Bauten Thutmosis I.

Königsgrab

Thutmosis I. Beamte

    Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite -nummerierte Verweise im Text
PM = Porter Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Regierungs- und Familiendaten Thutmosis I.

Regierungszeit: 1504   -   1492 v.Chr.
  1483   -   1470 v. Chr. 
1493   -   1482 v. Chr.
12 J.
  7 J.
  5 J.
nach Jürgen v. Beckerath
nach Wolfgang Helck
nach Kraus
Dynastie: 18. Dynastie (Neues Reich)  
Vorgänger: Amenophis I.  
Vater: unbekannt  
Mutter: Seniseneb nach Schneider
Geschwister: ?  
Kinder: Hatschepsut, Nofrubiti,
Thutmosis II., Amenmose, Wadjmes
nach Th. Schneider
Ehefrauen: Ahmose, Mutnofret nach Lexik. der Pharaonen

Thutmosis I. (Aa-xpr-kA-Re / Thot ist geboren) bestieg nach dem Tod von Amenophis I. als 3. König der 18. Dynastie den Thron von Ägypten. Das genaue Datum seiner Krönung war der  21. Peret III. (9. März). Allgemein wird heute davon ausgegangen, dass Thutmosis I. aus einer Nebenlinie des Königshauses stammt und durch seine Hochzeit mit Ahmose - evtl. eine Tochter seines Vorgängers Amenophis I. - an die Macht kam, da dieser wohl keine überlebenden Söhne hatte, die seine Nachfolge antreten konnten. Der englischen Ägyptologen Dr. Aidan Dodson (Universität Bristol) legt nahe, dass evtl. Ahmose-Sipairi, vermutlich ein Sohn von Seqenenre Taa, der Vater von Thutmosis I. gewesen sein könnte (Quelle: "The Complete Royal Families of Ancient Egypt").

Objektiv betrachtet liegt die Herkunft Thutmosis I. aber im Dunkeln, einzig der Namen seiner Mutter Seniseneb (Snjsnb) ist durch einige Belege gesichert. Trotz der Tatsache, dass wir nichts über die Abstammung Thutmosis wissen, wäre es nach Beckerath in MÄS 46 doch sehr unwahrscheinlich, wenn er nicht irgendwie zur königlichen Familie gehört hätte. Der Name seiner Mutter ist belegt - sie stammt nicht aus der königlichen Familie und könnte evtl. eine niedere Ehefrau oder Konkubine aus dem Königshaus gewesen sein - einige Ägyptologen vermuten, dass Thutmosis I. ein Sohn von ihr und dem König Amenophis I. war, der in Ermangelung eines erbberechtigten Sohnes des Königs auf den Thron gelangt ist.

Andere Spekulationen gehen dahin, dass Königin Ahmose (seine spätere Ehefrau), welche den Titel "Große königliche Gemahlin" von Thutmosis I. trug, evtl. eine Tochter von König Ahmose I. (dem Begründer des Neuen Reiches) und damit die Schwester von Amenophis I. wäre, obwohl sie nie den Titel "Königstochter" trug und deshalb bestehen an dieser Theorie diesbezüglich Zweifel.

Einiges spricht dafür, das Thutmosis I. bereits in den letzten Regierungsjahren seines Vorgängers als Mitregent eingesetzt wurde. Auf einem Schrein für den Reichsgott Amun in Karnak befindet sich ein Hinweis darauf, dass zwischen Amenophis I. und Thutmosis I. eine solche Mitregentschaft existiert haben könnte (Quelle: Kemet, Heft 2, Berlin 2003 - Thomas Kühn: Thutmosis I. - Begründer einer Großmacht - in Gabriele Höber-Kamel (Hrsg.).

Eigentlich müsste man mit Thutmosis I. das Neue Reich beginnen lassen, entgegen der willkürlichen und von den Ägyptologen übernommenen Einteilung der ägyptischen Könige durch Manethos in Dynastien. Der neue König legitimierte sich wohl vor allem durch seine politischen und administrativen Fähigkeiten. Mit Sicherheit dürfte Thutmosis eine militärische Karriere hinter sich haben. 

Thutmosis I. hatte mehrere Kinder. Sein erstgeborener Sohn mit seiner Königsgemahlin Ahmose, mit dem Namen "Amenmose" wurde wahrscheinlich schon lange vor der Thronbesteigung seines Vaters geboren und starb vor ihm. Ein weiterer Sohn war der Prinz Wadjmose (auch dieser starb noch vor seinem Vater). Des weiteren hatte Thutmosis I. mit seiner Ehefrau Ahmose zwei Töchter: Hatschepsut und Nefrubity (sie starb schon in jungen Jahren - evtl. schon als Kleinkind). Mit seiner Nebenfrau Mutnofret, die wahrscheinlich eine Tochter von Ahmose I. war und damit eine Schwester von Amenophis I. hatte Thutmosis I. einen weiteren Sohn, der wie sein Vater "Thutmosis" (später König Thutmosis II.) hieß und mit seiner einzig überlebenden Schwester Hatschepsut vermählt wurde.

Daten und Dauer der Herrschaft

Die genaue Regierungsdauer von Thutmosis I. ist nicht gesichert. Allerdings besitzen wir von ihm ein einzigartiges Dokument und dieses sogar in doppelter Ausfertigung. Es handelt sich bei den beiden "Thronbesteigungsanzeigen" von Thutmosis I. aus dem nubischen Raum um zwei identische Kopien desselben Textes (Buhen-Stele und Quban-Stele). Außerdem erfahren wir aus dem Stelentext an seine Beamten im Süden des Reiches auch die Identität der Mutter von Thutmosis I., deren Name Seni-seneb lautete. Allerdings ist heute nur noch die Buhen-Stele (die "Quban-Stele" nennt Seniseneb nicht, weil hier die entsprechende Textpassage einfach weggebrochen - also "verloren"  ist. Sie dürfte aber sicherlich auch in der Quban-Stele genannt gewesen sein.

Es handelt sich dabei um Thronbesteigungsanzeigen, die der neue König an den Vizekönig und Königssohn von Kusch Turoy sandte. Überliefert ist das Thronbesteigungsdatum am Tag 21. des 3. Monats der prt-Jahreszeit. Das Antrittsdatum ist auf der Stele Wadi Halfa und Quban erhalten. Dieser Turoy war bereits von Amenophis I. in sein Amt eingesetzt worden. Nun ließ der Vizekönig die Thronbesteigungsanzeige des neuen Königs auf zwei Stelen - eine im Wadi Halfa (oder Buhen?) und die andere in Quban verewigen (Quelle: Andrea Klug - Ägypten u. das Alte Testamen 35 - zur sogenannten Thronbesteigungsanzeige von Thutmosis I. an Turj (Turoy), den Vizekönig von Kusch / Urk. IV. 79.5 - 81.8). 

Kurt Sethe Urk. IV,  79 – 82 / Thronbesteigungsanzeige an den Vizekönig von Nubien

A. Text unter der Bilddarstellung.
(Der König von Ober- und Unterägypten aAxpr]kA [ra] der Sohn des Re, Thutmosis], der mit Leben beschenkt ist ewiglich“, betet vor einer Gottheit: „den Gott viermal preisen“.

Hinter dem König die beiden Königinnen:
[……… IaH-]mc, sie lebe; [ ……. ] Nfrtirj, sie lebe, sei heil, sei gesund.

B.  Die Inschrift.
Königlicher Befehl an den Königssohn und Vorsteher der südlichen Länder &wrj: Siehe, es wird dieser Erlass des Königs gebracht, um dich wissen zu lassen, dass Meine Majestät, sie lebe, sei heil und gesund, erschienen ist als ein König von Ober– und Unterägypten auf dem Thron des Horus der Lebende, wie er sich nicht wiederholen wird ewiglich. Meine Titulatur wurde festgesetzt folgendermaßen: Darauf folgt die Königliche Titulatur bei der Eide geschworen werden sollte.

Horus „der starke Stier, der von der Maat geliebte“ – die beiden Herrinnen, „der erschienen ist mit der Uräusschlange, groß an Kraft“ – Goldhorus „schön an Jahren, der die Herzen belebt“ – König von Ober– und Unterägypten, aAxprkAra – Sohn des Re, +Hwtj-mc– er lebe ewiglich bis in Ewigkeit. Mögest du die Opfer darbringen lassen den Göttern von Elephantine im „Kopfe von Oberägypten“, indem man tut, was gelobt wird für das Leben, des Heils und die Gesundheit des Königs von Ober– und Unterägypten aAxpr-kAra, der mit Leben beschenkt ist. Mögest du den Eid bekräftigen lassen mit dem Namen meiner Majestät, sie lebe, sei Heil und gesund, (mit dem Zusatz) geboren von der Königsmutter Cnjcnb, sie sei gesund. Eine Sendung ist dies, um dich es wissen zu lassen, dass das Königshaus wohlbehalten und heil ist.

Jahr 1, Monat 3 der Winterzeit, Tag 21, am Tage des Festes der „ Erscheinung “.

Von der Stele aus Sandstein (H. 81 cm x 82 cm) ist die untere Hälfte des Bildfeldes noch vorhanden. Man erkennt in der Mitte Thutmosis I., der auf einen rechts stehenden Gott zuschreitet. Die Bruchkante des Steins verläuft ungefähr auf Schulterhöhe der Figuren, so dass sich aufgrund der fehlenden Köpfe nicht entscheiden lässt, um welchen Gott es sich hier handelt, da auch die Beischriften verloren sind. Im Gefolge des Königs befinden sich zwei Königinnen, welche durch die Reste ihrer Kartuschen als Königin Ahmose und Ahmes-Nefertari identifiziert werden können. Die beiden Frauen sind in enganliegenden Gewänder und in "adorierender" (anbetend) Haltung dargestellt.

Der Stele Kairo (CG 34006 - Sandstein, 81 x 82 cm) kann nun ein neues Fragment hinzugefügt werden, das Emery bei seiner Grabungskampagne 1963-64 im Südtempel von Buhen im Oberflächenschutt entdeckt hatte. Erhalten ist der obere Teil der Stelenrundung (28 x 45 cm, Sandstein). Oben ist - wie üblich - die geflügelte Sonnenscheibe zu sehen, von der seitlich die Uräen herabhängen. Die zugehörige Beischrift nennt "BHd.tj nb p.t" (Behedi - Herr des Himmels). Darunter sind die Reste einer Szene zu sehen, von der die Köpfe zweier Personen mühelos auszumachen sind. In der Mitte ist der Kopf eines Königs mit der roten Krone zu sehen, davor noch Reste seiner beiden Kartuschen. Leider ist das Stelenbruchstück von Emery in Buhen zurückgelassen worden, sodass sich die tatsächliche Zugehörigkeit zu CG 34006 am Original nicht überprüfen lässt. 

Fotografie und Umzeichnung der Stele aus Wadie Halfa neu gefundenes Fragment von Emery
(heute im Museum Kairo CG 34006

Hinter dem König ist auf dem neuen Bruchstück eine Königin dargestellt, die eine Geierhaube trägt mit den hohen Doppelfedern. Ihre Beischrift ist vor ihrem Kopf angebracht und bezeichnet sie als Hm.t-wrt. Dahinter sind die Reste einer weiteren Figur zu erkennen. Es handelt sich um den Rest einer Doppelfederkrone, wie sie auch die erste Königin trägt, es handelt sich also ebenfalls um eine königliche Dame. Dieses Stelen-Bruchstück der Emery Grabung passt nun gut zu der Stele Kairo CG 34006 (dieses kann durchaus aus dem Tempel von Buhen stammen) auch wenn als Fundort von CG 34006 das auf dem Ostufer liegende Wadi Halfa angegeben wird.

Leider ist das Stelenbruchstück von Emery in Buhen zurückgelassen worden, sodass die tatsächliche Zugehörigkeit zu CG 34006 am Original nicht überprüfen lässt. 

Auf der Stele Kairo CG 34006 ist der König einem Vorbauschurz mit Uräengehänge und Stierschwanz bekleidet und hält in seiner rechten Hand ein anch–Zeichen, während der linke Arm in anbetend nach unten gestreckt ist. Vor dem König sind Reste seiner beiden Kartuschen zu erkennen. Im Gefolge des Königs befinden sich zwei Königinnen, die durch die Reste ihrer Kartuschen als Königin Ahmose und Ahmes – Nefertari identifiziert werden können. Ahmose steht direkt hinter ihrem Gemahl Thutmosis I. Zwischen den beiden Figuren ist noch [IaH]ms anx.t j zu lesen. Die Beischrift der ihr nachfolgenden Königin ist hinter dieser angebracht und lässt sich zu [IaHms]-Nfr.tirj anx.t j [wDA].t j [snb.t j] ergänzen.

Nur noch das untere Zeichen des vorderen Königsnamens ist erhalten geblieben und gibt die Ka–Arme wieder, so dass sich der Name zu [aAxpr]-kA [Ra.w], dem Thronnamen Thutmosis I. ergänzen lässt. Unter den Kartuschen steht die Wunschformel Dj-anx-D.t (möge ihm Leben gegeben sein). Die Beischrift zur Handlung des Königs lautet dwA-nTr-zp 4.

Bilder aus ÄAT 35

Der neue Herrscher Thutmosis I. gibt in der sog. "Thronbesteigungs-Anzeige" seinen Regierungsbeginn an und gibt seine Titulatur bekannt und dass er ein Opfer für die Götter von Elephantine angeordnet hatte. Des weiteren ordnete der neue König an, dass Eide auf den Königsnamen geleistet werden sollen (2+3). Es wird in dem Text die komplette Titulatur des Königs angegeben und es wird das 1. Regierungsjahr genannt (Quelle: Thesaurus Linguae Aegyptiae). 

Ludwig Borchard erwarb 1897 Fragmente einer Sandsteinstele aus Quban, die sich heute im Museum Berlin (Inv.-Nr.: 13725) befindet. Der Nebti-Name des Königs ist auf dem Berliner Quban-Fragment noch vollständig erhalten. Die Seitenfläche des Berliner Fragments ist leicht abgerundet (nur vordere Kante), die Rückseite ist vermutlich nur grob behauen. Das Textfeld besteht auf der rechten Seite aus einer vertikalen Kolumne, danach folgen noch neun, zum Teil nur noch teilweise erhaltene horizontale Zeilen. Vom Objekt sind noch zwei Fragmente erhalten, die keinen direkten Berührungspunkt aufweisen. Vom Bildfeld ist nur noch der untere Rand mit den Füssen von vier Figuren vorhanden, die Beschriftung zu den Figuren ist komplett zerstört (Maße: H. 67 cm x 76 cm x 9,5 cm.

Manetho (altägyptisch: Mane-thot / "Wahrheit des Thot"), ein Priester aus Sebennythos in Unterägypten, der wahrscheinlich in der Spätzeit unter den Pharaonen Ptolemaios I., Ptolemaios II. und Ptolemaios III. lebte, berichtet, in seiner Epitome, dass Thutmosis I. "12 Jahre und 9 Monate (oder 13 Jahre) regierte". Diese Daten werden von zwei datierten Inschriften aus den Jahren 8 und 9 seiner Regierungszeit unterstützt, die seine Kartuschen tragen und welche auf einem Steinblock in Karnak eingeschrieben sind (Jürgen von Beckerath 1997). 

Die Namen Thutmosis IV.
Thronname:

aA-xpr-kA- Re/
aAj-xpr-kA-Ra.w

"Ein Re, groß ajn Gestalt und Ka"
Horusname: kA nxt-n- Ra/
kA nxt mrj-Ra xaj-m-Hdt
"Starker Stier des Re"
Nebtiname: jtj-tAw-nb(w)/
dwA. Jtm xaJ-xaw/
xaj-m-nsrt aA-pHt.j
"der alle Länder erobert"
Goldname: nfr-rnpwt sanx-jbw/
Hwj-pDt-9
"Mit schönen Jahren,der die Herzen belebt"
Geburtsname: +Hwtj-msj(w) /
+Hwtj-msw/
Dhutmose/Thutmosis
"Thot ist geboren"

 

Außenpolitik und militärische Erfolge

Die ersten Regierungsjahre von Thutmosis I. waren von energischen militärischen Vorstößen bis in den Sudan und nach Vorderasien geprägt. Der neue König zeigte sich als begabter Feldherr und kühner Eroberer, der lange Zeit als solcher im Gedächtnis der Nachwelt erhalten blieb. Schon in seinem 2. Regierungsjahr rebellierte Nubien (wie wohl regelmäßig bei einem Herrscherwechsel üblich) gegen die ägyptische Oberherrschaft. Ein Grund für die regelmäßigen Revolten der nubischen Vasallenfürsten bei einem Herrscherwechsel in Ägypten kann evtl. darauf zurückzuführen sein, dass die ägyptischen Herrscher die nubischen Vasallenfürsten auf ihren Namen einschworen und diese sich beim Tode des jeweiligen Herrschers nicht mehr an ihren Eid gebunden fühlten.

Der Grabautobiographie von Ahmose, dem Sohn der Ebana, nach zog der neue König den Nil herauf und kämpfte in der Schlacht, wobei er den nubischen Thronprätendent, der an der Spitze der nubischen Rebellion stand, persönlich tötete. Er ließ den Leichnam des nubischen Königs nach seinem Sieg am Bug seines Schiffes aufhängen, bevor er nach Theben zurückkehrte, wie eine Inschrift in Tombos am 3. Katarakt und aus einer weiteren Inschrift in Assuan anlässlich der Rückkehr des Heeres zu Beginn des 3. Jahres deutlich wird. Thutmosis I. ging es bei seinem ersten Kriegszug jedoch nicht nur darum, einen Aufstand niederzuwerfen, sondern er wollte "erobern" und die nubische Frage ein für allemal klären.

Von den Kriegstaaten des Königs und dem Verlauf des Feldzuges haben sich mehrere voneinander unabhängige Zeugnisse erhalten.

Grabbiographie des Offiziers Ahmose Pennechbet in seinem Grab in El Kab

Grabbiographie des Offiziers Ahmose, Sohn des Abu/Ebana in seinem Grab in El Kab

Felsinschrift bei Tangur am Felsen des Batu el-Hagar (Bat el-Hagar), südlich von Semna/Kumma gelegen.
Hier hat sich ein Schreiber verewigt, "der die Schiffe zählt", die in den Süden fuhren. "

Große Felsstele bei Tombos am 3. Katarakt

Grenzinschrift bei Kurgus, nahe des heutigen el-Kensia (am Rande der Steppe wurden unter Thutmosis I. Inschriften angebracht)

Große Felsstele  bei Assuan, bei der Rückkehr des Heeres zu Beginn des Jahres 3.

Nach diesem bedeutenden Sieg setzte Thutmosis I. seinen Expeditionszug stromaufwärts fort bis zur Insel Tombos. Diese Insel liegt zwischen Nauri - aber noch etwas nördlich von Kerma, inmitten des Kerngebietes des Reiches von Kerma. Dieser Kriegszug Thutmosis I. bedeutete nun auch den endgültigen Zusammenbruch und das Verschwinden des Reiches von Kerma.

Jedoch erst mal zurück zum Verlauf der Expedition - der König segelte also mit seiner Kriegsflotte bis zum 1. Katarakt. Hier stellte sich ihm jedoch ein Hindernis entgegen, da der für die Durchfahrt der Stromschnellen benutzte Kanal anscheinend durch Gesteinsbrocken versperrt und schwierig zu passieren war. Der König - voller Tatendrang - wollte aber nicht auf die zeitraubende Räumung des Kanals, die er angeordnet hatte, warten. Und so vollbrachte sein erfahrener Offizier und Schiffsführer namens "Ahmose, Sohn der Ebana" das Kunststück, die Schiffe trotzdem sicher durch die Untiefen des 1. Katarakts zu lotsen. Nachdem dieses Hindernis genommen war, drängte der König nun zum Kampf. Zwischen dem 1. und 2. Katarakt fand eine Schlacht statt, in der nach Aussage von Ahmose, Sohn der Ebana, der König von dem nubischen Fürsten zum Zweikampf gefordert wurde. Ahmose schreibt in seiner Grabbiographie:

"Seine Majestät wurde daraufhin wütend wie ein Panther. Seine Majestät entsandte seinen ersten Pfeil und er blieb in dem Leib jenes Feindes. Es wurde dort im Augenblick ein Gemetzel veranstaltet, fortgeführt wurden die Leute als Gefangene".

Thutmosis I. ließ in Tombos eine Stele aufstellen, die besagt, dass er in Tombos, in der Nähe des 3. Katarakts, eine Festung errichteten ließ, dazu seine Namen und seine Titulatur und das Datum "Jahr 2, 15. Tag des 2. Monats Achet-Zeit". Somit weitete er die ägyptische Militärpräsenz, die zuvor in Buhen, am 2. Katarakt halt gemacht hatte, dauerhaft ausweitete. Insgesamt wurden hier fünf Siegesreliefs eingemeißelt, in denen die militärischen Erfolge des Königs gepriesen wurden.

Nach dem Nubien-Feldzug im 2. Regierungsjahr führte Thutmosis I. in seinem 3. Jahr eine weitere Expedition gegen Nubien an, in deren Verlauf er bei seiner Rückkehr in Elephantine befahl, den Kanal am 1. Katarakt (der unter Sesostris III. aus der 12. Dynastie) erbaut worden war, weiter auszubaggern, um die Reise flussaufwärts von Ägypten nach Nubien zu erleichtern, was dazu beitrug, Nubien in das ägyptische Reich zu integrieren (Steindorf 1942). Diese Expedition wird in zwei getrennten Inschriften des Königssohnes Thure erwähnt (Lorna Oakes, Pyramiden, Tempel und Gräber des Alten Ägyptens, Hermes House 2003).

"Im 3. Jahr, 1. Monat der 3. Jahreszeit, Tag 22, unter der Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten, Aa-cheper-perre, dem das Leben gegeben wurde. Seine Majestät befahl, diesen Kanal zu graben, nachdem er feststellte, dass er mit Steinen verstopft war, so dass kein Schiff darauf fahren konnte. Im 3. Jahr, 1. Monat der 3. Jahreszeit, Tag 22. Seine Majestät befuhr diesen Kanal siegreich und in der Kraft seienr Rückkehr von der Bezwingung des elenden Kusch. 
(
Oakes, a. a. O. S, 207 in engl. Wikipedia Thutmosis I.

Eine Grenzinschrift in Kurgus und ein Festungsbau zeigen, dass Thutmosis I. - vor seiner Rückkehr nach Assuan und Elephantine im 3. Jahr seiner Herrschaft zuvor weit nach Süden vordrang (weiter als dieses jemals ein ägyptischer König getan hatte) wichtige Gebiete für den innerafrikanischen Handel, die Schifffahrt und den Zugang zu den nubischen Goldminen unter ägyptischer Kontrolle brachte. Das nubische Gebiet wurde fortwährend durch fünf nubische Fürsten verwaltet, die unter der Oberaufsicht eines hohen ägyptischen Beamten mit dem Titel eines "Königsohns von Kusch / Vizekönig von Nubien" standen, der seinen Amtssitz in Nubien hatte. Dieses neue Amt erforderte einen loyalen und fähigen Beamten, denn durch dessen Hände floss der Reichtum der nubischen Gebiete, vor allem Gold aber auch Elfenbein, Edelhölzer, Felle, seltene lebende exotische Tiere, aber auch Arbeitskräfte und nubische Bogenschützen für die Armee sowie Sklaven. Dieser Stellvertreter des Königs in den nubischen Gebieten hatte auch die Tributzahlungen einzutreiben und dafür zu sorgen, dass diese sicher nach Ägypten kamen. In den Beamten mit Namen "Thure/Turi" hatte Thutmosis I. sicher den richtigen Mann für diese schwierige Aufgabe gefunden, denn er gehörte schon zur Regierungszeit von Amenophis I. zu den Verwaltungsleuten für Nubien.

Die genaue Stelle der Felsinschrift liegt bei Hagar el-Merwa - nahe Kurgus/el-Kensia - ca. 150 km stromaufwärts des 4. Katarakts und ca. 50 km südlich des heutigen Abu Hamed am großen Nilbogen. Hier ließ später auch Thutmosis III. eine Inschrift anbringen. Bis nach Khartum - der heutigen Hauptstadt des Sudans - sind es nur etwas mehr als 550 km. 

Feldzüge in der Levante und in Syrien

Der Syrienfeldzug Thutmosis I. - welcher zeitlich möglicherweise noch in das 4. oder 5. Regierungsjahr eingeordnet werden kann - wurde nach einer Inschrift als "Vergeltung für das Böse" geführt. Zeitzeugen für das Unternehmen, welches der nördlichste Feldzug war, den ein ägyptischer Herrscher je geführt hatte, waren wieder Ahmose, Sohn der Ebana, Ahmose-Pennechbet und diesmal auch noch ein Beamter mit Namen "Amenemhet.

Nach der Herrschaft des Dynastiegründers Ahmose hatte sich unter seinem Nachfolger, König Amenophis I. im Gebiet der heutigen Türkei und Syrien zwischen dem "oberen Euphrat, Tigris und Chabur" eine neue Macht etabliert, die aus einer Völkerwanderung von mit den Hurritern verwandten indogermanischen Stämmen, die aus Nordwest-Persien nach Syrien-Palästina und Obermesopotamien vorgedrungen waren. Aus diesem Völkergemisch, dass  sich offenbar teilweise auch der Hyksosbewegung angeschlossen hatten, konsolidierte sich nun der Hurriterstaat von Mitanni unter der Herrschaft einer indogermanischen Oberschicht. Obwohl die Hurriter noch immer eines der rätselhaftesten Völker des Vorderen Orients sind, dürfte es als erwiesen gelten, dass bedeutende kriegstechnische Errungenschaften auf sie zurückgehen - so der von Pferden gezogene leichte Kriegswagen, die Panzerung der Pferde, Wagenlenker und Bogenschützen sowie der zusammengesetzte Bogen.

Diese neue Macht erhob nun Anspruch auf die Oberherrschaft über die Stadtfürstentümer Nordsyriens, die zuvor von den Hyksos kontrolliert worden waren. Der Grund dafür war wohl der, dass sie sich aufgrund ihres Verwandtschaftsverhältnis zu den Hurritern als deren Erben ansahen. Allerdings betrachteten auch die Ägypter diese Gebiete - aufgrund ihres Sieges über die Hyksos - als zu ihrem Einflussgebiet gehörend. Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis es um diese Territorien, die von beiden Machtblöcken beansprucht wurden, zu einem offenen Konflikt kommen musste, wobei anscheinend wiederum in dieser Frage die Initiative von den Ägyptern unter der Herrschaft von Thutmosis I. ausging. Der König strebte anscheinend eine schnelle und endgültige Lösung des Problems auf militärische Weise an.

Thutmosis I. marschierte also mit einem starken Heer in seinem 4. oder 5. Regierungsjahr durch die Gebiete von Palästina und Syrien und stieß dabei auf keinen Widerstand, was dafür sprach, dass Stadtfürstentümer dieser Regionen die ägyptische Oberherrschaft anerkannten. Ziel des ägyptischen Vormarsches war das Land Naharina. So bezeichneten die Ägypter die Gegend östlich des Euphrat-Oberlaufes. Schließlich trafen dann beide die Streitkräfte der beiden Machtblöcke in der Nähe von Karkemisch/arkadisch Kargamis (Carchemish) aufeinander und es kam zur Schlacht, in deren Verlauf die Ägypter dem Mitanni-Heer eine Niederlage beibrachten. In den Schilderungen des Feldzuges durch Offiziere und Beamte des Königs, ist von zahlreichen Gefangenen und großer Beute die Rede.

Nach dieser für die Ägypter erfolgreichen Schlacht überschritt Thutmosis I. als erster ägyptischer Herrscher mit einem Teil seines siegreichen Heeres den Euphrat und drang somit in mitanisches Gebiet vor. An welcher Stele er den Euphrat überschritt ist heute nicht mehr genau zu klären. 

Größte territoriale Ausdehnung Ägyptens im Neuen Reich
(ca. 15. Jahrhundert v. Chr.)
- Plan: engl. Wikipedia, AradadN - public domain -

 

Nach einer späteren Inschrift aus der Zeit seines Enkels Thutmosis III. ließ Thutmosis I. am Ostufer des Euphrats - in der Gegend von Karkemisch - eine Siegesstele aufstellen, die sein Enkel noch vorfand, die heute aber verloren ist. Es ist auch der Name des Mitanni-Königs nicht überliefert, gegen den Thutmosis I. kämpfte. Evtl. handelte es sich dabei um König Saturna I.

Thutmosis I. feierte seinen Sieg in dieser Schlacht mit einer Elephantenjagd, die in der Gegend von Niy, in der Nähe von Apamea in Syrien standfand (siehe Gardiner 1964). In den sumpfigen Gebieten rings um die Stadt Nij gab es in der frühen 18. Dynastie noch Herden von Zwerg-Elephanten, die auch noch in der Zeit von Thutmosis III. gejagt wurden. Die Stoßzähne, die auf der königlichen Elephantenjagd erbeutet wurden, schenkte später Königin Hatschepsut (evtl. könnten es sich hierbei aber auch um Beutestücke von ihrem Ehemann König Thutmosis II. handeln, da im Text der Hatschepsut der Königsname nicht absolut sicher lesbar ist), dem Gott Amun-Re von Karnak, in dessen Tempel sie dann aufbewahrt wurden.

Nach Beendigung der Jagd kehrte er zusammen mit seinem Heer nach Ägypten zurück. Textquellen aus der Zeit von Thutmosis I. erzählen seltsame Geschichten rund um den Fluss Euphrat: ".....das invertierte Wasser, das stromaufwärts floss, als es den Euphrat flussabwärts floss". So wurde der Fluss Euphrat in Ägypten einfach als "invertiertes Wasser" bekannt (Steindorff 1942). Während seiner Regierungszeit unternahm König Thutmosis I. noch mehrere weitere Feldzüge nach Syrien, um seinen Machtanspruch über diese Gebiete durchzusetzen - jedoch sind keine Einzelheiten darüber bekannt. Viele levantische Stätten wurden Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. zerstört, und diese Zerstörungen wurden oft den Militärkampagnen von Thutmosis I. oder seines Vorgängers Amenhotep I. zugeschrieben. Anfangs könnten diese Kampagnen darauf abzielen, die Macht der Hyksos zu besiegen, die früher in diesem Bereich stark waren. Bis zu 20 Standorte in der Levante erlitten zu dieser Zeit Zerstörungen - es scheint aber nicht so, dass das Ziel der Ägypter in dieser Phase darin bestand, das Gebiet dauerhaft zu kontrollieren, weil sie keine dauerhafte Präsenz in dieser Gegend etabliert haben.  So kurz die Berichte über weitere Kämpfe auch sind, es zeigt deutlich, dass es keine Unterwerfungsunternehmungen in Syrien und Palästina sind. Die Kämpfe richten sich ausschließlich gegen das Mitanni-Reich. Die syrischen Stadtstaaten erkannten auch weiterhin den ägyptischen König als ihren rechtmäßigen Oberherrn an. 

Das Mitannireich war durch diesen Sieg von Thutmosis I. in der Nähe von Karkemisch vielleicht eine Zeitlang geschwächt, jedoch keinesfalls besiegt - anscheinend unternahmen auch die Mitanni erfolgreiche Vorstöße nach Nordsyrien auf ägyptisch beanspruchtes Gebiet. Bis in die Zeit von Thutmosis IV.  wurden Kämpfe um diese Gebiete mit wechselnden Erfolg geführt, bis es dann unter diesem König (wohl auch unter dem Druck der erstarkten Hethiter) zu einem Friedenschluss zwischen den beiden Mächten kam. 

Innenpolitik und Bauvorhaben

Unter der Herrschaft von Thutmosis I. wurde die Innen- und außenpolitische Stabilität Ägyptens endgültig wieder hergestellt. Durch die Heirat mit Ahmose (Ahmes) - evtl. einer Tochter von Amenophis I. (die Vermutung, dass Ahmose eine Tochter von Amenophis I. war ist allerdings nicht belegt) von einer Nebenfrau wurde Thutmosis I. als König legitimiert. Mit Ahmose hatte er zwei Töchter: Hatschepsut und Nefrubiti (die aber jung starb) und zwei Söhne (Amenmose und Wadjmose), die ebenfalls vor ihrem Vater starben. Mit einer Nebenfau Mutnofret hatte Thutmosis einen weiteren Sohn, der den Namen seines Vaters trug, Thutmosis und der nach ihm als Thutmosis II. den Thron Ägyptens bestieg. Thutmosis II. und Hatschepsut wurden dann miteinander vermählt. 

Zu den größten Bauvorhaben des Königs gehörte die Erweiterung des Amun-Re-Tempels in Karnak, den er mit einer Umfassungsmauer umgab, einen Pfeilerhof, ein Hypostyl, zwei Pylone (den 4. und 5) sowie 2 Obelisken, die er vor den 4. Pylon aufstellen ließ. Außerdem verfügte er den Bau von mehreren Bauten außerhalb von Theben: Bauten im Hathor-Tempel im Sinai und an zahlreichen Orten in Nubien, eine Kapelle für den Gott Harmachis, die er beim großen Sphinx von Gizeh erbauen ließ und weitere Bauvorhaben (siehe Bauten Thutmosis I. im Land).

Außerdem ließ er wohl einen Totentempel für sich in Auftrag geben, der den Namen "Khenemet-Ankh" (der mit dem Leben verbindet) trug und der einst wohl in der Nähe des Totentempels seines späteren Enkels Thutmosis III. gestanden hatte, heute aber bislang als verschollen gilt. Heute glauben aber die Forscher (das polnische Team unter Jadwiga Iwaszczuk/Polnische Akademie der Wissenschaften), dass dieser Totentempel zwar für Thutmosis I. erbaut wurde, aber erst von seiner Tochter Hatschepsut für ihn fertiggestellt wurde. Leider erging es ihm wie viele andere Bauten im antiken Ägypten: er wurde in späterer Zeit als Steinbruch für andere Bauvorhaben verwendet.

Die polnische Mission fand 2017 in einem Grab auf der Westbank von Luxor, welches jahrelang vom Supreme Council of Antiquities (Vorgänger des ägyptischen Antikenministeriums) als Lager genutzt wurde und deshalb in Vergessenheit geraten ist, Steinblöcke, die man schon 1970 gefunden hatte. Die damaligen Archäologen hatten diese Blöcke als Teil eines Tempels eines "Cha-achet" eingeordnet, der wohl zur Zeit von Hatschepsut lebt und dessen Tempel vor zwei Jahren im Ramesseum gefunden wurde. 

Das polnische Team hatte die Blöcke nun neu untersucht und den Namen "Khenemet-Anch (der mit dem Leben verbindet) entziffert. Anhand der noch recht gut erhaltenen Inschriften auf den Fragmenten waren sich die polnischen Wissenschaftler schnell sicher, dass es sich hierbei um Teile des verschwundenen Totentempels von Thutmosis I. handelt, der anhand schriftlicher Belege als Tempel für Thutmosis I. bekannt war (Quelle: Selket's Ägypten).

Königliche Familie:

 

Seniseneb:
- Mutter von König Thutmosis I. -
Titel:
"mwt- nsw (mut-nesu)" = Königsmutter
"Hnwt-twj" = Herrin der beiden Länder (1)

Ihre Herkunft und Abstammung liegt im Dunkeln.
Eltern: unbekannt

1) Deir el-Bahari PM 122
- nach "Complete Royal Families"

Seniseneb war die Mutter von König Thutmosis I. Sie trug den Titel einer "Königsmutter" und auf einem Relief aus dem Totentempel der Hatschepsut auch den Titel einer "Herrin der beiden Länder". Sie wird in einer als Wadi Halfa stammenden Thronbesteigungsanzeige auch erwähnt, wobei gesagt wird, dass ihr als Königsmutter zukünftig auch der Treueeid zu schwören ist. Sie wird außerdem auf einem Stelenfragment aus Wadi Halfa (Cairo CG 34006) / Tempel Buhen aus dem Jahr 1 von Thutmosis I. erwähnt und auf einem Kalksteinpyramidion des Vorlesepriesters der Königsmutter, Tety, welcher die Mutter Senseneb des Königs nennt und den Sohn des Vorlesepriesters, Djehuty, welcher der Patron dieses Denkmals war.

Königin Seniseneb
gemaltes Relief aus Deir el Bahari/Totentempel

Seniseneb - die Mutter von Thutmosis I. - trug den Titel einer "Königsmuter" und im Deir el Bahari auch den Titel einer "Herrin der beiden Länder" (Hnwt-twj). 

Sie war nicht-königlicher Abstammung - evtl. eine Konkubine von Amenophis I. (?) - nicht belegt.

Seniseneb träge ein eng anliegendes Kleid und die den Geierschmuck-Kopf, der sie als Königin identifiziert. 

 

Zeichnung von Howard Carter 1910 - public domain

 

Mutneferet A:
- Gemahlin von Thutmosis I. -
- Mutter von Thutmosis II., 
Wadjmose, evtl. Amunmose, Ramose (?)
(nach
Tyldesley:"Königinnen des Alten Ägyptens"

Atributte:
Geierhaube und Uräus, Name in Kartusche geschrieben.

Titel:
"mwtnsw (mut–nesu) „Königsmutter“
"Hmtnsw (hemet–nesu) „Königsgemahlin“
"sntnsw (senet–nesu) „Königsschwester“
"sAtnsw
( sat–nesu) „Königstochter“
nach "Complete Royal Families"

Nach "Complete Royal Families" wird aufgrund ihre Titels "Königsmutter" gemutmaßt, dass Mutnofret/Mutneferet A evtl. eine Tochter von König Ahmose I. gewesen sein könnte. Evtl. war sie auch die Mutter von Thutmosis I. beiden älteren Söhnen Wadjmose und Amenmose - in anderer Literatur werden diese als Söhne der Hauptfrau von Thutmosis I., Ahmose, angesehen (siehe weiter unten). Kent Weeks folgend war sie zumindest auch die Mutter des Prinzen Wadjmes/Wadjmose. Eine Seitenkammer im Totentempel ihres Sohnes Thutmosis II. war als Schrein für die sterblichen Überreste enger Familienmitglieder des Königs eingerichtet, darunter auch die Königsschwester und Königsgemahlin Mutnofret. In der für Wadjmose gewidmeten Kapelle in Theben-West fand man eine Statue (heute Kairo CG 572) von ihr. Gezeigt wird sie auch am Fuß ihres Sohnes an einer Kolossalstatue an der Vorderseite des 8. Pylon am südlichen Turm, im Tempel von Karnak und im Tempel Thutmosis III. in Deir-el Bahari, ebenso wie auf einer Stele, die in der Nähe des Ramesseums gefunden wurde.

Da für Ahmose nicht der Titel "Königstochter" belegt ist, führt die - zugegebenermaßen seltene Belegung des Titels "Königstochter" - für Mutnofret dazu, dass einiges darauf hindeutet, dass sie es war, die ihrem Gemahl Thutmosis I. die Legitimität für die Thronbesteigung gab - und nicht seine Hauptgemahlin Ahmose, obwohl Mutnofret "nur" eine Nebenfrau des Königs war (aber Mutter seines Thronerbens Thutmosis III.). Es ist zwar nirgends ausdrücklich belegt, doch gibt es Hypothesen, dass Mutnofret die erste Gemahlin von Thutmosis I. war und anscheinend wohl früh verstarb.

Königin Mutnofret
- Mutter von Thutmosis II. und dem Prinzen Wadjmose -
bemalte Kalkstein-Statue
(Statue Kairo CG 572)

 

 

Nach Troy (1986) sind für Mutnofret folgende Titel belegt:

1. Königsmutter - Statue Kairo Nr. 572
2. Königsgemahlin - Statue Kairo 572, Tempel Thutmosis III. Deir
    el-Bahari, Stelenfragment Kairo JE 34031
3. Königstochter - Statue am 9. Pylon Karnak
4. Königsschwester: Statue Thutmosis II. am 8. Pylon, Karnak

Bild: Courtesy to www.meretsegerbooks.com

 

Ahmose:
- Gemahlin von Thutmosis I. - 
- Mutter von Hatschepsut u. Neferubiti 
Titel:
"Hmtnswt (hemet–nesut) "Königsgemahlin"
"
Hmtnsw wrt (hemet–nesu  weret)  "Große Königsgemahlin"
"
sntnsw (senet – nesu)  "Königsschwester"

ä   
 Kartusche Ahmose, 
 Eltern unbekannt

Quellen: Complete Royal Families/Dodson & Hilton

Die "Große Königsgemahlin Ahmose" ist genannt auf einigen Monumenten, hauptsächlich von ihrer Tochter Hatschepsut, aber auch auf anderen Dingen, einschließlich einer Statue eines ihrer Totenpriester namens Nakht, aus Karnak.

Für sie sind die Titel  "Große Königsgemahlin, Königsmutter und Königsschwester" belegt - sie führte aber nicht den Titel einer "Königstochter". Die Eltern von Königin Ahmose sind bisher unbekannt. So gibt es zu ihrer Herkunft unter den Ägyptologen unterschiedliche Auffassungen. Der englische Ägyptologe Dr. Aidan Dodson bezeichnet ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse als "unsicher", weil nicht eindeutig ist, auf welche Person sich der Titel "Königsschwester" tatsächlich bezieht. Dies könnten sowohl ihr Ehegatte Thutmosis I. (Geschwisterehe) oder einer seiner Vorgänger sein (Wikipedia: Ahmose / Königsgemahlin). Da sie niemals den Titel einer "Königstochter" trägt, ist aber anzunehmen, dass sie auch keine Tochter eines der Vorgängerkönige ihres Gemahls (also Amenophis I. wie Thomas Schneider (Lexikon der Pharaonen) vorschlägt. Hermann A. Schlögl hingegen sieht die Königsgemahlin Ahmose als "Tochter des Königs Ahmose I.", dem Begründer der 18. Dynastie und der großen Königsgemahlin Ahmose-Nefertari. Der Hintergrund für die verschiedenen Zuweisungen für die Herkunft der Königin Ahmose war offensichtlich das Problem der Thronfolge am Ende der Herrschaft von König Amenophis I. (Vorgänger von Thutmosis I.), der ohne Nachfolger verstarb, und die Frage, warum Thutmosis I. den Thron Ägyptens hätte besteigen können.

Familiengruppe

König Thutmosis 1 mit seiner Großen königlichen Gemahlin Ahmose und ihrer gemeinsamen Tochter Neferubity (der früh verstorbenen Schwester von Hatschepsut).

 

 

 

 

 

 

 

Bild: K. R. Lepsius - Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien by Karl Richard Lepsius (1810-1884).
public domain 

Nach Suzanne Ratié (Hatschepsut 1974, S.  18) wurde die fehlende Thronnachfolge, die durch den vorzeitigen Tod der Söhne von Amenophis I. ausgelöst wurde, wieder dadurch wiederhergestellt, dass man eine Tochter des königlichen Paares mit ihrem Halbbruder Thutmosis, den Sohn aus der Verbindung von Amenophis I. mit der nichtköniglichen Konkubine Seniseneb verheiratete. Dagegen spricht das Fehlen des Titels "Königstochter" für die Prinzessin Ahmose.

Thutmosis I. und seine Große Königliche Gemahlin hatten zusammen 3 oder 4 (je nach Auffassung) Kinder, von denen aber nur die beiden Töchter  Hatschepsut und Nofrubiti sicher für Königin Ahmose belegt sind. Die beiden Söhne Amun-mose und Wadjmes sind als Kinder für Ahmose umstritten, wobei allerdings der Sohn Amunmose von den meisten Ägyptologen als Sohn von Königin Ahmose angesehen wird. Dieser starb - ebenso wie sein Bruder Wadjmose schon früh während der Regierungszeit seines Vaters, vermutlich vor Erreichen seines Erwachsenenalters. Auch die Prinzessin Nofrubiti/Neferubiti verstarb früh.

Die Mutter von Hatschepsut wird in der Geburtshalle von Djeser Djeseru - im Totentempel ihrer Tochter Hatschepsut - abgebildet. Szenen der göttlichen Geburt von Hatschepsut werden auf der Westwand und den angrenzenden kleinen Seitenwänden - zwischen den beiden Reihen aus 11 Pfeilern in 15 Einzelbildern dargestellt. Die Reliefs sind schwer zu erkennen, denn die Szenen und Texte in der sog. "Geburtshalle" der Hatschepsut in Deir el Bahari weisen Spuren von wiederholten Zerstörungen auf (siehe Geburtsmythos nach Emma Brunner-Traut, Altägyptische Märchen 1991, S. 119) - siehe Totentempel der Hatschepsut/GeburtshalleHatschepsut-Tempel - .

Ahmose spielt in den Szenen der göttlichen Empfängnis eine wichtige Rolle. Ihre Tochter Hatschepsut ließ Szenen erstellen, wie der Gott Amun sich ihrer Mutter Ahmose näherte und wie sie (Hatschepsut) von göttlicher Geburt war. Die Inschriften zeigen, wie der Gott Thot die Königin Ahmose gegenüber Amun zum erstenmal erwähnt. "Ahmose ist ihr Name, die Gnädige, Herrin von [...]. Sie ist die Frau des Königs Aacheperkare (Thutmosis I.), der ewiges Leben gegeben wurde" (Quelle: Breasteds ancient Records of Egypt, Band II. Chicaago 1906). Der Gott Amun begibt sich dann zum Palast und stellt sich der Königin vor. Sie zeugen gemeinsam ein Kind und der Gott Amun erklärt, dass sie Chemet-Amun-Hatschepsut heißen soll. Amun begibt sich nun zum Gott Chnum und gibt die Anweisung an ihn, Hatschepsut zu erschaffen. Die Szenen zeigen weiterhin die Entbindung der Königin und die Geburt ihrer göttlichen Tochter.

Totentempel der Hatschepsut
- Geburtshalle -

Der Gott Chnum (rechts) und die Göttin Heket (links) geleiten die Königin Ahmose zur Entbindung. Der Zustand der Schwangerschaft ist behutsam angedeutet. 

 

 

 

Bild: Djeser-Djeseru
Autor: Courtesy to Kairoinfo4
- alle Rechte vorbehalten -

Ein Beamter namens "Yuf" diente als 2. Prophet der Abgaben (%aw) des Altars, als Türhüter des Tempels und als Priester. Er diente auch mehreren königlichen Frauen. Zuerst der Königin Ahhotep, der Mutter von König Ahmose I. und er war für die Reparatur des zerstörten Grabes von Königin Sobekemsaf verantwortlich und diente schließlich auch der Königin Ahmose. Yuf berichtete, dass Königin Ahmose ihm zum stellvertretenden Schatzmeister ernannte und ihm den Dienst an einer Statue ihrer Majestät anvertraute (Quelle: James Henry Breasted: Ancient Records of Egypt, Bd. II. 1906). 

Die Königin Ahmose überlebte überlebte ihren Gemahl Thutmosis I. (nach Sethe, Hatschepsut-Problem, S. 10) und möglicherweise auch die kurze Herrschaft seines Sohnes und Nachfolgers Thutmosis II. Vermutlich verstarb sie erst während der Regierung ihrer Tochter Hatschepsut. Als Beleg dafür wird eine Kohl-Vase aus dem Ramesseum (siehe Quibell, J. E. - The Ramesseum, London  1898) mit folgender Aufschrift:

"Der vollkommene Gott [Thutmosis I.], gerechtfertigt bei Osiris,
Osiris, die Königsgemahlin Ahmes, sie möge leben.
Der vollkommene Gott, Herr der beiden Länder, Thutmosis II., dem Leben gegeben sei, er machte es als ein Denkmal für seinen Vater."

Die Mumie der Königin Ahmose ist heute verschollen. Ein Skarabäus, der mit den Hieroglyphen für die Königin Ahmose beschriftet war, wurde an der Hand einer der unidentifizierten Frauen, die im Grab der Hatnefer (Mutter des Senenmuts) mitbestattet wurden, gefunden. Die Inschrift auf der Basis des Ringes lautete: "Die große Königsgemahlin, Ahmose"-

Skarabäus-Ring mit dem Namen der Königin Ahmose (Große königliche Gemahlin von Thutmosis I.)
(Metropolitan Museum of Art, New York, Acc.: 36.3.15 - Gold, glasiertes Steatite)
- Bild: public domain -

Dieser Ring wurde zwischen den Handknochen einer nicht identifizierten Frau gefunden, die im Grab der Mutter von Senenmut (Zeit Hatschepsut) mitbestattet wurde. Die Inschrift auf der Unterseite lautet: "Die Große Gemahlin des Königs, Ahmose".

 

Amenmose:
- Sohn von Thutmosis I. -
(Mutter Ahmose oder Mutnofret)
- wahrsch. als Thronerbe ausersehen -
(Quelle:
Complete Royal Families/Dodson)
Titel:
"sAnsw smsw" (sa–nesu semsu)
„Ältester Königssohn"
"jmy-ra mSa wr" (imy–ra mesha  wer)
„General seines Vaters"
- verstarb noch vor seinem Vater - 

 

Amenmose trug die Titel: "Ältester Königssohn" und "Oberbefehlshaber der Armee". In dieser Funktion weihte er in Giza dem Gott Harmachis einen kleinen Naos aus Kalkstein. Auf einem Fragment dieses Naos - heute im Louvre E 8074 - ist der Name des Prinzen sogar in einer Kartusche geschrieben. 

Als Datum ist das Jahr 4 Thutmosis I. angegeben.

 

Amenmose mit seinem Bruder Wadjmose
Relief auf der Ostwand im Grab des Paheri / El-Kab
Zeichnung: Lepsius, Denkmäler aus Ägypten u. Aethiopien pub. domain

Darstellung auf der Ostwand im Grab des Paheri in El-Kab.
Name und Titel des Amenmose im oberen Register befinden sich über dem Kopf des hinteren Prinzen. 

Amenmose starb ebenso wie sein Bruder Wadjmes sehr früh während der Regierung seines Vaters.

Er war wahrscheinlich als Thronerbe ausersehen. Leider ist von der zugehörigen Inschrift nur der Anfang erhalten. Sie berichtet davon, dass der Prinz sich in der Umgebung der großen Sphinx begab, um sich zu erfreuen. In einer Szene im Grab des Prinzenerziehers Paheri  in El-Kab (EK 3) wird Amenmose in Begleitung seines Bruders Wadjmose dargestellt. Er starb noch vor seinem Vater.

Für den Königssohn Amenmose werden drei Belege mit dem Titel "zAnj.sw.t" (Königssohn) aufgeführt:

  1. Grab des Paheri in El-Kab Nr. 3

  2. Erwähnung auf einem Naos im Louvre, E 8074 - Höhe, Breite und Tiefe jeweils 24 cm.

  3. Nennung auf einem Skarabäus in der F. Petrie Collection; (gebrannter Steatit - H. 1,5 x B. 1,1 cm - Herkunft unbekannt, erworben 1892)

Auf der Unterseite des Skarabäus, der sich heute im Petrie Museum des University College in London befindet, werden Titel und Name eines "zAnj.swt" "Imn–ms" genannt. (Dieses muss aber nicht absolut als Beweis gewertet werden). Allerdings ist dieser Skarabäus weder bei Aidan Dodson/D. Hilton (Complete Royal Families) noch bei Bettina Schmitz (Königssöhne) als Beleg für den Prinzen Amenmose angeführt. Nur J. Quirke geht nach derzeitiger Sachlage (2006) davon aus, dass der Skarabäus echt ist.

H. Hohneck (GM 210/2006) führt zu dem kleinformatigen Naos, der sich heute im Louvre (E 8074) befindet, dass dieser 1885 von Eugene Grebaut in Giza erworben und dem Louvre überlassen wurde. Der Naos, der die Form einer "kAr–Kapelle" hat, war wohl ursprünglich auf der Oberseite sowie den beiden seitlichen Außenflächen beschriftet. Leider hat sich von diesen Inschriften auf der linken Außenwand nur wenig erhalten.

Auf der Oberseite des Naos befinden sich 4 Kolumnen:
"Jahr 4 unter der Majstät des [Königs von Ober– und] Unter[ägypten, dem Herrn der Beiden Länder] (Aacheperkare)|, dem leiblichen Sohn des Re (Thutmosis)|, geliebt von Harmachis, [möge ihm Leben gegeben sein] wie Re ewiglich".

Text auf der rechten Außenwand des Naos – fünf Kolumnen:
„Herausgehen war, was der älteste Königssohn und Oberkommandierende seines Vaters, (Amenmose)|, möge er ewiglich lebe, machte, um spazieren zu gehen, wobei er sich ver[gnügte … ]"

(Quelle für die Übersetzungen: GM 210/2006 – von H. Hohneck

Der Name des Amenmose wurde in den Inschriften des kleinen Steinnaos in einer Kartusche geschrieben, was normalerweise nur Königen und ihren Königinnen vorbehalten war - es kam selten vor, dass ein Kronprinz auf diese Weise identifiziert wurde (siehe Dodson, Aidan und Hilton, Dyan (Complete Royal Families, Thames & Hudson 2004, S. 25, 130-131). 

Amenmose war der erste ägyptische Prinz, der einen militärischen Titel erhielt (den des Großen Aufsehers der Soldaten), der die Rolle der Könige und Prinzen als Generäle widerspiegelten. Dieser Titel taucht erstmals im Mittleren Reich auf und wurde später während der Ramessidenzeit häufig für Prinzen verwendet (Dodson: Complete Royal Families, 2004). 

H. Hohneck stellt in seinem Artikel (GM 210/2006) einige Überlegungen an, ob es sich evtl. bei dem Naos oder zumindest bei den Beschriftungen um eine neuzeitliche Fälschung handeln könnte. Verschiedene Punkte werden in GM 210/2006 dafür dargelegt, dass der Text in seiner Komposition der sog. Traumstele Thutmosis IV. aus Giza ähnelt. Die Fälschung des Naos (vorausgesetzt der Naos ist nicht eine komplette Fälschung) sollte nach Meinung von Hohneck sehr wahrscheinlich den Beleg dafür erbringen, dass Amenmose ein Sohn von König Thutmosis I. war.

Während der Skarabäus und der Naos nach Meinung von H. Hohneck evtl. als Beleg gegen einen "Königssohn Amenmose" sprechen, spricht die Darstellung mit der zugehörigen Beischrift im Grab des Paheri mit allergrößter Wahrscheinlichkeit für die Existenz eines Sohnes Königs Thutmosis I. mit Namen Amenmose.

Wadjmose / Wadjmes / WAD-msw
- Sohn von Thutmosis I. -
  (Mutter  Mutnofret ?)
(Quelle:
Complete Royal Families/Dodson)

Belege: Grab seines Erziehers, Stele CG 34016

Titel:
"sAnsw" (sa–nesu )„Königssohn “  
- verstarb noch vor seinem Vater - 

Wadjmes, der vermutlich einige Jahre vor der Thronbesteigung seines Vaters Thutmosis I. geboren wurde, wird im Grab des Paheri (Prinzenerzieher) dargestellt. Dort befindet sich eine Darstellung, in der dieser als "Erzieher des Königssohnes" bezeichnet wird und wo er in einer Szene dargestellt ist, in der er Wadjmes (Wadjmose), den Sohn von Thutmosis I., auf seinem Schoß hält. Eine andere Szene zeigt, wie Paheri dem Wadjmes und seinem Bruder/Halbbruder (?) opfert. 

Die Identität seiner Mutter ist nicht gesichert. In Betracht kommt neben der Großen Königlichen Gemahlin Ahmose auch eine Nebenfrau mit dem Namen Mutnofret (siehe oben) (siehe Michael Höveler-Müller: Am Anfang war Ägypten, Sonderband 101 Kulturgeschichte der Antiken Welt, Zabern-Verlag Mainz 2005). Dr. Aidan Dodson (Dodson, Hilton: The Complete Royal families of Ancient Egypt, London 2004, S. 130) wird allerdings allgemein angenommen, dass sowohl der Prinz Wadjmes als auch Amunmose Söhne aus der Verbindung Thutmosis I.-Ahmose waren. Ebenso wie sein Bruder Amenmose verstarb auch Prinz Wadjmes noch zu Lebzeiten seines Vaters, so dass ein weiterer Sohn mit dem Namen Thutmosis II. - aus der Verbindung mit der Nebenfrau Mutnofret - seinem Vater Thutmosis I. auf dem Thron folgte.

Wadjmes/Wadjmose ist durch einen kleinen Tempel (der südlich neben dem Ramesseum von Ramses II. liegt - PM II² 444), der 1887 von Georges Daressy entdeckt wurde, und seiner Darstellung im Grab des Prinzenerziehers Paheri aus Elkab belegt. Es wird von einigen Ägyptologen aufgrund einer im kleinen Gedenktempel in situ gefundenen Statue der Königsmutter (Thutmosis II.) Mutnofret/Mutneferet (Kairo Nr. 572) vermutet, dass diese evtl. die Mutter von Wadjmose ist und er die Statue seiner Mutter widmete. Wenn dieses zutrifft, wären Wadjmose und der spätere König Thutmosis II. Vollbrüder. Wadjmoses Name erscheint in einer Kartusche, was bei Prinzen recht ungewöhnlich ist (4). 

Die Totenkapelle für den Prinzen Wadjmose lag knapp außerhalb der Überschwemmungsebene, zwischen dem später errichteten Totentempel von Thutmosis IV. im Norden und dem Ramesseum im Süden. Die Kapelle diente hauptsächlich als Totenkapelle für Opfergaben an den Prinzen Wadjmose. Allerdings scheint die Kapelle auch für Opfergaben im Rahmen von Kulten an andere wichtige Persönlichkeiten genutzt worden zu sein (siehe Snape, The Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 71, 1985, S. 182-183). Der Totenkult in der Kapelle scheint während oder noch nach der Regierung von Amenophis III. eingestellt worden zu sein und wurde später zur Zeit von Ramses II. wiederbelebt (siehe Snape 1985). 

Plan der Nekropole von Theben
- mit Totenkapelle für den Prinzen Wadjmose (in rot) -

Plan: non-photographic-data
- Theban Necropolis Map.svg -
Datei: Theban Necropolis Map.jpeg
Lizenz: CC BY-SA 3.0

geändert von Nefershapiland / Ausschnitt erstellt, rote Markierungen und gelber Hintergrund verstärkt (16.08.23)

Der Kult für den Prinzen Wadjmose wird auch auf dem Fragment einer Kalksteinstatue des Nebnefer (3. Priester des Amun) erwähnt, der auf einem Stuhl sitzt, dessen drei Flächen mit einer Inschrift bedeckt sind, welche den wortgetreuen Bericht der Ernennung des Nebnefer zum "Obersten der Kornmesser des Amun im 20. Jahr des Amenophis III., sowie Opferformeln mit einem Gebet um den Schutz des Amun-Re und einen besonderen Anruf an die Priesterschaft enthält. Einer der Texte erwähnt auch den Kult des Prinzen Wadjmose (heute im Ägyptischen Museum Brüssel, E. 1103 - erworben 1905, H. 25,5 cm) (Quelle: Global Egyptian Museum - online). 

Wadjmose "verschwindet" schon vor dem Tode seines Vaters Thutmosis I. aus den Aufzeichnungen, ist also evtl. schon kurz nach der Thronbesteigung von Thutmosis I. verstorben (wahrscheinlich schon im Kindesalter oder als Jugendlicher). Der Ort seiner Bestattung oder seine Mumie ist unbekannt.

Grab des Prinzenerziehers Paheri in Elkab (EK 3)
- Prinz Wadjmose sitzt auf dem Schoß von Paheri -

Der Prinz Wadjmose wurde wahrscheinlich schon einige Jahre vor der Thronbesteigung seines Vaters geboren. (Quelle: Dodson / Complete Royal Families) Die Hauptquelle für ihn ist das Grab des Prinzenerziehers Paheri in El-Kab (EK 3).  
                        

 
siehe Beamte

Nach dem Tode des Wadjmose wird ein kleiner Gedenktempel für ihn in Theben-West errichtet. (etwas südlich des Ramesseums). Aufgrund  einer im Tempel angebrachten Widmung seines Bruders Thutmosis II. für dessen Mutter Mut-nofret wird allgemein angenommen, dass Mutnofret auch die Mutter des Wadjmose sein könnte, zumal Thutmosis II. eine Statue von Mut-nofret im Tempel aufstellen lässt. Demnach wären Wadjmose und Thutmosis II. Brüder.

 

 


(Bildquelle:
Olaf Tausch, Wikipedia 2019, CC BY-3.0 - Originalbild

 

Neferubity/Achbet-neferu
- Tochter von Thutmosis I. -
- Schwester der späteren Königin Hatschepsut -
  (Mutter  Ahmose)
(Quelle:
Complete Royal Families/Dodson)

Belege: Abb. auf den Mauern des Sanktuars
              Totentempel der Hatschepsut

Titel:  "sA.tnjswt"
- verstarb noch vor ihrem Vater - 

 

Die Königstochter Neferu-biti (auch als Achbet-nefer genannt) ist durch die Nennung und Abbildung auf der Nordwand des Barkenraumes zusammen mit ihren Eltern Thutmosis I. und der Großen Königlichen Gemahlin Ahmose belegt. Sie steht vor der Heiligen Barke rechts vor ihrem Vater Thutmosis I. - Die Namen der Eltern sind in den beiden Kartuschen zu identifizieren, die sich über den Köpfen befindet.

Eine fast identische Szene befindet sich auf der Südwand des Barkenraumes, wo die ganze Familie der Königin Hatschepsut abgebildet ist - die Lebenden und die Verstorbenen.

 

 

Bild: Courtesy to Elvira Kronlob, 2018
- alle Rechte vorbehalten -

 

Ramose
( Die Existenz dieses Sohnes ist ungeklärt)
- evtl. weitere Sohn Thutmosis I. -
(Quelle:
Königinnen des Alten Ägyptens / Tyldesley)
- Der kaum bekannte Ramose fand im stark zerstörten Totentempel seines Vaters in Theben eine Ruhestätte. ( lt. Joyce Tyldesley)

 

Hatschepsut / !Atspswt
- Tochter von Thutmosis I. -
  (Mutter  Ahmose)

Belege: An den Wänden ihres Totentempels

Titel:  "sA.tnjswt sA.tnjswttpj.t sn.tnjsw.t Hm.tnTr Hm.tnjswt (wr.t)"

(hemet netjer = Hmt-nTr) Gottesgemahlin

 Quelle: Complete Royal Families/Dodson)

Die Königstochter und Königsschwester Hatschepsut ist als die erste "Gottesgemahlin des Amun" aus der Thutmosidenfamilie überliefert. Für ihre Mutter Ahmose, die nur den Titel einer "Gottesgemahlin" trägt, ist dieser Titel nicht belegt.

Allgemein wurde bislang immer angenommen, Hatschepsut, die Tochter König Thutmosis I. und seiner Großen Königlichen Gemahlin Ahmose, wäre als Tochter eines regierenden Pharaos geboren, 
(siehe auch Geburtslegende an den Wänden ihres Totentempels)    
doch wenn man das Alter ihrer jetzt möglicherweise identifizierten Mumie mit der Regierungslänge ihres Vaters, der ihres Mannes Thutmosis II., ihrer Regentschaft für ihren Stiefsohn Thutmosis III. gegenüberstellt, fällt eine Diskrepanz von mindestens 10 Jahren und mehr ins Auge. Wenn die zweite teilweise ausgewickelte, fettleibige weibliche Mumie aus KV 60-A, die jetzt vom SCA aufgrund der Übereinstimmung des Backenzahnes, der bei den CT-Untersuchungen in der Holzkiste aus DB 320, die mit der Kartusche der Hatschepsut gekennzeichnet war, entdeckt wurde, wirklich die der Königin Maat-ka-re (Hatschepsut) ist und die Diagnostizierung des ungefähren Alters mit 50 Jahre + richtig ist, müssen wir die bisherigen Erkenntnisse dieser Familie überdenken.

Ihre königliche Amme war Sat-Ra (auch als Inet überliefert), die von Hatschepsut später ein einfaches Grab im Tal der Könige (KV 60) direkt neben dem Königsgrab KV 20 von Hatschepsut erhielt. Nach dem Tode von Thutmosis I. wurde Hatschepsut mit ihrem Halbbruder Thutmosis vermählt und bestieg nach einer kurzen Regentschaft für ihren noch minderjährigen Neffen und Stiefsohn Thutmosis III. als Königin Maat-ka-ra den Thron Ägyptens.

Thutmosis 
-
späterer König Thutmosis II.

- Sohn von Thutmosis I. -
(Mutter  Mutnofret)
- nach dem Tode seiner älteren Brüder Thronerbe -
(Quelle:
Complete Royal Families/Dodson,
               "Königssohn / Bettina Schmitz"

- nicht als Prinz belegt -

Der Thronnachfolger von Thutmosis I. war dessen Sohn mit gleichem Namen Thutmosis von der Königsgemahlin und Königstochter Mutnofret/Mutneferet A. Als Prinz ist Thutmosis nicht belegt, da er wohl ursprünglich nicht als Thronfolger vorgesehen war. Erst nach dem Tode seiner beiden älteren Brüder wurde er Thronfolger und ehelichte seine (Halb)-Schwester Hatschepsut und bestieg nach dem Ableben seines Vaters Thutmosis I.  mit dem Thronnamen: :  aA-xpr-n-Ra/ Aa–Kheperen–Re den Thron Ägyptens.

Rundplastische Zeugnisse:

Insgesamt sind 6 Statuen von Thutmosis I. vorhanden, davon aber nur eine mit Kopf. Eine davon wurde 1903 im Statuenversteck (Cachette) von Karnak gefunden.

Dioritstatue Thutmosis I.
- aus Karnak - 


Material:   Diorit
Maße:       H. 1,68m;  B: 0,53m, L: 1,08m
Herkunftsort:  Theben, wahrscheinlich Karnaktempel


heute in: Turin, Museo Egizio, Drovetti Collect. 1374


(Bild: Elvira Kronlob - Ausstellung Speyer 2012 - alle Rechte vorbehalten - 

 

           Kolossaler Kopf aus Sandstein
- evtl. Thutmosis I. (vielleicht aus dem Amun-Tempel in Karnak)
- Brit. Museum: EA 1238 - 

Auf dem Museums-Schild steht lt. dem Foto-Urheber Captmondo, dass dieser Kopf im Stil der frühen 18. Dynastie gehalten ist und vielleicht König Thutmosis I. zeigt.

Höhe: 71 cm, Breite: 61 cm,

Inventory-Nr.1907.0713.4 BM (Big number: 1238) 

Bild:  ColossalSandstoneHead
Autor: Captmondo 19.8.2008
Lizenz: CC BY-SA 3.0

 


Königliche Beamte

Außenpolitik Thutmosis I.

 

Quellen und Literatur:
1. englische Wikipedia Thutmose I.
2. A. Klug: Ein neues Fragment der Thronbesteigungs-Anzeige Thutmosis I. in: M. Schade-Busch (Hg.) Wege öffnen, Festschrift für Rolf Gundlach ÄA 35,
    Wiesbaden 1996.
3. P. Beylage, Aufbau der kgl. Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zu Amarnazeit ÄAT 54, Wiesbaden 2002 Teil 1
4. Dodson & Hilton: The Complete Royal Families, Thames & Hudson 2004, S. 25.

 


home

Sitemap

Bauten Thutmosis

Königsgrab

Literatur