Sesostris I. - Bauten in Karnak

weiße Kapelle - Karnak

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(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Bilder oben: Links - W. M. Flinders Petrie (1853-1942) public domain - rechts: Jon Bodsworth - public domain

Sesostris I. ist der griechische Name des 2. Königs der 12. Dynasty. Er herrschte zunächst zusammen mit seinem Vater Amenemhet I. von etwa 1975-1965 v. Chr. und war nach dem Tod seines Vaters bis zu seinem 43. Regierungsjahr alleiniger Herrscher. Die restlichen zwei Jahre regierte er von 1932-1930 v. Chr. zusammen mit seinem Sohn Amenemhet II. Der Königspapyrus Turin (TP) belegt für ihn insgesamt 45 Regierungsjahre.

Die Sitte, den Sohn zum Mitregenten zu machen – diese Erhebung fand wahrscheinlich unter der 12. Dynasty immer am ersten Tag des Jahres statt - dürfte sich trotz der Betonung, mit der man ab Sesostris I. von der "göttlichen Erwählung" spricht, aus der Vorstellung entwickelt haben, die in der Beamtenschaft lebendig war und nach der ein „Stab des Alters“ den alternden Beamten in seiner Amtführung unterstützen sollte, wofür meistens der Sohn ausgewählt wurde. 

Sicher stand dahinter auch die Sorge um den Bestand der Dynastie – eine Sorge die auch in der starken Propaganda am Beginn der 12. Dynastie erkennbar ist. Das Verhältnis zwischen den beiden Königen scheint so gewesen zu sein, dass der junge König alle größeren Aufgaben übernahm, wie Feldzüge leitete, Rituale und Zeremonien durchführte, während der alte König sich weitgehend zurückgezogen hatte.

Namen Sesostris I. und Name der Pyramide

Eigenname

Sesostris (Mann der mächtigen Göttin/Mann der starken Göttin) z(j)-n-WSrt
Thronname Cheper-ka-re (Mit Gestalt gewordenem Ka, ein Re) n. Schneider #pr-kA-Ra.w
Horusname Anch-Mesut (Mit lebenskräftiger Geburt) nach Schneider

anx-ms.wt

Goldhorusname 1) Anch-Mesut (Lebend an Geburt)
2) Bik-nebu-anch-mesweret (Goldhorus, mit lebenskräftiger Geburt (nach Schneider/Lexikon d. Pharaonen) - Papyrus Berlin 7265
1) anx-ms.wt
2) bjk-nbw-anx-mswt
Nebti-Name 1)Sehetep-ib-taui (der den Willen der Beiden Länder zufrieden stellt) - nach Schneider 
2) Wehem-mesut (der die Geburt/Schöpfung wiederholt
(nach Schneider)
1) sHtp-jb-tAwj
2) WHm-mswt
Pyramide el-Lisht - Name: Sesostris überblickt die beiden Länder  S-n-wsr.t-pTr-tA.wj

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Sesostris I. war der Sohn von Amenemhet I. (dem Gründer der 12. Dynastie). Seine Mutter war eine Dame mit dem Namen "Neferetj-atenen" (Nfr-ItA-Tnn.t). Der Name seiner Mutter ist nur als Abschrift von einer Statue überliefert aus dem 19. Jahrhundert, wobei der Name sehr ungewöhnlich ist und es sogar Zweifel an der Authentizität dieser Inschrift und des Namens gibt. Seine Hauptgemahlin hieß "Neferú" (Nofru IV). Sie war auch seine Schwester oder zumindest Halbschwester. Eine seiner Töchter hieß "Itakayt". 

Familien- und Regierungs-Daten Sesostris I.

Regierungszeit:

ca.  45 Jahre (+ x Monate)
ca.  44-45 Jahre (1919-1875/1974 v. Chr.)
ca.  45-46 Jahre (1956-1911/10 v. Chr.)
Turiner Papyrus (TP. T. 5e.21)
Lexikon d. Pharaonen/Schneider;
Jürgen von Beckerath;
Vorgänger: Amenemhet I.  
Mutter: Nefer-Ita-tatenen - "Schön ist Ita, die Erhabene";

Schön ist Ita, "die Erhabene “ nach S. Roth in ÄAT 46

Vater: König Amenemhet I.  
Geschwister: Nefru III. nach Silke Roth (Königsmütter)
Ehefrauen:
Neferu /Nfr.w (III)  = "Die Schöne" (Schwestergemahlin);
Nesed[ … ]    

nach „Complete Royal Families"
Kinder: König Amenemhet II.;
Nesed[...] (Tochter)
Sebat (Tochter);
Neferusobek (Tochter);
Neferuptah  A (Tochter);
Itakayet  A
(Tochter);
nach Dodson Hiulton, "Complete Families"

Manetho nennt den König "Sesonchosis" -  er wird durch Africanus und Eusebius als Sohn des "Anmanemes" bezeichnet und soll 46 Jahre regiert haben. Mit ihm beginnt Manethos 12. Dynastie, er wird richtig als „Sesonchosis, Sohn des Ammenemes, 45. Jahre“ bezeichnet.

Die Regierungsdauer Sesostris beträgt 45 volle Jahre – so das höchste belegte Datum in einem Graffito südlich von Amada und die Angabe des Turiner Papyrus, während Manetho 46 Jahre verzeichnet – bei Gnaui Schema, Jahr 45,  bei Amada, Jahr 45.

In seinem 31. Jahr feierte Sesostris I. wohl ein Heb-sed-Fest. Jedenfalls deutet ein Graffito in den Alabastersteinbrüchen von Hatnub daraufhin - "Jahr 31, erste Mal des Hebsed, König von Ober- und Unterägypten, Cheperkare, dem Leben gegeben ist, in Ewigkeit". 

Innenpolitik 
-
und das Ende seines Vaters -

In wieweit die Erzählung des "Sinuhe" einen historischen Kern besitzt und sich Sesostris I. gegen weitere Thronprätendenten durchsetzen musste ist sehr fraglich. Anscheinend gab es gewissen Quellen zufolge zu Beginn seiner Alleinherrschaft einige Unruhen im Lande.

Sesostris I. war die bedeutendste Herrschaftspersönlichkeit der 12. Dynastie. Ägypten gewann unter ihm an innerer Stabilität und das Land erlebte einen Aufschwung sondergleichen. Bedeutende Architekturwerke wurden im Auftrag in mehr als 35 Orten errichtet, darunter die heute vollständig restaurierte "Weiße Kapelle" von Karnak, die vollständig aus Kalkstein gearbeitet ist und bei den Götterprozessionen als Aufenthaltsort für das Gottesbild des Amun diente. In Heliopolis steht noch heute einer der beiden Obelisken aus Rosengranit, welche anlässlich des Regierungsjubiläums des Königs errichtet wurde.  

Ebenso wenig wie sein Vorgänger Amenemhet I. rüttelte auch Sesostris I. nicht an der Regel der "Erblichkeit" des Amts der Großen Gaufürsten und deren Selbständigkeit - da er sie wahrscheinlich zur Stützung seiner Macht im Lande brauchte. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung im Lande gewann auch der König (und damit seine Macht) an Ansehen. 

Die Wesire, die er zur Unterstützung der Zentralverwaltung einsetzte, scheinen aber - zumindest zu Beginn der 12. Dynastie - nur eine zweitrangige Rolle gespielt zu haben. Der Wesir war aber immer noch der Leiter des Gerichtswesens und der Verwaltung insgesamt. Unter der Regierung von Sesostris I. folgten mindestens fünf Wesire im Amt aufeinander.

Aus den Briefen eines Beamten mit dem Namen "Heka-nachte" an seine Familie erfahren wir, dass es offenbar während der Zeit von Sesostris I. (wohl in seinem 25. Regierungsjahr) eine Hungersnot gegeben hatte. Dieses wird auch in der Grabinschrift des Nomarchen oder Gouverneurs namens Amenemhet aus Beni Hassan bestätigt.

Wir wissen aus Inschriften in Elephantine, aber vor allem aus einer Inschrift aus el–Tod, von Tempelzerstörungen und Unruhen, bei dem königliche Truppen das dortige Tempelgelände stürmten, wo sich der Gegner, der hier abwertend als "Bettler" (swA) bezeichnet wurde, verschanzt hatte. Die Interpretation dieser Inschrift ist jedoch äußerst umstritten. Die Meinungen gehen weit auseinander, ob es sich hier wirklich um die Schilderung eines Bürgerkriegs handelt. Nach dem Sieg gegen die positionellen Elemente im Lande konnten die Vertreter der neuen, konservativen Richtung unter Sesostris I. ihr Programm verwirklichen: die straffe Durchorganisierung des gesamten Landes. Im ganzen Land wurden in der Verwaltung neue Leute eingesetzt. 

Mit König Sesostris I. hat das Königtum sein altes Ansehen und seine ganze Macht wiedergewonnen; und so ist es auch nicht erstaunlich, dass er nach seinem Tode als Gott verehrt wurde, und dass die „Geschichte des Sesostris“, die uns das klassische Altertum, (vor allem Diodor) überliefert hat, das Echo seiner Leistungen ist.

Amenemhet I. ernannte seinen Sohn Sesostris I. im 20. Jahr seiner Regierung - und 10 Jahre vor seinem Tod - zum Mitregenten, wobei sich Amenemhet I. in erster Linie um die Innenpolitik und die Beruhigung der immer noch mächtigen Gaufürsten kümmerte - während sein Sohn und Mitregent Sesostris I. persönlich Feldzüge nach Nubien und Libyen leitete, wobei gegen Ende der Herrschaft von Amenemhet I. (Jahr 29) Unternubien auf ziemlich brutale Weise wieder in den ägyptischen Staatsverband eingefügt wurde. Der Feldzug nach Libyen, der unter dem Kommando des Prinzen Sesostris durchgeführt wurde, mutet wie eine konsequente Weiterführung der Politik Amenemhets I. an, wobei bedeutende Veränderungen in der Politik stattfanden. Der bislang eher vernachlässigte nördliche Landesteil Ägyptens erfuhr eine kultische und politische Aufwertung (2). 

Eine neue Residenz / Hauptstadt JTtA.wj („der den Staat ergreift “) wurde etwas südlich von Memphis errichtet, und löste die alte Hauptstadt Theben als Reichszentrum ab. In der Nähe der neuen Residenz wurde ein neuer Königsfriedhof angelegt. Trotzdem wurden unter Amenemhet I. und dann vor allem unter Sesostris I. im Tempelbezirk des Amun–Re zu Karnak weiterhin große Bauvorhaben durchgeführt.

Unter der Regierung von Sesostris I. entstanden wichtige literarische Texte, u. a. waren das: (Quelle:Christian Wastlhuber M.A, München 2011 - Die Beziehungen zwischen Ägypten und der Levante während der 12. Dynastie - Inaugural-Dissertation zur Erlangung der des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Max.-Universität München,  S. 13)

  1. "die Lehre des Königs Amenemhet für seinen Sohn",

  2. "die Erzählung des Sinuhe" (mit einem Hymnus auf Sesostris I.)

  3. "die loyalistische Lehre" - welche die Loyalität zum König und das eigene Wohlergeben verknüpft,

  4. "das dramatische Ramesseum-Papyrus" (Festspiel unter Sesostris I.)

  5. "die Prophezeiung des Neferu"

Wichtige Dokumente aus dem Bereich der Verwaltung und der Arbeitsorganisation sind die "Papyri Reisner I.-IV".

Gegen Ende seiner Regierungszeit ernannte er seinen Sohn Amenemhet II. zu seinem Koregenten. Eine Stele eines Beamten mit Namen Wep-wawetu, die auf das 44. Jahr von Sesostris I. und auf das Jahr 2 von Amenemhet II. datiert ist, belegt, dass dieses wohl ungefähr im 43. Regierungsjahr des Königs geschehen sein muss. Sesostris I. ist wohl in seinem 46. Jahr verstorben, da ihm der Turiner Papyrus eine Regierungszeit von 45 Jahren zuschreibt (Quelle: William J. Murnane: Ancient Egyptian Coregencies, Studies in Ancient Oriental Civilisation Nr. 40 p.6. The Oriental Institute of the University of Chicago 1977).

Im Alten Ägypten wurde der "Bubastis-Kanal" (auch Ismailia-Kanal) angelegt. Im Mittleren Reich soll es einen kleinen Kanal nördlich des späteren Bubastis-Kanals gegeben haben, der aber wohl nicht bis zum Roten Meer geführt hatte. Dieser Kanal verband nicht das Mittelmeer mit dem Roten Meer direkt, sondern er führte vom Nildelta über das Wadi Tumilat und den Timsah-See zum Roten Meer. Es ist allerdings strittig, ob dieser Kanal bereits im Mittleren Reich von König Sesostris I., Sesostris II. oder Sesostris III. (oder evtl. erneuert unter Sesostris III.) begonnen oder sogar erst im Neuen Reich von König Sethos I. oder Ramses II. angelegt/erneuert wurde. Fertiggestellt wurde dieser frühe Kanal unter den Ptolemäern (Necho II.) mit einer teilweise anderen Streckenführung, war aber schon unter Königin Cleopatra wieder verschlammt bzw. versandet. Einige Wissenschaftler leiten aus den Angaben bei Aristoteles, Strabon und Plinius dem Älteren ab, dass ein Kanalbau in der Zeit von König Sesostris I: und Ramses III. erfolgt sei (Hadwiga Schörner: Künstliche Schiff-Fahrtskanäle in der Antike 2000, S. 38-43 / in: Skyllis - Zeitschrift für Unterwasserarchäologie, Jahrgang 3, Heft 1).

Das Ende von Amenemhet I:
Sesostris I. erhielt nach 10 Jahren einer gemeinsamen Regierung mit seinem Vater auf einem Feldzug nach Libyen die Nachricht, dass ein Vater Amenemhet I. ermordet wurde, und er eilte sofort zurück, um seinen Anspruch auf dem ägyptischen Thron zu wahren. Der Übergang von Amenemhet I. zu Sesostris I. ist in der Ägyptologie eine heftig umstrittene Frage. Amenemhet I. starb der "Lehre des Amenemhet" zufolge bei einem Attentat im Harem. Sein Sohn Sesostris war zu dieser Zeit auf einem Feldzug gegen die Libyer und kehrte nach einer Eil-Nachricht ohne seine Truppen in den Palast nach Ägypten zurück. Auch in der "Sinuhe"-Geschichte wird geschildert, wie Sesostris über das Geschehen in der Residenz informiert wird und er sofort "wie ein Falke" - ohne seine Truppen - dorthin eilte.

Einige Ägyptologen bezweifeln die Datierung vom Ende der Regierung von Amenemhet I (vor allem Claude Obsomer: in Sésostris Ier sowie Wolfgang Helck) wobei diesbezüglich darauf verwiesen wird, dass die Doppeldatierungen auf Stelen und Graffiti wegen ihrer schlechten Erhaltung und ihrer Form umstritten sind und nicht als Beweis für eine Ko-Regentschaft anerkannt werden können. Einige Ägyptologen argumentieren, dass - als Amenemhet I. starb - die Lehre des Amenemhet eine Legitimationsschrift für Sesostris I. darstellte, die womöglich am nächsten Tag im Palast verlesen wurde und worin der verstorbene Vater aus dem Jenseits zu seinem Sohn spricht (1).

Reliefblock aus Kalkstein mit den Namen von Amenemhet I. und Sesostris I.
- aus El-Lisht, Nord - Pyramidentempel von Amenemhet I. -
Zugangsnummer Metropolitan Museum New York: 09.180.113
- Höhe 37,5cm x Breite 88cm x Durchmesser 13cm -

Auf diesem Relief ist auf der linken Seite der Name von König Sesostris I. und auf der rechten Seite der Name seines Vaters König Amenemhet I. zu sehen. Ursprünglich war dieses Relief Teil eines Blocks, der zwei Räume in einem König Amenemhet I. gewidmeten Tempel, trennte. In diesen Szenen wurde der König als "lebender König" gezeigt, der von seinem Sohn Sesostris I. angesprochen wurde - der hier ebenfalls als herrschender König dargestellt ist. Diese Darstellung wird von vielen Ägyptologen als Beleg für eine Ko-Regentschaft gedeutet - eine neue Entwicklung im Mittleren Reich.
Bild: Metropolitan Museum - public domain

Für eine Ko-Regentschaft aufgrund verschiedener Zeugnisse jener Zeit gehen andere Gelehrte davon aus, dass Prinz Sesostris, welcher den Libyenfeldzug anführte, zu diesem Zeitpunkt bereits König (Mitregent) war, als der Anschlag auf seinen Vater verübt wurde. Diese Meinung wird auf zwei Arten begründet: (Quelle: R. Gundlach in: der Status Sesostris I. in GM 2013, Beiheft 14, S. 109-115)

  1. Sesostris I. wird in der "Sinuhe-Geschichte" bereits als "König (nTr nfr)" bezeichnet - als er die Nachricht von der Ermordung seines Vaters erhielt.

  2. Anhand von mehreren sog. "Doppeldatierungen" lässt vermuten, dass bei Amenemhet I./Sesostris I. die Koregentschaft zum ersten Mal ausübten (siehe dazu: Jansen-Winkeln 1991: 247-248) - wobei die wichtigste Doppeldatierung die Stele Kairo 20516 ist, die "Jahr 30 Amenemhets I." neben "Jahr 10 Sesostris I.) nennt. 

Im großen und Ganzen gesehen wendet sich R. Gundlach aber in seinem Artikel aber gegen die Vermutung einer Koregentschaft von Amenemhet I. und Sesostris I.

Außenpolitik und Feldzüge:

Außenpolitisch war die Sicherung der südlichen Grenze zu Nubien für den König ein besonderes Anliegen, wobei er Nubien in seinen Herrschaftsbereich einbezog. Dieses Anliegen fiel offenbar in die Zeit der frühen Mitregentschaft Sesostris I. mit seinem Vater Amenemhet I. Der kanadische Ägyptologe Donald Bruce Redford von der Pennsylvania State University setzt eine Razzia nach Nubien in das Jahr 1 Sesostris I. und einen Feldzug gegen die Wüstenbewohner im Nord-Osten unter der Führung Generals Nes-Month (Nj-sw-MnT.w) lt. der Stele Louvre C 1 in das 24. Jahr von König Amenemhet I. / = Jahr 4 Sesostris I. an, wobei dann beide Unternehmungen noch in die Zeit der Mitregentschaft fällt. 

Durch die Platzierung einer militärischen Garnison und einer Siegesstele an der südlichen Grenze Ägyptens errichtete Sesostris I. eine starke militärische Grenze für den Schutz von Ägypten. Die Grenze unter der Herrschaft von Sesostris I. wird dann auch bei Buhen gelegen haben, selbst wenn die Möglichkeit einer vorübergehenden Befestigung bei Semna–Süd in Betracht gezogen werden muss. 

Unter Sesostris griff Ägypten energisch nach Süden aus. Der Anlass dazu war einmal das Vordringen einer sehr selbstbewussten Volksgruppe in Nubien  (sog. „C–Gruppe“), die den ägyptischen "Durchdringungsversuchen" Wiederstand entgegen setzte; anderseits ging die Produktion der Goldgruben in der östlichen Wüste bei Koptos zurück, so dass neue Fundorte im nubischen Raum ausgebeutet werden mussten.

Im Jahre 18 von Sesostris I. erfolgte ein weiterer entscheidender Feldzug gegen Unternubien, der unter dem Kommando des Generals Mentuhotep stand (siehe dazu Stele des Mentuhotep aus Buhen) und offenbar über Buhen und Semna hinausging und weiter nach Süden führte. Mentuhotep griff mit einem großen Militärkontingent Unter- und Obernubien an, in denen zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch keine ägyptischen Festungen existierten. Um die Eroberungen zu sichern und eventuelle Angriffe abzuwehren, wurde in Buhen in der Nähe des zweiten Nilkatarakts eine gewaltige Festung errichtet mit 5 m dicken und 9 m hohen Mauern mit Schießscharten.  

Rekonstruktion der Festung von Buhen

Bild:  Buhen3.jpg
User: Franck Monnier - wikipedia
Lizenz: CC BY 2.5

Größtenteils scheint Sesostris I. die militärischen Belange in Nubien den Großen Gauoberhäuptern aus Mittel- und Oberägypten überantwortet zu haben, die hier also die ägyptische Präsenz zu sichern hatten. 

In der Zeit Sesostris I. wurden Sperrforts in Elephantine, Bigge, Buhen, Kuban/Quban, Aniba, Faras und Mirgissa (ägyptisch Iken/Ikur/Ikkur und Kor errichtet, die später dann von Sesostris III. weiter ausgebaut wurden. Die Namen dieser ägyptischen Sperrforts waren militärische Programme: "Unterwerfer der Stämme", "Vertreiber der Inu" und "Beschützer der Bogen".

Im Alten Reich war die ägyptische Politik gegenüber Nubien, vor allem durch die Sorge um Schutz und zusätzlich durch den Wunsch, sich gewisse exotische Produkte zu verschaffen bestimmt. Auch tauchte im Mittleren Reich ein neues Motiv für Expeditionen auf: die Suche nach Gold. Seit der Zeit Sesostris I. wurden die nubischen Goldminen in Wadi Halfa ausgebeutet und allmählich wurde die Goldgewinnung die Haupteinnahmequelle aus diesem Bereich. Wadi Halfa wird durch eine befestigte Garnision in Buhen gesichert (4).

Im Gegensatz zu den Beziehungen zu Nubien, die manchmal ziemlich "stürmisch" waren, so ist dieses gegenüber dem asiatischem Gebiet nicht der Fall. Das Vordringen in den Sinai diente der Suche und Ausbeutung der dortigen Türkis- und Kupferminen und verlief wahrscheinlich ziemlich friedlich (Türkis ist ein seltener Halbedelstein). Keine der hier gefundenen Felsinschriften aus dieser Zeit erwähnt kriegerische Auseinandersetzungen. Nur zwischen den Jahren 10 und Jahr 16 (?) von Sesostris I. scheint es ein militärisches Unternehmen in den palästinensischen Raum gegeben zu haben. Es scheint rege Handelsbeziehungen zwischen diesen Gebieten und Ägypten stattgefunden zu haben, da von König Sesostris I. zahlreiche Skarabäen im syrisch-palästinensischen Raum gefunden wurden (so in Besan am Westufer des Jordans, südlich des Genesareth-Sees, aber auch in Gaza, Lachisch, Gezer und Meggido) In Ugarit (Ras Samra) fand sich ein Halsband, das aus Amuletten und Perlen mit der Kartusche Sesostris I. bestand.

Feldzüge und Steinbruchexpeditionen:
Über den Feldzug des Jahres 18. berichtet wahrscheinlich auch das Große Oberhaupt des 16.
oberägyptischen Gaus (Antilopengau) Amenemhet (auch Ameni /Jmnjj genannt ) der vom Jahr 18 an bis zum Jahr 43 als Großes Gauoberhaupt hier regierte und darüber in seiner Grabbiographie in seinem Felsgrab Nr. 2 in Beni Hasan berichtet (siehe unter: Beamte Sesostris I.).
Neben der oben erwähnten Feldzug nach Nubien (unter dem Kommando des Generals Mentuhotep) im Jahre 18, der bis zum 2. Katarakt gen Süden führte, schickte Sesostris I. schon in seinem 10. Regierungsjahr eine Expedition nach Nubien.

Durch Aufzeichnungen ist außerdem belegt, dass der König während seiner Herrschaft persönlich mehrere Expeditionen in die libysche Wüste anführte, um die Kontrolle über die Oasen zu erlangen und die Delta-Region zu schützen. 

Unter Sesostris I. wurden Expeditionen in die Steinbrüche von Wadi el-Hudi, Assuan und auf den Sinai (Serabit el-Khadim) und nach Hatnub, wo er in den Jahren 23 und 31 seiner Regierungszeit zwei Expeditionen zur Gewinnung von Alabaster durchführte  und natürlich fanden unter Sesostris I. auch Steinbruchexpeditionen ins Wadi Hammamat statt. Belegt sind drei Expeditionen und zwar in den Jahren 2, 16 und 38. 

Im Wadi el Hudi fand man die Steinbruchinschriften Nr. 6-14. Sie belegen Expeditionen Sesostris I. ins Wadi el Hudi in den Jahren 9 (?), 16,20,22,24,28 und 29. Im Museum Kairo (JdE 71899,71900) befinden sich zwei Stelen eines Beamten Henenu - beide datiert in ein Jahr 9 eines Königs, bei dem es sich evtl. um Sesostris I. handelt.

Wadi el-Hudi - Nummerierung nach A. Fakhry:
(The Inscriptions of the Aethyst-Quarries at Wadi el Hudi, Cairo 1952)

Das Wadi el-Hudi liegt im Süden Ägyptens, ca. 35km südöstlich von Assuan. Es handelt sich um ein Wadi, in dessen Region vor allem im Mittleren Reich Amethyst, aber auch andere Rohstoffe abgebaut wurden.  Historisch wichtig sind eine Reihe von Felsinschriften, die alle in das Mittlere Reich zu datieren sind und von verschiedenen Expeditionen in das Wadi el-Hudi hinterlassen wurden. In der Regierungszeit von Sesostris I. öffnet sich die seit der 11. Dynastie geschlossene Route wieder und es beginnt eine Phase der Ausbeutung, die mehr oder weniger intensiv während der gesamten Dynastie aufrechterhalten wird. In diesem Gebiet wird fast ausschließlich das Material Amethyst gefördert, welches im Mittleren Reich fast ausschließlich für Schmuck verwendet wurde.

Das Wadi el Hudi wurde als erstes beschrieben und publiziert von Ahmed Fakhry (die Inschriften der Amethystis-Steinbrüche im Wadi el-Hudi, Kairo 1952) anschließend von Ashraf I. Sadek (Die Amethyst-Bergbau-Inschriften von Wadi-el-Hudi, Warminster 1980) und später von Karl J. Seyfried (Beiträge zu dem Expeditionen des Mittleren Reiches in der Ostwüste, Hildesheim 1981), der alle diese Steinbruchinschriften erneut studierte und veröffentlichte.

Jahr 8 - Sesostris I.:
Im Museum Elephantine (Inv. Nr. 1473) befindet sich eine weitere Felsinschrift (Nr. 8) aus Wadi el-Hudi, die das Datum "Jahr 8" trägt und von einem Beamten mit Namen Wenweni (Wn/Wnj) angebracht wurde. Der Text der Felsinschrift lautet:


Jahr 16/17 Sesostris I.:
Die Felsinschrift Nr. 6 (Wadi el Hudi - heute im Museum Elephantine/Inv.-Nr. 1471) nennt ein Jahr 16 und wurde von einem Beamten Hor gestiftet (zu dieser Expedition könnte auch die 1. Stele des Beamten Henenu gehören). 

 Jahr 16.
Der König von Ober– und Unterägypten (#pr-k3–Ra)|, der lebt in Ewigkeit..... Sein wahrer Diener, sein Liebling, der Gutsverwalter, der Mann der Qubet (?), !rw.
Die Liste der Expeditions(teilnehmer) meines Herrn, er lebe, sei heil und gesund, die auszog(en) um Amethyst zu holen für den Ka der herrlichen Statuen meines Herrn.
. Der Vorsteher der mnfAt Truppen und Smsw. …………… Die starke  Jungmannschaft (und) die Truppe der Rekruten aus Theben der Herrin der kräftigen Mannschaften (?). Eine Mannschaft aus Elephantine zu 200 Mann. Eine Mannschaft aus Kom Ombos zu 100 Mann . Der Vorsteher des Schmuckarbeiter der Resident Sbk-htp`s  Sohn #numw -htp ………………………………. alle Amtsbehörden (?)  des Verwaltungsbezirks des Kopfes von Oberägypten.
(Quelle: Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 15/Seyfried, Karl-J.)

Die Inschrift Nr. 6 (WH 6) besagt, dass 1510 Teilnehmer zu dieser Expedition gehörten. Die Stele wurde aus schwarzem Granit gearbeitet und hat die Maße: 115 x 52 x 38 cm und befindet sich im Assuan Museum. Sie ist in drei Teile unterteilt, wobei auf dem ersten Teil die Seligsprechung mit Datum und Titel (hier nur der Königsname Sesostris) in drei drei Zeilen zu finden ist. Darunter befinden sich zwei vertikale Zeilen mit dem Namen, dem Titel und dem Epitheta des Expeditionsleiters und schließlich die Liste mit den Mitgliedern der besagten Expedition (10 Zeilen). Die Inschrift ist perfekt mit dem Krönungsnamen des Königs datiert: "Der König von Ober- und Unterägypten Kheper-ka-re" und das Datum, Jahr 17 seiner Regierungszeit. 

Bei dem Datum gibt es unter den Ägyptologen Unstimmigkeiten (da der Zustand des Steines und der Inschriften während seiner Veröffentlichung durch Sadek nicht einwandfrei war) - nach Meinung von C. Obsommer, (Brüssel 1995), sollte als 16 [+1] gelesen werden, obwohl andere eine Lesung für das Jahr 17 sehen

In diesem Abschnitt erhalten wir auch Informationen über das Ziel der Expedition, welche die erste ihrer Art in dieser Dynastie ist, die Beschaffung von Amethyst (ein Halbedelstein, aus dem Schmuck hergestellt wird).

Im dritten Teil der Inschrift werden einige der Expeditionsmitglieder mit ihrem Namen und Titeln genannt, wie z.B.: der Aufseher der südlichen Truppen, Resui, Sohn des Intef, Sohn von Renes sowie Anzahl und Herkunft der Mannschaft und ihrer Offiziere. 1000 Männer ("starke Rekruten") kamen aus der Südstadt (Theben), aus Elephantine kamen 200 Kämpfer und aus Kom Ombo 100 Kämpfer, aus der Residenz kamen 41 Steinmetzaufseher. Die Truppe stand unter dem Kommando des Bürgermeisters und Kammerherrn Hetepu - ihm unterstanden 56 Offiziere, 50 Dolmetscher und 61 Bogenschützen. Er war ebenso für die Logistik und die Organisation verantwortlich und trug des weiteren den Titel: "Aufseher der Truppen" (Quelle: Javier Gonzahles-Tablas Nieto/Universität von Salamanca 2009 - Die Wadi el-Hudi Mining-Expedition unter der Regierung von Sesostris I.).

Jahr 20 - Sesostris I.:
Die Felsinschrift Nr. 7 aus dem Wadi el-Hudi (heute im Elephantin-Museum Inv. Nr. 1472) nennt eine Expedition aus dem Jahre 20 des Königs Sesostris I. Genannt werden die Beamten:
Jnj–jtj.f–jqr und anx-JSw`s (?) .

 "Jahr 20 unter dem Horus „lebend an Geburt“, 
des guten Gottes, des Herrn der beiden Länder, des Königs (#pr-k3 –Ra)|, beschenkt mit Leben wie Re ewiglich.
Der Siegler und Vorsteher der sechs großen Häuser (?)  Jnjjt j.f. ...........“ s “….. Sein wahrer Diener, sein Liebling, der alles tut was er lobt, anx-JSw´s (?) Sohn Jnjjt j.f,  gerechtfertigt. “

Quelle: Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 15/Seyfried, Karl-J.)

 "Jahr 20 , "der assistierende Siegler des Vorstehers des Schatzes "Wn, der Gelobte, ich fungierte als Vorsteher seiner Truppen, der alles tut, was er lobt jeden Tag. Der Bürgermeister, Wesir und Geheimrat in den 6 großen Häusern, Jni-jtj.f-jkr, er lebe, sei heil und gesund. Er sandte mich aus um 6 Amethyst zu holen.........
geliebt von der Herrin des Kataraktgebietes. Ich brachte von dort sehr viel mit, damit seine Majestät für mich lebt (?).  Geboren von der Nfr......

Quelle: Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 15/Seyfried, Karl-J.)

Jahr 22 - Sesostris I.:
Bei den Inschriften Nr. 7 und Nr. 8 könnte es sich um zwei oder sogar 3 eigenständige Expeditionen gehandelt haben.

Eine weitere Inschrift Nr. 9 - ebenfalls im Museum Elephantine (Inv.-Nr. 1474) aus dem Wadi el-Hudi belegt ein Jahr 22 und stammt von einem Gefolgsmann "Jd's", welcher der Inschrift zufolge ein Enkel des "Htpj" (Hetepi) - Sohn des "Nj-sw-Mntw" (Nisu-Mentu) gerechtfertigt war. Ebenfalls im Museum Elephantine (Inv. Nr. 1507) befindet sich die Felsinschrift Nr. 10 eines Beamten "Wnn - Sohn des Sesostris". In der Inschrift führt er aus, dass er im Jahr 22 auszog ins Amethystgebiet für den Horus  (#pr-k3-Ra)|, Sohn des Re
 (S–n–Wsrt)|, Sesostris I. 

Jahr 20-24 - Sesostris I.:
Weitere Felsinschriften- oder Felsstelen im Wadi el-Hudi (heute ebenfalls im Elephantine Museum (Nr. 11-12-13-14) nennen Expeditionen aus dem Jahr 22 (Elephantine Inv. Nr. 1475 ) von einem Beamten Nbt (Nebet) oder Ktj (Ketj), aus dem Jahr 20 und Jahr 24  (Inv.-Nr. 1478) von einem Beamten "Mentuhotep". Dieser Beamte trug die Titel eines "Schreiber der Maaat der Götterneunheit, der Große der 10 von Oberägypten" und nennt in seiner Inschrift zwei seiner Vorfahren. Sein Vater hieß  "@nnw" (Chunu) und sein Großvater "Bebj" (Bbj). Er berichtet uns, dass er im Jahre 20 und  im Jahre 24 (Felsinschrift Nr. 14) vom König ausgeschickt wurde um Amethyst aus Nubien (*A-stj) zu holen. Er berichtet weiter, dass er "....Steinbrüche aufs Neue öffnete und von dort sehr viel Amethyst mitbrachte" (Quelle: HÄB 15, S. 39). 

Zur gleichen Expedition des Jahres 24 (erwähnt in der Inschrift Nr. 14 - siehe oben) könnte auch die Inschrift Nr. 12 gehören (heute Museum Elephantine Inv. Nr. 1476), die ebenfalls eine Amethyst-Expedtion aus dem Jahr 24 nennt. Der ausführende Beamte hieß "@rw" (Horu oder Heru), geboren von Senet.

Jahr 28 - Sesostris I.:
Die Felsinschrift Wadi el Hudi Nr. 13 berichtet über eine Expedition aus dem Jahre 28 Sesostris I. (heute im Elephantine-Museum, Inv. Nr. 1477), die von einem Beamten "%A-@wt-Hrw" geführt wurde. Über seinen Titel gibt es kontroverse Diskussionen - vielleicht eine Art "spezieller Steinmetz" (ms-aAt) (Quelle HÄB 15, Karl-J. Seyfried, S. 35)

Im Jahre 2014 wurde durch eine amerikanisch–ägyptische Expedition unter der Leitung von Dr. Kate Liszka und Bryan Kraemer im Wadi el–Hudi drei neue Felsstelen aus dem Mittleren Reich entdeckt. Zwei der Stelen stammen aus dem Jahr 28 König Sesostris I. 
(siehe dazu Archaeology online - Expedition von Kate Liska und Bryn Kraemer of Princeton University     und  .

Stelen im Museum Kairo:
- nicht bei
Ahmed Fakhry gelistet - 

Jahr 16 - Sesostris I.: (Stele Nr. I.)
- heute: Museum Kairo JdE 71901 -
Auf einem ca. 36m hohen Hügel in der unmittelbaren Umgebung des Wadi el Hudi entdeckte man die Stele eines Beamten mit dem Namen "Hor" (heute Museum Kairo
CG 20783/JdE 71901). Der Erhaltungszustand ist relativ gut - allerdings ist sie zwischen Zeile 4 und 5 zerbrochen. Die Stele aus Kalkstein ist 83,5 cm hoch und 49,5 cm breit (José M. Galán/The Stela of Hor in Context - in SÄK Nr. 21/1994 Helmut Buske-Verlag, gibt 94,5 cm x 49,5 cm) und stammt aus der Zeit König Sesostris I.  Die Datierung der Stele in das Jahr 16 Sesostris I. erfolgt aufgrund von Belegen anderer Teilnehmer an dieser Expedition (6).

Das Bildfeld der oben gerundeten Stele, zeigt unter der Himmelhieroglyphe den Horusfalken mit der Doppelkrone auf dem Serech sitzend, das den Horusnamen „Anch–mesut" enthält. Darunter folgen 15 Zeilen Text. Der Text der Stele (Inschrift Nr. 143) setzt sich aus zwei fast gleichgroßen Teilabschnitten zusammen; beim ersten Teil handelt es sich einen königlichen Text, der zweite ist der private Expeditionsbericht des Hor. Der königliche Text beginnt mit der Titulatur des Königs und stellt eine Eulogie auf Sesostris I. dar. Ab Zeile 11 beginnt der private Teil der Stele (6). 

Hor ist der Eigentümer einer Grabkapelle, wahrscheinlich in Abydos und war ein hoher Beamter (wahrscheinlich Obervermögensverwalter - siehe Objektbeschreibung: Galan J. M. 1995) im Süden von Ägypten.

"Hor" trägt auf der Stele die Titel eines "wahren Dieners (an der Stelle seines Herzens), Siegler des unterägyptischen Königs, einziger Freund, Vorsteher der Scheinen, Vorsteher der beiden (Vogel)-Teiche, Vorsteher der beiden qbj-wk (Kebe-chu), Vorsteher von Horn- und Huftieren, Vögel und Fischen und Vorsteher des Hauses des Horus. Aus dem privaten Teil der Inschrift erfahren wir, dass er vom König den Auftrag erhielt, Amethyst von Nubien zu holen. Er wurde von einer Truppe begleitet und brachte sehr viel Gestein aus der Mine mit, das auf Schlitten gezogen und auf Schleifen (?) gelagert wurde. Der Text endet mit einer abschließenden Aufforderung zur Loyalität.
Das Material stammt wahrscheinlich nicht  aus dem Gebiet des Wadi el Hudi. Aufgrund der guten Ausführung der Hieroglyphen mutmaßen die Ägyptologen, dass der Stein vorgefertigt wurde und zu seinem Aufstellungsort im Wadi el-Hudi mühsam hintransportiert wurde (Quelle: Eileen Hirsch/Die sakrale Legitimation Sesostris I., Harrassowitz-Verlag 2008, S. 155)

Rolf Gundlach folgend (die Königsideologie Sesostris I. anhand seiner Titulatur, Harrassowitz-Verlag, S.149), ist eine identische Zuordnung dieser Stele (heute im Museum Kairo JE 71901) für den Beamten "Hor /
@rw" mit der aus dem Wadi el Hudi Nr. 6 (siehe Seyfried, 116, Anm. 5 - heute Museum Elephantine Inv. Nr. 1471) nur aufgrund der Namensgleichheit des Beamten mittlerweile überholt. Es dürfte sich hierbei um zwei verschiedene Beamte gleichen Namens handeln.

Stele Jahr 29 - Sesostris I.: Stele Nr. II.
- heute Museum Kairo JdE 71900 -
Etwa 500m weit entfernt von Stele Nr. I. wurde eine weitere im Gebiet von Gebel el-Hudi gefunden, die sich heute ebenfalls im Museum Kairo befindet (JE 71900). Die Stele aus Sandstein ist 34cm hoch und 24,7 cm breit und stammt wahrscheinlich aus dem 29. Jahr des Königs (
siehe Rowe in ASAE 39 / 1939, p. 187ff). Als Stifter wird ein Beamter, der wahre Diener des Großen von Oberägypten Henenu, mit Namen Seneb-Cha-jeset (?), (%nb-HA-jSt.f), genannt, der im Auftrag (oder zusammen) mit seinem Herrn Henenu im Jahre 29 Sesostris I. in die Wüste auszog um Amethyst zu holen (6).

Stele Jahr 29 - Sesostris I.: Stele Nr. III.
- heute Museum Kairo: JdE 71899 .

Der Fundort der III. Stele, welche sich heute ebenfalls im Museum Kairo befindet, ist zwar nicht näher angegeben, dürfte sich aber wohl in der Nachbarschaft der Stelen I. und II. am Gebel el-Hudi befunden haben. Die Sandsteinstele ist 35,5 cm hoch und 24,7 cm breit und ist einem Beamten mit Namen Se-anch zuzuordnen (6).

 "Jahr 29, der Große der Zehn von Oberägypten, MnTw-htp`s, Sohn @nnw, er möge legen heil und gesund sein. Sein wahrer Diener, sein Liebling, der alles tut, was er lobt, tagtäglich, der Gefolgsmann %anx".

Quelle: Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 15/Seyfried, Karl-J.

Wadi Hatnub - Alabastersteinbrüche:
Hieratische und hieroglyphische Grafitti aus der 12.Dynastie berichten über Steinbruchexpeditionen in den Alabasterbrüchen von Hatnub, die nur aus der Regierungszeit von Sesostris I. (Jahr 31) und Amenemhat II. (Jahr 20) bekannt sind (Quelle. The Graffiti of Pharaonic Egypt/ Alexander Peden Brill-Verlag 2001). Das dortige Graffiti Nr. 49 nennt eine Expedition für das Jahr 31 Sesostris I. mit der Erwähnung des Sed-Festes.

Wadi Hammamat:
König Amenemhet I., der Vater von Sesostris I. sandte in seinem 29. Regierungsjahr seinen Sohn und Mitregenten ins Wadi Hammamat, was durch eine Steinbruchinschrift (G 67) Sesostris I aus dem Jahre 2 / Jahr 29 Amenemhet I. belegt ist. Die sog. Inschrift G 67 zeigt von rechts nach links den Horusnamen des Königs Sesostris I. auf dem der Falke sitzt, dann die Kartusche mit dem Thronnamen. Dazu gehört der links stehende Text mit zwei senkrechten Zeilen:

Steinbruchinschrift G 67 aus dem Jahr 2

"Horus, anch-mesut (Lebend an Schöpfung), König von Ober- und Unterägypten (Cheper-ka-re)| dem Leben gegeben ist wie Re, ewiglich, der Hausvorsteher Inti-jtj (Intef ?), Jahr 2, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 20"

Das Jahr 2 von Sesostris I. wäre bei einer Mitregentschaft Amenemhet I. / Sesostris I identisch mit dem Jahr 29 Amenemhet I. 

In der Inschrift wird ein Vorsteher des Hauses Intj-jtj oder Inti genannt.

- eigene Lesung und  nach (Göttinger Miszellen - Beiheft 14, Göttingen 2013 (2) -

 

 

Foto:   Wadi Hammamat, Jahr 2
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- beschnitten von Nefershapiland - 

Aus einer Felsinschrift von Ain Suchna am Golf von Sues (nahe der Hafenanlage) wissen wir, dass im 9. Regierungsjahr von Sesostris I. ein Beamter in die Minen auf der Sinai-Halbinsel entsandt wurde (1). 

Im Jahre 38 brachen im Wadi Hammamat 17.000 Mann die Steine für 60 Sphingen und 150 Statuen, die wohl - ebenso wie die Alabasterblöcke, welche im 22. und 31. Regierungsjahr des Königs in Hatnub abgebaut wurden - für den Pyramidenbezirk des Königs bestimmt waren, der bei el-Lischt errichtet wurde. (Quelle: Handbuch der Orientalistik - Der Nahe und der Mittlere Osten, Bd. I., Herausgeber W. Helck, Brill-Verlag Leiden/Köln 1981). Die Steinbruchinschriften Wadi Hammamat G 61, G 62, G 63 und M 87 bestanden anscheinend aus zwei Abteilungen - jedenfalls wird dieses in der Inschrift G 61 und M 87 aus dem Jahr 38 berichtet. Die Ankunft der 1. Abteilung erfolgte (Quelle: Hildesheimer Ägyptologische Beiträge Nr. 15, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ost-Wüste, Karl-Joachim Seyfried 1981):

  1. G 61 (Zeile 1): "Jahr  38, 3. Monat der 3xt - Jahreszeit, Tag 25 und Tag 27 “

  2. G 61 (Zeile 6) - Aufenthalt der Abteilung , 30 Tage,

  3. G 61 - "Ankunft in Ägypten im vierten Monat der 3xt–Jahreszeit, Tag 25/27" -  errechnet aus der Aufenthaltsangabe,

  4. M 87 (Zeile 6) - Ankunft der 2. Abteilung „Jahr 38, 4 Monat der 3xt–Jahreszeit, Tag 4",

  5. M 87 (Zeile 6) - Abreise aus dem Wadi im 4 Monat der 3xt-Jahreszeit, Tag 6,

  6. M 87 (Zeile 8) - Ankunft in Ägypten im 4. Monat der 3xt - Jahreszeit, Tag 20. (?).

Die Steinbruchexpedition wurde von dem Herold Ameni/Ameny (Sohn des Mentuhotep) und dem Aufseher der "10 von Oberägypten" Amenemhet geleitet. Wie die Inschrift berichtet, wurden 80 Steine binnen zweier Tage von 4.500 Mann gebrochen, die in drei Abteilungen unterteilt waren. Aus der Inschrift M 87 geht hervor, dass diese Steinblöcke innerhalb von 14 Tagen zum Nil gebracht wurden.

Große Steinbruchexpedition aus dem Jahr 38 (G 61)

In der Felsinschrift G 61, wird auch über die Versorgung der Expeditionsteilnehmer berichtet, die tägliche Menge an Brot und Bier, die zur Versorgung  ausgegeben wurde.

obere Inschrift: Ahmose I.
untere Inschrift: Sesostris I. - aus dem Jahr 38

Bei der großen Steinbruchexpedition aus dem Jahr 38 (3. Monat der Achet-Zeit, Tag 25 u. 27) unter Sesostris I. handelt es sich lt. der Inschriften des Leiters Ameni um eine Truppe von 17.000 (!) Mann, die in zwei Abteilungen unterteilt waren. Die Zusammensetzung der Expedition war in zwei Inschriften (G 61 und M 87), die sich in unmittelbarer Nähe zueinander befinden, genau aufgeführt. Darunter waren 20 Bürgermeister (HAtj.w-a) - einer aus Edfu, der namentlich genannt wird, "Isj" und die anderen nur summarisch aufgeführt, sowie 30 Berufssoldaten ("Sms.w n nb") sowie Verwaltungsbeamte des Schatzhauses, mehrere Schreiber, 60 Schuster (Tbwt.jw), die für die Sandalen der Leute verantwortlich waren, 140 Leute, die für die Verpflegung sorgten und natürlich die Arbeiterschaft.

Eine weiterte Große Inschrift (M 87)) des Jahres 38 befindet sich rechts von der Inschrift G 61)

(Quelle: Karl-Joachim Seyfried: HÄB 15, Gerstenberg-Verlag 1981, S. 252).

Foto:   Wadi Hammamat, Jahr 38 - G 61
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Die Expedition bestand der Inschrift zufolge aus 80 höheren Beamten, 300 thebanische Bürger und 700 Leute aus Koptos - des weiteren 520 Handwerker und 140 Leute, die für die Beschaffung der Lebensmittel verantwortlich waren, wobei genau geregelt war, wer was bekam, wie viel Brote und wie viel Bier - gestaffelt nach Rang und Titel: wie z. B.: der Expeditionsleiter und Herold Ameni: 200 Brote und 5 Krüge Bier - oder die 3 Großen der 10 von Oberägypten: jeder 100 Brote und 3 Krüge Bier. Der Rangliste nach bekamen die weniger hoch stehenden Mitglieder der Expedition - wie z. B., die 8 Schreiber: jeder 30 Brote und nur noch 1 Krug Bier. Die ganz unten in der Rangliste stehenden einfachen 17.000 Arbeiter erhielten nur je 10 Brote und 1/3 Krug Bier. Als Lasttiere wurden Esel eingesetzt.

Inschrift Montet 87 aus Jahr 38 Wadi Hammamat 

Die Inschrift nennen im oberen, waagerechten einzeiligen Text den Namen des Königs von Ober- und Unterägypten (Cheper-ka-re)| Sohn des Re - darunter folgt ein langer Text in mindestens 10-12 Kolumnen, der von der Ankunft der 2. Abteilung im Jahr 38, 4. Monat der Achet-Jahreszeit, Tag 4 berichtet. Des weiteren in Zeile 6 von der Abreise aus dem Wadi am Tag 6 und der Ankunft in Ägypten im 4. Monat der Achet-Jahreszeit, Tag 20)

Offenbar handelt es sich bei der 2. Abteilung um die Mannschaft, welche die zuvor von der anderen Abteilung gewonnenen Steine abtransportierte. Sie hielt sich deshalb nur zwei Tage im Wadi auf, benötigte aber 14 Tage für den Transport der Steine zum Niltal. 

 

 

Foto:   Wadi Hammamat, Jahr 38 - M 87
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- bearbeitet von Nefershapiland - 

 

Wadi-Hammamat-Inschrift "Gasse 3042"

In der Inschrift (auch aus dem Jahr 38) wird als Expeditionsleiter (jrj-pa.t HA.tj-a sDA.wtj-bj.tj smr-wa.tj wHm.w Jmn.j) ein Fürst und Graf Ameni mit all seinen Titeln genannt, der wohl auch Initiator der Inschrift ist.

Der König wird in der Inschrift mehrfach als "Hm=f" bezeichnet. ("Göttliche Wirksamheit") - also als handelnde Person, genannt (Quelle: Die Königsideologie Sesostris I: anhand seiner Titulatur, Rolf Gundlach, Harrassowitz-Verlag) - (siehe auch: Publikation Gassé 3042 in Obsomer, Sésostris I. 691). 

Trotz der ausführlichen Titulatur König Sesostris I., zu Beginn des Textes in der Kolumne auf der rechten Seite ist der 14teilige Text links davon sehr privat und schildert den Lebenslauf des Expeditionsleiters.

Ameni spricht in seiner biografischen Inschrift über seinen Vater Montuhotep, Sohn des Khuy, der unter König Amenemhet I. den Titel "der Große eine der 13 des Südens in Theben und Chen-Nechen" trägt. Später wurde er dann zum Richter befördert
(Quelle: Rolf Gundlach - siehe oben)

(Mein Dank geht an Sylvie Favre Briant/Universität Straßburg und Universität Sorbonne Paris für Hilfe bei der teilweisen Übersetzung des Textes und der Zuordnung der Gasse-Nr.)

Foto:   Wadi Hammamat, Jahr 38 - 
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Der Sinai: - Expeditionen im Jahre (?)
Felsinschriften Nr. 64, 65, 66, 67, 68 sicher zuweisbar - Nr. 69, 70 (wahrscheinlich)

Im Wadi Charig/Kharig - einem kleinen nördlichen Seitenarm (15 km vom Beginn des Wadi Bala abzweigend) fand sich eine zerbrochene Stele oberhalb eines Mineneinganges, sie zeigt  jedoch nur den Königsnamen Sesostris I. Im Neuen Reich spielten die Lagerstätten des Wadi Kharig offenbar keine Rolle mehr.

Expedition zum Roten Meer und nach Punt
Nachdem man im Wadi Gasus eine Stele aus der 12. Dynastie fand, in der ein nahegelegener Hafen namens "Saww" erwähnt wurde, erfolgte im Jahre 1976 eine Ausgrabung der Universität Alexandria unter der Leitung von Abdel Monem A. H. Sayed nahe der griechisch-römischen Wasserstation, dem Fundort der Stele, an der römischen Küstenstraße via Nova Hadriana. Es wurden aber keine weiteren Bauteile aus der pharaonischen Zeit dort gefunden - woraus man folgerte, dass die Stele in römischer Zeit von dem Hafen "Saww" zur Wasserstation transportiert wurde und man setzte die Suche weiter östlich an der Mündung in Mersa Gasus fort, aber ebenso ohne Erfolg.

Die Ausgräber fanden aber zweihundert Meter südlich in Mersa Gawasis eine zweite kleine Stele mit bruchstückhaften Inschriften und mit den Kartuschen von Sesostris I. sowie den geografischen Namen von "Bia-Punt". 

Die beiden Kalkstein-Stelen des Wesir  "Antefoqer" (Inj-jtj.f jqr) - einem der bestbezeugtesten Beamten des Mittleren Reiches - standen einst auf einer Basis und berichten über verschiedene Stationen einer  Expedition nach Punt aus dem 24. Jahr Sesostris I. durch das Wadi Gawasis. Die erste Stele beschreibt die Vorbereitungen der Expedition im Niltal und die Reise ans Rote Meer, welche von einem Beamten mit dem Namen "Ameny" geleitet wurde, der ebenfalls in den Aufzeichnungen von anderen Wüsten-Expeditionen erscheint. Die zweite Stele (aus dem 24. Jahr Sesostris I.) beschreibt die See-Reise zu dem Land Punt, die von einem gewissen "Anchu" geleitet wurde (Quelle: John Romer/A History of Ancient Egypt, Volume 2, From the Great Pyramid to the Fall of the Middle Kingdom)

In diesen Inschriften auf der Stele des Antefoqer/Antefoker werden der Herold "Ameny" und sein Vater, der Herold "Mentu-hotep" (sein Familiengrab befindet sich in Beni Hassan) erwähnt, der "....am Ufer des Großen Grünen beim Zimmern diese "Ha"-Schiffe zusammen mit dem Kollegium des südlichen Kopfes des thinitischen Gaus.....(tätig war)". Mentuhotep trug die Titel eines "HAt.j-a" und eines "wr mdw Smaw" sowie eines Gouverneurs und eines der "Großen der 10 des Südens". Er diente beiden Königen insgesamt für 54 Jahre und nach seinem Tod übernahm sein Sohn "Ameny" seine Ämter.

Auf den Stelen befinden sich bruchstückhafte Inschriften, welche die Kartusche von Sesostris I. und den geografischen Namen "Bia-n-Punt" enthielten, außerdem die Anweisung für den Wesir "Antefiquer", ein Schiff auf der Werft von Koptos für die Reise nach "Bia-Punt"zu bauen (Quelle: Abdel Monem Sayed: Wadi Gasus in: Kathryn A. Bard/Herausgeber - Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London u. s. 1999, S. 867). An der Expedition nahmen 3.756 Mann teil (zwei Arten von Truppen: 500 und 3200 Mann - hinzu kommen 50 Soldaten als Eskorte, 5 Schreiner und ein Expeditionsleiter, zusammen 3.756 Mann) Vermutlich sind die 500 gesondert aufgeführten Männer die Mitglieder der Schiffsbesatzung. Auch der Herold "Ameny" und sein Vater "Mentuhotep", der unter zwei Königen (Amenemhet I. und Sesostris I.) diente, waren an dieser Expedition beteiligt (Quelle: GM 238 - Bia-Punt). 

*

An der Nordseite des Wadi Gawasis - 250 m westlich des Hafens - fand man dann einen kleinen Schrein, mit dem Namen und den Titeln des "Anchu". Seine Titeln, die auf dem östlichen Block des Schreins gefunden wurden lauten: "smr" (Freund, Gefährte), "Aufseher aller Plätze des Palastes" und "Kammerherr" des Sesostris I. 

In den Inschriften auf dem Schrein tauchte der altägyptische Name "Saww" (hieroglyphische Schreibung für Mersa Gawasis) auf, was die Lage des Hafens bei Mersa Gawasis bestätigte. Der zentrale Text auf dem Schrein des Anchu beginnt mit dem Datum der Expedition im Jahre 24 Sesostris I. (....24, erster Monat des Winters...). Die Inschrift besagt in der Zeile 8, dass die gesamte  Mannschaftsstärke aus 400 Rekruten (nfr.w), 400 insgesamt (dmD) bestand (aber dazu wohl noch ca. 100 höherrangige Beamte und Handwerker dazukamen und ähnlich ist wie die "500 Leute der Mannschaft des Herrn" in der Antefoqer-Stele (5).

Der Kammerherr von Sesostris I. Anchu hatte hier wohl in königlichem Auftrag Arbeiten zu erledigen. Als Baumaterial für den Schrein verwendete er vor Ort verfügbares Baumaterial in Form von anscheinend nicht mehr gebrauchten großen Schiffsankern aus Kalkstein. Der Sockel des Schreines wurde aus vier großen Ankersteinen in zwei Schichten diagonal übereinander geschichtet errichtet. Der Schrein selbst bestand aus drei Kalksteinblöcken die ebenfalls aus Ankern in rechteckíge Form gebracht worden waren. Sie bildeten einen U–förmigen Schrein, dessen Stirnwände – jedenfalls die linke - und auch die Innenwände, Texte trugen. Auf der westlichen  Stirnwand der linken Seitenwand des Schreins befinden sich Inschriften, wobei in der linken Textkolumne der Name und die Titel des Anchu zu sehen sind. Die Höhe des Block beträgt 55cm. Anchu wird hier als Aufseher der Audienzhalle, sowie als Kammerherr am Hof des Königs bezeichnet (7+8)

Aus dem Text dieses Schreins geht hervor, dass Sesostris I. Anchu befahl, eine Expedition nach PA.wn.wn und BiA-n-PA.wn.wt zu leiten oder auszusenden. Der Text beginnt auf dem östlichen Pfosten mit der üblichen Anrufung der Götter im Namen des Königs, unter denen Hathor als Göttin von Punt erwähnt wird, und dann kommt der Befehl des Königs mit den Titeln von Anchu wie folgt: (8)

"Geliebt von Haroeris, König von Ober- und Unterägypten (Kheperkare) |, geliebt von Khentykhrty, der Sohn von Re (Sesostris) |, geliebt von Hathor, Herrin von PA.wn.wt. [...] in Frieden für den Herrn der Doppelländer, Sesostris, angesichts des Lebens wie Re. Daher befahl seine Majestät seinem Gefährten, dem Direktor aller Plätze in dem königlichen Palast, dem Direktor der inneren Kammer [.. ko]mm in Frieden. Daher war es im Herzen Seiner Majestät mehr als jeder andere Gefährte, der Aktivitäten im Meer durchführte, ausgezeichnet.

(Quelle: 8)

In Kolumne 4 findet sich eine bemerkenswerte Passage, die sich auf den Hafen von "sww" bezieht, sie lautet: "Boote ...der Hafen Sww des Noms von Koptos". Auf der Rückseite des Schreins (rechter Teil) befinden sich ebenfalls Inschriften, die eine Verherrlichung des Landes "BiA-n-PA.wn.wt" und des Gotteslandes wiedergeben, sowie am Anfang die Titel des Anchu. Obwohl der größte Teil der linken Hälfte der Inschrift auf der rechten Innenseite des Schreins heute nicht mehr lesbar ist, können wir noch die Titel verschiedener Offiziere erkennen, welche an der Expedition beteiligt waren. Der Text auf der westlichen Innenseite (linke) des Schreins enthält in der Zeile 1. das Datum Jahr 24, 1. Monat der peret–Jahreszeit (Winter). Im weiteren Text wird die Gesamtstärke der Mannschaft welche Anchu unterstand mit 400 Rekruten (nfr.w), angegeben, aber sicher gehörten noch mindestens 100 höhere Beamte und qualifizierte Handwerker dazu. (8)

Es ist unbekannt, wie viele Schiffe zu der Expedition gehörten. Kitchen (1993: 591) war der Meinung, dass zu der Sesostris I/Antefoqer-Expedition nach Bia-Punt 10 Schiffe gehörten, die mit je 60 Männern auf jeden Schiff besetzt waren - was aber nicht von allen Experten geteilt wird.

Der ca.  250 kg schwere Anker wurde in Mersa Gawasis hergestellt und bei der Rückkehr an Ort und Stelle gelassen und später für andere Zwecke wiederverwendet, evtl. als Schrein oder Stelensockel (Sayed: Wadi Gasus in: Bard, Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, 1999, S. 866-868) (5). 

Meresa Gawasis  war eine ehemalige altägyptische Hafenstadt am Roten Meer und liegt an der Mündung des Wadi Gawasis - zwei Kilometer südlich der Mündung von Wadi Gasus und 50 km südlich von al-Qusair. Dieser Ort wurde in der Zeit von Sesostris I. bis Sesostris III. nachweislich als Hafen genutzt und diente als Ablegestelle für Schiffsexpeditionen nach Punt und ebenfalls als Ausgangspunkt für Reisen zu den Sinai-Minen (Quelle: Wikipedia / Mersa Gawasis)

Durch diese Funde ist eine Expedition nach Punt durch das Wadi Gawasi/Mersa Gawasis bezeugt - ebenso die Tatsache, dass "Saww" nun eindeutig mit Mersa Gawasis identifiziert werden konnte und dass von hier aus im Mittleren Reich Schiffe nach Punt absegelten und wieder zurückkamen. Die Forscher kamen zu der Erkenntnis, dass diese Schiffe - wie bei der Hinfahrt - auch auf der Rückfahrt zerlegt und in Einzelteile zum Niltal transportiert wurden. Beide Stelen sollen noch heute an ihrer originalen Position gegenüber dem Meer stehen und beide waren eingerahmt und getragen von keilförmigen Blöcken, die, wie A. M. Sayed (The Discovery of the Site of the Twelfth Dynasty Port, RdE 29 - 1977) JEA 66,22) vorschlug, als Anker für Anchus Boote dienten.

Varia:
Objekte Sesostris I. in den Museen der Welt

Im Archaeological Museum der John Hopkings Universität in Baltimore befindet sich ein Fragment eines Sistrums (wohl aus Theben - Nr. 1588) - Höhe: 5,9cm x Breite 6,8cm x 3,9cm Dicke. Auf jeder Seite befindet sich über dem Hathorkopf eine lange Kartusche mit Segenswünschen sowie Titeln und dem Königsnamen Sesostris I.

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          Stein-Gewicht mit Kartusche Sesostris I.
  - heute im Walters Museum Baltimore: Nr. 41.31 -  
      Maße: 11 x 8,3 x 6,1 cm - Material: Stein -

Dieses Stück ist ein rechteckiges Steingewicht mit abgerundeten Kanten. Die Oberseite ist abgerundet und eingeschnitten. Im gesamten Stein treten Farbabweichungen auf und es gibt konkoidale Frakturen entlang der Unterkante und an der linken Seite. Der Stein hat eine sehr hohe Politur und trägt die Kartusche von König Sesostris I. in der Mitte und identifiziert ihn als "Geliebten von Wadjet (der niederägyptischen Kobra-Göttin) und Nechbet (der oberägyptischen Geiergöttin). Die Inschrift bezeichnet den König als "Sohn des Re und Geliebter des Ptah".

Das Steingewicht wurde von Henry Walters 1924 erworben (von Dikran Kelekian) und ist 1931 durch Nachlass in den Besitz des Walters Art Museum übergegangen. Fundort: unbekannt

(Informationsquelle: Walters Art Museum)
Bild: 
Walters Museum in Baltimore AC-Nr.: 41.31
public domain

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Melangaria-Muschel 
mit Kartusche Sesostris I. 
(Manchester Museum Acc. 4207)
- H. 9,5cm x Breite 9,3cm - 

Bei der Grabung der British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research (1906-07) wurde in Deir Rifa (Mittelägypten) diese Muschelschale mit der eingeschnittenen Kartusche und den Prenomen eines Königs Sen-wosret (Sesostris) gefunden und wird evtl. König Sesostris I. zugeschrieben (?). 

Die Schale ist mit zwei Löchern durchbohrt und wurde wohl wie ein Pektoral an einer Kette um den Hals getragen (sie ist mit einer 19 cm langen Kette aus 162 Fayenceperlen katalogisiert). 
Bild: public domain (CC 1.0) - Akhenatenator

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Im Museum Kairo (JdE 35687) befindet sich der Deckel eines Weihrauchbehälters, der in Deir el-Ballas gefunden wurde. Der aus einer Kupferlegierung im Vollguss gearbeitete Deckel hat eine Gesamtlänge von 67,3 cm. Die Figur ist 6,8 cm lang und 4,2 cm breit.

Die Königsfigur und der Deckel sind separat gegossen und weisen vorn einen Knauf zum öffnen auf. Der König Sesostris (I.) ? liegt flach ausgestreckt auf dem Deckel und ist  bekleidet mit dem Nemeskopftuch mit Uräus an der Stirn und den kurzen Schurz.

Quellen und Literatur:
1) de.Wikipedia - Sesostris I.
2) Göttinger Miszellen 2013, Beiheft Nr. 14: Rolf Gundlach: Der Status Sesostris I. auf dem Feldzug nach Libyen
3) Eileen Hirsch: Die sakrale Legitimation Sesostris I. - Kontaktphänomäne in königsideologischen Texten (= Königtum, Staat und
    Gesellschaft früher Hochkulturen Bd. 6 - Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 2008
4) Carola Vogel: Ägyptische Festungen und Garnisonen bis zum Ende des Mittleren Reiches, HÄB 46, Gerstenberg-Verlag 2004
5) Wikipedia/Mersa Gawasis
6) Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 15/Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in der Ost-Wüste, 
    Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 1981
7) Seafaring Expeditions to Punt in the Middle Kingdom - Excavations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt by Kathryn A. Bard, Rodolfo 
    Fattavich, Brill-Verlag, Leiden-Boston 2008
8) Mersa/Wadi Gawasis as a Waterway on the Red Sea to the Land of "PA.wn.wt" Sania B. Ibrahim, Mofida El-Weshahy, M Abed
    E-Raziq / Sues Canal University in Journal of Association of Arab. Universities for Tourism and Hospitalit, Vol.15, Dez. 2018


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