Biografie Sethos II.

Bauten Karnak

Sitemap

Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Bilder oben: beide Elvira Kronlob - alle Rechte vorbehalten

"Der [oberste] Medjay (Nekropolenwächter)
kam und sagte: [Der] Falke ist gen Himmel geflogen, 
nämlich Setoy [II.], [und] an seiner Statt ist ein anderer erstanden."
(Hieratisches Ostrakon)

Das Grab von König Sethos II. befindet sich in der südwestlichen Ecke des Tal der Könige und es wurde - ebenso wie das Grab seiner Frau Tausret (KV 14)  - in die Basis einer fast senkrechten Felswand an der Spitze eines Wadis geschnitten, das südwestlich vom Haupttal verläuft. Wie 59 griechische und lateinische Graffiti im Grab beweisen, war KV 15 seit der Antike zugänglich und wird seit dem 18. Jahrhundert von europäischen Besuchern besucht.

Richard Pococke untersuchte es bereits 1738, aber erst mit der Ankunft von Howard Carter in den Jahren 1903-1904 wurde das Grab gründlich freigelegt. Nachdem dieser dann mit der Ausgrabung der nahegelegenen Grabstätte von Tutanchamun begonnen hatte, wurde KV 15 von seinen Assistenten Alfred Lucas und Arthur Mace provisorisch als Labor für die Reinigung und Restaurierung der Funde von KV 62 (vor dem Weitertransport ins Kairoer Museum) genutzt.
Bei dem schweren Wolkenbrüchen von 1994 wurde es beschädigt (1). 

Es gibt mehrere Ostraka (Kalksteinplättchen), die sich auf die Grabstätte von Sethos II. beziehen. Eines davon zeigt eine Entwurfsskizze mit den Abmessungen der einzelnen Kammern und Korridore der Grabanlage. In Deir el-Medina (dem Arbeiterdorf des Neuen Reiches für den Bau der Königsgräber) wurden mehrere Kalksteinsplitter (sog. "Ostraka") gefunden, auf denen sich Notizen befanden, welche den Aufsehern der Arbeiterschaft von Deir el-Medina als Unterlagen für ihre Berichte dienten und die sie dann später bei ihren Vorgesetzten ablieferten. Danach wurden die Ostrakas weggeworfen. Aus diesen Berichten erfahren wir, dass mit den Arbeiten am Königsgrab schon im 1. Jahr von König Sethos II. - wenige Monate nach seiner Thronbesteigung begonnen wurde. Nach Cerny (Ostraca oCGC 14.6.217 und oMMA 14.6.217) wurde also bereits im 3. Monate nach der Thronbesteigung des Königs am Grab gearbeitet. 

Verschiedene Phasen des Grabbaus sind durch Ostraka belegt, aber trotz einer sechsjährigen Regierungszeit von Sethos II. blieb KV 15 unvollendet. Die Arbeiten am Grab dauerten über den Tod von Sethos II. hinaus als unter seinem Sohn und Nachfolger Siptah das Grab für die Beisetzung vorbereitet wurde (Quelle: Ostraka Kairo CG 25515, vs. III, 6-9). Das Begräbnis fand im Jahr 1. von König Siptah statt (zwischen dem III. und IV. Peret = Dezember bis Januar) (4). 

Nach Reeves (Tal der Könige) deutet nichts in diesen Aufzeichnungen daraufhin, dass es irgendwelche besondere Ereignisse von Bedeutung innerhalb der Regierungszeit von Sethos II. gab. Doch es gibt indirekte Hinweise, dass seine Regierung (zumindest in Oberägypten) durch die Herrschaft des Usurpators Amenmesse unterbrochen worden sein muss, denn ab dem 1. Regierungsjahr von Sethos II. war einer der beiden Aufseher der Arbeitermannschaft von Deir el-Bahari ein Mann namens Neferhotep - dieser wurde im Jahre 6 des Königs durch einen gewissen Paneb ersetzt, da Neferhotep, wie es heißt "vom Feind" getötet worden sei. Offensichtlich war hier kein Feind gemeint, der von außerhalb Ägyptens kam, sondern es gab wohl Kämpfe mit Einheimischen im Gebiet von Theben, die innerhalb des 2. - 5. Regierungsjahres von Sethos II. stattgefunden hatten - denn es gibt für diese Jahre keine sicher datierbaren Ostrakas oder andere Dokumente. Natürlich müssen diese Kämpfe auch die Arbeiten am Königsgrab von Sethos II. unterbrochen haben - was erklären würde, warum im Jahre 6 von Sethos II. die Arbeiten darin noch im vollen Gang waren, denn normalerweise nahmen die Ausschachtungsarbeiten an einem königlichen Grab während dieser Zeit nicht mehr als etwa 2 Jahre in Anspruch (4).

Die Erwähnung eines "Krieges", der in dieser Zeit stattgefunden haben muss, findet auch in anderen Berichten Erwähnung, wobei aber die Anspielungen und Hinweise vage und dunkel blieben. Es gibt Berichte über zwei im Jahre 6 des Königs datierte Prozesse, bei denen es um Diebstahl von Kupfergeräten ging und in denen gesagt wird, dass diese "nach dem Krieg" vergraben worden sind (4).

Durch die später erfolgte Fertigstellung des Grabes könnte Sethos II. zuerst im Grab seiner Frau Tausret (KV 14) bestattet und später in das hastig fertiggestellte Königsgrab KV 15 verlegt worden sein, wobei die Ägyptologen sich aber nicht sicher sind, unter welchem König (evtl. König Sethnachte, der das Grab von Tausret für sich usurpierte und Sethos II. dann zurück in das hastig fertiggestellte Grab KV 15 verbringen ließ).

Prof. Dr. Hartwig Altenmüller äußerte die Vermutung das die Mumie Sethos II., gemeinsam mit seiner Gemahlin Tausret in ihrem Grab KV 14 beigesetzt worden ist und später von Sethnachte in sein eilig fertiggestelltes Grab KV 15 umgebettet wurde. Es ist fraglich, ob dieses wirklich so war oder ob der König zunächst in seinem noch unvollendeten Grab begraben und die Mumie später entfernt und in einem Sarkophag in die "Cachette-KV-35" gelegt wurde.

Beim Tod von Sethos II. wurden die Steinarbeiten eingestellt - der untere Teil der Grabanlage ist bis auf den Beginn des 4. Korridors (der dann als Grabkammer umfunktioniert wurde) aus Zeitmangel nicht mehr zur Ausführung gekommen. Die Dekorationen wurden aber teilweise noch nachbearbeitet (Quelle: F. Abitz: die sog. Grabräuberschächte).

Grabbeschreibung:

Architektur:

Wie ein Vergleich zeigt, lehnte sich König Sethos II. bei der Planung seines Grabes KV 15 eng an das Vorbild von Merenptah an. Im Vergleich mit KV 8 ist klar ersichtlich, dass der Grabbau Sethos II. bei seinem Tode nicht einmal zur Hälfte gediehen war.

Der Grundriss der Anlage ist stark vereinfacht - doch gab es einige Neuerungen. Der Eingang ins Grab wurde - wie auch der zum Grab seiner Gemahlin Tausret (KV 14) - direkt in die senkrechte Felswand am Ende eines Wadiarmes geschlagen, der südwestlich des Haupttales verläuft und nicht, wie es bei den früheren Grabeingängen im Tal der Könige üblich war, als abgestufter Grabeingang. Die Wände des Eingangs wurden geglättet und mit weißen Putzschichten aus Gips bedeckt, ebenso wie der Rest des Grabes. Um den Eingang und das Grab vor zukünftigen Überschwemmungen - wie bei den Wolkenbrüchen von 1994 - wobei das nahegelegene Grab von Kanzler Bai fast zerstört wurde - zu schützen, ließ die örtliche Altertumsbehörde eine überdachte Erweiterung direkt aus der Felswand heraus errichten.

Um den 7,20 m Eingang zu schützen baute man nach den schweren Wolkenbrüchen und  Überschwemmungen von 1994 eine Zementaußenanlage mit Dach, direkt aus der Felswand heraus. 

Die Eingangsrampe verläuft fast eben, desgleichen die Korridore mit Ausnahme des zweiten und des steil abfallenden Zugangs zur umgearbeiteten Grabkammer. Der Brunnenschacht (Kammer E), dem ein Brunnen fehlt, wurde nie gegraben. Dieser verbindet sich dann mit einer viersäuligen Halle und einem weiteren Korridorabschnitt, der zu einer schmalen Grabkammer umgebaut wurde (4).

Sethos II. hatte für seine Grabanlage die übliche Wanddekoration vorgesehen und auch teilweise schon begonnen, wie aus dem Stand der Wanddekoration in den drei Eingangskorridoren und dem 1. Pfeilersaal zu sehen ist. Dieses lässt sich an dem Stand der Fertigstellung ablesen, wobei der 1. Korridor fast fertiggestellt war, der 2. bereits in Reliefarbeit begonnen - jedoch nur teilweise vollendet, während die übrigen Teil des 2. Korridors und der 3. nur die Vorzeichnungen auf den Wänden aufweisen. Wahrscheinlich war die Dekoration im oberen Pfeilersaal beim Tode des Königs schon ausgeführt, denn sie sind in Relief gearbeitet, während in der Brunnenkammer nur gemalte Szenen zur Ausführung kamen. 

Im gesamten Tal der Könige gibt es keine vergleichbar "armselige" Sarkophagkammer wie die von KV 15. Das Korridorstück, das als Sarkophagkammer diente ist weder erweitert noch sind die Spuren eines unfertigen Korridors, der weiterführen sollte, beseitigt worden (Quelle: Abitz / die sog. Grabräuberschächte), wobei die hintere Wand der Sarkophagkammer in dem Zustand belassen wurde, den die Arbeiter zum weiteren Aushauen des Korridors errichten: nackter, abgeschlagener Fels. Die Decke und Teile der Wände bestehen aus ungeglättetem Fels, wobei diese teilweise mit Putz notdürftig verbessert wurden.

Es gibt Beweise für die Auslöschung der Kartuschen von Sethos II. in seiner Grabanlage - wie auch anderswo in Theben. Später wurden seine Kartuschen wieder eingemeißelt, wobei vermutlich all diese Usurpationen oder Auslöschungen zur gleichen Zeit stattfanden. Zu irgendeinem späteren Zeitpunkt - evtl. unter Siptah (?) wurden die Kartuschen von Sethos II. im Grab erneut wieder eingemeißelt

Grabplan KV 15 - Sethos II.
Gesamtlänge von KV 15 = 88,65 m; max. Höhe: 3,51 m; max. Breite 8.07 m (Quelle: Theben Mapping)
Der Eingang misst (lt. Theben Mapping) 7,20 m in der Länge und 3,19 m in der Breite.

Dekoration: Korridor B, Durchgang zu C und Korridor C = Litanei des Re;
Korridor C, Korridor D = Szenen aus dem Amduat;
Pfeilerhalle, Grabkammer =
Pfortenbuch;
Korridor B, Korridor C, Tor zu D, Brunnenkammer E, Pfeilerhalle F und Grabkammer J = Darstellung der Verstorbenen und Gottheiten.

Planzeichnung: Nefershapiland (nach Porter & Moss)
- alle Rechte vorbehalten -

Ab Sethos II. führen die Korridore nicht mehr steil in die Tiefe, sondern verlaufen jetzt  relativ flach. Im Grab wird auch gänzlich auf Treppen verzichtet. Die Breite der Korridore ist mit 2,80m ungewöhnlich breit, da sie zu dieser Zeit allgemein zwischen ca. 2,55m bis 2,70m lagen. In den Ecken des Gangteils (Durchgang von D = 3.Korridor) zu E befinden sich Türzapfenlöcher und in der rechten Ecke im Fußboden eine Aussparung, die als Türanschlag gedient haben kann. Demnach war der Eingang zu Raum E (Brunnenkammer) durch eine Doppeltür verschlossen. 

Der Abbruch der Arbeiten im Grab kann nur der unerwartete Tod des Königs bedingt haben. Die Endarbeiten bezogen sich auf die provisorische Sarkophaghalle und deren Ausmahlung (nach Abitz: Grabräuberschächte).

Dekorationsprogramm

Auffällig ist der Dekorwandel im Verhältnis zum 1. Korridor, der größtenteils mit Tief- und Hochreliefs in guter Qualität erstellt wurde zu der übrigen Grabdekoration (die wohl erst nach dem Tod des Königs angebracht wurde). Viele Teile der übrigen Ausschmückung scheint lediglich eilig aufgemalt worden zu sein. Im 2. und 3. Korridor wurden nur Schnittzeichnungen auf eine graubraune Putzfläche gemalt und die Darstellungen an den linken Wänden der Korridore C und D sind auf die Rückseite der Grabanlage ausgerichtet, während sie an den rechten Wänden auf den Eingang ausgerichtet sind. Das Stilelement des versenkten Reliefs wird erst wieder in der Pfeilerkammer F verwendet., wenn auch nicht immer bemalt und mit einem weißen Hintergrund.

Eingangsbereich A

Der kurze Eingang ist direkt in die senkrechte Felswand geschlagen, und besitzt nicht den sonst üblichen Treppenabgang. Seine Wände des Eingangs sind, wie auch ansonsten die Wände im Grab, mit einer Schicht weißen Putzes überzogen, blieben aber aber ohne Dekoration. 

Auf dem Türsturz über dem Durchgang zum 1. Korridor (B) ist in der Mitte die übliche Sonnenscheibe mit Skarabäus und widderköpfigen Gott als Erscheinungsform der Morgen– und Abendsonne abgebildet, die auf jeder Seite (links) von der knienden Isis und (rechts) von Nephthys verehrt wird. Die Farben auf dem Türsturz im Eingangsbereich sind gut erhalten und der ganze Innenraum der Szene ist rötlich gepunktet in relativ gleichmäßigen, vertikalen Linien

Die Sonnenscheibe mit Skarabäus
 - Türsturz über dem Eingang (A) außen zu Korridor B -
links und rechts davon im Anbetungsgestus Isis und Nephthys

Bild: Flickr-archer10Dennis-Egypt-4A-016.jpg
Autor: Dennis Jarvis from Halifax, Canada, Wikipedia 09.2004
Lizenz: CC BY-SA-2.0

Erwähnenswert ist, dass die Kartuschen am Eingang verändert wurden - vielleicht sogar gelöscht und später neu beschriftet, mit verschiedenen Varianten des Namens von Sethos II. Der Thronname des Königs war ursprünglich  mit der sitzenden Amun-Figur und das "meri" (geliebt) mit einem doppelten Schilfblatt in den Kartuschen sowie der Geburtsname in der Kartusche mit einem sitzenden Ptah-Determinative geschrieben. Diese Hieroglyphen und Zeichen wurden später umgeschnitten oder gelöscht und durch "User-cheperure meri-Amun Sethos meri-n--Ptah" ersetzt, indem das doppelte Schilfblatt und der sitzende Amun im Vornamen weggelassen wurden (5).

Wie die Türlöcher an den Verbundpfosten des Durchgangs zu Korridor B zeigen, war das Tor einst durch ein Paar Holztüren verschlossen (Quelle: Theben Mapping - Tor B)

Korridor B 
- 1. Korridor -

Die Dekoration des 1. Korridors (Korridor B) (Länge: 15,32m x Breite: 2,74m x Höhe: 3,30m nach Theben Mapping) war sowohl mit vertieften, wie auch mit erhabenem Relief ausgeführt - die handwerkliche Arbeit ist von höchster Qualität. An den Türpfosten befinden sich die königlichen Namen - an den Türlaibungen ist die kniende Göttin Maat auf einer Korbhieroglyphe zu sehen.

Tor vom Eingang zu Korridor B

Die Leibung des inneren Tordurchgangs tragen das Bild der auf den heraldischen Pflanzen und dem "Korb" (nb) Symbol knienden Göttin Maat - dasselbe Motiv taucht auch an diversen anderen Stellen im Grabinneren auf. 

Vor dem Gesicht der Göttin befinden sich die Kartuschen von Sethos II. Interessant ist an dieser Szene am Eingang, dass die Kartuschen (oben) verändert - vielleicht sogar gelöscht und mit verschiedenen Varianten des gleichen Namens, nämlich dem von Sethos II. neu beschriftet wurden (5).

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Torlaibung, rechte Seite des Eingangs zu Korridor B

Die Leibung des inneren Tordurchgangs tragen das Bild der auf den heraldischen Pflanzen und dem "Korb" (nb) Symbol knienden Göttin Maat. 

Bild: Wikipedia, Gary Todd from Xinzheng, China, public domain

Eine Nische am Anfang der linken Wand wurde erst nachträglich eingebaut, nachdem die Bemalung vollendet war. Evtl. war sie als Eingang für eine Seitenkammer geplant, die aber nie ausgeführt wurde.

Der sorgfältig gearbeitete und bemalte Text der Wände endet plötzlich noch vor dem Ende des Korridors, es folgen rot gezeichnete Hieroglyphen, die nicht ausgemeißelt wurden.

Die Korridordecke ist entlang der Kanten mit sorgfältig ausgearbeiteten Texten von Osiris und Re-Harachte beschriftet. In der Mitte sind fliegende Geier (einige besitzen Kobraköpfe) zu sehen, die nur zum Teil in Farbe ausgeführt sind - dazwischen immer der Name des Königs.

Decke im 1. Korridor

In der Mitte befinden sich fliegende Geier, von denen einige Kobraköpfe besitzen. Zwischen den Geiern sind immer wieder die Kartuschen mit den Namen des Königs (Sethos II.) eingefügt. Entlang der Kanten ist ein Band mit sorgfältig ausgearbeiteten Texten von Osiris und Re-Harachte zu sehen.

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

Die Arbeiten am Grab wurden wohl durch das Auftreten von Amenmesse für mehrere Jahre (2 Jahre ?) unterbrochen. Bei der Wiederaufnahme der Arbeiten wurde anscheinend das Dekorationsprogramm des 1. Korridors verändert. Zu Beginn des Korridors finden sich nun links und rechts Götterszenen – links Re–Harachte und Nefertem, rechts Re und Sokar. Der Beginn der Sonnenlitanei wird entsprechend verschoben, wie sich noch heute deutlich an den Spuren erkennen lässt. 

Rolf Kraus hat aus der unterschiedlichen Art der Dekoration des Grabes auf zwei Etappen der Anbringung des Bildprogramms des Grabes geschlossen, die beide zeitlich nicht unmittelbar auf einander folgen, sondern durch eine längere Unterbrechung der Arbeit am Grab gekennzeichnet sind. Er stützt sich dabei auf Beobachtungen von E. Thomas, (Royal Necropoleis of Thebes, 112) die auf die inkonsequente Verwendung von Relief und Malerei am Eingang und im 1. Korridor des Grabes verwiesen hat, und auf eine briefliche Mitteilung von E. Hornung, der im 1. Korridor des Grabes bei der Anbringung der Sonnenlitanei eine Änderung der Gesamtkonzeption der Dekoration des Grabes feststellen konnte (siehe dazu auch Dodson: Decorative Phases of the Tomb of Sethos II.). 

Erik Hornung schrieb dazu: "An der linken Wand des 1. Korridors lässt sich eine gravierende Änderung der Gesamtkonzeption feststellen: ursprünglich sollte wie üblich, gleich hinter dem Eingangsbild die Sonnenlitanei beginnen, dieser Teil war auch schon in Relief ausgeführt. Dann wurde dieser Wandteil ca. drei Millimeter tief weggemeißelt um eine weitere Götterszene (König vor Nefertem) anzubringen und Titelbild und Anfang der Litanei wurden um 1,82m nach rechts verschoben. Diese Änderung könnte gut beim Wiederbeginn der Arbeit erfolgt sein". (Zitat Ende)

Korridor B - Grab KV 15

Am Anfang der linken Wand befindet sich eine Nische, die erst eingeschlagen wurde, als die Wandbemalung schon vollendet war, denn sie wurde durch eine Figur des Königs geschnitten. Vielleicht sollte sie als Eingang für eine kleine Seitenkammer dienen, die aber nie zur Ausführung kam.

Die Darstellungen auf der linken Wand zeigen links und rechts kniende Figuren der Göttin Maat, die auf einer "Korb-Hieroglyphe" kniet. Hinter der Nische ist Sethos II. bei einer Opferdarstellung vor Re-Harachte und Nefertem zu sehen. Dahinter die Eröffnungsszene der Litanei des Re, gefolgt von Insignien, die sich auf der rechten Wandseite fortsetzen.

Die Decke des Korridors zeigt Texte von Osiris und Re-Harachte an den Rändern und mit fliegenden Geiern (einige mit Kobraköpfen) in der Mitte, die unvollständig in Farbe gerendert sind - abwechselnd mit den Namen des Königs (3). 

Bild: Elvira Kronlob 5. 3. 2018
- alle Rechte vorbehalten -

Die Darstellungen des Königs an der linken Wandseite (König opfert vor Re-Harachte und Nefertem) ist bei der Opferszene vor Re-Harachte in erhabenem Relief ausgeführt, während die Darstellung des Königs beim opfern von "nun-Gefässen" (nw-Gefässe = kleine runde Opfer-Gefäße mit Milch oder Wein) vor dem Gott Nefertem in vertieftem Relief gearbeitet wurde. Die Darstellungen sind über die ausgelöschte Öffnungs-Vignette der "Litanei des Re" (ursprünglich in erhabenem Relief gemeißelt) - die nun dahinter folgt und in vertieften Relief eingearbeitet wurde. 

Blick in den 1. Korridor (Korridor B) vom Grab Sethos II.

Auf diesem Bild von der linken Korridorwand ist sehr gut der Wechsel vom "erhabenen" zum "versunkenen" Relief zu sehen. Die durch die Wandnische zerschnittene Königsfigur und die Figur des Gottes Re-Harachte (der ihm Leben, Dauer und Macht gewährt) sind im erhabenen Relief gearbeitet, während die nächste Szene (König opfert "nw"-Gefässe) vor Nefertem im versenktem Relief gearbeitet wurde.

Auf der linken Wandseite des Korridors schreitet der König in das Grab hinein - die Götter blicken zum Grabausgang.

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

2. Szene an der linken Wand des Korridors B

Die handwerkliche Ausführung der Darstellungen ist von höchster Qualität - man beachte die Kleidung des Königs (leider teilweise abgefallen).
Sethos II.  opfert "nw"-Gefässe vor dem Gott Nefertem.

Bild: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Eröffnungs-Vignette der Litanei des Re
- im versenktem Relief -
an der linken (südöstlichen) Wand des I. Korridors

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

 

 

Fortführung der linken Wand
- Litanei des Re -

Hinter der Eröffnungsszene (siehe Bild oben) setzt sich die Litanei des Re in unzähligen Schriftkolumnen fort.

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

Auf der rechten Seite des Korridors opfert der König vor Re-Harachte und Sokar. Den Rest der beiden Korridorwände bedecken Textkolumnen mit der "Litanei des Re".

Rechte Wandseite von Korridor B
im versenktem Relief

Auf der rechten Wandseite steht der König - hinter der knienden Figur der Maat auf der "Korb"-Hieroglyphe - libierend vor Re-Harachte und beim Opfern einer Maat-Figur vor Sokar. Dahinter folgt die Litanei des Re.

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

 

Korridor C
- 2. Korridor -

Der äußere Türsturz zu Korridor C zeigt eine geflügelte Sonnenscheibe - auf den Türpfosten und Türlaibungen setzt sich die Litanei des Re fort. Der zusammengesetzte Türpfosten von Tor C ist mit einer Reihe von Türdrehlöchern ausgestattet, die beweisen, dass das Tor einst mit zwei Holztüren geschlossen wurde. Das Tor C hat eine Höhe von 2,94m, eine Breite von 2,27m und ist 1,60m lang (Quelle: Theben Mapping online)

Der Korridor C hat ein geringes Gefälle und es fehlen die üblichen Wandaussparungen (Nischen) am Anfang. Die Dekorationen der Wände erfolgte nur als Vorzeichnung in roter Farbe. Am Anfang der linken (südöstlichen) Wand opfert Sethos II. eine kleine Statue der Göttin Maat vor Re-Harachte. Auf der rechten Wandseite (nordwestlich) opfert er Weihrauch vor Sokar. Die restliche Wand (sowohl links als auch rechts) ist mit Texten aus der "Litanei des Re" dekoriert. Im oberen Register auf jeder Wand befinden sich die 74 Formen des Sonnengottes sowie die zweite und dritte Stunde des Amduats. 

Blick in den Korridor C (3. Korridor)

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Linke Wandseite von Korridor C

Im obere Register auf jeder Wandseite sind die 74 Erscheinungsformen des Sonnengottes dargestellt.

Diese Szenen wurden nur noch als Vorzeichnungen in roter Farbe ausgeführt. 

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

 

Linke Wandseite von Korridor C

Vorzeichnungen in roter Farbe auf beiden Wänden des Korridors.

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

Auf dem zentralen Bereich der Korridordecke ist eine Sonnenscheibe mit Ra's widderköpfigen Ba-Vogel zu sehen, der von Isis und Nephtys flankiert wird, gefolgt von weiteren Texten der Litanei des Re.  Anscheinend sollte der unvollendete Rest der Decke mit einem Sternenmuster bedeckt werden.

Korridor D
- 3. Korridor -

Der äußere Sturz des 3. Korridors ist mit einer geflügelten Sonnenscheibe geschmückt. Auf den Türpfosten befinden sich die Namen und Ephithetas des Königs - auch nur in Vorzeichnung mit roter Farbe ausgeführt. Auf der Ostwand befinden sich Darstellungen aus der 4. Stunde des Amduat und auf der Westwand wird die 5. Stunde dargestellt. Der Türpfosten von Tor D ist mit einer Reihe von Türdrehlöchern ausgestattet, die zeigen, dass es einst von zwei Holztüren geschlossen wurde. Bei Tor E (Durchgang zur Brunnenkammer E) liegen sich zwei rechteckige Aussparungen (Nischen ?) gegenüber.

Rechte Türlaibung - Tor zu Korridor D
- H. 2,96m x B. 2,27m x L. 1,6m -

Auf den inneren Türpfosten befinden sich die Namen des Königs und seine Ephithetas in Vorzeichnung mit roter Farbe.

Die gesamte Dekoration wurden als Vorzeichnungs-Skizzen in roter Farbe ausgeführt.

Auf der linken Wand befinden sich Vorzeichnungen der 4. Stunde und auf der rechten Wandseite der 5. Stunde des Amduats.

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Brunnenkammer
-
Raum E -

Die Brunnenkammer (H. 3.39m x B. 4,38m x L. 3,19m) - der sog. "Raum E" - war völlig anders dekoriert als in den anderen Gräbern im Tal der Könige. Der Schacht selber wurde nicht ausgehauen. Die Wände zeigen anstelle der üblichen Schutzgottheiten (die vier Söhne des Horus und vier Göttinnen) Bilder verschiedener göttlicher Statuen. Die Bilder sind relativ grob in roter Farbe ausgeführt und die Wände wurden lt. Reeves (das Tal der Könige, S. 152) mit "Darstellungen von Grabbeigaben wie symbolischen Götter- und Königsstatuetten" dick mit gelbem Ocker ausgemalt. Die Bilder der verschiedenen göttlichen Statuen erscheinen ähnlich wie viele der tatsächlichen Holzstatuen, die im Grab von Tutanchamun (KV 62) gefunden wurden, wie etwa eine davon, die den König auf einem Panther in einem Schrein zeigt, eine andere zeigt ihn in einem kleinen Schilfboot mit einer Harpune. Die königlichen Kartuschen erscheinen in verblasster, blauer Farbe. An der linken (südöstlichen) Wand befindet sich ein Graffiti aus griechischer Zeit ( 3). 

Brunnenkammer / Raum E
- rechte Wandseite - 

Brunnenkammer / Raum E
- Eingngswand - 

Der König auf dem Rücken eines Panthers, rechte Wandseite Abbildungen des Königs als Statue in seiner Kindheit (rechts) und Götterstatuetten (links).

Bilder: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten - 

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Linke Wandseite der Brunnenkammer

Darstellungen des Königs und von Götterstatuen im Stile von Grabbeigaben - ähnlich den tatsächlichen Statuen aus KV 62 (Tutanchamun).

 

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

 

Pfeilerhalle F

Ein einfaches Tor verbindet die Brunnenkammer mit der Vier-Pfeilerhalle F. Dieser Raum enthält 4 Pfeiler, die einen zentralen Abgang flankieren. Die Wände zeigen den 4. und 5. Abschnitt aus dem "Buch der Pforten". Eine Aussparung in der Mitte der linken (südöstlichen) Wand könnte ein unfertiger Einschnitt für ein Tor zu einer Seitenkammer sein, die aber nicht mehr ausgeführt wurde (3). 

Linke (südöstliche) Wand der Pfeilerhalle
- mit Aussparung, evtl. für eine Seitenkammer, die aber nicht mehr zur Ausführung kam -

 

 

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

 

 

Die Mitte der Rückwand - über dem Rampenabgang - zeigt eine Doppelszene mit Sethos II., der Osiris eine kleine Statue der Göttin Maat und zwei Vasen überreicht. Die Darstellungen wurden nicht vollständig ausgemalt. Die Künstler verwendeten nur Rot und Gelb für die Bemalung, außer an den Säulen  und in der Mitte der Rückwand, wo sie auch Grün benutzten.

Die Säulen zeigen Szenen mit Sethos II. vor den Göttern Ptah, Horus-Iunmutef und anderen Göttern. Auch hier finden wir bei der Dekoration der Säulenwände eine Neuerung, denn sie zeigen auf jeder Seite nur eine einzige Figur, so dass zwei aneinander angrenzende Säulenseiten eine Szene zeigt. Diese Neuerung findet man von nun an durchgehend bei allen folgenden Königsgräbern im Tal der Könige (4). 

Pfeilerhalle von KV 15
- Vorderansicht des Pfeilers 1 - 
linke Seite am Abgang zur Grabkammer 

Pfeilerhalle von KV 15
- Vorderansicht von Pfeiler 3 -
 rechte Seite neben dem Abgang zur Grabkammer

Die Pfeilerhalle enthält vier Pfeiler, die jeweils nur mit einer Figur dekoriert sind. Die Darstellungen mit Ptah wurden in der Pfeilerhalle deutlich kunstvoller als die übrigen Malereien ausgeführt. Ptah steht auf den vorderen Seiten der ersten beiden Pfeiler in einem Schrein mit "geflochtenen Wänden", die sehr sorgfältig ausgearbeitet wurden.

beide Bilder: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Pfeilerhalle von KV 15
- Pfeiler 1 links vom Abgang -
links: Ptah-Osiris und rechts: Anubis

Pfeilerhalle von KV 15
- 1. Pfeiler links vom Abgang -
der Gott Ptah-Osiris in einer ungewöhnlichen Form

beide Bilder: mit frdl. Dank Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

Auf beiden hinteren Pfeilern der Pfeilerhalle ist der Iunmutef-Priester mit dem Uräusdiadem an der Stirn im Rezitationsgestus zu sehen. Er steht in Richtung des Prozessionswegs in den hinteren (unteren) Grabbereich. Er trägt den Pantherfellumhang, der mit roten Tupfen versehen ist. Auf dem rechten Pfeiler steht vor ihm ein Tisch mit Opferbroten. Die Inschrift über ihn lautet: "Horus–Iunmutef, der große Gott, Sohn des Osiris “

 2. Pfeiler auf der linken Seite der Pfeilerhalle
- der König als Iunmutef-Priester (linke Seite) und Nefertem (rechte Seite)

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Blick von der Brunnenkammer auf den Abgang durch die Obere Pfeilerhalle F.

 

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Mitte der Rückwand - über dem Rampenabgang der Pfeilerhalle

Die Doppelszene zeigt Sethos II. vor dem Gott Osiris. Der König übergibt ihm eine kleine Statue der Maat und zwei Vasen. Vor dem König steht jeweils ein Opferständer. Die Darstellungen wurden nicht vollständig ausgemalt. Auf dem rechten, hinteren Pfeiler ist der Iunmutef-Priester zu sehen. Vor ihm steht ein Opfertisch mit Opferbroten.

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Blick von der modernen Treppe aus der Grabkammer nach oben in die Pfeilerhalle

Bild: Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -

 

Grabkammer J

Nach dem Tod von Sethos II. verwandelte man einen ursprünglich als weiteren Korridor vorgesehenen Raum - ohne große Änderungen (also ohne Erweiterung und ohne die Spuren des unfertigen Ganges zu beseitigen - zu der Grabkammer des Königs. Die grob behauene hintere Wand wurde in dem Zustand belassen, so wie sie von den Arbeitern beim Tode des Königs ausgehauen war. Decke und Teile der Wände bestehen aus ungeglättetem Fels, teilweise wurden sie mit Putz notdürftig verbessert. Der ungeglättete Fels wurde an den Wänden mit einer dicken Putzschicht überzogen und dann mit Szenen aus der 6. Stunde des Pfortenbuches (linke und rechte Wand) und Götterdarstellungen bemalt. Über die ganze Länge der Decke erstreckt sich eine Darstellung der Göttin Nut mit nach unten gebogenen Flügeln und über ihren Kopf sind Spuren dessen zu sehen, was evtl. der Ba des Re sein könnte.

Die Göttin Nut an der Decke
der Grabkammer

Die Göttin Nut mit nach unten gebogenen Flügeln an der Decke der Grabkammer.

 

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

 

Der Sarkophag von Sethos II. (lt. Nicholas Reeves in: das Tal der Könige, S. 155 sind im Grab nur Fragmente des Sarkophagdeckels verblieben; vom Sarkophag fehlt wie bei Amenhotep III. jede Spur) aus rotem Granite liegt zerschlagen auf dem Boden. In neuerer Zeit wurden die Fragmente des Sargdeckels wieder zusammengesetzt und auf Stützen in der Sargkammer platziert. 

Fragment des Sarkophagdeckels aus Granit
auf einem modernen Podest
- H. 3,25m x B. 2,77m x 8,04m -

 

Die Oberseite des Sarkophag-Deckels zeigt ein mumienförmiges Abbild des Königs als Osiris - eine Skulptur der Göttin Nut bedeckt die Unterseite. 

Das Kopfteil mit dem Gesicht des Königs ist verloren, aber der Kopf der Göttin Nut befindet sich heute in der ägyptischen Sammlung des Louvres (Paris: E 6205) - jedoch nicht das Gesicht des Königs. 

Es fanden sich auch zwei Uschebti-Fragmente.
(Quell3: Königl. Särge u. Sarkophage des Neuen Reiches / Patrick Farsen). 

Die provisorische Grabkammer von KV 15 ist 3,25m hoch, 2,77m breit und 8,04m lang (lt. Theben Mapping: unregelmäßig). 

Bild: Elvira Kronlob - alle Rechte vorbehalten

 

Blick in Sargkammer mit Sarkophagdeckel auf einem modernen Podest

Auf der linken (südöstlichen) Seite der Grabwand  auf der rechten (nordwestlichen) Seite befinden sich Götterdarstellungen aus dem Buch der Pforten. An der Decke ist die geflügelte Göttin Nut und über ihrem Kopf sind Spuren dessen zu sehen, was evtl. der Ba des Re sein könnte. 

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

Auf der Außenseite des Deckels sind verschiedene Darstellungen in erhabenem Relief zu sehen, die den mumiengestaltigen Unterkörper (der obere Teil mit Kopf ist verloren) des Königs, den Schlangengott Mehen, ein Krokodil, einen widderköpfigen Vogel und den Ba-Vogel zeigen. Eine halbplastische Darstellung der Himmelsgöttin Nut befindet sich auf der Innenseite des Deckels. Das Fragment des Gesichtes der Göttin Nut, welches dem Körper des verstorbenen Königs zugewandt war, befindet sich heute im Louvre (Paris: H. 24cm x Breite 25,7cm).

Fragment des Sethos II.-Sarkophages
- heute im Louvre / Paris E 6205 -

 

 

Kopf der Himmelgöttin Nut am Unterteil des Sarkophagdeckels

 

 

 

 

Bild: Neithsabes - public domain
Wikipedia 12.4. 2007

Selbst wenn der Sarkophag vollständig erhalten wäre, so ist er der bislang kleinste gefundene Königssarkophag des Neuen Reiches. Daher besteht die Vermutung, dass er evtl. in einem größeren Außensarkophag passte.

Fragment des Sarkophagdeckels aus Granit (Kopf fehlt)

Die im Grab gefundenen Fragmente des Sarkophagdeckels aus rotem Granit verblieben dort - es wurden aber keine Teile der Sargwanne gefunden. Die gefundenen Teile des Deckels wurden restauriert und auf Stützen platziert, um das ursprüngliche Aussehen des Sarkophages zu suggerieren. Auf der Oberseite des Deckels befindet sich eine osirische Darstellung des Königs (der Kopf fehlt leider). 

Der englische Ägyptologe Dr. Aidan Dodson schlägt vor, dass es sich bei diesem Sarkophag um einen "Innensarg" handelt, der evtl. in einem größeren Außensarkophag passte - ähnlich dem von Ramses III.

Bild: Courtesy of www.meretsegerbooks.com
Thanks to Mr. Francois Olivier

 

Die Mumie Sethos II.

Die Mumie von Sethos II. wurde in der Antike - zusammen mit anderen königlichen Mumien - von den Priestern zur sicheren Aufbewahrung vor den Grabräubern in das Grab von Amenophis II. (KV 35 - Kammer Jb) gebracht. Die Mumien aus der Nebenkammer Jb (darunter auch die von König Sethos II. / CG 61081) von KV 35 wurden 1902 ins Museum Kairo überführt, wo sie von G. E. Smith am 5. Sept. 1905 ausgewickelt und untersucht wurde. 

Der Körper des Königs wies eine Größe von ca. 1,64m auf und hatte in der Antike schlimme Beschädigungen erlitten. Ein Teil der unteren Körperhälfte war weggebrochen. Smith glaubte, dass diese Verletzungen schon vor der Umhüllung mit den Bandagen geschehen war. Der Kopf war vom Hals und Körper gelöst. Beide Arme des Königs waren abgerissen worden und der rechte Unterarm und die Hand fehlten komplett. Auch die linke Hand wies Schäden auf und mehrere Finger fehlten. Smith stellte fest, dass der Schädel von Sethos II. von einem Loch durchbohrt war, das denen sehr ähnelte wie er sie bei den Mumien von Merenptah, Ramses IV, Ramses V. und Ramses VI. gefunden hatte. Dieses geschah eindeutig erst nach der Mumifizierung, sicher durch die Plünderer.

Beim Auswickeln aus den Bandagen fand Smith mehrere Gegenstände, die noch auf der Mumie vorhanden waren. Blaue "wdA.t"-Amulette (Schutzsymbol / Udjat-Auge = das unbeschädigte Auge des Horus oder Re's) aus Fayence wurden an seinen Beinen mit einer Schnur befestigt gefunden, ebenso blaue Fayence-Skarabäen. Smith berichtete auch, dass er drei kleine Sphinx-Amulette vor dem rechten Knie - aufgefädelt an einer Schnur, gefunden hatte.

Ein großer Teil der ursprünglichen Mumienumhüllung wurde bei der Beraubung der Mumie zerstört. Bei der Neu-Bandagierung gelangten Teile davon unter die neuen Mumienbinden. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Mumie im ursprünglichen Grab restauriert wurde. 

Lt. Smith lag auf der Brust der Mumie ein "Leinen-Etiket" von Typ A, auf dem mit Tinte beschriftet sein Name stand (Quelle: Bibliographie: BIE, 111 [3[; DRN, 232, RM, 75 in The Theban Royal Mummy Projekt, von Max Miller. M.A.)

Beim Auswickeln der Mumie von König Sethos II. fanden sich als Mumienbinden verwendete Teile von mehreren Hemden, auch auch zwei noch vollständige, feine Musselin-Hemden auf denen man hieratische Inschriften fand. Leider wurden diese Inschriften nicht veröffentlicht. In eines dieser Hemden war die Kartusche von Merenptah eingestickt und ebenfalls mit Tinte eingezeichnet. Es handelt sich also um ein Kleidungsstück, welches einst König Merenptah gehörte und das dann dazu benutzt wurde, um die Mumie seines Sohnes Sethos einzuwickeln.

Nach Fritz Abitz und G. E. Smith wies die Mumie von Sethos II. ein etwas "plattes" Gesicht auf; seine obere Zahnreihe ist vorstehend (ein sog. Überbiss). Die Zähne waren in einem relativ guten Zustand. An der rechten Hüfte litt er an Arthrose. Die Arme der Mumie sind überkreuzt.

Mumie von Sethos II.

Kopf der Mumie von Sethos II.

linkes Bild:  kurz nach der Entdeckung - noch im Sarkophag, eingewickelt in einem Leichentuch und daneben nach der Entfernung des Leichentuches und mit feinen Leinenhemden umwickelt.

Bilder:  G. Elliot Smith - public domain
(Catalogue of the Royal Mummies in the Museum of Cairo)

Im April 2021 wurde die Mumie von Sethos II. - zusammen mit denen von 17 anderen Königen und 4 Königinnen im Rahmen einer Veranstaltung, die als "Goldene Parade der Pharaonen" bezeichnet wurde, vom "Museum für ägyptische Altertümer" in das "Nationalmuseum für ägyptische Zivilisation" verlegt.

Der Ersatzsarkophag
- Sargwanne für die Bestattung -
-
Museum Kairo, CG 61037 / JdE 34561 -

Die Mumie von Sethos II. wurde von den Priestern in der Antike - wegen der zunehmenden Gefahr der Plünderung durch Grabräuber - umgebettet und in das "Cachette-Grab KV 35" (Grabstätte von König Amenophis II.) gebracht. Für die Umbettung benutzten die Priester einen anthopiden Sarg aus Holz  eines Privatmannes aus der 20. Dynastie von geringer Qualität (in seiner künstlerischen Ausführung). Bei seiner Wiederverwendung als königlicher Sarg erhielt er einen neuen Anstrich in hellgelber Farbe (sollte wohl Gold imitieren und um die ursprüngliche Dekoration des Vorbesitzers zu überdecken).

Der Deckel zeigt eine mumiengestaltige Figur, welche die Arme über der Brust gekreuzt hat. Die Hände sind zu Fäusten geballt, ohne dass sie etwas umfassen. Schwarze Lidstriche umrahmen die Augen und heben diese leicht hervor. Auf dem Kopf befindet sich eine dreigeteilte Perücke, die einst mit Strähnen versehen war. Ein großer aufgemalter Haltskragen befand sich um seinen Hals. Das Gesicht und die Hände sind rotbraun bemalt. Die Priester der 21. Dynastie ließen zusätzlich über den gekreuzten Armen eine Textkolumne anbringen mit den Titeln und den Namen von Sethos II.

Ursprünglich zeigte die Dekoration der Sargwanne aus der 20. Dynastie (Länge 1,85m x Höhe 27cm x Breite 43cm) die vier Horussöhne mit beistehenden Inschriftenbändern in schwarz. Ein Djed-Pfeiler befand sich auf der rechten Seite und auf der linken Seite der Sargwanne war einst ein Tor oder eine Pforte. Unter den Füssen befand sich ein Tjit-Knoten zwischen zwei Zeichen für die jenseitige Welt.

Bei der Entdeckung des Sarges - zusammen mit der Mumie des Königs in KV 35 - war der Sarg offen (ohne Deckel). Der dazugehörige Deckel wurde dann auf einer Sargwanne gefunden, auf dem der Name von Ramses III. stand und in welchem die Mumie von Amenophis III. lag (Quelle: Patrick Farsen, Königliche Särge und Sarkophage des Neuen Reiches, AVM-Verlag 2011; ISBN 978-3-86924051)

Deckel des Ersatz-Sarges Sethos II.
 in Kairo, CG 61036; CG 61037 / JdE 34560

Aufschrift auf dem Ersatz-Sargdeckel unter dem Amenophis III. lag

Beide Bilder: Coffin of Sety II.TM Émile Brugsch 

 

 

Quellen und Literatur
1. KV 15 - englische Wikipedia
2. Kent R. Weeks: Luxor und das Tal der Könige, National Geographic Art Guide
3. Theben Mapping Project: KV 15, Sety II.
4. N. Reeves: Tal der Könige
5. Roy Winston Hopper 2010 / Dissertation "The Monuments of Amenmesse and Seti II: A historical Inquiry

home

Sitemap Biografie Merenptah Bauten Sethos II. allgemein