Der Felsen von Mont-Saint Michel mit dem Zufahrtsdamm

Bild:     Mont Saint-Michel en gros plan.jpg
Autor:  Luca Deboli
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Der Felsen von Mont-Saint-Michel ist ein überwältigendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst. Er erhebt sich auf einer kleinen felsigen Insel im Wattenmeer, etwa einen Kilometer entfernt von der Nordküste Frankreichs. Die Insel hat einen Durchmessen von ca. einen Kilometer. Nahezu die gesamte Insel wird von einer der großen Touristenattraktionen in Frankreich geprägt, einem aus dem 11. Jahrhundert stammenden Benediktinerkloster, an dem bis ins 16. Jahrhundert hinein gebaut wurde.

Die Bucht von Saint-Michel wurde lange Zeit nur in Zusammenhang mit dem Felsen bekannt und lebte lang im Schatten des Ortes, dem sie ihren Namen verdankte. 

Ursprünglich war die Insel von der Küste aus nur bei Niedrigwasser zu erreichen. Im Jahre 1877 wurde dann ein Damm errichtet. Durch eine Straße, die über den Damm führte, war die Insel nun mit der Küste verbunden. Allerdings ist es auch heute noch möglich, dass durch Sturmfluten die Insel vom Festland abgeschnitten wird.

Außer in der Bucht von Fundy ( Kanada ) gibt es keinen Ort auf der Welt, wo der Gezeitenunterschied derart ausgeprägt ist, wie bei Mont-Saint-Michel. Der Tidenhub beträgt hier bis zu 15 Meter. Die Gezeiten entstehen durch die Anziehungskraft, die der Mond, und in geringem Umfang die Sonne, auf das Wasser der Meere ausüben. Der ausgeprägte Tidenhub in der Bucht von Mont-Saint-Michel ist bedingt durch seine ungewöhnliche geographische Lage. Der Gezeitenstrom kommt vom Atlantik und stößt, fast wie gegen eine Barriere, gegen die Halbinsel Cotentin, an deren Küste er bricht, bevor er in die Bucht gelangt, die eine Art Sackgasse bildet.

Wegen dieses enormen Tidenhubes ist es sehr gefährlich, die Bucht auf eigene Faust zu erkunden. Auch ein Spaziergang am Strand kann durchaus gefährlich werden, wenn man sich nicht vorsorglich nach der Zeit und Höhe der Flut erkundigt und sich nicht rechtzeitig, ca. 1,5 Std. vor Einsetzen der Flut auf den Rückweg macht.

Der Felsen von Mont-Saint-Michel aus der Luft

Mont-Saint-Michel bei Ebbe

Dieses Bild (bearbeitet von Nefershapiland) wurde von seinem Autor Fabos 2006 unter "Public Domain" gestellt.

                                Bild: Nefershapiland

 

966                Benediktinermönche gründen das Kloster. Könige und Herzöge finanzieren in den nächsten Jahren die grandiose Architektur des Klosters6 bis 1458.
1017               Abt Hildebrandt beginnt mit dem Bau der zentralen
Klosteranlage, die  erst 1520 fertiggestellt wurde.
1103 - 1112 - 1138 Die Nordwand der Abteikirche bricht zusammen.
12. Jhd n. Chr. Die Abtei war Ziel großer Pilgerströme und verfügte über Macht und Einfluss. Gründung zahlreicher Tochterabteien. wie St. Michael`s Mount in Cornwall.
1204 und 1300 Feuer bricht in der Abtei aus.
13. Jhd      n. Chr. Normandie kam zum französischen Königreich und Philippe Auguste, König von Frankreich, ermöglichte im 13. Jahrhundert den Ausbau des Klosters im gotischen Stil.
1350 und 1374 Feuer bricht in der Abtei aus
1421 Der Chor der Abteikirche bricht zusammen.
1424 - 1434   n. Chr. Der Mont-Saint-Michel wurde von den Engländern im Hundertjährigen Krieg belagert, aber nie eingenommen. Dennoch wurde die Stadt selber fast vollständig zerstört.
1433  In der Abtei bricht ein Feuer aus.
1456 - 1458   n. Chr. Zahlreiche Kinderwallfahrten aus Deutschland. Aus Schwäbisch Hall zogen 1458 etwa 100 Knaben zum Mont-Saint-Michel.
1469              n. Chr. Abtei wurde Sitz des neu gegründeten Ritterordens Ordre des Saint Michel.
1509 Ein Feuer bricht in der Abtei aus
1446 - 1521 1446 beginnt man mit dem Bau eines Fundaments für den neuen Chor im spätgotischen Stil ( Flamboyant = flammend ), der 1521 fertiggestellt wird.
1594 Erneut bricht ein Feuer in der Abtei aus
bis ins 16. Jahrhundert Bis ins 16. Jahrhundert hinein war der Berg eine einzige Baustelle, dessen Klosterkirche auf zahlreiche Vorgängerkirchen und Krypten thronte.
1776 Ein Feuer bricht in der Abtei aus, woraufhin ein Großteil des "Schlafsaals" zusammenbricht. Was übrigbleibt, wird in eine Bibliothek umgewandelt.
1791/93           . Revolutionstruppen vertrieben die letzten Mönche und die Abtei Saint Michel wurde in ein Gefängnis, im Volksmund 
 ( Bastille de la province) genannt, verwandelt. Der Berg erhielt den Namen " Mont Libre ".
1834 In der Abtei bricht ein Feuer aus.
1863             Schließung des Gefängnisses
1897 Der Turm wird erbaut
19. Jahrhundert Das Gebäude wurde restauriert - allerdings versandet seit einigen Jahren die Bucht, da Dämme und Deiche errichtet wurden.
1874                n. Chr. Der Mont-Saint-Michel wird von Napoleon zum Denkmal (Monument historique) erklärt.
1969                n. Chr. Eine Gruppe von 7 Benediktinern lässt sich in den alten Gemäuern des Klosters nieder. ( Rückkehr der Mönche)

Die älteste Bilddokumentation des Abbey ist in dem berühmten "Teppich von Bayeux", wo es in stilisierter Form dargestellt wird.

Stadt und Stadttore:

Die Stadt, die am Fuße des Klosters liegt, entstand durch die Abtei und steht auch heute noch in ihrem Schatten, denn sie ist der Anziehungspunkt für die Touristen, die Mont-Saint-Michel besuchen.

Während des 100jährigen Krieges erlebte der Ort Saint-Michel seine bedeutendste Phase der Entwicklung. Damals ließen sich 119 Ritter auf dem Fels nieder und verteidigten ihn erfolgreich gegen die Engländer. In jeder Zeit wurden die Bastionen  errichtet und die Stadttore befestigt.

Die Stadt wurde durch drei Tore befestigt:

  1. Das mächtige "Tor des Vormarsches" (Porte de l`Avancée) bildet den einzigen Zugang zum heiligen Berg. Es wurde erst im 14. Jahrhundert zum Schutz gegen den Vormarsch der Artillerie errichtet.

    Tor des Vormarsches

    Das in den 1. befestigten Hof führende " Tor des Vormarsches" wurde im 16. Jahrhundert durch eine Wachstube verstärkt; einem kleinen Gebäude aus Granit, das heute die Touristenzentrale beherbergt. 

     

     

    Bild:     Mont-Saint-Michel 2008 PD 111.JPG
    Autor:  Kame15
    Lizenz: CC BY-SA 3.0


    Der 1. befestigte Hof

    Hinter dem Tor befinden sich auf dem befestigten Hof die "Michelettes" - das sind Bombarden, die von den Engländern zurückgelassen wurden nach ihrer schweren Niederlage im Jahre 1434.

     

    Bild: MfG Andre Kottlewski 

     

  2. Das "Tor des Boulevard" (port du Boulevard) (Ende des 15. Jahrh.) ist das 2. Tor und wurde nach dem dahinterliegenden Raum für die Verteidigung der Hauptbefestigungsanlage benannt.

    Es wurde ebenfalls als Schutz vor den Angriffen der Artillerie geschaffen. Allerdings ist diese eindrucksvolle Ansicht durch den Bau des Hotels de la Mére Poulard zu Beginn dieses Jahrhunderts zerstört worden.

                                         Der befestigte Hof mit dem "Tor des Boulevard"
           Hauptanziehungspunkt für die Touristen sind die beiden Bombarden - genannt "Michelettes"
                                                (Bilder: Andre Kottlewski, Aachen)

     

  3. Das "Tor des Königs" (port du Roi) mit einem imposanten Fallgitter versehen, öffnet sich zu einem zweiten,  fachwerkgesäumten Platz. Dieses Tor wurde wahrscheinlich auf Betreiben des Abts von Mont Saint Michel, Robert Jolivet, errichtet, bevor er 1420 zu den Engländern überlief. Vor dem Tor befand sich ein Graben, der nur über eine Zugbrücke zu überqueren war. Das Tor war mit einer Falltür verschließbar, die noch heute - zwar stark verrottet - existiert. Sie ist aber nicht mehr in Betrieb. Zu beiden Seiten des Tores standen zwei Türme, von denen einer noch zu sehen ist,  während das andere beim Bau des Hotels "de la Mere Poulard" zerstört wurde. 

    Die Wohnung des Wächters, der das Tor bewachte, ist Namensgeber für das Tor des Königs. Heute sind die Räume, die sich oberhalb des Stadttores befinden, Sitz der Stadtverwaltung von Mont-Saint-Michel.

            Das Tor des Königs mit einer Zugbrücke



                 Das Hotel "de la Mere Poulard"  
Die berühmte französische Köchin Mere Poulard gründete 1888 ihr Gasthaus auf dem Mont-Saint-Michel und kreierte zahlreiche Rezepte, die in ganz Frankreich berühmt wurden.

Datei: Mont-Saint-Michel, gate and bridge.jpg
Autor: Vi..Cult..
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Datei:  LaMerePoulardMontSaint-MichelNormandy.jpg
Autor:  ugo3ugo32001 aus 
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Das berühmte Restaurant und Hotel "La Mère Poulard" auf dem Mont Saint Michel stammt aus dem Jahr 1888 und ist berühmt für seine Spezialitäten: mehrere Zentimeter dicke, große Omelettes, welche in handgehämmerte Kupferkessel hergestellt und über offenes Holzkohle-Feuer gebraten wurden. Die Omelettes des La Mère Poulard ähneln eher einem Soufflé als einem traditionellen Omelette. Das Hotel besitzt 27 Zimmer, in denen schon Könige, Präsidenten und berühmte Filmschauspieler beherbergt wurden. Das Hotel ist für seine Wand mit Autogrammen von mehr als einem Jahrhundert mit den Unterschriften berühmter Gäste wie Ernest Hemingway und Yes Saint-Laurent bekannt.

  Tor des Königs - mit Wappen des Königs

Interessanterweise besitzt das Tor von außen zwei Eingänge, eine für Wagen und eine für Fußgänger - von der Stadtseite aus war aber nur eine Öffnung vorgesehen.

Rechts neben dem "Fußgängertor" steht einer der beiden noch erhaltenen Türme.

Bild:       Mont Saint-Michel 03.jpg
(Bild bearbeitet von Nefershapiland)
Autor:   
Nono vlf in Wikimedia Commons
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Früher bestanden die Häuser des alten Dorfes Mont-Saint-Michel hauptsächlich aus Holzhäusern. Zum größten Teil wurde diese später während der Belle Epoque abgerissen, um moderneren Gebäuden Platz zu machen. Jedoch wurde die Anordnung und der Aufbau des alten Stadtkernes beibehalten. 

Wenn man das "Tor des Königs" durchquert hat, erreicht man schließlich die Hauptstraße ("Grande-Rue"). Das "Haus der Arcade" (Maison de l'Arcade) befindet sich rechterhand auf einem Vorsprung, der sich an die Bastion zu klammern scheint und diente den Soldaten des Abts als Unterkunft. Heute wird es als Rathaus genutzt. Gleich neben dem Arkadenhaus führt eine Treppe auf die höher gelegenen Außenanlagen des Inselberges und man wird mit einer phantastischen Sicht über die Ostseite der Buch belohnt. 

                Haus der Artischocken

Im 16. Jahrhundert wurde der Baugrund für Wohnfläche von Häusern knapp, vor allem in der Nähe der Hauptstraße. 

Der Besitzer von "Lycorne" baute deshalb ein kleines Gebäude quer über die Straße: "das Haus der Artischocken ("Maison des Antichauts"). Benannt wurde das Haus nach der Rosette, die seine Oberlichter bilden. 

(Bild: Nefershapiland))

 

         Links das "Haus der Arkade"
 - davor die Treppe, welche auf die oberen 
    Außenanlagen des Inselberges führt -

             (Bild: Brigitte Kottlewski)

                Blick auf die "Grande Rue" - die Hauptstraße - 
Gleich neben dem "Arkadenhaus" (links)  führt eine Treppe auf den höher gelegenen ehemaligen Wehrgang des Inselberges und man wird mit einer phantastischen Sicht über die Ostseite der Buch belohnt. 
                             (Bild:
Brigitte Kottlewski)

Ein weiteres antikes Haus ist das Geschäft des weißen Hammels (Magazin du Mouton Blanc). Man findet es genau gegenüber dem gleichnamigen Hotel. Früher beherbergte es die alte Backstube des Lehnherrn.

Eine einzige Straße Grande Rue führt durch den gesamten Ort, die vom Strand aus bis zum Kloster, an der Süd-Ostseite des Berges hinaufführt. Die Straße ist im Gegensatz zum Namen aber nicht groß, sondern ist durch die mittelalterlichen, eng stehenden Fachwerkhäuser teilweise nur 1,5 bis 2,5 Meter breit. Da sich hier viele Andenkenläden befinden, staut sich der Fußgängerstrom stark und man kommt schlecht vorwärts. Man kann den Stau umgehen, wenn man direkt gegenüber der Post den Aufgang zur Stadtmauer wählt, auf der man ungehindert und mit traumhaften Ausblicken auch nach oben steigen kann.

Stadtansichten Mont-Saint-Michel - untere Hauptstraße
(Bilder: Nefershapiland und Andre Kottlewski)

Es folgen in der Grande Rue längs der Straße Hotels, Restaurants und 25 Souvenirläden dicht aufeinander. 
                                                                (Bilder:
Brigitte Kottlewski)

In den Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert befinden sich heute Restaurants und Souvenirläden anstatt der früheren Antiquitäten- und Devotionalien-Läden (Heiligengegenstände wie Kreuze, Kruzifixe, Rosenkränze, Heiligenfiguren, Ikonen und Andachtsbilder). In den Souvenirläden findet sich heute aber zumeist nur noch Plastikschnickschnack.

       Das Hotel und Restaurant "La Vieille Auberge"
Ein Fachwerkbau aus dem 15. Jhd mit den Annehmlichkeiten eines modernen Hotels mit 11 Zimmern, Terrasse und teilweise Meersicht.
                         (Bild: Brigitte Kottlewski)

              Die Grande Rue - Hauptstraße St. Michels
          - Besucherandrang in den engen Gassen - 


                             (Bild:
Brigitte Kottlewski)

 

Giebelfront des Hotels "La Vieille Auberge"
(Bild:
Brigitte Kottlewski)

Giebelfront der Post von Mont Saint Michel
                  (Bild:
Brigitte Kottlewski)

Empfehlenswert ist ein Besuch des Meeresmuseums in der Grande Rue auf der rechten Seite. In diesem wohl interessantesten Museum der Felseninsel wird das Phänomen der Gezeiten erklärt wie auch die unaufhaltsame Versandung des Mont Saint-Michel.

 Geschichtliches Museum Mont Saint-Michel

Das Anwachsen des Tourismus und die damit verbundene Faszination durch die Vergangenheit von Mont Saint-Michel, die jedes Jahr Scharen von Besuchern hierher locken, haben zum Ende des 19. Jahrhunderts einen Geschäftsmann dazu gebracht, ein "geschichtliches Museum" im kommerziellen Charakter zu eröffnen. 

Im Besitz des Museums befinden sich eine Wachsfigurensammlung zur Geschichte der Abtei, eine Sammlung mittelalterlicher Rüstungen (siehe Bild) und Waffen sowie eine Muschelsammlung.

(Bild: Nefershapiland)

Weiter oben geht die gepflasterte Straße in Treppen über. Auf der linken Seite erhebt sich die Pfarrkirche, die dem Heiligen Petrus geweiht ist und im 15./16. Jahrhundert errichtet wurde. Ein kleines Stück weiter oben befindet sich, ein Stück zurückversetzt, das "Haus der Tiphaine", welches ebenfalls heute ein Museum ist.

Haus der Tipphaine: 1357 wurde Bertrand du Guesclin (ein bedeutender bretonischer Connétable von Frankreich), der erfolgreich die Verteidigung der Stadt Rennes gegen die englischen Truppen leitete als Dank für seine Treue von Karl von Blois zum Kommandanten von Pontorson und Mont Saint-Michel ernannt.

Seine 1. Gattin Tiphaine Raguenel lebte im "Haus der Tiphaine" in Mont Saint-Michel und füllte ihre Zeit mit dem Studium der Astrologie aus und widmete sich karitativen Tätigkeiten. Bertrand du Guesclin selber war zumeist auf Feldzügen. Tiphaine Raguenel hatte den Ruf einer gelehrten Frau. Eine besondere Leidenschaft verband sie mit der Astrologie. Im Jahre 1359 sagte sie ihrem Gatten den Sieg gegen Thomas von Canterbury vorher und danach andere Ergebnisse seiner Schlachten.

Tiphaine Raguenel soll hier in dem Haus gelebt haben und sich neben der Astrologie caritativen Tätigkeiten gewidmet haben. Hoch oben an der Nordwand befindet sich das Wappen der Guesclin - der zweiköpfige Adler.

Das "Haus der Tiphaine" wird heute als Museum für Stilmöbel, Gemälde, Wandteppiche genutzt, welche Pilger dem Kloster zum Geschenk gemacht hatten.  Dieses Haus ist trotz der an ihm vorgenommenen Restaurationsarbeiten eines der wenigen alten Steinhäuser.

Bild:     Face est du logis Tiphaine Raguenel.jpg
Autor:  EdouardHue
Lizenz:  CC BY-SA 3.0
Bild:     Armoiries des Bertrand du Guesclin sur logis de Tiphaine Raguenel
Autor:  EdouardHue
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Die Baumeister des Mittelalters legten die Gebäude schneckenförmig um den Granitfelsen der Insel an, weil sie die Pyramidenform des Bergs berücksichtigen mussten.

Die Pfarrkirche:

Die Pfarrkirche von Mont Saint Michel ist dem Heiligen Petrus geweiht und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie nimmt den Platz eines alten Wallfahrtsortes ein, der evtl. aus einer Zeit stammt, in der noch der Heilige Michael verehrt wurde. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut, u. a. in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erweitert und aufgestockt. Die Ausstattung der Pfarrkirche besteht zum größten Teil aus Stücken, die aus dem Klosterkomplex ausgemustert wurden. Das Dach der Kirche ist mit Schiefer gedeckt. Eine Erweiterung aus dem 16. Jahrhundert mutet etwas merkwürdig an, denn es besteht aus einem Gewölbe, das sich über einer Gasse befindet.

                    Außenansicht der Pfarrkirche des Heiligen Petrus
An den Außenwänden befindet sich eine Statue mit der Madonna mit dem hl. Kind aus dem 16. Jahrhundert
.          (Bild: Andre Kottlewski)

     Silberstatue des Heiligen Michael, 
        der den Drachen zu Boden wirft
                     (Bild:
Brigitte Kottlewski)

Die Pfarrkirche wurde am Ende des 19. Jahrhunderts Ziel unzähliger Pilger als Folge der endgültigen Entweihung der großen Abteikirche in dieser Zeit. Eine kleine 1877 feierlich gekrönte Silberstatue des Heiligen Michaels ist im Inneren der kleinen Kirche zu sehen, welche die innige Verehrung dieses Heiligtums in der Zeit des Nationalismus nach dem Krieg von 1870 zeigt. Die zahlreichen Votivgaben an den Wänden sind oft militärischen Ursprungs und wurden dem Heiligen Schutzpatron der Streitkräfte entgegengebracht. Schwere, damastene Pilgerfahnen, die von den Bruderschaften von Gläubigen dargeboten wurden, schmücken Empore und Seitenwände. 

Besonders hervorzuheben sind an Sehenswürdigkeiten das Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert, die Statue mit der Madonna und dem Kind aus dem 15. Jahrhundert und ein Kruzifix aus dem 18. Jahrhundert, sowie eine weitere Statue, welche die Heilige Anna aus dem 16. Jahrhundert zeigt.

Innenansicht des Chors der Pfarrkirche des Heiligen Petrus auf Mont Saint Michel
(Bild: Andre Kottlewski)

 

     Friedhof Mont Saint Michel
Ein kleiner Friedhof des Dorfes grenzt an die Pfarrkirche an. 

Hier ( x ) wurde am 7. Mai 1931 "Mére Poulard" begraben. Auf einem Grabstein ist zu lesen: 

"Hier ruhen Victor und Anne Poulard, treue Eheleute und gute Gastwirte. Auf dass der Herr sie genauso aufnehmen möge wie sie ihre Gäste aufnahmen".
Bild:    Cimetière communal
Autor: 
EdouardHue
Lizenz:
CC BY-SA 3.0

 

Die Abteikirche:

Die Abteikirche auf dem Gipfel ruht auf Krypten, welche eine Plattform bilden, die das Gewicht einer 80 m langen Kirche tragen. In ganz Europa entwickelte sich zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein neuer architektonischer Stil, der hauptsächlich klösterlich war und durch große Kirchen charakterisiert war. Diese Kirchen wiesen Gewölbe aus Stein und Grundrisse in Form eines Kreuzes auf.  

         Plan der oberen Ebene Mont-Saint-Michel
 - Abteikirche, Kreuzgang und Refektorium m. Küche -

Die Klosterbauten auf dem Mont-Saint-Michel, die in Stilformen der Romantik, der Gotik und des Klassizismus errichtet wurden, bezeichnete man bereits im Mittelalter als "merveile" (Wundere) bezeichnet. 

Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass man auf der Spitze des Berges von Mont Saint-Michel einen derart gewaltigen Gebäudekomplex in drei Ebenen planen und errichten konnte.

Dieses Bild wurde von seinem Autor Emdx gemeinfrei gestellt - bearbeitet von Nefershapiland.

Man verwendete für nahezu alle Bauten auf dem Klosterberg von Mont Saint Michel Granit, den man auf kleineren benachbarten Felseninseln (Chausey-Inseln) brach, grob bearbeitete und mittels Flößen, Booten und Lastkrähnen herbeischaffte. Die Feinarbeiten wurden dann vor Ort erledigt. Es ließen sich jedoch aus den äußerst wetterbeständigen Granit keine feingearbeiteten Skulpturen herstellen, was dazu führte, dass es dem gesamten Bau an bildhaftem Schmuck fehlte, abgesehen von einigen vor salzhaltigem Regen und Wind geschützten Bauteilen im Chor der Abteikirche sowie im Kreuzgang. Sie sind aus dem leichteren und feiner zu bearbeiteten Kalkstein gefertigt, der allerdings aus größerer Entfernung herbeitransportiert werden musste

Das Hauptproblem bei dem Bau war jedoch technischer Art, denn auf dem Granitkegel von Mont-Saint-Michel gab es keine genügend große horizontale Oberfläche, die den Bau eines 70 Meter langen Gebäudes zugelassen hätte. Aus diesem Grund entschieden sich die Architekten dafür, die Kirche auf dem Gipfel des Berges zu errichten und rings um dieses Zentrum eine Reihe von Krypten anzuordnen, die seine Höhe erreichten und so dem Chor und den Armen des Transepts als Fundament dienen  könnten. Das Langhaus wurde wohl aus statischen Gründen nur mit einem einfachen hölzernen Gebälk ausgestaltet (das heutige hölzerne Gewölbe stammt aus dem 19. Jahrhundert). der Chor und das Querhaus des romanischen Baues wurden durch steinerne Tonnengewölbe architektonisch hervorgehoben, während die Seitenschiffe durchgängig Kreuzgratgewölbe hatten.

Der dominierende Vierungsturm (Laternenturm), der evtl. ursprünglich zum Kircheninnern hin offen war, stürzte schon 20 Jahre nach ihrer Vollendung zusammen und wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts vollständig neu aufgebaut.

Zwischen den beiden Seiten des Kirchenschiffes bestehen erhebliche Unterschiede. Bei der Untersuchung der Unterschiede auf den beiden Mauern entdeckte man, dass es sich um vollkommen unterschiedliche architektonische Konzeptionen handelte. Im 11. Jahrhundert war die Technik noch etwas unausgereift und roh. Die Joche auf der Südseite erscheinen leichter, obwohl sie aus früherer Zeit stammten und  werden jeweils von einem großen, bis über die oberen Fenster geführten Blendbogen eingefasst, während die Laibungen der Fensterwölbungen im Obergaden auf der Nordseite abgeschrägt sind. 

Nördlich Wand  des Mittelschiffs aus dem 12. Jahrhundert
                   (Bild
Brigitte Kottlewski)
                Spätgotischer Chor der Abteikirche
                       (Bild Brigitte Kottlewski )

Die Bögen der großen Arkaden auf der Nordseite bestehen aus Mauerwerk, das trocken zwischen zwei Verkleidungen aus Hausteinen eingeschlossen wurde. Dieses Mauerwerk setzte sich unter der Last nach und nach, so dass die der Seitenschiffe nun sogar wie die Henkel eines Korbes aussehen. Bei dem Neubau der Nordseite im 12. Jahrhundert hatte die Technik schon erhebliche Fortschritte gemacht, denn die Bögen bestanden aus Lagen von Hausteinen und können daher nicht zusammenbrechen, wie es bei der Mörtelkonstruktion des 11. Jahrhunderts geschehen ist.

Es ist nicht mehr zu ermitteln, ob der romanische Chor im 15. Jahrhundert Bauschäden zeigte, oder evtl. durch einen Neubau (1446-1521) im spätgotischen Stil ersetzt wurde. Er besteht im Inneren aus hellem Kalkstein- außen aus Granit und  gehört mit seinem durchlichteten Triforium (Gang in der Hochwand von spätromanischen, vor allem aber gotischen Basiliken, der nur zum Mittelschiff hin geöffnet ist) zu den schönsten der Normandie.

Der lichtdurchflutete Chor der Abteikirche


- Bild Nefershapiland -

                 Das Romanisches Mittelschiff der Abtei
- die auf der darunterliegenden Kirche von "Notre-Dame sous Terre " aufliegt -
                   -   Bild: Brigitte Kottlewski  -

Die zweitürmige Westfassade zeigt nach eine Blitzeinschlag im Jahre 1776, evtl. auch schon früher, Risse und man riss die drei westlichen Langhausjoche mitsamt der Zweiturmfassade nieder und baute es auch nicht wieder auf. Über das mittelalterliche Aussehen der Westfassade ist nur wenig bekannt. Die Kirche wurde stattdessen im Westen mit einer turmlosen und streng wirkenden Fassade im klassizistischen Stil geschlossen. Damit ist der Vorplatz der Abteikirche um das Doppelte größer als im Mittelalter.

Geschichte der Abteikirche:

Der Erzengel Michael soll einer Legende aus dem 10. Jahrhundert zufolge, hier im Jahre 708 n. Chr. dem Heiligen Aubert, Bischof von Avranches, in einem Traum auf dem Gipfel des Berges erschienen sein mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Trotz mehrfach wiederholten Aufforderungen durch den Engel blieb der Bischof misstrauisch und folgte dieser Aufforderung nicht, bis ihm der Erzengel Michael mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte. (In der Kirche St-Gervais in Avranches wird der Schädel des Bischofs mit dem Loch aufbewahrt. Es dürfte sich allerdings dabei wohl um einen trepanierten Schädel aus dem Mittelalter handeln.) In der Zeit von 708 - 709 errichtete der Heilige Aubert dann ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael. 

Der Heilige Aubert, Bischof von Avranches im 8. Jahrhundert, sah im Traum den Erzengel Michael, der ihm auftrug ein Heiligtum auf dem Felsen zu errichten.
Bild:    Normandie Manche Mont3 tango7174.jgp
Autor: Tango71 74
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Dieses erste Heiligtum wurde in Form einer Grotte erbaut, ahmte somit der Höhle nach, in welcher der Heilige Michael in einer früheren Legende einem anderen Bischof auf dem Mont Gargano, der Ferse des italienischen Stiefels, erschien und ebenfalls die Errichtung einer Kirche verlangte. Was nun noch fehlte waren die Reliquien. Bischof Aubert sandte zwei Boten zum Monte Gargano, dem bedeutendsten Michaelis-Kloster in Italien, um die notwendigen Reliquien für die neue Kirche zu erhalten. Denn was nützte das schönste Heiligtum, wenn keine Pilger kamen. Die Italiener waren bereit ihre Schätze zu teilen - eine Marmorplatte mit dem Fußabdruck des Erzengels und einen Schleier, den dieser bei einem Besuch auf Erden zurückgelassen haben sollte - und so konnten sich die Boten des Bischofs Aubert mit je einem Stück der Reliquien auf den Rückweg machen. 

Der Heilige Aubert vertraute das von ihm geschaffene Oratorium einer Gemeinschaft von 12 "Kanonikern" an, von der man heute fast nichts mehr weiß und vermachte dem neugegründeten Kloster Ländereien, die seinen Unterhalt garantierten. Nur ein im Jahre 860 auf der Durchreise befindlicher Pilger berichtet von den "Kanonikern" in seinen Erzählungen. Bischof Aubert starb etwa 725 hochgeachtet und wurde auf dem Mont Saint-Michel in seiner Kirche bestattet. Im Jahre 1856 wurden seine Gebeine nach Avranches überführt.

Im Jahre 966 verjagte der Normannenherzog Richard I., (genannt "Ohnefurcht"; 935-996 - der 1. Herzog der Normandie), ein Sohn von  Herzogs Wilhelm "Langschwert", die Gemeinschaft der Kanoniker, die seit dem 8. Jahrhundert auf dem Berg lebte. Richard I. warf den Kanonikern vor, sie seinen zu weltlich gesinnt und frönten der Unsittlichkeit und Völlerei. In Wirklichkeit bereiteten ihm wohl die Verbindungen Sorge, die zwischen den Kanonikern und den Bretonen bestanden. Schließlich lag Mont-Saint-Michel an der Grenze zur Bretagne und dem Herzog war es wichtig, sich auf den Abt des Klosters verlassen zu können. Er siedelte 12 fromme, gottesfürchtige Mönche aus Saint Wandrille an, welche von dem Abt Maynard geführt wurden, die dem Orden des "Heiligen Benedikt" folgten. Später erhöhte sich die Zahl der Mönche auf 30. Diese erhielten den Auftrag, aus dem Berg eine große Benediktiner-Abtei zu machen. 

Diese karolingische Kirche ist das älteste in Mont-Saint-Michel erhaltene Bauwerk. Diese Kirche wurde später überbaut, die Fenster endgültig zugemauert und trägt deshalb heute den Namen "Notre-Dame-Sous-Terre" (Heilige Mutter Gottes unter der Erde").

Sie wurde später in das Fundament der romanischen Abteikirche eingeschlossen. Es ist auch nicht bekannt, weshalb diese Kirche zwei Kirchenschiffe besitzt. Die Bogen aus Ziegelsteinen lassen vermuten, dass man sich bei der Errichtung nach gallisch-romanischen Bauwerken richtete, die es im 10. Jahrhundert zwar nicht in Mont Saint-Michel, jedoch aber in der Umgebung gab. 

Das statische Nebeneinander der beiden Kirchenschiffe mit ihren Apsiden erinnert an die antike römische Architektur. Im 11. Jahrhundert wurde diese Kirche "Notre-Dame-Sous-Terre" in das romanische Kirchenschiff eingefügt. 

 

Bild:      Notre dame sous terre-Mont-Saint-Michel
Autor:   Crochet.david
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Die Mönche vom Orden des "Heiligen Benedikt" sahen es als ihren Lebenszweck an, das Lob des Herrn zu besingen und mit der Liturgie das Gelobten Land vorwegzunehmen. Um diese Aufgabe zu meistern, verrichteten die Mönche acht Gottesdienste am Tag. In der übrigen Zeit mussten sie arbeiten und den materiellen Pflichten des täglichen Lebens nachkommen. Es wurde großen Wert auf die Aufnahme von Gästen gelegt, ohne dass dabei aber die Benediktiner-Klöster in Gasthöfe verwandelt worden wären. Dieses führte wohl auch dazu, dass die Bedeutung von Mont Saint-Michel als Pilgerstätte wuchs - dennoch blieb die Anzahl der Mönche, die hier lebten, immer recht klein - sie zählten nie mehr als 60. 

Ende des 10. Jahrhunderts ging es nun bergauf mit dem Kloster auf dem Mont Saint-Michel. Um das Jahr 996 wurde hier die Hochzeit zwischen dem normannischen Herzog Richard II. (genannt "der Gute") - der seinem Vater Richard I. als Herzog der Normandie nachfolgte und Judith de Bretagne ( gest. 1017 - Tochter des Herzogs Conan I. der Bretagne) gefeiert. 

Schon in den frühen Jahren der "Benediktinerzeit" kamen Heerscharen von Pilgern auf den Berg und finanzierten mit ihren Spenden den Ausbau der Klosteranlagen und sicherten mit ihrer Bezahlung für die Unterkünfte und die Verpflegung den Wohlstand der Abtei. Eine kleine Stadt entstand unterhalb des Klosters mit Herbergen, Geschäften und Gaststädten, welche alles führten, was das Herz der Pilger begehrte. Dieser Pilgerfahrten und das Ansehen der benediktinischen Gemeinschaft machten nun eine Kirche notwendig, die hier auf dem Berg stand und wie die bedeutendsten Abteikirchen in dem zu der Zeit neuen romanischen Stil erbaut werden sollte.

Die  Mönche des Benediktinerklosters begannen 1017 damit den Bau einer Kirche mit sieben Jochen zu planen, von dem Teile heute noch existieren, der über 500 Jahre andauerte und auch während des 100jährigen Krieges nicht unterbrochen wurde. Richard II. stellte die finanziellen Mittel für dieses gigantische Unternehmen zur Verfügung. Man gestaltete in dieser Zeit den Berg und die Abtei zu einem Festungsbauwerk um, welches auch den protestantischen Angriffen während des Hugenottenkrieges standhielt. Die Arbeiten an der heute nur noch 4-jochigen Kirche (ursprünglich 7-jochig) wurden im Jahre 1023 begonnen und im Jahre 1084 war die frühromanische Kirche mit ihrem 3-geschossigen Wandaufriss (Arkaden, Emporen und Fenstern) fertiggestellt. Von den Jochen, die das Schiff der Abteikirche ursprünglich zählte, waren vier - drei von ihnen gibt es nicht mehr - auf die alte karolingische Kirche von "Notre Dame sous Terre" gesetzt. Trotz dieser Schwierigkeit plante der Architekt eine Erhöhung auf drei Ebenen ein, die vergleichbar war mit den größten Kirchen der Normandie in der damaligen Zeit. 

Das Querschiff der Abteikirche wurde vor dem Hauptschiff errichtet und geht auf die Jahre zwischen 1030 und 1048 zurück. Seine Vierung ist zusammen mit den sich in der Nähe des Schiffes befindenden Jochen der einzige Teil des Bauwerks, der direkt auf dem Felsen steht. Die ursprüngliche Felsspitze liegt genau unter der Vierung und deshalb mussten das Lang- und Querschiff durch drei Krypten untermauert werden. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Vierung mit dem Jochen von ganz unten bis hin zu ihrer Spitze neu aufgebaut, weil sie von dem Gewicht eines allzu mächtigen Campanile (Glockenturm) erdrückt wurde. 

Die beiden Arme des Querschiffes sind im oberen Geschoss mit rundbogigen Tonnengewölben bedeckt. Hier handelt es sich offenbar um den ersten Versuch des Mittelalters, solch große Flächen mit Steinen zu bedecken. Im 13. Jahrhundert wurde die Futtermauer des nördlichen Arms, die dem Komplex des "Merveile" Platz machen musste, mit einem großen gotischen  Fenster wieder aufgebaut.

Im Norden und im Süden wurden die beiden Arme des Querhauses auf Krypten unterirdische Kellergewölbe) gebaut. Der südliche, dem "Heiligen Martin" geweihte, ist noch intakt. 

   Krypta von Notre Dame des Trentes Cierges
     - Krypta der lieben Frau von 30 Kerzen -

Bedeutung: 
Während des Baus der Krypta waren 30 Mönche
 auf dem Berg. Die Krypta trägt den nördlichen Arm des Querschiffes.

 


Notre dame des trente cierges - Mont-Saint-Michel
Autor     Crochet.david (d)

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Im Norden wurde die "Krypta Notre Dame des Trente Cierges" - "Kapelle Unserer Lieben Frau von dreißig Kerzen" -  ( 16 - Plan mittleres Niveau)  im Laufe des 13. Jahrhunderts leicht verändert. Sie ist im zweiten Viertel des 11. Jahrhunderts entworfen worden, um das nördliche Querschiff der Abteikirche zu tragen. Ihr Ursprung, ihre Lage, ihre Aufgabe und ihr Stil schließen sich der südlichen Krypta Saint Martin an. Indessen ist Notre Dame des Trente Cierges seit Errichtung der "Merveille" immer wieder umgearbeitet worden: die alten Kreuzgratgewölbe sind erhalten geblieben, aber die nördliche Mauer ist verändert worden. Der Gurtbogen, der das Gewölbe dieses Oratoriums verstärkt, bewahrt auch heute noch Fragmente der gemalten Verzierung, die ins 12. und 13. Jahrhundert zurückreichen. In dieser Kapelle ist ebenfalls noch eine Jungfrau mit Kind aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben, die aus der normannischen Abtei von Hambye stammt und auch sie zeigt Überreste der Vielfarbigkeit.

  Buchmalerei aus dem 15. Jahrhundert

Diese Buchmalerei mit der Darstellung des Mont-Saint-Michel bei Ebbe ist ein Werk aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry (ein berühmteste illustrierte Manuskript  des 15. Jahrhunderts mit 208 Blättern).  Zu sehen ist noch der Mitte des 15. Jahrhunderts abgerissene romanische Chor der Abteikirche sowie die beiden im 18. Jahrhundert zerstörten Westtürme, deren Brüstungen darauf schließen lassen ,dass sie als Wachtürme geplant waren und wohl auch genutzt wurden. Der Erzengel Michael kämpft über der Brüstung mit Schwert und Stab gegen einen Lindwurm mit Fledermausflügel.

(Dieses Bild der Brüder von Limburg ist eine originalgetreue fotografische Reproduktion eines zweidimensionalen Kunstwerks und ist aus folgendem Grund gemeinfreiDie urheberrechtliche Schutzfrist ist abgelaufen.)

 

Die Abtei von Mont-Saint-Michel stand Anfang des 13. Jahrhunderts während der Auseinandersetzung des französischen Königs Philipp Auguste mit dem englischen König John ohne Land (dem jüngsten Sohn König Heinrichs II. und Bruder von Richard I.), der seinem Bruder Richard Löwenherz auf dem Thron folgte, auf Seiten des englischen Königs. Vergeblich wurde die Insel Mont-Saint-Michel von den Franzosen belagert. Es gelang ihnen aber, das Dorf unterhalb der Abtei in Brand zu setzten, was dazu führte, dass das Feuer schließlich auf die Abtei übergriff. Es scheinen schwere Schäden entstanden zu sein, besonders auf der Nordseite, wo ein großes Gebäude, das im Jahrhundert davor von dem Abt Roger II. erbaut worden ist, den Flammen zum Opfer fiel. Das Fehlen von den nötigen Geldmitteln und die Zwietracht, die zwischen den Mönchen und ihrem Abt Jourdain herrschten, verzögerten die Wiederaufbauarbeiten erheblich. Erst nach Ende der Auseinandersetzungen des französischen Königs Phillip Auguste mit seinem englischen Widersacher Johan ohne Land, währenddessen Phillip diesem die französischen Besitzungen in Frankreich abgerungen hatte, stiftete Phillip eine große Summe als Wiedergutmachung dafür, dass seine Soldaten große Teile der Bauten auf dem Mont-Saint-Michel durch Feuer zerstört hatten. Im darauffolgenden Jahr verschwand der Abt Jourdain und sein Nachfolger Raoul des Isles, konnte auf den noch von dem Brand 1204 verbliebenden Mauern den Bau eines neuen Klosters beginnen. 

Neue Konstruktionsverfahren, die in mehr als einem halben Jahrhundert erprobt wurden, erlaubten nun kühne architektonische Konstruktionen und in kaum mehr als 17 Jahren - von 1211 bis 1228 - wurden zwei der drei geplanten Bauten fertiggestellt. Allerdings musste nun aufgrund der geographischen Gegebenheiten in die Höhe gebaut werden, denn das Granitplateau war in der Breite begrenzt. Die hier entstandene, oft eingestürzte, dreistöckige Kirche wurde auch als "La Merveile" ("Das Wunder") bezeichnet. Ebenfalls in dieser Zeit entstanden sind der Rittersaal, das Refektorium und der Kreuzgang mit seinen 220 Säulen. 

Der Mont Saint-Michel wurde im 100jährigen Krieg (1337 - 1453) auch ein Beispiel militärischer Architektur und galt als uneinnehmbare Verteidigungsanlage. Seine Wälle und Befestigungen trotzten jedem englischem Ansturm und verliehen dem Berg Symbolwert für die nationale Identität. Aber in dieser Zeit begann das Interesse der Äbte von Mont-Saint-Michel sich mehr den weltlichen als den geistigen Dingen zuzuwenden. Als Tatsache hierfür kann man den Abbruch der Bauarbeiten am geplanten "Kapitelsaal" und dafür den Beginn an den Wohnräumen des Abtes ansehen. Am Ende des 14. Jahrhunderts wurden die in der Nähe des Wallfahrtortes gelegenen Verteidigungsanlagen erbaut. Aus dieser Zeit stammt der heutige Eingang in das Kloster. Vor dem "Wachsaal", neben der Treppe des "Abgrundes", deren Steilheit zum Verteidigungssystem gehört, sind die beiden Türme des "Chàtelet" mit seinen beeindruckenden Ausmaßen, deren Basen abwechselnd aus grauem und rosafarbenen Granit gebaut sind, Ausdruck einer Befestigungskunst, in der auch die Ästethik ihren Stellenwert hat. 

Aber mit der Schlacht von Azincourt, einer der zahlreichen Niederlagen, bei der es zu einem Massaker der französischen Kavallerie kam, nimmt der Krieg eine andere Wendung. Im Vertrag von Troyes wurde 1420 die Niederlage der Franzosen erklärt. Auch Mont-Saint-Michel wurde nicht von diesen tragischen Ereignissen verschont: Das Gewölbe des Abtei-Chores stürzte 1421 ein.

Solange der 100jährige Krieg anhielt, konnte niemand an den Wiederaufbau des 1421 eingestürzten Chores denken, erst nach dem Sieg konnte der Aufbau beginnen. Zu jener Zeit amtierte Guillaume d'Estouteville, der Bruder des Hauptmanns von Mont-Saint-Michel, als Abt auf dem Felsen. Er war auch Bischof von Rouen, liebte den Luxus und war zudem eng mit dem Papst verbunden. Ihm genügte es nicht, die großen Schäden an der Abteikirche, die nun schon 400 Jahre alt war, zu beheben. Eine vollkommen neue Kirche sollte errichtet werden. 25 Jahre nach dem Einsturz des Chors begann er mit mit dem Neubau im neugotischen Flamboyantstil, die erst 1521 vollendet werden konnte. 

Es wurden anstelle des romanischen Stützwerks drei neue Krypten errichtet. Die berühmteste dieser Krypten, die "Krypta der dicken Pfeiler " (10 mächtige Stützpfeiler mit einem Umfang von jeweils 5 Metern), tragen den neuen Chor. 1521 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Ein spätgotischer lichter Chor krönte nun das schlichte romanische Kirchenschiff. Auch der Zustand des Glockenturms war so bedrohlich, dass man ihn zwischen 1802 und 1897 vollständig neu aufbauen ließ. Es entstanden so der neuromanische Glockenturm und der neugotische Giebel.

Im Laufe der Französischen Revolution wurde der Mönchsorden aufgelöst und man erklärte den Kirchenbesitz zum Staatseigentum. Das Kloster von Mont-Saint-Michel diente schon im 15. Jahrhundert als Gefängnis und hatte den unheimlichen Namen "Bastille der Meere" und beherbergte die politischen Gefangenen des Monarchen, oft unter unmenschlichen Bedingungen. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Abtei 1793 abermals in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Die den zivilen Stand des Klerus verweigernden Priester waren die ersten Nachfolger derer, die mit dem Siegel des Königs versehenen Briefen eingesperrt oder verbannt worden waren. Danach waren die "Königstreuen" und die "Chouan" an der Reihe, auf die später dann die Republikaner und zuletzt die gewöhnlichen Verbrecher folgten.

Die Abtei von Mont Saint-Michel blieb bis 1863 ein Staatsgefängnis. Die Räume wurden in dieser Zeit mehrmals umgebaut, damit bis zu 600 Gefangene untergebracht werden konnten. Nach dem Brand, der 1834 die Abteikirche zerstörte, unternahm die Gefängnisverwaltung einige Restaurierungsarbeiten. Die Nutzung als Strafanstalt zog die Gebäude zwar stark in Mitleidenschaft, aber verhinderte durch die Restaurierungsarbeiten auch deren Zerstörung. 

Aber schon während die Abtei als Gefängnis genutzt wurde, formiert sich eine Bewegung zur Rettung des Mont Saint-Michel. Viele Prominente setzen sich für die Wiederherstellung des "architektonischen Schatzes von nationaler Bedeutung" ein. Einer davon war der bekannte Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885). Mit dem kaiserlichen Erlass Napoleon III. (1808-1873) wurde das Gefängnis 1863 geschlossen. In den 1870er Jahren werden die Abtei, die Befestigungsanlagen und der mittelalterliche Ort umfassend restauriert. Der französische Staat erklärt 1874 den Mont Saint-Michel zum "Monuments Historiques" (Nationales Denkmal - der höchsten Stufe des Denkmalschutzes in Frankreich). 

Im Jahre 1879 erfolgte die Fertigstellung des Damms, welcher den Mont Saint-Michel mit dem Festland verbindet. Diese "Landverbindung" leitete nun das Zeitalter des Tourismus ein. Für die Pilger des Mittelalters war es noch äußerst beschwerlich und auch gefährlich, den Mont Saint-Michel zu erreichen. Nunmehr können die Besucher mühelos die zum Mont-Saint-Michel gelangen und die Bauten besichtigen. 

Ab dem Jahr 1888 wurden abermals Restaurationsarbeiten durchgeführt, überall wurden Mauern verstärkt, Verputz und Dächer erneuerst. Diese ständigen Restaurationsarbeiten bewahrten die Abtei und die Bastionen vor dem endgültigen Verfall und verliehen dem Mont-Saint-Michel sein heutiges Aussehen.

Im Jahre 1939 verkehrte auf dem Damm neben der Straße noch eine Schmalspur-Dampfeisenbahn, deren Gleise aber 1933 wieder entfernt wurden. Seit 1966 - in diesem Jahr feierte man die Jahrtausendfeier der Benediktiner-Abtei des Berges gibt es wieder Ordensleute auf dem Mont-Saint-Michel, die in dem nach Süden gelegenen Abtei-Gebäude untergebracht wurden. Die gesamte Klosteranlage blieb jedoch in staatlicher Hand. Heute leben Brüder und Schwestern der "Gemeinschaft von Jerusalem" in dem Kloster.

Romanische Gebäude des Klosters:

Zu dem Kirchenbau kamen im 12. und 13. Jahrhundert weitere Klostergebäude im romanischen Stil hinzu. Der Felsen von Mont Saint Michel besitzt eine konische Form und da die Erbauer der Kirche daher einen Kranz von Krypten errichtet hatten, konnten auch die Klostergebäude keinen traditionellen Grundriss haben (Allgemein liegen diese Gebäude in allen anderen Klöstern rings um einen Kreuzgang, der sich in der Ecke zwischen dem Kirchschiff und dem Querschiff befindet). In Mont Saint Michel war dieses unmöglich, daher wurden die einzelnen Zimmern von den Bauherrn anstatt nebeneinander übereinander erbaut. 

Das größte Gebäude erstreckt sich über drei Ebenen und umfasst die wichtigsten Säle des Klosters: Der Schlafsaal der Mönche liegt im oberen Stockwerk, im mittleren Stockwerk befindet sich ein großer Raum, der heute den Namen "Wandelgang" trägt. Wahrscheinlich wurde dieser Raum zu verschiedenen Zwecken benutzt. Im Erdgeschoss befindet sich die Krypta des Adlers und der Saal des Kaplans, in dem die armen Leute beherbergt wurden, welche vom Abt unterstützt wurden.

              Fassade der romanischen Konventsgebäude
des 11. Jahrhundert, gesehen von den Gärten im Norden.


Nur noch zu Hälfte erhalten ist ein zweites Gebäude, dessen andere Hälfte im 18. Jahrhundert zerstört wurde (rechts). Die Reste des Gebäudes grenzen an das westl. Gebäude der "Merveille".

Bild:     Mont-Saint-Michel2008 PD97.JPG
Autor:  Kamel15
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CC BY-SA 3.0
               Bild: Andre Kottlewski

Dieser zerstöre Gebäudeflügel bestand ebenfalls aus drei Ebenen. Das Erdgeschoss war die seitliche Verlängerung der rechtwinkligen Krypta des Adlers. Ein nicht genauer bestimmbarer Raum (evtl. die Küche) führte in den Wandelgang. Über die Zimmer, welche sich im letzten Stockwerk dieses zerstörten Flügels befanden, wissen wir so gut wie nichts. 

Der heute noch zu sehende Teil des Gebäudes umfasst nur zwei Stockwerke: Ein kleines Zimmer, das mit dem "Schlafsaal der Mönche" direkt verbunden war, scheint die alte Krankenstube gewesen zu sein. Unter ihm müssen sich die Aborte befunden haben.

Der Eingang zur romanischen Abtei befand sich vom 11. bis hin zum 13. Jahrhundert an der nord-westlichen Ecke des Klostergebäudes, wo sich eine Art großer Hof befand, der heute verkleinert und verändert ist. Von diesem Hof aus kann man sowohl in den Saal des Kaplans als auch über eine Reihe von Treppen in die Abteikirche gelangen. Die Galerien und die Eingangstreppen in das Kloster lagen nach Westen hin, unter der Fassade der Kirche. Der östliche Teil des Klostergebäudes wie auch das Erdgeschoss des nördlichen Gebäudes müssen daher dem ersten Hof der anderen Abteien entsprechen, zu dem auch die Nichtgeistlichen Zutritt hatten. In den oberen Stockwerken des nördlichen Gebäudes, direkt über dem Saal des Kaplans,  befand sich der ausschließlich nur für die Mönche bestimmte Teil des Klosters.

Es war gar nicht so leicht, auf dem felsigen Hügel zu bauen, denn immer wieder stürzten Mauern ein und es kam zu Bränden im Ort, der hauptsächlich aus Holzhäusern bestand. Die Brände griffen auf die Klostergebäude über und beschädigten diese. Um beschädigte Gebäudeteile zu erneuern oder neue zu bauen waren die Äbte immer wieder gezwungen, neue Geldgeber zu finden. Der 1154 zum Abt von St. Michel gewählte Robert de Thorigny war ein kluger Mann, dessen politisches Geschick ihn zum Berater des normannischen Herzogs und englischen König Heinrich II. machte. Durch seine diplomatischen Verhandlungen kam es zu einem Treffen von Heinrich II. und dem französischen König Ludwig VII. auf dem Mont-Saint-Michel. Er half auch dabei, die Bibliothek der Abtei zu vergrößern und sie unter dem Namen „Cité des Livres“ (Stadt der Bücher), bekannt zu machen. Er starb im Jahre 1186 und sein Nachfolger übernahm eine sehr wohlhabende, einflussreiche Abtei, in der mehr als 60 Mönche lebten.

Das Gebäude der "Merveille"
 - ("das Wunder") -

Bei der Abtei von Mont Saint-Michel unterscheidet man zwei Teile: die romanischen Gebäude des Klosters, wo die Mönche lebten und dem zweigeteilten Gebäuden der "Merveille" - dem Wunder. Man unterscheidet das östliche und das westliche Gebäude der "Merveille". Der östliche Teil war der erste, der gebaut wurde (von 1211 bis 1218) und hat drei Räume:

  1. oben befindet sich das Refektorium der Mönche

  2. im mittleren Stockwerk der Gästesaal

  3. und darunter der Saal des Kaplans.

Der westliche Gebäudeteil wurde nach 7 Jahre errichtet, denn die Plastik in den oberen Geschossen ist mit ihren Kontrasten von Licht und Schatten sehr ausgeprägt. Es handelt sich hier um den typisch normannischen Einfluss, der sich erst von 1220 an geltend machte. Das Gebäude umfasst von oben nach unten:

  1. den Kreuzgang - ein Ort der Meditation mit Säulen aus rosa Granit.

  2. den Arbeitsraum - der gewöhnlich "Rittersaal" genannt wird,

  3. und den Keller, der auch als Vorratsraum oder Magazin genutzt wurde.

Die Schwierigkeiten, die eine solche Konstruktion auf einem Berghang mit sich bringt, konnte der Architekt mit Einfallsreichtum und dem Einsatz verschiedener Techniken überwinden. Topographische Bedingungen haben eine wichtige Rolle bei der Konstruktion des "Wunders" gespielt.

Der Bau der Merveille war 1228 abgeschlossen. Das dritte ursprünglich vorgesehene Gebäude wurde nie errichtet.

                                           Das westliche Gebäude der "Merveille" (das "Wunder")
Das im Westen gelegene Gebäude umfasst von oben nach unten den Kreuzgang, den Rittersaal mit seinem großen Fenster und dem Keller im Erdgeschoss, dessen Eingang über eine hohe Treppe betreten wird.
                           (Bild: Nefershapiland)               (Bild: Brigitte Kottlewski)

 

Der Raum namens "Belle Chaise"
- und weitere Gebäude im Südosten -

 

                  Belle Chaise

Noch im 11. Jahrhundert diente ein kleiner Raum am westl. Ende des Klosters als "Büroraum", in dem der Besitz der Abtei verwaltet wurde. Hier wurde auch im Namen des Abtes "Recht" gesprochen (Gericht gehalten). 

Im 13. Jahrh. hatte die weltliche Macht enorm an Bedeutung gewonnen, sowohl praktisch als auch im Denken der Gemeinschaft und des Abtes von Mont Saint-Michel. 1236 wurde Richard Turstin gewählter Abt der Abtei. Er ließ neben einer Verstärkung des Eingangs auch  unter dem Wachsaal ein neues Zimmer errichten, im dem das Offizialar seinen Sitz haben wollte. Dieser Raum ist als "Belle Chaise" bekannt, nachdem der Abt Pierre Le Roy (ein Abt des 14. Jhd) hier einen prunkvollen Stuhl (Belle Chaise) aufstellen ließ. 

 

Die Errichtung der "Belle Chaise" war der Anfang von zahlreichen Veränderungen und Baumaßnahmen bei denen später die Südfassade von Mont Saint-Michel vollkommen verändert wurde und damit ihr heutiges Aussehen erhielt. Dank der Großzügigkeit von Ludwig IX. ("der Heilige"), der 1254 auf Pilgerfahrt auf den Mont Saint-Michel kam, wurden die nördlichen Klippen befestigt und der Nordturm errichtet. 

Die beiden Türme des "Chàtelet" wurden ca. 1393 vom Abt Pierre Le Roy erbaut, ebenso der heutige Eingang und die "Wachstube" sowie die Treppe des "Abgrunds", deren Steilheit zum Verteidigungssystem gehört. Außerdem ließ Pierre Le Roy einen viereckigen Turm (franz.: "Tour-du-Bailly" genannt), der allgemein als "Turm Perrine" nach seinem Erbauer bekannt ist, errichten. Dieser diente damals für die Einquartierung der Garnison. Darüber hinaus ließ er noch seine eigenen Wohnräume errichten. 

                                                                   Die "Belle Chaise" und die Räume im Südosten
                                                                              (Bild: Andre Kottlewski)

Als klarer Bruch zwischen dem Abt und dem Rest der Gemeinschaft zeichnete sich der Bau seiner eigenen Wohnräume ab. Schon der berühmteste Abt von Mont Saint-Michel, Robert de Torigny, ließ seine eigenen Wohnräume in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im äußeren westlichen Teil des Klosters errichten. Es handelte sich bei den Wohnräumen aus dem 12. Jahrhunderst um zwei kleine Räume, in die man durch das Offizialat aus dem 11. Jahrhundert gelangte. Schon diese Räume bewiesen, dass sich das Leben der Klostergemeinschaft schon im 12. Jahrhundert grundlegend verändert hatte, denn bis zum Bau seiner eigenen Wohnräume hatte der Abt immer die Ordensregel des Heiligen Benedikt beachtet, nach der er den Schlafsaal der Mönche teilen musste. Der Neubau der Wohnräume des Abts durch Pierre Le Roy beweist nun klar die immer wichtiger werdenden administrativen Tätigkeiten bei der Ausübung der weltlichen Macht durch den Abt. Dieses führt den Beginn jener Bewegung fort, der unter Robert de Torigny begann und schließlich in der Errichtung riesiger Klosterwohnungen führte, die südlich die Abtei wie einen Kranz umgeben und später im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt fanden.

Heute werden diese Wohnräume teilweise von der Gemeinschaft der Mönche bewohnt, während die anderen Räume heute mit Ämtern belegt sind, die sich mit der Erhaltung historischer Baudenkmäler beschäftigen. Den Eingang zur Abtei befestigte er als Sicherung vor feindlichen Angriffen mit einer Mauer. 

                         Die "Belle-Chaise"
Hier befanden sich die Wohnräume des Abtes und die Räume in denen Recht gesprochen wurde.
                                     (Bild: Nefershapiland)

 

Rundgang für die Besucher:

Allein die Besichtigung der Abtei vermag dem Besucher von Mont Saint-Michel, und sei sie noch so kurz, in Staunen versetzten. Die alte Abtei auf dem Gipfel des Felsens ist jährlich Ziel von 650.000 Besuchern. Die Hälfte von ihnen kommt aus dem Ausland. Die Abtei ist von Mai bis August von 9 - 19 Uhr und von Sept. bis April von 9.30 - 18.00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt kostet 8,50 €. Im Sommer werden geführte Besichtigungen in 5 Sprachen (ca. 75 Min.) angeboten.

Vor dem Wachsaal, neben der großen Treppe des "Abgrundes" ("Grand Degre"), deren Steilheit zum Verteidigungssystem gehört, befinden sich die beiden Türme des "Chàtelet" (siehe Pfeil), deren Basen abwechselnd aus grauem und rosafarbenem Granit erbaut wurden, Teil einer Befestigungsanlage, in der auch die Ästhetik zum Ausdruck kam.

 



(Bild:
Andre Kottlewski)

 

Die "'Große Treppe des Abgrundes"

(Bild: Nefershapiland)

         Die beiden Türme des "Chátelet"
       - der heutige Eingang in die Abtei -
            (Bild:
Nefershapiland)

Unterhalb des "Chátelets" mit seinen beeindruckenden Ausmaßen gelangt man zu den im 13. Jahrhundert im Nordosten von Mont Saint Michel erbauten Befestigungsanlagen.

Blick bei Ebbe von den Befestigungslangen von Mont Saint Michel auf die endlose Sandwüste am Horizont.

                        (Bild: Nefershapiland)
        Blick auf die im Nordosten von Mont Saint Michel
         im 13. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlagen.

                    (Bild:
Andre Kottlewski)

 

      Plan des unteren Niveau

Der Besucher gelangt durch den Wachsaal (1) (dem früheren befestigten Eingang der Abtei) über die große innere Treppe, die "Grand Degre" (2), bis zu ihrem höchsten Punkt
empor bis zur Terrasse "Saut-Gautier" an der oberen Kirche. 

Auf der rechten Seite der Treppe befindet sich die Kirche und auf der linken Seite der Wohntrakt der Äbte, der im 14.-16. Jahrhundert erbaut wurde - beide über Stege miteinander verbunden.

 (Planzeichnung nach Emdx aus der fr. wikipedia. Bearbeitet von Nefershapiland- This image is in the public domain.)

Der Rundgang beginnt am Wachsaal ( 1 ), dem befestigten, heutigen östlichen Eingang in das Kloster, der aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammt. Der Wachsaal weist dieselbe Neigung wie der Berg auf und daher verlaufen der Fußboden und die spitzbogigen Kreuzgewölbe in verschiedenen Höhen. Er war ursprünglich rechteckig. Bei Restaurierungsarbeiten im 15. Jahrhundert verkürzte man ihn aber durch eine Mauer, die als Fundament für die gotische Apsis der Abteikirche diente.

Dieser Eingang war einst zum Meer hin offen, d. h. zur normannischen Küste von Genéts hin. Von hier aus kamen wahrscheinlich die meisten der Pilger und auch die größte Menge der Vorräte wurde von hier angeliefert. Nach der Errichtung der "Merveille" wurde dieser Eingang nach Südosten verlegt. 

Eine Tür im Osten führt in den Hof der "Merveille" und von hier aus gelangt man ins Kaplansamt. Auf der anderen Seite findet man den Anfang der großen "Inneren Treppe" ( 2 )

Die große "Innere Treppe" ist in Wirklichkeit eine innere Straße zum Kloster. Die "Innere Treppe" liegt eng eingeschlossen zwischen den Wohnräumen der Abtei im Süden und den Fundamenten der Abteikirche im Norden. Sie wurde im Mittelalter wie alle Zugänge zur Abtei stark verteidigt; noch heute kann man die beiden befestigten Plattformen bewundern. 

Die Autorin von Nefershapiland 
auf der der "'Große Innere Treppe".
(Bild: Brigitte Kottlewski)

                Oberer Teil der Inneren Treppe

                     (Bild:
Nefershapiland)

Die Plattform der Terrasse "Saut Gautier" wurde in den frühen Jahren des 16. Jahrhunderts von Guillaume de Lampen erbaut und war einst überdacht. Der Legende nach wurde die Terrasse nach dem verzweifelten Todessprung des Bildhauers Gautier, einem Gefangenen auf dem Mont-Saint-Michel, benannt. (Gautiers Sprung = Saut Gautier) Im Hintergrund der Terrasse befindet sich das Südportal der Abteikirche.

                       Das Süd-Portal der Abtei-Kirche,
       das sich zur Terrasse Saut-Gautier hin eröffnet.


    Die spätgotische Zisterne "Citerne de  l' Aumônerie",
Sie wurde zu Beginn des 16. Jahrh. neben einem inzwischen zerstörten Gebäude errichtet und wird an drei Seiten von Kleeblattbögen und einem mit Blattwerk verzierten Gesims geschmückt.

Bild:     Vue depuis le grand degré-Mont-Saint-Michel2009
Autor:  Crochet.david
Lizenz: CC BY-SA 3.0
                  (Bild: Nefershapiland)

Zwischen den Abt-Gebäuden und der Kirche führen 90 Stufen hinauf zur West-Terrasse. ( 3 ) Die Plattform entstand 1776 nach dem Abbruch der letzten drei Westjoche der Kirche nach einem Brand. Das Fehlen der finanziellen Mittel war der Hauptgrund für die zahlreichen Schäden, die an den Gebäuden der Abtei entstanden waren. Im Jahre 1776, als die Fassade und die drei ersten Joche des Kirchenschiffs einzustürzen drohte, bestand auch die Gefahr, dass dadurch die darunter liegenden romanischen Gebäude in Mitleidenschaft gezogen würden, entschloss man sich, die drohende Einsturzgefahr zu beheben und das halbe Kirchenschiff abzureißen. Man errichtete dann daraufhin eine neue Fassade. Aber die klassischen Proportionen können nicht die Tatsache verbergen, dass hier ein Kloster in Ungnade geraten war. Nach der französischen Revolution verließen die wenigen Mönche, die noch im Kloster verblieben waren, Mont-Saint-Michel.

    Die 1780 zurückversetzte heutige klassische Fassade 
der Kirche. Sie entstand auf die aufgemauerte neue "Westterrasse" ( 3 )



     Der neuromanische Glockenturm der Abtei
und die neugotische Turmspitze Der Zustand des Glockenturms war so bedrohlich, dass Victor Petitgrand sie zwischen 1802 und 1897 vollständig neu aufbauen ließ. Es entstanden so der neuromanische Glockenturm und der neugotische Giebel.
Bild:    Vue depuis le parvis de l'abatialle - Mont-Saint-Michel-2009
Autor: Chrochet david
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Dieses Bild wurde von seinem Autor Nilington als public domain erklärt.

Wenn man in Richtung Ozean blickt, erkennt man den Archipel der Chausey-Inseln, wo der Granit herkommt, aus dem die Abtei erbaut ist. Von der West-Terrasse aus hat man auch einen einzigartigen Blickpunkt auf die neugotische, 1897 erbaute Turmspitze des Glockenturms, über welche die St. Michaelis-Statue aus vergoldetem Kupfer hochragt.

Plan des oberen Niveau

Vom Kreuzgang ( 5 )aus gelangt man in die größeren Räume des Klosters: im Osten in das Refektorium ( 6 ) und in die Küchen, welche heute nicht mehr vorhanden sind. Im Süden führt eine Tür in die Abteikirche ( 4 ) und eine andere in den "Schlafsaal der Mönche" ( 7 ) und im Westen sollten die drei traditionellen Eingänge in den niemals gebauten Kapitelsaal führen. Nur der nördliche Teil des Ganges in Richtung Meer sieht keinerlei Durchgänge zu den anderen Räumen vor.

(Planzeichnung nach Emdx aus der fr. wikipedia. Bearbeitet von Nefershapiland- This image is in the public domain.)

Von der Westterrasse ( 3 ) aus betritt der Besucher die in den ersten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts errichtete Abteikirche ( 4 ). Sie wurde auf der Spitze des Felsens 80 m über dem Meeresspiegel auf einer 80 m langen Plattform angelegt. Das Langschiff hat einen dreiteiligen Aufriss: Arkade, Empore und Obergarden (Fensterzone im oberen Teil des Mittelschiffs). Der Dachstuhl ist mit einem vertäfelten Tonnengewölbe ausgekleidet. 

   Basrelief der 4 Evangelisten

Bevor der Besucher die Abteikirche durch das nördliche Querschiff verlässt, geht der Blick noch auf das Kalksteinrelief der 4 Evangelisten im nördlichen Seitenschiff der Abteikirche. Es ist eine Arbeit des ehemaligen "Lettners" (von lat. lectorium "Lesepult"). Dargestellt sind die Apostel Markus mit Löwe, Johannes bartlos und mit Adler, Lukas mit Stier und Matthäus mit Engel. Beachtenswert sind auch die unterschiedlichen Schreibgeräte.

(Bild:
Nefershapiland)

 

             Dormitorium ( 7 )   (Schlafsaal der Mönche)
Unmittelbar nordwestlich an die Abtei schloss sich der mittelalterliche "Schlafsaal" (Dormitorium) an. Dieser war nicht wie sonst üblich mit einem direkten Zugang zur Abteikirche verbunden, darum mussten die Mönche einen kleinen Hof durchqueren, um durch ein kleines Seitenportal im nördlichen Seitenschiff die Kirche zu betreten. Schon seit dem 16. oder 17. Jahrhundert wurde dieser Raum nicht mehr benutzt. Der ursprünglich sehr große Raum, der so groß wie das Kirchenschiff war, wurde 1776 verkürzt und im wesentlichen Teil beim Abriss der westlichen Kirchenjoche zerstört. Die verbliebenden Reste dienen heute als Ausstellungsraum, in der die geschichtliche Entwicklung von Mont-Saint-Michel dargestellt wird.

Durch das nördliche Querschiff der Abteikirche geht die Besichtigung im "Kreuzgang"  ( 5 ) weiter. Diese Galerie diente als Verbindung zwischen verschiedenen Gebäuden und richtet sich nach dem Vorbild der alten römischen Atrien. Er war eine Stätte des Gebets und der Meditation. 

                     Die Galerien des Kreuzgangs
       - nach dem Vorbild der alten römischen Atrien -

                    (Bild: Andre Kottlewski)
     Der Klostergarten und die Galerien des Kreuzganges
           Dahinter die Westfassade des Refektoriums.
                              (Bild: Brigitte Kottlewski)

Der Kreuzgang befindet sich auf dem Gipfel des Gebäudekomplexes der "Merveille" ("das Wunder"), das zu Beginn des 13. Jahrhunderts gebaut wurde und ist eine Meisterleistung der gotischen Architektur. Er wurde 1228 fertig gestellt und diente vor allem als Durchgang. Hier gelang die für die Gotik typische, lichte Schwerelosigkeit. 227 schmucklose, schlanke Säulen in doppelter Reihenführung tragen die spitzbogigen Arkaden. Die Rückseite dieser Arkaden sind mit zartem Blattwerk und feinen Rankenmotiven geschmückt - dazwischen befinden sich Fabelwesen und Menschenköpfe und an den Eckpfeilern sind biblische Szenen und ornamentales Dekor zu bewundern. 

              Eine doppelte Reihe schlanker Säulen tragen 
    innen die Holzbedeckung des Daches des Kreuzganges.

                    (Bild: Andre Kottlewski)
     Der Klostergarten und die Galerien des Kreuzganges
           Dahinter das nördliche Querschiff der Abteikirche
                              (Bild:
Nefershapiland)

Es war nicht möglich, auf der Spitze des Gebäudekomplexes der "Merveille", den Portikus mit Steingewölben zu bedecken und Säulen aufzustellen, die von schweren Strebemauern gestützt werden. Die Architekten entschieden sich für eine Holzbedeckung als Dach für den Kreuzgang und ein verkleidetes Tonnengewölbe verleiht ihm sein ungewöhnliches Aussehen. Dicke solide Granitmauern, die mit kleinen Blendarkaden geschmückt sind und innen durch eine doppelte Reihe schlanker Säulen ergänzt sind, fangen von außen her die Last und den Schub des Gerippes auf. Der Kreuzgang überragt die gesamte Abtei und gibt den Blick in den Himmel frei. 

Die späteren Restaurierungen hinterließen im Kreuzgang unauslöschbare Spuren: z. B. wurden die schmalen Säulen, die einst aus England eingeführtem Kalkstein bestanden, fast alle 1878 ersetzt, was natürlich beim Einsatz anderer Materialien auch eine Änderung der Farben mit sich brachte. Schwerwiegender war aber der Eingriff bei dem drei Öffnungen, die in den Kapitelsaal hätten führen sollten, denn diese waren ursprünglich bis zum 19. Jahrhundert zugemauert gewesen. Heute verwandeln sie den Kreuzgang in einen Aussichtspunkt. Der Architekt Y. M. Froidevaux ließ 1966 in der Mitte des Kreuzgangs einen Garten anlegen, was vor der Entdeckung der modernen Wasserabdichtung unmöglich war. Dieser mittelalterliche Garten

Die Dekorationen blieben bei der Restaurierung der Bauplastik weitgehend in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Alle Ecksteine und die Dreiecke, die von den Arkaden begrenzt werden, sind mit Blütendekorationen versehen, die in der gotischen Kunst des 13. Jahrhunderts ein häufiges Thema waren. Die bildhauerischen Motive treten in Mont-Saint-Michel, obwohl sie auch tief in die Wand hineingemeißelt sind, aus der Wand hervor und ergeben beeindruckende Hell-Dunkel-Effekte. Im südlichen Teil des Kreuzgangs sind die Urheber dieser kunstvollen Arbeit darstellte: Meister Roger, Meister Pierre und Don Garin. Weitere Personen, die in diesen Dekorationen vorkommen sind ein Winzer vor dem Refektorium und vor allem vier religiöse Figuren. Ihre Bildnisse sind gegenüber dem Mittelfenster im Westen zu sehen, die in den Kapitelsaal hätten führen sollen, der aber niemals gebaut wurde. Diese religiöse Personen waren der Heilige Aubert, Christus am Kreuz und um die "Maestà Christi" - und um den Heiligen Franz von Assisi. Eine Schriftrolle, die zur Zeit der Revolution verschwand, besagt, dass der Kreuzgang im Jahr seiner Kanonisation, 1228 fertiggestellt worden sei.

*

Vom Kreuzgang aus nehmen wir den östlichen Durchgang zum "Refektorium der Mönche". Dieses im 13. Jahrhundert oberhalb des Gästesaals auf der Nordseite der Abteikirche erbaute Mönchsrefektorium gehört zu den vielen architektonischen Höhepunkten der Abtei. Es ist von einem weiten, verkleideten Tonnengewölbe bedeckt und wird in seiner ganzen Länge von kleinen Säulen durchbrochen. Der Raum hat über 50 Fenster, welche durch innere Strebepfeiler voneinander getrennt sind. Von den Fenstern sind beim Betreten des Raumes allerdings nur die beiden in der Ostwand sichtbar. Die anderen Fenster verbergen sich in den Tiefen der Seitenwände, die wie eine eng gebaute, unendliche Arkadengalerie erscheint.

Das Refektorium der Mönche zeugt von außerordentlicher Kühnheit: Die Mauer besteht aus starken Strebepfeilern, die untereinander durch außen liegende Strebebögen verbunden sind; daher hält sie sicher dem Schub stand, der von dem Gerippe des Gebäudes ausgeht. Gleichzeitig lastet ihr Gewicht auf der Wand des unteren Geschosses, und deshalb konnte der daruntergelegene Gästesaal mit einem Steingewölbe bedeckt werden, ohne dass eine zusätzliche Entlastung durch Strebebögen notwendig war. 

Ein erhöhter Sitz verbirgt sich in einem der Bögen auf der Südseite des Refektoriums, von dem aus ein Mitbruder den Mönchen während der Mahlzeiten vorlas. Der etwa 10 Meter breite und ca. 30 Meter lange Raum ohne Mittelstützen besaß nie ein steinernes Gewölbe und war nicht beheizbar. Er besaß immer nur ein hölzernes Gebälk, das im Verlauf der umfangreichen Restaurierungen des 19. Jahrhunderts mit einem von Zugankern zusammengehaltenen Holzgewölbe überspannt wurde. Da die Akustik außergewöhnlich gut ist, wird das Refektorium der Mönche auch für Konzertveranstaltungen genutzt.

Die Mönche versammelten sich im "Refektorium" zur gemeinsamen Mahlzeit unter dem Vorsitz des Abtes. Die Stille wurde nur durch das Vorlesen unterbrochen, das die gemeinsame Meditation anregen sollte. Gemäß der Benediktinerregel ist die Mahlzeit sowohl eine geistige Tätigkeit als auch eine körperliche. Der Mönch nährt seine Seele und zur gleichen Zeit auch seinen Körper.
                            (Bild: Nefershapiland)                     (Bild: Andre Kottlewski)

Unmittelbar südlich an das Refektorium schließt sich die Abteiküche an. Vom Kreuzgang aus sind ihre beiden Schonsteine zu sehen, die wie runde Türme wirken. Ein weiterer spitzhelmiger Turm, der eine Wendeltreppe im Inneren besitzt, dient als Treppenaufgang zum Dach.

   Plan mittleres Niveau

 

(Planzeichnung nach Emdx aus der fr. wikipedia.  
Bearbeitet von Nefershapiland- This image is in the public domain.)

Über eine Treppe betreten wir nun den Gästesaal, den "Salle d'hotel" ( 8 )der zwar dieselbe Größe wie das Refektorium der Mönche hat, aber doch vollkommen anders aussieht. Dieser Raum liegt genau unter dem Refektorium, östlich des Rittersaals und oberhalb des Almosensaals und strahlt eine festliche Atmosphäre aus, die durch die schlanken Säulen und die hohen schmalen Doppelfenster entsteht. Der 35 Meter lange Gästesaal wird von sechs schlanken Säulen in zwei Schiffe geteilt. Das einzige noch vorhandene Dekorationselement, die Skulptur der Kapitelle, deutet ein Laubwerk an, das ausgehend vom Kelch der Kapitelle, die Form der spitzbögigen Gewölbe andeutet. 

Dieser Raum war früher reich verziert, die Gewölbe waren mit Fresken ausgemalt und die Wände waren mit buntem Holz verkleidet oder tapeziert und in der Südwand befindet sich ein schönes Rippengewölbe. Der geflieste Fußboden war zu Ehren von König und Königin, Ludwig VI. und Bianca von Kastilien mit den Wappen Frankreichs und Kastilien  geschmückt. An der gesamten westlichen Wand verteilen sich zwei riesige Kamine, die den Gästen ihre eigene Küche zur Verfügung stellen, damit sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Mahlzeiten einnehmen konnten, ohne die Essensvorbereitungen der Mönche zu stören. Bei den hier stattfindenden Banketten wurde der Saal durch einen Tapisserie-Vorhang zweigeteilt, ein Teil diente als Küche, der andere als Speisesaal.

                                                                               Gästesaal
Vermutlich ist der Gästesaal der Raum, in dem die Könige von Frankreich - von dem Heiligen Ludwig bis zu Heinrich III. - empfangen wurden, die auf ihren Pilgerfahrten nach Mont-Saint-Michel kamen. Aus einer Vereinbarung über dem Gebrauch des Saales, die zwischen den Mönchen und dem Abt Richard Tursrin getroffen wurde, wissen wir, dass hier die "Freunde und die Verwandten der Freunde des Klosters" empfangen wurden. Dieser Sprachgebrauch meint alle diejenigen, die der Abtei eine große Schenkung zukommen ließen. Dieses Gästehaus ersetzte jenes, das vom Abt Robert de Torigny am anderen Ende des Klosters errichtet worden war.
            (Bild: Andre Kottlewski)                       (Bild: Andre Kottlewski)

Die Besichtigung geht weiter und wir betreten die "Krypta der Dicken Pfeiler" ( 9 ), die in den Jahren 1446 bis 1450 entstand (wegen der hier herrschenden Dunkelheit wurde sie  aber selten genutzt). Diese Krypta (Unterkirche) mit ihren mächtigen Rundpfeilern ohne Kapitell - dafür aber mit schön profilierten spätgotischen Gewölberippen, die wie Astwerk aus den Pfeilern herauszuwachsen scheinen, trägt das Gewicht des darüber befindlichen - ebenfalls spätgotischen Chors der Abteikirche. Die gewaltigen zylindrischen Säulen  sind wahrscheinlich eine einfache Verkleidung, der noch hinter der Granitwand vorhandenen romanischen Stützen.

Das Fundament des Chors bildet die "Krypta mit großen Pfeilern" ( 9 ). Jeder der ca. 2 m dicken Zylinders trägt eine Säule des Chors, die Doppelsäule den Hauptaltar. 

                  Südliche "Krypta des Saint-Martin" ( 10 )
Nur wenig Licht kommt durch das kleine Ostfenster.

Bild:     Crypte des gros piliers
Autor:  Vitold Muratov
Lizenz:  CC BY-SA 4.0     
                      (Bild: Andre Kottlewski)

Weiter geht der Rundgang in die "Krypta St. Martin" ( 10 ), die im 11. Jahrhundert erbaut wurde, um den Südarm des Querhauses der Abteikirche als Fundament zu dienen. Das - hinter dem Altar gelegene - kleine Ostfenster lässt wegen nachträglicher Baumaßnahmen nur spärliches Licht in den Raum. Die Krypta St. Martin ist heute noch intakt, nur ihre Verkleidung ging verloren, so dass heute noch im rundbogigen Gewölbe die deutlichen Spuren des Holzgerüstes zu sehen sind, das zur Errichtung des Bauwerks diente.

                                                                                               *

Durch einen kleines Durchgang von der "Krypta St. Martin" gelangt man in den ehemaligen "Karner der Mönche" ( 11 ) (Gebein-Haus, in dem die aus dem Friedhof ausgegrabenen menschlichen Gebeine gestapelt wurden). Wahrscheinlich wurde vom 11. Jahrhundert an der Friedhof der Mönche im Verhältnis zur Südwand des Kirchenschiffes auf eine niedrigere Höhe verlegt worden. Der Abt Robert de Torigny ließ ein Beinhaus erbauen, das aus vier großen Arkaden bestand. Von diesen Arkaden ist heute nur noch eine in ihrer ganzen Höhe erhalten, während die übrigen drei verkürzt wurden, damit sie als obere Rampen für die große Treppe der Abtei dienen  konnten. Zwischen zwei der genannten Arkaden wurde im 19. Jahrhundert der Lastenaufzug für die Lebensmittelversorgung des Gefängnisses eingerichtet. Es handelt sich um eine Rutsche, d. h. um ein großes Rad, das von einigen Männern angetrieben wurden, die in seinem Inneren liefen. Ein Seil, das um die Achse geschlungen wurde, hob einen Karren längs der Eingangsrampe, die auf der Südseite der Abtei zu sehen ist.

Schon unter den Römern wurde diese Art von Lastenaufzug verwendet. Er war im Mittelalter weit verbreitet und war sogar die hauptsächliche Hebeeinrichtung bei dem Bau von Kathedralen. Man weiß, dass im 12. Jahrhundert ein ähnlicher Lastenaufzug wie dieser auch im Keller des Gästehauses verwendet wurde. Ein anderer im wurde im 13. Jahrhundert im Keller der "Merveille" eingerichtet.

Seit 1820 (als die Abtei ein Gefängnis war) findet sich im "Karner der Mönche" ( 11 ) ein riesiges Rad, mit dem die Nahrung der Gefangenen heraufgezogen wurde. Es ist eine Nachahmung jener Räder, die man im Mittelalter auf Baustellen verwendete.
     (Bild: Andre Kottlewski)                          (Bild: Nefershapiland)

Durch die Krankenstube, die 1818 einstürzte, erreichten die Mönche eine Kapelle, die dem "Heiligen Stephan" ( 12 ) geweiht ist. Hier hielten die Mönche bei den verstorbenen Brüdern der Abtei die Totenwache. Sie ist an eine Mauer gesetzt, die im 11. Jahrhundert zum Schutz des Klosters gebaut worden worden ist. Diese Kapelle wurde während des 13. Jahrhunderts mehrmals umgebaut.

 Die nord-südliche Treppenanlage ( 13  )
 vor der romanischen Fassade der Abteikirche

              Kapelle des Heiligen Stephan ( 12 )
Diese Kapelle liegt zwischen der Krankenstube, die Anfang des 19. Jahrh. einstürzte, und dem "Karner der Mönche" und diente als Totenkapelle.
Bild        Mont-Saint-Michel 2008 PD 95.JPG
Autor      Kamel 15
Lizenz     CC BY-SA 3.0
Bild:      Mont-Saint-Michel 2008 PD 91.JPG
Autor:     Kamel 15
Lizenz:    CC BY-SA 3.0

Über die Nord-Süd-Treppe ( 13 ) die unter der Westterrasse liegt, erreicht man die Erschließungsachse des romanischen Klosters. Diese Achse führt zum "Wandelgang der Mönche" ( 14 ), der unter dem "Schlafsaal der Mönche"  ( 7 ) liegt. 

Dieser sogenannte "Wandelgang der Mönche" (14 - mittleres Niveau) ist das einzige Gebäudeteil des Klosters, welches auf das späte 11. Jahrhundert zurückgeht und diente  wohl ursprünglich als einfacher Kreuzgang. Es ist allerdings fraglich, ob die fischgratförmig angeordneten Mittelsäulen, die den Raum in zwei "Schiffe" unterteilen und das aufruhende Rippengewölbe zur ursprünglichen Bausubstanz gehörten. Dann gehörte das Gewölbe zu den frühesten bekannten Rippengewölben des Mittelalters (neben Durham, Speyer und evtl. Lessay). Der Wandelgang besaß anfangs eine Holzdecke und das spitzbogige Kreuzgratgewölbe folgte im Lauf des 12. Jahrhunderts einem vorherigen Kreuzgratgewölbe. Auf der Nordseite des Wandelgangs befinden sich mehrere kleine Fensteröffnungen mit abgeschrägten Laibungen, die zur besseren Ausleuchtung der Gänge dienten.

Eine Tür führt zu einem Rundgang, der im Inneren der Mauer die verschiedenen Räume verband. Heute kann man diesen Rondengang nicht mehr benutzen, da einige der Säle (der romanischen) des Gebäudes zerstört wurden. 

                   Wandelgang der Mönche ( 14 )
           - unter dem alten "
Dormitorium" (Schlafsaal) -

Wandelgang der Mönche ( 14 )

                       (Bild: Andre Kottlewski)                                    (Bild: Andre Kottlewski)

 

               Krypta des Adlers
Unter dem "Wandelgang der Mönche" (14) befindet sich der romanische Saal des Kaplans (auch Aquilon-Krypta - nach dem Gott des Nordwindes). Dieses mit mächtigen Gurtbögen unterzogene Kreuzgratgewölbe stammt noch aus dem 11. Jahrhundert und ruht auf dicken monolithischen Säulen mit schönen Kapitellen. Dieser Raum befindet sich in der Nähe des alten Eingangs, daher wurde in der nord-westlichen Ecke eine kleine Wachstube eingerichtet, welche in den vom Wandelgang ausgehenden Rondengang eingefügt ist.

Über die Nord-Süd-Treppe aus dem 11. Jahrhundert gelangt man in den "Rittersaal" ( 15 ), der im zweiten Geschoss des westlichen Gebäudes der "Merveille", unterhalb des Kreuzganges liegt. Er wurde kurz nach dem Gästesaal ( 8 ), der sich auf gleicher Höhe im östlichen Teil der "Merveille" befindet, mit demselben Material (Granit) und derselben Technik (spitzbogige Gewölbe) erbaut, macht aber trotzdem einen gänzlich anderen Eindruck. 

    Blick von der "Westterrasse" ( 3 ) der Abteikirche
auf d.  Südfassade der Merveille mit den 3 Öffnungen des oberen Kreuzganges und dem darunterliegenden großen Fenster des Rittersaals 
  Blick auf d. Südfassade des östl.  Gebäudes der Merveille
- in der Mitte das große Fenster des "Rittersaals" und die darüber liegenden Fenster des oberen Kreuzgangs -
                            - Bild: Andre Kottlewski

- Bild: Andre Kottlewski -

Der majestätisch wirkende Raum, auf dessen Gewölbe der Kreuzgang ruht, ist in vier Schiffe unterteilt, anstatt in zwei, die von drei Reihen von Säulen voneinander getrennt werden. Die am weitesten südlich befindliche Säule auf der Seite gegenüber den Kaminen wurde direkt auf den Felsen gesetzt. Die Gewölbebögen laufen spitz zu und besitzen ein sehr schönes Rippengewölbe. Die Fenster sind kreisförmig oder werden von Rundbögen abgeschlossen, dadurch sollte eigentlich ein gleichmäßiges Licht in den Saal fließen. Aber durch die riesige Öffnung in der westlichen Wand, die einst als Durchgang in einen niemals erbauten Raum - vielleicht eine Bibliothek, die den auch niemals errichteten Kapitelsaal stützen sollte, wird der 26 x 18 Meter gro0e Raum mit Licht überflutet und schafft eine Atmosphäre, die wohl nicht von den damaligen Architekten ursprünglich geplant war. Eine gleichmäßige Beleuchtung sind unabdingbare Voraussetzungen für ein "Scriptorium". 

Unter dem Kreuzgang befindet sich der Rittersaal, der ein Steingewölbe besitzt, um den Kreuzgang zu stützen. Hier erreichte der gotisch-romanische Baustil seinen Höhepunkt.
                                                       Bilder: Andre Kottlewski

Der sog. "Rittersaal" oder auch "Kapitel- oder Empfangssaal" diente den Mönchen als Arbeits- und Studierzimmer. Hier widmeten sich die Mönche ab dem 13. Jahrhundert der Kopie und der Miniaturmalerei ihrer Bücher. Die Manuskripte der Abtei sind zum großen Teil erhalten und werden in "Avranches" aufbewahrt. Aber durch die Erfindung des Buchdrucks im ausgehenden Mittelalter wurde das Scriptorium zunehmend funktionsloser und so wurde dieser Raum dann mehr ein Ort des Studiums als der Arbeit. Die Mönche erwarben ihre Bücher nun in den Universitäten und in den immer zahlreicher werdenden kleinen Buchläden. 

Der Rittersaal ( 14 ) diente den Mönchen als Arbeits- und Studierzimmer

                        Bild:  Andre Kottlewski                 Bild: Andre Kottlewski

 

Rittersaal - Kamine

Die beiden Kamine (links), an denen sich die Mönche tagsüber die Finger aufwärmen und sich nach dem nächtlichen Gottesdienst wärmen konnten, waren weit voneinander entfernt und konnten dadurch einen großen Raum heizen. Der Rauchfang wird von zwei langen Kragsteinen aus Granit gestützt, dank derer sich die Hitze gleichmäßiger verteilte. Hinter den Kaminen befanden sich Aborte, vor denen sich kleine, zur Bucht hin öffnende Säulengänge befanden.

 

Bild: Nefershapiland

Die letzten beiden Räume, die auf unserem Rundgang liegen, sind der der "Saal des Kaplans" ( 16 unteres Niveau)  oder "Almosenkammer", die unter dem "Gästesaal" ( 8 ) liegt und der "Keller" ( 17 ) oder "Magazinraum", der im westlichen Gebäude der "Merveille" liegt.

Der zweischiffige "Saal des Kaplans" befindet sich unter dem "Gästesaal", der das "Refektorium" der Mönche stützt. Dieser Raum ist vielleicht der einzige erhalten gebliebene Raum der im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts errichteten Gebäude, die bei dem Brand 1204 zerstört wurden.

Bei diesem Raum handelt es sich um einen romanischen Raum von absoluter Schlichtheit. Keine Skulptur schmückt die Kapitelle mit quadratischen Abakus, kein Gurtbogen schmückt die Oberfläche der Kreuzgratgewölbe, nur die Konsolen halten ihren Schub in Richtung Mauer auf. Von den Malereien, die einst die Wände schmückten, ist nichts mehr geblieben und damit hat dieser Saal ein fast strenges Aussehen.

Viele Jahrhunderte lang diente der Almosensaal als Speise- und Schlafraum für die beinahe täglich eintreffenden Pilger, unter denen auch Bettler gewesen sein mögen. Hier wurden nicht die Mächtigen des Landes empfangen - für diese war der Prunk des darüberliegenden Gästesaals vorbehalten - sondern er diente zur Aufnahme der Armen gemäß dem Willen des Heiligen Benedikt. Für die Annahme eines Speiseraumes spricht auch die Existenz einer Durchreiche zwischen dem Refektorium und diesem Saal in der nordöstlichen Ecke, wo es vermutlich Sitte war, dass die von den Mönchen an den Fastentagen nicht verzehrten Speisen an die Armen verteilt wurden.

Es gibt Hinweise darauf, dass dieser Raum in seiner Gesamtheit aus der Zeit von Roger II. stammt und evtl. von dem Brand im Jahre 1204 verschont wurden. 

Im Kaplansamt befindet sich heute die Kopie des Modells des Berges, das nach 1701 entstanden ist.

                                                                                               *

Im Erdgeschoss des westlichen Gebäudes der "Merveille" befinden sich die Kellerräumer, in denen die Vorräte, welche jede mittelalterlich Abtei benötigte, befanden. Hier lagerten Vorräte aller Art wie Wein, Mehl, Öl, Käse, Butter, Trockenfrüchte und Trockenfisch. Evtl. wurde hier auch Wurzelgemüse (Karotten, Sellerie und Schwarzwurzeln) in mit Erde gefüllten Kisten als Winterverpflegung eingelagert. Die Bauern und Fischer der Umgebung lieferten die Vorräte an und diese wurden durch ein großes Fenster in der Nordwand der "Merveille" mit einem großen Rad emporgezogen. Außen führt eine Rampe bis hinunter zum Strand, in der Nähe des Brunnens des Heiligen Aubert. In der mittelalterlichen Epoche der Abtei befanden sich unmittelbar daneben die mit angeschütteter Erde betriebenen Abteigärten, welche von den Mönchen genutzt und gepflegt wurden.

Der dreischiffige Lagerraum hat schlichte, quadratisch gemauerte Pfeiler, auf denen solide Kreuzgratgewölbe ruhen, die den oberhalb liegenden Rittersaal stützten. 

Es ist sehr schwierig festzustellen, welche Elemente aus dem 13. Jahrhundert stammen und welche noch von dem in Jahre 1204 durch einen Brand zerstörten Gebäude übriggeblieben sind. An einigen Mauerteilen sind noch heute deutliche Spuren eines Brands erkennbar. Dazu kommen die Überreste eines früheren Gebäudeteils, das nie fertiggestellt wurde.

Der Keller fällt durch seine soliden Pfeiler und das absolute 
Fehlen von Dekoration auf.


Gips-Replik einer Statue des heil. Michael 
als Drachentöter, der hier symbolisch das Gewölbe stützt. Das Original dieser Replik befindet sich an
der Spitze des Glockenturms der Abteikirche.
                                     Bild: Andre Kottlewski                           Bild: Nefershapiland

                                                                                             

Die Bastionen:

Während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) wird die Buch von Mont Saint-Michel Schauplatz von Kämpfen zwischen Engländern und Franzosen. Starke Befestigungsanlagen. welche das ganze Dorf umgeben, wurden rund um den Berg errichtet, welche die erste Verteidigungslinie der Abtei bildet. Die befestigte Abtei wurde militärisches Hauptquartier der nördlichen Küste Frankreichs und Mont Saint-Michel wurde zu einem Ort von großer strategischer Bedeutung. Der Abt übernahm nun die Doppelrolle eines religiösen Führers und des Befehlshabers der Soldaten.

Die Engländer, die sich in ganz Nordfrankreich festgesetzt haben, können den Berg aufgrund seiner exponierten Lage nie einnehmen. Mont Saint-Michel blieb die letzte Bastion Frankreichs und gilt seither als Nationalheiligtum der Franzosen.

Schon im 10. Jahrhundert sind uns Zeugnisse über die Befestigungsanlage des Mont Saint-Michel bekannt. Richard I. ließ hier im Jahre 966 die Benediktiner ansiedeln. Er stellte ihnen angeblich die Mittel zur Verfügung, die für den Mauerring - die damals wahrscheinlich aus eine einfache Holzpalisade bestand, von der aber heute nichts mehr vorhanden ist - benötigt wurden. Schon am Ende des 11. Jahrhunderts erwies sich die Befestigungsanlage als nützlich: Heinrich, der Sohn Wilhelms des Eroberers, der später Herzog der Normandie und König von England unter dem Namen "Heinrich I. Beauclere" wurde, war 1091 erfolglos von seinen beiden Brüdern belagert worden. Auch die von Guy de Thouars geführte Offensive der Bretonen schlug fehl. Ihnen gelang es 1024 nicht, ins Innere von Mont-Saint-Michel vorzudringen.

Es muss hier also schon früher ein Verteidigungssystem gegeben haben, dass sehr viel älter war als die ältesten Teile der Bastionen, die heute noch erhalten sind und sich in der Nähe der Abtei befinden.

Der "Turm Claudine" befindet sich zu den Füssen der Abtei und dient heute als Eingang in die nördlichen Gärten. Er ist der Anfang des nördlichen Mauerrings. Von hier geht eine Kurtine aus, (die Mauer bzw. den Wall von Befestigungsanlagen aller Art zwischen zwei flankierenden Anlagen, wie etwa Türme, Basteien oder sonstigen Bollwerken) auf welcher der Rondengang der Bastionen verläuft. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die ganze Bucht. Diese Bastion, zu deren beiden Seiten mächtige Türme stehen, setzt sich bis zum Nordturm fort, dem höchsten Turm des Mauerrings und fällt dann allmählich mit dem Berghang nach unten hin ab.

                                            Blick auf den Nordturm und den Türmen Boucle und dem Demi-Lune (Halbmond)     
                        Bild: Brigitte Kottlewski                           Bild: Andre Kottlewski

Eine Treppe tritt nun anstelle des Rondengangs, zu deren Füssen sich die Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert von den Bastionen trennen, welche auf den Hundertjährigen Krieg zurückgehen. Schon der erste Mauerring setzte sich durch das heutige Dorf fort, passierte die Stelle, wo sich heute die Pfarrkirche befindet und führte an der Südseite der Abtei wieder hinauf.

Der Mont-Saint-Michel blieb in den langen Jahren der englischen Invasion immer treu an der Seite der Französischen Krone. Die Befestigungsanlage nahm unter der Leitung von Abt Robert Jolivet die Gestalt an, welche sie heute noch hat. Der gesamte auf der Höhe des Meeresspiegels liegende Teil der Anlage - vom Turm Boucle bis zum Tor des Königs (porte du Roi) wurde zwischen 1417 und 1420 von Robert Jolivet erbaut. Sein Wappen ist in das von einem Steinlöwen in einer Nische getragenem Schild gemeißelt.

                                                      Der Turm Boucle und der Halbmond (rechtes Bild: links) 
Auf der obersten Etage des Turm Boucle befindet sich ein Haus mit einem Schieferdach. Interessant ist die Vorderseite des Turms in Form eines Dreiecks. Dieses ist der Prototyp der dreieckigen Bastion, die später in den Schlössern der Renaissance und besonders im 17. Jahrhundert zu finden ist.
                                                                           (Bilder:
Andre Kottlewski)

Die französische Kavallerie unterlag aber in den nachfolgenden Jahren den Engländern und der Abt von Mont-Saint-Michel, der vom König von Frankreich als Befehlshaber für diesen Ort ernannt wurde, bemühte sich, so gut es ging, den Wallfahrtsort des Erzengels Michael vor den Überfällen der Feinde zu schützen. Nach dem Fall von Rouen im Jahre 1419 unterschreibt er jedoch das Abkommen von Troyes und tritt 1420 zu den Engländern über. Er versucht nun die Festung Mont-Saint-Michel an die Engländer zu übergeben. 

In der Festung waren der Überlieferung nach nur noch 119 französische Ritter verblieben, die unter dem Kommando von Capitain Louis d'Estouiteville standen und sich zusammen mit den Mönchen weigerten, die Festung zu öffnen und diese an die Engländer zu übergeben. Die Belagerung von Mont-Saint-Michel dauerte von 1420 bis 1450 und wurde nur durch einige kurze Waffenstillstände unterbrochen. Die Engländer versuchten zweimal den Felsen zu erobern. 1425 gab es eine komplette Blockade von Seiten der Engländer die sich sowohl auf dem Meer und auf dem Land ausdehnte. Nur durch das Eingreifen der Seeleute von Saint-Malo  gelang es, Mont-Saint-Michel aus der schwierigen Lage zu befreien. Die Engländer starteten 1434 erneut einen Angriff, durch den sie eine Bresche in die Bastionen schlagen konnten. 

Fotographie der Kanonen, zurückgelassen von Thomas Scalles am 17. Juni 1434 bei der erfolglosen Belagerung am Mont Saint-Michel.


Eine Plakette trägt die Inschrift: BOMBARDES ANGLAISES ABANDONNEES PAR L'ARMEE DE THOMAS SCALLES LE 17 JUIN 1434 "CALIBRE 380 - 420"

(dieses Bild von Greenshed wurde als "gemeinfrei" erklärt)

Danach folgte ein kurzer Waffenstillstand während dessen man die Befestigungsanlagen verstärkte.  Louis d'Estouiteville ließ den "Turm Boucle" verstärken, ein verschanztes Glacis, das in der Mitte des 15. Jahrhunderts schon das von "Vauban" (1633-1707 französischer General und Festungsbauer Ludwigs XIV.) zwei Jahrhunderte später entwickelte Verteidigungssystem vorausnahm. Diese Vorwegnahme ist ein Beweis dafür, wie schnell die militärischen Techniken während des Hundertjährigen Krieges fortschritten. 

Die Folge der Mauern verläuft zwischen dem Halbmond (Demi-Lune), dem Niedrigen Turm (Tour Basse), dem Turm der Freiheit (Tour de la Liberté), dem Turm der Arkade (Tour de L'Arcade) bis zum Turm des Königs (Tour du Roi) hinunter.

Der Hauptmauerring, der des Dorfes, führt mit einer Reihe von Mauern, die auf dem Felsen in südlicher Richtung emporklettern, zur Abtei hinauf.

 

Bild: Andre Kottlewski

Es ist schwierig, die vom Abt Robert Jolivet stammenden Bauten und die von Capitain Louis d'Estouiteville geänderten Elemente und alles was dann später restauriert wurde, zu unterscheiden. Zumindest weiß man, dass er die Dicke eines Teils der Bastion verdoppelte. Der außergewöhnliche Mauerring ist zwar gut erhalten, wird aber von dem Damm, der zum Berg führt, beeinträchtigt, denn dieser stößt genau auf den Turm des Königs und den Turm der Arkade und vermindert so die Höhe der Bastion um mehrere Meter. 

Der Turm des Königs und der Turm der Arkade

Bild:      Mont-Saint-Michel 2008 PD07.JPG
Autor:   Kamel15
Lizenz: 
CC BY-SA 3.0

 

                                Turm der Arkade

Der Turm des Königs

Bild:     Tour de l'Arcade
Autor:   Edouard Hue
Lizenz:  CC BY-SA 3.0
Bild:     Tour de Roy
Autor:   Edouard Hue
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

 

                   Turm der Freiheit

Der "Turm der Freiheit" war bis zum 15. Jahrhundert (zusammen mit dem "Turm Colet" oder dem Halbmond) eine der wichtigsten Verteidigungsanlagen des Mont Saint-Michel, welche den Zugang zur Stadt beschützten. Der frühere Name dieses Turms war "Turm Beatrix oder Turm Barbette" - seit der Revolution heißt er "Turm der Freiheit" Er wurde im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut.

 

Bild: Brigitte Kottlewski

Die Vorratslager der Abtei, die sich am Fuße des Berges auf der Westseite befinden, werden durch den "Mauerring der Fanils" geschützt und wurde von zwei Türmen beherrscht. Von einem dieser Türme, der "Turm der Fischer" (des Pécheurs), sind nur noch Teile des Fundaments am Fuße der 1828  für die Aufseher des Gefängnisses erbauten Kaserne vorhanden. 

                                              Blick auf  Mauern der Fanil, ehem. Kaserne und Turm Gabriel
                         Bild: Andre Kottlewski Bild:     Corps de garde des bourgeois.jpg
Autor:   Edouard Hue
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

 

Der Militäringenieur und Erbauer des Vorpostens Gabriel du Puy vervollständigte 1524 den Mauerring der Fanils mit einem mächtigen Bollwerk, den "Turm Gabriel". Die Bastion wurde nach neuesten Fortschritten im Festungsbau entworfen. Die Konstruktion dieses Turms erlaubt es, dass  in  kürzester Zeit in jede Richtung geschossen werden kann
Bild:   Gabriel Tower 
Autor  Dennis Jarvis
Lizenz: CC BY-SA 2.0

 

 

 Turm Gabriel

Im 18. Jahrhundert, als die militärische Bedeutung von Mont Saint-Michel als Bastion bedeutungslos wurde, wurde auf der Plattform dieses Turms eine Windmühle erbaut. Im 19. Jahrhundert kam ein Leuchtturm dazu, der die Schiff-Fahrt  im Couesnon leitete.

Bild:    Tour St. Gabriel.jpg
Autor  GaélChardon
Lizenz: CC BY-SA 2.0

Auf der Nordseite des Mont Saint-Michel steht inmitten der Ruine eines Verteidigungsturms der Brunnen von Saint Aubert. Diese Quelle versorgte die Abtei mit frischem Wasser und war im 15. Jahrhundert durch eine Treppe von der Abtei aus zu erreichen. 

Der Legende nach fehlte es auf dem Felsen von Saint Michel an Wasser für die zukünftigen Bewohner der Abtei. Bischof Aubert betete zum Engel Michael und als dieser ihm dann erschien, zeigte er ihm mittels einer Feder auf einen Ort an der Nordseite des Berges, wo sich eine Wasserquelle befinden sollte, die nicht nur Wasser zum Trinken lieferte, sondern auch heilende Funktionen hatte. Die heute noch sichtbare Quelle ist jetzt trocken, versorgte aber damals die Insel mit frischem Wasser, bis die Zisternen der Abtei einige Jahrhunderte später gebaut wurden. Um dieses Wunder zu gedenken, bauten die Priester später ein kleines Gebäude an der Nordseite der Insel.

  Kapelle des Heiligen Aubert

An der Basis des Felsmassivs im Nordwesten von Mont-Saint-Michel wurde im 15. Jahrhundert eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Aubert erbaut. Diese Kapelle wirkt während der Zeit der Flut wie eine kleine Miniatur von Mont-Saint-Michel, da sie dann vollkommen vom Meer umgeben ist.

Bild:     Angle sud de la chapelle Saint-Aubert.jpg
Autor:  EdouardHue
Lizenz:
CC BY-SA 3.0

 

Versandung der Bucht:

Seit einigen Jahren versandet die Buch von Mont-Michel immer mehr, denn das Meer lagert hier jährlich ca. 1.000.000m³ Sedimente ab. Zudem wurden jahrhundertlang Küstengebiete trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Diese Entwicklung wurde durch die Kanalisierung des Flusses Couesnon noch weiter verstärkt, so dass der Inselcharakter von Mont-Saint-Michel immer mehr verloren ging.

Es wurde über verschiedene Rettungsversuche für die Bucht des Mont diskutiert. Im Juli 2003 wurde nun endgültig "Grünes Licht" für ein Rettungsbauprojekt gegeben. Im Jahre 2006 gab der damalige Premierminister Dominique des Villepin am 16. Juni 2006 den Startschuss für die auf 6 Jahre angelegten Bauarbeiten, die mit 164 Millionen Euro angelegt waren. Als erster Schritt wurde 2009 ein Gezeitendamm vor dem Couesnon in Betrieb genommen, welches bei Flut Meerwasser in das Flussbett fließen lässt, dass dann bei Ebbe durch Öffnen mit gehörigem Druck wieder abgelassen wird und Sand und Sedimente aus der Buch heraustragen soll. Der bisherige Straßendamm, der heute den Mont mit dem Festland verbindet, soll dann durch eine 1 km lange Stelzenbrücke ersetzt werden. Die inselnahen Parkplätze auf dem Mont-Saint-Michel, direkt links und rechts vor dem Turm des Königs und dem Turm der Arkade sollen entfernt und durch neue, 2,5 km entfernte ersetzt werden, von denen dann eine Pendelbahn zum Berg verkehrt. Zu Fuß ist der Mont-Saint-Michel in ca. 45 Minuten zu erreichen. Außerdem soll ein neues Informationszentrum eröffnet werden, das über die Veränderungen in der Buch des Mont St. Michel berichtet.

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