Biografie Unas

Beamte Unas

Pepi I. Pyramide

Bilder: oben links: Gary Todd from Xinzheng,China, Lizenz CC0 - oben rechts: Juan R. Lazaro/all rights reserved

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Obwohl Unas ca. 30 Jahre regierte, ist seine Pyramide in Saqqara die kleinste Königspyramide des Alten Reichs, wobei als Gründe für die Größenreduktion evtl. von den Ägyptologen auf den Rückgang der zur Verfügung stehenden Ressourcen verwiesen wird, da die lange Regierungszeit durchaus für einen größeren Pyramidenkomplex ausreichend gewesen wäre.

Unas gab - im Gegensatz zu seinen Vorgängern - die dicht bebaute Nekropole von Abusir als Bauplatz auf und kehrte in die alte Nekropole Saqqara zurück. Er baute seine Pyramide direkt südlich angrenzend an den großen Graben der Djoser-Pyramide, wobei vermutlich die oberirdischen Strukturen der Grabanlagen zweier Könige der 2. Dynastie - Hetepsechemui und Ninetjer - restlich zerstört wurden (wenn sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch vorhanden waren). Allerdings blieben die umfangreichen unterirdischen Galerien des Hetepsechemui-Grabes erhalten und verlaufen z. T. unter der Unas-Pyramide und dem Totentempel (Quelle: Miroslav Verner, Die Pyramiden. Reinbek 1997, S. 369ff). Unter König Unas wurden auch keine Königinnenpyramiden mehr gebaut, sondern man ging zurück um wieder Mastabas für die königlichen Gemahlinnen zu erbauen (siehe Miroslav Verner: Die Pyramiden. Vom Ziegelbau zum ´Weltwunder, Mainz 1997, S. 369ff)

Die Unas-Pyramide steht neben der Pyramide des Djosers und liegt ca. 350 m südwestlich der Ecke der Umfassungsmauer des Djoser-Bezirks und fast diagonal gegenüber der Userkafs in Saqqara-Nord. Beide Pyramiden - die des Unas und die von Userkauf in Saqqara-Nord - flankieren den Djoserbezirk wie "zwei Wachposten". Man vermutet wie schon bei König Userkaf dass auch für Unas die Wahl des Standorts seines Grabbezirkes eine wichtige Rolle spielte, den er musste einen extrem langen Aufweg zur Flutebene bauen, der durch zwei kleine Wadis führte.   

Nordostseite der Unas-Pyramide (Lepsius XXXV)

Bild:     Unas-Pyramide, Saqqara 11
Autor:   Olaf Tausch, Okt.  2014, Wikipedia
Lizenz:  CC BY 3.0, Namensnennung

 

Lage der Unas-Pyramide direkt am Djoser Komplex
und der Userkaf-Pyramide am Großen Graben

Datei:   Djoser Komplex-Graben
Autor:   GDK - Wikipedia 24. Mai 2008
Lizenz   BY-SA 3.0 Unported

Zwar ist der oberirdische Teil der Unas-Pyramide kleiner als der aller seiner Vorgänger, aber diese Pyramide stellte einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des ägyptischen Pyramidenbaus dar. König Unas ließ als erster die unterirdischen Pyramidenkammern mit rezitierenden Totentexten in Form von "Totensprüchen" beschriften, wodurch zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit niedergeschriebene "Totenliturgien" nachgewiesen wurden (siehe Jan Assmann nach Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, Albatros-Verlag, Düsseldorf 2002). Die 283 Sprüche aus dem Totenbuch in der Unas-Pyramide stellen die älteste, kleinste und am besten erhaltene Sammlung religiöser Schriften aus dem Alten Reich dar.

Zum ersten Mal seit der "Djoser-Pyramide" (der 1. "richtigen" Pyramide) sind nun mit der Beschriftung die unterirdischen Kammern dekoriert, was eine Abkehr von den kahlen Wänden der 4. und 5. Dynastie darstellt. Obwohl die Pyramide des Unas selbst stark erodiert ist, sind die Kammern des Unterbaus gut erhalten.

Entdeckung und Erforschung
Als erste untersuchte John Shae Perring 1837 die Pyramide und kurz danach um 1843 interessierte sich auch Karl R. Lepsius für das Bauwerk und katalogisierte sie unter "Lepsius Steinpyramide Nr. XXXV in seiner Pyramidenliste, wobei beide Forscher aber jeweils nur das Äußere des Pyramidenkomplexes erforschten. Erst Gaston Maspero betrat die Pyramide als erster - nachdem die Pyramidentexte in der Pepi-I. Pyramide und der Merenre-Pyramide entdeckt wurden. Bei der Untersuchung des Unterbaus der Unas-Pyramide im Jahre  1881 entdeckte Maspero nun die ältesten Pyramidentexte. In der Grabkammer stellte er aber fest, dass alle Grabbeigaben von Grabräubern geplündert waren, lediglich einige Mumienfragment wurden noch gefunden

Alexandre Barsanti, ein italienischer Ägyptologe (28. 8 1858-24.10.1917), der aus einer toskanischen Familie stammte und später von Gaston Maspero als Restaurator und Künstler für das Kairener Museum eingestellt wurde, untersuchte von 1899-1901 den Unas-Komplex und grub dabei teilweise den Totentempel aus. Seine Arbeiten waren sehr erfolgreich, denn es gelang ihm den Totentempel teilweise freizulegen, außerdem fand er auf dem Areal die unterirdischen Galerien von Königsgräbern der 2. Dynastie und große Schachtgräber aus der Spätzeit (Jean-Phillippe Lauer, A. Labrousse u. a. in Le temple haut du complexe funéraire du roi Ouna, Le Caire 1977).

Weitere Ausgrabungen führte (bis zu seinem frühen Tod 1931) Cecil Mallaby Firth ab 1929 durch. Dann übernahm Jean-Philippe Lauer bis 1939 die Leitung der Ausgrabungen bis 1939. In den Jahren 1937 bis 1949 setzten ägyptische Archäologen, wie Selim Hassan, Zakaria Goneim und Abdul Qader Hussan die weiteren Grabungen fort - vor allem auf dem Areal des Unas-Aufweges. Dabei legte Hussan südlich des oberen Aufwegrands ein Paar kalksteinverkleidete Bootsgruben frei. In den 1970er Jahren grub Ahmad Moussa den Taltempel und den unteren Bereich des Aufwegs aus. Audran Labrousse, Jean-Phippe Lauer und Jean Leclant erforschten ab 1974 den Komplex. Dabei verbrachte besonders Jean-Philippe Lauer sein ganzes Leben in Ägypten und erforschte den Saqqara-Komplex.                         

In den letzten Jahren wurden Teile des Taltempels und des Unas-Aufweges rekonstuiert.

Die Pyramide trug den Namen: "Nefer-sut-unas" (Nfr-swt-wnjs) = Schön sind die Stätten/Plätze des Unas (mit Determinativ für Pyramide) (nach Verner)

Bau der Pyramide

Die Baumeister der Unas-Pyramide verwendeten Tura-Kalkstein als Verkleidung für die Pyramide, die aber außer von wenigen heute nicht mehr gut erhalten geblieben ist. In den untersten Schichten ist sie teilweise noch in situ erhalten. Hier fanden die Forscher auf der Südseite eine Inschrift aus der 19. Dynastie von Prinz Chaemwese (Sohn von Ramses II.), welche der Prinz hier an der Pyramidenverkleidung anbringen ließ. Der Archäologe Jean Ph. Lauer konnte sie aus Fragmenten neu zusammensetzten.

Teile der erhaltenen Verkleidung am Fuße der Südseite der Pyramide

Bild:    SaqqaraPyramidsEgyptbyDanielCsorfoly.JPG
Autor:  Daniel Csörföly, Budapest, Hungary
Lizenz:  gemeinfrei, public domain

 

 Reste der erhaltenen Restaurierungsinschrift
auf der Südseite der Unas-Pyramide von Prinz Chaemwaset

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro
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Chaemwese berichtet in dieser Inschrift über die von ihm - im Auftrag seines Vaters - vorgenommenen Restaurierungsarbeiten an der Unas-Pyramide. Die Inschrift, die J. P. Lauer 1973 an der Südseite der Pyramide machte, befand sich auf zwei mit großen Hieroglyphen beschrifteten Verkleidungs-Blöcken, die exakt zusammenpassten. Weitere Fragmente ließen sich hinzufügen und in situ fand man auf der Südseite der Pyramide auf einem Verkleidungsblock eine dazugehörige weitere Inschriftenzeile. Diese bildeten das untere Ende einer Inschrift, die - wie Marie Felix Drioten gezeigt hat - die kompletteste bekannte Version eines Textes darstellt, der im Auftrag von Ramses II. an bestimmten Bauswerken der memphitischen Nekropole angebracht wurde (auf Anregung seines Sohnes Chaemwese, der Hohe Priester des Ptah zu Memphis war und sich häufig in den Restaurationstexten aus der Zeit Ramses II. findet). Chaemwese berichtet hier, dass er sich auf Befehl seines Vaters Ramses II. um die Wiederherstellung dieser Pyramide gekümmert habe und dabei den Namen des König Unas, der damals nirgendwo an dem Bauwerk mehr zu finden war, für jeden wieder sichtbar eingehauen habe.

Königsbefehl:
………. Seine Majestät befahl, den [……….. Chaemwaset] zu beauftragen, den Namen des Königs (von Ober – und Unterägypten (Unas)| dauerhaft zu machen. Sein Name wurde nun nicht auf seinem (Pyramiden)Grab gefunden, insoweit als [Chaemweset] wünschte, die Denkmäler des Königs von Oberägypten und der Könige von Unterägypten trefflich zu machen wegen ihrer Taten, deren Festigkeit im Verfall begriffen war. Er setzte den Befehl für sein Gottesopfer fest auf [ … ] gefunden auf/an [ … ] Chaemweset [mit seinem Wasser, im für ihn/es zu machen [ … ] mit Gebieten und Menschen [ … ] aus den beiden Scheunen des Königs, nach dem, was gefunden wurde unter [ … ] Chaemweset …………… “

(Text aus Silke Grallert: Bauen-Stiften-Weihen)önigsbefehl:

Teile ähnlicher Inschriften fanden sich mittlerweile auch auf den Außenwänden des Sonnenheiligtums des Niuserre, an der Pyramide des Sahure, des Userkaf, der Mastaba El Faraun und im Südteil des Djoser–Bezirks. Der Architekt Mohammed Raslau brachte 1976/77 (im Auftrag der Altertümerverwaltung) die Blöcke wieder auf der Südseite der Pyramide an.

Ob die Spolien, die aus dem Totentempel von König Isesi stammen und in der inneren Struktur auf der Südseite der Pyramide wiederverwendet wurden, bereits original verbaut waren, oder erst bei der Restaurierung von Prinzen Chaemwese hier zur Verwendung kamen, kann nicht eindeutig entschieden werden. Anderseits fanden sich Reliefblöcke die aus dem Unaskomplex stammen in der Pyramidenanlage Amenemhets I. in Lischt verbaut. 


Wiederverwendete Blöcke 
aus dem Totentempel von König Isesi

Auf der Südseite der Pyramide wurden Blöcke gefunden, die aus dem Totentempel von König Djedkare Isesi stammen und in der inneren Struktur der Unas-Pyramide wiederverwendet wurden.

(siehe PM "Topographische Bibliographie altägyptischer Hieroglyphentexte, Reliefs und Gemälde" III. Teil 2 1978, S. 421)

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Finnland
- all rights reserved -

 

                                                                                                                                          

Die Pyramide in Zahlen
(Zahlen nach Mark Lehner: Geheimnis der Pyramide u. Lexikon der Pharaonen/Schneider)

Name in der Antike: "Schön sind die Stätten des Unas" (Nfr-swt-wnjs)
ursprüngliche Höhe 43 m (82 Ellen)
heutige Höhe: ca. 19 m 
Basismaß 57,75 x 57,50 m (110 Königsellen)
Volumen 47.390 m³
Neigungswinkel: 56 ° 18' 35"(steilste Königspyramide dieses Zeitraums)
Kern der Pyramide 6 Stufen aus grob behauenem Kalkstein (lokale Steinbrüche)
unterirdische Kammer: 3 - Nischenkammer, Vorkammer und Grabkammer
Königinnenpyramiden: keine (dafür -Doppelmastaba seiner beiden Ehefrauen, Nebet und Chenut)
Kultpyramide ja - Basismaß: 11,5 m - Seitenneigung 63 °; Höhe 11,5 m
Nordkapelle ja, (weitestgehend zerstört),  1 Raum mit Altar und Stele - 
Schiffsgruben ja - 150 m östlich der Pyramide; zwei 45 m lange Barkengräber / Barken total zerfallen
Totentempel, Aufweg, Taltempel ja

Die Unas-Pyramide erscheint uns heute nur noch als Ruinenhügel. Als Grund dafür werden der minderwertige, grobe innere Aufbau und die heute nicht mehr vorhandene Verkleidung angeführt. Die Unas-Pyramide ist deutlich schlechter erhalten als die älteren Pyramiden aus der 4. Dynastie (Cheops, Chephren und Mykerinos), da das grobe Kernmauerwerk den erosiven Einflüssen im Vergleich zu den qualitativ höherwertigen Mauerwerk aus der  4. Dynastie nicht standhalten konnte (siehe Miroslav Verner: Die Pyramiden, Reinbek 1997, S. 369ff, Pyramide des Unas und Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder, Mainz 1997, S. 184-185). 

Pyramidenkomplex

Der Pyramidenkomplex des Unas besitzt alle fünf wesentlichen Komponenten einer Totenkultanlage. 

  1. dem Taltempel

  2. dem Aufweg

  3. dem Totentempel

  4. einer Kultpyramide

  5. und der Hauptpyramide

Unas Monument umfasst alle diese fünf Elemente - außerhalb der Mauern des Komplexes befindet sich die Kultpyramide, die Königinnen Mastaba, der Aufweg, der Taltempel und die Bootsgruben. Somit entspricht die Ausführung des Komplexes im Großen und Ganzen dem Standard-Pyramidenkomplex, wie er sich seit der Sahure-Pyramide etabliert hatte (4+5).

Die Pyramide des Unas hat eine Basislänge von 57,75 x 57,50 m (110 Königsellen) in der Grundfläche und war ursprünglich 43 m hoch. Sie war mit einer Seitenneigung von 56 ° die steilste Königspyramide dieses Zeitraumes (4). Ihr Kern besteht aus sechs Stufen, die aus grob behauenen Kalkstein besteht, der aus den lokal anstehenden Steinbrüchen stammt. Mit zunehmender Höhe nimmt die Größe der Steinblöcke ab. Der Kern selber war mit exakt behauenen und geglätteten Steinen aus feinem Tura-Kalkstein verkleidet, von der aber heute nur noch wenige Steine der untersten Schicht erhalten geblieben sind, der Rest fiel dem Steinraub zum Opfer - wie viele der damaligen Pyramiden.                                                                                                        

Aufbau des Unas-Komplexes

Die Pyramide, der Totentempel und die Kultpyramide wurden von einer 7 m hohen Umfassungsmauer umgeben. Diese war von der nordöstlichen bis zur nordwestlichen Ecke etwa 86 m (282 ft, 164 cu) lang und erstreckt sich über 76 m (249 ft, 145 cu) von Norden nach Süden
(Quelle: Labrousse, Lauer & Leclant 1977 - Le temple haut du complexe funéraire du roi Ounas, Cairo: Institute francais dàrchéologie orientale du Caire).

Zeichnung: Courtesy to Franck Monnier, Wikipedia 19. 7. 2009
- gemeinfrei -
- bearbeitet (beschriftet) von Nefershapiland - 

Unterbau
Der Eingang zur Unas-Pyramide befindet sich auf Bodenniveau im gepflasterten Hof an der Nordseite der Pyramide. Dieses unterscheidet sich von dem der meisten anderen Pyramiden, wo dieser sich in der Pyramidenseite befindet. 

Moderner Eingang zu der Unterkonstruktionen der Pyramide
(unten links)

Bild: Courtesy to Sebi, Wikipedia, public domain

Die Unterstruktur der Pyramide ähnelt der von Djedkare Isesi, dem Vorgänger von König Unas. Die Grabkammer befand sich im Westen, ein 7,30 (24ft) x 3,08 (10,1 ft) großer Raum, in dem sich der Sarkophag des Herrschers befand. Das Dach der Vorkammer als auch der Grabkammer war giebelförmig - ähnlich wie bei den früheren Pyramiden dieser Zeit.

Gangsystem der Unas-Pyramide

A: Gangkammer / Korridor
B: Sperrsteine
C: Nischenkammer
D: Vorkammer
E: Grabkammer
F: Sarkophag (grau) 
Kalkstein: rot 
Granit: grün-gelb (Alabaster)

Vom Eingang aus führt eine 14,35m lange und 22° geneigte Passage zu einer Gangkammer, die unter der Pyramide liegt (2,47 x 2,08 m) und von wo eine ebene, 14,10 m lange Fortsetzung zu den Kammern im Pyramiden-Inneren führt. In dieser Passage befinden sich 3 Fallsteinsperren aus Granit (B). Im Bereich um die Sperren herum besteht die Wandverkleidung ebenfalls aus Granit. 

Die Fortsetzung des Gangs hinter der Sperre führt zur Vorkammer (D), die sich zentral in der Mitte der Pyramide befindet und Abmessungen von 3,75 x 3,08 m besitzt. In östlicher Richtung erreicht man von dort die Drei-Nischen-Kammer (C), die 6,75 x 2 m misst - in westlicher Richtung die Grabkammer (E).

Zeichnung: Unas Pyramid Substructure.png
Autor:        GFDL - Wikipedia User: Schreiber 18. 7. 2009
                   nach Kurt Sethe: altägyptische Pyramidentexte
Lizenz:       CC BY-SA 3.0

Vor der Westwand der Grabkammer steht noch heute der Sarg des Königs, der aus grauschwarzer Grauwacke und nicht aus Basalt gefertigt war, wie man ursprünglich angenommen hatte. Der schon früher zerbrochene Sarkophagdeckel fand sich nahe dem Eingang zur Vorkammer. Der Sarkophag selber war zwar unbeschädigt - sein Inhalt aber gestohlen. Vom königlichen Begräbnis haben sich nur geringe Reste erhalten. Eine Kanopentruhe war einst am Fuße der südöstlichen Ecke des Sarges begraben worden (siehe Verner, 2001). Alles was vom königlichen Begräbnis übrigblieb sind Teile einer Mumie, einschließlich des rechten Arms, des Schädels (zwei Schädelknochen) und des Schienbeins sowie die Holzgriffe von zwei Messern, die bei der Mundöffnungszeremonie verwendet wurden. Das Vorhandensein von Haut und Haaren an dem Schädelteil machen jedoch eine Zuordnung der Mumienteile in die 5. Dynastie für sehr unwahrscheinlich - obwohl lt. der Beschriftung des Museums diese von König Unas stammen sollen. Vermutlich handelt es sich hier um eine viel spätere Sekundär-Bestattung. In den Aufzeichnungen der Ausgräber ist auch nirgends etwas von "menschlichen Überresten" die Rede. 

Die Grabkammer
mit dem Sarkophag im Vordergrund

Das Bild zeigt den Sarkophag (im Vordergrund), das Motiv der königlichen Palastfassade, Inschriften am Westgiebel und die Sternendecke der Grabkammer.

Bild:      Burial Chamber in Unas Pyramid
Autor:   Vincent Brown, Wikipedia, 4. 10. 2011
Lizenz:  CC BY-2.0

 

Sarkophag in der Grabkammer aus Grauwacke

Der Sarkophag war zwar unbeschädigt - der Inhalt aber nicht mehr vorhanden. Eine Kanopentruhe war einst am Fuße der südöstlichen Ecke des Sarges begraben worden (siehe Verner, 2001)

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Finnland
- all rights reserved -

 

Palastfassaden-Motiv mit Scheintüren

Die Südwand der Grabkammer von König Unas zeigt die Palastfassade oder das Motiv einer Scheintür. Dieses "Scheintürmotiv", das den Sarkophag umgibt, könnte als Zugangsmöglichkeit an der Nord-, West und Südseite der Sarkophagkammer angesehen werden. Diese drei alternativen Ausgänge ergänzen den Durchgang am östlichen Ende der Kammer und ermöglichen den Zugang für den Verstorbenen aus allen vier Himmelsrichtungen.

Ganz rechts unten auf dem Bild ist der Deckel des Sarkophages zu sehen

Bild:      Burial Chamber in Unas PyramidPalastfassade
Autor:   Vincent Brown, Wikipedia, 18. 10. 2011
Lizenz:  CC BY-2.0

Die Wände  der Grabkammer waren mit feinem Tura-Kalkstein ausgekleidet - die Wände um den Sarkophag des Unas herum waren mit weißem Alabaster verkleidet, der eingeritzt und bemalt war, um die Türen der Fassade des königlichen Palastes darzustellen, welche den östlichen Durchgang ergänzte. Sie erlaubten es dem König (symbolisch) das Grab in jede Richtung zu verlassen. Die Wände scheinen Blöcke zu enthalten, die wohl von einem der Cheops-Bauwerke wiederverwendet wurden, möglicherweise von seinem Pyramidenkomplex in Gizeh. Die Decke der Grabkammer war blau mit goldenen Sternen bemalt, um den Nachthimmel zu ähneln. Die Decke der Vorkammer und des Korridors waren in ähnlicher Weise bemalt. Die Sterne in der Vorkammer und der Grabkammer zeigten nach Norden, während die Sterne im Korridor in Richtung Zenit zeigten. Die restlichen Wände der Grabkammer, der Vorkammer und Teile des Ganges wurden mit einer Reihe von vertikal geschriebenen Texten beschriftet, die in Flachreliefs gemeißelt und blau gestrichen waren (Verner, Miroslav 2020, Die Pyramiden: Die Archäologie und Geschichte der ikonischen Denkmäler Ägyptens, Kairo - Amerikanische Universität und Lehner, Mark 2008 - the Complete Pyramids, New York: Thames & Hudson).

Blick von der Vorkammer in die Grabkammer

Die Wände der Vorkammer sind mit Pyramidentexten beschriftet.

Bild: Courtesy to the Brooklyn-Museum - public domain (Bild erstellt 1900)

Pyramidentexte
Der altägyptische Glaube besagte, dass das Individuum aus drei grundlegenden Teilen besteht: dem Körper, dem Ka und dem Ba. Wenn der Mensch starb, trennte sich das Ka vom Körper und kehrte zu den Göttern zurück, von denen es gekommen war, während das Ba beim Körper blieb. Der Körper des Individuums, das in der Grabkammer lag, verließ diesen nie physisch, doch das Ba erwachte, löste sich vom Körper und begann seine Reise in ein neues Leben. Bedeutsam für diese Reise war das Achet, der Horizont - eine Verbindung zwischen Erde, Himmel und Duat. Für die alten Ägypter war das Achet der Ort, an dem die Sonne aufging, und symbolisierte somit einen Ort der Geburt oder Auferstehung.

In den Totentexten wird der König aufgefordert, sich im Achet in ein "Ach" zu verwandeln. Das Ach, wörtlich "wirksames Wesen", war die wiederauferstandene Form des Verstorbenen, die durch individuelles Handeln und rituelle Durchführung erreicht wurde. Die Funktion der Texte bestand in Übereinstimmung mit der gesamten Grabliteratur, die Wiedervereinigung von Ba und Ka des verstorbenen Herrschers zu ermöglichen, die zur Verwandlung in ein Ach führte und ewiges Leben unter den Göttern im Himmel zu sichern.

Auf der Nord- und Südwand der Grabkammer befinden sich Zaubersprüche, die dem Opfer- und Auferstehungsritualen gewidmet sind. Die Texte auf der Ostwand enthalten Sprüche, welche die Kontrolle des Königs über seinen Lebensunterhalt in Form einer Antwort auf das Opferritual beteuern. Die Texte zum Opferritual setzen sich an der Nord- und Südwand des Durchgangs fort und teilen das Auferstehungsritual, das an der Südwand endet.

Pyramidentexte zum Opferritual an der Nordwand der Grabkammer

Die Texte enthalten Zaubersprüche und Beschwörungen, welche die Seele des Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits helfen sollten. Die sog. Pyramidentexte geleiten die Seele des Königs sicher ins Jenseits. An den unterirdischen Wänden der Unas-Pyramide sind insgesamt 283 Zaubersprüche zu finden.

Bild:       Pyramid Text in Unas Pyramid 2017
Autor:   Aidan McRae Thomson, Wikipedia 13.10.2017
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

Vorzimmer und Korridor wurden hauptsächlich mit persönlichen Texten beschriftet. Die West-, Nord- und Südwände des Vorzimmers enthalten Texte, die sich hauptsächlich mit dem Übergang vom Reich der Menschen ins nächste und mit dem Aufstieg des Königs in den Himmel befassen. Die Ostwand enthält einen zweiten Satz Schutzzauber, beginnend mit dem "Kanibalenhymnus", in dem Unas die Götter verzehrt, um ihre Macht für seine Auferstehung zu absorbieren. Der Serdab blieb unbeschriftet. Der südliche Abschnitt der Wände des Korridors enthält Texte, die hauptsächlich mit der Auferstehung und Himmelfahrt des Verstorbenen befassen.

Nordkapelle

Auf der Nordseite (Eingangsseite) befand sich auf Bodenniveau beim Eingang zum absteigenden Korridor ins Innere der Pyramide die aus einem einzigen Raum bestehende "Nordkapelle". Diese ist heute zwar weitestgehend zerstört und ist nur noch anhand von Versatzspuren nachweisbar (siehe 3. - 4. und 5), diese genügen jedoch für eine Rekonstruktion. Der Bau ist mit seiner Längsseite Ost-West ausgerichtet und hat die Maße 14 x 10 Ellen. An der südlichen - an der Pyramide anliegenden - Wand der Kapelle stand einst eine Stele und davor ein Altar - in der Form des hieroglyphischen Zeichens für "hetep" (Htp). 

Die Funktion der Nordkapelle im Pharaonenkult ist noch nicht endgültig geklärt, sie diente vermutlich zu rituellen Handlungen im Zusammenhang mit dem Grabeingang und als sichtbares Monument desselben.

Die Nordkapelle am originalen Eingang

Die kleine Kapelle befindet sich im Norden der Pyramide - unmittelbar am Eingang gelegen und bestand nur aus einem einzigen Raum, ist jedoch heute vollständig zerstört.

 

Plan: Dagmar Stockfisch 2003, – nach Labrousse/Moussa, BdE 111, fig. 2
- modifiziert von Nefershapiland -

 

Kultpyramide

Während der 5. Dynastie bildeten sich die folgenden Merkmale für Kultpyramiden aus: Die Innenräume sind durchgehend achsenorientiert T-förmig angelegt und Bemerkenswerterweise nie verkleidet. Ab Userkauf wird die Kultpyramide in den königlichen Pyramidenanlagen integriert und direkt zugänglich gemacht und gehört nunmehr - im Unterschied zur 4. Dynastie als Bestandteil zum Totentempel. Seit der Regierungszeit von König Unas liegt der Winkel der Kultpyramide regelmäßig bei 63° - wobei dann die Basislänge ungefähr der Höhe (ca. 22 Ellen) entspricht (Quelle: die Kultpyramide, Überlegungen zur Entwicklungsgeschichte, Bedeutung und Funktion, Julia Budka)

Die kleine Kultpyramide des Unas befindet sich südöstlich der Pyramide - innerhalb der Einfassungsmauer (1). Die Basismaße sind 11,5 m und haben eine Seitenneigung von 63° und eine Höhe von 11,5m. Als Baumaterial diente ebenfalls Kalkstein, der aus den lokalen Steinbrüchen stammt. Die Verkleidung bestand aus feinem Tura-Kalkstein. Ein Eingang von Norden her führt zu einer T-förmigen Kammer, in welcher aber keinerlei Spuren einer Bestattung gefunden wurden. Im Gegensatz zur Hauptpyramide ist der Unterbau der Kultpyramide nicht dekoriert oder beschriftet. Der Oberbau der Kultpyramide ist größtenteils abgetragen (1). 

Reste der heute verschwundenen Kultpyramide König Unas

Blick nach Osten auf die Überreste der verlorenen Satellitenpyramide (Kultpyramide). Rechts die Platten des absteigenden Eingangskorridors an der Nordseite.
Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro 12. Jan. 2007
- all rights reserved -

 

Reste der heute verschwundenen Kultpyramide König Unas

Grabanlage von König Unas mit Blick auf Osten mit den Überresten der Kultpyramide (Bildmitte bis links).
Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro 12. Jan. 2007
- all rights reserved -

 

Totentempel

Der Totentempel von Unas besitzt einen Grundriss, der mit dem seines Vorgängers Djedkare Isesi vergleichhar ist - mit einer bemerkenswerten Ausnahme. Ein Tor aus Rosengranit trennt das Ende des Aufweges von der Eingangshalle. Es trägt den Namen und die Titel von König Teti, was darauf hindeutet, dass er das Tor erst nach dem Tod von Unas hat errichten lassen. Auch die Fassadentürme bei Unas haben nun bereits eine pylonartige Fassade mit Hohlkehlenabschluss und Rundstab an den Ecken.

Der Totentempel wurde in den Jahren 1974 bis 1976 von einer Mission des "MAFS" (Mission Archéologique Franco-Suisse de Saqqara) unter der Leitung von Jeam-Phi´llipe Lauer und Jean Leclant sowie ab 1990 von Audran Labrousse untersucht. 

Durch das Eingangstor betrat man das große langgestreckte Vestibül, das sog. "pr–wrw". Die Eingangshalle (2 im Plan) besaß eine eine gewölbte Decke und einen mit Alabaster gepflasterten Fußboden und die Wände im Raum waren mit Reliefmalereien geschmückt, welche Szenen mit dem Darbringen von Opfergaben darstellten. 

Die Überreste des granitenen Eingangsportals

Rechter Pfeiler mit Inschrift und Kartusche Unas

Den Zugang zum Totentempel in der Mitte der Ostfassade bildete ein Tor aus Rosengranit mit einer großen Inschrift, die den Namen und die Titulatur von König Teti - dem Nachfolger von Unas enthält. Dieses ist ein untrüglicher Beweis dafür, dass dieser Teil des Tempels erst nach dem Tod des Herrschers fertiggestellt wurde und es somit wohl keinerlei Spannungen zwischen den beiden Dynastien gab.
Bild: Courtesy to Juan Rodriguez Lázaro 2007
- all rights reserved -
Bild: Courtesy to Juan Rodriguez Lázaro 2007
- all rights reserved -

Der offene Säulenhof:
Vom "pr-wrw" (Eingangshalle/Vestibül) aus gelangte man in einen offenen Säulensaal (auf ägyptisch "Wsxt–Hof genannt) (3 im Plan), in dem 18 rosafarbene Granitpalmensäulen (4) -  zwei Säulen mehr als im Komplex von Djedkare Isesi - das Dach eines Chorumgangs trugen. Diese waren schlanker und höher als ihre älteren "Schwestern" bei Sahure oder Djedkare. Diese Überdachung diente als Schutz der ehemals bemalten Reliefdarstellungen der Hofwände.

Palmenförmige Granitsäule aus den Peristylhof des Totentempels von König Unas in Saqqara (aus Assuan-Granit)
- heute im Louvre E 10959 - 

Bilder: Courtesy Juan R. Lázaro (24.7. 1993)
- all rights reserved - 

 

Reste eines zerbrochenen Kapitells einer Säule aus Rosengranit.
- vor der Ostseite der Hauptpyramide -

Das Granitfragment (links neben dem Kapitell) ist der Rest eines Säulenabakus, d. h. der oberste Abschluss einer Säule. In den Säulenabakus wurden zwei Bohrungen eingebracht, welche zur Aufnahme hölzerner Zapfen dienten, welche zusammen mit dem Säulenkapitell eine enge Verbindung eingingen (vielleicht gegen Erdbeben?). Die Holzzapfen verbanden die steinernen Dachbalken fest mit der Säule

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (1997)
- all rights reserved -

 

Blick auf die Hauptachse des Unas-Totentempels
vom westlichen Tor der Eingangshalle aus gesehen

Im Vordergrund (Mitte) die Ruinen des Peristylhofes (offener Säulenhof) und im Hintergrund die Reste der Unas-Pyramide.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (1997)
- all rights reserved -

Von diesen ursprünglich 18 Palmsäulen aus Rosengranit ist heute keine mehr in situ erhalten. Einige Exemplare befinden sich in verschiedenen Museen der Welt (Louvre, Inv.-Nr. E 10959 und Kairo, Inv.-Nr. JE 35131) sowie in Tanis. Das Fragment einer Beamtenbiografie berichtete, dass die Granitsäulen per Schiff aus Elephantine nach Saqqara transportiert wurden (H. G. Fisher: A Speedy return from Elephantine: in Journal of Egyptian Archaeology 61, 1975, S. 33-35, pl. XVI, 1). Weitere Säulen wurden im Britischen Museum (BM Inv.-Nr. 1385 - diese trägt keine Inschrift) ausgestellt. Reliefdekorationen, die sich früher im Innenhof befanden, wurden auch in späteren Projekten wiederverwendet, wie das Vorhandensein von Reliefs von Unas im Pyramidenkomplex von Amenemhat I. in El-Lisht zeigt (siehe M. Verner, S. 335). Es wurde auch das Fragment eines Architravs, welches ebenfalls den Namen des Unas trug, gefunden. Die Inschriften auf den südlichen Säulen nennen Titulatur und Name des Königs und bezeichnen ihn als "geliebt von Nechbet" - auf den nördlichern Säulen wird "er geliebt von WADt " bezeichnet. 

Plan Totentempel Unas

1.  Granitportal, gebaut von Teti
2.  Eingangshalle mit (5a+b) Abstellräume im Norden und Süden (pr-wrw)
3.  Innenhof (offener Säulenhof) mit 
4.  18 Granitsäulen
6.  Querkorridor
7.  Kapelle mit fünf Statuennischen 
8a+b. Vorratsräume
9.  Antichambre carée mit Mittelsäule
10. Opferhalle mit
11. Scheintür mit Schutzinschrift
12. Kultpyramide
13. Innenhof, der den Pyramidenkomplex umgibt.

Der Bodenbelag des Totentempels bestand teilweise aus Kalkstein - stellenweise aus Alabaster (Vestibül und bei Teilen des inneren Tempelbereichs) - vereinzelt haben sich noch ein paar granitene Türschwellen erhalten. Die Mauern des Tempels bestehen aus Kalksteinblöcken - diese ruhen aber nicht mehr wie früher auf einem Granitfundament. 

Das Vestibül (2) besaß eine Pflasterung aus Alabaster und einer gewölbten Decke. Der Raum maß 10 x 37 Ellen = 5,20 x 19,24m. Die Wände bestanden aus Kalkstein, die an den Seiten mit Darstellungen von Opferdarbringungen geschmückt waren.

Bild:      Unas Mortuary temple
Autor:   Mr. Mddude, Wikipedia 3. Nov. 2018
Lizenz:  CC BY-SA 4.0

Nördlich und südlich der Eingangshalle und des Säulenhofes befanden sich die Vorratsräume, die regelmäßig mit Opfergaben für die königlichen Totenkult bestücke wurden. Der Totenkult hatte in der 5. Dynasty einen erweiterten Einfluss. Durch die unregelmäßige Platzierung dieser Vorratsräume waren die nördlichen Lagerräume doppelt so zahlreich wie die südlichen. Diese Räume wurden in der Spätzeit für Bestattungen genutzt, was durch das Vorhandensein großer Schachtgräber belegt wird. Am anderen Ende des Hofes befand sich ein Quergang, der eine Kreuzung zwischen dem Säulenhof im Osten und dem inneren Tempel im Westen bildete, mit einer Kultpyramide im Süden und einem größeren Hof, der die Pyramide im Norden umgab (6). 

Blick auf die Mittelachse des Totentempels nach Osten
- gesehen vom intimen Teil des Totentempels aus -

Im Vordergrund Granitblöcke vom Boden des Westtores (C) zwischen 18-Pfeilerhof und Querhalle (6) zum intimen Teil des Totentempels. Im Hintergrund Reste der Granitpfosten des Eingangsportals zum Totentempel (1).

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12.1.2007)
- all rights reserved -

Vom Säulenhof aus führt am anderen Ende (Osten) ein Eingang in den inneren (privaten) Bereich des Tempels.  Zunächst verläuft ein Quergang (6), der sowohl zu den Lagerräumen, dem Pyramidenhof im Westen, der Kultpyramide und zur Fünf-Nischenkapelle führt. Der Zugang zum "intimen" Teil des Totentempel erfolgt über eine kleine Treppe hinter dem Quergang, die zu einer heute zerstörten Kapelle mit 5 Statuennischen führt. Von dort aus gelangt man rechts zu weiteren Magazinräumen (8a) und nach links zur Vorkammer (9), von der praktisch nichts mehr erhalten ist und schließlich zur Opferhalle (10), die ebenfalls von weiteren Magazinkammern flankiert wird. Die "Antichambre carrée" (ein kleiner Vorraum) trennte die Kapelle von der Opferhalle, von der nur noch eine Scheintür aus Rosengranit existiert. Der Raum misst 4,20 m (4,8 cu) auf jeder Seite und ist damit die kleinste Kammer des Alten Reiches - ist aber heute weitgehend zerstört. Man betrat diese Vorkammer ursprünglich durch eine Tür auf der Ostseite. Der Raum enthielt noch zwei weitere Türen, die zur Opferhalle (10) und zu den Magazinräumen (8a+b) führte. 

In dem Raum befand sich eine einzige, zentrale Säule aus Quarzit, deren Fragmente im südwestlichen Teil des Tempels gefunden wurden und die aus dem Steinbruch von Gebel Ahmar (in der Nähe von Heliopolis) stammen. Reste einer Scheintür mit einer Inschrift über die Seelen von Nechen und Buto (11) befinden sich heute im Ägyptischen Museum Kairo (Quelle: M.Verner 2001, Die Pyramiden, Amerikanische Universität Kairo).

Fragment einer palmenförmigen Säule aus Quarzit

Evtl. handelt es sich hierbei um einen Teil der einzelnen Säule, welche den quadratischen Vorraum (9) -  (Anti-chambre) des Heiligtums schmückte.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12.1.2007)
- all rights reserved -

In der zerstörten "Fünfnischenkapelle" (7 auf dem obigen Plan) fanden die Ausgräber ein Relieffragment (heute im Museum Kairo), welches den König zeigt, wie er von einer Göttin gesäugt wird und damit in der Gemeinschaft der Götter aufgenommen wird.

Unas wird von Göttin gesäugt

Fragment eines Reliefs, welches König Unas bei der Säugung durch eine unbekannte Göttin zeigt.

Gefunden in der 5-Nischen-Kapelle seines Totentempels. Heute befindet sich das Fragment im Museum Kairo.

 

 

 

 

 

 

Bildautor unbekannt. 

Weitere Relieffragment aus dem Totentempel (in situ) belegen ein Dekorationsprogramm, welches dem der älteren Abusir-Tempel gleicht - auch die Qualität der Reliefs hat den hohen künstlerischen Standard gewahrt.

Fragment einer EdF-Szene im Totentempel von König Unas

König Unas massakriert einen am Boden liegenden Feind. Eine typische "Erschlagen-der-Feinde-Darstellung". Material Kalkstein - H. 0,50 x L. 1,50 x T. 0,72 cm

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (August 1987)
- all rights reserved -

 

Block aus Totentempel - in situ

Block aus dem oberen Teil einer Szene mit dem Bild von König Unas. Ein Teil der Inschrift mit seinem Namen "Horus Was[tawy]" ist noch zu lesen.

Material: Kalkstein
Höhe: 0,70 x B. 1,20 x max. Tiefe: 0,62 m

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (August 1987)
- all rights reserved -

 

Doppelmastaba der Königinnen

Nordöstlich der Unas-Pyramide befindet sich die große Doppelmastaba von Königin Nebet und Königin Chenut - den Frauen von Unas. Beide Mastabas haben den gleichen Grundriss und die gleiche Anordnung, was die Gleichstellung der beiden Grabstätten widerspiegelt. Das Grab von Chenut im Westen ist stark zerstört - Nebets Grabstätte Osten hingegen ist relativ gut erhalten und einen Blick wert. Die Mastabas hatten eine ursprüngliche Länge von 49 m und eine Breite von 22 m und eine Höhe von 4 m.

Die völlige Schmucklosigkeit der leicht geböschten Fassaden, die aus schweren, ungefähr 80 cm hohen und bis zu 2,50 m langen Blöcken aus Kalkstein bestehen, entspricht der Einfachheit des Grundrisses. Das Doppelgrabmal hat zwar äußerlich die Form einer Mastaba, doch liegt es in unmittelbarer Nähe zur Königspyramide und ihrer Kultanlagen und weisen - soweit erkennbar - alle wesentlichen Merkmale eines Königinnentempels auf:

  1. Eingangsvestibül

  2. offener Hof

  3. einen Statuenraum - mit ungewöhnlicherweise 4 Nischen

  4. Totenopferraum

  5. und doppelstöckigem Magazintrakt.

Der gut erhaltene Reliefschmuck der Nebet-Mastaba zeigt Besonderheiten, die sich nur vor dem Hintergrund der herausragenden Position der Grabeigentümerinnen erklären lassen - wie z. B. das "Papyrusrascheln in Anwesenheit" des durch seine Kartusche vertretenen Königs (Quelle: Peter Munro: Topographisch-hist. Einleitung: Das Doppelgrab der Königinnen Nebet und Khenut, Verlag: von Zabern, Mainz 1993)

Doppelpyramide der beiden Königinnen Nebet und Khenut/Khenut
- nördlich des Pyramidensektors von Unas -

Plan: Courtesy to Juan R. Rodriguez Lázaro, Flickr-Album
- bearbeitet von Nefershapiland -
Porter & Moss, III. Part 2 (1978), p. 623-625. Pl. LXI

 

Rekonstruierte Doppelmastaba von Nebet und Chenut in Saqqara
- im Nordosten der Unas-Pyramide.

Bild:     Pyramid of Unas, Saqqara, Egypt
User:    Carole Raddato from Frankfurt, Germany, Wikipedia, Febr., 2020
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

 

Mastaba der Königin Chenut
Die Königin Chenut war eine der beiden Ehefrauen von König Unas. Sie gilt als die Mutter der Königin Iput. Chenut ist in der anderen Doppelmastaba der zwei Königsgemahlinnen von König Unas in Saqqara bestattet. Die Mastaba wurde von Peter Munro ausgegraben und publiziert (Peter Munro: Topographisch-historische Einleitung: Das Doppelgrab der Königinnen Nebet und Khenut (= der Unas-Friedhof Nord-West. Bd. 1, von Zabern-Verlag, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1353-5). Die westliche Seite ihrer Mastaba ist heute zerstört.

Fragmente der Mastaba von Königin Chenut  (im Westen)

Bild: Courtesy to Juan R. Làzaro (2007)
- all rights reserved -

 

Plan der Mastaba der Chenut

PM 1:  Eingang / der Verstorbene (a+b)
Raum I
PM 2:  Reste von 2. Registern - Männer bringen Rinder
PM 3:  der Verstorbene in 3 Register: I. Reste von gehenden
             und laufenden Männern II. Männer in Booten mit
             Menschen mit langen Stangen III. Opferbringer
             IV. Männer in Kanus mit Fischen und Nilpferden
             im Wasser
PM 4:  Zwei Register mit Opferbringer vor einem Anwesen
PM 5:  Reg. I.: Männer ziehen ein Schleppnetz.
Raum 2:
PM 6:  der Verstorbene, gefolgt von 3 Registern Begleitern
             I. Ernte-Szenen II. 4 Boote mit Säcke mit Korn
             III. 3 Gruppen Männer mit Truhen (mit Federn drauf)
             und Männer die Wasserspende geben.
PM 7:  2 Register: I. ein Mann vor einem Baum II. Opfer-
            Bringer
PM 8:  Reste von zwei Bullen
Funde: Scheintür mit Verstorbenen, auf dem Boden liegend

Plan oben: nach PM III. Part 2/1978, p. 623-625) - (Topographical Bibliography of Ancient Egypt Hieroglyphic, Text, Reliefs and Paintings III. Part 2 / Pl. LXIV)
 - all rights reserved - bearbeitet von Nefershapiland -

Mastaba der Chenut - Block aus dem westlichen Teil

Dieser Steinblock aus dem westlichen Bereich der Chenut-Mastaba zeigt einen Teil von zwei Registern. Das untere Register zeigt eine Szene mit Hirten, die eine Viehherde treiben - 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro - Flickr-Album
- all rights reserved -

 

Darstellung eines Sumpfdickichts (5) - Raum I. Nordwand - Register III.
- links die Königstitulatur und die Namenskartusche von König Unas -

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12. Jan. 2007)
- all rights reserved -

 

Männer in Kanus mit einem Opferträger, der eine Ganz trägt
- Mastaba der Königin Chunet - Raum I, Westwand 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12. Jan. 2007)
- all rights reserved -

(zur Mastaba der Königin Chenut siehe auch: Biografie Unas / Familie)

Mastaba der Königin Nebet

Der Eingang an der Südostseite von Nebets Mastaba führt in einen rechte großen Vorraum, dessen Wände mit Reliefs der verstorbenen Königin geschmückt sind. Der zweite Raum ist der interessanteste und zeigt Darstellungen der Königin, die in einem Boot durch die Sümpfe segelt. Links (westlich) von diesem Raum befindet sich ein geräumiger, offener Hof ohne Dekoration. Direkt dahinter befindet sich ein zweiter, kleinerer Vorraum mit höchst ungewöhnlichen Wandreliefs, die Nebet mit ihren Dienern beim Einbringen von Speisen und mit großem Krügen auf einem beladenen Schlitten (8-9) zeigen. An der Nordwand - über der Tür, ist Nebet vor Votivgaben sitzend dargestellt.

Plan der Mastaba der Königin Nebet
-
nach Porter & Moss III. Teil 2. (1978), Plan LXIV, S. 623 ff -
- bearbeitet von Nefershapiland - 

1.  Eingang, auf dem Durchgang die Verstorbene
2.  (unterer Teil verloren) - die Verstorbene beim Fischespeeren
     - mit Männern in Kanus.
3.  unteres Register mit Vieh beim Pflügen und Resten der zerstörten
     Szene darüber. Oben thronende Königin Nebet.
4.  die Verstorbene in einer Sumpflandschaft
5.  (teilweise unterer Durchgang), die Verstorbene und Register mit 
     Männern mit Vögel und Fischen.
Raum II.
6.  (unterer Durchgang) - 3 Register mit Szenen beim Obstpflücken 
     und Männern mit Früchten
7. Vier Register: I. zerstört II. beim Weinpressen III-IV. beim 
     Traubenbringen.
8.  die Verstorbene in 4 Register mit weiblichen Begleitern hinter sich
     incl. weiblichen Zwergen im unteren Register und 4 Register mit
     Darstellungen, in denen Wein gebracht wird.
9.  Nebet  mit 3 Registern mit weiblichen Begleitern hinter sich und
     Reg. vor ihr, I. Pflügen und Getreidetreten durch Schafe mit 
     "Schäferliedern". II. Melken und Kalben der Kuh III. Bringen 
     von Wein auf Schlitten IV. Opferbringer

10. (teilweise unterer Durchgang) Nebet und 4 Register von weiblichen Ständen (?) und Opferbringern
Passage III.
11.
(teilweise unterer Durchgang) Vieh hüten und melken
12 + 14. die Verstorbene in 4 Register, Männer in Kanus und Opferbringer
13 + 15. die Verstorbene in 4 Registern, in denen ihr Tiere gebracht werden und 3 Registern von weiblichen Begleitern und Opfergaben hinter ihr.
16. (teilweise unterer Durchgang) Möbel und Bettenmachen
Raum IV.
17 + 18 Fünf Register mit Opferbringern
19. Fünf Statuen-Nischen
Raum V.
20. Ein Mann, der vor und unterhalb  (einer zerstörten Szene) sitzt - zwei erhaltene Register mit Opferbringern
21. unteres Register, Fleischer
Raum VI.
22. Durchgang: Opferbringer
23. Drei Register mit Fleischern und Reste von Opfergaben oben
24 + 25. (letztere meist zerstört), Verstorbene mit Opfertisch und Opferliste, Priester und Opferbringer
26. Reste einer Scheintür
Raum VII.
27. Durchgang a)+b) Ölkrüge ziehen
28. Ölkrüge
29. Reste von zwei Opferbringers
Hof VIII.
30. Scheintür des Verstorbenen

Funde:  
Unterteil einer Statuette mit dem Namen von Unas aus Steatite.

Eine Besonderheit der Nebet-Mastaba ist ihre Kapelle (Raum IV) mit einer Länge von 8,40 m (= 16 Ellen) und mit den 4 Kapellen (Statuennischen). Die Existenz einer vierten Nische von denen eine die Kartusche des Unas aufweist, ist eine bisher ungeklärte Ausnahme gegenüber den konstanten 3 Kapellen in den Pyramidentempeln der Königinnen. Evtl. stand in der 4. Nische mit der Kartusche des Königs eine Königsstatue - während in den anderen drei Nischen jeweils eine Statue der Königin Nebet stand. Die Scheintür im Totenopfer-Raum der Nebet bestand aus Kalkstein, deren Bemalung Granit imitieren sollte. Davor stand ein Altar aus Alabaster.

Im Westen (links) des 1. Vorraumes befindet sich ein geräumiger, großer Hof - ohne Dekoration.

Königin Nebet

Die Königin Nebet ist hier thronend über der Türöffnung abgebildet, welche die ersten beiden Räume in der Mastaba mit einander verbindet (3). Sie atmet den Duft einer Lotusblume ein, ihr Diadem ist ein breites Kopfband, am Hinterkopf gebunden, von dem ein loses Ende lang herunterhängt. 

Sie trägt ein fast bis zu den Knöcheln reichendes, enganliegendes Gewand mit breiten Trägern, welche die Brüste freilassen. An ihrem Kleid hat sich die originale, grüne Farbe noch weitgehend erhalten.

 

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com 
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Passage in Raum IV. (PM III, Part 2 - 624 [III. 13-15]

4. Register: Vorlesepriester mit großen Krügen - darüber Männer in Kanus mit Opferbringern

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com 
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Passage III. - Opferbringer mit Tiere (PM 13-15)

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com 
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Passage III. - ein Schilfboot (PM 12+14)
im Nil darunter ist ein Krokodil und ein Nilbarsch zu sehen

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com 
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Schiffsgruben

Südlich des Aufweges und 150 m östlich der Pyramide - südlich des oberen Knicks des Aufweges zur Pyramide wurden zwei 45 m lange  in den Fels gehauene bootsförmige Gruben aus Kalksteinmauerwerk entdeckt, die sich über das Bodenniveau erhoben. Die leicht geschwungenen Wände der Seitenwände folgen den Formen der schlanken Bootsrümpfe, die einst dort enthalten waren. Möglicherweise dienten diese beiden Barkengruben nicht nur zur Aufnahme von Booten, sondern stellten selbst Barken dar, da sie den schlanken Bootsrümpfen folgten, die einst dort enthalten waren. Die Barken selber sind jedoch schon längst zerfallen. Von den ebenfalls aus Kalkstein bestehenden Decksteinen sind nur Fragmente erhalten.

Details der Bootsgrube für das nördliche Sonnenschiff des Königs -
rechts im Bild die Grube für das südliche Sonnenschiff.
- Blick nach Osten -

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12. Jan. 2007)
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Aufweg

Der 720 m lange Aufweg, der den Taltempel mit dem Totentempel des Pyramidenkomplexes von Unas verbindet und dabei einen Höhenunterschied von ca. 34 m überwindet, wurde entlang des Pfades eines natürlichen Wadis gebaut. Dabei wurde ein Höhenunterschied von ca. 34 m überwunden. Einige der Blöcke, mit denen die Lücken des Aufweges gefüllt wurden, stammten aus der Umfriedung des Netjerichets-Komplexes (Djoser). Die Architekten von König Unas usurpierten etwa 250 m (820 f) des Djoser-Aufweges, um den Damm von Unas zu stützen und Lücken zwischen ihm und dem Wadi zu schließen. Der Aufweg von Unas ist der am besten erhaltene aus dem Alten Reich.

Ende des Unas-Aufweges vor den Ruinen des Totentempels

Bild: Courtesy to Jon Bodsworth
- public domain -

Zwar bot das Wadi eine natürliche Route, aber der Bau des Aufweges war kompliziert und erforderte die Überwindung von unebenem Gelände und älteren Bauwerken, die abgerissen und deren Steine dann als Unterlage verwendet wurden. Bei den Ausgrabungsarbeiten kamen auch Quader aus der Djoser-Umfassungsmauer zum Vorschein, die für den Bau des Damms verwendet wurden - deshalb ist davon auszugehen, dass der Djoser-Bezirk damals bereits im Zerfall begriffen war (Quellen: Mark Lehner 2008, The Complete Pyramid, New York, Thames & Hudson + Mirosloav Verner, 2020: Die Pyramiden, Reinbek 1997, Die Pyramide des Unas).

Während seines Verlaufs änderte der Aufweg zweimal seine Richtung, um die natürlichen Gegebenheiten des Geländes möglichst gut nutzen zu können. Der Damm wurde in zwei Kurven gebaut - nicht in einer geraden Linie (4). U. a. befinden sich unter dem Aufweg zwei große Königsgräber aus der II. Dynastie (Toby Wilkinson, 2005, Early Dynastie Egypt,  New York & London, Routledge-Verlag). Das westliche Galeriegrab enthält Siegel mit dem Namen "Hotepsechemui" und Nebra, deshalb glaubten die Ägyptologen Wolfgang Helck und Peter Munro, dass zumindest Nebra im Galeriegrab (B) unter dem Damm der Unas-Pyramide in Saqqara begraben wurde, weil tatsächlich dort die meisten Artefakte mit Nebras Namen gefunden wurden (Peter Munro, Der Unas-Friedhof Nordwest I. - v. Zabern-Verlag, Mainz 1993, S. 95). Auch die Doppelmastaba des Ni-anch-chnum und Chnum-hotep (Mitte der 5. Dynastie) wurden abgerissen und deren Material für die Aufschüttung der Unebenheiten des Geländes verwendet. Die Überbauten der Grabanlagen wurden abgerissen, so dass der Totentempel und das obere Ende des Aufweges darüber errichtet werden konnten (Quelle: Aidan Dodson 2016, The Royal tombs of Ancient Egypt, Barnsley South Yorkshire: Pen & Sword Archaeology. ISBN 978-1-47382-159-0)

Der Aufweg war steingepflastert (Reste davon wurden in situ gefunden). Die Seiten des Aufweges wiesen eine steile Böschung auf, welche die obere Breite auf ca. 6,70 m reduzierte. Auf diesem massiven Unterbau erhob sich der übliche überdeckte Korridor. Die Seitenwände des Aufweges bestanden aus feinen Kalksteinblöcken und waren lt. dem Ägyptologen I. E. S. Edwards (1909-1996) ca. 4 m (13 Fuß) hoch und 2,04 m (6 Fuß, 8 Zoll) dick. Der Durchgang war etwa 2,65 m (8 Fuß, 8 Zoll) breit und besaß ein Dach aus 0,45 m (1 Fuß, 6 Zoll) dicken Alabaster-Platten, die von jeder Wand zur Mitte ragten und in der Mitte einen Längsspalt von 0,20 m freiließen, durch den das Tageslicht einfallen konnte. Zugleich verhinderte diese Konstruktion, dass eindringendes Regenwasser an die reliefgeschmückten Seitenwände gelangte (4). Die Decke war blau gestrichen und mit gelben Sternen versehen.

der teilweise rekonstruierte Aufweg des Unas - mittlere Sektion

Rekonstruktion eines Abschnitts in der Mitte des Aufweges. In der Mitte des Dachs befindet sich eine Öffnung in Form eines "V", sorgt für Licht in dem Korridor des Aufweges.

Bild.      Saqqara BW8
Autor:   Berthold Werner, Wikipedia 3. 11. 2010
Lizenz:  CC BY 3.0 Namensnennung

 

Blick auf das Ende des zweiten Abschnitts des Aufweges - Im Hintergrund die Königspyramide

Im Hintergrund ist zu sehen, dass der Aufweg dort einen Knick nach links macht - links davon sind die beiden Bootsgruben zu erkennen. 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro (12. Jan. 2007)
- all rights reserved -

Aufweg zur Pyramide des Unas in Saqqara

Bild:      Saqqara, Unasaufweg
Autor:  Orell Witthuhn - Wikipedia 8. 11. 2004
Lizenz: CC BY-SA-4.0 

Nur wenige der untersten Steinlagen der Seitenwände fanden sich noch in situ, doch wurden viele davon verstürzt im Sand längst des gesamten Aufwegs gefunden. Die Innenwände des Aufweges waren reich in feinster Reliefarbeit verziert, die bei Sahure und Niuserre den Darstellungen der königlichen Macht und Abwehr der feindlichen Umwelt vorbehalten und durch Szenen erweitert wurden, die nur teilweise in dieses Bildschema passen.

Zwar sind die Aufzeichnungen darüber bruchstückhaft, doch zeigen die Überreste eine Vielzahl von Szenen, darunter:

  1. die Jagd auf wilde Tiere

  2. das Einbringen der Ernte

  3. Szenen auf dem Markt

  4. Handwerker bei der Kupfer- und Goldverarbeitung

  5. eine Flotte bei ihrer Rückkehr aus Byblos

  6. Boote, die Arbeiterkolonnen von Assuan zur Baustelle transportierten

  7. Schlachten mit Feinden und Nomadenstämmen

  8. den Transport von Gefangenen

  9. Reihen von Opferbringern

  10. und eine Prozession der Abgesandten aus den Gauen Ägyptens.

Bildprogramm an den Wänden des Aufwegs:

Schiffsszenen (Lastschiffe)
Z. B. zeigen die Darstellungen an den Wänden den Transport fertiger Palmstamm-Säulen aus rosafarbigem Granit und Architrave aus den Steinbrüchen von Assuan, die auf Schlitten festgebunden sind, welche sich auf Transportschiffen befinden und zur Pyramidenbaustelle gebracht werden. Die Säulen sind paarweise auf den Schiffen verladen. Lt. Begleitinschrift hat der Transport dieser Bauteile auf Lastschiffen zum Bauplatz in Saqqara "nur 7 Tage gedauert - "beladen mit Granitsäulen von 20 Ellen (=10,48 m).

Rekonstruierte Darstellung auf dem Mittleren Abschnitt des Unas-Aufweges (in situ) in Saqqara

Frachtschiffe transportieren schwere Granitsäulen vom Steinbruch in Assuan zur Pyramidenanlage von König Unas in Saqqara. Die Darstellung auf dem originalen Steinblock in Saqqara ist heute schwer beschädigt.

Zeichnung: Universität of Chicago Oriental Institute Publ. XXXC Bd. II. Chicago, 1936, Tafel 88

 

Frachtschiffe transportieren schwere Granitsäulen vom Steinbruch in Assuan zur Pyramidenanlage von König Unas in Saqqara. Die Darstellung auf dem originalen Steinblock in Saqqara ist heute schwer beschädigt.

Bild: Neithsabes, Wikipedia - public domain

Hochseeschiffe
Andere Szenen zeigen zwei Hochseeschiffe mit bärtigen Asiaten (es handelt sich wohl nicht um Kriegsgefangene) an Bord, welche dem König huldigen.

Aufweg der Unas-Pyramide

Zwei Schiffe mit Asiaten, wahrscheinlich Syrer oder Phöniziern, die unter dem Kommando von ägyptischen Offizieren nach Ägypten fahren.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro, 12. Jan. 2007
- alle Rechte vorbehalten -

 

Aufweg der Unas-Pyramide - das zweite Schiff / Mittlerer Abschnitt

Teilrelief des 2. Schiffes mit Asiaten. Fünf Leute am Bug, darunter ein Ägypter und eine anscheinend wichtige Frau mit erhobenen Armen (zweie von rechts), hinter der eine Gruppe von Asiaten stehen. Am hinteren Ende des Schiffes ist noch mal eine Gruppe Asiaten zu erkennen, die ebenfalls ihre Arme erhoben haben.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro, 12. Jan. 2007
- alle Rechte vorbehalten -

Marktszenen
Es fanden sich auch Darstellungen an den Wänden des Aufweges mit sehr lebendig wirkenden Marktszenen. An den Wänden des Aufwegs finden sich auch sehr lebendig wirkende Marktszenen; in einer sieht man Männer Fische feilbieten; rechts versucht ein Käufer einen Kuchen gegen Frischfisch einzutauschen. In einer erweiternden Fortsetzung dieser Szene sieht man einen jungen Mann der Händlern und Kunden sein Schoßtier, einen Affen/Pavian zeigt, während ein Möbelstück für einen Korb voller Fische seinen Besitzer wechselt. Der Fischhändler streckt dabei seine Hand mit einer außergewöhnlicher ausdrucksstarker Gebärde aus. 

Aufweg der Unas-Pyramide - mit Marktszene / Mittlerer Abschnitt des Aufweges

Marktszene: Junge Männer mit gefangenen Pavianen links und ein Zimmermann  mit einem Korb rechts. Der Block stammt aus dem unteren Teil einer der dekorierten Wände des Aufweges. 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro, 12. Jan. 2007
- alle Rechte vorbehalten -

 

Aufweg der Unas-Pyramide - Mittlerer Abschnitt des Aufweges - mit Marktszene

Marktszene: Fischer sitzen auf dem Boden - neben sich ihre Körbe mit Fisch. Sie scheinen gerade ihre Ware zu verkaufen. der linke Verkäufer sitz auf einem niedrigen Stuhl (ohne Beine) und präsentiert seine bereits ausgenommenen Fische. Auffallend ist die ungewöhnliche Art, wie er seine Beine übereinander schlägt.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro, 12. Jan. 2007
- alle Rechte vorbehalten -

Handwerkerszenen
Die Darstellungen zeigen auch Handwerker bei ihr
er Tätigkeit: Goldschmiede beim Hämmern von Edelmetallfolien, während andere bei der Herstellung von Elektron Blasrohre benutzen, um das Feuer unter dem Schmelztiegel stärker anzufachen. Andere Handwerker werden beim Kupferguss und beim Polieren von Gold- und Steingefäßen dargestellt.

Aufweg der Unas-Pyramide - Mittlerer Abschnitt des Aufweges - Handwerkerszenen 

Mittlerer Abschnitt des Aufweges mit einem Block aus dem unteren Teil der Wände. Szenen aus einer Werkstatt von Gold- und Silberschmieden und anderen Metallarbeiten - hier wird das "Ausschmelzen von Gold" gezeigt.

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro, 12. Jan. 2007
- alle Rechte vorbehalten -

Soldaten und Kriegsszenen:  
 
Ein anderer  Block zeigt einen Kampf zwischen ägyptischen und ausländischen Bogenschützen, ein weiterer die Füße von laufende Soldaten.  

Aufweg der Unas-Pyramide - Mittlerer Abschnitt des Aufweges - Laufende Soldaten

Kampfdarstellungen ägyptischer Soldaten mit ausländischen Gegnern

Bildautor: unbekannt 

Jagdszenen
Jagdszenen zeigen allerlei Arten von gehörnten Tieren sowie Füchse, Hyänen, Springmäuse und Igel. In einer dieser Darstellungen tauchen zwischen Sanddünen, in denen kaktusähnliche Gewächse gedeihen, zwei Böcke auf, die einer Oryxs-Antilope zugewandt sind, die ihr Junges leckt. Hinter ihr beißt ein großer Jagdhund einer Gazelle in den rechten Hinterlauf. Dahinter erblickt man zwei weibliche Tiere an der Spitze einer Antilopenherde.

Aufweg der Unas-Pyramide - Mittlerer Abschnitt des Aufweges - Jagdszene

In einer Landschaft mit Sanddünen und kaktusartigen Gewächsen ist hier eine Herde Antilopen zu sehen. Ein großer Jagdhund hat sich in den rechten Hinterlauf einer Gazelle verbissen. Dahinter sind zwei weibliche Tiere an der Spitze der Antilopenherde zu sehen.

Bild: Neithsabes Wikipedia
14. Juni 2011 - public domain

 

Weiter Darstellungen
Ein anderer Block vom Aufweg König Unas zeigt Männer in gebeugter Haltung, welche mit Stöcken den Boden berühren. Diese etwas merkwürdige Szene konnten wir uns erst nicht recht erklären. Nach Aussage vom Ägyptologen Prof. Dr. Hartwig Altenmüller (Universität Hamburg) handelt es sich hierbei wahrscheinlich um die ´"Wegbereitung des Königs durch seine Höflinge". Dieses "Schlagen mit Stöcken auf den Boden" dient dazu, gefährliche Tiere wie Schlangen usw. zu vertreiben und so den Weg für den König sicherer zu machen.

Relief vom Aufweg der Unas-Pyramide
mit der Darstellung einer Prozession "Schlagen mit Stöcken auf dem Boden"
durch Beamte des Königs. 

Bild: Courtesy to Juan R. Lazaro
- all rights reserved -

Weitere Szenen zeigen den König im Kreis von Gottheiten; bei einer Inspektion seiner Truppen und Offiziere; bei der Entgegennahme von Opfergaben; der Transport von Gefangenen; Darstellungen von Höflingen und  Dienern, die Vorräte aller Art zum Grab bringen; Entgegennahme des Tributs aus fernen Ländern mit wilden Tieren, darunter eine Giraffe (was die erste Darstellung einer solchen war im Alten Reich) Löwen und Leoparden. Gezeigt werden auch Szenen aus der Feldarbeit, der Ernte von Früchten und Feigen, Einbringen des Korns und des Sammelns von Honig.

Die berühmten Hungersnot Darstellungen
Besondere Beachtung findet die zeichnerisch hervorragend gemachte, aber beängstigend naturalistische Szene von "ausgehungerten Wüstennomaden, die sich in einem "hoffnungslosen Zustand" befanden und deren Körper so ausgemergelt waren, dass sie fast nur noch aus Haut und Knochen bestanden. Der Ägyptologe Miroslav Verner hebt diese Szenen besonders hervor und meint, "dass die Nomaden möglicherweise hier so dargestellt wurden, um als "einzigartiger Beweis" dafür zu dienen, dass der Lebensstandard der Wüstenbewohner, während der Herrschaft von König Unas infolge klimatischer Veränderungen in der Mitte des 3. Jahrtausend v. Chr. gesunken war (Verner 2001d - The Pyramids: The Archaeology and History of Egypt's Monuments. Cairo: American University in Cairo ISBN 978-0-8021-1703-8). 

Die Entdeckung einer ähnlichen Reliefmalerei auf den Blöcken des Sahure-Aufweges lässt allerdings Zweifel an dieser Hypothese aufkommen. Der französische Ägyptologe Nicolas Grimal (geb. 13. Nov. 1948 in Libourne, Gironde) vermutete, dass diese Szene die landesweite Hungersnot vorwegnahm, welche Ägypten zu Beginn der 1. Zwischenzeit heimgesucht zu haben scheint. Diese Meinung galt allgemein bis vor kurzem für die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Oasenbewohner in der ägyptischen Wüste. Vor wenigen Jahren wurde jedoch - aufgrund der künstlerisch wertvolleren und älteren Szenen auf Blöcken des Sahure-Aufweges - die Bedeutung dieser Szenen der "verelenden Beduinen" anders eingeschätzt: wahrscheinlich sollten sie den Wohlstand Ägyptens gegenüber den Ausländern zeigen oder die Großzügigkeit des Herrschers bei der Unterstützung der hungernden Wüstenbewohner darstellen (Quelle: engl. Wikipedia - James Allen Ägyptische Kunst im Zeitalter der Pyramiden, New York 1999, S. 360).

Block vom Pyramidenaufweg des Unas mit sog. "Hungersnotdarstellung"

Bild: 26688 - depiction of starving men and woman
Autor:  Panegyrics of Granovetter, Wikipedia 16. 12. 2020
Lizenz: CC BY-SA 2.0

Beamtengräber südlich des Aufweges
Grabinschriften aus Gräbern nahe des Aufwegs legen dar, dass der Totentempel des Königs am Ende des Alten Reiches noch voll in Betrieb war. Auch im Mittleren Reich bestand der Totenkult des Unas fort. Funde aus dem Taltempel bezeugen einen Kultbetrieb während des Mittleren Reiches. An der Südseite der Pyramidenumfassungsmauer kamen kürzlich Schächte aus der Saiten- und Perserzeit zum Vorschein, die teilweise von Räubern verschont geblieben waren:   

Es handelt sich dabei um die Gräber des königlichen Leibarztes Psametich und seiner Gemahlin Setraibu, des Admirals Djeuhebu, dessen Mumie reichlich mit Juwelen und Amuletten geschmückt war, und des Pede-ese. Pede-ese/ise war der Sohn des Leibarztes Psametich und war im Nachbargrab zu diesem bestattet,  Pede-ese lebte zur Zeit Dareios I. (Ende 6. und Anfang 5. Jahrhundert.). Im nordwestlichen Teil des Totentempels hatte man während der Saitenzeit einen 20m tiefen Schacht in den Boden getrieben, auf dessen Grund sich das Grab des Generals Amen-Tefnacht befand.

Nördlich des Aufweges wurde eine Ansammlung von Gräbern gefunden (siehe eng. Wikipedia: Nigel Strudwick, Davies, W. V. (ed.). The Administration of Egypt in the Old Kingdom: The Highest Titles and Their Holders, London: KPI Limited). Das Grab des Wesirs "Achethep" wurde von einem Team unter Leitung von Christiane Ziegler entdeckt. Die anderen Mastabas gehören den Wesiren Ihy, Iy-nofert, Ny-anch-ba und Mehu (Strudwick 1985). Es wird vermutet, dass die Wesire unter der Regierung von Unas amtierten, mit Ausnahme des Grabes von Mehu, welches der Zeit von Pepi I. zugeordnet wird. Ein weiteres Grab, das Unas-Anch (wahrscheinlich ein früh verstorbener Sohn von Unas) gehörte, trennt die Gräber des Ihy und Iy-nofert.

Der Chefinspektor von Saqqara, Mounir Basta, entdeckte 1964 gleich südlich des Damms ein weiteres in den Felsen gehauenes Grab, das später unter Ahmed Moussa ausgegraben wurde. Die Gräber gehörten zwei Palastbeamten - Maniküristen (Strudwick 1985) - die während der Regierung von Niuserre- Ini und Menkauhor in der 5. Dynastie lebten, namens Ni-anch-Chnum und Chnum-hotep. Im folgenden Jahr wurde eine reich verzierte Kapelle für das Grab entdeckt. Die Kapelle befand sich in einer einzigartigen steinernen Mastaba, die durch einen schmucklosen offenen Hof mit den Gräbern verbunden war (Quelle: engl. Wikipedia - James Allen Ägyptische Kunst im Zeitalter der Pyramiden, New York 1999, S. 162).

Taltempel

Der Oberste Rat für Altertümer führte von 1999 bis 2001 ein großes Restaurierungs- und Rekonstruktionsprojekt am Taltempel durch. Die drei Eingänge und Rampen wurden restauriert und eine niedrige Kalksteinmauer errichtet, um den Grundriss des Tempels abzugrenzen. Bei den ersten Grabungen, die 1945 von Selim Hussein im Auftrag von Etienne Driton durchgeführt wurden, sind die Umrisse des Taltempels und eines großen Bassins festgestellt, welches sich als eine Hafenanlage am Westufer eines heute nicht mehr existenten Sees (der auch als Unas-See bezeichnet wird) herausstellte. Außerdem wurden die Reste dreier Verbindungsrampen gefunden, welche den drei Tempelzugängen an der Nord-Ost- und Südseite entsprechen. Der Taltempel liegt zwischen denen von Nyuserre Ini und Pepi II. Trotz eines komplexen Plans enthielt der Taltempel von König Unas keine bedeutenden Neuerungen.

Taltempel und Hafenanlage

Der Taltempel von König Unas lag mitsamt seiner Hafenanlage am Westufer eines heute nicht mehr existenten Sees, der auch als Unas-See bezeichnet wird. Der Zugang zum Taltempel erfolgte von der Ostseite und war über eine Treppenanlage erreichbar, und hatte drei Eingänge mit papyriförmigen Säulen, von denen einige begradigt wurden. Daran schloss sich ein säulenförmiges Vestibül an - wahrscheinlich im gleichen Stil, welches den Zugang zu der langen Rampe ermöglichte, die zum Totentempel der Pyramide führte, der an ihrer Ostseite lag.

 

 

 

 

Bild: Franck Monier, Wikipedia 24. Aug. 2009
- public domain -

Der Taltempel ist durch Steinraub heute stark beschädigt, jedoch ist ein Teil der Säulen in verschiedenen Museen der Welt erhalten geblieben. Der Haupteingang des Tempels befand sich auf der Ostseite und bestand aus einem Portikus mit 8 in zwei Reihen angeordneten Granit-Palmensäulen (Audran Labrousse, Ahmed M. Moussa: Le temple d'accueil du complexe funéraire du roi Ounas, Kairo 1996). Zwei weitere Eingänge befanden sich im Norden und Süden. Ein schmaler, nach Westen gerichteter Korridor führte vom Eingang in eine rechteckige, von Norden nach Süden ausgerichtete Halle. Eine zweite Halle befand sich im Süden. Zwei Nebeneingänge zu den Hallen befanden sich an der Nord- und Südseite. Jeder hatte einen Portikus mit zwei Säulen. Diese waren über schmale Rampen erreichbar. Westlich der beiden Hallen befand sich die Hauptkulthalle. Sie verfügte über eine zweite Kammer mit drei Lagerräumen im Süden und einen Gang, der zum Aufweg im Nordwesten führte (Zahi Hawass 2015 "Magic of the Pyramids: My adventures in Archeology, Montevarchi, Italy: Harmakis Edizioni. ISBN 978-88-98301-33-1)

Plan des Taltempels

1. Eingangshof mit Säulengang
2. Eingangshalle
3. Südhalle
4a u. b. Nebeneingänge
5. Hauptkulthalle
6. Lagerräume
7. Durchgang, der zum Aufgang (8.) führt.

Basierend auf Mark Lehner (2008): The Complete Pyramids, New York, Thames & Hudson, S. 154-155

 

 

 

Plan: Herr mddude, eng. Wikipedia, Originalbild,
Lizenz: CC BY-SA-4.0

Von der einst reichhaltigen Dekoration des Taltempels sind nur wenige Fragmente erhalten. Die Motive der Szenen waren Gottheiten, Opfergabenträger und Schiffe (Audran Labrousse, Ahmed M. Moussa: Le temple d'accueil du complexe funéraire du roi Ounas, Kairo 1996). 

Ein Raum des Taltempels wurde am Ende des Alten Reiches als Bestattungsplatz für einen Prinzen benutzt. Hier fand man den Sarkophag des Prinzen Ptahschepses, der noch reichen Schmuck sowie die Mumie eines älteren Mannes enthielt (siehe Dr. Aidan M. Dodson: On the Burial of Prince Ptahshepses. In: Göttinger Misazellen Nr. 129, 1992, S. 49-51). Bisher konnte aber weder die Identität des Prinzen noch der Grund für die Bestattung hier im Taltempel des Unas hinreichend geklärt werden. Guy Brunten (ein engl. Ägyptologe, der für Flinders Petrie grub und auch mehrere Jahre in Oberägypten, in Qau, el-Badari - wo er die Badari-Kultur entdeckte - und ab 1931 als "Assistant Keeper" im Ägyptischen Museum von Kairo tätig war bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1948) hielt ihn für einen Sohn des Unas, dessen Grab nach der Beisetzung geplündert wurde und dessen Leichnam in den Taltempel seines Vaters umgebettet wurde (siehe M. Verner: die Pyramiden, Reinbek 1997, S.369ff). Der britische Ägyptologe Dr. Aidan Dodson (Universität Bristol) hält Ptahschepses hingegen für einen Sohn Pepi II., der sich einen Sarkophag aus dem Grab der 4. Dynastie aneignete und für seine eigene Bestattung verwendet habe (siehe Dr. Aidan Dodson: On the Burial of Prince Ptahshepses: in Göttinger Miszellen 129, 1992, S. 49-51).

Ruinen des Taltempels von König Unas

Der Taltempel des Unas liegt in einem heute nicht mehr vorhandenen See, der sich natürlicherweise an der Mündung eines Wadis in den See bildete. Dasselbe Wadi diente als Weg für den Aufweg. Der Zugang zum Taltempel erfolgte von der Ostseite über die Kaianlagen des Hafens - links im Bild mit den zwei Säulen.
Bild:     Taltempel der Unas-Pyramide in Saqqara
Autor:  Olaf Tausch, Wikipedia, 8. 10. 2014
Lizenz: CC BY 3.0

 

Ruinen des Taltempels von König Unas

Gesehen vom Anlegesteg aus nach Westen - links die beiden palmenförmigen Granitsäulen, welche den südlichen Eingang flankierten.
Bild: Courtesy to Juan Rodriguez Lazaro - 25. 9. 1991
- all rights reserved -

 

Gebiet nördlich des Pyramidenbezirks von Unas
- Die Gräber der königlichen Familie -

Zwischen dem südlichen Teil der Umfassungsmauer des Djoserbezirks und dem Pyramidenkomplex des Unas verlief ein tiefer, künstlich hergestellter Graben (der sog. Trockene-Graben), der aus der Zeit von König Djoser (3. Dynastie) stammt. Während der Bauarbeiten am Pyramidenkomplex von König Unas wurde dieser Graben mit dem anfallenden Abraumschutt beim Pyramidenbau teilweise wieder aufgefüllt und als Standfläche für die Errichtung der Mastabas genutzt.

 

Nördlichste der Mastaba-Reihen mit Grab der Seshseshet-Idut

Plan: aus Juan R. Lazaro - Flickr-Album 
- Originaldaten: Porter & Moss, Topographische Bibliographie altägyptischer Hieroglyphentexyte, Reliefs und Bilder III. - Teil 2 (1978). S. 623-625, Tafel LXI
- modifiziert von Nefershapiland - 

Die nördlichste dieser Mastaba-Reihen umfasst von West nach Ost die Anlagen des "Unas-Chai-shetef"- dann im Verband gebaut die Mastaba-Anlage des "Iy-neferet, des Unas-Anch des Obersten Richters und Wesir "Ihi", die später von der Prinzessin Seschseschef-Idut ("das Mädchen" ) einer Tochter von König Unas usurpiert wurde und ihres mutmaßlichen Sohnes "Mehu", dessen Mastaba direkt an der Mastaba von Idut angrenzte. Die Mastaba der Prinzessin Sesheshet-Idut wurde 1927 ausgegraben. Die Titel der Prinzessin lauteten:

"Tochter des Königs, von seinem Laib und nach ihm allein verehrt, die Hathor täglich verherrlicht, verehrt neben Anubis auf seinem Berg, Seshseshet mit ihrem erhabenen Namen Idut"

(Quelle: Macramallah, R.: Le Mastaba d'Idout 1935 (= Fouilles á Saqqarah, Band 15, Leroux Paris - Online-Version) 

Die Mastaba von Mehu war in einem hervorragenden Erhaltungszustand und man erfährt aus den Inschriften, dass dieser Mehu ein Wesir in der Anfangszeit der 6. Dynastie war. Die Aufschüttungen endeten hier und daher lag die Mastaba des Mehu (MHw) erheblich tiefer. 

In der Grabkammer wurde der ursprünglich für den Wesir Ihi gedachte Sarkophag sowie Reste von Wandbemalung entdeckt. Die Grabkapelle besteht aus fünf Räume mit Reliefdekor (Quelle: engl. Wikipedia: Seschseschet Idut)

Mastaba der Prinzessin Seshseshet-Idut
Plan nach Lauer "Saqqara" - modifiziert von Nefershapiland

Raum 1:
1.  Eingang (Durchgang) a) und b) Fragmente mit der Verstorbenen
2.  (nur unterer Teil) die Verstorbene im Papyrusboot u. anderes schmales
     Boot mit Männern (einer beim Fischen mit Dip-Netz, andere beim Angeln)
3.  (unteres Register) Schreiber und andere Männer, welche die Verwalter 
     der Gutshöfe zur Rechenschaftsablegung vorführen.
4.  (nur unterer Teil) [Verstorbene] in einem Boot und links ein kleineres
     Boot mit Männern beim Fischen mit einem Dip-Netz und beim Angeln.
5.  Durchgang zu Raum II.
     a) + b) 2 Register: I. Opferbringer II. Ziehen und beweihräuchern einer
     Statue
Raum II.:
6.  Reste von 5 Registern - Männer bringen Rinder
7.  mehrere Register: die Prinzessin steht in einem Binsen-Nachen
     I. Reste von Booten II. Hirten beim Viehhüten III. Papyrusernte und 
     Bau von Booten IV-IV. Männer mit Tieren und Vögeln in Booten
     VI. Männer in Booten beim harpunieren von Nilpferden, Fischen mit 
     dip-Netzen und beim Überqueren eines Kanals mit Rindern.
     Register hinter der Verstorbenen
     I.-V. Attendanten, Beamte und Schreiber VI. Männer in Booten beim 
     Angeln und Fischen mit dip-Netzen.
8.  unteres Register, Schreiber und Männer, welche die Verwalter der 
     Gutshöfe zur Rechenschaftsablegung vorführen.

9.  Reste von Registern: I.-II. Opfergaben III. Männer ziehen einen Schrein mit einem Sarkophag IV. oben ein Schrein, die Verstorbene 
     mit einem Vorlesepriester und Männer die vor ihm ein Boot tragen und "mww"(Muu-Tänzer) hinter ihm V.-VI. Ruderboote und Männer
     die sie schleppen mit zerstörter Inschrift für den Wesir Ihy VII. Opferbringer
Raum III.
10. Reste vom unteren Register: Männer bringen eine Herde mit Eseln.
11. Reste von drei Registern: Truhen, Männer bringen Truhen mit Salbe
12. Zwei Männer zimmern eine Truhe
13. Reste von drei Registern: Männer bringen Gazellen, ibisse und Oryx-Gazellen.
Raum IV.
14. Durchgang von Raum II: zu Raum IV.: Reste von Opferbringer, die Kälber mit sich führen
15. vier Register: I., III. und IV: Opferbringer II. Männer in Booten mit Kalb
16. (Fragmente) Die Verstorbene und Register I.-IV. Opfergaben V.-VII. Opferbringer
17. (fragmentarisch) Die Verstorbene mit zwei Frauen hinter ihr und Register I, III, V-VI Opferbringer II. Bootsmänner beim Tunier (?)
      IV. Männer in Booten
18. Über dem Durchgang - 3 Register mit Opferbringer
Raum V.
19. Durchgang a) + b) Die Verstorbene riecht an Lotusblüten - eine Frau hinter ihr bei b)
20. Register I.-V. (teilweise oben am Durchgang) Opfergaben VI. ein Mann bindet Ochsen an VII. Schlachter
21. Die Verstorbene vor einem Tisch und riecht an einem Salben-Behälter
22. Nische mit Scheintür a)+b) 5 Register mit Kisten und Opferbringern c) Scheintür
23. Opferliste, mit Priester darüber
24. Verstorbene sitzend und riecht an Lotusblüte und im I.-III. Register Opfergaben, IV-V. Männer bringen Tiere VI. (unter der ganzen 
      Szene), Opferbringer und Schlachter.
25. die Verstorbene sitzt vor einem Tisch und riecht an Salben-Behälter, mit Begleiter hinter ihr und Opfergaben und Opferträger vor ihr.

Grabkammer mit gemalter Dekoration, Opfergaben, Kisten mit Federn oben, Opferlisten an der östlichen Wand (siehe Hassan, Giza, vi, pls p. 136) Sarkophag des Wesir Ichy, usurpiert von der Verstorbenen

 

Eingang zur Mastaba der Sheshseshet-Idut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild:    Tomb of Princess Sesheshet Idut
Autor: Prof. Mortel, Wikipedia 5. Mai 2022
Lizenz: CC BY 2.0

 

Mastaba der Shesheshet-Idut - Steuereintreiber bei der Arbeit (Raum I.)

Raum I. Westwand (PM 3) -  zwei Steuerbeamte machen Aufzeichnungen, der rechte Schreiber trägt den Namen Teti-anch, was daraufhin deutet, dass die Grabdekoration erst unter dem Nachfolger König Teti, dem  1. Herrscher der 6. Dynastie entstand.

Von der rechten Seite werden den Steuerbeamten evtl. die Verwalter von Gutshöfen (?) vorgeführt - wohl zum Zwecke der fälligen Abgaben. Sie kommen in gebeugter Haltung an und werden von den Aufsichtsbeamten nicht gerade "sanft" behandelt. 

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -
- beschnitten von Nefershapiland - 

Mastaba der Shesheshet-Idut mit Eingangsszene (PM II.2-2, 617 [2] )
- Raum I. - Nordwand - 

Vor dem Großen Boot der Prinzessin (rechts im Bild) befindet sich ein Papyrusboot in dem sich drei Fischer befinden und ein Mann der das Boot stakt. Zwischen seinen Beinen befindet sich ein Korb für den Fischfang. Am Bug des Bootes hockt ein Fischer, der mit einer Angel (mit vier Hacken) fischt. In seiner rechten Hand hat er einen Schlegel zum Schlag erhoben, mit dem er die gefangenen Fische betäubt. Hinter ihm stehen zwei weitere Fischer im Boot, die mit einem Schleppnetz (Dip-Netz) ebenfalls Fische fangen. Das Netz ist prall gefüllt und wird von ihnen gerade ins Boot gezogen.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

 

Mastaba der Shesheshet-Idut  - Durchgang von Raum I. zu II. (PM II-2-2, 617 [5] )

Drei Männer ziehen einen Schlitten (links), auf dem die Statue der Prinzessin Idut sich befindet. Der vorderste der Männer gießt Wasser (oder eine andere Flüssigkeit) aus einem Krug vor die Kufen des Schlittens, um die Reibung zu verringern. Der Mann direkt vor der Statue verbrennt Weihrauch vor ihr.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

 

Mastaba der Shesheshet-Idut  - Raum II. / Westwand (PM 7)

Eine Herde Rinder überquert den Fluss, in dem sich Fische befinden. Ein Krokodil lauert auf der rechten Seite. Ein Mann in einem Boot hält eine ängstliche Kuh fest. Im oberen Register Männer in Booten beim Vogelfang.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

Das Grab von Prinzessin Idut verfügt über eine Serdab-Kammer auf der Nordseite, die vollständig vom Rest der Grabkapelle isoliert ist. Ihre Grabkammer im Schacht auf der Ostseite des Grabes enthielt bemalte Verzierungen mit Opferlisten und Opfergaben. Die Prinzessin usurpierte auch ihren Sarkophag on Ihy, dem ursprünglichen Grabbesitzer.

Die Mastaba von Idut wurde erstmals 1927 von Cecil Firth entdeckt und seitdem von Jean-Philippe Lauer untersucht. Das Grab der Prinzessin Idut ist normalerweise für Besucher geöffnet, kann aber gelegentlich aufgrund laufender archäologischer Arbeiten geschlossen sein.

wird fortgeführt

Quellen und Literatur
1.  dt. Wikipedia: Unas-Pyramide
2.  Labrousse, Lauer, Leclant: Le temple haut du complexe funéraire du roi Qunas, Kairo 1977
3.  Rainer Stadelmann: die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder, Mainz 1997
4.  Miroslav Verner: die Pyramiden, Reinbek 1997
5.  Mark Lehner: Geheimnisse der Pyramiden, Düsseldorf 1997 - die Unas-Pyramide.
6.  engl. Wikipedia: Pyramide of Unas

 


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