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Biografie Thutmosis III.

Grab Thutmosis III.

Bauten in Karnak Thutmosis III.

Bilder oben: links Rechmire, public domain - rechts Useramun, public domain

Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite -nummerierte Verweise im Text
PM = Porter Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Einleitung
Theoretisch war der König im Alten Ägypten im Besitz des Landes und die Bürokratie wuchs als Mittel zum Eintreiben und Umverteilen aller ägyptischen Waren und Produkte im Namen des Herrschers (siehe:
Betsy Bryan: Administation in the Reign of Thutmose III. in Eric H. Cline, David O'Connor: Thutmose III: A New Biography. Ann Arbor 2006, S. 70). Viele der Quellen stammen aus den Biografien, die uns in den Beamtengräbern - insbesondere den thebanischen - hinterlassen wurden. Wichtigster Dienst für die meisten Beamten war der "Dienst am König und für das Reich". "Für den König zu handeln, sich vor ihm zu bewähren und von ihm belohnt zu werden, war zum größten Teil (lt. der Biografien) offenbar der Lebenssinn eines Beamten in dieser Zeit. Der Übergang von der Herrschaft Hatschepsut zur Alleinherrschaft von Thutmosis III. ging wohl nicht ohne Unterstützung der wichtigsten Beamten vor sich. Ihr Andenken wurde nach diesem Übergang nicht verfolgt. Als "neue Beamten-Klasse" erschienen ab der Alleinherrschaft von Thutmosis III. die Veteranen seiner Asien-Feldzüge, die sich ihre hohen Positionen in der Verwaltung durch ihre Treue als tapfere Krieger und Freunde des Königs erwarben.

Die obersten Beamten im Staat waren die Wesire (altägyptisch: Tjati). Dieses Wesirat wurde spätestens unter Thutmosis III. für die Reichsteile Ober- und Unterägypten geteilt. Bis zum Jahr 5 in der Ko-Regentschaft unter Hatschepsut und Thutmosis III. amtierte "Ahmose Aametju" als Wesir. Ihm folgte sein Sohn "Useramun" in dieses Amt und danach sein Neffe Rechmire. Wesir von Unterägypten war" Neferweben" (wahrscheinlich der Vater des Wesirs Rechmire) (1).

Eine weitere sehr einflussreiche Position war im frühen Neuen Reich das Amt des Schatzmeisters (Imj-rA-xtmt / Imi-ra-chetemet ), wörtlich "Vorsteher des Siegels". Es beinhaltete die Verwaltung der königlichen Einkünfte aus ausländischen Abgaben und aus den Handelsunternehmungen, die Organisation von Expeditionen und die gesamte Palastverwaltung. Eine der organisatorischen Tätigkeiten des Schatzmeisters war die Eintreibung und Verteilung von Getreide. Der "Vorsteher der beiden Scheunen von Ober- und Unterägypten" war verantwortlich für die Überwachung dieser Tätigkeiten, die Aufzeichnungen darüber und die Berichterstattung der Erträge beim König.

Weitere hohe Verwaltungsämter waren die Herolde, die bevollmächtigt waren, im Namen des Königs zu sprechen (in etwa wie die heutigen Regierungssprecher). Die höchsten Beamten im religiösen Bereich waren die Hohepriester (des Amun, des Ptah), aber auch die niedriger angesiedelten Priester mit dem Titel eines "Zweiten Amunpriesters" von Karnak, in deren Aufgabenbereich die Inspektion der Werkstätten im Amun-Tempel, die Kontrolle und Organisation verschiedener Tempel-Zeremonien und die Entgegennahme von Tributen an den Tempel des Amun gehörte, sind zu erwähnen.

Großen Einfluss hatten in der 18. Dynastien auch die "Erzieher der Königskinder", unter deren Obhut diese standen. Die Inhaber dieses Amtes waren sowohl männlich als auch weiblich.

Als letztes sollen hier noch die Beamte des Militärs und der Polizei genannt werden. In der frühen 18. Dynastie - sogar bis hin zur Amarna-Zeit - wurden die hohen Militärs nicht nur in diesem Bereich ausgebildet, sondern sie stammten oft aus Positionen, die mit Registrieren und berechnen zu tun hatten. Ausschlaggebende Qualifikationen waren also Organisationstalent und Rechenkünste, wobei der Erfolg einer militärischen Aktion auch stark von Organisation, Einteilung der Soldaten und Beschaffung der Ausrüstung (sowie der Waffen) zu tun hatten (siehe: Julia Budka: Hohe Verwaltungsbeamte unter Thutmosis III. in Kemet, Bd. 10, Nr. 3, Berlin 2001, S. 30)..

Name Titel / Tätigkeit Grab
Ahmose Aa-metju Wesir TT 83 Sheikh Abd el-Qurna
Useramun Wesir TT 61 / TT 131 Sheikh Abd el-Qurna
Neferweben Wesir / Unterägypten unbekannt wahrscheinlich Saqqara
Rechmire Wesir TT 100 Sheikh Abd el-Qurna
       
Tay Schatzmeister ------ --------
Sennefer Schatzmeister TT 99 Sheikh Abd el-Qurna
       
Nehi Vizekönig von Kusch TT D1 Qurnet Murai
       
Iamunedjeh 1. königlicher Herold TT 84 Sheikh Abd el-Qurna
       
Mencheperreseneb Hohepriester des Amun TT 86 / TT 112 Sheikh Abd el-Qurna
Puiemre II. Priester des Amun TT 39 El-Chocha
Amenemhet Tempelverwalter/Administr. TT 53 Sheikh Abd el-Qurna
       
Bener-merut Prinzenerzieher    
Min Prinzenerzieher, Bürgermeister von Thinis TT 109 Sheikh AQbd el-Qurna
Djehuti General u. Truppenvorsteher   Saqqara
       
       

 

Wesire

 

Ahmose Aa-mehu
- genannt "Ahmose" -

Aa-mehu (genannt "Ahmose") diente während der Herrschaft von Thutmosis II und danach in den ersten Jahren (bis zum Jahr 5) der Ko-Regentschaft von Hatschepsut und dem jungen Thutmosis III. als Wesir. Der Name seiner Ehefrau war Ta-Amethu (wird im Grab TT 131 ihres gemeinsamen Sohnes Useramun als Eltern genannt). Ihre gemeinsamen Kinder waren die Wesire Useramun (der ihm zu Ehren die Nordwand eines am Gebel el-Silsile errichteten Fels-Schreines Nr. 17 widmete) und Neferweben.     

Felsschrein Nr. 17 am Gebel el-Silsile

Useramun, der Sohn des Ahmose Aa-mehu widmete diesen Schrein für seinen Vater. An der Rückwand des Schreines befinden sich die Figuren von 4 Personen, gekleidet im osirischen Gewand. Auf der linken Seite sitzen der Schreininhaber Ahmose und seine Frau - rechts von ihm seine beiden Kinder.
Bild:     GebelSilsilaShr17
Autor:  Roland Unger, Wikipedia Aug. 2006
Lizenz: CC BY SA-3.0 Deed

Zwei weitere Söhne sind bekannt: Amenhotep, ein Aufseher des Magazins des Gottes Amun und Aa-cheper-ka-re, ein Prophet des Gottes Month. Des weiteren hatten Amehu, genannt Ahmose und seine Frau Ta-Amethu mehrere Enkelkinder, die namentlich belegt sind: Der spätere 2. Prophet des Amun mit Namen "Merymaat" war ein Sohn von Amenhotep (Aufseher des Magazins von Amun). Der spätere Wesir Rechmire war ein Sohn von Neferweben. In der frühen Regierungszeit unter Thutmosis III./Hatschepsut bekleidete Amehu zudem die Ämter eines "Obersten Richters und Stadtvorstehers ("Imi-ra-njwt"). Bei den Titeln handelt es sich um die höchsten Ämter in der Verwaltung und der Inhaber der Ämter war nur dem König selber rechenschaftspflichtig. 

Bekanntermaßen gab es in dieser Periode des Neuen Reiches nur drei Personen, die diese Titelkombination innehatten: Aa-metja (TT 83) während der 1. Hälfte der Regierungszeit von Hatschepsut/Thutmosis III., sein Sohn Useramun (TT 61 und TT 131), der im Jahr 5 von Thutmosis III. dieses Amt antrat und schließlich dessen Neffe Rechmire (TT 100) am Ende der Regierungszeit von Thutmosis III. und zu Beginn der Regierung von Amenophis II. Die beiden großen Titel "Bürgermeister und Wesir" sind daher seit drei Generationen im Besitz derselben Familie. Die hohe Machtfülle, welche diese Familie durch diese beiden Ämter besaß, könnte erklären, warum später offenbar Rechmire in Ungnade gefallen ist.

Beschreibung der Grabanlage TT 83
Amehu, genannt Ahmose besaß ein Grab in Sheikh Abd el-Qurna (einem Teil der thebanischen Nekropole am Westufer des Nils, gegenüber von Luxor), das die Nummer 83 trägt. Das Grab TT 83 (Lepsius Nr., 41) war seit dem 19. Jahrhundert bekannt und wurde von dem Ägyptologen John Gardiner Wilkinson erforscht. Diese Anlage befindet sich etwas unterhalb von TT 60, des berühmten Grabes von Antefoqer und Senet.

TT 83 gehört zur Kategorie der sogenannten "Saff-Gräber" (der arabische Begriff "Saff" wird allgemein mit "Reihe oder Reihen übersetzt), d. h. architektonische Strukturen, welche an der Fassade eine Reihe von in den Fels oder in den Boden gegrabenen Säulen darstellen (it.wikipedia.org/wiki/TT83). Obwohl diese Architektur vorwiegend bei Gräbern des Mittleren Reiches zu finden ist, nehmen die Ägyptologen (vor allem Friederike Kampp) an, dass es sich hier nicht um ein  wieder verwendetes Grab aus dem Mittleren Reich handelt, sondern tatsächlich um eines aus der 18. Dynastie, das in der Regierungszeit von Thutmosis III. erbaut wurde.

Wie in dieser Zeit üblich befindet sich vor der fast 25m breiten Fassade, die aus Säulenreihen bestand und vor dem eigentlichen Eingang in den anstehenden Felsen geschnitten war, ein Innenhof, bei dem aber nach den von Richard Wilkinson durchgeführten Arbeiten bei der Untersuchung des Grabes nur noch sehr wenig von der ursprünglichen Struktur gefunden wurde. Außer den Überresten eines verstürzten Grabschachtes zweifelhafter Herkunft wurde nichts mehr entdeckt. 

Der Portikus war direkt in den Hügel geschnitten und besteht aus acht aus dem anstehenden Felsen gehauenen annähernd quadratischen Säulen, die bemalt waren. Die Grab-Decke und auch die einst verputzten und dekorierten Säulen des Atriums sind sehr stark beschädigt und zeigen heute nur noch Spuren der Titel des Verstorbenen. 

In der Mitte der Rückwand führt eine einzelne Tür zu einem langen Korridor, der heute zugemauert ist. Dieser gerade verlaufende Gang führt 16 m tief in den Hügel hinein. Eine inzwischen allgemein in der Ägyptologie gefestigte Hypothese besagt, dass der 16 m lange und 1,70 m breite Korridor, der  tatsächlich das eigentliche Grab darstellt, der dann in seinem ursprünglichen Anfangszustand verändert und bei "Fertigstellung" in ein Grab umgewandelt wurde. Der Eingang ist ohne ein zusätzliches Mauerwerk in den Felsen geschnitten, was belegt, dass er aus der Zeit der Konzeption des Grabes stammt und keine spätere Ergänzung darstellt. Ein umgekehrtes "T" war typisch für Grabanlagen in dieser Zeit mit der Hinzufügung einer Grabkammer und eines Querraums.

An den Wänden des Korridors befanden sich früher Dekorationen von hoher Qualität, welche Ritenszenen vor Mumien zu Ehren des Verstorbenen und eine Inschrift mit den Titeln seines Sohnes User (Besitzer der Grabanlagen TT 61und TT 131) zeigten. Diese von Porter & Moss 1927 zitierten Dekorationen sind heute nicht mehr vorhanden.

*

Die Grabanlage besitzt eine besondere Panoramalage, die zur damaligen Zeit eine fantastische Aussicht über das gesamte Tal bot. Die besonderen klimatischen Bedingungen, welche die Temperatur konstant hielten und die gute Aussicht über das Tal, führten dazu, dass TT 83 von vielen Ägyptologen als temporäres "Zuhause" genutzt wurde. Man konnte das Ramesseum, die Memnon Kolosse, Medinet Habu und in der Ferne den Karnaktempel überblicken. Der amerikanische Ägyptologe John Wilson schrieb dazu: "Es ist ständig ein faszinierendes Panorama, dessen Farben sich jede Stunde ändern “. Der britischen Ägyptologie, Sir Gardner Wilkinson hatte schon früh den großen Vorteil erkannt, in einem Grab während der Ausgrabungskampagnen zu leben und nahm in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts das Grab als Quartier. Noch heute ist die Grabanlage als "das Haus von Wilkinson" bekannt. Um es an seine Bedürfnisse anzupassen, ließ Wilkinson Lehmziegelwände zwischen den Pfeilern des Portikus und deren Rückwand einziehen und so viele Räume erschaffen, dass sein "Haus" am Ende der Arbeiten aus einem Vorzimmer, Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, einem Esszimmer, einer Küche, Dienstbotenzimmer und einem Taubenschlag bestand. Aus den Aufzeichnungen von Wilkinson geht hervor, dass die Fragmente eines Sarkophags als Feuerstelle für das Kochen von Speisen verwenden ließ. Nach Beendigung der Arbeiten wurde TT 83 schließlich aufgegeben und die "Einbauten" schließlich nach und nach abgebaut, um Ziegel oder Holz zu gewinnen (2).

In späteren Jahren schloss sich ihm Robert Hay Wilkinson an und brachte eine Griechin mit, die er auf dem Sklavenmarkt in Kairo gekauft hatte (!) und die er dann heiratete. Es folgten danach viele Besucher, welche diese "Residenz" besuchten und wo regelmäßig Partys gefeiert und Empfänge gegeben wurde. Nach dem Fortgang der beiden "Wilkinsons" blieb das Grab nicht lange unbewohnt. Neben Edward Hogg und seinem Freund Fulgence Fresnel, die dort residierten, wohnte auch Karl R. Lepsius dort, gefolgt von Alexandre Rhind und dem amerikanischen Künstler Joseph Smith mit seiner Familie (2). 

Useramun (genannt "User")

Useramun amtierte während der 18. Dynastie unter Thutmosis III (sowie Hatschepssut) als Wesir und trug ebenfalls wie sein Vater und Amtsvorgänger Ahmose Aa-metja den Ehrentitel "Stadtvorsteher". In seinem, 1. Grab (TT 61) in der Nekropole Sheihk Abd-Qurna erscheint Amunuser mit seinem abgekürzten Namen "User".

Der Vater von Useramun war der oben genannte Wesir Ahmose (er wurde meist mit seinem Kosenamen "Aa-metju" genannt), seine Mutter war eine Frau mit dem Namen "Ta-Amethu", die in seinem Grab TT 131 genannt wird. Useramun (hier mit seinem Kurznamen "User" genannt) war der Onkel des berühmten späteren Wesirs "Rechmire". Seine Frau trug den Namen "Tjuju" und wird in seinem Grab als "Herrin des Hauses" bezeichnet. Mit ihr hatte User 12 Kinder, von denen 5 Söhne namentlich genannt werden:

  1. Merimaat (Zweiter Prophet des Amun)
  2. Sa-menchet (Nachfolger als Schreiber des Gottesschatzes von Amun)
  3. Amenemhet (Wab-Priester)
  4. Meri (Wab-Priester)
  5. Userhat (ohne Titel)

Töchter: Baket (Chorsängerin des Amun) - die anderen Töchter werden nicht weiter erwähnt (3).

User bekleidete schon unter Thutmosis I. das Amt eines "Schreibers des Gottesschatzes im Tempel des Amun" und wurde dann (gemäß der Datierung von Thomas Schneider für Thutmosis II.; in Erik Hornung: die Grabkammer des Wesirs User, 1961, S. 116) am 1. Achet I (13. August) 1475 v. Chr. im 5. Regierungsjahr von Thutmosis III. zum Wesir ernannt. Zwei Texte über die Ernennung des Wesirs Useramun sind bekannt: der erste stammt aus seinem Grab TT 131 und der andere Text - in hieratischer Schrift - ist auf der Rückseite des Turiner Papyrus Cat 1878 verzeichnet und stammt aus der Ramessidenzeit (wahrscheinlich aus der 1. Periode der 20. Dynastie) als die Erinnerung an den mächtigen Wesir Useramun offensichtlich noch eine große Rolle spielte. Der Text auf dem Papyrus - der im Ägyptischen Museum Turin aufbewahrt wird - wirft auch Fragen zum Thema "Beschneidung" und "Verwendung von Silber- und Goldanleihen bei der Amtseinführung des Ministers bzw. des Königs auf". Die beiden Dokumente sind natürlich unterschiedlich lang und nimmt im Grab die Hälfte der Mauer ein und wurde in hieroglyphischer Schrift aufgezeichnet (4).

Der Papyrus im Museum Turin befindet sich seit 1824 in der Sammlung des Museo Egizio in Turin. Von dem gesamten Text sind neun fragmentarische Zeilen erhalten geblieben und wurden mit schwarzer und roter Tinte geschrieben. Die gleiche Betonung von Vater und Sohn befinden sich in der Phraseologie beider Texte (4):

".....schon unter deinem Vater bekleidete ich das Amt (Pap. Turin Kat. 1878)......Du hast seinem Sohn, dessen Name User ist, als Schreiber des göttlichen Siegels im Tempel des Amun eingesetzt. Sein Vater war bereits im Gefolge deines (Groß-)Vaters, des Königs von Ober- und Unterägypten (Aa-cheper-ka-Re)|, gerechtfertigt". (4)

Zwei Texte des Königspapyrus Turin sowie eine Inschrift aus seinem zweiten Grab (TT 131) erwähnen bei seiner Ernennung zum Wesir den Umstand, dass seine Beschneidung schon 30 Jahre zurücklag. Seine Geburt fiel demnach in das 10. Regierungsjahr von Amenophis I. (Thomas Schneider - siehe oben).

User erreichte offenbar ein recht hohes Alter und war wohl ohne Unterbrechung durch den Tod seines Königs in den Diensten der Nachfolger, denn im Gegensatz zu Senenmut und dem Hohepriester Hapuseneb, die als hohe Beamte in den letzten Regierungsjahren von Königin Hatschepsut ihre Ämter nicht mehr ausübten, überdauerte User deren Tod. Er übernahm nach dem Regierungswechsel zu Thutmosis III. das Amt eines "Vermögensverwalter des Amuntempels", das vorher der Majordomus von Hatschepsut, Senenmut innehatte und nach dem Tod der Hatschepsut mit dem Amt des Wesirs vereinigt wurde. Zum letztenmal ist der Name von Useramun auf einer Stele aus dem 28. Regierungsjahr von Thutmosis III. belegt. Da schon sechs Jahre später sein Neffe Rechmire als Wesir belegt ist, muss Useramun kurz nach dem 28. Regierungsjahr gestorben sein. Er war der einzige Wesir der 18. Dynastie, für den das genaue Datum seiner Ernennung in dieses Amt bekannt ist: 1. Tag des 1. Monats der Achet-Zeit im Jahre 5 von Thutmosis III. (4).

Von Useramun haben sich zwei Statuen erhalten. Zwei befinden sich in Kairo (Doppelstandstatue JE 37390 und Sitzstatue aus Kalkstein CG 42119/JE 37326) sowie eine Würfelhockerstatue, die sich heute im Louvre (Paris) befindet (A 127). Von der Sitzstatue aus Kalkstein (leider kein Bild) hat sich nur der untere Teil der Statue (seine Frau und seine Eltern Amethu und Taa-methu sind im Relief an den Seiten dargestellt. Die Doppelstand-Statue und die Sitzstatue wurden in der Karnak-Cachette gefunden. Legrain gibt als Funddatum 1906 an (siehe dazu, Dziobek, Denkmäler des Vezirs User-Amun, Heidelberg 1998)

Doppelstatue  User und Tjuju
- heute: Kairo CG 42118/JE 37390 -

Würfelhocker-Statue User
- heute Louvre, Paris A 127/E6248 Kalkstein -
H. 103 cm - B. 50 cm - T. 71 cm

Die Doppelstandstatue des Wesirs Useramun und seiner Gemahlin war aus Granit gearbeitet und fand sich in der Karnak-Cachette. Der Wesir und seine Frau umfassen jeweils den anderen mit ihren Armen. Useramun trägt das typische Gewand eines Wesirs. In der Inschrift auf dem Würfelhocker wird User als iry-pat (Reichsgraf), Prinz, Mund von Nechen, Priester der Maat, Würdenträger, Stadtvorsteher, der des Vorhangs und Wesir benannt. Gefunden wurde die Statue in Karnak-Ost und gelangte als Geschenk der Sammlung Maunier, V. Galli 1875 in das Museum.

Bild: Georges Legrain, Public domain
Wikipedia

Bild: SAGA 12 -  Seite 68

Grabanlagen:
User besaß - wie in dieser Zeit bei hohen Beamten üblich - einen aus zwei Teilen bestehenden Grabkomplex (TT 61 und TT 131). Aus einer Stele seines Haushofmeisters Amenemhat - aus dem 28. Regierungsjahr seines Königs Thutmosis III. erfährt man, dass dieser für die Errichtung des Grabes TT 131 von Useramun verantwortlich war (E. Dziobek, Theben Tombs as a Source for Historical and Biographical Evaluation: The Case of User-Amun in: Assmann u. a. 1995, 131). 

Grab TT 61
Bei dem Grab Theben tomb 61 handelt es sich um ein Korridorgrab, das räumlich einem "Längsgrab" entspricht und auch inhaltlich in Bezug auf die Dekoration einen deutlichen Unterschied zu dem zweiten Grab TT 131 aufweist. So befinden sich im Grab vorwiegend religiöse Theben vom jenseitigen Leben wie Totenopferszenen, ein Schlittenzug mit dem Sarg, Speiseopferszenen, Anbetungsszenen, ein Mundöffnungsritual und die einzige Version des Amduats in einem nicht-königlichen Grab, was beweist, dass Useramun Zugang zu einem ausschließlich königlichen Textkorpus hatte

Die Dekorationen in Kurzfassung:

  1. Begräbnisprozession

  2. Opferliste, Opfertexte, Namen und die Titel des Grabherrn

  3. der Grabherr, sitzend

  4. Gäste, seine Tochter Aahmose opfert ihren Eltern

  5. Opferdarbringung durch 4 Töchter (bringen Öle) und Söhne (bringen Salben)

  6. die Gäste opfern vor dem Grabinhaber und seiner Gemahlin

  7. der Grabherr und seine Frau. Zwei Mädchen opfern Kleidung, Frauen mit Salbopfern - darüber Krüge

  8. der Grabinhaber opfert Anubis, flankiert von einer zerstörten westlichen Göttin und einer östlichen Göttin.

  9. eine weitere Opferliste befindet sich an der Seite einer der Bänke. An der Wand ein Text mit dem Namen des Vaters.

Planzeichnung - nach Porter & Moss
bearbeitet von Nefershapiland

Eine Beschreibung der Grabanlage wurde von Säve-Söderbergh in seinem Werk "Private tombs at Thebes" publiziert. Das Grab wurde ursprünglich im Mittleren Reich angelegt und im Neuen Reich dann wiederverwendet. Der Eingangsschacht zur Sargkammer befindet sich im Vorhof. Von dort aus führt eine absteigende Passage bis unter die eigentliche Sargkammer. Der Vorhof ist in späterer Zeit teilweise durch ein Erdbeben abgerutscht. Später wurde dann der Grabschacht neu eingefasst und gesichert. Die Querhalle besitzt zu beiden Seiten mastabaähnliche Sitzbänke. 

An den Wänden der Grabkammer befanden sich Texte und Szenen aus den Totenbüchern, was für ein privates Grab äußerst ungewöhnlich war. Vom Amduat sind praktisch alle 12 Stunden mehr oder weniger gut erhalten. Die hieroglyphische Schriftzeichen und die Darstellungen der Figuren waren mit schwarzer und roter Tusche gezeichnet - wie auf einer Papyrusrolle. In TT 61 befindet sich auch der älteste Beleg für die Sonnenlitanei mit Text und Figuren - wenn auch nicht komplett in seiner ganzen vollständigen Fassung (5). 

Grab TT 131
Nachdem Useramun zum Wesir ernannt wurde, begann er vermutlich mit dem Bau eines weiteren Grabes - ebenfalls in Sheik Abd el-Kurna. Aber die zeitliche Abfolge der beiden Gräber des Useramun ist umstritten. Nach E. Dziobek (in MDAIK 454, 1989 und Die Gräber des Veziers User-Amun, Theben Nr. 61 und 131 (`= Archäologische Veröffentlichungen Bd. 84) von Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-1495-7
) wurden beide Gräber innerhalb eines Zeitraumes von nur sechs Jahren angelegt. Die Anlagen unterscheiden sich (lt. A. Schlüter in Ägypten und das Alte Testament, Nr. 78) in ihrer architektonischen Struktur sowie dem Ausmaß ihrer Ausgestaltung. Das Grab TT 131 ist bemerkenswert, denn D. Dziobek konnte bei den jüngsten Untersuchungen nachweisen, dass die Grabanlage einen Oberbau in Form einer Pyramide besaß. In TT 242 ist lediglich die Querhalle dekoriert und bei der Grabanlage TT 61 liegt die Betonung auf den Längsraum. 

Fassade des Grabes von Useramun TT 131

Das Grab besteht aus einem 9 m tiefen Vorhof, einer 20,82 m langen Querhalle und einem kurzen Längsraum. Im rückwärtigen Teil des Längsraumes befinden sich zwei gegenüberliegende Kammern. In der Querhalle, die von Norden nach Süden orientiert ist, befinden sich reichhaltige Dekorationen. Es werden Szenen dargestellt, die das Wesiratsamt zeigen und seine Berufung ins Amt, Entgegennahme von Steuern, Tributannahme von Fremdvölkern sowie Kulthandlungen.

Im Norden der Querhalle befinden sich die Tributbringer-Szenen der Fremdländer (rechter Teil der Westwand Nord - in 6 Registern).

Dekoration:
1.  Äußerer Türsturz und Pfosten: der Grabherr vor den Kartuschen 
     König Thutmosis III, der Grabherr sitzend und Opfertexte. Im Durch-
     gang der Grabherr, Hymnen an Amun-Re. Auf dem inneren Türsturz
     und Pfosten Opfertexte.
2.  zwei Register: Opfer an User, Kornhaufen
3.  drei Register: Juweliere? vor User, User inspiziert Rinder
4.  vier Register: Festbankett mit weiblichen Musikanten, Opferträger,
     die Honig usw. bringen. Der Grabherr mit seiner Frau. User inspiziert
     Gefangene und nimmt Tribute aus Nubien entgegen.
5.  linke Seitenwand der Querhalle:
     Oben zwei Frauen mit Blumensträuße vor [Eltern Amethu und seine
     Gemahlin). 
6.  Zwei Register: User inspiziert Steuern, Gerichtsgebäude mit Steuer-
     zahlern und Schreibern.
7.  Vier Register: Steuerzahler; 2 Männer mit Tieren u. Getreidehaufen,
     Goldringen, Männer mit Waren u. Gold, Text m. Aufgaben d. Wesirs.
8.  Der alte Wesir Amehu (Vater des Grabherrn) mit Dienern, 
     Höflingen und Grabherrn als Schreiber vor dem König und s. Ka,
     der in einem Kiosk sitzt; Text mit Ernennung von User zum Wesir.
9.  Zwei Register: Thutmosis III. wird in einer Sänfte getragen,   
     Prozession mit großer Begleitung und User als Wesir und Militär
     Eskorte und Kapelle mit Klappern, Trommler u. Trompeter, Männer
     vor Ahmose-Amentu.
10. Der Grabherr auf Wüstenjagd (Reste von Szenen).
11. Der Grabherr vor 6 Registern: Tributzahlungen, Kreter mit Stierkopf
      und Stierstatuette, Syrer mit Frau und Kind, Männer mit Waren.
12. Reste eines Textes: Ernennung zum Wesir
13. Eingang zur Kapelle: auf dem äußeren Türsturz und Pfosten Texte 
      von Thutmosis III.

Die Kapelle selbst blieb unvollendet. Das Grab weist Zerstörungen auf, die wohl in der Armarna-Zeit erfolgten.

Bild: Aus Porter & Moss 
Bearbeitet von Nefershapiland

E. Dzibek fand des weiteren Reste eines Gebäudequadrates mit 72° steilen Böschungswinkeln, umgeben von einem nischengegliederten Sockel. Somit ist dieses Grab der älteste Nachweis für eine Pyramide für eine nichtkönigliche Person im Neuen Reich. Am rechten Teil der Eingangswand befindet sich eine Pylondarstellung auf einer Basis. Die Pylontürme sind im Verhältnis zur Höhe schmal. Vor dem Pylon standen zwei Flaggenmasten.

TT 131 weist zum Hof hin eine nischengegliederte Fassade auf - wobei in den Nischen die Titel des Grabinhabers verzeichnet sind. Auf dem äußeren Türsturz und dem Pfosten ist User vor den Kartuschen Thutmosis III. zu sehen, des weiteren der Grabherr sitzend und Opfertexte.

Fassade des Grabes von Useramun TT 131

Lt. der Stele des Haushofmeisters Amenemhat aus dem 28. Regierungsjahr von Thutmosis III. erfährt man, dass dieser für die Errichtung des Grabmals verantwortlich war.

Das Grab befindet sich in mittlerer Höhe des Ostabhanges von Abd el-Qurna - genau darüber oben am Hügel ist der Eingang zu TT 61zu erkennen.

Bild: aus E. Dziobek: Theban Tombs as a Source for Historical and Biographical Evaluation: The Case of User-Amun in Assmann u. a. 1995. 

Im Grab des Useramun befinden sich auch Szenen, bei denen es sich wohl um den ersten Beleg für die Darstellung einer Amtseinsetzung und auch gleichzeitig der Beförderung vom Schatzhausschreiber im Tempel des Amun zum Wesir durch den König handelt. Die Nachfolge von Useramun auf seinen Vater, dem Wesir Amethu (Ahmose-Aa-mehu) wird hier in zwei Episoden geschildert. Amethu wird in den Szenen als alter Mann dargestellt, der vor dem thronenden König abgebildet ist. Hinter dem Vater schreiten Höflinge und sein Sohn Useramun. Ein Wedelträger, ein Bogenschütze, ein Sandalenträger, ein Mann mit Weihrauchgefäß und ein Trommler begleiten die Sänfte (6). 

Im Text wird geschildert, dass der alte Vater seine Amtsgeschäfte nicht mehr selbst wahrnehmen kann und sein Sohn Usersamun sie, durch Ernennung des Königs als "Stab des Alters" übernehmen wird. Der inmitten des Zuges schreitende Useramun wird nur partiell in dem Beitext genannt: " „ [ … ] [königlicher Siegelbewahrer], [einziger] Freund, [Mund, der zufrieden stellt] (2) [das ganze Land] (3) der Vorsteher der Stadt und Wesir (4) [Useramun] “. Die Beischrift zum König lautet: „ Der [vollkommene Gott], der Herr [ … ] “. Eine Beischrift, die sich auf der Armlehne der Sänfte befindet, nennt den Namen des Königs: "Thutmosis, [vollkommen an Erscheinungen] begabt mit [Leben] [wie] Re, … “

In der zweiten Episode wird Useramun - gekleidet im Gewand eines Wesirs und mit einem Salbkegel auf dem Kopf  - bei der Prozession zum Tempel unter Teilnahme des von acht Männern in einer Sänfte getragenen Königs - gezeigt, um die Ernennung entgegen zu nehmen. 

Im Museum von Grenoble/Frankreich befindet sich eine schwarze Granitstele des Useramun (Nr. 10), auf der seine Söhne ihm und seiner Frau Opfer darbringen sowie ein längerer Text. Diese Stele stammt wahrscheinlich aus dem Grab TT 131.

Stele des Wesir Useramun
- Musée Grenoble, Frankreich Inv. MG 1954 -
Grauer Granit; H. 64,5 c 44,5 x 10 cm

Diese Stele aus Granit wurde 1842 von Louis de Saint-Ferriol aus Ägypten mitgebracht und 1916 vom Grafen Gabriel de Sainte-Ferriol, Sohn des Grafen Louis de Saint-Ferriol dem Museum von Grenoble geschenkt.

Die gewölbte Grabstele gehörte dem Wesir User (Useramun). Die Bilddarstellung zeigt den sitzenden Grabherrn und seine Gemahlin, die beide die Opfergaben ihrer Söhne entgegennehmen.

Wahrscheinlich stammt die Stele aus einem der beiden Gräber des Wesirs am Sheikh Abd el-Gurnah.

Bild:      funéraire visir Ouser.jpg
Autor:   Tylwyth Eldar, Wikipedia 04.08.2018
Lizenz:  CC BY-SA 4.0

 

Neferweben
- Wesir Unterägypten - 

Neferweben war evtl. der Vater des Wesirs Rechmire (dessen Vater diesen Namen trug, aber im Kontext nie den Wesirstitel trug) und amtierte unter Thutmosis III. als Wesir von Unterägypten. Neferweben war der Sohn des Wesirs Amehu (genannt Ahmose) und der Bruder des Wesirs Useramun. Seine Ehefrau trug den Namen "Betau" (Quelle: englische Wikipedia: Neferweben). 

Wesire waren die wichtigsten Beamten im ägyptischen Staat. Das Amt des Wesirs war seit der 18. Dynastie zweigeteilt. Ein Wesir amtierte in Theben und war für Oberägypten zuständig. Der andere Wesir amtierte in Memphis und sein Amtsbereich war Unterägypten.

Neferweben, der von zwei Kanopenkrügen aus Saqqara bekannt ist, ist bisher der früheste belegte Wesir für Unterägypten. Die beiden Kanopenkrüge belegen, dass er höchstwahrscheinlich in Unterägypten residierte und dort wohl auch bestattet wurde. Die beiden Krüge sind Teil der "Nugent-Sammlung"  (ursprünglich im Besitz von George Nugent-Grenville. 2. Baron Nugent / Quelle: Aylward M. Blackmann, The Nugent and Haggard Collections of Egyptian Antiquities. The Journal of Egyptian Archaeology Bd. 4, Nr. 1 / Jan. 1917, S. 39-46 in engl. Wikipedia) - jetzt im Privatbesitz. Einer der Krüge trägt eine Inschrift, die Neith und Duamutef gewidmet ist, während der andere Krug die Namen von Serket und Quebehsenuef erwähnt.
"Oh Selket, let thy two arms meet about him who is in the thee, extend thy protection over Kebehsenewef, who is in thee (even over) him who is honoured by Kebehsnewef, the Osiris, Chief Justice, Vizier Neferuben, justified." (Quelle: Aylward M. Blackman)

Auf einer kleinen Statue von ihm aus rotem Granit, die sich im Boston Museum of Art befindet (Inv.-Nr. 29.726) erscheint der Name von Thutmosis III, womit er mit Sicherheit unter diesem Herrscher amtierte. (Quelle: engl. Wikipedia: Neferweben CC-BY-SA 4.0 )

Rechmire
- Wesir und Vorsteher der Stadt -

siehe Extra-Seite: Wesir Rechmire

Vizekönig von Kusch

 

Nehi

Nehi diente als "Vizekönig von Kusch" und "Erster Herold" unter Thutmosis III. und übte dieses Amt wohl ab dem Jahr 22/23 bis zum Jahr 52 der Regierung von Thutmosis III. aus. Er war ein sehr einflussreicher Beamter am königlichen Hof. Seine weiteren Titel waren:

  1. Königssohn (%A-nsw.t)

  2. Erster Herold des Königs (WHmw-nsw.tpj)

  3. Vorsteher der südlichen Fremdländer (jmj-rA-xAs.wt-rsj(t)

  4. Vorsteher der Arbeit (jmy-rA-kAt)

  5. Vorsteher der Doppeltore (jmj-rA-rwty)

Nehi begann seine Karriere in Nubien spätestens im 23. Regierungsjahr von Thutmosis III. (also kurz nach der Alleinherrschaft), vermutlich nach dessen asiatischem Feldzug, deshalb ist er in Nubien gut bezeugt. Hier erbaute Nebi eine Kapelle und ließ eine Statue errichten. Vor seiner Amtszeit als Vizekönig von Kusch hatte Nehi das Amt eines 1. königlichen Sprechers (königlicher Herold) inne und des weiteren trug er den Titel eines "Vorstehers der Wache" (jmj-ra rwyt) oder auch "Vorsteher der beiden Doppeltore". Er begleitete seinen Herrn im syrischen Feldzug im 21. oder 22. Jahr von Thutmosis III. und baute in dieser Zeit eine Vertrauensbasis zum König auf. Evtl. erwarb Nehi auch auf diesem Feldzug besondere Verdienste, denn er führte seither das Epitheton "einer der nützlich ist für seinen Herrn" (Quelle: Julia Budka: Hohe Verwaltungsbeamte unter Thutmosis III., Kemet 10, Nr. 3, 2001, S. 25-32)

In einer beispiellosen Ausführlichkeit betont Nehi seine Vertrauensstellung im königlichen Palast, er war „Königsbekannter, Auge und Ohr des unterägyptischen Königs, der Mund, der das ganze Land beziehungsweise alle Untertanen beruhigt, Vertreter des Königs am Horn der Erde, in Ta-Seti und in den südlichen Fremdländern beim Errichten seiner sehr vielen Denkmäler“. Weiter war er ein „wachsamer Leiter des Herrn der beiden Länder und des Palastes, Liebling des Horus in seinem Palast, groß bei den Tributen im Palast, der selbst siegelt, was ihm vorgelegt wird, befördert vom oberägyptischen und gefördert vom unterägyptischen König, der jeden Morgen gerufen wird, um zu hören und Befehle zu befolgen" (nach: Die Verwaltung Nubiens im Neuen Reich “ von Ingeborg Müller).

Spuren seiner intensiven Bautätigkeit blieben nach einer langen Amtszeit von fast 30 Jahren erhalten:
An Türstürzen in Aniba, das unter Nehis Leitung zum Verwaltungszentrum für Unternubien ausgebaut wurde und diesen Status bis zum Ende des Neuen Reiches behielt (14), ist Nehi auch als "Vorsteher des Magazins" (jmi-rA Sn.wt) belegt. Diese Architrave stamme aus Magazinbauten und zeigen den Vizekönig beim Gebet vor der schlangengestaltigen Erntegöttin Renenutet. 

Auf mehreren Blöcken aus dem sog. "Gehöft von Aniba" betet Nehi  in einer Doppelszene, die in der Mitte des Sturzes befindliche Kartusche seines Königs an (heute im Museum Kairo, temp. 8.1.58.302). Die Kartusche steht auf der Hieroglyphe für Gold und wird bekrönt von Widdergehörn und der Sonnenscheibe - links und rechts befindet sich eine Uräusschlange mit Krone. Der König wird in der Beischrift links und rechts der Kartusche als "Herr der  Götter" (neb ntr.w) betitelte. Dieses sind wohl die frühesten Belege für eine Verehrung der königlichen Kartusche durch einen Beamten auf einem Türsturz (14).

Die Hauptaufgabe seines Amtes als Vizekönig von Kusch - die Ablieferung der Tribute und Steuern aus den südlichen Ländern - beschreibt Nehi voller Stolz: "Ich war ein wahrhaft verdienstvoller Diener für seinen Herrn, der sein Haus mit Gold füllte und veranlasste, dass das Gesicht seines Horus hell wurde durch die Einkünfte aus den südlichen Fremdländern" (Urk. IV. 984, 8-10). Als Anerkennung seiner sorgfältigen Pflichterfüllung erhielt Nehi das "Gold der Ehre" von seinem König.

Auf der Insel Sai - nördlich des 3. Nilkatarakts, gegenüber der modernen Stadt Abri - ließ Nehi die dort schon vorhandene ägyptische Siedlung ausbauen und umgab sie mit einer turmbewehrten Umfassungsmauer. Außerdem wurde unter Thutmosis ein Sandsteintempel (Tempel A) der Amun geweiht war direkt an der wichtigsten Ost-West-Straße in der Flucht vom Haupteingangstor an der Westseite der Umfassungsmauer erbaut. Dazu kam eine große Anlage im Südosteck der Stadt, das wohl als repräsentatives Gebäude für den Festungskommandanten dienen sollte, sowie Magazine im Südwesten und Silos. Diese Hauptbauteile des Stadtgebietes wurden während der Regierungszeit von Thutmosis III. errichtet, wobei der Vizekönig Nehi als Bauleiter anzunehmen ist (Quelle: Die 18. Dynastie auf Sai Island / Nordsudan - neue Puzzlesteine als Ergebnisse der Feldkampagne 2013; Julia Budka - online-Version).

Aus den Statuenfragmenten aus Faras (vermutlich stammten diese aus Buhen) wissen wir, dass Nehi auf Befehl seines Königs den Bau eines Tempels aus Stein, der von einer Ziegelmauer umgeben war, leitete. Von hier stammen 2 Statuen-Fragmente des Königssohns Nehi mit dem Bericht über den Bau eines "Morgenhauses" (die vermutlich aber aus dem Tempel von Buhen stammen) - heute im Nationalmuseum Warschau, Inv.-Nr.: 234653. Die Inschrift darauf lautet: "Königssohn Nehi sagt: Seine Majestätr befahl, mich zu beauftragen, den Tempel in Stein, die Mauern, die ihn umgeben, als Umzäunung in Ziegeln, das ganze „Haus des Morgens“ in Sandstein zu errichten".

Im Südtempel in der Festung Buhen wurden mehrere Inschriften mit Nennung von Nehi gefunden - meistens auf den Pfeilern.

  1. Inschrift im Südtempel, Pfeiler 16, Jahr 23 Thutmosis III. - Nehi preist in einer langen Inschrift die Kriegstaten von Thutmosis III. im Norden an.

  2. Inschrift im Südtempel, Pfeiler 5,

  3. Inschrift im Südtempel, Pfeiler 35,

  4. Inschrift im Südtempel, Pfeiler 36,

  5. Weinkrugsiegel, Königssohn Nehi,

Der erste Beleg für einen Felsenschrein in Nubien datiert in die gemeinsame Regierungszeit von Hatschepsut und Thutmosis III. In Qasr Ibrim - 3 km südlich von Aniba - ließ der damalige Vizekönig von Kusch Nehi im Westabhang eines hoch aufragenden Felsens einen kleinen einräumigen Felsschrein anlegen. Später wurden - dem Beispiel aus der Zeit von Thutmosis III. folgend - im weiteren Verlauf der 18. Dynastie sowie unter Ramses II. noch drei weitere, ähnliche Kapellen in den Fels geschlagen. Alle vier Schreine zeigen den gleichen, einfachen Grundriss: eine rechteckige Kammer wurde mit Öffnung nach Westen in den Fels geschlagen - Blickrichtung Fluss. In der Rückwand, die im Osten lag, befand sich immer eine Nische mit Sitzstatuen, die - soweit noch erhalten - stets in Hochrelief aus dem Fels geschlagen wurden. In der Mitte befand sich immer der jeweils regierende König, flankiert von Horus von Aniba und einer weiblichen Gottheit, bei der es sich entweder um Satet oder Hathor von Faras handelte. Im Falle des Schreins aus der Zeit Thutmosis III. waren die Statuen auf vier erweitert: Horus, Herr von Miam, der König Thutmosis III. Hatschepsut und die Göttin Satet.

In der Zeit der Alleinherrschaft von Thutmosis III. ließ der Vizekönig von Kusch Nehi nicht nur den Felsenschrein von Qasr Ibrim anlegen, sondern er erweiterte die Kultlandschaft von Aniba auch noch durch einen weiteren zweiräumigen Felstempel in Ellesiya - etwa 6 km nördlich von Aniba am Ostufer. Die Kultkapelle wurde 1966 abgetragen und befindet sich heute im Museo Egiziuo in Turin.

In Elephantine wurde ein Türpfosten von Nehi gefunden und eine Stele (Fundnummer: EL. K 3603, Fundkomplex 12907), die sich heute im Nubischen Museum in Assuan befindet. Die Stele (H. 33,8 x B. 23,3 x T. 7,5 cm) wurde in einem spätzeitlichen Backofen aufgefunden. Das Bildfeld der Stele ist in versenktem Relief gearbeitet. Die Rückseite ist nur grob behauen. Der Vizekönig von Kusch Nehi steht auf der Stele rechts mit in Verehrung erhobenen Armen vor dem ithyphallisch dargestellten Gott Amun-Re-Kamutef, der während der Amarnaperiode komplett ausgehackt worden ist (die Darstellung des Gottes ist aber noch in Umrissen gut zu erkennen). Hinter dem Gott stehen drei Lattichpflanzen. Nehi trägt die ägyptische "Beutelperücke" (Chat) und einen langen Schurz. Der untere Teil der Figur ist weitgehend zerstört.

Im Nubischen Museum in Assuan wird eine seiner schönsten Statuen von Nehi aufbewahrt (ex Kairo JE 39749) - eine Kniestatue mit einem Sistrum. 

Kniestatue des Vizekönig von Kush, Nehi
heute im Nubischen Museum Assuan 
- Granit (ex Kairo JE 39749) - gefunden in Elephantine -

 

Nehi ist kniend auf einem hohen Sockel dargestellt, um den drei Schriftzeilen laufen. Vor sich hält er die Darstellung eines großen Hathorsistrums mit Kapellenaufsatz, mit der Kartusche in welchem sich der Thronnamen von König Thutmosis III. befindet.

An den Seiten zwischen Nehi und dem Sistrum, sind noch Uräusschlangen auf Lotos- oder Papyruspflanzen oder Lotospflanzen zu sehen, mit Sonnenscheiben und Kuhgehörn. Einmal erscheint der Thronname und auf der anderen Seite der Geburtsname des Königs.

Der Kopf des Vizekönigs ist auf dem Vorderkopf abgebrochen. 

photo: Courtesy to Juan Rodriguez Lazaro - 28. 4. 2010
- all rights reserved -

In Theben ist Nehi fast nur von Teilen seiner Grabausstattung bekannt. Sein dekorierter Sarkophag aus Kalkstein (etwa 2,55 m lang) befindet sich im Ägyptischen Museum Berlin. Neben diesem Sarkophag gibt es von Nebi verschiedene Uschebtis, eine Statue, die auch den Namen von Thutmosis III. trägt und ein Pyramidion. Im Ramesseum fanden sich verschiedene Steinblöcke mit seinem Namen und Titeln, die evtl. von seiner Grabkapelle stammen, die vermutlich in Theben lag. Bislang konnte aber sein Grab nicht lokalisiert werden (Quelle: dt. Wikipedia). 

Sarkophag des Nehi aus Kalkstein
Neues Museum Berlin ÄM 17895

Der dekorierte Sarkophag aus Kalkstein wurde in West-Theben entdeckt (die genaue Lage des Grabes ist aber unbekannt). Das 2,55m lange Stück weist eine schöne Dekoration an den Außenseiten auf. Dieser Sarkophag ist von besonderer Bedeutung, da es in der 18. Dynastie nur wenige Sarkophage von Privatleuten gibt und dieses die besondere Position von Nehy belegt.

2014 wurde in Qubett el-Hawa ein Grab des Priestervorstehers Amenhotep entdeckt, das von Dr. Frederike Seyfried, der Direktorin des Neuen Berliner Museums ausgegraben wurde. Nach dem Ende der Grabungen in Qubbet el-Hawa Nord durchforstete Robert Kuhn - ein wissenschaftlichere Mitarbeiter des Museums in Berlin - die Museumsbestände, um passende Artefakte für eine Ausstellung zu finden. Der obige Steinsarkophag befand sich schon seit 2009 in einer Dauerausstellung des Neuen Museums Berlin. Nun konnte Robert Kuhn im Magazin des Museums Fragmente des dazugehörigen Sarkophag-Deckels, die bereits seit 1906 von Ludwig Borchardt in Ägypten angekauft und nach Berlin gebracht worden waren, ausfindig machen.

Bislang waren diese Fragmente des 2,56 m langen Deckels unbeachtet im Depot des Museums verblieben - man konnte sie wohl früher wohl nicht zuordnen. Der Deckel wurde nun zwischenzeitlich bereits restauriert, wobei große Fehlstellen ergänzt werden mussten und wurde jetzt zusammen mit dem Sarkophag ausgestellt. Der Deckel bestand ursprünglich aus zwei Teilen - merkwürdig ist auch, dass der Sarkophag aus unbekannten Gründen unvollendet blieb.

Photo: Sarcophagus of Nehi 01.jpg
Autor: ArchaiOptix, Wikipedia 20.12. 2014
Lizenz: CC BY-SA 4.0 DEED

 

Pyramidion des Nehi
aus Kalkstein - heute in Florenz, 
Museo archeologico nazionale, Inv.-n. 2608, Raum 5

Die Inschrift nennt Nehi, den Königssohn von Kusch und Vorsteher des Südens (Vizekönig von Kusch)

Nehi wird auf dem Pyramidion im Anbetungsgestus dargestellt. Das Pyramidion stammt wohl aus Theben-West - evtl. von seiner Grabanlage.

Bild: Vviii dinastia, piccola in arenaria per il defunto nehi
Autor: Sailko, Wikipedia, 1. Jan. 2014
Lizenz: CC BY 3.0 DEED

Aus dem Jahr 25 von Thutmosis III. stammt eine Felsinschrift von Nehi bei Tombos: (Helck Urk. IV, 1375)

"„ Jahr 20. Der vollkommene Gott, der den, der ihn angreift, fällt, [ ……………………. .............................. ], der das Haus seines Vaters [baut], der Sieg gibt [ .................................. ] (Mn-xpr-Ra)|, [geliebt von Amun, dem Herrn der Throne der beiden Länder, dem Leben gegeben werde ewiglich.] Ein Opfer, das der [König] für Amun, den Herrn der Throne der beiden Länder, gibt und für die Neunheit der Götter in Nubien, dass sie geben Tapferkeit, Wachsamkeit, [ ............ ] vor den Herrn, Leben, Heil, Gesundheit, Aufmerksamkeit in der Gunst des Königs, alle guten und reinen Dinge, für den Ka des Königssohnes, Vorstehers der südlichen Fremdländer [Inbnj] (?), [des Wahrhaftigen], des nützlichen [Dieners] seines Herrn, der sein Haus mit [Gold], Jaspis, Elfenbein, Ebenholz, t j-Spcj-Holz, Panther[fellen], Xsj.t, Weihrauch der MADAj und den Schätzen des elenden Kusch füllt, den man hinaufsteigen lässt zum Palast des Herrn der beiden Länder, der gelobt eintritt und geliebt herauskommt, des Königssohnes [ .................... ]"

  Von Nehi sind vier Uschebtis erhalten geblieben:

  1. Uschebti mit der Aufschrift: Königssohn von Kusch Nehi - heute Kairo CG 47624,

  2. Uschebti mit der Aufschrift: Königssohn von Kusch Nehi - heute in University of Vermont, in Burlington, Robert Hull Flemming Museum 1910.6.

  3. Uschebti mit der Aufschrift: Königssohn von Kusch Nehi - heute in Kairo, Omar Pascha Collection,

  4. Uschebti mit der Aufschrift: Königssohn von Kusch Nehi - heute in London, University College (wahrscheinlich aus dem Ramesseum).

Das Ende seiner Amtszeit lässt sich aus den datierten Belegen nur annähernd bestimmen. In Qasr Ibrim leitete Nehi wohl noch den Bau des Felstempels und ließ im 52 (?) Jahr von Thutmosis III. am Eingang die beiden Stelen errichten, da der Text in größeren Abschnitten ein Duplikat der von Nehi verfassten Inschrift im Buhen-Tempel ist. Die Jahreszahl auf der Stele blieb nicht vollständig erhalten - einige Ägyptologen vermuten, dass sie auch "Jahr 42" oder "Jahr 51" gelesen werden könnte. Da bislang kein Vizekönig von Kusch bekannt ist, der als Nachfolger von Nehi unter Thutmosis III. längere Zeit amtierte, ist anzunehmen, dass Nehi wohl erst in den letzten Jahren des Herrschers gestorben sein muss.

Schatzmeister


Tay

Als Schatzmeister (jmj-ra sDA.wt) sind lt. Helck (Göttinger Miszellen 43, 1981) in der Regierungszeit von Hatschepsut (der Co-Regentin und Stiefmutter von Thutmosis III.) nacheinander Nehesy (Eigner der Kapelle 14 in Gebel es-Silsilah) und Tai/Tay (TAj) belegt, der noch durch eine Inschrift auf dem Sinai bis zum Jahr 25 von Thutmosis III. (also noch während seiner Alleinregierung) belegt ist. Ein weiterer Schatzmeister Sennefer ist bis zum Jahre 32 Thutmosis III. belegt (siehe Papyrus Louvre E2336, zitiert nach Helck, GM 43, 1981). 

Tay war wohl bis in den ersten Jahren von Thutmosis III. im Amt. Er ist nur aus drei Zeugnissen belegt und taucht 

  1. in einer Felsinschrift auf der Insel Sehel,

  2. in einem Brief (Papyrus Louvre 3230 (b), der vom Kontext her unter Hatschepsut datiert ist (Quelle: Tay, engl. Wikipedia)

  3. und von einer Stele Nr. 196, die auf dem Sinai (Serabit el-Khadim) gefunden wurde und auf das Jahr 25 unter König Thutmosis III. datiert wird. 

Tay ist auf der oben genannten Stele hinter dem König stehend abgebildet. Die leicht beschädigte Stele zeigt im oberen von drei Registern eine geflügelte Sonnenscheibe, darunter die Angabe "Jahr 25 unter der Majestät von.....". Die Szene darunter zeigt Thutmosis III., der der Göttin Hathor zwei Gefäße mit Wasser darbringt, hinter dem König ist Tay stehend abgebildet, der Räuchergefäß mit Weihrauch trägt. Der Name der Hatschepsut wurde gelöscht.

Stele des Tay aus Jahr 25
Sinai-Stele 196 aus Sandstein
Höhe 1,89 - Breite 0,68 m

gefunden in Raum N des Hathortempels

Thutmosis steht vor der Göttin Hathor (rechts) und bringt ihr zwei Gefäße mit Wasser dar. Hinter dem König steht der Stelenstifter Tay, der ein Räuchergefäß in seiner rechten Hand hält.

 

 

 

 

Umzeichnung: aus Cerny, J. - The inscription of Sinai by Alan and T. Eric Peet, 2nd ed. London 1952 - modifiziert von Nefershapiland. 

 

Nach der Felsinschrift auf Sehel befand er sich mit der Königin Hatschepsut auf einem Feldzug nach Nubien. Die Inschrift enthält auch den Thronnamen Maatkare der Königin. Das genaue Datum des militärischen Unternehmens ist nicht mit Sicherheit bekannt, könnte aber im Jahre 12 von Hatschepsut stattgefunden haben (JJ Shirley: The Power of the Elite, The Officials of Hatschepsut's Regency and Co-regency, in: J. Galan, B. M. Bryn, P. F. Dorman/Hrsg. Chicago 2014, ISBN 978-1-62491-024-4-225). 

Tay war also vom 12. Jahr Hatschepsuts bis etwa zum 25. Jahr Thutmosis III. im Amt. Unter Hatschepsut war auch der Schatzmeister Nehesi bezeugt, so wurde in jüngster Zeit vorgeschlagen, dass dieses Amt des königlichen Schatzmeisters in ein nördliches und ein südliches Amt aufgeteilt wurde. Demnach wäre Nehesi der nördliche Schatzmeister unter Hatschepsut und Tay der südliche Schatzmeister (JJ Shirley: The Power of the Elite)- 

Der Vater und die Mutter des Schatzmeisters Tay sind unbekannt - seine Gemahlin ebenfalls. Auf der Stele aus dem Sinai werden seine Titel genannt: "Graf, Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten, Einziger Freund, Vorsteher der Siegelbewahrer". Da der Name Ty/Tay im alten Ägypten nicht sehr häufig war, darg vermutet werden, dass es sich bei dem Tay auf der Felsinschrift auf dem Sinai, dem Brief aus dem Louvre und der Stele aus Serabit el-Khadim um die gleiche Person handelt, denn dieser trägt auch die gleichen Titel - nur der Zusatz "......der sich um die Kriegsbeute zu kümmern hat", der auf dem Graffito auf der Insel Sehel genannt wird, fehlt auf der Stele aus dem Serabit el-Khadim (Quelle: www.maat-ka-ra.de).

Sen-nefer (sn-nfr)

Ein weiterer hoher Beamter in der Regierung von Thutmosis III. ist Sen-nefer, (auch mehrfach: Senneferi), der in dieser Zeit als Herold (wHmw), Schatzmeister (jmj-rA sDA.wt) und Vorsteher des Goldlandes des Amun (der Goldminen) arbeitete. Er war als Schatzmeister für die Organisation von Expeditionen verantwortlich und unter seiner Aufsicht stand die gesamte Palastverwaltung. Lt. Heck (1981, 39ff) folgte Sen-nefer dem Schatzmeister Tay in seinem Amt, der bereits unter Königin Hatschepsut diente. 

Sen-nefer beschreibt in seiner Grabanlage Theben tomb 99 seinen Werdegang und nennt auch die Namen seiner Familie. Sein Vater hieß "Hay-Djehutj" und trug den Titel eines "sab" (zAb), was soviel wie "der Ehrwürdige" bedeutete und den eines "Aufseher des Büros von Watet-Hor" (belegt in TT 99 und erwähnt auf der Statue im Britischen Museum (BM EA48 des Sen-nefer). Seine Mutter trug den Namen "Sat-Djehutj"(zAt-Dhwtj) und seine Gemahlin hieß "Tajmau oder Tiamu" (tAkAw). Kinder werden in seinem Grab keine aufgeführt, obwohl sie auf dem Pfeiler A allgemein erwähnt werden - ein Sohn könnte die dort dargestellten Kulthandlungen durchführen. Eine Tochter mit Namen "Ren(e)na" ist zusammen mit ihrem Gemahl Amenhotep in deren verlorenem Grab C 3, welches 2009 von einer belgischen Mission wiederentdeckt wurde, belegt.

In seiner Grabbiographie in TT 99 berichtet er von einer Auftragsfahrt nach Byblos, um Zedernholz aus dem Libanon zu holen, das für die Flaggenmasten des Amun-Tempels von Karnak bestimmt war. Nach seiner Rückkehr gab er dem König einen ausführlichen Bericht über diese Fahrt. In seiner Grabinschrift berichtet Sen-nefer auch von seinen Inspektoren von Grabbeigaben sowie vom Empfang von Abgaben und Steuern, was interessante Formationen über die Aufgaben seines Amtes überliefert, welches auch die Verwaltung der königlichen Einkünfte aus ausländischen Abgaben und den Handelsunternehmungen beinhaltete. Neben dem Amt des Schatzmeisters war Sen-nefer auch Festleiter aller Götter des südlichen Heliopolis, Bürgermeister des 9. Oberägyptischen Gaues sowie Priestervorsteher von Sobek, Anubis und Min von Koptos (Quelle: Julia Budka: Hohe Verwaltungsheamte, Kemet 2001 pdf). 

Sennefer erscheint auf einem Papyrus, der sich heute im Louvre befindet (es handelt sich dabei um eine Verwaltungsurkunde - Invent.-Nr. Louvre E3226 - dem sog. "Dattelpapyrus"). Dieser Papyrus datiert Sen-nefer in das Jahr 43 von Thutmosis III. Dies ist das einzige fest datierte Dokument des Schatzmeisters. Daneben wird er hinter Thutmosis III. zweimal im Serabit el-Khadim dargestellt. 

Serabit el-Khadim ist ein Gebiet im Süd-Westen des Sinai, in dem vermutlich schon in prähistorischer Zeit Kupfer und Türkis (Malachit) gefördert wurde. Dort befindet sich auf einem Hügel ein Tempel der Göttin Hathor, der "Herrin der Türkise". Im königlichen Auftrag wurde der Schatzmeister Sen-nefer zusammen mit dem Vermögensverwalter des Königs namens "Kenna"(KnnA) nach Serabit el-Khadim entsandt. In der Darstellung des Tempels ist Sen-nefer direkt hinter seinem König Thutmosis III. anbetend dargestellt (Urk. IV, 548 - die Szene ist inzwischen wohl zerstört).

Sen-nefer wurde in dem Grab seines Schwiegersohnes Amenhotep (C 3), in Sheik Abd el-Qurna, das in den 1880er Jahren entdeckt, aber dessen Standort damals wieder verloren ging und vor rund 15 Jahren dann von den Belgiern wiederentdeckt wurde, ebenfalls erwähnt (siehe auch "Inscriptions hieroglyphiques I., von K. Piehl - Stockholm/Leipzig 1886). Des weiteren gehören ihm zwei Statuen (Würfelhocker Brit. Museum BM 48 = Urk. IV, 544-48 und Kairo Museum CG 1013), auf denen ebenfalls seine Namen stehen sowie zwei Bruchstücke von Statuen, die sich heute im Museum Kairo (CG 1112 - Borchardt, Statuen und Statuetten IV, 64) und im Kunsthistorischen Museum Wien (ÄS 5978) befinden.

 Hockerstatue des Sen-nefer aus Granodiorit
Brit. Museum London, EA48
Höhe ca. 90 cm

Außer dem Gesicht und den Händen sind - wie bei Hockerstatuen meist üblich - keine individuell gestalteten Details eingearbeitet. Die Qualität der Schnitzerei des Körpers steht in einem scharfen Kontrast zu den eher grob eingeschnittenen Hieroglyphen, aus denen der Text auf der Vorderseite und dem Sockel der Statue besteht.

Sen-nefer trägt eine lange Perücke, einen kurzen Bart und ein langes Gewand und seine Gestalt ist in hockender Position auf einem Podest gestellt - die Arme über den Knien verschränkt. Der Text lässt sich in zwei Teilen gliedern.
1. eine Opferformel zugunsten des Sen-nefer, an deren Ende er auch die Namen seiner Eltern nennt.
2. Der 2. Teil, der mit dem Gewand über seinen Knien beginnt und sich bis zum Sockel erstreckt ist eine Rede des Sen-nefers, in der er darum bittet, nach seinem Tod gut versorgt zu werden. Die letzten Elemente der Inschrift sind die Namen seines Vaters Hay-Djehutj und seiner Mutter Sat-Djehutj.

Aber der in vielerlei Hinsicht interessanteste Teil, ist eine ziemlich kurze, zentrierte Inschrift die lautet: "Aufseher der Siegelträger" und "Der Diener des Aufsehers der Siegelträger, Minnacht". ***

© The Trustees of the British Museum

(CC BY-NC-SA 4.0 Deed)

*** Die Eintreibung und Verteilung von Getreide war eine der grundlegenden organisatorischen Tätigkeiten des Staates, wobei der "Vorsteher der beiden Scheunen von Ober- und Unterägypten" dafür verantwortlich war für die Überwachung dieser Tätigkeit, die Aufzeichnung darüber und die Berichterstattung der Erträge beim König. Bis mindestens ins Jahr 36 hatte Minnacht dieses Amt inne, dessen Laufahn als niedriger Beamter im Amun-Tempel im Norden des Landes zur Zeit der Hatschepsut begann. Ihm folgte dann sein Sohn Mencheperre-seneb in diesem Amt. 

Als letztes taucht Sen-nefer auch als Besitzer einer Kapelle im Gebel es-Silsilah (Kapelle 13) auf, die aber wahrscheinlich von einem unter Hatschepsut amtierenden Beamten von ihm usurpiert wurde. Lt. Wolfgang Helck ist Schrein Nr. 13 der einzige, an der der Name von Königin Hatschepsut nicht nur getilgt, sondern auch durch den ihres Stiefsohnes und Co-Regenten Thutmosis III. ersetzt wurde. An allen anderen Schreinen, die aus dieser Zeit stammen, wurde der Name der Königin dagegen nur getilgt. Es wird daher von Helck vermutet, dass der Schrein Nr. 13 im Gebel es-Sisilah nicht von Sen-nefer erbaut wurde, sondern dass er hier einen "herrenlosen" Schrein während der Alleinherrschaft von Thutmosis III. übernommen hat.

Im Türrahmen des Schreins befinden sich 2 Register Text. Am unteren Ende des linken Türrahmens sind Titel und Namen des Besitzers eingeschrieben: "Schatzmeister, der tapfere Senneferi, gerechtfertigt" und erhalten geblieben.

Grabanlage Theben 99
Das Grab des Sen-nefer befindet sich im Sheik Abd el-Qurna, Theben-West und besteht aus drei Teilen: einem offenen Vorhof, die dekorierte Kultkapelle und die unterirdischen Grabkammern - in welcher die Mumie des Sen-nefer mit seiner Grabausstattung bestattet wurden. Lt. dem Ausgrabungsleiter der englischen Grabungsmission des Fitzwilliam Museums der Universität von Cambridge, Dr. Nigel Strudwick befindet sich in der Mitte der Fassade, oberhalb der Eingangstür, eine kleine Nische, die sehr grob angelegt ist mit sehr unregelmäßiger Form (ungefähre Maße: H. 0,5m x B. 0,45m oben und 0,27 m unten und T. 0,63m - Höhe hinten 0,35 m und durchschn. Breite unten 0,27 m). Möglicherweise befand sich hier lt. Dr. Nigel Strudwick (10) ein Platz für eine kleine Stele oder Stelaphorenstatue.
Der Hof selber war ungefähr 10 m breit und man gelangte von dort aus in die in den Fels gehauene, einfache und fensterlose Querhalle des Grabes. Auf der Fassade sind noch Reste des originalen Verputzes zu finden. 

Menschliche Überreste:
Die Abmessungen der Räume sind lt. dem Felddirektor Dr. Nigel Strudwick (10): 1. Querkammer: 15,5 x 2,6 m - langer Korridor: 9,7 x 2,1 m - 2. Querhalle: 12,7 x 4,5 m. Während der letzten Grabungsmission 2002 wurden viele menschliche Knochenüberreste gefunden, die aus den drei Schächten im Hof des Grabes stammen. Der Großteil der Knochen stammt aus Schacht H, (darunter 2 Mumien) -eine kleinere Anzahl von Knochen aus Schacht I und eine sehr kleine Anzahl aus dem Schacht G (19 Knochen). Von Schacht H. waren mindestens 25 verschiedene Individuen zugeordnet - vermutlich 11 Männer und 7 Frauen. Schacht I. lieferte Daten für 5 Erwachsene (zwei Männer, 3 Frauen sowie einem Jugendlichen). Es ist lt. den Forschungsergebnissen der Mission wahrscheinlich, dass es sich bei den einem der beiden Männer um Sen-nefer selbst handeln könnte, aber leider konnten keine genaueren Zuweisungen gemacht werden. In Schacht G stammen die dort gefundenen Überreste von einem Erwachsenen, einem Jugendlichen und einem Fötus (10). 

Grabplan von Theban tomb 99 (PM 1-1, 202-205 [1-16] )
-
Grab des Sen-nefer in Sheik Abd el-Qurna  nach Porter & Moss -

PM 1:  linke Seite neben dem Eingang - [der Grabherr] opfert (?) ein 
             Brandopfer auf einem Kohlebecken.
PM 2:  dem Grabherrn werden Schätze übergeben
PM 3:  Texte zu Reste einer Szene mit Besuch Sen-nefers im Libanon
PM 4:  Grabherr inspiziert die Werkstätten
PM 5:  [der Grabherr] und Reste von zwei Registern: Pferde, Soldaten,
             ein Syrer, Ägypter ziehen einen schweren [Gegenstand]; Berichtd
             an den [König] über die Rückkehr vom Libanon mit Tributen
PM 6:  Passage: Türsturz: Doppelszene: [Grabherr] betet zu Osiris.
PM 7-8: [Übergabe von Vieh] und [Grabherr beim Prüfen der Grabausst.]
PM 9: Säulenhalle/2. Querhalle: autobiographischer Text
PM 10: Mädchen bereitet das Bett, Kerzen, Bes-Statue, Körbe und 
              Toilettenkasten
PM 11 oben: Mann mit Grabausstattung bei der [Begräbnisprozession].
PM 12 Anfang einer Opferliste und Text
PM 13: Fragmente der "Hymne an Osiris"
PM 14: zwei Register: 1. Opferträger II. Riten vor den Mumien (Reste)
PM 15: Zwei Priester mit Opferliste vor dem Grabherrn und Frau
PM 16: Über der Nische: Doppelszene: Grabherr vor Anubis-Schakalen

Pfeiler A + B: teilweise mit Opfertexten verziert und Reste der Titel

Planzeichnung: nach Hotepibre, Wikipedia CC BY-SA 4.0 Deed
- modifiziert von Nefershapiland - CC-BY-SA 4.0 Deed -

Eine Passage führt von der Querhalle in einen länglichen Gang, von wo aus man in eine 2. Querhalle oder Kapelle mit zwei Pfeilern und einer zentralen Nische in der Westwand gelangte. Diese Nische war wahrscheinlich für die Aufnahme einer Statue des Sen-nefer bestimmt. Die Kulträume waren einst wahrscheinlich reich bemalt, doch ist die Dekoration heute stark zerstört. Bemerkenswert sind die Reste einer Biographie in der ersten, vorderen Querhalle und die Darstellung der Rückkehr aus dem Libanon, wohin Sen-nefer während seiner Expedition reiste, um Zedernholz zu holen.

In dem nachfolgenden Gang sind nennenswerte Reste der Darstellung der Grabausstattung von Sen-nefer erhalten (9). Im hinteren Bereich der 2. Querhalle ist ein Begräbniszug dargestellt und an der Rückwand sind Bilder des Grabherrn und seiner Gemahlin vor dem Opfertisch zu sehen sowie ein Hymnus an den Gott Osiris. An der Eingangwand der zweiten Querhalle befinden sich Reste einer weiteren Biographie.

Die Grabkammern, die über einen Schacht in der Kapelle zu erreichen sind, waren beraubt. Die Untersuchungen zeigen, dass das Grab in der III. Zwischenzeit neu belegt wurde. Systematische Ausgrabungen und Forschungen fanden erst 1992 statt (Nigel und Helen Strudwick von 1992-2002). Die beiden Ägyptologen untersuchten das Grab seit 1992 und fanden fünf Grabschächte in der Pfeilerhalle. 

Ein äußerst interessanter Fund im Schacht E (vor der hinteren Nische in de  2. Querhalle) war eine kopflose Sitzstatue des "Stellvertreters des Aufsehers der Siegelträgere, Amenophis". Die Statue wurde auf dem Boden von Schacht E gefunden und ist aus Sandstein gearbeitet. Sie ist bemalt und der größte Teil der Farbe ist noch erhalten. Ein großer Teil des verloren geglaubten Kopfes wurde später zusammen mit einem kleinen Fragment vom Stuhl aus Schaft A (südwestliche Seite der 2. Querhalle) entdeckt und geborgen, so dass die Statue zu großen Teilen wieder zusammengefügt werden konnte.

Amenhotep, welcher ohne Zweifel der Grabeigentümer des verlorenen Grabes C 4 in Sheik abd el-Qurna war (welches vor ca. 15 Jahren - Anfang März 2009 neben TT 29 wiedergefunden wurde) trägt eine schulterlange schwarze Perücke und einen kurzen Kinnbart. Er ist mit einem langen weißen Gewand bekleidet und hält eine Lotusblume an seine Brust. Auf dem Schoß und den Beinen befindet sich eine mit einer Opferformel beschriftete Säule sowie seine Titel und sein Name. Die Inschriften in seinem Grab C in Sheik abd el-Qurna belegen mit ziemlicher Sicherheit, dass Amenhotep der Schwiegersohn von Sen-nefer war. Die Statue befindet sich heute im Museum Kairo (JE 99148). Bilder der Statue von verschiedenen Seiten sind hier zu sehen

Drei Grabschächte fand man in der vorderen Querhalle, drei weitere Schächte im Hof.

Min
- Schatzmeister

Min diente als Schatzmeister(mr sDAwt) unter Thutmosis III. Er ist durch eine Grotte bei Gebel es-Silsile, eine Statue aus Tell Moqdam und mehrere Grabkegel, die auf das Vorhandensein eines heute verlorenen Grabes in Theben-West hindeuten. Seine Frau Merit (Mrj.t) war Amme der Prinzessin Tejaa (&jaA) und Oberste Harimsdame des Sobek. Da sein Sohn Sobekhotep und sein Enkel Paser Bürgermeister von Medinet el-Faijum waren, dürfte die Familie aus dieser Gegend stammen (Quelle: Lexikon der Ägyptologie Bd. 4, S. 141).

Iamunedjeh/Amunnedjeh 
- königlicher Herold - 

Die königlichen Herolde waren bevollmächtigt, im Namen ihres Königs zu sprechen oder zu berichten - so wie die Schreiber in seinem Namen Aufzeichnungen führen durften. Sie waren Berichterstatter des Königs und waren in einem großen geografischen Bereich tätig. 

Iamunedjeh war königlicher Schreiber, 1. königlicher Herold, Vorsteher der Wache und Vorsteher der beiden Scheunen von Ober- und Unterägypten unter Thutmosis III. Des weiteren trug er auch den Titel eines "Vertrauten des Königs im ganzen Land" (jmjrA arrj.t) und eines "königlichen Begleiters in allen Fremdländern" ( (Smsw njswt Hr xAswt nb.wt). Er begleitete also seinen König Thutmosis III. auf seinem Feldzug nach West-Asien ("Königlicher Gefolgsmann in allen Fremdländern, der auf dem Schlachtfeld nicht von der Seite des Herrn der beiden Länder [wich] “) und überquerte mit ihm den Euphrat in dessen 33. Regierungsjahr. In seiner autobiographischen Grabinschrift heißt es: „ ………… ich war königlicher Gefolgsmann und Begleiter des Königs … der in keinem der nördlichen Fremdländer auf dem Schlachtfeld vom Herrn der beiden Länder wich und den Großen Umkreisenden (der Euphrat) hinter seiner Majestät überquerte, um die Grenzen Ägyptens festzumachen“ (Urk. IV, 1370:8 – 11).

In seiner Eigenschaft als "Vorsteher der Bauarbeiter" leitete er die Herstellung von drei Obeliskenpaaren, von denen zwei für Amun–Re in Karnak und eines für Atum in Heliopolis, bestimmt waren. Auf der Insel Sehel ließ Jamunedjeh eine Felsinschrift anbringen. 

Sein Würfelhocker stand ursprünglich im Totentempel Thutmosis III. in Theben–West, wozu die Einwilligung des Königs von notwendig war, dies zeigt die hohe Wertschätzung Jamenedjeh durch den König. Er wurde lt. Daniel Polz (MDAIK 47 - Festschrift für Werner Kaiser 1991 S. 281-291) um 1495 v. Chr. ungefähr im 15. Jahr der Regierung Thutmosis III. bzw. Hatschepsut nach Ausweis seiner Biographie "xrp n kAw.t" (Leiter der Arbeiten) - eine Stellung, die wohl wenigstens ein Alter von mindestens 20 Jahren voraussetzt. Ca. 20 Jahre später wird er - nach dem Aufrichten dreier Obeliskenpaare für Thutmosis III. - befördert zum Sprecher des Königs.

Er besaß ein Felsengrab in el-Qurna (TT84), wo er in seiner autobiographischen Inschrift über die besondere Erwählung durch seinen König Thutmosis III. berichtet. Er war es, ".....der als 1. königlicher Herold zu jeder Zeit gerufen wurde, um die Pläne der beiden Länder auszuführen". Eine Statue von ihm aus Theben berichtet von der Teilnahme am Zug von Thutmosis III. über den Euphrat.

Sein Grab in Theben (TT 84) in Sheikh Abd el-Qurna befindet sich direkt über dem Grab von Sen-nefer (TT 99). Ein eindeutiger Hinweis auf ein Jahr 40 des Königs befindet sich in seinem biographischen Texten. Iamunedjeh wird im Grab des Userhat (TT 56) ebenfalls erwähnt - folglich lebte er bis in die Zeit von Amenophis II. Wahrscheinlich wurde Iamunedjeh/Amunnedjeh Opfer einer "damnatio memoriae", denn seine Grabanlage wurden von dem späteren Hohepriester des Amun mit Namen "Mery" usurpiert, der nach seiner Ernennung zum Hohepriester sich auch noch die Grabanlage TT 95 errichten ließ. Nach der Usurpation der Grabanlage durch Mery fiel dieses den üblichen Amarna-Zerstörungen anheim, die auch Mery nicht verschonten.

Die Eltern von Iamunedjeh waren der Richter "Sa-Djehute" und dessen Gemahlin namens "Resi" - seine Gemahlin war eine Dame mit dem Namen "Henut-neferet". Die Mutter Resi scheint für Jamunedjeh in besonderem Maße wichtig gewesen zu sein, denn sie allein wird auf dem Würfelhocker genannt und mit ihr empfängt Jamunedjeh in einer Darstellung im Grab Opfergaben (Quelle: MDAIK 47 - Daniel Polz, S. 283)

Würfelhocker des Jamunedjeh
Luxor-Museum aus Qurna
früher Mus. Kairo JdE 59190 - heute Luxormuseum J 3

 

 

 

 

 

Bild: Luxor Museum Würfelhocker 06.jpg
Autor: Olaf Tausch, Wikipedia 17. Okt. 2019
Lizenz: CC BY 3.0 DEED

Söhne und Töchter hatte das Paar anscheinend nicht, da im Grab an drei Stellen in den Texten und Darstellungen in der Rolle des Opfernden ein Bruder des Jamunedjeh namens Chaemwaset erscheint (Quelle: MDAIK 47 - Daniel Polz, S. 283)

Grabanlage
Die Grabanlage TT 84 in Sheikh Abd el-Qurna erhielt von Champollion die Nr. 11; unter Lepsius die Nr. 71 und unter Hay die Nr. 19.

Große Teile des Hofes liegen unter Schutt begraben. Von der Fassade an der rechten Seitenabgrenzung befindet sich ein Grabschacht, der wahrscheinlich aus der Zeit von Iamunedjeh stammt. Die Steinmetz- und Verputzarbeiten in TT 84 waren vollständig abgeschlossen. Nur die Innenwände der Eingangstür und die äußeren Türpfosten waren mit erhabenen oder versenkten Reliefs verziert. Der Türsturz, ein separat gefertigter Block, fehlt heute.

Das Grab hat die Bauform der in dieser Zeit typischen umgekehrten "T-Form". Ein kurzer Korridor - an dessen Wänden man die Überreste einiger heiliger Hymnen sowie Bilder des Verstorbenen und seiner Frau sehen kann - führt zu einer Querhalle, an deren Enden sich zwei Kapellen befinden. In der Südkapelle (PM 10) bringt ein Mann an der linken Wand dem Verstorbenen und seiner Mutter Trankopfer dar. An der rechten Wand erbringt er ein Opfer für den Verstorbenen und seinen Vater. In der Nordkapelle (PM 11) sehen wir den Verstorbenen mit seinem Vater (unvollendete Darstellung) und Opfergabenszenen vor den beiden.

Theban tomb 84 - Grabplan
nach Porter & Moss - bearbeitet von Nefershapiland

PM 1:  Zugang zur 1. Querhalle; Türpfosten außen mit Reste von Hymnen. Im 
             Durchgang auf jeder Seite der Grabherr und seine Gemahlin mit Hymnen.
PM 2:  Beamte bringen Rinder
PM 3:  Der Grabherr , Opfergaben und Opferliste. Ein sitzender Mann
             am unteren Wandteil und ein [Mann] opfert vor dem Grabherrn.
PM 4:  linke Seitenwand der Querhalle mit Stele: auf der Stele: der Grabherr
             opfert vor den Kartuschen Thutmosis III. mit Ansprache an Besucher und 
             autobiographischen Text.
PM 5:  drei Register: I.-III. [Grabherr] und Nubier mit Tributen, darunter Giraffen,
             Schimpansen, Pavianen und Affen vor [Thutmosis III].

PM 6:  Zwei Register: rechter Teil der Eingangswand; - in jedem Bedienstete mit Nahrungsmitteln
PM 7:  rechter Teil der Eingangswand: Der Grabherr mit seinem Bruder Chaemwaset, 4. Vorlesepriester im Tempel von 
            Thutmosis I. opfern ein Bukett des Amun, Reste von drei Registern, ein Festbankett zeigend.
PM 8:  Stele: usurpiert von Mery: Doppelszene, der Grabherr opfert an Osiris sowie Hymnen an Re und Reste eines autobio-
             graphischen Textes.
PM 9:  [Grabherr[ und zwei Register: Syrer mit Tributen, einschl. Pferd und Wagen sowie dekorierte Vasen vor Thutmosis III.

PM 10: Südkapelle:
      
        Seitenwände: {Mann] opfert vor dem Grabherrn und seiner Mutter an der linken Wand und rechts dem Grabherrn und
              seinem Vater.
PM 11: Nordkapelle:
              Linker Rahmen außen: Grabherr betritt das Grab. Seitenwand rechts: Grabherr und sein Vater (unvollendet), Priester
              opfern vor dem Grabherrn und seiner Frau.

PM 12: Passage:
              Innerer Rahmen: Opfertexte
PM 13: Drei Register, usurpiert von Mery:
              I.-III. Begräbnisprozession zur Westgöttin. Ein Mann trägt eine Statuette, Schlachter, Rituale vor der Mumie.
PM 14: Zwei Register: I. Bruder Chaemwaset opfert ein Bukett des Amun vordem [Grabherrn und seiner Frau]
              II. [Bruder opfert seinen Eltern ein Bukett des Amun]
PM 15: Grabherr auf Wüstenjagd in einem Wagen. Reste von Tierdarstellungen.
PM 16: Grabherr und [Frau] (usurpiert von Mery und seiner Mutter) inspiziert drei Register mit Waren aus dem Delta, die von
              Chaemwaset vorgeführt werden.
PM 17: [Fisch- und Vogelfangszenen]
PM 18: Zwei Register: I. Ein [Mann] vor dem Grabherrn und seiner Frau mit Opfern und einer Opferliste. II. Ein Mann opfert
             vor dem Grabherrn und dessen Vater.

PM 19 Schrein:
            Rahmen, innen: Reste von drei Registern: I. weibliche Opferträger mit symbol. Bäumen auf dem Kopf, II. Opferträger
            (rechts zerstört) III. zwei Männer (rechts zerstört)
PM 20 unvollendet. Der Grabherr und seine Frau und Opfergaben.
PM 21: Der Grabherr und ein Mann, Opfergaben

Nische:
PM 22: oben rechts der Anubis-Schakal. Zwei Register an jeder Seite: I. sitzender Gott II. sitzender Mann - Texte an Decke.


Nach der Usurpation durch Mery fiel das Grab den üblichen Amarna-Zerstörungen zum Opfer. In koptischer Zeit wurde das Grab mehrmals benutzt und weitere Eingriffe in die Dekorationen vorgenommen.  
  

An der Eingangswand (PM 2-3) befinden sich Viehszenen und Darstellungen des Verstorbenen mit einem anderen seiner Söhne, an der angrenzenden Wand (6-7) Männer, die Nahrungsmittel tragen sowie Szenen, in denen der Bruder Chaemwaset im Beisein eines Mädchens eine Flöte spielt und dem Verstorbenen Blumen schenkt.

An den kurzen Seiten des Raumes befinden sich zwei Stelen. Auf der Stele PM 4 bringt der Verstorbene neben autobiographischen Texten ein Trankopfer vor der Kartusche von Thutmosis III. dar. Die Stele auf der gegenüberliegenden Seite (PM 8) wurde von Mery usurpiert. Hier gibt Mery eine Opfergabe an Osiris, eine Hymne an Re und einen autobiographischen Text. Auf der anderen Längsseite des Raumes (PM 5-9) empfängt der Verstorbene in Anwesenheit seines Königs Thutmosis III. Nubier, welche Tribute bringen, darunter Giraffen, Geparden, Affen, Paviane und Syrer, die ihrerseits Pferde, Streitwagen, Bären usw. bringen sowie dekorative Vasen.

Über einen schmalen Durchgang (PM 12) gelangt man zu einem länglichen Raum, an dessen Wänden (PM 13) sich Darstellungen eines Trauerzuges und Rituale für die Mumie befinden, die aber von Mery usurpiert wurden. Darauf folgt die Darstellung von Chaemwaset (PM 14), dem Bruder des Iamunedjeh, der dem Verstorbenen und seiner Frau Blumen überreicht. An der gegenüberliegenden Wand (PM 15) jagen Iamunedjeh und seine Frau in einem Streitwagen in der Wüste (die Darstellungen der Tiere sind nur noch schwach zu sehen). Es folgt eine weitere Szene mit der Mutter, die ebenfalls von Mery usurpiert ist, in welcher sie Produkte aus dem Nil-Delta inspizieren. Der Verstorbene (PM 17) jagt und fischt, ein Mann geht voraus (PM 18), der dem Verstorbenen und seiner Frau eine Liste mit Opfergaben überreicht.

Durch einen weiteren kleinen Durchgang (PM 19) erreicht man die hintere Kapelle, an deren Wände (PM 20) unvollendete Darstellungen des Verstorbenen und seiner Frau bei den Opferhandlungen sieht und in denen der Verstorbene (PM 21) und ein weiterer Mann, Trankopfer darbringen. In der Nische befindet sich oben rechts ein Anubis-Schakal (PM 22). An jeder Seite befinden sich zwei Register: I. sitzender Gott II. sitzender Mann. An der Decke des Raumes befinden sich Inschriften (Quelle: it.Wikipedia/TT 84). 

Religiöse Ämter:

 

Men-cheper-re-seneb ( mn-xpr-re-snb)
- Hohepriester des Amun -

Men-cheper-re-seneb (I.) diente gegen Ende der Regierung von Thutmosis III. bis zur Anfangszeit von Amenophis II. hinein als Hohepriester des Amun und war daher der wichtigste religiöse Beamte seiner Zeit. Sein Vater "Min-nacht" oder "Nacht-Min" (engl. Wikipedia Menkheperraseneb I.) trug ebenfalls diesen hohen Titel, so ist es wahrscheinlich, dass Men-cheper-re-seneb dieses Amt - wie es damals durchaus üblich war - von seinem Vater erbte. Die Gemahlin von Men-cheper-re-seneb war eine Frau mit Namen "Ta-Iunu" oder auch "Ta-ni-Iunu". Nähere Einzelheiten über die Familie von Men-cheper-re-seneb sind nicht bekannt. Nach Peter Dorman (12) scheint Men-cheper-re-seneb keiner Kinder gehabt zu haben - jedenfalls werden keine in seinem Grab genannt.

Men-cheper-re-seneb war Mitglied der Elite, Erbprinz, Bürgermeister, königlicher Siegelträger, Aufseher der Getreidespeicher des Königs, Aufseher der Fremdländer, Auge des Schatzhauses und Höhepriester des Amun. Die Grabdarstellungen in seinem Grab TT 86 - welches zu großen Teilen unvollendet geblieben ist - zeigen ihn bei der Ankunft von Delegationen aus Kreta, Hatti und Syrien, die er überwacht. Die Abgesandten brachten wertvolle Handelswaren wie Teppiche, Esel und andere Dinge aus ihren Heimatländern mit (Quelle: Michael Rice: Who is Who in Ancient Egypt, Routeledge-Verlag London (UK) 2003 ISBN 1134734204, p. 108-109 und Eric H. Cline, David B. O'Connor: Thutmose III: A New Biography, University of Michigan Press, 2006, ISBN 0472114670, p. 82-85). 

Grabkegel mit dem Namen "Men-cheper-re-seneb"

Im Archäologischen Museum Bologna (Italien) (Eg 3409, 3414) befinden sich zwei Grabkegel mit dem Namen von zwei verschiedenen Personen, die aber beide den Namen "Men-cheper-re-seneb" trugen. Einer war Hohepriester des Amun in der Regierungszeit von Thutmosis III., (Grab TT 86 oder TT 112), der andere war Schreiber der Kornkammern des Königs und Besitzer des Grabes TT 79 in Sheik Abd-el-Qurna.
Bild:     Menkheperraseneb 01.JPG
Autor   Khruner 18. 10. 2013, Wikipedia
Lizenz:  CC BY-SA 3.0 DEED

Grab Theban Tomb 86
Bis vor kurzem glaubte man allgemein, dass Men-cheper-re-seneb der Besitzer von zwei Grabstätten (TT 86 und TT 112) war, bis der Ägyptologe Peter Dorman aufzeigen konnte, dass es genealogische Diskrepanzen innerhalb der Stammbäume um Men-cheper-re-seneb gab. Aus seinen Grabinschriften aus Theben Tomb 86 geht hervor, dass Men-cheper-re-seneb einen Neffen hatte, der den gleichen Namen trug, aber mit einer Frau verheiratet war, die "Nebet-ta" hieß. Somit ist es offensichtlich, dass Men-cheper-re-seneb (I.) in TT 86 und sein Neffe Men-cheper-re-seneb (II.) in TT 112 bestattet war. Men-cheper-re-seneb (II.) war wohl der Sohn eines Wagenlenkers S. M. mit Namen "Hepu" und seiner Frau, der königlichen Amme namens "Taiunet" und Neffe
von Men-cheper-ra-seneb (I.) und diente ebenfalls unter Thutmosis III. und Amenophis II. 

Auch eine Statue des Men-cheper-re-seneb aus Karnak  (BM 708) mit der Kartusche von Amenhotep II. ist nicht, wie bislang geglaubt, dem Besitzer von TT 86 zuzuweisen (siehe P. F. Dorman, Two tombs and One Owner, in thebanische Beamtennekropolen, SAGA 12, Heidelberg 1995). Auch die Statue aus dem Museum Kairo CG 42125, die lange Zeit einem der beiden Hohepriester des Amun zugeschrieben wurde und aus der Zeit von Amenophis II. stammte gehört nach Peter Dorman (SAGA Bd. 12, Thebanische Beamtennekropolen, Heidelberger Orientverlag 1995: Two tombs and one Owner, p. 151) nun wahrscheinlich einer anderen Person. Eine weitere Statue (Brooklyn Museum 36613), die mit den Kartuschen von Thutmosis III. beschriftet ist, gehört mit Sicherheit einem Hohepriester des Amun Men-cheper-re-seneb, es kann aber nicht einwandfrei festgestellt werden, welchem der beiden (11). 

Theben Tomb 86
Das Grab ist unvollendet geblieben - vor allem die Kapellen sind unfertig. Auch der Hof wurde nicht fertiggestellt. Zwar wollen die Forscher im Jahre 1905 im Vorhof Schächte entdeckt haben, aber heute sind die rechten und linken Ecken des Vorhofes voller Schutt. Die Zerstörungen der Dekorationen sind teilweise in der Amarnazeit entstanden, werden aber auch teilweise den Kopten zugeschrieben.

Theban Tomb 86 - Men-cheper-re-seneb

PM 1: Reste von 5 Reg.: Sänger und Sängerinnen vor dem Grabherrn, 
            Opferträger, Landwirtschaft, opfernde Priester
PM 2: Thutmosis III. in einem Kiosk
PM 3: der Grabherr mit Opfergaben und Altar
PM 4: Grabherr beim inspizieren in 6 Registern: Vorführung von Tieren,
            Rindern, Ziegen u. Gänsen, Männer tragen Waren und Geflügel.
PM 5: Grabherr vor 5 Register: Tempelarbeiten mit Aufzeichnen und 
            Wiegen von Metallen, Lederarbeiten, Teppichherstellung, Metall-
            verarbeitung einschl. Gold vor Thutmosis III.
PM 6: Grabherr vor 4 Registern: Empfang v. Waren aus Koptos u. Kusch
            Wiegen und notieren von Goldwaren, Überbringen von Straußen,
            Türkise usw. aus (östlicher) Wüste.
PM 7: Vier Register: Weinlese mit Grabherrn, Weinkrüge im Lager, 
            Reste v. Rinderdarstellungen
PM 8: Thutmosis III. in Kiosk, Grabherr mit 4 Reihen dekorativer
            Vasen. Opfer an Amun beim Opet-Fest und 5 weitere Register:
            Tribute von Häuptlingen aus allen Ländern (Kreta, Hatti, Tunip,
            Kardesch, Syrier bringen Statuen von Bullen und Malachit und
            Lapislazuli, Frauen u. Kinder, Pferde und Wagen und
            Produkte der Oasen.
PM 9: Eingang zur Nordkapelle, Reste von Texten.

Grabplan: Nefershapiland nach Porter & Moss, The Theban Necropolis Part 1, Oxford 1994

Szenen aus Grab TT 86 von Men-cheper-re-seneb in Theben-West (PM 8)
Tributszenen aus zwei Registern

Faksimile eines Ausschnitts aus einer Szene aus TT 86. Das Bild zeigt zwei Ausländer (Syrer mit Kind und dahinter ein Kreter (Minoer), der einen Stierkopf (oder die Statue eines geschmückten Stierkopfes?) als Tribut überreicht. Jeder ist an seiner Kleidung und Frisur zu erkennen. Nina de Garis Davies war 1925 Mitglied der Grafikabteilung der Ägyptischen Expedition des Museums bei der Ausgrabung und hat diese Szenen im Grab gemalt.

Faksimili einer Szene aus dem Grab des Men-cheper-re-seneb. Ein Kreter überreicht eine Vase.

Bilder:: Nina de Garis Davies (Faksimile Metropolitan Museum New York) 1925
- public domain -

 

Krug oder Vase aus Saqqara
des Schatzmeisters u. Hohepriesters des Amun
Men-cheper-re-seneb (TT 86 oder TT 112 ?)
H. 14 x Durchm. 2,3 (oben) cm - Kalkstein
Inventary Nr. 12.182.34, Rogers Fund 1912

Dieser Krug trügt die Inschrift mit dem Titel und Namen des Hohepriester des Amun Men-chepere-re-seneb aus dem Neuen Reich. Die Zuordnung an Men-cheper-re-seneb I. oder II. ist nicht zu ergründen, da dieser Krug aus dem Kunsthandel stammt - gekauft 1912 in Kairo von dem Händler Maurice Nahman.

 

Bild: Courtesy to the MET, New York
- public domain

 

Puiem-re / Puimre
- II. Priester des Amun -

Puiemre diente als II. Prophet des Amun zur Zeit von Königin Hatschepsut und ihrem Ko-Regenten Thutmosis III. Aus diversen Inschriften kann seine Herkunft gut rekonstruiert werden. Außer dem Titel eines II. Propheten diente er auch als Baumeister - sein Name fand sich in hieratischer Schrift auf der Unterseite von Steinblöcken, die vom Taltempel der Königin Hatschepsut stammen - außer diesen trug er noch die Titel eines Vorstehers der Rinder, Feldvorsteher des Amun und Vorsteher von Oberägypten.

Sein Vater trug den Namen Puia - von ihm ist aber nichts weiter bekannt. Seine Mutter trug den Namen Neferiah und war evtl. eine Amme von Thutmosis II. Puiemre bezeichnete sich selber in seinen Inschriften mindestens zweimal als "Ziehkind des Königs", womit sicher erscheint, dass er als Kind am königlichen Hof aufwuchs. 

Er hatte mindestens zwei Gemahlinnen: eine davon trug den Namen "Seniseneb", die eine Tochter des Hohepriesters des Amun Hapuseneb war. Seniseneb war Gottesverehrerin des Amun und hatte damit ein wichtiges religiöses Amt inne. Die zweite Gemahlin trug den Namen "Taneferet". Von ihm sind zwei Söhne bezeugt, einer von ihnen mit Namen "Men-cheper", war Priester im Totentempel von Thutmosis III.

Aus der Amtszeit von Puiemre ist nicht viel bekannt, doch kann aus diversen Inschriften erschlossen werden, dass er an verschiedenen Bauprojekten von Hatschepsut beteiligt war. Er starb in der Regierungszeit von König Thutmosis III.

Zu seinen Aufgaben gehörte es, das Anfertigen und Aufstellen eines Obeliskenpaares aus Anlass des 1. Sedfestes des Königs, zu überwachen. Von Puiemre existiert eine Kniestatue aus schwarzem Granit. Sie zeigt ihn mit einer Schale in jeder Hand, die im Tempel der Mut in Karnak gefunden wurde und sich heute im Museum Kairo (CG 910) befindet.

Kniestatue Puimra/Puiemra
II. Priester des Amun - Kairo CG 910
gefunden im Mut-Tempel, Karnak
- Bild: Borchardt 1930, pl. 157 -

Von Puimra ist eine Kniestatue erhalten geblieben, die im Mut-Tempel von Karnak gefunden wurde. Die kniende Figur hält zwei halbkugelförmige Schalen in ihren Händen. Die Inschrift auf dem Sockel bezieht sich auf Puiemres Arbeit im Tempelbezirk der Mut. 

Puiemre besaß eine Grabanlage in El-Chocha in Theben-West. mit der Nr. TT 39. 

Theban Tomb 39 / Lepsius Nr. 18
Theban Tomb 39 befindet sich in der Nekropole von El-Chocha in Theben-West (nach F. Kampp gehört dieser Bereich zum sog. Assasif). Das Grab wurde am Beginn des 20. Jahrhunderts von einer amerikanischen Expedition vollständig ausgegraben. Die Wanddekorationen sind von Norman de Garis Davies abgezeichnet und publiziert worden.

Die Grabanlage wird zwischenzeitlich archäologisch erneut untersucht, da es sich um eine bedeutende Anlage gehandelt haben muss (Quelle: dt. Wikipedia: Grab des Puiemre - TT 39), welche auf der Linie des ehemaligen Aufweges zum Mentuhotep-Tempels liegt. Das Grab wurde seit 2005 von der Mexican Mission de Egiptologia der Universität del Valle des Mexico unter Leitung der Professorin für Ägyptologie Gabriela Arrache Vertiz, in einer fünfjährigen Grabungsmission ausgegraben und erforscht. Das mexikanische Team restauriert in dieser Zeit das Grab, welches einzustürzen drohte. Schwerpunkt der Arbeiten war die Reinigung und Räumung der drei Kammern des Grabes und des Vorhofes sowie die Erneuerung der Betondecke über der Querhalle, die sich inzwischen um fast 6 cm durchbiegt (Ursache war der über dem Grab verlaufende Pfad für die Bewohner der Umgebung, dessen Stützwand genau auf der Hallendecke lag (Quelle Ägyptologieforum, Iufaa 2007). 

Alle Teile der Grabanlage sind mit Reliefs dekoriert. In TT 39 ist letztmalig ein bestimmter Typ von "Muu-Tänzern" in einem Grab abgebildet. Auch die Herstellung von Schmuck ist detailliert dargestellt. Auffällig ist die Namensvergabe "Nedjem" für eine Katze, da ansonsten keine Namen für Katzen vergeben wurden. Außerdem ist im Grab des Puiemre das Herstellungsverfahren für Papyri beschrieben (Quelle: dt. Wikipedia Grab des Puiemre TT 39). 

Grabfassade von TT 39

Das Grab besteht aus einem Portikus, der früher einmal überdacht war, mit zwei Eingängen - einer davon ist der Originaleingang - die zu einer Querhalle und den dahinterliegenden drei Kapellen führt.  Die Grabanlage besaß einen offenen Vorhof, der in den Berghang eingetieft war. In diesem Vorhof liegt nahe der Süd-West-Ecke ein Grabschacht, der aus der Zeit des Puiemre stammt.

Bild: Courtesy to Iufaa 2007
- bearbeitet von Nefershapiland - 
- alle Rechte vorbehalten - 

Theban tomb 39 besteht aus einem Portikus, der früher mal überdacht gewesen, mit zwei Eingängen. Der Grabfassade vorgebaut ist ein Portikus mit vier Säulen und Schranken aus Sandstein. An den bei PM mit "A - H" angegebenen Positionen befanden sich 8 Stelen von denen 6 noch autobiografische Texten besitzen,

Der Eingang bei Position B stammt aus der Ramessidenzeit, in welcher die rechte Kapelle für eine Nachbestattung usurpiert wurde. Gleiches gilt für eine Anzahl von Schächten im Hof und im Grab selber, die aus späterer Zeit stammen. Zwei Grabschächte sind unter Puimre entstanden: ein eingefasster Schacht auf der linken Seite des Hofes (siehe Bild oben) sowie ein Schacht hinter dem Portikus, der über eine absteigende Passage 10 Meter weiter zur Grabkammer führt (13). 

Im Inneren der Grabanlage befindet sich eine Vorkammer/Querhalle und drei Kapellen: die Nordkapelle (sie hatte einst eine Scheintür aus rotem Granit, die sich heute im Museum Kairo befindet), die Südkapelle mit Darstellungen des Talfestes und die zentrale Kapelle in der Mitte mit zwei Hathor-Szenen, die den Verstorbenen symbolisieren. 

Grabplan TT 39
- nach Porter u. Moss - bearbeitet von Nefershapiland / = [zerstört]

PM A-H = Stelen mit autobiographischen Texten - an den Säulen 
                   befinden sich noch Textreste.
Querhalle:
PM 1:  rechts: [Grabherr]
PM 2:  [Grabherr], Diener und Textreste
PM 3:  6 Register: Garten, Produkte u. Rinder die zum [Grabherrn]
            gebracht werden. [Puimre] inspiziert die Werkstätten im Amun-
            Tempel. Landwirtschaft, Wagenbauer, Weber, Juweliere und 
            Metallarbeiter, Vasenherstell., Begleiter mit Pferden u. [Wagen],
PM 4:  Hymnen an die Götter, autobiograf. Texte, 2 Priester mit
            [Opferliste].
PM 5:  6 Register: Festbankett m. Gästen, weibl. [Musiker] und Frau
            mit einer Lyra. Waren aus Nubien für die Schatzkammer d. Amun
            die dem [Grabherrn] geliefert werden. Nubier m. Rindern, Gold,
            Elfenbein, Affen, Paviane, Ägypter mit Stoffen.
PM 6: 2 Register: Aufseher mit Menit, ein Pavian hält eine Vase mit 
            Kartusche dem [Grabherrn] hin. Grabherr überwacht das Wiegen
            u. Notieren von Tempelgold, mit Tempelliste.
PM 7:  2 Register:  [Grabherr] u. Gemahlin Sen-seneb erhalten ein 
            Amun-Opfer v. ihrem Sohn. Puimre begrüßt Gäste.
       

PM 8-9: Teile der Eingangswand links und rechts neben dem rechten Durchgang: 2 Register
             I. Reg.: sitzende Grabherr mit Gemahlin Tanefert (unter ihrem Stuhl hockt ein Affe, der Datteln frisst) inspiziert die in drei Registern
             herbei gebrachten Produkte aus den Marschlanden. Puimre speert ein Nilpferd. Grabherr und Familie beim Fischen und der 
             [Vogeljagd]. 
             II. Reg.: stehender Grabherr und Gemahlin Sen-seneb begutachten die Geschehnisse, der 3 Reihen vor ihnen: 1. Überbringen von 
             Gänsen, Enten, Kranichen sowie anderer Geflügel, Treiber bringen Rinder, Fische. Arbeiten im Weingarten: Beischrift: "Wein aus 
             den
kAm.wWeingärten des Horusweges (?)". Das Keltern der Trauben, Beischrift über der daneben dargestellten Weinpresse: 
             "Auspressen von Wein durch die apr.w-Leute". [Das Herbeibringen von Pferden] - hier sind die Darstellungen aufgrund des neu
             geschaffenen Türdurchgangs aus der Ramessidenzeit nicht mehr vorhanden. Dahinter Szenen der Papyrus-Ernte.
PM 10: 2 Register: I. Reg.: Doppelszene: [Mann] opfert den Eltern des Grabherrn, dem Grabherrn selber u. seiner Frau Sen-seneb
             II. Reg.: Puimre jagt in der Wüste. Ein Mann bringt ein Spiel.
PM 11: 6 Register: Tributszenen am rechten Ende der Rückwand der Querhalle (in zwei Abschnitte). Der [Grabherr / stark zerstört] erhält
              Waren aus Syrien, vom Horus-Weg und aus den Oasen sowie aus Punkt. Beischrift:
"
Erhalten der [jnw]-Gaben aus Retjenu und der
              [jnw]-Gaben aus den Horuswegen (?) und der jnw–Gaben des südlichen und nördlichen Oasen, die der Herr dem Tempel des Amun
              übergeben hat … seitens des Fürsten, Grafen, Königlichen Sieglers, einzigen Freundes, der Beliebte … Puimre, gerechtfertigt, der
              Geehrte“.
PM 12: Zwei Register:  I. Der sitzende Grabherr empfängt Beamte mit Geschenken für den Tempel, Obelisken, Blumenvasen, Schreine usw.
              II. der stehende Grabherr überwacht die Registrierung der Tribute aus dem Norden in Anwesenheit von Beamten,drei Syrer u. ein
              Kreter.
Südliche Kapelle:
PM 13: Äußerer Rahmen und Türsturz außen: Reste von Texten
PM 14-15: Söhne u. Töchter mit Neujahrsgeschenken vor dem Grabherrn und seinen Frauen (Se-seneb an der linken Wand,
             Ta-neferet an der rechten Wand)
PM 16: Nische: Äußerer Rahmen der Tür mit Texten; Rückwand der Kapelle mit Doppelszene: Puimre mit seinen Frauen sitzend.
Nördliche Kapelle:
PM 17: Säulengebälk mit Dekoration, äußerer Rahmen u. Türsturz mit Texten. Im Durchgang 2 Register: ein Mann bringt Opfer dar (auf 
              beiden Seiten. Auf dem Giebelfeld des inneren Durchgangs: Pilgerfahrt nach Abydos in 3 Register. Begräbnisszenen an jeder Seite
              des Türdurchgangs. Links vier der "Neun Freunde", Männer mit "Tekenu", Götter in Schreinen, Rechts ein Mann, der eine Falken-
              standarte und Schreine (?) opfert, Balsamierer u. Riten im Park, Männer mit Fackeln. 
PM 18: Opferliste und Opfer mit ritualem Text, der sich auf den Gott Nefertem bezieht. Vor dem rechts sitzenden auf einem Löwenstuhl
              sitzenden Grabherrn eine Anhäufung von Opfergaben.
PM 19: drei Register: I. Begräbniszug (Fortsetzung von PM 17) mit Ochsen, die den Sargkatafalk auf einem Schlitten ziehen mit 5 Männern
             (einer verbrennt Weihrauch in einer Schale) und 2 Frauen. II. [2 Männer] ziehen einen Nachen mit hoher Kiste drauf, dahinter ein 
             Mann im Sprechgestus. Es folgen drei weitere Männer, die einen Katafalk in dem sich ein Kasten mit Hohlkehle auf dem Löwenbett
             stehend befindet, auf einem Schlitten ziehen. III. Ganz links kniet ein opfernder Mann, vor einem hoch beladenen Opfertisch. Nach 
             rechts folgt ein Viereck um dessen Rand sich ein Checkerfries zieht - zwei Männer (ohne Arme ?) stehen sich gegenüber, dann folgen
             zwei stehende Frauen. Gegenüber steht eine Frau mit einem langen Stab in der Hand, alle befinden sich in einer Umrandung. Als 
             letztes folgt die Darstellung eines Gartens mit Bäumen und Büschen und Teich. Links der 3 Register befindet sich die Göttin des
            Westens mit Text in voller Höhe der Register.
PM 20: Rückwand der Kapelle mit Tympamun (PM I. 73 [20] ) mit zwei liegenden Anubis-Schakalen auf Podesten und Udjad-Augen (links u.
             rechts. Darunter - in der Mitte der Wand - befindet sich eine Scheintür (heute im Museum Kairo Nr. 34047). Links und rechts der 
             Scheintür Darstellungen von Grabgegenständen und darunter rituelle Textkolumnen.
Mittlere Kapelle:
PM 21: Auf dem äußeren Türrahmen die Titel des Puimre. Im Durchgang Sohn mit Bouquet für Amun. Auf dem inneren Rahmen eine Doppel-
             szene: Sänger mit Hymnen - auf dem Türsturz drei Register mit Metzger beim Schlachten von Rindern.
PM 22: zwei Register: I. oberes Register mit zwei Szenen: 1. Priesterinnen der Hathor opfern Menats und ein Hathor-Embleme an Puimre.
             2. Männer vor dem [Grabherrn] II. Reg.: Grabherr schüttet Öl in ein Brandopfer. Ein Priester opfert vor dem Grabherrn und Frau.
PM 23: Zwei Register: I. Hathor Priesterin opfert dem Grabherrn Sistrum u. Menit. Männer vor Puimre. II. [Sem-Priester] opfern 9 heilige
             Öle, Lichter und Brandopfer. II. Reg.: der [Verstorbene] und Vorlesepriester vor dem Verstorbenen
Schrein:
PM 24: Äußerer Rahmen mit Textresten in 4 Registern: jedes mit Opferträger. Innerer Türsturz: Titel:  Türpfosten: Reste von rituellen Sprüchen u. Priester, die Kleider opfern. 
PM 25: Seitenwände links und rechts: Opferliste und Rituale vor dem Grabherrn und seinen Gemahlinnen: L. Taneferet - R. Sen-seneb. 
             Auf der Rückwand eine Doppelszene: R. = Grabherr kniend vor dem stehenden Osiris, darüber vier Textkolumnen
             L. = Grabherr vor der stehenden Göttin des Westens: Imnit. Darüber vier Textkolumnen.

Funde:
Unterer Teil einer Statue des Puimre - wahrscheinlich aus dem Schrein.
Unterer Teil einer Sitzstatue des Puimre, wahrscheinlich von hier - heute Museum Florenz Nr. 0310
Bemalter hölzerner Ständer mit Enten und Teich
Block aus Sandstein mit hieratischem Text, bezogen auf Thutmosis III.
Fragment eines bemalten Bas-Reliefs mit Palmen, heute im Museum Kairo 43368. 


(Quelle: Norman Davies: The tomb of Puimre at Theben. New York MMA 1923 - Band 1 und 2 online)

Die Querhalle - hinter dem Eingang ist mit Szenen geschmückt, welche die Gärten, Werkstätten des Amun-Tempels und landwirtschaftliche Szenen darstellen. Weitere Szenen in der Querhalle zeigen ein Bankett und die Aufnahme von Produkten aus Nubien für die Schatzkammer des Amun-Re. Ein Sohn bietet Puimre und seiner Frau Sen-seneb einen Blumenstrauß an, während der Grabherr in einer anderen Szene vor seiner 2. Frau Ta-neferet bei der Inspektion der Produkte begleitet wird. Des weiteren werden Puimre und Sen-seneb gezeigt, wie sie andere Erzeugnisse aus der Fischerei und Landwirtschaft wie Fische und Gänse usw. inspizieren.

In der Südkapelle bieten Söhne und Töchter des Grabherrn die Neujahrsgeschenke an, wobei auf einer Wand seine Frau Sen-seneb und auf der anderen seine Frau Ta-neferet abgebildet sind. Die Nordkapelle enthält Begräbniszüge und Opferdarstellungen und in der mittleren Kapelle ist ein Sohn des Verstorbenen mit einem Blumenbouquet vor dem Gott Amun zu sehen und Priester und Priesterinnen der Hathor bringen Puimre Menats und bieten der Göttin Embleme an. In der mittleren Kapelle befinden sich auch Bilder von den rituellen Handlungen beim thebanischen Talfest an den Wänden.

An der Südwand des hinteren Schreine (PM 24) sehen wir drei Sängerinnen mit Halskette und Wedel vor dem Grabherrn und seiner Gemahlin, die den Schmuck und die Hathorwedel übergeben. Auf der Ostwand des Schreins befinden sich drei Sänger, die ihr Lied rezitierend vortragen. 

Interessant und ungewöhnlich sind nicht nur die präsentierten Produkte, sondern auch die Titel der Träger, denn alle von ihnen werden hier als "Hrj mr(w),t" (ein Aufseher/Leiter der Merut-Leute) bezeichnet.

Vier ausländische Häuptlinge auf einem Opferaufbau
- Faksimili aus TT 39 -  auf Papier - / 2. Reg. PM 12

Teil der Rückwand zwischen dem mittleren Durchgang und dem rechten Durchgang. Der erste und zweite Mann sind Fremdvölkern vom Typ Syrer zuzuordnen, der dritte ist ein Mann vom Typ Hybride Ägäer (Kreter) und der vierte ein Mann von Typ Syrer. Die Beischrift lautet: "Die Großen der Fremdländer kommen in Frieden“. Über der gesamten Darstellung des Unterregisters ist folgende Szenenbeischrift angebracht: „die Großen der Nordgrenze Asiens. Sie sagen, indem sie lobpreisen: Wieviel größer ist dies als die Macht Gottes. Wie groß sind die Erscheinungen des Herrn der Ewigkeit. Groß ist die Macht in jedem Fremdland “.

Bild: Norman de Garis Davies, Metropol. Museum ACC 30.4.13
Lizenz: CC0 (Public domain)

TT 39 - Grab des Puimre
Asiaten bringen Geschenke

Asiaten bringen Geschenke (PM 5 - linker Teil der Rückwand). Gezeigt werden 2 Register mit Gabenbringern. Im oberen Register kann man die Basen und Schäfte zweier Obelisken erkennen. Dahinter folgen gebündelte schwarz wiedergegebene Hölzer - sie werden durch eine Beischrift als Ebenholz klassifiziert.

Zwei weitere Männer tragen im unteren Register südländische Produkte und der vordere Träger trägt - in einem Korb - vier Beutel, die wohl mit kostbaren Inhalt wie Goldstaub, Halbedelsteine und Augenschminke gefüllt sind. Er hat ein Leopardenfell über seinen rechten Arm gelegt und in seiner anderen Hand scheint sich ein Band oder eine Schnurr zu befinden, an der er eine Gazelle oder Antilope führt. Der Mann hinter ihm trägt ebenfalls einen Korb auf seinem Arm, dieser enthält aber Straußeneiner und -Federn. Der nur noch in Ansätzen erhaltene Mann hinter ihm umfassen ebenfalls einen Korb mit Harzkügelchen, ein Leopardenfell und Straußenfedern.

Im unteren Register tragen zwei Männer südländische Produkte. Der vordere Mann bringt in einem Korb vier Beuteln die mit kostbarem Inhalt wie Goldstaub, Augenschminke oder Halbedelsteinen gefüllt sein könnten. Von seinem rechten Arm hängt ein Leopardenfell herab, in der linken Hand scheint er eine Leine zu halten, an der er eine Gazelle oder Antilope führt. Der zweite Mann präsentiert ebenfalls einen Korb, dieser enthält jedoch Straußeneier und – federn. Die Gaben des folgenden Trägers umfassen einen Korb mit Harzkügelchen, ein Leopardenfell und Straußenfedern. 

Bild: Facsimile (Höhe 41,5cm, Breite 49cm)
 (MET Nr. 30.4.14) - Creator Hugh R. Hopgood -
diese Datei wurde als Teil des Partnerprojektes mit dem Metrop. Museum of Art 
an Wikimedia Commons gespendet
Lizenz: CC0 (Public domain)

 

(Facsimile) Dekorierte Tür (TT 39)
in die Nordkapelle 

Auf beiden Seiten der Tür sind Bestattungsszenen zu sehen sowie Opferlisten für Nefertem. Die wunderschön verzierte Tür ist vergleichbar mit der Hathorkapelle in Deir el-Bahari.

 

Zeichnung: Norman de Garis Davies (1917)
- Facsimili - heute im MET (Acc. 30.4.15) Rogers Fund -
Tempera on Paper, H. 61cm x B. 34,5cm
Lizenz: CC0 - Verzicht auf Copyright.

 

Amenemhet (Jmn-m-HAt)
- Administrator (Tempel-Verwalter) des Amun -

Amenemhat diente zur Zeit von Thutmosis III. - evtl. auch schon unter Hatschepsut - als "Administrator des Amun" (Tempel-Verwalter) im Tempel des Gottes. Sein Vater trug den Namen "Itef-nefer" trug den gleichen Amtstitel, seine Mutter hieß "Teti-em-netjer" und seine Gemahlin hieß "Sobeknacht". Seine Grabanlage TT 53 in Sheik Abd el-Qurna (wurde bereits schon von Champollion notiert und aufgenommen, der hier die Kartuschen von Thutmosis III. abzeichnete.

Durchgang und Querhalle:
Der Hof des Grabes ist heute von einer modernen Mauer umgeben. Der Grabschacht liegt in der rechten Hofecke vor der Fassade. Das Grab folgt der damals oft verwendeten Struktur eines umgedrehten "T-Schema". Ein Korridor, an dessen Wänden sich die "Hymne an Re" befindet und die Darstellung des sitzenden Grabeigentümers zeigt, führt in einen Querraum, auf dessen Wände sich in 4 Registern Banquett-Szenen mit einem Mädchen, welches dem Grabherrn und seiner Frau sowie vor einer Tochter, opfert. Unter dem Stuhl der Gemahlin sitzt ein Affe. Im III. und IV. Register opfert wieder ein Mädchen - diesmal vor den Eltern des Grabherrn und seiner Tochter. Des weiteren werden in der Szene Gäste, Musikanten, Harfner, Flötenspielerinnen, tanzende Mädchen, Trommlerinnen und Opferträger gezeigt, sowie ein Akrobat. 

Auf den inneren Wand, rechts des Eingangs, befinden sich in drei Register Szenen der Wüstenjagd mit Helfern und Hund auf der Jagd nach Wildstieren, Straußen usw. In der 2. Szene ist der Grabherr und seine Frau beim Spiel mit Figuren eines Straußes und einer Hyäne zu sehen und abermals im 2. Register ein Bankett mit Gästen vor dem Grabherrn, seiner Frau und [Mädchen]. Im 3. Register befinden sich in zwei Reihen Männer die Abgaben bringen, ein Lektor mit einer königlichen Statuette vor dem Grabherrn und einigen Dienern.

An der linken Schmalseite der Querhalle in TT 53 befindet sich eine Wandstele mit den Resten einer langen Inschrift. An den Seiten befinden sich jeweils 5 Register mit zwei Priestern, die Trankopfer darbringen. Ebenfalls an dieser Wand sind zwei Männer mit Opfergaben für den Verstorbenen zu sehen sowie landwirtschaftliche Szenen, einschließlich Szenen der Wein- und Flachsernte und das Fällen von Bäumen. In einer anderen Szene nimmt der Verstorbene - zusammen mit seiner Familie - an einem Angel- und Jagdausflug teil und erhält Produkte aus der Region des nilotischen Deltas. 

Auf der rechten Schmalseite befindet sich ebenfalls eine Stele mit einem langen Text. Im gerundeten Giebelfeld schwebt auf der linken Seite die geflügelte Sonnenscheibe (nur auf dem linken Flügel) - rechts befindet sich ein Udjat-Auge. Darunter verläuft eine Textzeile. Im Bildfeld oben steht der Grabinhaber zusammen mit seinem Sohn, der eine weibliche Statue trägt. Sie opfern ein Blumenbouqett an die Statuen der Prinzessin Ahmose-Henut-ta-Mehu und der Königin Ahmose-Inhapi, die auf einfachen Stühlen sitzen. Unter - oder neben - dem Stuhl steht ein Knabe und eine weibliche Person steht dahinter - wobei es sich evtl. um die Amme des Knabens oder der schon erwachsenen Prinzessin Ahmose-Henut-et-mehu handeln könnte. 

Vor den Frauen steht ein reich beladener Opfertisch - rechts davon steht der Grabeigentümer Amenemhet, der mit beiden Händen ein großes Gefäß mit wohlriechender Salbe hält und dieses den Frauen reicht. Hinter Amenemhet folgt sein Sohn (im Gewand eines Priesters), der eine weibliche Statuette in seinen Händen trägt. Unter dem Bildfeld folgt ein langer Text, in welchem eine Belohnung für Amenemhet erwähnt wird, wegen dem was er für die Prinzessin getan hat. An den Seiten der Stele befinden sich fünf Register mit Wab-Priestern und opfernden Priestern

Auf der rechten hinteren Rückwand befinden sich vier Register. Im 1. Register sind der Grabherr und seine Familie beim Fisch- und Vogelfang zu sehen und er sperrt ein Nilpferd. In den Registern 2-4 empfängt der sitzende Grabherr Abgaben der Sumpfländer wie Vögel und Fische und Szenen der Weinernte in Register 4. 

Hintere Längshalle:
Ein kurzer Korridor, an dessen Wänden der Verstorbene beim Darbringen von Trankopfern für den Gott Anubis dargestellt wird, führt in einen länglichen, hinteren Raum. Auf dem Türsturz außen ist eine Doppelszene zu sehen: Der Grabherr kniet mit Opfergaben vor Anubis-Schakalen. Auf dem Rahmen sind Opfertexte zu sehen. Auf dem Sturz innen bereitet ein Mädchen ein Bett.

An der rechten Eingangswand sind Frauen beim Wiegen und Mahlen von Getreide zu sehen und auf der linken Eingangswand Männer, die Wein in Krüge gießen und Bier brauen. Auf beiden Wandseiten folgen dahinter in 4 Registern Szenen der Begräbnisprozession, darunter Besuch der Göttin des Westens und Osiris und mit dem Transport des Sarkophages und der Grabbeigaben sowie Mundöffnungsszenen , Riten im Garten, Mumifizierer, Tänzer und Aufstellung eines Obelisken sowie der Wallfahrt zusammen mit seiner Frau nach Abydos. Auf der rechten Wandseite sehen wir den Bruder des Verstorbenen als Wagenlenker sowie wiederum Opferhandlungen vor dem Grabherrn, seiner Frau und den Eltern von Amenemhet.

Scheintür mit Nische:
Am hinteren Ende der Längshalle befindet sich eine Scheintür mit Nische (Nische mit Stufen). Unten eine Szene mit vier Männern und vier Frauen, die auf dem Boden sitzend Opfergaben austauschen. Auf dem Sturz der Scheintür befindet sich wieder eine Doppelszene mit dem knienden Grabherrn, wie er einmal Osiris und zum anderen Anubis anbetet. An den Pfosten befinden sich Texte, Darunter in vier Register der sitzende Grabherr und opfernde Priester.

Grabschächte:
Der im Hof befindliche Grabschacht und auch die beiden Schächte vor den Stirnseiten der Querhalle datieren wahrscheinlich aus der Zeit der Errichtung der Grabanlage. Die "slooping-passage" rechts hinter dem Eingang zur Halle datiert dagegen aus späterer Zeit. (Quelle: Kampp F. Die thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996). 

sonstige Ämter

 

Min /Memu
- Bürgermeister von Thinis -
Erzieher des Prinzen Amenhotep 

Min war Bürgermeister von Thinis und trug den Titel "Graf von Thinis" und "Graf der Oase (Charga)" (Quelle: Das Priestertum im Ägyptischen Staat, Hermann Kees, Brill-Verlag 1953), sowie "Aufseher der Priester des Onuris" und Schatzmeister und Erzieher von Prinz Amenophis" (dem späteren König Amenophis II.) (Quelle: Lexikon der Pharaonen, Helck, S. 139). In seinem Grab TT 109 ist der Prinz Amenophis als nackter Knabe beim Bogenschießen zusammen mit Min als seinem Erzieher dargestellt. Nach Helck fungierte Min als "Senior-Tutor", war also schon älter und füllte dieses Amt damals zusammen mit einem anderen Tutor aus, der den Namen Ahmose, trug

Außerdem trug Min den Titel eines "Heerführers des Westlichen Kanals" ( jmjrA mSa-n jtrw jmntj), wobei es sich evt. um die damalige Grenze zwischen Frucht- und Wüstenland des thinitischen Gaus handelte. Vielleicht war er vorher Bürgermeister des Großen Flusses und General des Westflusses gewesen (Urk. IV. 981,10), also wohl Kommandant der Verteidigungsanlagen am westlichen Nilarm im Delta.

Der Name der Ehefrau von Min lautete "Say". Der Vater von Min ist nicht bekannt. Im Grab begegnet uns auch ein Sohn mit Namen Sobek-mose.

Im National Museum von Liverpool (LL 5657) befindet sich ein Grabkegel aus Keramik mit eingeprägtem Abdruck einer Hieroglypheninschrift auf dem flachen Ende. Drei Spalten ohne Trennlinien, die lauten: "Bürgermeister der Oase, Aufseher der Propheten des Osiris, Schreiber Min". Der Grabkegel soll wohl aus seinem Grab TT 109 stammen. Die Spitze ist abgebrochen und das geprägte Ende und 40 mm der Länge sind rot lackiert (17mm x 72mm x 164mm). Ein weiterer Grabkegel  von Min, der ebenfalls aus seinem Grab stammt, befindet sich heute in der Sammlung des Metropolitan Museum in New York ((Inv.-Nr. 09.185.6e).  

Min errichtete seine Grabstätte in el Chocha/Abd-el-Qurna (TT 109 / Champollion Nr. 34). Der französische Ägyptologe P. Virey (Le tombeau de Khem, Seigneur de Thini in: Sept. tombeaux tébains, MMAF v.2 (1891), S. 362ff) fand in dem Grab 109 Uschebtis, die aber wahrscheinlich aus der Spätzeit stammen. Auch liegen möglicherweise Zerstörungen aus der Amarna-Zeit vor. 

Der Vorhof der Grabstätte ist verschüttet. Es ist nichts bekannt über evtl. Grabschächte in diesem Bereich.  

Grabplan von TT 109 von Min (in el-Chocha) (PM I.-1, 220)

PM 1:  Stele - der Grabherr u. Mutter vor einer Gottheit, darunter Opfer-
             szene vor dem Grabherrn u. Mutter (?)
             Entgegen der Beschreibung bei PM gehört diese Stele aber zum 
             ramessidischen Grab "Kampp 326"
Halle:
PM 2:  Durchgang: Der Grabherr beim Verlassen des Grabes: Links Texte.
PM 3:  linke Eingangswand der Querhalle: drei Register mit Musikanten.
            Grabherr mit drei Reihen Verwandter - er opfert zu Ehren von 
            Thutmosis III. Mädchen mit Fliegenwedeln und Sistrum. Männliche
            Tempelsänger. In Unterszene: 3 Schlachter.
PM 4:  Linke Eingangswand, zwei Register: 1. [der Grabherr] überwacht den
             Bau einer [heiligen Barke]. II. Der Sohn Sobek-mose opfert Blumen
             für seine Eltern (Mutter inspiziert Garten).
PM 5:  Linke Eingangswand: Vier Register: I.-III. Grabherr überwacht das
             Zählen von Erzeugnissen. IV.: Zwei Szenen: a) {Grabherr] lehrt Prinz
             Amenhotep Bogenschießen II. Prinz auf Schoß des Grabherrn
PM 6:  Nische im Süden der Wand: Zwei Statuenreste
PM 7:  Wand nach Norden: Stele mit einem langen Text
PM 8: 
Rückwand links des Zugangs zur westl. Kapelle: Grabherr "besucht"
             das Grab,
PM 9:   linke Hälfte der Rückwand: Sohn Sobek-mose opfert vor seinem 
             Vater und dessen Mutter, fünf Register: I-IV.: Gäste u. Musikanten 
             (einschl. weibl., Lautenspielerin, Tänzern u. Flötenspieler) in Reg. I.
             II. Mädchen m. Klappern und männlicher Harfner III. Mann mit einer
             Harfe auf der Schulter V. Männer mit Abgaben, Schlachter.
PM 10: Rechter Teil der Eingangswand: [Grabherr beim Opfern auf einem
              Kohlebecken.
PM 11: mittlerer Teil der Wand: Der [Grabherr beim Vogel- und Fischfang
              zusammen mit seiner namentl. genannten Mutter und Familie.
PM 12: Rechter Teil der Rückwand: Zwei Reihen von Opferbringern
PM 13: Rechter Teil der Rückwand: Zwei Reihen von Opferbringern.
              Unterszenen: Produkte des Sumpflandes werden gebracht.
Westliche Kapelle:
PM 14: Zugang zur Kapelle. Türsturz außen mit Resten einer Doppelszene:
              Grabherr mit Opfertafel vor zwei Gottheiten; linker Türpfosten:
              der Verstorbene mit Opfertext.
PM 15: Reste von vier Statuen
Östliche Kapelle:
PM 16: Lektoren (Vorlesepriester) in Prozession
PM 17: Dekorationsreste: Grabherr bei der Jagd zu Fuß in der Wüste auf 
              Tiere, darunter Hyänen. 

Anmerkung: [.....] heute nicht mehr vorhanden.

Baki
- Vorsteher der Bediensteten des 
Wiegens von Gold und Silber -

Baki war "Oberster Diener, welcher das Silber und Gold im Gottesstaat des Amun, wiegt" und diente in der Regierungszeit von Thutmosis III. Sein Vater war der "Schreiber der Zählung der Rinder von Königin Ahmose Nefertari" (sein Name wird nicht genannt). Die Frau von Baki trug den Namen "Mosi".

Baki besaß eine Grabanlage in Dra Abu el-Naga, mit der Nummer TT 18, das 1908 von Ghautier entdeckt wurde. Das Grab von Baki hat einen Eingangskorridor, gefolgt von einer Querkammer, von der aus man über einen zweiten Korridor in den Quersaal kommt. Dieser ist mit einem Familienbankett mit Opfergaben an Baki geschmückt. Andere Wandmalereien zeigen Baki und seine Familie beim Fischen und Jagen von Vögeln sowie Opfergaben an den Verstorbenen und an seine Eltern. In anderen Szenen sehen wir Opferhandlungen des Verstorbenen an den Gott Anubis und an die Göttin des Westens (Hathor), sowie Baki bei der Jagd und dem Fischfang und zusammen mit seiner Frau bei der Überprüfung der Erntevorgänge (von der Ernte der Trauben bis zu Lagerung in Gefäßen). Ein weiterer Gang führt zu einer Kammer mit einer Nische am Boden. 

Bener-merut
- Prinzenerzieher, Vorsteher der beiden Goldhäuser

Beamte, die für die Obhut der Königskinder Sorge trugen, genossen in der 18. Dynastie großen Einfluss am Königshaus (siehe Senen-mut unter der Regierung von Hatschepsut). Zur Zeit ihres Nachfolgers Thutmosis III. diente Bener-merut (Bnr-mr.wt) als Erzieher der Prinzessin Merit-Amun (Mrj.t-Imn). Seinen Titeln zufolge war Bener-merut in der königlichen Verwaltung tätig. Er arbeitete auch als königlicher Architekt. Nur sieben Belege haben sich für Bener-merut erhalten, dieses sind u. a. ein Spielbord (Museum Turin sup. 8451) und eine Statue - heute im Louvre (A 57).

Seine vollständigen Titeln lauteten: 

  1. Vorsteher der beiden Goldhäuser und der beiden Silberhäuser

  2. Vorsteher aller Arbeit des Königs 

  3. Vorsteher des Silberhauses

  4. Vertrauensmann des Königs bei der Ausführung seiner Denkmäler (Urk. IV, 1374,1)

Im Museum Kairo befindet sich eine Würfelhockerstatue (CG 42171 / JE 36922 - H. 70 cm) 3welche den Beamten mit der ihm anvertrauten Prinzessin, Merit-Amun (Tochter von Thutmosis III.) zeigt. Ähnlich wie bei der Erzieherstatue des Sennenmut hält Bener-merut die Prinzessin auf dem Schoß. Es ist allerdings unklar, ob diese Statue Merit-Amunb C oder Meritamun D zeigt (beide Töchter von Thutmosis III.).

Vorne an der Statue befindet sich eine Inschrift: (nach Helck, Urk. IV. 1373-1375): "Ein Opfer das der König gibt für Chnum, den Herrn des Katarakts und Chontamenti, [dass er gebe] ein Totenopfer an Brot, Bier, Rindern, Vögel, Kleidern, Weihrauch, Salbe, allen guten und reinen Dingen, Spenden und allerlei Pflanzen, süßen Wind, frisches Wasser, kühles Wasser, Wein, alles was der Himmel gibt, die Erde hervorbringt und der Nil aus seiner Höhle bringt, Hinein- und Hinausgehen aus diesem Tempel, dass nicht die Seele von seinem Wunsch zurückgehalten werde, Brote erlangen, die rein vom Altar des großen Gottes kommen, für den Ka des rpa.t, Hat j-a, Vertrauter des Königs bei der guten Ausführung seiner Denkmäler, des Freundes des guten Gottes, des Vorstehers der beiden Goldhäuser und der beiden Silberhäuser, des Vorstehers aller Arbeiten des Königs, des Schatzhausvorstehers Bnr - mrw.t, des Gerechtfertigten".

Erzieherstatue Museum Kairo
CG  42171 / JE 36922 - H. 70 cm) 

Bener-merut mit dem ihm anvertrauten Königskind
Merit-Amun - eine Tochter von Thutmosis III.

Die Prinzessin ist hier mit der Seitenlocke auf der rechten Seite ihres Kopfes und dem Finger im Mund als Zeichen der Kindheit dargestellt.  Eine Inschrift auf ihrem Kopf identifiziert sie als "Königstocher, die er liebt, Mery-amun". 

Ebenso wie verschiedene Statuen des Senenmut, wurde auch diese Erzieherstatue in der Cachette von Karnak gefunden, was vermuten lässt, dass sie einst in einem Tempel gestanden hatte. Die Bezeichnung "Chnum vom Katarakt" lässt vermuten, dass Bener-merut aus der Region von Assuan stammt.

Bild: Georges Legrain (1865-1917) von 1909
- public domain -
Im Stierfriedhof der Mnevisstiere in El-Khusu (Heliopolis) fand sich eine Mnevisstele (Kairo JE 65830), gestiftet von Bener-merut mit Datum Jahr 47
Thutmosis III. Vermutlich stammt diese Stele aus Heliopolis (nach Mysliwiec / Atum, 177 und Beylage, Stelentexte, 477), da hier eine Stiftung an den
 "Mnevis-Stier" genannt wird. Auf der Stele werden der Thron- und der Geburtsname von Thutmosis III. genannt und das 47. Regierungsjahr (siehe Radwan,
 in MDAIK 37, 1981, 405-407, Tf. 61b)
Die Stele ist vom Erhaltungszustand nicht mehr sehr gut: An den Rändern weist sie viele kleine Beschädigungen auf und hat auch einige Löcher sowie 
Verwitterungsspuren auf ihrer Oberfläche. Allgemein ist die Stele aber vollständig (siehe Radwan in MDAIK 47, 2981). Die Stele wurde im November 1935
von Abermayor gekauft (siehe Myaliwiec, Studien zum Gott Atum, Bd. 1, Hildesheim 1978, 177). Das Stiftungsjahr wird von den Ägyptologen teilweise 
unterschiedlich gelesen: Radwan liest Jahr 47; Mysliwiec (in Studien zum Gott Atum, 177) liest Jahr 39 und Helck (Urkunden IV, 1373) liest Jahr 45. 

(Quelle: TLA - Stele aus Heliopolis - Marc Brose, untere Mitarbeit von : Altägyptisches Wörterbuch)
Im Metropolitan Museum (New York) befindet sich ein Doppel-Uschebti von Bener-merut zusammen mit seiner Mutter Ikhem. Beide Figuren stehen auf einem 
gemeinsamen Sockel, der durch einen Rückenpfeiler die beiden Figuren verbindet.

Doppel-Uschebti Bener-merut und 
seine Mutter Ikhem

Metropolitan Museum New-York
Material: möglicherweise Serpentin
H. 22,4 cm - Rogers Fund 1944
Acc.-Nr. 44.4.73

Der Doppel-Uschebti zeigt Bener-merut zusammen mit seiner Mutter Ikhem (oder Tehyemachat ?). Bener-merut trägt hier den Titel "Aufseher der Arbeiten" und "königlicher Butler" (wdp.w nsw.t) - seine Mutter erscheint hier als "Herrin des Hauses". Dieses ist das einzige Stück, welches uns Informationen über seine Familie liefert.

Bild: Courtesy to the Metropolitan Museum New York
for public Domain 
Eine weitere Stele - heute im Louvre (C 273) zeigt Bener-merut bei einem Opfer vor der Sphinx. Die Stele ist dem Hormachis geweiht, was vermuten lässt, 
dass sie original aus Giza stammt. Aufgrund der vielen Ehrentitel, die hier für Bener-merut aufgeführt sind und die bisher auf den anderen Belegen nicht erwähnt
werden, vermute Christiane Zivie, dass diese Stele späteren Datums ist als die anderen Monumente (siehe Zivie, Giza, pp. 55-56)
Zwei weitere Stücke - evtl. aus der Grabausstattung von Bener-merut - befinden sich heute im Britischen Museum London: ein Kosmetik-Schleifer (?) 
(cosmetic grinder) und ein Skarabäus (BM 64191 und BM 67090). Ersterer soll in Theben gefunden worden sein, lt. dem Brit. Museum. Der Schleifer ist 
mit dem Titel "Vorsteher aller Arbeiten des Königs" beschriftet, während der Skarabäus den Titel "Vorsteher der Arbeiten des Amun" trägt.
Das letzte Stück, das als Beleg für Bener-merut gilt, ist ein Ostrakon, der bei den Ausgrabungen von Deir el-Bahari (siehe Hayes, JEA 46 / 1960, p. 46) 
gefunden wurde. Die Inschrift, welche die Lieferungen von Steinen für den Totentempel Thutmosis III. auflistet, ist undatiert und nennt nur den Namen von
Bener-merut (ohne Titel). All diese Monumente belegen, dass Bener-merut als Architekt bis zum Jahr 47 von Thutmosis III. tätig war (Quelle: Catharine H. 
Roehrig 1990, Dissertation: The Eighteenth Dynasty Titles royal nurse, royal tutor and foster brother/sister of the Lord of the Two Lands - online-Version).
Ahmose Pennechbet 
-
Vorsteher der Speicher, Offizier u. a. -
Ahmose Pennechbet hat in seinem Felsgrab in Elkab eine ziemlich umfangreiche Autobiographie hinterlassen. Diese wurde kurz nach dem Tod von Hatschepsut -
wohl am Anfang der Alleinherrschaft von Thutmosis III. verfasst. Darin rühmt er sich, unter vier Königen gedient zu haben:
"Ich habe begleitet die Könige von Ober – und Unterägypten, die Götter (inzwischen bereits verstorbene Könige), unter denen ich gelebt habe, auf ihren Gängen in dem südlichen und nördlichen Fremdlande, an jedem Ort, an den sie sich begaben, den König von Ober– und Unterägypten (Nebpehtire)|, den Seligen, den König von Ober– und Unterägypten (Djeserkare)|, den Seligen, den König von Ober– und Unterägypten (Aacheperkare)|, den Seligen, den König von Ober– und Unterägypten (Aacheperenre)|, den Seligen, bis zu diesem Guten Gott, den König von Ober– und Unterägypten, (Mencheperre)|, der mit Leben beschenkt sei ewiglich.“
Er kämpfte demnach unter Ahmose I. in Syrien, unter Amenhotep I. in Nubien und wohl auch in Libyen, unter Thutmosis I. erneut in Nubien und in Naharina und 
unter Thutmosis II. im südlichen Palästine.

In der Biographie heißt es weiter: "Es erwies mir auch die Gunst die Gottesgemahlin, die Große Königliche Gemahlin (Maatkare)|, die Selige; ich zog auf ihre Große Tochter, die Königstochter Neferure, die Selige, als sie ein Kind war, das an den Brüsten lag". 

Ahmose Pennechbet zählt in seine Biographie also lediglich die damals als legitim angesehenen Könige auf - die wohl kurz zuvor verstorbene Herrscherin Hatschepsut erwähnt er dagegen nur mit ihren Titeln „Gottesgemahlin“ und „große Königsgemahlin“. Als Königin der er ja lange gedient hatte existierte sie offiziell also nicht mehr. Aus dieser Inschrift geht aufgrund der Bezeichnung "die Seelige", was hier sowohl für die Königstochter Neferure als auch für ihre Mutter Hatschepsut verwendet wird, dass zu diesem Zeitpunkt beide schon verstorben waren.

Seine mindestens 58-jährige Karriere begann im 22. Regierungsjahr von König Ahmose. Er war als Infanterist dabei, als die Ägypter nach der erfolgreichen Belagerung von Scharuhen mit ihrem Heer tiefer in das Küstengebiet der Levante (altägypt. Djahi) vorstießen (Quelle: dt. Wikipedia Ahmose Pennechbet). Er diente auch unter den nachfolgenden Königen wo seine Karriere einen steilen Aufstieg nahm. Ahmose Pennechbet erhielt mehrere Auszeichnungen und Titel. Er war Schatzmeister unter Hatschepsut und wurde von ihr mit der Erziehung ihrer Tochter Neferu-Re betraut.

Nach Toby Wilkinson (Who is who im Alten Ägypten, Herrscher, Höflinge, Handwerker, Mainz 2008, S. 144/145). stark Ahmose Pennechbet zur Zeit der Ko-Regentschaft von Hatschepsut und Thutmosis III. Ein Vergleich der Übersetzungen der oben aufgeführten Zitate legt ein Ableben nach dem Tod der Hatschepsut nahe - also zu Beginn der Alleinherrschaft von Thutmosis III., da diese nicht, wie aus der Autobiographie ersichtlich mit dem Titel "König von Ober- und Unterägypten" bezeichnet wird, sondern nur als Gottesgemahlin und die Große königliche Gemahlin Maat-ka-Re bezeichnet wird. Eine Weglassung des Königstitels von Hatschepsut wäre zu ihren Regierungszeiten nicht möglich gewesen. Es ist also anzunehmen, dass Hatschepsut schon verstorben war als die Autobiographie in seinem Felsengrab in Elkab entstand.

Von Ahmose Pennechbet sind bislang drei Denkmäler bekannt:

1. Sein Grab in Elkab – Nr. 2 (zusammen mit seinem Bruder Chaemwese)

2. eine Statuenbasis, die sich heute im Louvre befindet  Nr. 49

3. eine Statue „Mr. Finley“ im Royal Scottish Museum, Edinburgh / 1948.486

Die Gemahlin von Ahmose Pennechbet trug den Namen "Ipu" - sie war evtl. identisch mit der Amme von König Thutmosis III. und Mutter der Großen 
königlichen Gemahlin Satjah (
ZAtJ aH). Eine Ipu wird auf dem Opfertisch der Königsgemahlin Satjah als ihre Mutter genannt (heute im Museum Kairo CG 23034). Diese These ist aber äußerst umstritten. 

Das Grab von Ahmose Pennechbet in Elkab (Nr. 2), das er zusammen mit seinem Bruder Chaemwese erbauen ließ, ist heute stark zerstört und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Maja
- Gouverneur und Priestervorsteher  -

Maja amtierte als hoher Beamter der Provinzialverwaltung als "Gouverneur und Vorsteher der Prieste". Er wurde von Thutmosis III. im 10. oberägyptischen Gau eingesetzt, wo auch sein Grab gefunden wurde, aus dem uns eine schöne Sitzstatue in einem altertümlichen Stil erhalten blieb, der früher nur den Königen vorbehalten war. Die wahrscheinlich aus seinem Grab stammende Statue trägt auf ihrer Brust und dem rechten Oberarm den Namen von König Thutmosis III.  Die Textkolumnen an der Vorderseite des Sitzes bezeichnen Maja als „Gouverneur und Priestervorsteher“. In der Opferformel für Maja werden die Götter des 10. Oberägyptischen Gaues angerufen, daraus kann man schließen dass hier sein Amtsgebiet lag. In der Nekropole des Hauptortes des 10. Gaues  (in Qaw el-Kebir, dem antiken Tjebu) fand sich ein Grab eines Maja bei dem es sich wohl um unseren Maja handeln dürfte, von hier dürfte auch die Sitzstatue Majas stammen.

Sitzfigur des Maja
heute im Museum Berlin ÄM 19286, erworben 1909
H. 74 c 21,5 x 40 cm - Kalkstein
- Bild: Courtesy to Peter Alscher - all rights reserved -

Maja sitzt auf einem Blockthron ohne Rückenlehne und ist mit einem kurzen Schurz bekleidet und trägt eine schwere Lockenperücke. In seiner rechten Hand hält er das sog. "Schweißtuch", die linke Hand liegt flach ausgestreckt auf dem Schurz. Das rundliche, ausdruckslose Gesicht ist, wie die ganze Figur, sehr formal aufgebaut.

Um seinen Hals liegt das sog. "Gold der Ehre" - an seinen Oberarmen und dem Handgelenk trägt er schwere goldene Armreifen. Bei diesen Schmuckstücken handelt es sich um vom König an Maja verliehenen Auszeichnungen, was auf eine militärische Karriere hindeuten könnte.

Das ihm der Schmuck vom König verliehen wurde, teilt uns Maja auch ausdrücklich in der Inschrift auf den drei Seiten des Sitzes - im Zusammenhang mit der Totenopfer-Formel mit: " … den Ka des Prinzen, des Gouverneurs, den der König von Oberägypten erhöhte, der König von Unterägypten angesehen machte, dessen Platz der Landesherr vorrückte, der den König in einzigartiger Weise nützlich war unter den Menschen, den er erhöhte unter Seinesgleichen, beschenkte mit dem Gold, das der König verleiht, vor dem Angesicht des ganzen Landes. Mein Herr hat mich geehrt wegen meiner Tapferkeit, weil er meine Treue kannte “

Das Grab von Maja wurde in Qaw el-Keblir ausgegraben und verfügt über mehrere unterirdische Kammern. Hier wurden auch Fragmente seines in Stücke zerschlagenen Sarkophags gefunden. Der Sarkophag war innen und außen mit dem Namen und den Titeln von Maja verziert (siehe Guy Brunton "Qau and Badari", British School of Archaeology in Egypt andEgyptian Research Account 50, Bd. 4 1930).

Im Luxor-Museum befindet sich eine unbeschriftete Statue, die dem Stil der obigen sehr nahe kommt und ebenfalls einen Beamten mit dem Ehrengold zeigt. Es könnte sich hierbei ebenfalls um Maja handeln (Luxor Museum J. 1 - Quelle May, engl. Wikipedia).

Nacht-min oder Min-nacht
- Vorsteher der beiden Scheunen 
von Ober- und Unterägypten -

Nachtmin war "Aufseher der Kornspeicher von Ober- und Unterägypten" in der Zeit von Hatschepsut und Thutmosis III. Die vollständige Titulatur von Nacht-min umfasst 11 Amtstitel, die wie folgt lauten: (nach Gurksch 1995 - S. 17-20)

  1. Königlicher Schreiber

  2. Meister der Lebensmittelkammer der Produktionsstätten des Amun

  3. Vorsteher der beiden Scheunen des Amun im Norden

  4. Vorsteher der Weinkammer 

  5. sowie Speichervorsteher der Lagunen der beiden Länder

  6. Vorsteher der Scheunen von Ober- und Unterägypten und

  7. Vorsteher der Pferde des Herrn der beiden Länder (wohl Kavalleriegeneral)

  8. Oberster der "meru" des Amun

  9. Regent und Graf

  10. Kronsiegelbewahrer

  11. Einziger Freund

Sein Vater trug den Namen "Sen-djehuti" und den Titel eines "sab" (sAb) und seine Mutter "Sen-nu". Sein Sohn hieß "Men-cheperre-seneb und war Inhaber der Grabanlage TT 79. Er folgte seinem Vater in seinem Amt eines "Vorstehers der Scheunen von Ober- und Unterägypten nach. (Men-cheperre-seneb war Inhaber der Grabanlage TT 79) (14). Leider gibt es keinerlei Informationen über die weiteren Titel des Vaters von Nacht-min, da das Grab TT 87 stark zerstört ist. Zwar wurde hier der Rangtitel "sab" aufgeführt, das sagt aber nichts darüber aus, dass dieser evtl. einen niedrigen Status und keine weiteren Titel besaß.

Den Namen von Nacht-mins Frau erfahren wir durch die Nacht-min zugeschriebene Statue Kairo CG 613 (beide sitzend, Sandstsein, H. 0,67m, evtl. aus Gurna, Quelle: Borchardt, Statuen 2), die ihn und neben ihm seine Frau sitzend wiedergibt. Sie wird dort als "Hmt=f mr.t=f nb.t pr Mrt" (seine Ehefrau, geliebt von ihm, die Herrin des Hauses, Merit) aufgeführt. In seinem Grab wird Merit zwar an zwei Stellen dargestellt, aber der dazugehörige Text ist leider zerstört. In einer Szene sitzt Nacht-Min hinter einer Frau vor dem gemeinsamen Opfertisch und sie umfasst seine Schulter. Die Wahrscheinlich, dass es sich hier ebenfalls um seine Frau Merit handelt ist groß (H. Guksch 1995). Nacht-min hatte mindestens zwei Söhne, Mencheperre-seneb und Amenhotep.

Nacht-min ist gut belegt, da er in Gebel el-Silsila einen Felsschrein besaß (Schrein Nr. 23). Bestattet wurde Nacht-min in einem Felsgrab in el-Qurna (TT 87 - siehe Guksch 1995: Die Gräber des Nacht-min und Men-cheper-Ra-seneb, Theben Nr. 87 und 79, AV 34). Unklarheit besteht allerdings darin, ob Nacht-min auch der Besitzer eines Schreines Nr. 12 in Gebel el-Silsila war. Die Titulatur des Inhabers des Felsschreins ist zwar sehr ähnlich, denn der Beamte ist ebenfalls königlicher Schreiber und Vorsteher der beiden Scheunen von Ober- und Unterägypten, aber als Besitzer von zwei Felsschreinen in Gebel el-Silsila wäre Nachtmin ein absoluter Sonderfall ohne Parallelen (lt. Julia Budka in 14). Daher ist es wahrscheinlicher, dass es ein zweiter Würdenträger mit dem Namen Nacht-min Eigentümer dieses Schreins war. (s. Caminos, James 1963, 36). 

Nachtmin begann seine Karriere als einfacher Beamter im Tempel des Amun - im Norden des Landes - zur Zeit von Königin Hatschepsut. Zunächst war er wohl "Aufseher der Arbeiter des Amun und Vorsteher der Weinkammer". Er besaß eine Sitz-Statue, auf der uns die Inschrift: ".....der die Opferbrote für die Götter sicherte, der ihren früheren Zustand wiederherstellt, der die Opfertische in den Tempeln versorgte, der sie füllte, ohne davon wegzunehmen, der sich [also] verdient machte um die Tempel aus Befehl des Horus, Herrn des Palastes" (Urk. IV., 1184, 8-12) erhalten geblieben ist. 

Nacht-min besaß mindestens sechs Grabkegel. Diese sind kleine, kegelförmige architektonische Elemente, die aus Lehm hergestellt und mit einem Siegel gestempelt wurden. Diese Stempel nennen den Namen und die Titel der Eigentümer. Die durchschnittliche Länge der Zapfen beträgt 20-30 cm und wurden hauptsächlich in die Wände der thebanischen Gräber eingeritzt (Quelle: The career of Nakhtmin / TT 87 as revealed by his funerary cones, Kento Zenihiro, 1017

Eine Statue aus dem Tempel der Mut in Karnak, von der nur noch der untere Teil aus Granit erhalten ist befindet sich heute im Museum Egizio, Turin (Inv.-Nr. ´3027)

Schreiberstatue Min-nacht
Museum Turin C 3027 - Granodiorit 20 x 22 x 25 cm
Sammlung Drovetti, 1824

Der Beamte hält einen Papyrus auf seinem Schoß. Die Inschrift darauf erwähnt die Pflichten eines guten Beamten: "Die Gesetze durchsetzen, die Regeln festlegen.....im Tempel jedes Heiligtums...." Vor ihm auf dem Sockel sind die Opfergaben dargestellt (Brot, Bier, Vieh, Geflügel), die Bestandteil der rituellen Opferformeln sind.

Bild:    Statue of Minnakht
Autor: Museo Egizio, Turin, Wikipedia 
Lizenz: CC BY-4.0 DEED

Später stieg Min-nacht/Nacht-min in das Amt eines "Vorstehers der beiden Scheunen des Amun im Nordteil" dar und war verantwortlich für die Überwachung dieser Tätigkeit, die Aufzeichnung darüber und die Berichterstattung der Erträge bei seinem König. Minnacht hatte dieses Amt bis mindestens ins Jahr 36 von Thutmosis III. inne. Sein Sohn Men-cheperre-seneb folgte ihm in seinen Ämtern nach (dt. Wikipedia Thutmosis III.)

Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Leitung des Zentralbüros der Scheunen des Landes. Nacht-min ist der erste nachgewiesene Inhaber des Amtes eines Kavallerie-Generals (jmj-rA ssmt n nb tA.wj). Dazu gehörte die Verwaltung der Pferdeherden und Wagenkämpfer der Armee. Wahrscheinlich war dieses Amt in zwei Bereiche geteilt - eines für den Norden und eines für den Süden. Lt. Helck (Helck 1964, S. 61) war das Amt wahrscheinlich am Anfang als zivile Verwaltung gedacht - denn Nacht-min war kein Militär. Später amtierten dann überwiegend ältere Frontsoldaten in diesem Amt.

Das Grab TT 87
Die Ausgrabung und die Dokumentation des thebanischen Grabes 87 begann im Herbst 1977 und setzte sich fort - nach mehreren Unterbrechungen - bis in das Frühjahr 1988. Das Grab liegt im oberen Bereich der sog. "upper enclossure" von Sheikh Abd el-Qurna. Es gehört zusammen mit dem eine "Terrasse" höher liegendem Grab TT 79 von Men-cheper-Re-seneb, dem Sohn von Nacht-Min, der seinem Vater in dessen Amt folgte, einer Familie und beide sind architektonisch miteinander verbunden, wobei TT 87 das ältere von beiden ist. 

Nachtmin verzichtete von der üblichen Situation, dass die Schachtanlagen eines Grabes von der begehbaren Fläche des zugehörigen Vorhofes und/oder Innenraumes ausgehen - evtl. nach Aufgabe eines Ausschachtungsvorhabens vor seiner Statuennische - darauf, seine Bestattungsanlage vom Niveau des eigenen Grabes ausgehen zu lassen. Er ließ - ausgehend vom Grab seines Sohnes den eigenen Schacht vom Vorhof der Anlage TT 79 aus in die Tiefe treiben. So befindet sich also die Einstiegsöffnung in der SO-Ecke des Vorhofes von Grab 79 und fällt von dort aus 12 Meter senkrecht ab, um das Niveau unterhalb des tiefer liegenden Grabes 87 zu erreichen. Durch einen horizontalen Gang von etwa 15 Meter Länge geht der Schacht nach Norden in Richtung auf die Grabanlage von Nacht-min hin und endet in einer Kammer direkt unter dessen Längsraum-Westende. Das lässt vermuten, dass Nacht-min beim Bau seiner Anlage schon von der Lokalisierung der Grabanlage seines Sohnes wusste. Wahrscheinlich wurden beide Anlage zeitgleich geplant (Quelle: Heike Guksch, Die Gräber des Nacht-Min und des Men-cheper-Ra-seneb, Theben Nr. 87 u. 79, 1995)

Das Grab von Nacht-min wurde - ebenso wie das Grab seines Sohnes - noch in der 18. Dynastie, in der Spätzeit und zuletzt in koptischer Zeit  mindestens 3 x wiederbenutzt, sowohl in den Innenhöfen als auch im Vorhof. Die Wiederbelegung der Grabanlage durch einen gewissen Gottesvater "Horem-ach-bit" stammt aus der Spätzeit. Der unbekannte Usurpator (evtl. Familienangehöriger ?) änderte die Grabdekoration nicht. Seine baulichen Veränderungen betreffen in erster Linie den Hof und er versah den Boden der Querhalle mit einem neuen Fußboden. Horem-achbit aus der Spätzeit ließ

Das Dekorationsprogramm des weitestgehend zerstörten Grabes 87 konnte durch Bergung zahlreicher Stuckfragmente rekonstruiert werden. Die Auffindung von über 300 Stelenfragmente im Grab ermöglichte eine bessere Kenntnis des vermutlichen Originals des sog. Großen Stelentextes, von dem bisher nur ein Stück bekannt war. Die Wiederbelegung - noch in der 18. Dynastie - könnte noch im Familienverbund stattgefunden haben, vielleicht durch die Enkel von Nachtmin. Die bisher Nacht-min zugeschriebene Ziegelstele im Vorhof konnte nun der Spätzeit zugewiesen werden. 

Auf der linken Seite der Eingangswand der hintersten Kammer des Grabes TT 87 (PM I-I. 178 [8] ) ist eine Fahrt mit der Neschmetbarke auf einem mit Lotosblumen bewachsenen Teich dargestellt. Auf der Barke befindet sich ein geschlossener Kastenschrein, dessen oberer Bereich in quadratische rote Felder unterteilt ist. Der untere Teil ist als blaue Nischengliederung auf gelben Grund gestaltet. Vor dem Kasten steht ein Priester, der die Fahrt mit nicht eindeutig erkennbaren Riten begleitet. Zwei Personen stehen am Rande des rechteckigen und von eine schmalen Umrandung eingefassten Gewässers. Von der oberen Person ist nur noch der hintere Fuß erkennbar - ansonsten ist sie vollständig zerstört. Sie ist evtl. parallel zu dem unten stehenden Mann mit einem Papyrusstengel in seinen Händen zu rekonstruieren. 

Im Grab des Nacht-min ist der Teich auf dem die Barke fährt über eine lange Treppe zu erreichen, die von einem im Grundriss wiedergegebenen Gebäude hinab zum Teich führt. Neben der Treppe stehen hohe Gefäße, die zum Schutz gegen Sonneneinstrahlung mit Büschen umgeben sind. Ein von zwei Bäumen umstandener Innenhof ist durch ein Tor mit einem Hohlkehlenabschluss zu betretzen. An diesen schließen sich fünf Räume an. Ein großer Hauptraum, der ebenfalls mit dem oberen Hohlkehlensims gesäumt ist, befindet sich auf der dem Eingang gegenüberliegenden Hofseite. Links und rechts liegen jeweils zwei kleinere, untereinander nicht verbundene, sondern nur über den Hof zu betretende Räume. Das Innere des Hauptraumes ist nicht einsehbar.

Der Garten und der See sind  zwar ein Ort im Diesseits und nicht im Jenseits, wie etwa das Binsen- und das Opfergefilde, aber er ist auch ein "heiliger Ort", an dem Riten durchgeführt werden, wo die Gottheiten gegenwärtig sind, die für den Totenkult wichtig sind. Die gesamte Szene gehört in den Kontext der "Totenfeier im Garten". Aus vergleichbaren Darstellungen kann geschlossen werden, dass es sich bei der Barkenfahrt um die Fahrt "einer im Schrein befindlichen Statue des Grabherrn" handelt. Da die Neschmet-Barke, welche für den Toten aus dem Holz eines Sykomoren-Baumes gezimmert werden soll, ein rituelles Schiff ist und zu den Osiris-Mysterien von Abydos gehört, besteht die Möglichkeit, dass der Verstorbene in seinem Schrein in seinem Teichgarten eine symbolische Reise nach Abydos durchführt.

Teichgarten des Min-nacht in seinem Grab (TT 87)

Der Teich ist über eine Treppe zu erreichen (in der Mitte dieser Zeichnung) und über diese mit einem Gebäude verbunden. Auf dem Teich (links in der Mitte) befindet sich die Neschmet-Barke auf der ein Kastenschrein steht.

Bild: nach einer Farbrekonstruktion von Charles K. Wilkinson

Die Riten vor der Statue sind im obersten von insgesamt fünf Registern dargestellt. Hier bewegt sich ein Zug aus Opferträgern und drei Männern, von denen zwei einen dem Aufbau der Barke ähnlichen Kasten auf Tragestangen tragen, auf die unter einem Baldachin aufgestellte Statue des Grabherrn zu.

Die Barkenfahrt ist im dritten Register dargestellt. Von rechts nähert sich ein Zug, der von einem Mann mit Papyrusstengeln in den Händen angeführt wird. Diesem folgt ein räuchernder und libierenden Mann sowie zwei Personen mit einem Kasten, bei dem es sich wahrscheinlich um den gleichen wie im oberen Register (und auf der Barke) handelt. 

Planzeichnung von Theben tomb 87
- nach Porter u. Moss I.-I. (176) -

PM 1: Ziegelstele vor der westl. Grabfassade aus der Zeit
            von Horem-achbit (Spätzeit)
PM 2: Fragmente des Türsturzes - im Hof gefunden
PM 3: Querhalle: rechte Eingangswand innen: 
            Reliefreste des[Grabherrn] bei Inspektion von
            Rindern - darunter Schlachter.
PM 4: rechte Hälfte der Rückwand der Querhalle:
            [sitzende Grabherr u. ein Mann, sitzend]. Vor ihm
            Opferliste und Opfer, die ihm dargebracht werden.
            Reste eines Festbanketts - an d. Decke: Texte.
Passage: Langer Korridor
PM 5: Sturz außen: Doppelszene: [Grabherr] vor Osiris und
            Isis u. der Grabherr vor Anubis u. Göttin d. Westens
            (Amentet). Im Durchgang Djed-Pfeiler mit (Isis) und
            Nephthys, beide am Boden kniend.
PM 6: Reste von Opferszenen v. d. [Grabherr m. Tochter]
Hintere Halle:
PM 7: Sturz außen mit Doppelszene: Sohn Mencheper 
           (TT 79) in der linken Hälfte - ein [Sohn] opfert vor
            Grabherrn, rechte Hälfte.

PM 8: linke Seite der Eingangswand: Nachtmin u. Mencheper opfern ein Bukett an Re - Harachte.
           4 Register:I. Begräbniszeremonien mit Mann und Kasten, Schlachter, Priester weihräuchern und 
           libieren vor dem Grabherrn im Kiosk. 
           II.-IV.: Garten und Teich: Auf dem Teich fährt ein Boot mit Diener mit Kiosk darauf. Diener bringen
           Papyruspflanzen, andere bringen Nahrung und Räucherwerk , dazu Schlachter.
           Unterszene: Männer liefern Abgaben.
PM 9: Rückwand des hinteren Raumes - rechts der Nische: Unvollendet - Oberteil des sitzenden Grabherrn
            mit Frau. 

Grabkammer: Der Grabschacht für Nachtmin beginnt im Hof des Nachbargrabes seines Sohnes Men-cheper, TT 79 und führt unter das Grab. Die Wände zeigen Texte aus dem Totenbuch, die Titel des Verstorbenen und den Namen seines Vaters. Evtl. stammt auch der angefangene Schacht vor der Nische in der hinteren Halle aus der ursprünglichen Bestattung.

Wahrscheinlich stammt auch der Sitz einer schwarzen Granitstatue des Nachtmin (heute in Kairo) von der Grabanlage TT 87.

 

Militär

 

Djehuti
- General und Truppenvorsteher -

Djehuti amtierte unter Thutmosis III. als Schreiber des Königs und "Vorsteher der nördlichen Fremdländer" - er war der erste, der diesen Titel führte. Außerdem amtierte er als "Garnisionskommandant" (imjrA iwaj.t), Kommandant der Bogentruppen (Tsw  pD.t), Truppenkommandant und General (jmrA mSa). 

In der "Erzählung von der Eroberung von Joppe" (literarisches Werk, der in Hieratisch geschriebene Papyrus Harris 500 - heute im Brit. Museum EA 10060 -  dass gut 150 Jahre nach dem Tod von Djehuti unter Sethos I. oder Ramses II. verfasst wurde) erscheint er als führender General bei der Eroberung der asiatischen Stadt. Die Eroberung der Stadt wurde dadurch erreicht, dass sich Djehuti angeblich mit 200 Mitstreitern in Säcke einnähen ließ. Diese wurden ohne Schwierigkeiten in die Stadt geschmuggelt, da der dortige Fürst glaubte, es handele sich um Geschenke. In der Nacht krochen die Soldaten dann aus ihren Säcken und konnten die Stadttore öffnen, was zu der Eroberung der Stadt Joppe führte. Diese Geschichte erinnert stark an das "Trojanische Pferd" des Odysseus in der Sage von der Eroberung der griechischen Stadt Troja.

Seine Karriere hatte Djehuti wohl als Offizier unter Thutmosis III. begonnen. Er diente zunächst als Truppenoberst und Garnisonskommandant und stieg dann zum General auf. Während der Feldzüge seines Königs Thutmosis III. konnte er sich bewähren, so dass er von Thutmosis III. in das neugeschaffene Amt des "Vorstehers der nördlichen Fremdländer" eingesetzt wurde. Durch dieses Amt stand er nun an der Spitze der Verwaltung der Vasallenstaaten von Syrien-Palästina.

Von Djehuti existiert ein unscheinbares Statuenfragment einer Schreiberstatue, welche der Hathor von Byblos gestiftet wurde - wie die Inschrift auf dem Rückenpfeiler nahelegt. Auf dem aufgerollten Papyrus auf dem Schoß der Statue befindet sich eine Inschrift, die sich am Statuensockel fortsetzt. Sie berichtet von der Tätigkeit des General Djehutis:

„Das Eintreiben der Steuern und Empfang der Lieferungen, die herbeigeführt wurden für den Ruhm seiner Majestät als Abgabe des Jahrestributes aus der Hand der Vasallen Retjenus. Verschicken nach Süden im Schiff nach Ägypten (durch) den Vorsteher des Portals des nördlichen Fremdlandes, den königlichen Schreiber Djehuti, gerechtfertigt, gezeugt von dem Richter Amenmose und geboren von Isseneb “

(Textquelle: Königtum, Staat u. Gesellschaft früher Hochkulturen 2 - der ägyptische Hof des Neuen Reiches, Hsg: Rolf Gundlach u. Andrea Klug, Harrassowitz Verlag 2006, Eileen Hirsch: die Vorsteher der nördlichen Fremdlänger S. 123)

Dieses ist der einzige Beleg für den Titel "Vorsteher des Portals (aA) des nördlichen Fremdlandes", in welchem seine Befugnisse über den Stadtstaat Byblos genannt werden und der eine wichtige Verbindung sowohl militärisch als auch wirtschaftlich zu Ägypten darstellte. Djehuti war auch für die logistische Belange wie das Versenden der Tribute an den ägyptischen Hof zuständig.

Unterer Teil einer Schreiberstatue General Djehuty
- Britisches Museum EA69863 -
Granit, H. 18,60 cm; B. 18 cm; T. 19,30 cm

Hieroglyphischer Text auf dem Kilt, der hinteren Säule und an den Seiten des Sockels. Djehuty nimmt hier die Pose eines Schreibers ein. Dieses Statuenfragment wurde ursprünglich in Beirut gekauft, bevor es 1987 durch Kauf in den Besitz des Britischen Museums gelangt.

Der obere Teil der Schreiberstatue ist verloren gegangen. Sein Körper zeigt mehrere "Speckrollen" um seinen Bauch, was als Zeichen für Wohlstand galt. Er trägt einen kurzen Kilt und sitzt mit gekreuzten Beinen und unter dem Körper verborgenen Füssen auf dem Sockel. Auf seinem Schoß befindet sich ein beschrifteter Papyrus, der von links nach rechts zu lesen ist.

In der Inschrift werden auch die Eltern von Djehuty genannt:
der Richter Amenmose und seine Frau, die Dame Isoneb.

Bild: Britisches Museum London - Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

© The Trustees of the British Museum

Sein unberaubtes Grab wurde 1824 von Bernardino Drovetti in Saqqara gefunden und enthielt eine Reihe wertvoller, teilweise goldener Objekte, darunter einen Herzskarabäus, Goldene Schalen, einen Dolch, Kanopenkrüge und viele weitere Beigaben. Allerdings existieren heute aufgrund der frühen Auffindung des Grabes und der damaligen "Schatzgräberei" nur noch wenige Aufzeichnungen über die Auffindung des Grabes. Der Grabstandort ging verloren und die Objekte der Grabausstattung wurden damals an verschiedene Museen verkauft worden, wodurch sich die Grabausstattung kaum rekonstruieren lässt. Über den Verbleib der Mumie und des Sarges von Djehuty ist heute nichts bekannt, obwohl sie von Drovetti kurz erwähnt wurden.

Zu dem in dem Grab des Generals gefundenen Gegenstände gehören eine massive goldene und eine silberne Schale, beide heute im Louvre, vier Kanopengefäße heute in Florenz, ein Herzskarabäus, ein goldenes Armband im Rijsmuseum Leiden und Djehutys Dolch in Darmstadt.

Auf einer goldenen Schale, die wohl zu den Grabbeigaben von Djehuty gehörte und sich heute in Paris (im Louvre, N 713 - von Drovetti selbst nach Paris mitgebracht wurde) befindet sich eine Inschrift, die uns berichtet, dass es sich hierbei um ein Geschenk seines Königs Thutmosis III. handelt.

Nachweisbare Gegenstände aus dem Grab des Djehuti:

  1. Goldschale: heute im Louvre, Paris (Nr. 713)

Goldene Schale aus dem Grab von Djehuty
- heute im Louvre, Paris N 713 / Erwerb 1827 - 
Gold, getrieben, H. 2,2cm x Durchm. 17,9 cm

Motive einer "Nillandschaft zieren diese Schale mit geradem, aufrechtem Rand und einem flachen Boden. Die Inschrift - auf der Außenseite lautet: "Verliehen durch königl. Gunst des Königs, von Ober-  und Unterägypten (Mencheperre) dem Fürsten und Grafen, dem Gottesvater, Gottesgeliebten, Vertrauten des Königs in allen Fremdländern und auf den Inseln inmitten des Meeres, der die Magazine füllt mit Lapislazuli, Silber und Gold, Vorsteher der Fremdländer, Befehlshaber des Heeres, Gelobten des vollkommenen Gottes, dessen Stellung der Herr der Beiden Länder gemacht hat, Schreiber des Königs, Djehuty, dem Gerechtfertigten". (Quelle: after eng. Wikipedia)

Die erhöhten Teile des Dekors sind in Treibarbeit hergestellt worden, während die Innenzeichnung ziseliert wurde.

Bild:    Egypte louvre 214 plat.jpg
Autor: Aoineko, Wikipedia 2004, 
Lizenz: CC BY-SA 3.0 DEED


  1. Silberschale, heute im Louvre, Paris (Inv.-Nr. E 4886)  

    Silberne Schale aus dem Grab von Djehuty
    - heute im Louvre, Paris E 4886 / Erwerb 1820/22 (?) - 
    Silber, getrieben - H. 16,4 x L. 18 x D. 18 cm

    Auch diese Schale aus Silber, die nur noch teilweise erhalten ist mit ähnlichem Motiv wie die Goldene Schale oben im Bild und dem inschriftlichen Hinweis auf den Eigentümer ".....Dem königlichen Schreiber, Vorsteher des Portals des nördlichen Fremdlandes, großer Vorsteher der nördlichen Fremdländer, Djehuty, der Gerechtfertigte". stammt aus dem Besitz von Djehuty (evtl. Saqqara-Nord - Grab des Generals)

     

    Bild:    Cup dedicated to general Djehuty E 4886-IMG
    Autor: Rama, Wikipedia 2018. 30. Sept.
    Lizenz: CC BY-SA 3.0FR DEED


  2. Kanopen aus Alabaster, (Florenz, Museo Archeologico 2222 – 2225). Die Verschlüsse bestehen aus den Köpfen der vier Horussöhne. Fundort: Saqqara (?),
    Material: Alabaster mit Resten von blauer und grüner Farbe - Maße: H. 29,5-32 (nach Königtum, Staat u. Gesellschaft Früher Hochkulturen, Bd. 2 - der
    ägyptische Hof des Neuen Reiches, Harrassowitz-Verlag 2006, S. 157).

    Die vier Kanopen des Djehuti (diese dienten zur Aufnahme der Eingeweide des Verstorbenen) wurden mit Deckel in Form menschlicher Köpfe verschlossen. 
    Alle Gefäße trugen eine eingravierte Inschrift (in grüner oder blauer Farbe), die sie mit einem der Horussöhne sowie der zugehörigen Schutzgöttin zuordnet. Die Inschriften nennen in vier Kolumnen die Namen und die Titulatur des "Vorstehers der Fremdländer und Schreibers Djehuti". Des weiteren werden die 
    Schutzgöttinnen Isis, Nephthys, Neith und Selket sowie die Horussöhne: Amset, Hapi, Duamutef und Kebehsemuef als Schutzgenien für die Eingeweide genannt.

    G. Nizzoli gibt bei seinen Angaben an, dass "die vier Alabastervasen mit Frauenköpfen zusammen in einer unterirdischen Grabkammer in Saqqara gefunden
    wurden, bei einer beschädigten Mumie und in den Resten eines Holzkastens".

    Leider ist die Lage der Grabstätte des Djehutis in Saqqara bis heute unbekannt. Da es aber offensichtlich bereits zur Zeit der Entdeckung durch G. Nizzioli beraubt war, besteht die Möglichkeit, dass bereits früher Gegenstände aus dem Grab entfernt wurden. Die Inschrift auf dem Kanopenkrug des Horussohnes Amset lautet: "Isis, schlinge deine Arme um das, was in dir ist, schütze den Amset, der in dir ist und den bei Amset geehrten Osiris, den Vorsteher der Fremdländer, den General Djehuti" (Quelle: P. R. del Francia in: Ägyptens Aufstieg, 342 f.)  

  3. Drei Öl-Gefäße - ein Geschenk von König Thutmosis III. an den General Djehuti - Gouverneur von Palestina und Syrien - aus Saqqara-
    Rijksmuseum van Oedheden, Leiden, Netherlande

    Grabbeigaben von General Djehuty 
    Rijksmuseum van Oudheden, Leiden, Niederlande

    Diese drei Salbgefäße aus kristallinen Kalzit (Alabaster) stammen aus der Bestattung von General Djehuty und befinden sich heute im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden. Das mittlere Gefäß (Inv.-Nr. L. VIII.20) ist 26,7 cm hoch und hat einen Durchmesser von 18,6 cm. Es trägt die Inschrift: "Ein Totenopfer für den Ka des Vorstehers der nördlichen Fremdländer, Djehuti, gerechtfertigt". Das Gefäßinnere enthält verkrustete Reste einer öligen Substanz und vermutlich diente es als Öl- oder Salbengefäß. Die beiden anderen Gefäße dienten offensichtlich dem gleichen Zweck.

    Bild: Courtesy to Hans Ollermann, Flickr-Album
    - alle Rechte vorbehalten -

     

  4. Im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden (Niederlande) befindet sich ein goldenes Armband, auf dem sich der Thronname von König Thutmosis III. befindet. Die Inschrift lautet: "Vollkommener Gott (Men-cheper-Re)| (Thutmosis III.), dem Leben gegeben ist". 

    Goldenes Armband mit Thronnamen von Thutmosis III.

    Armreif (sog. "Tönnchenarmband") aus Gold 
    Museum Leiden, Inv. AO 2a - D. 10,5 x B. 5,4 cm

    Dieses goldene Armband (Leiden AO 2b), das im Grab von General Djehuty gefunden wurde und zu seiner Grabausstattung gehörte, ist mit dem Thronnamen von Thutmosis III. beschriftet.  

    Auch ein weiterer Armreif (ähnlich dem links gezeigten) dürfte von König Thutmosis III. an seinem General Djehutj als Geschenk gegeben worden sein. Der Armreiftyp der aus gehämmertem Gold besteht, wurde "mesketuz" genannt.

    Bild: General Djehuty's bracelet (Leiden)
    Autor: Hans Ollermann, Wikipedia 2008
    Lizenz: CC BY 2.0 DEED
    Bild: General Djehuty's bracelet (Leiden)
    Autor: Courtesy to Hans Ollermann 2014
    - beschnitten von Nefershapiland -
    - alle Rechte vorbehalten -

     

  5. Salbbehälter aus Alabaster: Leiden AAL 37; Leiden L VIII 20; Louvre N 1127; Turin 3225 – 3228
    Im ägyptischen Museum Turin (Museo Egizio) befinden sich vier Salbgefäße, die alle aus den Grabbeigaben von Djehuty aus seinem Grab in Saqqara stammen. Die mit grünem Pigment gefüllten und kunstvoll variierten Inschriften auf den Gefäßen beinhalten religiöse Formeln, welche als Opfergaben für den Verstorbenen im Jenseits dienten - gefolgt von seinen Titeln und Namen, die seine Rolle in der Administration des Königs unterstrichen

    Salbgefäß aus Alabaster (Kalzit) mit Namen des Djehuty
    Museum Egizio Turin, Sammlung Drovetti 1824 - C 3225

    Salbgefäß aus Alabaster (Kalzit) mit Namen des Djehuty
    Museum Egizio Turin, Sammlung Drovetti 1824 - C 3228

    Die zweizeilige Inschrift auf dem Salbgefäß (H. 21,6 x D. 19 cm) nennt den "Königlichen Gefolgsmann in allen Fremdländern, Djehuty" wobei mit "Gottesland" die östlichen und südlichen Fremdländer gemeint sind und eine Weiheformel. Dieses Salbgefäß - ebenfalls aus Alabaster gefertigt - besitzt die Form eines Kruges mit Henkel und ist 22 x 19,5 cm groß. Die zweizeilige Inschrift ist ähnlich der drei anderen Krüge und nennt den "Vorsteher der nördlichen Fremdländer, Djehuti, den Gerechtfertigten".

    Bild: Ointment jar of Djehuti, alabater, Turin C 3225
    Autor: Museo Egizio Turin ID: Cat 3225, Wikipedia
    Lizenz: CC BY 4.0 DEED
    - beschnitten am oberen Rand von Nefershapiland -

    Bild: Ointment jar of Djehuty, alabaster - 
    Museo Egizio Turin C 3228

    Autor:  Museo Egizio Turin ID: Cat 3225, Wikipedia
    Lizenz: CC BY 4.0 DEED

     

  6. Herzförmiger Skarabäus aus grünem Stein (Nephrit), in Gold gefasst. Er hängt an einer gedrehten Goldkette mit Verschluss und trägt den 
    Totenspruch 30 B auf seiner Rückseite.
    (Leiden, RMO, G 94 / AO 1a)

    Herzskarabäus an Goldkette
    Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, RMO, G 94 / A o 1a
    Skarabäus: L. 8,3 x B. 5,3 x H. 2,7 cm - Kette: L. 1,33 m
    Material:
    Nephrit mit Goldfassung
    Fundort: unbekannt

    Auf der Unterseite des Skarabäus befindet sich Spruch 30 B des Totenbuchs. "O Herz meiner Mutter, Herz meiner wechselnden Formen, stehe nicht auf gegen mich als Zeuge, tritt mir nicht entgegen im <gerichtshof, mache keine Beugung wieder mich vor dem Wägemeister ".
    Das Amulett sollte also davor schützen, dass das Herz des Verstorbenen gegen ihn in der Halle des Osiris „aussagte“. Der Skarabäus sitzt in einer Fassung aus Weißgold und lag dem Toten mittels der Kette um den Hals.

    Bild:     Herzskarabäus des Djehuti
    Autor:   Rob Utrecht, Flickr-Album 2. 1. 2019
    Lizenz:  CC BY-NC-SA 2.0 DEED

    Änderungen: Ränder beschnitten von Nefershapiland

     

  7. Dolch, Bronze mit eingelegtem Holzgriff (Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Ae: I. 6) - Länge: 35 cm, Breite 4,3 cm, Fundort: unbekannt,
    Material: Bronze mit Holzeinlagen.

    Der Dolch gehört zur Kategorie der Prunkwaffen. Sein konkav eingezogener Griffrahmen weist separate Aussparungen für Daumen und Zeigefinger auf.
    Die Klinge wird durch einen feinen Mittelgrat durchzogen. Griffschalen aus Holz mit leicht erhaben geschnitzten Hieroglyphen befinden sich in den 
    beiden Seiten der Vertiefungen. In den Inschriften richtet der Besitzer des Dolches (Djehuti) seine Bitten an den Gott Osiris, Herr von Thinis ".....um Leben, Wohlergeben und Gesundheit". (Leider kein Foto)

  8. Ashburnham-Ring (Brit. Museum EA 71492). Es wird vermutet, dass der sog. "Ashburnham-Ring" - eines der spektakulärsten Stücke ägyptischen Schmucks, 
    welches sich seit vielen Jahren in der nationalen Sammlung des Britischen Museums befindet - ebenfalls aus der Bestattung von General Djehuti stammt.
    Der Ring wurde vom 4. Earl of Ashburnham 1825 in Kairo gekauft - und stammt wahrscheinlich aus den
    Grabungsfunden von Drovetti in Saqqara (aus den kurz zuvor entdeckten Grab des Djehuti). 

    Dieser Ring besitzt eine rechteckige, drehbare Lünette und wiegt 35,8 Gramm. Er ist auf beiden Seiten mit Inschriften beschriftet "Die beiden Herrinnen, Großartig in allen Ländern" und (Mencheperre)|, geliebt von Ptah, strahlend an Gesicht". (Quelle: Nicholas Reeves, The Ashburnham Ring 
    and the Burial of General Djehuty, 1993 - JEA, Vol. 79 pp. 259)-

    Der sog. "Ashburnham-Ring" 
    vermutlich aus Saqqara - heute im Brit. Museum EA71492

    Bild:     Gold finger-ring - Asset number 563443001
    Autor: © The Trustees of the British Museum
    Lizenz: (CC BY-NC-SA 4.0)

     

    10. Schreibpalette aus Schiefer / Schist - heute im Mus. Leiden RMO I 287 (AD 39) - Länge 37,4 cm

    11. Schreiberpalette aus Alabaster - heute im Museo Egizio, Turin Sup. 227 - Länge 21,1 cm - Breite 6,5 cm.

 

Tutu
- Truppenkommandant von Kusch"

Tutu diente wohl in der 2. Hälfte der Regierung von Thutmosis III. als "Truppenkommandant von Kusch" in seiner Armee. Aus seiner Grabaanlage in Deir Rifa erfahren wir weitere seiner Titel: Königssohn (lt. PM V. 1 [B] ), Befehlshaber der Bogenschützen, Leiter der Fremdländer in Chent-hen-nefer, Befehlshaber des Heeres, Groß in seinem Amt, vortrefflich für den Königs wegen [seiner] Beliebtheit, der Oberste des ganzen Landes, der gerufen wird, jede Stunde tagtäglich, um die Pläne auszuführen......"

Tutu besaß eine Grabanlage in Deir Rifa (Gouvernement Asyut - die Gräber wurden später als Kloster benutzt). Auf dem Türsturz des Grabeingangs befindet sich eine Doppelszene, in welcher der Verstorbene die Götter Anubis und Osiris verehrt. Auf den Türpfosten befinden sich drei Textkolumnen und auf dem Durchgang 8 Textkolumnen - ebenfalls auf beiden Seiten der anschließenden Passage sowie auf dem Eingang zum Schrein.

Amenemheb, gen. "Mahu"
- Oberst u. Stellvertreter des Heeres" -

Amenemheb, genannt "Mahu" diente als General unter den Königen Thutmosis III. und Amenophis II. Beide Könige sind im Grab Theben tomb 85 des Amenemheb genannt. Die Mutter von Amenemhet hieß "Tetire" und seine Ehefrau Baki diente als "Oberste königliche Nurse" (Amme). 

Amenemheb nahm an mehreren Feldzügen von beiden Königen teil und hat sich durch große Tapferkeit ausgezeichnet, so dass ihm im Laufe seiner militärischen Karriere zahlreiche Ehrentitel verliehen wurden. In seiner Biografie in seiner Grabanlage berichtet Amenemhet uns, dass er an mehreren Kriegszügen in Asien teilgenommen hatte und für seine Tapferkeit und seine Leistungen reichlich von seinen Königen entlohnt wurde- Er erhielt: Schmuck, Sklaven und als besonders hohe Auszeichnung das "Gold der Ehre" - ein Orden in Form einer Fliege.

Berühmt geworden ist eine Episode, die er in seiner biographischen Inschrift beschreibt und wobei es sich um eine Elefantenjagd bei der Stadt Nij handelte. Dieses war ein Ereignis, dass im 33. Jahr von Thutmosis III. während des 8. Feldzuges nach Syrien in das Gebiet von Mitanni stattfand. Auf dem Rückweg von Mitanni wurde auch die Stadt Nij erobert und Thutmosis III. ordnete eine Elefantenjagd an. Schon der Großvater von Thutmosis III. - König Thutmosis I. - jagte im Sumpfgebiet von "Nij" Elefanten. Amenemheb teilt uns in seiner Grabbiografie mit, dass im Verlauf des Unternehmens 120 Elefanten erlegt wurden. König Thutmosis III. geriet bei dieser Jagd aber in große Gefahr, weil - nach Aussage von Amenemheb - einer der Elefanten den König angriff. Amenemheb rettete seinem König das Leben, indem er dem Elefanten den Rüssel abschnitt. Eine weitere Version dieser Überlieferung ist auch auf der Stele vom Gebel Barkal festgehalten.

Amenemheb diente auch unter dem Nachfolger von Thutmosis III., seinem Sohn Amenophis II. in dessen Dienst er ebenfalls stand. Amenophis II. ernannte Amenemheb zum Verwalter des Heeres und der königlichen Leibwache. Amenemheb diente König Amenophis II. bis zu seinem Tode.

Seine Titel waren:

  1. Oberst und Stellvertreter des Heeres (Hrj pDt jdnw n mSa)

  2. Zögling der königlichen Schule (Xrd n-kAp)

Frontsoldaten besaßen in der Regel keine Beamtenausbildung, bezeichneten sich also auch nicht als "Schreiber". Amenemheb hatte sich vom einfachen Soldaten zum höchsten für ihn erreichbaren Amt hochgedient, zum Obersten. Unter dem Nachfolger von Thutmosis III., König Amenophis II. wurde er bei dessen Krönung zum "Stellvertreter des Heeres" befördert. Seine Aufgabe war es, die Überwachung der Proviantausgabe an die Soldaten der Garnison zu organisieren (14).

Wolfgang Helck (Helck, Einfluss, S. 55) fand heraus, dass Amenemhet diese hohe Stellung unter Amenophis II. seiner Gemahlin Baki zu verdanken hatte. Diese war "1. königliche Amme eines Königskindes" und ist auch im Grab ihres Gemahls Amenemhet mit einem kleinen Prinzen (dem Thronfolger von Thutmosis III., seinen Sohn Amenophis) auf dem Schoß dargestellt (Quelle: 14). Die Bildunterschrift im Grab lautet: "Eine Lotosblüte an deine Nase, Amenophis, du sollst uns eine Ewigkeit an Jahren leben".

Stelaphor-Statue Amenemheb
heute im Brit. Museum (EA22557) - Granit -
H. 41 x B. 15,5 x T. 23 cm

Obwohl die Herkunft der Statue nicht bekannt ist, stammt sie wahrscheinlich aus einem thebanischen Kontext (aufgrund der Titel, die in der Steleninschrift verzeichnet sind und weil der Steleninhaber hier eine Grabanlage besaß) (Quelle: Infocard Brit. Museum, Kommentar des Kurators). Zugangsdatum: 1890 - gekauft von Rev. Chauncey Murch

Amenemheb trägt eine glatte, schulterlange Doppelperücke, die seine Ohren teilweise bedeckt. Seine Augen sind klein und mit kurzen kosmetischen Linien an den äußeren Rändern verstärkt. Die Nase ist zerstört, die Lippen sind dick und zusammengepresst. Das Kinn ist leicht angehoben. Der Oberkörper ist nicht bekleidet, seine Hände ruhen auf der Rückseite der Stele, die sich vor ihm befindet. Unter seinen Unterarmen befinden sich auf beiden Seiten des Verbindungssteines mit der Stele vier Textspalten mit gelber Farbe. 

Die Stele besitzt oben eine Lünettenszene mit dem hierogl. Zeichen für "Horizont" auf der linken Seite, einem Opferstand voller Opfergaben und eine kniende Figur, die Harfe spielt. Darauf folgen 9 horizontale Zeilen mit Text, die sich auf dem Sockel fortsetzen.

 

© The Trustees of the British Museum

CC BY-NC-SA 4.0

Amenemheb besaß eine große Grabanlage in Sheik Abd el-Qurna mit der Nummer TT 85 (Champollion Nr. 12), die über einen früheren Grabschacht errichtet wurde. Sein Grab ist für die Ägyptologie aufgrund seiner außergewöhnlichen Architektur sehr bedeutend. 

Seit Anfang 1990 haben die Ägyptologen Gurksch und Sigrid Eisermann den bis dahin unter dem Schutt verborgenen Vorhof ausgegraben. Das Grab ist größtenteils unter der Regierung König Amenophis II. entstanden. Der Vorhof bildet die Form eines unregelmäßigen Quadrates mit einer Seitenlänge die der Breite der Pfeilerhalle entspricht.

In der rechten Ecke des Vorhofes befindet sich eine erhöhte Felsbosse (Bosse: mittelhochdeutsch für "schlagen" - in ägyptischen Bauten für "nur roh zugeschlagene, buckelige Ansichtsfläche eines Steinbaues), in der ein Schacht eingetieft ist. Ein weiterer Abstieg über ein abschüssiges Gangsystem (sloping passage) in eine weitere dekorierte Grabkammer beginnt an der rechten Schmalseite der ersten Querhalle. Ein Pyramidion, das wahrscheinlich vom Oberbau der Grabanlage stammt oder evtl. über dem Schacht aufgestellt war, wurde bei den Ausgrabungsarbeiten im Vorhof gefunden.

In der Grabanlage befindet sich eine absolut einzigartige Szene. Die antiken Künstler verarbeiteten dort das Thema "Jagd in der Wüste" auf besonderer Weise. Amenemhet ist inmitten einer Wüstenlandschaft, in der die merkwürdigen Pflanzen kreuz und quer durcheinander blühen, im Kampf mit einer Hyäne dargestellt (Manniche 1985, S. 56) (14). 

Theban tomb 85 - Grab von Amenemheb (PM 18)
Darstellung auf einem Architrav zwischen den Mittelpfeilern B und C der Querhalle

Details aus einem Aquarell von Nina M. Davies: Ein Jäger konfrontiert eine gestreifte Hyäne, die inmitten einer Wüstenlandschaf mit "merkwürdigen Blumen", die kreuz und quer durcheinander blühen,  den Jäger bedroht.

Bild: Nina M. Davies, Facsimile, Amenemhab TT 85,
Metropol. Museum New York Acc.-Nr. 30.4.54, Rogers Fund 1930
public domain

Das Grab: TT 85
- Nummerierung nach PM I.-I. 170-175 (1927) -

Allgemeines zum Grab und dessen Dekoration:
Das Grab ist größtenteils unter der Regierung König Amenophis II. entstanden. Der Vorhof bildet die Form eines unregelmäßigen Quadrates mit einer Seitenlänge die der Breite der Pfeilerhalle entspricht.

Der Vorhof der Grabanlage

Bild: Grabungsfoto S. Eisermann 1990
aus SAGA 12, Thebanische Beamtennekropolen, Heidelberg

Theben Tomb 85 zeigt eine ungewöhnliche Raumaufteilung, da der erste Raum durch vier quadratische Pfeiler in zwei "Schiffe" unterteilt ist und der Eingang des Grabschachtes sich in einer der Ecken des Raumes befindet. Hinter einem kurzen Eingangskorridor, an dessen Wänden sich Reste von Hymnen erhalten haben, schließt sich ein Vestibül mit 4 Säulen an. 

     Grabanlage Amenemhat, gen. "Mahu" (TT 85) in Sheik Abd el-Qurna, 

Halle:
PM 1:  Rahmen und Türsturz innen: Reste von Opferformeln
PM 2:  linker Teil der Eingangswand: Vor dem Grabherrn  3 Register:
             I.-III. Grabherr überprüft u. inspiziert vor dem Lagerhaus von Amen-
             hotep II. den Proviant der Truppen - einschl. Standartenträger und 
             Pferde in Reg. II. - Unterszene: Schreiber u. Verteilung d. Lebensmittel.
PM 3:  Grabherr überprüft Aufzeichnungen der Vorräte. Unterszene: Bäume.
PM 4:  linke Seitenwand: 2 Reg.: in jedem der sitzende Grabherr
PM 5:  linke Seite des Pilasters der linken Seitenwand: dem [Grabherrn] und
             Baki (Ehefrau) wird von ihrer Schwester ein Blumenstrauß dargebracht.
PM 6:  rechte Seite des Pilasters der linken Seitenwand: der Grabherr
PM 7:  rechter Teil der linken Seitenwand: [Scheintür] mit Doppelszene darüber
             der Grabherr und Gemahlin opfern an Anubis.'
PM 8:  linker Teil der Rückwand - links: Offiziere und Rekruten
PM 9:  linker Teil der Rückwand - rechts: [Baki mit Begleitung] opfern vor
             Amenophis II., der in einem Kiosk thront.
PM 10: rechter Teil der Eingangswand: Grabherr in Begleitung s. Gemahlin
             Baki, opfert Brandopfer - gefolgt von einem Paar u. Dienern.
             Unterszene: Opferträger
PM 11: rechter Teil der Eingangswand: Der Grabherr, Frau und Sohn opfern ein
              Bukett an Amun-Re, zwei Register: I.-II. Männl. Musikanten (drei
              Harfenspieler und ein Lautenspieler), weibl. Musikantinnen und 
              Tänzerinnen], Gäste [ein Affe unter dem Stuhl], Unterszene: zwei 
              Reihen Männer bringen Gaben (?) zu den Gästen.

PM 12: rechte Seitenwand: Oberer Teil einer Stele mit Doppelszene: der Grabherr in Anbetung von [Osiris], an beiden Seiten, der Grabh.
              mit einem Brandopfer.
PM 13: drei Register: I. [ein Mann] opfert Bukett vor dem Grabherrn II. [Frau] III. Mädchen vor dem [sitzenden Grabherrn].
PM 14: [Mann] betet den Gott Anubis an, der auf einem Pylon sitzt.
PM 15: linke Seite des Pilasters mit zwei Registern: I. zwei Opferbringer II. Frau mit Blumenstrauß 
PM 16: linker Teil der rechten Seitenwand mit 2 Registern: I. Amenophis II. gefolgt vom Grabherrn m. Bukett und Frau vor Osiris.
             II. Grabherr mit Blumenstrauß sowie [Menschen m. Blumen] vor Baki, die den jungen Prinzen säugt.
PM 17: rechter Teil der Grab-Rückwand: Grabherr vor Thutmosis III. in einem Kiosk mit autobiog. Text und 3 Registern: 
             I.-III. Vorführung syrischer Tribute [genannt wird Oberretenu, Keftiu und Mennus] mit Vasen, Frauen und Kindern.
Pfeiler: - siehe weiter unten in der Beschreibung -

PM 18: Durchgang zwischen den Pfeilern B. und C.: Äußerer Rahmen: Doppelszene, Grabherr u. s. Ehefrau vor dem Gott Osiris-Wenen-
              Nefer. Innerer Rahmen: Grabherr kämpft mit einer Hyäne - Türsturz: dekorative Buketts.
Passage:
PM 19: Rahmen außen: Doppelszene - Sohn vor dem Grabherrn und seiner Frau, Pfosten mit Resten einer Opfer-Formel, Durchgang: der 
             opfernde Grabherr. Innerer Rahmen: Doppelszene: Grabherr und seine Frau werden gereinigt vor Osiris und Isis, Opfertexte.
PM 20: Grabherr und Frau, s. Sohn und dessen Frau: alle sitzend beim Überprüfen der Grabausstattung. 
              Unterszene: sitzend. Menschen.
PM 21: Ein Sem-Priester m. Opferliste u. Opferträger vor d. Grabherrn, s. Frau und einem weiteren Paar (Frau zerstört).
              Unterszene: Festbankett
Innerer Querraum:
PM 22: 5 Register, unterer Teil zerstört: Begräbnisprozession zur Göttin d. Westens, einschl. Begräbnisausstattung und Wagen, Diener
             und Speisen, Mumie mit Anubis, Barke mit Würdenträger, erricht. eines Obeliskens, Männer bringen Proviant und Tragen.
PM 23: [Grabherr] und seine Frau opfern vor Osiris - langer Text.
PM 24: Grabherr und Frau speeren ein [Nilpferd]
PM 25: Grabherr, seine Frau und Diener
PM 26: 3 Register: [Vogel]fang mit Netzen, Fischfang mit Netz, Grabherr empfängt Männer aus dem Sumpfland mit Produkten
PM 27: Grabherr und Familie beim [Vogel]- und Fischfang. Diener bringen Waren.
PM 28: [Mann] mit Opferliste opfert dem Grabherrn und seiner Frau - 3 Register: Gäste und Musikanten, Helfer bringen Lebensmittel.

Schrein:
PM 29: Priester vor der aufgerichteten Mumie (im Kiosk), Rituale: 3 Register: Helfer mit Speisen u. Weinkrügen. Begräbnisprozession
             mit Sarkophag, gezogen von Ochsen und Männern.
PM 30: 2  Szenen: der stehende Grabherr und Frau inspizieren einen Garten mit Bäumen u. Wasserbecken. Der sitzende Grabherr und 
             seine Frau erhalten in zwei Registern Produkte aus der Landwirtschaft.
PM 31: mastaba-artige Stufe und die Kultnische. 4 Register>: Anubis, Osiris und Opferungen.

In der Amarnazeit fanden Zerstörungen des Namens von Amun sowie von den Priesterdarstellungen statt. In der 25./26. Dynastie wurde ein Ziegelpylon errichtet. Auch koptische Siedlungen konnten nachgewiesen werden (Quelle: Porter & Moss, The Theban Nicropolis, Teil 1, Oxford 1994 und Frederike Kampp, Die Thebanische Nekropole, Mainz 1995).

Dekoration:
Die Grabanlage ist eine der wenigen thebanischen Gräber die eine komplette Dekoration aufweist. An den Wänden des Vorraumes ist der Grabeigentümer vor den Magazinen von Amenophis II. bei der Erfüllung seiner Hauptaufgabe (PM 3-3) - der Ausgabe des Proviants an die Garnisonen -  zu sehen, was sicherlich ein einträglicher Posten war und als eine "Art Pensionierung für einen verdienstvollen und treuen Soldaten" anzusehen war. 

An der rechten hinteren Rückwand der Querhalle (Vestibül) steht Amenemheb, gen. "Mahu" vor seinem König Thutmosis III, der in einem Kiosk thront (PM 17) und syrische Tributpflichtige mit Frauen und Kindern empfängt (PM 17). Die Tributpflichtigen bewegen sich von rechts nach links auf den König im Kiosk zu. Die Szene besteht aus drei Registern (stark zerstört). Die Beischrift nennt die Syrer "Alle Großen des Unteren Retjenu" (Quelle: Silke Hallmann, Ägypten und das Alte Testament Nr. 66). Zwischen Gabenbringern vom Typ Syrer und Amenemhet befand sich ein Gabenaufbau (fast vollständig zerstört. 

Vor den drei Reihen mit Gabenbringern vom Typ Syrer befindet sich eine Inschrift, die sich in zwei senkrechten Kolumnen über die gesamte Höhe erstreckt: "Den Herrn der beiden Länder preisen, die Erde küssen für (Mencheperre)|. Das Kommen der Großen aus Retjenu, ihre [jn]w auf ihren Rücken bestehend aus: [Silber, Gold, Lapislazuli] Türkis/Malachit [ … ] Blei, bAq–Öl, Wein, Kleidung, Weihrauch. Sie erbitten [ … ] und Frieden von [seiner] Majestät, damit man ihnen den Lebenshauch an die Nase gebe". (Quelle: Silke Hallmann, ÄAT Nr. 66) . Dahinter befindet sich eine lange Biographie des Grabeigentümers, in welcher er seine Taten und Erfolge im Dienste seines Königs beschreibt.

An der kurzen, rechten Wandseite der 1. Pfeiler-Querhalle (PM 16, Register I.) opfert König Amenophis II. vor Osiris Blumen - gefolgt vom Grabherrn und seiner Frau. Davor in Richtung Vorderwand, (PM 15-14-13) zwei Träger von Opfergaben, ein sitzender Mann, der Anubis anbetet und ein anderer, der dem Grabherrn Blumen darbringt. Weiter zur Ecke (PM 12) steht Amenemheb vor Osiris und einige junge Männer (seine Söhne?) überreichen ihm und seiner Frau Blumen. An der vorderen rechten Eingangswand (PM 11-10) erscheinet ein männliches Musikensembles, welches aus drei Harfenisten und einem Lautenspieler, sowie Sängerinnen und Tänzerinnen besteht sowie eine Opfergabenszene mit dem Grabherrn und seiner Frau.

An der kürzeren, linken Seitenwand der Querhalle (PM 4-5-6) steht oder sitzt der Grabherr und Frauen opfern [dem Grabherrn] [Blumen] ?. Davor (PM 7) befindet sich eine Scheintür mit einer Darstellung des Verstorbenen und seiner Frau, die dem Gott Anubis ein Trankopfer darbringen.

Auf der linken Rückwand der Querhalle (PM 8) bieten Offiziere und Soldaten der Frau des Grabeigentümers und dem in einem Kiosk thronenden König Amenophis II. Blumensträuße an. Weiter (PM 9) in Richtung des 2. Korridors, thront König Amenophis II. - ebenfalls in einem Kiosk - doch vor ihm steht nicht Amenemhab sondern den wenigen Farbresten nach eine sehr zerstörte Figur einer Frau, denn sie war die Amme des jungen Königs und überreicht ihm mit einer langen Ansprache einen Blumenstrauß. Hinter ihr folgt eine weitere Frau, deren Identität ungeklärt bleibt. Erst an dritter Stele befindet sich eine männliche Figur - erkennbar an seiner Perücke - dieses dürfte der Grabeigentümer persönlich sein, der ebenfalls einen Blumenstrauß überbringt. Hinter ihm folgt eine Darstellung aus dem militärischen Bereich - die Rekrutierung von Soldaten (PM 8).

Die Pfeiler:  

A: Der sitzende Grabherr, Hymne an König Amenophis II, in zwei Registern: I. Mädchen vor dem Grabherrn mit Stock in seiner Hand - dahinter seine
     Gemahlin bei einem Besuch des Grabes II. Der Grabherr zwischen seiner Mutter und seiner Gemahlin.

B: Der Grabherr vor seiner Gemahlin, die einen jungen Prinzen auf ihrem Schoss hält. Der [Grabherr] wird von [Priestern] gereinigt. Priester und der
     personifizierte Djedpfeiler, der von dem Grabherrn aufgerichtet wird. Der Grabherr in Anbetung mit einem Hymnus an Amenophis II.

C: Der Grabherr opfert Bukett am Neujahrsfest vor Amun und seine Gemahlin, die einen jungen Prinzen säugt. Der Grabherr in Verehrung mit einem
     Hymnus an Thutmosis III. Der Grabherr mit Stab besucht seinen Garten.

D: Amenemhet und seine Frau. Ein Affe sitzt unter dem Stuhl. Ein Mann opfert Leinen. I. Mädchen mit Sistrum und Menat vor dem Grabherrn.
     II. Knaben mit Zwiebeln vor dem Grabherrn und seine Gemahlin III. Mann mit einer Opferliste vor dem Grabherrn und Gemahlin.

Auf dem Durchgang zwischen den Pfeilern B und C (Äußerer Rahmen) befindet sich die berühmte Doppelszene: der Grabherr und seine Frau vor Osiris-Wenen-nefer. Innerer Rahmen: Der Grabherr kämpft mit einer Hyäne. Auf dem Sturz befinden sich dekorative Buketts.

Passage:
Ein zweiter kurzer Korridor (PM 19) ermöglicht den Zugang zu einem zweiten, breiteren Korridor, der in einem weiteren Querraum endet.
Auf dem äußeren Rahmen des kurzen Durchgangs (PM 19) befindet sich eine Doppelszene: Ein Sohn steht vor dem Grabherrn und seiner Frau. Auf dem Türpfosten befinden sich noch Reste einer Opferformel. Der Durchgang ist dekoriert mit einer Doppelszene auf dem Inneren Rahmen: der Grabherr und seine Frau werden gereinigt vor Osiris und Isis sowie Opfertexte. Auf der linken Wandseite der Passage (PM 20) sitzen der Grabherr und seine Frau sowie ein Sohn und überprüfen die Grabausstattung, die vom König gestiftet wurde. In einer Unterszene sind sitzende Personen zu erkennen. Auf der rechten Wandseite der Passage (PM 21) befindet sich ein Sem-Priester mit einer Opferliste sowie Opferträger vor dem Grabherrn, dessen Frau und einem weiteren Paar (Frau zerstört). Die Unterszene beinhaltet ein Festbankett.

Innerer Querraum:
Die Szenenfolge des Begräbniszuges beginnt auf der südlichen Hälfte der Querraum-Ostwand mit dem „Zug zur Westgöttin“ in Richtung Nord–Süd 
(PM 22), setzt sich auf der südlichen Seitenwand mit einer Szene der Osirisverehrung fort (PM 23) und endet, nach einer Unterbrechung, mit dem „ "Mumientransport“ und dem „Mundöffnungsritual“ in der westlichen Hälfte der Schrein-Südwand (PM 29).

Auch die Fisch- und Vogelfangszenen verteilen sich gegenüber üblichen Darstellungen auf zwei Wände: Zum einen auf die rechte Seitenwand des Querraumes mit der klassischen Szene des Fische stechenden und Wildgänse jagenden Grabherrn und seiner Familie (PM 27), zum anderen auf die rechts angrenzende nördliche Hälfte des rechten Teils der Eingangswand des Querraumes mit den Berufsszenen des Fischens und Vogelfangens mit dem Schlagnetz (PM 26).

Schrein:
Der letzte Korridor endet zu einer Art Schrein, einem "Heiligtum" an dessen Wand auf vier übereinanderliegenden Registern die Götter Osiris und Anubis und Opfergaben dargestellt sind. An der linken Wand des Korridors (PM 29) befinden sich [Priester] vor der "aufgerichteten" Mumie des Verstorbenen in einem Pavillon mit Dienern und Tischen mit Speisen, Vorlesepriester mit Ritualwerkzeugen. In drei Register werden Diener mit Tafeln voller Speisen und Weinkrügen gezeigt, eine Begräbnisprozession mit dem Sarkophag, der von Ochsen und Männern gezogen wird.

Auf der gegenüberliegenden rechten Wandseite des Korridors (PM 30) befinden sich zwei Szenen: I. Der Grabherr und seine Gemahlin inspizieren einen Garten mit Bäumen und einem Wasserbecken. II. Szene: der sitzende Grabherr und seine Frau erhalten Gartenprodukte. In einer Unterszene bringen Männer Bullen, Gazellen und Steinböcke herbei sowie Produkte aus der Landwirtschaft.

Das hintere Heiligtum (PM 31) besteht aus einer mastaba-artigen Stufe und einer Kultnische mit 4 Registern, in denen ein Anubisschakal, Osiris und Opferungen zu erkennen sind.

Neferchau
- Oberst der Medjau u. Vorsteher der Wüste - 

Neferchau diente unter Thutmosis III. als Oberster der Wüstenpolizei (Medjai) (wr n mDAyw) Seine Frau trug den Namen "Ruiresti" und ihr gemeinsamer Sohn "Mencheperre-seneb" diente ebenfalls bei den Medjaiu. Erhaltene Denkmäler von ihm sind ein Felsenschrein in Gebel el-Silsila 31 sowie eine Stele aus rotem Sandstsein, die sich heute im Nationalmuseum der Bildenden Künste in Budapest (Inv.-Nr. 51.2143 - H. 98 x B. 52 x T. 32 cm) befindet. Der Besitzer dieser Stele war Neferchau, der im untersten Register erscheint. Seine Arme sind zum Gebet erhoben, während auf seinen Schultern an einer Stange hängend Geflügel, Gazellenpaare und Fische zu sehen sind. Dieses illustriert, dass die Wüstenpolizei nicht nur mit militärischen Aufgaben betraut war, sondern daneben auch als Jäger tätig war (siehe Helck 1964, S. 26), ebenso wie die Verfolgung von flüchtigen Personen und der Schutz von Expeditionen gegen die Angriffe der Beduinen (Quelle: Wikipedia - Neferchau).

Im oberen Register der Stele ist der Gott Amun-Re dargestellt, der vor einem Opfertisch sitzt. Ihm gegenüber steht Thutmosis III. und überreicht dem Gott einen Lotusblumenstrauß und Papyrus als Opfergabe.

Zwar wurde ein Grabkegel des Nefer-chau gefunden, so dass zu vermuten ist, dass sein Grab irgendwo in Theben liegt, jedoch konnte es bislang noch nicht identifiziert werden.

Dedi
- Polizeioberst -- 

Der Oberste der Polizei Dedi ist aus seinem Felsengrab in El-Chocha bekannt. Er diente sich vom einfachen Soldaten zunächst zum Standartenträger der königlichen Schutzwache hoch und wurde schließlich zum Oberst der Polizei in Theben-West befördert - eine Truppe, die größtenteils aus Nubiern bestand (Quelle: Wikipedia Thutmosis III.). 

Pehsucher
- Leutnant des Königs u. Standartenträger des
Herrn der beiden Länder -

Pehsucher/Pehskher, genannt "Thenenu" (Tnnw), diente als "Leutnant des Königs" und "Standartenträger des Herrn der beiden Länder" unter der Regierung von König Thutmosis III. bis unter Amenophis II. Er besaß in Sheik Ab el-Qurna (Nord 4/F), das schon zur Zeit von Champollion als Nr. 8 und bei Lepsius als Nr. 61 bekannt war.

Seine Gemahlin mit Namen "Neith" trug die Titel: "königliche Amme" und "Erzieherin des Gottes" - wobei aber nicht sicher ist, ob sie diese Tätigkeiten auch ausgeübt hatte (lt. F. Kampp - die Thebanische Nekropole, Zum Wandel des Grabgedanken von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, Mainz 1996 fehlen im Grab Hinweise auf Thutmosis III.). Zwei seiner Kinder hießen Amenhotep und Amenmose (Quelle: TT 88 - it. Wikipedia).

Grabanlage TT 88:
Bei der Konstruktion der Anlage wurde offensichtlich das früher entstandene Grab TT 85 (Amenemheb) zum Vorbild genommen. Theben tomb 88 ist nicht fertiggestellt und weist die typische Anordnung dieser Zeit mit einem umgekehrten "T" auf. Nach einem kurzen Korridor öffnet sich eine Querhalle mit sechs Pfeilern. 

An den Wänden befinden sich Szenen, in denen der Grabeigentümer eine Militäreinheit inspiziert und Vorräte begutachtet. Es folgen Szenen der Landwirtschaft, der Ernte und ihrer Lagerung in Scheunen. Ganz links befindet sich eine Scheintür mit Opfergaben, sowie die Darstellung des Grabherrn und seine Frau, welche dem in einem Pavillon sitzenden König Amenophis II. Blumensträuße bringen. In einer anderen Szene erhalten der Verstorbene und seine Frau Blumenbuketts von Mahu, dem 2. Propheten des Amun. 

Auf einer Felsstele, die weitgehend beschädigt ist und sich an der rechten Seitenwand der Querhalle (PM 7) befindet, schwebt oben im Stelenrund - eine sicherlich einst geflügelte - Sonnenscheibe (heute verloren). Darunter befindet sich eine Doppelszene: links thront Osiris, vor ihm befindet sich ein Opferständer mit einem Gänseopfer darauf. Der Grabherr kniet davor, die Hände im Anbetungsgestus erhoben. Rechts thront der Gott Anubis in seiner menschlichen Gestalt mit einem Schakalkopf - auch vor ihm befindet sich ein Opferständer mit einem Gänseopfer darauf. Der Grabherr kniet mit in Anbetung erhobenen Armen auch hier davor. Außerhalb des Giebelfeldes befindet sich jeweils ein Udjadauge und darunter 34 Textzeilen mit einer Hymne an Re.

Auf den Säulen (Pfeilern) ist - in einigen Fällen mit einer unvollständigen Dekoration - der Grabherr und seine Frau zusammen mit ihren Söhnen Amenhotep und Amenmose, bei einem Opfer an die Götter oder beim Empfang von Blumengeschenken von ihren beiden Söhnen zu sehen.

Über einen kurzen Korridor führt ein Zugang zu einem nicht vollständig ausgegrabenen Raum, der kaum skizziert und von den Ausgräbern aufgenommen wurde. 

Eine schwarze Granitstatue des knienden Grabherrn, die sich heute im Nationalmuseum of Scottland in Edinburgh (Kat. 1910.75) befindet, stammt wahrscheinlich aus dem Grab. Im Louvre, Paris (E 25985) befindet sich der untere Teil einer Schreiberstatue aus Diorit von Pehsucher mit den Titeln: Kind des Kap, Träger des Bogens des Herrn der beiden Länder, die vielleicht auch für den Grabinhaber von tomb 88 zuzuordnen ist (ähnlich der Schreiberstatue des General Djehuty - siehe weiter oben). Pehsucher sitzt mit gekreuzten Beinen auf einem Statuensockel und hält ein rundes Basin vor sich. Der Text nennt den Gott Amun-Re. Die Sitzstatue stammt aus der Zeit Thutmosis III. - Amenophis II. 

                    Theben tomb 88 - Pehsucher

Pfeilerhalle:
PM 1: zwei Szenen: Grabherr steht vor einem Palast und inspiziert
            3 Reihen Soldaten sowie 3 Reihen Tribute. Unterszene:
            Landwirtschaft, Korn-Ernte, Pflügen und Reste von Darstell.
            von Früchten, die ins Lager gebracht werden.
PM 2: [Opferszene u. Scheintür] mit Opferträgern links
PM 3: Reste von 4 Registern: Aushebung von Rekruten
PM 4: [Grabherr und seine Frau opfern Amenophis II. ein Bukett]
PM 5: Grabherr und Frau mit Opferplatten, darunter Schlachter.
            Unterszene: Weinlese
PM 6: Grabherr und [seine Frau] -  Mahu, der 2. Prophet des Amun
            opfert Bukett vor ihnen. 4 Register mit Festbankett.
            Unterszene: ein Mann bringt einen Bullen, Vögel im Fangnetz
            und Opferträger.
PM 7: Stele mit Doppelszene oben. Der Grabherr kniet vor Osiris u.
            Anubis. Opfertexte u. die Hymne an Re. An den Seiten fünf
            Register, rechts zerstört: der kniende Grabherr mit Opfern
PM 8: Durchgang zwischen den zentralen Pfeilern: Äußerer Sturz:
            Doppelszene der Grabherr u. Frau beten vor Osiris - auf dem
            Rahmen Opfertexte.

Pfeiler B: ´3 Register, unvollendet, alle vor dem Grabherrn und Frau - I. Mann mit Bukett II: Mädchen mit Sistrum III. [Mann]
Pfeiler C:  a) 3 Register, unvollendet - alle vor dem Grabherrn und Frau - I. Sohn Amenhotep opfert Bukett II. Sohn Amenmose 
                  III. Ein Mann opfert ein Bukett
Pfeiler D:  a) 3 Register, unvollendet, alle vor dem Grabherrn und Frau - I. [Sohn Amenhotep opfert ein Buketet] II. [Sohn Amenmose] 
                   opfert III. Ein Mann opfert ein Bukett.

Die Längshalle blieb unvollendet - ebenso ein Grabschacht im Hof links. Ein weiterer Schacht in der äußersten hinteren rechtsen Ecke führt zu "slooping paassage".

- nach PM I.-I. 179-181 (1-8) -

Zeichnung: Hotepibre - ital. Wikipedia 2017, 6. Dez.
Lizenz: CC BY-SA 4.0 Deed
bearbeitet (Text) von Nefershapiland - CC-BY-SA 4.0

Literatur und Quellen:
1. dt. Wikipedia: Thutmosis III.
2. Osirisnet, tombs of Ancient Egypt, Aametju -TT83
3. dt. Wikipedia: Amunuser
4. The Nomination of the Vizier Useramun to Papyrus Turin Cat. 1878 vo, Mathilde Frére - online-Version
5. S. Hallmann in "Ägypten und das Alte Testament 66": Die Tributszenen des Neuen Reiches.
6. E. Dziobek (in MDAIK 454, 1989 und Die Gräber des Veziers User-Amun, Theben Nr. 61 und 131 (`= Archäologische Veröffentlichungen Bd. 84) 
    von Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-1495-7)
7. 
(wwww.osirisnet.net)
8. Norman de Garies Davies - plates "the tombs of Rechmire at Theben", 1944
9. Theban-tomb 99, Wikipedia
10. Bericht über die Arbeit der Universität of Cambridge - Theban Mission 1992, Dr. Nigel Strudwick - online-Version
11. engl. Wikipedia: Menkheperreseneb II. 
12. Peter Dorman,
Two tombs and One Owner, in thebanische Beamtennekropolen, SAGA 12, Heidelberg 1995
13. Ägyptologie-Forum/Lexikon: Klaus Adams nach Norman Davies: The tomb of Piuemre at Thebes
14.
Julia Budka: Hohe Verwaltungsbeamte unter Thutmosis III., Kemet 10, Nr. 3, 2001, S. 25-32
15. Sigrid Eisermann, "Die Gräber des Imenemhet und des Pehsucher - Vorbild und Kopie?", in SAGA 12, ed. Jan Assmann, 1995

 


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