals, der durch die Stromschnellen des 1. Katarakt führt, betreffen. Die erste Inschrift stammt aus dem Jahr 8 von König Sesostris III., die anderen von Thutmosis I. und Thutmosis III., als der König von einem siegreichen Feldzug aus Nubien zurückkehrte. Bereits unter Thutmosis I. erfolgte eine Ausbesserung des von Sesostris III. angelegten Kanals (Thutmosis I. ließ den Kanal von den Versandungen befreien) - nur 60 Jahre später ordnete Thutmosis III. eine erneute Ausbesserung an dem Kanal an, der sich allerdings archäologisch nicht nachweisen lässt. Auch hier erfolgte der Erlass des Dekrets nach dem Kriegszeug gegen Nubien, ebenso wie bei seinen Vorgängern.

Es scheint so als wenn Thutmosis III. einfach den Text von Thutmosis I. kopiert hat - aber auch neue Passagen einfügte, wobei der Kanal unter ihm nun einen neuen Namen erhielt. Abschließend wird den "Fischern von Elephantine" auferlegt, dafür Sorge zu tragen, dass der Kanal jährlich auszubessern ist und dass man ihn von Geröll befreien sollte (Quelle: Bauen-Stiften-Weihen, Grallert). 

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Auf der Insel Sehel befindet sich in situ auf der Ostseite des Hügels "Hussein togog" (Quelle: Thesaurus Linguae Aegyptiae / TLA - nach de Morgan Catalogue, 101: Nr. 218) an einem Felsen, der links vom Zugang zur Kapelle der Anukis liegt, eine Felsstele von Thutmosis III. (Objektnummer SEH 245 nach Gasse & Rondot, Les inscriptions de Sehel). Auf der Stele werden die Göttin Miket und die Katarakt-Götter genannt. 

Auf der Stele werden die Götter Miket und die Kataraktgötter genannt. Der König ist mit seiner vollständigen Titulatur genannt - ein Regierungsjahr ist nicht angegeben. Doch aufgrund des Geburtsnamens-Zusatz "nfr-xpr.w" deutet alles auf die Zeit der Alleinregierung von Thutmosis III. (nach dem 22. Jahr) hin. - Es besteht eine mögliche Verbindung mit der Kanalbauinschrift (Urk. IV 814-815.2) die in das 50. Regierungsjahr datiert (siehe A. Klug, Königliche Stelen in der Zeit von Ahmose bis Amenophis III. Monumenta Aegyptiaca 2002).

Stele Thutmosis III. auf der Insel Sehel
heute noch in situ
Maße: Höhe 90cm x Breite 77cm 
Erhaltungszustand: vollständig erhalten 
- die Oberfläche zeigt aber Verwitterungsspuren -

Der König (mit der weißen Krone Oberägyptens) steht links und opfert zwei Gefässe an die Göttin Anukis. Die Beischrift zum König bezeichnet ihn als " "Der vollkommene Gott /Mencheperre)"

Hinter ihm steht Satet und legt ihre linke Hand auf die Schultern des Königs. Hinter Satet steht der widderköpfige Gott Chnum. Auch dieser berüht die Göttin an ihrer Schulter. Satet wird bezeichnet als "Satis, Herrin von Elephantine, sie gebe alles Leben und Herrschaft".

Vor Anuket steht: "Anuket, Herrscherin von Sehel, sie gebe alle Gesundheit". Beischrift zum hinter ihr stehenden Chnum: "Chnum, Herr des Kataraktgebietes, er gebe alles Leben, wie Re, ewiglich".

Über der Szene schwebt die geflügelte Sonnenscheibe.  Die Beischrift zur Sonnenscheibe lautet: "Der eine von Behdet"

(Umzeichnung:  de Morgan, Cat. des mon. et inscr. I.)

Die Göttin Anukis ist in der Darstellung die gegenüber den anderen Göttern hervorgehobene Gottheit, da nur sie ein Papyruszepter in ihrer Hand hält. Sie ist somit die Hauptgottheit der Insel Sehel.

Unter dem Bildteil befinden sich drei Textzeilen, die mit dem Horusnamen des Königs beginnt:

  1. Horus, starker Stier, erschienen in Theben, geliebt von Chnum, dem großen Herrn des  Kataraktgebietes, die Beiden Herrinnen: Mit beständigem Königtum

  2. geliebt von Anukis, der Herrin von Sehel, der Goldhorus: Mit heiligen Erscheinungen, geliebt von Satis, der Herrin von Elephantine, der König von Ober- und Unterägypten 

  3. (Mencheperre)|, geliebt von den Göttern des Himmels und der Erde, der Sohn des Re, (Thutmosis, schön an Gestalten)|, geliebt von Miket.

In der großen Lünette sind nur der König und die Triade der Katarakt-Region dargestellt, die vor und hinter dem König stehen. Im Text werden die fünf Namen des Königs genannt - immer geliebt von einem der drei Gottheiten und dann von allen Göttern im Himmel und auf der Erde und zuletzt von der recht unbekannten Göttin "Miket". 

Wadi Dungash
- Ostwüste von Oberägypten -

In dem Wadi Dungash in der Ostwüste von Oberägypten befindet sich eine fünfzeilige Felsinschrift aus der Zeit von Thutmosis III. Der kaum übersehbare Text aus dem Jahr 4, 4. Monat der Schemu-Zeit  ist kaum lesbar und berichtet offenbar über eine Brunnenbohrung (siehe MDAIK 54).

Wadi Hammamat

Unter König Thutmosis III. wurden natürlich weiterhin regelmäßig Expeditionen ausgesandt zur Beschaffung von kostbaren Steinen und anderen wertvollen Rohstoffen.

Das Wadi Hammamat, das von Koptos aus bis nach al-Qusair zum Roten Meer führte, wurde schon seit alter Zeit für den Handel benutzt. Aber man holte von hier auch seit dem Alten Reich  Steinblöcke, besonders Granit, Grauwacke und Schiefer.

Route durch das Wadi Hammamat von Koptos bis al-Qusair

Bild: Ausschnitt von Ancient Egypt map-en.svg, 
Autor: Jeff Dahl, Digital Egypt - maps 2007 (Wikipedia)
Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

 

Graffitto aus der Zeit Thumosis III. im Wadi Hammamat
Inschrift: "Nefer-Netjer (Men-cheper-re) = der vollkommene Gott (Men-cheper-re)| "

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

 

Graffitto aus der Zeit Thumosis III. im Wadi Hammamat

Das Graffitto M. 98 C& M stammte aus der Zeit Thutmosis III. und zeigt in der Mitte die Kartsuche Thutmosis III. und als Zusatz "der vollkommene Gott" auf einer Korb-Hieroglphe. Rechts kniet ein Beamter au einem Sockel vor gelöschten Kartuschen.

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com
 thanks to Mr. Francois Olivier at photograph

 

Das Graffiti zeigt oben in der Mitte den Gott Min-Amun in seiner typischen Erscheinungsform. Vo dem Gott befindet sich eine Kartusche mit dem Thronnamen von Thutmosis III. (Men-cheper-re).

Die Felszeichnung darunter gehört wohl nicht zu diesem Emsemble.

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com
 thanks to Mr. Francois Olivier at photograph
- alle Rechte vorbehalten -

 

Außerhalb Ägyptens

 

Der Sinai: Serabit el-Chadim

Unter König Thutmosis III. wurden natürlich weiterhin regelmäßig Expeditionen ausgesandt zur Beschaffung von kostbaren Steinen und anderen wertvollen Rohstoffen. Aus Serabit el–Chadim sind mehrere Stelen des Königs bekannt.

Serabit el-Chadim liegt auf halber Höhe der Westküste im südwestlichen Sinai (etwa 10km nördlich vom Wadi Maghara) und zählt zur wichtigsten Region altägyptischer Niederlassungen auf der Sinai-Halbinsel. Hauptsächlich diente der Ort als Abbaustätte von Kupfer und Türkis. Schon am Eingang des Tals sind an dessen Südseite Spuren der Kupfergewinnung zu sehen.

In Serabit el-Chadim wurden vor allem die Göttin Hathor als "Herrin des Türkis" und Sopdu als "Herr der östlichen Wüste" verehrt. Schon in der frühdynastischen Epoche wurden ägyptische Einflüsse im Sinai nachgewiesen. Die Halbinsel wurde vom Alten Reich bis zum Neuen Reich nach Bodenschätzen durchsucht (Quelle: dt. Wikipedia, Sarabit al-Chadim).

Stele aus dem Jahre 5
Im 5. Jahr unter Hatschepsut/Thutmosis III. erfolgte die erste inschriftlich im Neuen Reich genau datierbare Expedition nach Serabit el-Chadim.  Überliefert wurde diese Expedition auf einer Stele (Stele Sinai 176) aus Sandstein eines Beamtens (Name verloren), der den Titel "Königlicher Siegler" trug. Man fand die Stele im Hathor-Tempel, Raum M - sie war in die Wand eingelassen
  (PM VII, 351). Die Stele aus Sandstein hat eine Höhe von 3,22m x Breite 0,65m. Der Erhaltungszustand der Stele ist äußerst schlecht, wobei der Großteil des Bildfeldes verloren ist - nur noch auf der rechten Seite ist eine stehende Göttin sowie Teile der Beischrift erhalten. Vom ersten Textfeld sind jeweils nur noch der linke und rechte Rand lesbar. Leider ist der komplette Mittelteil heute verloren. Auch das zweite Textfeld ist zum größten Teil zerstört, nur noch der Anfang der ersten Kolumne ist erhalten geblieben.

Die Datierung für Thutmosis III. ist nicht sicher - wird aber allgemein angenommen, obwohl nur der Eigenname "Thutmosis" erhalten geblieben ist und im erhaltenen Text das Jahr 5 angegeben wird (Quelle: Thomas Hikade, Das Expeditionswesen im ägyptischen Neuen Reich, SAGA 21, Heidelberg 2001, S. 10). Diese Stele aus dem Jahre 5 erlaubt - zusammen mit ihrem Gegenstück (Stele Sinai 175) lt. Thomas Hikade eine Rekonstruktion des Tempelzugangs in dieser Zeit. Beide Stelen sind nur auf der Ostseite dekoriert und so ist ein evtl. Standort vor einem Pylon, den man von Westen her durchschreiten  würde, unsinnig, wobei man dann die Stele nur von ihrer undekorierten Rückseite betrachten würde.

Zeichnung von 1840 von Serabit el-Chadim

Ruinen des Hathor-Tempels von Serabit el-Chadim mit den Stelen. Kolorierte Lithographie von Louis Hagen nach David Roberts 1949. 
Es ist nicht ganz sicher, wer den Tempel der Hathor gegründet hat. Die Umfassungsmauer ist heute stark restauriert und wurde von Sesostris I. (Dynastie 12) erbaut, was vermuten lässt, dass evtl. der Tempel zu diesem Zeitpunkt schon existiert hatte, da es keine geographischen Merkmale gibt, die den Grundriss der Mauer belegen würde. Der Pylon des Tempels - siehe Planzeichnung weiter unten) stammt aus der frühen 18. Dynastie und wurde unter Thutmosis III. erbaut - andere Teile des Tempels wurden von Amenemhet III. (Mittleres Reich), Hatschepsut und Amenophis III. (18. Dynastie) erbaut. An diese späteren Könige erinnert ein Schrein nördlich des Tempels.

Die letzte Inschrift auf einer der Stelen stammt von Ramses VI. aus der 20. Dynastie, was darauf hinweisen würde, dass die Minen danach geschlossen wurden. Der Grund hierfür ist bislang unbekannt

Bild:    Egyptian ruins, known as Surabit el-khadim
Autor: wellcomecollecdtion.org/works/g4gts3ht - Library referende: ICV No 50117
Lizenz: CC-BY 4.0

 

Stelen der verschiedenen Expeditionen

Bei den archäologischen Ausgrabungen wurden antike Bergbaulager sowie Stelen mit Inschriften gefunden, die über Expeditionstätigkeiten in verschiedenen Epochen berichten, sowie ein sehr ungewöhnliche Tempelkomplex von Schreinen und Sanktuaren, der vor allem Hathor, der Schutzgöttin der Arbeiter in den Kupfer- und Türkisminen gewidmet war.

Bild:     Serabit el-Chadim 020
Autor:   Einsamer Schütze, Wikipedia, 1.09. 2006
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Stele Senenmut mit Neferu-Ra / Sinai 179
Ein weiterer hoher Würdenträger, der auf eine der Stelen aus der 18. Dynastie genannt wird, ist der Vermögensverwalter Senenmut. Die Stele aus Serabit el-Chadim aus dem Jahre 11 von Hatschepsut (heute im Museum Kairo, JdE 38546 / Sinai Nr. 179) zeigt Senenmut mit einem Wedel tragend hinter der Prinzessin Neferu-Re gehend, welche der Göttin Hathor ein Opfer darbringt. Ihre bedeutende Stellung geht aus ihren Titeln hervor: "Gottesgemahlin" und die Königinnentitel "Fürstin der beiden Länder", "Fürstin von Ober- und Unterägypten" und "Herrin der beiden Länder". Die Forscher werteten diese Titel u. a. als Versuch von Hatschepsut, ihre gemeinsame Tochter mit ihrem Ehemann Thutmosis II. - unter Zurückdrängung des eigentlichen Thronfolgers Thutmosis III. - als ihre Nachfolgerin aufzubauen. 

Stele aus Serabit el-Chadim
heute in Kairo JE 48546/Sinai 179

Die Gottesgemahlin des Amun, Neferu-Ra (Name in der Kartusche) opfert vor der Göttin Hathor, welche den Titel "Herrin des Türkis" trägt. Die Beischrift zu Neferu-Ra lautet : "Jahr 11 unter der Majestät der Gottesgemahlin des Amun, Neferu-Ra, der Leben, Dauerhaftigkeit, und Herrschaft gegeben sei, ewiglich

Beischrift vor Hathor: "Geliebt von Hathor, Herrin des Türkis". Hinter Neferu-Ra folgt Senenmut, der einen Fächer hält - die Beischrift zu ihm lautet:
"[Ihr] Haushofmeister, Senenmut". Die Stele weit keine absichtlichen Beschädigungen auf - nur die Figur der Hathor hat - ebenso wie die Inschrift im unteren Teil der Stele, witterungsbedingt gelitten (siehe Schulman, JARCE VIII, 1969-1970).

 

Umzeichnung: aus Dorman, P.F. The Career of Senenmut in: Roehrig, C. H. Hatschepsut - from Queen to Pharao. MMA, New York 2005, S. 108 und Cerny J. The Inscriptions of Sinai by Alan Gardiner and T. Eric Peet, London 1955

 

Weitere Stelen nennen Expeditionen aus der Zeit von Hatschepsut/Thutmosis III. die in die Jahre 13, 16 und 20 datiert werden. Eine der Stelen zeigt auf der Vorderseite den König Thutmosis III., der ein Opfer für den Gott Amun darreicht. Die Stele, die von der Himmelshieroglyphe bekrönt und beidseitig von einem was(was)-Zeichen eingerahmt wird, stammt aus der gemeinsamen Regierungszeit von Hatschepsut und Thutmosis III. Allerdings fehlt im Giebelfeld die Königin, die aber in der Opferformel auf der nördlichen Seite der allseitig beschrifteten Stele genannt wird. Die Rückseite der Stele trägt im Giebelfeld die Datierung und ist in sechs Spalten unterteilt. Der Name und der Titel des Stelenstifters ist zerstört. Nur die Bezeichnung "Einer, der seinen Herrn bei allen dessen Schritten im Fremdland begleitet" ist erhalten und zeugt von seiner hohen Stellung und Königstreue (13)- 

Stele des Nacht aus Jahr 20
In mehreren Steleninschriften schildert der "königliche Gesandte", "Wedelträger und Schreiber" Nacht (Nxt) aus Thinis im Rahmen seiner umfangreichen Bauarbeiten im Hathortempel während seiner Expedition im Jahre 20 unter Thutmosis III. und Hatschepsut, seine Belobigung durch den König und wie er von diesem auserwählt wurde, um zum Sinai zu reisen und von dort Türkise (mfk.t) herbeizuschaffen. In den Inschriften auf der Stele (Sinai 181) wird erneut die absolute Gefolgschaft und die Auszeichnung durch den König betont. Als Dank für den vom König gewährten Aufstieg in den hohen Rang setzte Nacht im Hathortempel ein Opfer von Brot, Bier, Wein und von Gänsen fest. 

Auf der nur fragmentarisch erhaltenen Inschrift auf einer weiteren Stele bezeichnet sich Nacht als "Einer, der mit seinem Mund spricht und mit seinen Armen handelt", wobei es sich hier um die Übernahme eines königlichen Epithetons handelt, das u. a. für Thutmosis III. (vergl. Helck Urk. IV, 1551,19) und Ramses II. (KRI II., S. 150,16) belegt ist.

Stele des Nacht aus dem Jahre 20 Hatschepsut/Thutmosis III.

Unterhalb des Bildfeldes, auf dem Hatschepsut, mit männlichen Epitheta versehen, dem Gott Onuris-Schu ein Brot und Thutmosis III. (links) der Hathor ein Weinopfer darbringt, beginnt unmittelbar die Biographie des Schreibers Nxt. Dieser stiftete die Stele als Dank für seine Beförderung zum Königsboten.

Diese Stele ist ein gutes Beispiel für die Steinmetzarbeiten in der Provinz (hier dem Sinai). Lt. Gardiner ist die Ausführung der Stele von minderer Qualität und die Grammatik im Text fehlerhaft.

Die Ausführung der Stelenarbeiten wurde wahrscheinlich nicht mehr von Nacht überwacht, da dieser zu dem Zeitpunkt wohl nicht mehr vor Ort war.

 

 

Zeichnung: Aus Gardiner, Peel The Inscriptions of Sinai (London 1955e), Nr. 181

Stele des Tay aus Jahr 25
Eine weitere Expedition zum Sinai fand im 25. Regierungsjahr (wobei zu bedenken ist, dass diese Angabe des Regierungsjahres die gemeinsamen Regierungsjahre mit Hatschepsut beinhaltet) von Thutmosis III. unter dem Schatzmeister "&Ay oder &y" (der schon unter Hatschepsut im Amt war und dort lt. Inschrift den Titel eines "königlichen Gesandten" trug) statt. Auch dieser ließ eine Stele (Nr. 196) in Serabit el-Chadim errichten, die auf dem Platz westlich vor dem Nordflügel des großen Pylons aufgestellt wurde (13). Der Name "Ty" war nicht sehr häufig und deshalb ist zu vermuten, dass es sich bei diesem Ty, der hier auf der Stele genannt wird, um die gleiche Person handelt, wie dem "Graf, Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten, Einzigen Freund, Vorsteher der Siegelbewahrer" der auf einem Graffito auf der Insel Sehel unter genannt wird, wo er ".....im Geleit Seiner Majestät..." d. h. also wohl nicht als Soldat, sondern als Beamter, Teilnehmer des Feldzuges fungierte.

Stele des Tay (Sinai 196)

 

 

Die Stele Sinai 196 aus Sandstein ist heute in zwei gleichgroße Teile zerbrochen und hat eine Höhe von 1,89m und eine Breite von 0,68m. Sie wurde in Raum N des Hathortempels gefunden (Umzeichnung siehe unten).

 

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com
 thanks to Mr. Francois Olivier at photograph
- alle Rechte vorbehalten -

Weitere Teilnehmer der Expedition im Jahr 25 waren "der königliche Gesandte und Vorsteher aller Nilmündungen "%A-MnTw" (Sa-Mentu), dessen Aufgabe die Küstenverteidigung und der Sicherung des Landweges zu den Minen im Sinai war (13). Des weiteren nahm auch ein Mann mit Namen "Wsr-xA.t-ms" (User-hat-mes) an der Expedition im Jahre 25 teil, dessen Bild zwar nicht im Bildfeld der Stele erscheint, aber der in dem autobiographischen Teil der Inschrift genannt wird (13).

Stele des &Ay/Tay aus dem Jahr 25
Sinai 196

Die Stele zeigt im oberen Register eine geflügelte Sonnenscheibe. Darunter befindet sich die Jahresangabe "Jahr  25 unter der Majestät von".

In der bildlichen Szene steht Thutmosis vor der Göttin Hathor (rechts) und bringt ihr zwei Gefäße mit Wasser dar. Hinter dem König steht der Stelenstifter Tay, der ein Räuchergefäß mit Weihrauch in seiner rechten Hand hält.

Zeichnung: aus Cerny, J. The inscriptions of Sinai by Alan and T. Eric Peet, 2nd ed. London, 1952 - modifiziert  von Nefershapiland

Stele des Sen-nefer / Sinai 194
Schon zwei Jahre (im 27. Jahr von Thutmosis III.) später erfolgte die nächste Sinai-Expedition, wo ihm zu Ehren ein Denkstein errichtet wurde, auf dem die Ruhmestaten des Königs gewürdigt wurden. Zu Beginn der 18. Dynastie wurden die Expeditionen direkt vom König seinem Schatzmeister befohlen, wie es eine Darstellung auf dem Südflügel des Pylons von Serabit el-Chadimn zu sehen war. Thutmosis III. schickte seinen Schatzmeister Sen-nefer (den direkten Nachfolger von
&Ay) und den Vermögensverwalter des Königs "KnnA" (Kenna) nach Serabit el-Chadim, wobei Sen-nefer wohl die Aufsicht über die Expedition hatte und noch zwei weitere, identische Stelen vor Ort aufstellen ließ. Auf einer der Seiten ist der König selbst opfernd vor Hathor dargestellt - über ihnen schwebt die geflügelte Sonnenscheibe mit Doppeluräen. Auf der anderen Seite ist der Stelenstifter zu sehen. Sen-nefer wird hier in der Inschrift als "Fürst und Graf, königlicher Siegelbewahrer, einziger Freund, Mund, der zufrieden stellt im ganzen Land, Vertrauter des Horus im Palast" und "einer, der zuerst eintritt und zuletzt herauskommt" benannt, was seine besondere Vertrauensstellung herausheben sollte (13).

Thutmosis befahl ihm, die Truppe der Steinmetze, Matrosen und die Vorsteher der Arbeit auszurüsten und vor Ort Denkmäler für Amun errichten zu lassen (evtl. war hier das Aufstellen von Statuen des Gottes oder die Errichtung von Stelen für Amun gemeint) (13).

Sen-nefer ist noch im 32. Jahr von Thutmosis III. in einer Abrechnung über die Auslieferung von Datteln belegt (pLouvre) und ließ noch zwei weitere - nahezu identische Stelen im Serabit el-Chadim aufstellen (Sinai 199 und Sinai 71.93)

Letzte Stele aus der Zeit Thutmosis III.
Als letzte Inschrift aus der Regierungszeit von Thutmosis III. dürfte es sich bei einer Stele handeln, die ein "wahrer Schreiber des guten Gottes und Geliebter des Herrn der beiden Länder" errichten ließ, dessen Name evtl. "Nxt" oder ein auf "....nxt" endender Name war. Auch ein zweiter Name, der sich im Text befindet ist nur noch fragmentarisch erhalten und könnte "Imun-m-Hb" (Amen-em-heb) lauten (13). Die Stele zeigt in der Lünette den Gott Ptah und ist ihm auch gewidmet. Die nächste datierbare Expedition erfolgte erst wieder unter Thutmosis IV. (13).

Der Tempel der Hathor
Der Bau des Tempels erfolgte in drei Phasen: während des Mittleren Reiches (in der 12. Dynastie), im Neuen Reich (während der 18. Dynastie und der Ramessidenzeit) - entlang zweier paralleler Achsen. Eine der Achsen entstand im Mittleren Reich und die andere im Neuen Reich. Die älteste Achse aus dem Mittleren Reich verläuft von Südosten nach Nordwesten. Auf beiden Seiten des Mittelgangs befinden sich zahlreiche Stelen, von denen die meisten aus dem Mittleren Reich aus der Regierungszeit von Sesostris III., Amenemhet III. und Amenemhet IV. stammen. Die Königskapelle wurde während der Regierungszeit von Amenemhet III. und Amenemhet IV. erbaut.

Im Neuen Reich wurde die Kapelle der Könige hinzugefügt, die wie ein Portikus mit vier Säulen, deren Teile in den Fels gehauen wurden, erscheint. Die Achse wurde im Neuen Reich verlängert. Irgendwann während der Herrschaft von Amenophis III. und Ramses VI. wurden westlich des Hofes 14 weitere Räume errichtet (13).

Plan des Hathortempels von Serabit el-Chadim
( Public domain)

1      = Pylon Thutmosis III.
2-3   = Kapellen, die im Neuen Reich hinzugefügt wurden
4. Hof und Kapellen des Königskultes unter Amenemhet III. - wiederverwendet im Neuen Reich -
5. Tempel der Millionenjahre (Ramses IV)
6. Speos und Portico des Ptah (Amenemhet III. u. IV) 
- später thutmosid. Sanktuar für Hathor, Amun u. Sopdu
7. Hof von Sesostris I.
8. Tor (Sesostris I. und Amenemhet III.
9. Königskammer Amenemhet III. - umgebaut und 
    erweitert unter Amenemhet IV.
10. Erste Königskapelle Amenemhet II.
Farbe:  Bauten des Neuen Reichs
4-10 =   Bauten Mittlere Reich
1 = Pylon Thutmosis III.

Der Haupteingang zu dem ungewöhnlichen Tempelkomplex der Hathor (Schutzherrin der Arbeiter in den Kupfer- und Türkisminen) befand sich an der westlichen Schmalseite (auf Plan Nr. 8) und der Zugang erfolgte von Südwesten über das Tal von Rod el-Air, von dem eine Reihe von Inschriften und bildlichen Darstellungen stammt. Der Tempel ist nicht - wie üblich - achsensymmetrisch angelegt, sondern musste an die lokalen Verhältnisse angepasst werden. Bei dem heute stark zerstörten Gebäude handelt es sich um ein unregelmäßiges, von einem Ringwall eingefasstes Viereck von ca. 100 m Länge. In west-östlicher Richtung reihten sich bis zum eigentlichen Zentralhof des Heiligtums 14 Räume, die man durchschreiten muss. 

Man betritt den Tempel, der heute einem Ruinenfeld gleicht, von Westen und gelangt in einen Raum mit 4 Pfeilern, auf den weitere Räume, teilweise ebenfalls mit Pfeilern folgen. Insgesamt ist es eine Kette von 14 Räumen, teilweise mit Pfeilern ausgestattet, die den Kultweg der Götten symbolisieren. Die Pfeiler deuten darauf hin, dass die Räume einst überdacht waren. Zur drittletzten Kammer dieser Reihe von Räumen gehörte ein Pylon, der aus der Zeit von Thutmosis III. stammt. Auf der südöstlichen Außenseite des Pylons befindet sich eine große Darstellung, die Thutmosis III. beim "Erschlagen der Feinde" zeigt (siehe R. Ventura in IEJ  38) - gefolgt von Sennefer (Vorsteher des Schatzhauses) und dem Leiter (Steward) Kanunu, bei der Anbetung und beim Opfern vor der Göttin Hathor. Später in der 19. Dynastie ließ Sethos II. seine Kartuschen vor der Figur von Thutmosis III. einmeißeln (siehe PM VIII, 451 - Pylon).

Südlich des Hofes befand sich ein Kultbad, das für rituelle Waschungen der Priester diente. Nach Südosten zweigen zwei Kultbereiche ab, die jeweils in einer Felsgrotte als Sanktuarium münden, wobei die größere der Göttin Hathor und die kleine (rechte) dem Gott Sopdu geweiht war. Das Allerheiligste, der Raum T, wurde zu Beginn der 18. Dynastie unter Amenophis I. einer größeren Erneuerung unterzogen - wobei die freistehenden Stelen des Mittleren Reiches als integrierte Bestandteile der Mauern mit einbezogen wurden (Quelle: Serabit al-Chadim - dt. Wikipedia). Die Kultgrotten der Hathor und des Sopdu, wurden von Amenemhet III. und Amenemhet IV. nebeneinander in der Südostecke des Hofes angelegt und gehören zu den ältesten Felstempeln Ägyptens.

Der Eingang zum Allerheiligsten (unterirdischen Kapelle der Hathor)
am östlichen Ende der Tempelanlage.

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com
 thanks to Mr. Francois Olivier at photograph
- alle Rechte vorbehalten -

In mehreren Darstellungen wird Hathor in ihrer Rolle bei der Verwandlung des neuen Königs in den vergöttlichten Herrscher von Ägypten dargestellt. In einer der Szenen ist zu sehen, wie Hathor den König säugt und in einer anderen Szene bietet Hathor dem König das Anchzeichen an.

Funde:
Viele Stelen aus verschiedenen Epochen die in der Tempelanlage gefunden wurden, geben Auskunft über die Expeditionstätigkeiten während dieser Zeit. Bis in die Zeit von König Snofru zurück datieren Funde von zerbrochenen Alabaster- und Fayence-Votive, sowie zahlreiche königliche und private Skulpturen, Stelen und Opferständer. Unter dem Heiligtum aus dem Neuen Reich wurden außerdem dicke Schichten von Nadelholzasche gefunden, die auf intensive Räucherungen und auf Kultgebräuche des benachbarten Land Kanaan hinweisen (siehe Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens, Götterwohnungen, Baudenkmäler, Verlag Artemis & Winkler, Zürich 1992, S. 222-224). 

In den Tempelanlagen von Serabit el-Chadim wurden kanaanäische Zeichen gefunden, die aus der Zeit um 1900 v. Chr. stammen (offenbar aus der Zeit Thutmosis/Hatschepsut) - damit sind diese die ältesten Hinweise auf die Alphabetschrift. Ägyptische Expeditionen bedienten sich kanaanäischer Wanderarbeiter, von denen offenbar die 30 erhaltenen kanaanäischen Schriftzeugnisse stammen, die bisher gefunden wurden. 

Von besonderer Bedeutung ist eine Sphinx-Statue (heute im Brit. Museum London EA 41748), die 1905 der Ägyptologe W. M. Flinders Petrie fand, auf der sich eine Inschrift in Hieroglyphen sowie kanaanäischen Schriftzeichen befanden und die 1915 von Sir Alan Gardiner entziffert wurden. Während die Hieroglyphen die ägyptische Göttin des Türkis (Hathor) preisen, sind in der kanaanäischen Beschriftung (Protosinaitische Inschrift) die Laute für die eigene Göttin "Ba'alat", die "Herrin von Byblos", die später in der 12. Dynastie oft mit einer typischen ägyptischen Frisur, Kopfschmuck und Bekleidung dargestellt und mit der ägyptischen Göttin Hathor gleichgesetzt wurde) in den Sandstein gemeißelt. Die ersten, noch "schriftlosen" Viehhirten übertrugen damals einfach die ägyptischen Zeichen in stark vereinfachter Form in ihre Sprache  und so entstand unter Zusetzung von Vokalen und hebräische sowie phönizische Formungen ein frühes kanaanäisches Alphabet mit 23 bis 25 Konsonanten. Die Kanaaäer waren die Vorfahren der Phönizier, über die das Alphabet dann nach Griechenland kam (Quelle: Wikipedia Serabit al-Chadim und Ludwíg D. Morenz, Die Genese der Aphabetschrift, 2011). Protosinaitisch ist damit die Grundlage der heutigen Schrift (Quelle: Lexikon der Ägyptologie, Band IV, Sp. 1156-1158). 

Sphinx-Figur mit Proto-Sinaitischer Inschrift auf der linken Schulter

Obwohl Petrie die kleine Sphinx aus Sandstein (H. 15,40 x L. 23 x T. 10cm / Gewicht: 2,82 kg / Vorderseite des Sockels ist beschädigt) ursprünglich auf das Neue Reich datierte, geht man heute eher davon aus, dass es aus dem späteren Mittleren Reich stammt, als man dort damit begann, Bergbau zu betreiben. Petrie sah zwischen den Pfoten der Figur angeblich einen königlichen Namen, der aber heute unleserlich ist. Die wichtige Protosinaitische Inschrift befindet sich auf der linken Schulter und an der Basis (Quelle: Nigel Strudwick, 2006 / Kurator des Brit. Museum - Online-Katalog)
Bild: CC BY-NC-SA 4.0  © The Trustees of the British Museum.

 

Der Sinai: Wadi Maghara

Die Türkisminen des Wadi Maghara befindet sich im Südwesten der Sinai-Halbinsel - und liegen an den Hängen zweier Täler am Ostende des Wadi Sidra, östlich von Abu Rudeis an der Küstenstrasse und nördlich von Wadi Feiran. Auf mehreren Felswänden befinden sich Reliefinschriften der Könige Ägyptens, die ihre Expeditionen zum Abbau der kostbaren Mineralien - vor allem Türkis und Kupfer, hier dokumentierten, welche in der Gegend gefunden wurden. Besonders wertvoll waren die Türkise, die im alten Ägypten für Schmuck und die Ausschmückung von Statuen verwendet wurden. Zumindest bis ins Neue Reich waren die Minen im Wadi Maghara eine reichhaltige Quelle für Türkis und Kupfer. Die Mine aus der Zeit Thutmosis III./Hatschepsut war mit ihren Ausmaßen von 7,5m Tiefe, 1,7m Breite und 2,5m Höhe (Quelle: Thomas Hikade, SAGA 21) nicht besonders groß, unterscheidet sich jedoch deutlich von den später "erweiterten" Minen des letzten Jahrhunderts.

Im Wadi Maghara befindet sich eine Felsinschrift, die in das Jahr 16 von Thutmosis III./Hatschepsut datiert wird (W. Helck Urk. IV, 1377 – 1378 / Sinai 181). Es ist die einzige Inschrift des Neuen Reichesd im Wadi Maghara. Aus dem Text aus dem Jahr 16 Thutmosis III./Hatschepsut geht hervor, das ein $rw=f Horchuf ausgesandt wurde, um an der Spitze der Expedition die Täler nach dem abzusuchen, was Seine Majestät wünscht.

Inschrift in 3 Zeilen - unter dem Bildfeld - lautet: (13)

  1. [.......] den der König an die Spitze seiner Expeditionstruppe [gesetzt hat], um die [geheimnisvollen] Täler zu durchziehen

  2. [Vertrauter] des Horus im Palast, indem er seiner Majestät darbringt, was ihr zukommt

  3. $rw=f, der aufs neue lebe, der Ehrwürdige. 

Wadi Maghara Felsinschrift
aus dem Neuen Reich
Sinai-Inschrift Nr. 44

Wadi Maghara Felsinschrift aus der 18. Dynastie, Zeit Hatschepsut/Thutmosis III. aus dem Jahr 16 (Quelle:Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, Bard & Shubert, Routledge-Verlag, 1999,  S. 878

Die Stele aus Sandstein ist 0,87cm hoch und 0,75cm breit und wurde nahe einer Neuen Reich Mine gefunden (siehe SAGA 21 Thomas Hikade). Im Bildfeld opfert Thutmosis III. ein Spitzbrot an Hathor, die Herrin der Türkise (links), während rechts Hatschepsut zwei Weingefäße an Sopdu, den Herrn des Ostens, opfert. Darunter befinden sich Reste einer Inschrift. Über der bildlichen Szene befindet sich die Jahresangabe: Regierungsjahr 16 Seiner Majestät......

Bild: Lepsius LD III. 28 - 2
- gemeinfrei -

 

 

Festungen entlang des Horusweges

Zwar gibt es unter den Ägyptologen unterschiedliche Meinungen bezüglich des Beginns der militärischen Route oder über den "Horusweg" (Route des Großen Horus), aber dennoch ist man sich über die Existenz dieser Route allgemein einig. Lt. dem Schlachtrelief von König Sethos im Säulenhof des Karnak-Tempels gibt es an dieser Route in Abständen von Tagesmärschen 11 Festungen und Militäranlagen, die dem Schutz des Weges und zur Versorgung der ägyptischen Truppen dienten.

In der frühdynastischen Zeit und im Alten Reich führte der "Horusweg" noch in das damalige primäre Zielgebiet der Türkisminen auf der Sinai-Halbinsel, später dann über Pelusium bis nach Giza. Die Region um die Festung von Sile bildete im Neuen Reich zunächst unter Thutmosis III. den neuen Startpunkt des "Horusweges", der für Feldzüge oder Expeditionen als Haupthandelsroute in die Region von Retjenu (altägyptische Bezeichnung der Region des heutigen Israels/Palästinas und Syriens, die sich von Sile bis Naharina erstreckte). 

Die Ägyptologen haben bisher die Überreste von vier der wohl insgesamt 11 Festungen gefunden (zwei in Qantrah Sharq / östliches Qantarah) in Tell Habouh und Tell Al-Borg; die dritte in Bir Al-Abd und die vierte im Gebiet Kharoub in der Nähe von Al-Arish - Quelle: 14), welche an der einstigen militärischen Route, dem sog. "Horusweg" der Könige der 18. und 19. Dynastie gelegen haben. 

Lt. dpa Kairo erklärte 2007 der Generalsekretär der Altertümerverwaltung in Kairo Zahi Hawass, dass die Forscher nun "das bislang wichtigste Gebäude des Horusweges entdeckt haben, das 250 x 500 m große "Fort Tharu"(altägyptisch: Pa-chetem-en-tjaru) im Gebiet von Tell Habouh, eine Festung, die 3m östlich des Suez-Kanals auf der Sinai-Halbinsel liegt". Sie war wohl die erste Festung auf dem sog. Horusweg im Neuen Reich und wurde lt. Zahi Hawass wahrscheinlich unter Thutmosis III. erbaut und blieb während der gesamten Zeit des Neuen Reiches in Betrieb. Lt. den Mitteilungen der ägyptischen Altertumsbehörde wurden auch die Mauern eines zur Festung gehörenden Tempels aus dem Neuen Reich gefunden. Er liegt den Angaben zufolge vier Kilometer östlich des Suez-Kanals und besteht aus vier rechteckigen Räumen, deren Decken einst von 34 Säulen getragen wurden. Die Archäologen fanden an den Resten des Gebäudes Reliefs, die neben altägyptischen Gottheiten auch die Könige Thutmosis III. und Ramses II. zeigen. Es wurden auch drei Blöcke aus Kalkstein von dem östlichen Tor der Tjaru-Festung geborgen werden. Da die Blöcke jeweils 3m lang und 1m breit sind, muss das Tor lt. dem Antikenminster Mamdouh el-Damaty einst sehr groß gewesen sein. Alle hier gefundenen Objekte sollen später einmal in einem geplanten "Military-History-Museum ausgestellt werden, das auf der Eastbank des Suez-Kanals entstehen soll.

Lt. Hawass hatte die Festung "34 Türme und Mauern aus gebrannten Lehmziegeln, die bis zu 13 Meter dick seien. Rund um die Festung habe es einst einen Wassergraben gegeben. Den Zugang bildete eine hochklappbare Holzbrücke. In der Festung befand sich eine Station der ägyptischen Armee, die Kasernen der Soldaten und die Häuser der Offiziere, die zentralen Geschäfte des Staates und ein Pferdestall. Lt. den überlieferten Schriften der pharaonischen Zeit war die Festung die erste, die durch zwei parallele Mauern befestigt wurde - gefolgt von 11 weiteren Festungen, die alle als Frühwarnpunkte vor dem Eintreffen einer feindlichen Armee warnten". 

Von einer amerikanischen Mission wurde ca. 10km östlich des Suez-Kanals eine weitere, jedoch kleinere Festung am Horusweg gefunden und ausgegraben. Eine dritte Festung wurde durch ein französisches Team ca. 25 km vom Suezkanal entfernt gefunden - sie maß 70 x 100 m.

Byblos

Durch die Inschrift des Minmose in Medamud werden eine Bautätigkeit Thutmosis III. in Byblos erwähnt.

weiter zu
Bauten Thutmosis III. in Nubien (noch Baustelle)

 

Literatur und Quellen:
1. dt. Wikipedia: Thutmosis III.
2. Manfred Bietak: der Palastbezirk am Pelusischen Nilarm (Areal H) - online-Version
3.
Klara Dietze, Das Korpus der Mauerstelen Thutmosis III. und die Innere Umfassungsmauer im Tempel von Heliopolis, Universität Heildelberg 
   - onlineversion - )
4. Asyut - dt. Wikipedia 
5. Ute und Andreas Effland, Abydos, Tor zur ägyptischen Unterwelt, Philipp v. Zabern-Verlag, Sonderband der Antiken Welt 2013). 
6. Wilkinson: Die Welt der Tempel im Alten Ägypten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, S. 144).
7. Silke Grallert: Bauen-Stiften-Weihen, Achet-Verlag 2001
8. Wikipedia: Koptos und Qift (engl. Wikipedia)
9. Wikipedia: Elephantine
10. Werner Kaiser, Günter Dreyer u. a. in MDAIK 36, 1980, Philipp v. Zabern-Verlag, Mainz  (Stadt und Tempel von Elephantine)
11. Der Tempel des Chnum der 18. Dynastie auf Elephantine, Teil 1, Martin Bommas, M.A. Heilbronn, 2000 - online-Version Pdf
12.
Stadt und Tempel von Elephantine, MDAIK 72 - 2016 -online-Version, Stephan Seidlmayer, Felix Arnold, Jörg Drauschke, Peter Kopp u.sa)
13. Das Expeditionswesen im ägyptischen Neuen Reich, SAGA 21, Thomas Hikade, Heidelberger Orientverlag 2001
14. Tour Egypt: online-Version The Horus Military Route in Egypt
15. Wikipedia: Horusweg

 


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