Biografie Ahmose I.

Nefertari u. Ahhotep

Feldzüge Ahmose I.

Evtl. Kenotaph des Königs:

1899–1900/02 arbeitete Arthur Mace und Charles T. Currelly für den Egypt Exploration Fund in 
Abydos–Süd an einer am Rand des Fruchtlandes  liegenden antiken Baustruktur, die sich deutlich als Erhebung im Gelände abzeichnete.
Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Reste einer Pyramide von beachtlichen Ausmaßen und weitere dazugehörigen  Kultbauten von König Ahmoses. Die Pyramide bestand aus einem Schuttkern mit einer Steinummantelung.

1901 arbeitete dann T. Curelly vom EES = Egypt Exploration Society in Abydos an der Pyramide 
des Ahmose. Bei diesen Arbeiten kamen etliche Relieffragmente der Anlage ans Licht sowie eine Stele Ahmoses von großer historischer Bedeutung. 

Ab 1993 bis heute, arbeitet ein Team der Pennsylvania–Yale Universit –Instituts of Fine Art Expedition to Abydos, unter der Leitung von Stephen Harvey in und um die Pyramidenanlage König Ahmoses vor Ort.

Das Projekt führte bislang zur Auffindung von über weiteren 2000 Relieffragmenten der Totenkultanlagen. Darunter finden sich auch Steinblöcke, die den Namen Amenophis I. aufweisen, was die Vermutung, dass der wahrscheinliche Sohn Ahmoses und Nachfolger, die Dekoration der Anlage vollenden ließ. Die archäologische Forschung ließ erkennen, dass viereckige Pfeiler den äußeren Hof des Tempels von Sanktuar abtrennten. Neben rituellen Szenen wurden kürzlich im Tempel Fragmente von Schlachtendarstellungen gefunden, die den Kampf gegen asiatische Feinde darstellen. Sogar ein Fragment mit dem Namen des Hyksoskönigs Apopi , eines Gegners König Ahmoses, wurde gefunden.

Da das Bauwerk offensichtlich erst spät in Ahmoses Regierungszeit entstand, ist es wahrscheinlich, dass die Reliefs im Tempel des Pyramidenkomplexes seine erfolgreichen Kämpfe gegen die Hyksosherrscher gedenken.

Pyramide des Ahmose I. in Abydos

Bild:   PyramidofAhmose,Abydos1998.prig
Autor: Wannabe Egyptologist (Wikipedia)
Lizenz: CC BY SA 3.0

Die Pyramide Ahmose I. in Abydos-Süd war nur ein Element seines ca. 1200m langen Axialkomplexes. 
Er war ebenso wie der etwas westlich davon gelegene Kenotaph Sesostris III.
und die archaischen Königsgräber, von Nordosten nach Südwesten ausgerichtet und bestand aus einer monumentalen Anlage des Ahmose bzw. für ihn errichten Bauten im Süden von Abydos. Entlang einer Linie sind die restlichen Komponenten der Anlage angeordnet und wie bei Sesostris III. vermutlich durch eine gerade Straße miteinander verbunden. 

Der gesamte Komplex bestand aus dem Terrassentempel des Königs und die mit diesem in Zusammenhang stehenden Bauten entlang eines Aufweges vom Terrassentempel zum etwa 1,2km entfernt gelegenen Fruchtlandrand, das sogenannte "Kenotaph Ahmose" der von diesem errichtete "Schrein" für seine Großmutter Tetischeri, die am Fruchtland gelegene Pyramide mit dem Tempel des Ahmose, sowie ein weiterer, von dem Baumeister Neferperet erbauter Schrein für Ahmose und seine Gemahlin Ahmose-Nefertari, deren Ziegelumfassungsmauer mit einem in Stein gefassten Durchgang Ziegeln enthält, die den Namen eines Nfr–pr.t/Neferperet tragen. Bei dieser Person handelt es sich offenbar nach dem Ausweis seiner Titel um denselben Mann, der auch auf den beiden Felsstelen in el–Maasara als verantwortlich für den Abbau und Transport der Steine genannt ist. 

Ebenso gehörte eine Stadt (nach dem Vorbild der Pyramidenstätte des Alten und Mittleren Reiches am Taltempel) für die Bauarbeiter und die späteren angestellten Priester und Bediensteten, die den Totenkult für den toten König versahen, dazu.

        Ahmose-Axialkomplex in Abydos-Süd
User: work:GDK, Templeahmose.prig:U
ser Jolle
derivative work: GDK - Wikipedia
Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

Die Originaldatei ist hier zu finden.

Kenotaph:

Wie schon oben erwähnt, umfasste der Gesamtkomplex neben der Pyramide mit Tempel und vorgelagerten Kapelle, eine große S–förmige in den Fels getriebene unterirdische unvollendete Grabanlage (es handelt sich wohl um ein Osirsigrab), mit einem ungewöhnlichen Grundriss. Die Basis seiner Identifizierung bilden mit dem Namen des Herrschers gestempelte Ziegel, die ohne erkennbaren Zusammenhang in einer Senke im Wüstenboden aufgefunden wurden. Ihre Entstehung verdankt die Senke dem Zusammenbruch der Decke der großen 18-Pfeiler-Halle dieses Grabes.

Pyramide des Ahmose I. in Abydos

1. Pyramide
3. Baurampe
5. Tempel A
7. Tempel C

2. Geröllhalde
4. Pyramidentempel
6. Tempel B

Bild:   Ahmose Pyramid-i18n.svg
Autor: GDK (original design) - Tachymetre (vecdtorization) 
Lizenz: CC BY SA 3.0

Bei der unterirdischen Anlage handelt es sich um einen S-förmig gewundenen Korridor, der durch eine 
3 x 6 Pfeilerhalle zur eigentlichen, jedoch unfertigen gebliebenen Grabkammer, führt. Den Eingang bildet ein Schacht von geringer Abmessung, der in einen niedrigen horizontalen Gang mündet. Je ein Raum an den Seiten des Korridors ist nur grob ausgehauen und unfertig gelassen. Es konnten innerhalb der Anlage keinerlei Hinweise darauf gefunden werden, dass diese jemals wirklich für eine Bestattung benutzt worden wäre und schon gar nicht für König Ahmose. Nach der Beschreibung von T. Currelly war der alte, originale Eingangskorridor zu dieser Anlage so eng, dass man ihn nur kriechend passieren konnte - also für einen Transport vom Sarkophag und einer Grabausrüstung nicht geeignet. 

Terrassenbau:

Noch weiter im Süden liegt an der Bergwand zur libyschen Wüste ein Terrassenbau. Der gewaltige Bau besteht aus zwei hintereinanderliegenden künstlichen, weit über 100m langen und maximal je 4m hohen Terrassierungsmauern, die sich an eine steile Felswand anlehnen.

Die untere, senkrechte Mauer war in der sogenannten Kasemattenmauertechnik vollständig aus Lehmziegeln, die mit der Kartusche des Königs gestempelt waren, errichtet worden. 
(Format der Ziegeln: etwa 41x20x12 cm) Die Hohlräume wurden bis zur Oberkante der Mauer, die eine Länge von ungefähr 98-100 Meter hatte, mit Sand verfüllt und anschließend offenbar flächendeckend mit einer Ziegellage überdeckt.

Die zweite höhere Terrasse besteht aus unbehauenen Steinen. Am südlichen Ende der Terrasse wurde ein Versteck entdeckt, das Votivkeramikgefäße, Modellsteinvasen sowie Modellboote mit Rudern enthielt. 
Der Aufstieg zur den Terrassen führte von Süden her über eine Flucht von Treppen und durch seltsam trapezförmige Räume. Weiter oben verlief ein langer Korridor weiter nach Süden. Am Ende stand eine kleine Kammer mit einem Podium aus Kalkstein - vielleicht der Standplatz einer Königsstatue.

Zu dem Totenkultkomplex Ahmose I. gehörte aber auch eine Siedlung für die Arbeiter an der Anlage, später dann für die Priester und Bediensteten, die an der königlichen Totenkultanlagen hier in Abydos–Süd ihren Dienst versahen.

Eigentlich kann die gewaltige Menge an Baumaterial für die obere Steinmauer und ihre Verfüllung nur aus dem Abraum des im Osten des Terrassentempels gelegenen, riesigen unterirdischen Kenotaphs Ahmoses stammen. Die sichere Zuweisung der unteren Terrasse an Ahmose ist durch die gestempelten Ziegeln gesichert. Evtl. ist sie aber erst in einem späteren Stadium an die bestehende obere Terrassenmauer angesetzt worden. Zur unteren Terrassenanlage gehören architektonisch ebenfalls eine Reihe von merkwürdigen Lehmziegelgebäude, sich sich an die südliche Schmalseite der Terrasse anschließen. Hier ließ sich auch der originale Zugang zumindest zur unteren Terrasse finden. 
Die Terrasse(n) war(en) also nicht über einen zentralen, axialen Zugang, sondern seitlich über eine relativ schmale Treppen– und rampenartige Konstruktion betretbar.

Im südlichen Bereich beider Terrassen entdeckte Currelly ein großes und mehrere kleine Gründungsdepots, die große Mengen an Stein– und Keramikscheingefäße sowie mehrere hölzerne Modellboote, aber keine beschrifteten Objekte enthielt.

Ob sich auf den Terrassen irgend eine Baustruktur befand oder auch nicht, ist bislang völlig offen und bedarf erst einer eingehenden Untersuchung. Nach dem Grabungsbericht von Currelly ist aber eher davon auszugehen, dass kein Steintempel auf der oberen Terrasse stand
Pyramide:

Die Pyramide König Ahmoses lässt sich heute exakt rekonstruieren. Sie bestand im Inneren aus einer losen Sand-, Bruchstein und Geröll Füllung, die von einem Mantel aus Kalkstein zusammengehalten wurde. Nachdem die Pyramide des größten Teils ihres schützenden Kalksteinmantel beraubt worden war, verfiel sie zu einem unförmigen Schutthaufen.

Die Pyramide maß an ihrer Basis ca. 52,5m ( = 100 Ellen), anhand zweier noch vorhandenen Lagen von Verkleidungsblöcken am Fuß der Ostseite besaß sie einen ungewöhnlich steilen Winkel von ca. 60°. 
Somit muss sie einst die gleiche Höhe wie ihre Basis besessen haben oder knapp darunter, sie bedeckte damit eine Fläche von rund 2200 – 2300 Quadratmeter.

Arthur Mac trieb bei seinen Grabungen hier vor Ort, von der Nordseite her einen Tunnel bis zur 
Pyramiden-Mitte vor, fand hier aber keine Grabkammer. C. T. Currells, scheint sich vor allem gefragt zu haben, was mit dem bei der Aushub des  Ausschachten des S–förmigen Scheingrabes anfallenden Aushubes geschehen war. Er schloss, dass er wohl als Füllmaterial für das Pyramideninnere verwendet wurde. 

Der Tempel an der Nordseite der Pyramide gelegen, ist stark zerstört und daher viel schwieriger zu rekonstruieren. Man weiß, dass sich hinter einem hohen Pylon aus Ziegeln ein Steinbau mit Seitenflügeln aus Ziegeln erhob. Der logischste Rekonstruktionsvorschlag des Tempels umfasst eine Säulenhalle, deren Wände einst mit Reliefdarstellungen der Kämpfe gegen die Hyksos dekoriert waren. Eine kleine Opferkapelle dahinter war mit Opferszenen geschmückt, die sich auf den verewigten König bezogen. Wahrscheinlich konnte Ahmose die Totenkultanlage selbst nicht vollenden, so dass die Kapelle von Amenophis I. erbaut oder zumindest dekoriert wurde.

Zwischen Tempel und Pyramide erstreckt sich ein etwa 1600 Quadratmeter großes Areal. 
Nach Stephen Harvey befand sich hier wahrscheinlich ein Hof mit Säulenumgang. In zwei Gruben zu beiden Seiten des Eingangs des Tempels mögen einst Bäume gestanden haben.  Erst vor kurzem wurde östlich des Tempels eine Totenkultanlage, wohl ebenfalls mit einer Pyramide für die Königliche Gemahlin Ahmes-Nefertari entdeckt.

Der gesamte Grabkomplex des Ahmose in Abydos-Süd gibt den Wissenschaftlern mehrere Rätsel auf. Es ist zum Beispiel nicht geklärt, warum man ihn hat bauen lassen und warum in Abydos. Ebenso fragt man sich, warum er in Form einer Pyramide gebaut wurde?

Der Grund für die Errichtung der Anlage in Abydos–Süd war vermutlich der, dass der König seine Totenkultanlage mit dem Osiris heiligen Ort verbinden wollte – wie schon Sesostris III. vor ihm.
Die räumliche Trennung von Pyramide und Totentempel könnte dem für Osiris errichteten Ensemble entsprochen haben, mit dem Scheingrab für den Gott in der Wüste und einem Kulttempel am Rande des Überschwemmungsgebiets.

Stephen Harvey geht sowieso davon aus, dass König Ahmose in Abydos begraben war, aufgrund der aufwendigen Bauten vor Ort. Außerdem wurde bislang in Theben–West keine ihm zuzuordnende Grabanlage gefunden, jedoch gehen die meisten Gelehrten davon aus, dass der König mit ziemlicher Sicherheit eine Grabstätte in Theben–West besaß. Vielleicht wollte Ahmose mit seinem zu jener Zeit verhältnismäßig großen Pyramidenbau an die Monumentalbauten der mächtigen Herrscher früherer Perioden anknüpfen und auf diese Weise seine Legitimation als ihr Erbe demonstrieren. Zumindest im Hinblick auf die beachtlichen Ausmaße von Ahmoses Pyramide ist diese Vermutung nicht von der Hand zu weisen.

Auf den schon Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Relieffragmenten aus dem Tempel der Pyramidenanlage und den nun neu durch die Grabungen der Pennsylvania–Yale University hinzugekommenen, sieht man den König vor den Göttern bei Rituale, aber es waren auch Schlachtenszenen an den Wänden der Totenkultanlagen angebracht. Dabei handelt es sich mit Sicherheit um Schilderungen der Kämpfe Ahmoses gegen die Hyksos, da sich auch auf einem Reliefbruchstück der Namen des Hyksoskönigs Ipep (Apophis), des Gegners des Königs fand, sowie die Erwähnung der Hyksoshauptstadt Auaris.

Bei den meisten der aufgefunden Relieffragmente handelt es sich um Ecken und Kanten von Kalksteinblöcken. Unter den neuentdeckten Relieffragmenten der Pennsylvania–Yale University Expedition befindet sich eine Anzahl zusammengehöriger Fragmente von der östlichen Wand im Inneren Hof des Pyramidentempels. Sie zeigen die Darstellung einer Gruppe von drei Bogenschützen beim Schießen, sowie gezäumte Pferde die Streitwagen ziehen und deren Mannschaften. Dabei handelt es sich in der Geschichte Ägyptens um die ersten Darstellungen von Pferd und Streitwagen.

Weiter sind Schiffe mit ihren Rudern, sowie gefallene Feinde zu sehen, die durch ihre langärmligen Gewänder, ihren Bärten und ihre Langschwerter als asiatische Soldaten gekennzeichnet sind. Bei diesen Szenen handelt es sich bislang um die einzigst erhaltenen bildlichen Darstellungen der Kämpfe Ahmose I. gegen die Hyksos. 

Kalksteinfragmente aus Abydos 
-
mit Darstellungen von Kampfhandlungen mit den Hyksos -

Im Jahr 1993 fand eine neuerliche Untersuchung des Tempels statt. (Pennsylvania Universität, Yale University Expedition to Abydos, Co-Dir. D. O`Connor). Das Projekt führte zur Entdeckung von über 2000 weiterer Relieffragmente. Darunter befinden sich drei Stücke mit der Darstellung von Re–Harachte, die an das Metropolitan Fragment angefügt werden konnten. Die Fragmente dieses Pfeilers stammt aus einer der Totenkultanlagen des Königs in der Umgebung des pyramidenförmigen Kenotaphs in Abydos–Süd. Auf der rechten Seite ist der nach links gewandte Kopf eines Königs – wahrscheinlich Ahmose I. oder auch Amenophis I. – mit der roten Krone auf dem Haupt zu sehen. Links ist der Name des falkenköpfigen Gottes Re–Harachte eingemeißelt. Als Arthur Mace im Jahre 1900 erstmals den Totenkultkomplex Ahmoses I. untersuchte, wurden diese Blöcke gefunden.

Die „University of Pennsylvania–Yale University Expedition nach Abydos“ unter der Leitung von Stephen Harvey fand im Jahre 1993 im gleichen Gebiet mehr als zweittausend Kalksteinblöcke, von denen drei zu dem Fragment des Metropolitan Museums gehören. Diese anschließenden Reliefs lassen erkennen, dass auf der linken Seite, dem König zugewandt, Re–Harachte stand und dass es sich bei der Hand, die hinter dem Kopf des Königs zu sehen ist, um die Hand dieses Gottes handelt. Andere im Jahre 1933 gefundene Fragmente zeigen die Bandbreite der Ritual– und Kampfszenen, die das Dekorationsprogramm des Tempels enthielt: Auf einigen Reliefs kämpft Ahmose I. gegen Asiaten, wahrscheinlich die Hyksos.

In jüngerer Zeit wurden von Harvey in der Gegend des Ahmose–Komplexes Überreste von vier weiteren Gebäuden gefunden. In einem von ihnen kamen Reliefs mit dem Namen und Titel der Ahmes-Nefertari  zutage. Gefunden wurden außerdem mehr als tausend weitere Relieffragmente. Diese jüngsten Entdeckungen erschwerten es, die einzelnen Reliefs spezifischen Gebäuden zuzuweisen und erfordern weitere Untersuchungen. Nach Meinung von Harvey stammt das oben gezeigte Relief von einem Pfeiler der im zentralen Hof des Pyramidentempels, dessen Fundamente von Mace ausgegraben und von der Pennsylvania–Yale Expedition erneut freigelegt wurden.

Bei den bisher gefundenen Relieffragmenten sind klar zwei Stilarten in der Ausführung zu erkennen.
Die einen sind in erhabenen Relief mit bunter Bemalung ausgeführt, diese gehören in die Zeit König Ahmose I. Die anderen in versenktem Relief ohne Bemalung sind der Zeit seines Sohnes Amenophis I.  zuzurechnen, der die wohl noch teilweise unfertigen oder noch undekorierten Bauteile der Anlage vollenden ließ. Insgesamt handelt es sich bei den neuentdeckten Blöcken um Relieffragmente der Tempelwände, Wulst -, Brüstungs- , Quadratsäulen– und Stelenstücke und Teile einer Sternendecke.

Seit geraumer Zeit werden all diese Anlagen einer archäologischen Nachuntersuchung im Rahmen des
Ahmose and Tetischeri Projekt “ unter der Leitung von Stephen P. Harvey unterzogen. Dadurch konnten die Ergebnisse von früheren Untersuchungen, durch Randal–MacIver, Mace, Ayrton, Currelly und Weigall in entscheidenden Punkten korrigiert werden.

Der sog. Schrein für Tetischeri:

Ungefähr auf halber Strecke zwischen Pyramidenanlage und Felsgrab stand ein Schrein für die Mutter seiner Mutter (seine Großmutter), die Königin Tetischeri. Dieses Bauwerk mit den Basismaßen 21 x 23m wurde von Curelly als nicht ganz quadratisches, in Kasemattentechnik ausgeführtes mastabaähnliches Gebäude beschrieben, dessen Zweck ein "Schrein" für Tetischeri gewesen sein soll. Ein Korridor reichte bis in die Mitte dieser Struktur. An der Rückwand dieser Struktur wurde 1902 die bemerkenswerte Stele König Ahmoses für sein Großmutter gefunden, die auf die Pyramide und den Tempel Tetischeri verweist. König Ahmose teilt auf den darauf befindlichen Inschriften seiner Frau Ahmose-Nefertari die Pläne zur Errichtung einer Gedenkpyramide für die Mutter seiner Mutter mit.

Aus dem Stelentext König Ahmose I. geht hervor, dass er auch einen Garten und einen künstlichen See ganz in der Nähe der Kultanlage für seine Großmutter anlegen ließ. 
Im oberen Halbrund der Stele ist spiegelbildlich die thronende Königin Tetischeri mit der Geierhaube auf dem Kopf gezeigt. Vor ihr steht ihr Enkel König Ahmose in Opferhaltung.

Der 18 (oder 19 ?) zeilige waagerechte Text schildert, wie der König und seine Schwestergemahlin den Entschluss fasten eine Gedenkstätte mit Pyramide für sie in Abydos zu errichten.

„Ich gedenke wahrlich der Mutter meiner Mutter, Mutter meines Vaters, der Großen königlichen Gemahlin und königlichen Mutter Tetischeri der Gerechtfertigten.

Ihre Grabkammer und ihr Kenotaph stehen zwar jetzt auf der Erde der Nomoi Theben und Tinnit, aber ich sagte dir dieses, weil Meine Majestät ihr eine Pyramide und Kapelle im Heiligen Land [Abydos] beim Monument Meiner Majestät zu erbauen wünscht. “
(Text: "Geheimnisse der Pyramiden / Mark Lehner)

Wie der König weiter berichtet, hat er die "Pyramide" mit einem See, Land, Vieh, Feldern, Priestern und Dienern ausstatten lassen. Der Begriff „ Pyramide “ muss sich auf den Ziegelschrein beziehen, wo die Stele an der Rückwand der Kapelle stand.

Grundriss der Kapelle für Tetischeri
- Lehmziegelkasemattenmassiv (21x23cm) -
Auf einer Stele ehrte er seine 
Großmutter Tetischeri

Bild:   Tetisheri-Pyramid foundation.prig
User:  GDK
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Neuere Grabungen scheinen wirklich auf einen Pyramidenbau hinzudeuten. Nach Harvey legen die jüngsten amerikanischen Grabungen an diesem Gebäude im Herbst 2004 eine Interpretation des Baus als Pyramide nahe. Er meint, dass es sich dabei zweifelsfrei um eine Pyramide handeln kann, was u. a. auch durch den Fund mehrerer Fragmente eines Pyramidions (mit einem Neigungswinkel von etwa 60°) nahegelegt wird. Auch Reste einer Umfassungsmauer konnten freigelegt werden. Harveys schon 1998 geäußerte Vermutung, dass der „Schrein“ für Tetischeri einem im Text der Ahmosestele als " mr  Hwt  m  tA  Dsr" bezeichneten Gebäude entspricht, welches Ahmose für seine Großmutter errichtet wolle, hat sich also durch die neuen Ausgrabungen bestätigt.

In diesem Zusammenhang ist die Tatsache von Bedeutung, dass sich bei den jüngsten Restaurierungsarbeiten des "Epigraphic Survey der University of Chicago" in einem Magazin des Tempels von Medinet Habu in Theben das Fragment eines rechten Türpfostens aus Kalkstein fand, welches mit der Titulatur und dem in Namensring geschriebenen Namen der Tetischeri dekoriert ist. Der Beginn der Inschrift ist erhalten, sie lautet: Hm.t  njswt  mw.t  njswt  wr.t  Xnm.t  nfr  HD.t (&t [...)|] . Bemerkenswerterweise beinhaltet die Titulatur hier den für die Königin bislang nicht belegten Titel:
Xnm.t  nfr  HD.t  - (khnemet – nefer – hedjet)  „ vereinigt mit der Weißen Krone “.

Es kann sein, dass es sich bei diesem Türpfosten um den Teil eines der beiden Bauwerke der Tetischeri handelt, die in der oben erwähnten abydenischen Stele König Ahmose als jz.s  und maHat.s  („ ihr Grab “ und „ ihre Kapelle/ihr Heiligtum “) bezeichnet werden und lt. Stelentext in Theben liegen sollen. Der Block stellt damit eine deutlichen Hinweis auf sie tatsächliche einstige Existenz wenigstens eines dieser Bauwerke in Theben–West dar.

(Co-Autor J. H. Pirzer)

Diese Beschreibung beruht u. a. auf die Ergebnisse des "Report on Abydos, Ahmose and Tetisheri Project, 2006-2007 Season - online


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