Biografie Sesostris I.


Pyramide Amenemhet I. 

Beamte Amenemhet I.

Bilder oben: links: MMA New York, CC0, 1.0;  rechts: Courtesy to Neithsabes, Wikipedia, public domain.

Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliographie of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and Painting 1927-1952)

Allgemein

Die mit soviel Elan begonnene 11. Dynastie endete mit Mentuhotep IV, der in der Königsliste von Karnak und auch in den Listen von Saqqara und Abydos nicht zu finden ist. Das Ende der 11. Dynastie wurde durch das Unvermögen ihrer Gesellschaft beschleunigt, die gesellschaftspolitischen Probleme ihrer Zeit zu lösen.

Die 12. Dynastie Ägyptens begann mit einer Herrscherfamilie, welche etwa von 1976 v. Chr. bis 1793 v. Chr. in Ägypten regierte und als eine der bedeutendsten in der ägyptischen Geschichte gilt. Sie markierte einen Höhepunkt an Stabilität, wirtschaftlichem Wachstum und kultureller Blüte. Amenemhet I., der Begründer der 12. Dynastie, glaubte den Neuanfang darin zu finden, dass man wieder zu den Zeiten zurückging, in denen nach der Erinnerung der Gesellschaft "noch alles in Ordnung war" - als jeder sein Auskommen hatte und Ordnung herrschte. Wichtige Merkmale waren die Wiederherstellung der Zentralmacht, die Einführung der Mitregentschaft und der Bau von Pyramiden sowie die Sicherung der Grenzen durch Festungen in Nubien. Das Land wurde durch gewaltige Anstrengungen in den Zustand der Vergangenheit zurückgesetzt bis hin zur Wiedereinführung der Gaueinteilung des Alten Reiches, welche durch die dazwischenliegende Entwicklung völlig überholt worden war. Dies ist auch aus der Gauliste an der "weißen Kapelle" des Sohnes von Amenemhet I., König Sesostris I., in Karnak ersichtlich.

Der neue König Amenemhet I. gründete die 12. Dynastie, indem er vermutlich den letzten König der 11. Dynastie Mentuhotep IV. stürzte und die Reichshauptstadt nördlich nach "Itj-taui" verlegte.

Amenemhet I. war der 1. König der 12. Dynastie im Mittleren Reich Er regierte von etwa 1994 bis 1875 v. Chr. - zunächst alleine und in seinen letzten 10 Jahren bis 1965 v. Chr. gemeinsam mit seinem Sohn Sesostris I. Sein Geburtsname bedeutet "Amun ist an der Spitze". Vermutlich hieß seine Gemahlin "Nefertaten". Seine Mutter "Nofret/Neferet (I)" stammt aus Elephantine/Assuan. In der Prophezeiung des Neferti wird sie "....als aus dem Süden kommend" beschrieben.

Amenemhet I. auf einem Relief 
in seinem Grabbezirk in el-Lisht - heute im MMA New York

Königskopf Sesostris I.
zugeordnet nach stilistischen Merkmalen
(heute Museum Kairo)

Bild: Amenhet
Autor: John Campana, wikipedia, 7. 10. 2008
Lizenz: CC BY-2.0 Namensnennung
Bild: mit freundl. Dank Saamunra
- alle Reche vorbehalten -

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sowohl Sesostris (A) als auch sein Sohn Amenemhet I. mit dem letzten König der 11. Dynastie Mentuhotep IV. (Neb-taui-Re) - dessen Mutter scheinbar ebenfalls nicht der königlichen Familie angehörte, da sie nur als "Königsmutter" bezeichnet wird und nicht als Königsgemahlin - verwandt waren. Im alten Reich bekleidete häufig ein Verwandter aus dem Königshaus das Amt eines Wesirs - es wäre also möglich, dass dieses auch auf Amenemhet I. zutraf. Es gibt Vermutungen, dass Amenemhet I. mit dem "Wesir Amenemhet", der aus vier Inschriften im Wadi Hammamat unter Mentuhotep IV identisch ist. Diese Zuordnung konnte aber bisher nicht bewiesen werden, da auch die Umstände seiner Machtübernahme noch nicht geklärt werden konnten.

Die Familie von Amenemhet I. könnte möglicherweise aus dem Gebiet um El Aschmunein im 15. Oberägyptischen Gau stammen, wo der Gott Amun ursprünglich zuhause war. Manetho hingegen nennt die Neue Dynastie aus Diopolis (also Theben) stammend, in der Prophezeiung des Nfr.tj wird hingegen der 1. oberägyptische Gau als ihr Herkunftsgebiet genannt.

Namen von Amenemhet I.

Eigenname Amenemhet / Amun ist an der Spitze Jmn m HA.t
Thronname Sehotep-jb-Ra / Zufrieden ist das Herz des Re %.htp-jb-Ra
Horusname (Hor)-wehem-mesut / Der (Horus) die Geburten erneuert
(@r[w]) wHm-msw.t
Goldhorusname Goldfalke - Der die Schöpfung wiederholt bjk-nbu wHm-msw.t
Nebtiname 1. Der die Schöpfung wiederholt/der die Geburt wiederholt
2. Befriedigt ist das Herz der beiden Länder
SHtp-ib-t3wj 
Grieche Namen lt.
Manetho
Africanus:  Ammanemes
Eusebius:   Ammenemes,
Eusebius/Aegyptiaca : Emmenemes
 
Name der Pyramide in el-Lischt Die Stätten des Erscheinens des Amenemhet %wt-xa-Jmn m HA.t

 

Familien- und Regierungs-Daten Amenemhet I.

Regierungszeit:

1) 1994 bis 1965 v. Chr. (19 Jahre alleine und die letzten 10 Jahre bis 1965 zusammen mit seinem Sohn Sesostris I.;

2) 1939/38-1909 v. Chr.
3) 1976 bis 1947 v. Chr.

Saqqara-Liste: 39 Jahre; Abydos-Liste: 59 Jahre
Papyrus-Turin:
TP. 5. 20; ist die Regierungszahl dementsprechend
"[Jahre 2]9 (+ Monate)" zu ergänzen.

1) Quelle: Jürgen v. Beckerath: Amenemhet I. in Wolfgang Helck: Lexikon der Pharaonen, Bd. 1 1975
2) Lexikon d. Pharaonen/Schneider
3) Höveler-Müller: Am Anfang war Ägypten.

 

 

Vorgänger: Mentuhotep IV.  
Mutter: Nofret

Vater: Sesostris (A)  
Ehefrau Neferetjatenen, evtl. Djdit;  Quelle: Lexikon d. Pharaonen
Geschwister unbekannt

Kinder: Sesostris (I.) - der spätere Nachfolger auf dem Thron; Neferu (III) (Tochter); Kayet (Tochter); Neferu-sherit (Tochter); nach Dodson Hilton, "Complete Families"

 

Herkunft und Familie

Amenemhet I. stammte evtl. nicht aus dem königlichen Geschlecht. Seine Eltern Sosostris (A) und seine Mutter Nofret waren möglicherweise mit dem Gaufürstengeschlecht von Elephantine verwandt. Die Abfassung einiger literarischer Werke (die Prophezeiung der Nfr.tj  (Neferti ), M. Lichtheim, Altägyptische Literatur, 1973 - Papyrus Petersburg 1116 B ), die Unterweisungen des Amenemhet und Texte aus dieser Zeit erwähnen, dass seine Mutter als dem oberägyptischen Gau "Ta-Seti" (dem Nubierland) stammt. Manetho hingegen nennt die Neue Dynastie "aus Diopolis" (also Theben) stammend.

Die "nichtkönigliche" Abstammung des Amenis (aus der Prophezeiung), alias Amenemhet findet ihre Bestätigung in der Kalksteinopfertafel der Königsmutter Nfr.t, die als  Baumaterial in einem Haus vor der Südwestecke der Pyramide Amenemhets I. in Lischt wiederverwendet wurde. Heute befindet sie sich in New York, Metropolitan Museum of Art, MMA 22.1.21. Die um den Rand laufende Inschrift des sorgfältig gearbeiteten Stückes umfasst die übliche Opferformel. Deutlich ist zu erkennen, dass die Determinativfigur zum Namen der Nfr.t eine Geierhaube trägt. Über dem Königsmuttertitel hinaus beschränkt sich ihre Titulatur auf ein unspezifisches irj.t ´-pa.t, das in der 12. Dynastie als Rangtitel sowohl bei Königsgemahlinnen als auch bei Prinzessinnen und Frauen nicht-königlicher Herkunft im Gebrauch war. Das Fehlen jeglicher charakteristischen Königstöchter– und/oder Königsgemahlinnentitel, die auf einer Opfertafel unbedingt zu erwarten wären, bezeugen, dass die Eigentümerin die Mutter eines Herrschers bürgerlicher Abstammung war. Der Fund der Opfertafel belegt zudem, dass im Pyramidenbezirk Amenemhets I. ein Totenkult für die Königsmutter vollzogen wurde, die der Herrscher allen Anschein nach in der unmittelbaren Nachbarschaft seiner eigenen Pyramide, wohl in einem der Schachtgräber hatte beisetzen lassen. Eine neuerliche Untersuchung zweier dieser Schächte ergab jedoch, dass diese nicht in der 12. Dynastie, sondern erst in der 13. Dynastie belegt worden waren (Quelle: Silke Roth: die Königsmütter des Alten Ägyptens. Mainz 2001)

Unlängst wurden zudem drei der Mastaben nördlich und südlich des Pyramidentempels als mögliche Grabanlagen königlicher Frauen in Betracht gezogen, doch ist dies in keiner Weise gesichert.

Der Vater von Amenemhet I., dessen Name Sesostris (A) war - dem eigentlichen Stammvater der 12. Dynastie - ist auf einem Block aus Karnak belegt und seine Titulatur darauf lautete "Gottesvater" (Quelle: W. Grajetzki 2006; Dodson und Hilton, Complete Royal Families 2004). Die Herkunft seines Vaters , der später als "jtnTr z(j)–nWsrt "Gottesvater  S-n-Wsr.t (Sen-wosret)" ist ungeklärt. Ihm wurden später göttliche Ehren zuteil.

Amenemhet I. hatte eine Gemahlin, deren Name "Neferitatjenen" war. Sie ist durch eine Statuette ihres Sohnes (vermutlich Sesostris I.) bekannt (lt. Dodson & Hilton, Royal Families). Die Statuette trug die Inschrift: "König Sesostris, Sohn [von] König Amenemhet und dessen Mutter Neferitatjenen" (Grajetzki 2006, S. 36). Die Statuette ist leider heute verschollen - sie wurde 1830 aus dem Louvre gestohlen (2+3). Der Name "Neferitatjenen" ist aus dem Mittleren Reich sonst nicht bekannt, was Grajetzki (3) an der Richtigkeit der Übertragung zweifeln lässt. Zudem könnte er sich auch auf die Mutter von König Sesostris II. beziehen, dessen Vater König Amenemhet II. war.

Der bekannteste Sohn von König Amenemhet I. war Sesostris I (der auch sein späterer Mitregent und sein Nachfolger wurde). Drei seiner Töchter sind auch bekannt: Neferu (III.), welche in der "Geschichte von Sinuhe" erwähnt wird und die Ehefrau von Sesostris I. war, sowie die Prinzessinnen  Neferusherit und Kayet, deren Namen auf Artefakten aus dem Pyramidentempel ihres Vaters Amenemhet I. vermerkt sind (Dodson & Hilton 2004, S. 92).

Belege für Amenemhet I.

Der Name von Amenemhet I. steht an erster Stelle in der dritten Zeile der Königsliste von Karnak (Festhalle von Thutmosis III.). In der Königsliste von Abydos aus dem Tempel von Sethos I. steht der Name Amenemhets I. ("Sehetep-ib-re") an 59. Stelle. Ebenso dürfte er an der gleichen Stelle in der Königsliste im Tempel von Ramses II. gestanden haben - leider ist er aber dort aufgrund einer Lücke verloren gegangen (Brit. Museum o.J. EA117).

Auf der Saqqara-Liste aus dem Grab des Oberlektor-Priesters und Bauleiters Tjuneroy befindet sich der Eigenname von Amenemhet I. im 15. Eintrag (Quelle: Kitchen 1980, S. 479-481). Der Turiner Papyrus überliefert den Eigennamen von Amenemhet I. teilweise im 20. Eintrag der fünften Spalte und gibt ihm eine Regierungszeit von 29 Jahren an (1). Der Name von Amenemhet I. wird auch in Manethos "Aegyptiaca" erwähnt, die ursprünglich um das 3. Jahrhundert v. Chr. verfasst wurde und vorläufig von den Wissenschaftlern auf die Regierungszeit von König Ptolemaios II. datiert wird. Das Originalwerk ist heute nicht mehr vorhanden, doch Abschriften haben sich von Josephus, Africanus, Eusebius und Georgios Syncellus erhalten (siehe Hornung, Krauss & Warburton 2006, Seite 35). Africanus als auch Eusebius schreiben ihm eine Regierungszeit von 16 Jahren zu (wobei sie seinen Namen als Ammenemes romanisieren), datieren ihn jedoch ans Ende der 11. Dynastie anstatt an den Anfang der 12. Dynastie. Syncellus hingegen gibt ihm eine Regierungszeit von 26. Jahren unter dem romanisierten Namen "Stammemes I." als 32. König der Dynastie von Theben (1). 

Beziehungen zu Mentuhotep IV - zu seinem Vorgänger 

Es ist nur wenig bekannt aus der Zeit der letzten Jahre von König Mentuhotep IV. aus der 11. Dynastie und seinem Nachfolger, dem 1. König der  12. Dynastie Amenemhet I. Auch muss weiterhin unklar bleiben, wie das Verhältnis von Amenemhet I. zu dem Wesir gleichen Namens unter König Mentuhotep IV. war - ob diese evtl. identisch waren? Der Wesir Amenemhet wurde in den Inschriften aus Wadi Hammamat erwähnt. Die Inschriften berichten von zwei prophetischen Ereignissen, die auf dem Stein niedergeschrieben wurden, der später zum Sarkophagdeckel Mentuhoteps IV. wurde. Dieses waren die Geburt eines Gazellenkalbs und einem plötzlichen Regensturm, der einen mit Wasser gefüllten Brunnen freilegte - diese Ereignisse wurden später als "Wunder" bezeichnet. Die Ägyptologin Cae Callender merkte dazu an: das - vorausgesetzt, Wesir und späterer König seinen identisch - der Bericht über diese Wunder dazu diente, zu signalisieren, dass er derjenige war, für den Wunder vollbracht wurden, und was darauf hindeutete, dass er "von den Göttern begünstigt" worden war (Gae Callender 2003 "The Middle Kingdom Renaissance" in Ian Shaw, The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford University Press. pp. 137-171).

Falls der Wesir Amenemhet mit dem späteren König Amenemhet identisch war, könnte Mentuhotep IV. ihn evt. zu seinem Nachfolger ernannt haben - ähnlich wie der kinderlose spätere König Haremhab aus der späten 18. Dynastie, der ebenfalls seinen Wesir Rammessu zu seinem Nachfolger ernannte. 

Der Wesir Amenemhet (unter König Mentuhotep IV) präsentierte sich in den Inschriften als loyaler Diener seines Königs. Er fügte in den Inschriften der Steinbruchexpedition seinem eigenen Namen lange Titel und Ephitetas, die den König ehren hinzu, dies ist aber für solche Inschriften nichts Ungewöhnliches. Den Inschriften zufolge hat es den Anschein, dass Amenemhet ein Mann mit einem gewissen Ehrgeiz war. Thomas Schneider in "Lexikon der Pharaonen" schreibt: ".....dass u.. a. dieser seine eigene herausragende Leistung in fast königlicher Art schildert. Damit faktisch Kronprätendent, folgt er – vielleicht nach einer kurten Mitregentschaft (Gefäßbruchstücke aus Lischt mit dem Namen beider Könige) – Mentuhotep IV. auf den Thron nach.

Anlässlich einer Expedition im Wadi el-Hammamat ließ der Wesir Amenemhet im 2. Jahr der Regierung von König Mentuhotep IV. mehrere Inschriften anbringen, wo Amenemhet mit seinen wichtigsten Titel genannt wird (Inschriften Hamammat Nr. M 113, M 110, M 192, M 205). 

Eine Inschrift auf einer Schale aus el-Lisht, welche die Namen von beiden Königen (Mentuhotep IV auf der Aussenseite und Amenemhet I. auf der Innenseite trägt) veranlasse den Ägyptologen William Mumane zu der Annahme, dass hier evtl. eine Ko-Regentschaft zwischen beiden Königen bestand, um die Thronbesteigung von Amenemhet I. zu legitimieren (siehe Mumane 1977, S. 227-228), obwohl diese hypothetische Annahme von Mumane vom Ägyptologen Nicolas Grimal abgelehnt und für reine Fiktion gehalten wird. Der deutsche Ägyptologe Wolfram Grajetzki hingegen sieht darin einen Ausdruck des Respekts, den Amenemhet I. seinem Vorgänger entgegenbrachte (engl. Wikipedia + 3). 

Innenseite der Schieferschale 
mit dem Horusnamen von Amenemhet I.  (Nr. 09.180.543)
H. 4cm x B. 4cm Metropolitan Museum

Außenseite der Schieferschale (Nr. 09.180.543)
mit dem Geburtsnamen sowie dem Horusnamen Mentuhotep IV
H. 4cm x B. 4cm - Rogers Fund 1909; Metrop. Museum

Fragmente einer Schieferschale, die in el-Lischt - in der Nähe der Pyramide von Amenemhet I. gefunden wurden, welche auf der Innenseite den Horusnamen von Amenemhet I. und auf der Außenseite den Horusnamen von Mentuhotep IV. trägt. Allerdings wird die Lesung des Namens von Mentuhotep IV. kontrovers diskutiert. Lt. Peter Janose (Mentuhotep-Nebtawyre und Amenemhet I. - Beobachtungen zur frühen  12. Dynastie in Ägypten, in Metropolitan Museum Journal 45 (2010) - online-Version) glaubt dieser, dass es sich bei diesen beiden Kartuschen um die von Amenemhet I: und Mentuhotep II.-Se-anch-taui handelt.
Bild: Fragment of a Dish
Autor: Metropolitan Museum New York
- Lizenz: CC0 .1.0 Verzicht auf das Copyright -
Bild: Fragment of a Dish
Autor: Metropolitan Museum New York
- Lizenz: CC0 .1.0 Verzicht auf das Copyright -
                                                                                                                                            

In Texten aus Deir el-Bersha, die möglicherweise vor dem Regierungsantritt von Amenemhet I. datieren, finden sich Hinweise auf mögliche Unruhen (2). Wolfraum Grajetzki (2009) schreibt, dass zur Zeit König Mentuhotep IV. und Sesostris I. große Expeditionen von Wesiren geleitet wurden, und das der König allgemein älteren und vertrauenswürdigen Beamten dafür auswählte. Nach Sesostris I., als sich die Verwaltung fest etabliert hatte und reibungslos lief, wurden auch Beamte niederen Ranges zu Leitern von Expeditionen ernannt.

Innenpolitik

Wahrscheinlich übernahm Amenemhet I. - anscheinend ein fähiger Verwaltungsbeamter - den Thron nach dem wohl unerwarteten Tode König Mentuhotep IV. – die Umstände des Todes von König Mentuhotep IV. sind unbekanntm ebenso die Umstände der Machtübernahme von Amenemhet I. Es gibt Hinweise darauf, dass es in der frühen Regierungszeit von Amenemhet I. zu politischen Unruhen kam, wie eine Inschrift des lokalen Statthalters Nehri belegt (Alan B. Lloyd/Hrsg.) - Ein Begleiter zum Alten Ägypten, Bd. 52, 2010 + 1). Wohl aus Folge dieser wohl "bürgerkriegsähnlichen Umstände" ernannte Amenemhet I. an verschiedenen Orten neue Lokalfürsten, die ihm treu ergeben waren. In einigen Seeschlachten nahm auch ein Vertrauter Amenemhets I. teil, namens Chnumhotep und trug wesentlich zum Sieg bei. Später wurde dieser zum bedeutenden Statthalter von Beni Hasan ernannt und begründete dort eine Dynastie lokaler Statthalter. Sein Enkel war Chnumhotep III.

Amenemhet I. verlegte seine Hauptstadt vom Sitz seines Vorgängers in Theben nach Norden, an die Nahtstelle von Mittelägypten zum Delta hin - in die Nähe von El-Lischt. Er nannte sie "Itjtawy" (Iti-taui) - "Packerin der Beiden Länder". 

Diese Verlegung der Hauptstadt "Itsch-Taui oder Jti-Taui" sollte König Amenhemhet I. evtl. bei der Konsolidierung des Landes und der Festigung seiner Macht helfen, da die neue Residenzstadt zentraler als Theben lag. Im Gebiet nahe von Memphis (der Hauptstadt des Alten Reiches) und von Herakleopolis, der Hauptstadt der 9/10. Dynastie, lebten auch die wenigen Beamtenfamilien, welche die inneren Wirren überstanden hatten. Es ist bis heute nicht bekannt, wo genau "Iti-taui" lag, aber wenn es sich hierbei um die Pyramidenstadt des Königs gehandelt hat, muss sie am Wüstenrand nahe dem heutigen Dorf "Lischt" gelegen haben, etwa auf halben Weg zwischen Meidum und Dashur.

Die Verlegung der Hauptstadt könnte nach Meinung einiger Forscher ein Hinweis darauf sein, dass Amenemhet I. evtl. durch einen Staatsstreich auf den Thron gelangte oder als Sieger aus einem Bürgerkrieg hervorging. Wenn er identisch mit dem Wesir Amenemhet I. aus der Regierung Mentuhoteps IV. ist, hatte er aufgrund der von ihm unternommenen Expedition ins Wadi Hammamat fast 10.000 Mann unter seinem Kommando (siehe Felsinschrift M 192, Zeile 12-14). Diese Truppe bestand sicherlich aus zum Großteil aus Soldaten, mit deren Hilfe es ihm gelungen sein könnte, den Thron zu übernehmen. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, einen Wesir oder anderen hohen Beamten zum Leiter einer Steinbruch-Expedition zu ernennen und musste durchaus auch kein Zeichen dafür sein, dass politische Spannungen am Königshof vorhanden waren. Große Expeditionen wurden allgemein in dieser Zeit (und auch zu anderen Zeiten) von wichtigen Beamten des Hofes geleitet - auch von Wesiren. Die einfachste Erklärung für die Leitung einer großen Expedition durch einen hohen Hofbeamten - hier eines Wesirs - dürfte die Befähigung der betreffenden Person für diese Aufgabe gewesen sein und dessen momentane Entbehrlichkeit am Königshof. 

Der Wesir Amenemhet betonte, dass er diese Aufgabe "für Seine Majestät tat, der mich dafür liebte" oder "weil er ihn liebte" und dass der König ihn besonders dafür aussuchte: "Er suchte mich aus beim Kopf der Stadt“ und „Ich wurde geehrt vom Kopf seines Gefolges“, und schreibt selbst von einer für eine gewisse Zeit ihm von König übertragene Macht. "Der Herr, Leben, Heil, Gesundheit, sandte mich als einen Gottgesandten, als einen von seinen eigenen Gliedern".  All diese Aussagen des Wesirs Amenemhet deuten u. E.  nicht daraufhin, dass es einen gewaltsamen Umsturz gab - unter der Vorraussetzung, dass der Wesir Amenemhet mit dem späteren König Amenemhet identisch ist - sondern dass der Übergang nach dem Tod von Mentuhotep IV. einvernehmlich und mit Respekt vor sich ging.

Unter der Herrschaft von Amenemhet I. wurde der Gott Amun gegenüber dem alten Ortsgott Month immer bedeutender und in der Folgezeit wurde er dann zum Reichsgott erhoben. Amenemhet I. hat seine Regierung bewusst als Beginn "einer neuen Zeit" verstanden, welche sich ja auch klar in seinem späteren Horus-, Nebti- und Goldhorusnamen ausdrückt, indem er sich "wHm-msw.t = "Wiederholer der Geburt" nennt. Alles sollte so werden, wie es einst bei der "Schaffung der Welt" gewesen sei - so war es auch allgemein das Streben der neuen Dynastie, die Zustände des Alten Reiches wieder herzustellen.

Am Ende des Alten Reiches besaßen die "Einzelnen" große Freiheiten", was von der Herakleopoliten-Dynastie als Staatsgrundlage angesehen wurde. Dieses sollte nun am Anfang der 12. Dynastie wieder rückgängig gemacht werden. Die Macht der Großen Gauoberhäupter (vor allem in Mittelägypten) wurde nach und nach eingeschränkt und diese als königliche Beamte wieder an den Hof gebunden. In einigen Fällen - wie z. B. in Beni Hasan (dem 16. oberägyptischen Gazellengau) wurde die Macht den Militärbefehlshabern übertragen, welche nun den Titel eines "hAt j-a" (Hatia) führten, und diese erhielten stark beschnittene Weisungen vom königlichen Hof. Es wurden auch die früher sehr engen Verbindungen zwischen den Großen Gauoberhäuptern und dem lokalen Hauptgott aufgelöst, die früher auch zugleich als oberste Vorsteher der Priesterschaft fungierten.                                                                   

Amenemhet I. nahm auch Grenzkorrekturen der Gaue vor, deren Grenzen sich im Laufe der Zeit verschoben hatten und setzte sie aufs Neue fest und stützte sich dabei auf die Kataster des Alten Reiches (siehe Grabbiographie des Großen Gauoberhauptes Chnumhotep II. (Grab Nr. 3 in Beni Hasan): "......Dann setzte er (Amenemhet I.) ihn (Chnumhotep (I.) als (.........) Großen Gauoberhaupt des 16. oberägyptischen Gaus ein. Er stellte Stelen auf, die südliche als seine Grenze gegen den 15. oberägyptischen Gau, seine nördliche gegen den 17. oberägyptischen Gau (.......)!. Da Chnumhotep aber auch Stadtkommandant der Hauptstadt des Gazellengaues (16. oberägyptischer Gau) war, ist die Einteilung der Verwaltung in zwei vorgesehene separate Bereiche hier, wie auch in einigen anderen mittelägyptischen Gauen aufgehoben. Das führte dazu, dass der "Provinz-Adel" - zumindest unter der Regierung von Amenemhet I. - seine Macht besonders in Mittelägypten und Elephantine noch sichern konnte, was sogar dazu führte, dass die Gauoberhäupter teilweise eine Jahreszählung nach eigenen Amtsjahren durchführten.

Amenemhet I. war gezwungen, die Provinzoberhäupter, die am Ende der 11. Dynastie eine große Macht besaßen, wieder unter Kontrolle des Königshofes zu bringen (wie oben beschrieben), damit die Königsmacht im Sinne des Alten Reiches wieder hergestellt werden konnte). Doch die politische Situation war noch nicht reif genug, um dieses während seiner Regierungszeit durchzusetzen. Dieses gelang erst unter König Sesostris III. Aber um zumindest eine gewisse Kontrolle über die Großen Gauoberhäupter auszuüben, stellte Amenemhet I. den Gauoberhäuptern einen königlichen Kontrolleur zur Seite, beließ ihnen aber auch noch große Freiheiten und Autorität. 

Im 2. Jahr seiner Regierung wurde das königliche Schatzamt durch die Kontrolle über den Fiskus zu einer der wichtigsten Organe während der  12. Dynastie. Das Schatzamt besaß eine eigene Flotte und war vollkommen in der Hand von hohen Beamten, die am königlichen Hof residierten und dadurch von den Gauoberhäuptern unabhängig waren.

Außenpolitik und Expeditionen

Außenpolitisch scheint es während der Regierungszeit von Amenemhet I. relativ ruhig verlaufen zu sein. Außenpolitisch war die Sicherung der südlichen Grenze zu Nubien für den König ein besonderes Anliegen, wobei er Nubien in seinen Herrschaftsbereich mit einbeziehen wollte. Dieses Anliegen fiel offenbar in die Zeit der frühen Mitregentschaft mit seinem Sohn Sesostris I. Der kanadische Ägyptologe Donald B. Redford von der Pennsylvania State Universität setzt eine Razzia nach Nubien in das Jahr 1 von Sesostris I. und einen Feldzug gegen die Wüstenbewohner im Nord-Osten unter der Führung des Generals Nes-Month - lt. der Stele Louvre C1 geschah dieses im 24. Regierungsjahr von König Amenemhet I. - und somit im Jahr 4 von Sesostris I., wobei beide Unternehmungen dann noch in die Zeit der gemeinsamen Regierung von Amenemhet I. und Sesostris I. fällt. Felsinschriften bei Assuan, wobei es sich meist um Graffiti von Beamten des Königs handelt, beweisen das Interesse Amenemhets I. an diesem Gebiet.

Die Feldzüge nach Unternubien scheinen aber wohl nicht zur dauerhaften Eroberung des Gebietes geführt zu haben. Dieses geschah erst später unter der Alleinregierung von Sesostris I., als dieser durch die Platzierung einer militärischen Garnison eine starke südliche Grenzbefestigung erbauen ließ.

Es gibt auch Belege für Feldzüge nach Libyen und die Grenze nach Asien wurde durch die sog. "Mauer des Herrschers" oder "Fürstenmauer" geschützt, wobei es sich wohl um eine lose Reihe von Festungen handelte, die es aber auch an der bedrohten Grenze im Osten nach Syrien und Palästina hin gab. Trotz der Bezeichnung „Fürstenmauer“ handelt es sich bei der Sperranlage sicherlich nicht um eine durchgehende Sperrmauer, sondern eher um Forts, die die obligaten Durchgänge beherrschten, wie der bekannte Text des Sinuhe zeigt. Der Flüchtling, der es vermeiden wollte beim Grenzübertritt in der Nähe der „Fürstenmauer“ verhaftet zu werden, erklärt: "Ich kauerte mich in ein Gebüsch aus Angst, dass der Wachposten, der an diesem Tag Dienst tat, auf der Mauer zu mir hinschauen würde". Die Forts nahmen also eine Schlüsselstellung ein, durch die Sinuhe hindurch musste, aber es genügte, dass er die Nacht abwartete, um zu vermeiden, entdeckt zu werden. 

Eine Felsinschrift nahe der Hafenanlage von "Ain Suchna" am Gold von Sues berichtet von einer Expedition unter der Leitung des Schatzmeisters "Ipi", die im 7. Regierungsjahr von Amenemhet I. auf der Sinai-Halbinsel (Ain Suchna/Ain Soukan) stattfand, an der 4000 Mann (!) teilnahmen (Quelle: Pierre Tallet: Ayn Sukhna and Wadi el-Jarf: Two newly diswcovered pharaonic harbours on the Suez Gulf - in British Museum Studies in Ancient Egypt and Sudan (BMSAES) Band 18, 2012, S. 149 - online-Version).

Nach den Asiaten im Osten waren die Libyer der Hauptfeind der Ägypter während des Alten Reiches gewesen. Auch während des Mittleren Reiches bleiben die Libyschen Stämme der "Tehenu und Temehu" eine ständige Bedrohung der ägyptischen Westgrenze. Amenemhet I. ließ deshalb im Wadi Natrum ein Fort errichten.

Im 30. Jahr seiner Regierung (oder im 10 Jahr der Mitregierung seines Sohnes Sesostris I) führte dieser eine erfolgreiche Strafexpedition in das Gebiert der "Temehu-Libyer". Lt. der Erzählung des Sinuhe kam es während dieses Unternehmens im Königspalast von Itj-Taui zu einer Palastrevolte, in deren Verlauf der König Amenemhet I. ermordet wurde - diese Tat fand lt. der Erzählung im Jahr 30, 3. Monat der Überschwemmungszeit, Tag 7 statt - also etwa um den 15. Febr. rum. Was damals wirklich geschah und wie glaubwürdig diese Erzählung in diesem Punkt ist, sei dahingestellt.  

Eine weitere Expedition fand im 24. Jahr von Amenemhet statt. Der Kronprinz Sesostris I. scheint im Auftrag seines Vaters Amenemhet I. mit einem Heer nach Palästina aufgebrochen zu sein. Begleitet wurde er dabei von einem General mit Namen Nesmonth (Nsw-MnTw), von dem sich eine Würfelhockerstatue und eine Stele erhalten haben. Nesmonth diente zuerst unter König Amenemhet und dann unter König Sesostris I. Auf der Nesmonth-Stele (heute Pariser Louvre, C 1 - aus Kalkstein), die aus Abydos stammt, befinden sich etwas unklare Angaben über die Kriegszüge, an denen er teilnahm - so könnte es sich hier auch um Kämpfe handeln, die bei der Machtübernahme von Amenemhet I. stattfanden. Auch die Datumsangabe der Stele ist nicht vollständig erhalten - wird aber meistens zu Jahr  24 Amenemhet I. ergänzt (wobei einige Ägyptologen - wie vor allem Claude Obsomer in: Sesostris Ier sowie Wolfgang Helck, die Datierung bezweifeln).

Nesmonth berichtete, das ihm
"
das Heer wie ein Hund folgte beim Umzingeln; wurde es hell, so war die Stadt ruhig  ...........................................................................................................Was jedes Wort auf dieser Stele betrifft, es ist die Wahrheit, es geschah durch die Hand, es ist das, was ich wirklich tat. Es gibt keine Täuschung, keine Lüge dabei. Ich besiegte die  Iwnt jw-MnT w (Beduinen) und (?) Sandbewohner; ich zerstörte die Burgen (?), indem ich sie beschlich wie ein Wolf (?) auf dem Felde. Ich kam und ging auf ihren Pfaden. Ich zog durch ihre Felder, ich schritt voran vor denen, die hinter ihren Befestigungen lagen, ohne dass es meinesgleichen gab, auf Weisung des Gottes Month".
(Quelle: MDAIK 37)

Es handelte sich hierbei wohl um eine Strafexpedition gegen Beduinen in Südpalästina, also ein Unternehmen gegen asiatische Nomaden und die Zerstörung ihrer Bollwerke, es lässt sich nicht sagen wie weit in feindliches Gebiet hinein sich seine Unternehmungen erstreckten. Die Stele stammt aus Abydos, es gibt noch mehrere Stelen der Familie des Nes–Month die alle von hier stammen und sich exakt in die Zeit vom 24- Jahr Amenemhets I. bis Jahr 9 Sesostris I. datieren.

Im 25 Jahr Amenemhets I. wurde am zweiten Katarakt die Festung Buhen gegründet. Amenemhet I. rühmt sich in einer Felsinschrift von el–Girgawi / Gebel el–Girgawi (flussaufwärts in der Nähe von Korosko / Kurusku–Rock Inscription, Nr. 4 und Nr.13) zwischen den Ersten und Zweitem Katarakt an der Mündung des Wadis, welches nach Abu Hamed führt, gelegen, "er habe im Jahr 29 Wawat bezwungen und die Medjai (Beduinen des Südostens) gefangen genommen - wir kamen, um Wawat (in Unternubien) zu unterwerfen". Am gleichen Ort fand der tschechische Ägyptologe Zbynek Zaba zwei weiter Felsstelen. Stele RILN 73, die von einer tschechischen Mission unter Leitung des Ägyptologen Zbynek Zaba gefunden wurde, wurde in Auftrag des Schreibers des Wesirs Antefoqer (es ist die erste Erwähnung von Antifoqer als Wesir) namens "Reniqer (?)" hier angebracht. Die Felsstele ist 48cm hoch und 70cm breit - sie ist auf drei Seite (rechts, oben und links) von einem Rahmen umgeben, der eine Inschriftenzeile aufweist.

Die Stele zeigt auf eine heute wohl stark zerstörte Darstellung, links den stehenden Reniqer (?), der in seiner rechten Hand einen langen Stab hält und in seiner linken ein Szepter oder eine Keule (?). Rechts dieser Darstellung befinden sich 11 Textzeilen. Dieser Text berichtet von einer Militärexpedition, die unter der Leitung des Wesirs Antifoqer stattfand, um die Oberhoheit über Unternubien zu garantieren. Wohl auf Anweisung des Königs war das Vorgehen gegen die einheimische Bevölkerung äußerst brutal. Antifoqer berichtet, er habe die Bevölkerung abgeschlachtet, die Häuser verbrannt und die Ernte zerstört:

"…..... Dann bin ich flussaufwärts gefahren (wahrscheinlich vom zweiten Katarakt) siegreich, während die Nubier an ihren Ufern geschlachtet wurden, dann kehrten wir wieder flussabwärts zurück, wir schnitten ihr Getreide ab, und fällten ihre Bäume, wir zündeten ihre Häuser an, wie man es bei denen tut, die gegen den König rebellieren … “

(Quelle: MDAIK 37)

Der Anführer der Nubier wurde verfolgt und nach seiner Gefangennahme getötet. Die Stele enthält außerdem die Information, dass man ein "xnr.t" in Ombos errichtet habe. Da die Stele leider kein Datum aufweist, ist ihre Datierung nicht absolut gesichert, jedoch kann sich der Inhalt nur auf die große militärische Expedition des Jahres 29. von König Amenemhet I. bezieht. Zur Stele selbst ist noch anzumerken, dass ihr Entdecker Zaba im Jahre 1963 angibt, dass sie damals von den Einheimischen der Gegend absichtlich zerstört wurde.

Eine zweite Inschrift (RILN 10A) von der gleichen Örtlichkeit wie (RILN 73), die von dem Aufseher der Schiffe namens "Rdjn.s" in Auftrag gegeben wurde, besagt, dass der Kanzler des Königs Amenemhet I., Antefoqer, und der Vorsteher der Schiffe Rdjn.s kamen. Die Stele trägt das Datum Jahr 29. König Amenemhet I. und bezieht sich damit wohl sicher auf die große Militäraktion gegen Unternubien in diesem Jahr.

Da dermaßen die Grenzen des Landes geschützt waren, konnten die Steinbruchexpeditionen ungehindert in die Dioritsteinbrüche westlich von Toschka und ins Wadi Hammamat ziehen um Hartstein zu beschaffen, ebenso in den Sinai zu den Türkis- und Kupferminen (siehe Sinaiinschrift Nr. 63 - Scherabit el–Khadem U. M. E.  15027).

Die Expedition ins Wadi Hammamat in einem uns nicht bekannten Jahr von König Amenemhets I. wurde von dem Oberschatzmeister Antef/Intef geleitet. In der Felsinschrift Wadi Hammamat Nr. M 199, wird berichtet, dass man acht Tage lang einen passenden Stein suchte für einen Sarkophag, wie „seit der Zeit des Gottes ein Ähnliches niemals gebracht worden war".

In seinem 29. Jahr sandte Amenemhet I. seinen Sohn und Mitregenten Sesostris ins Wadi Hammamat, was durch eine Steinbruchinschrift (G 67) Sesostris I. aus dem Jahr 2 / Jahr 29 Amenemhet I. belegt ist. Die sog. Inschrift G 67 zeigt von rechts nach links den Horusnamen von Sesostris I. (in der Kartusche), auf dem ein Falke sitzt und links daneben die Kartusche mit dem Thronnamen. Dazu gehört der links stehende Text mit zwei senkrechten Zeilen.

Steinbruchinschrift G 67 
aus dem Jahr 29 Amenemhet I. Jahr 2 Sesostris I.

"Horus, anch-mesut (Lebend an Schöpfung), König von Ober- und Unterägypten (Cheper-ka-re)| dem Leben gegeben ist wie Re, ewiglich, der Hausvorsteher Inti-jtj (Intef ?), Jahr 2, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 20"

Das Jahr 2 von Sesostris I. wäre bei einer Mitregentschaft Amenemhet I. / Sesostris I identisch mit dem Jahr 29 Amenemhet I. 

In der Inschrift wird ein Vorsteher des Hauses Intj-jtj oder Inti genannt.

- eigene Lesung und  nach (Göttinger Miszellen - Beiheft 14, Göttingen 2013 (2) -

 

Foto:   Wadi Hammamat, Jahr 2
User:   Kairoinfo4U Flickr-Album 2016
Lizenz: CC-BY-NC-SA 2.0
- beschnitten von Nefershapiland - 

 

Mitregentschaft und Nachfolge

Nach Jansen-Winkeln (4) ist es in der Wissenschaft bis heute umstritten, ob es eine Mitregentschaft zwischen Amenemhet I. und seinem Sohn Sesostris I. gegeben hat - und wenn ja, für wie lange diese währte. Als Argument für eine Mitregentschaft werden heute meist die "Erzählung des Sinuhe" und die "Lehre des Amenemhet für seinen Sohn" angeführt, doch bleiben an der geschichtlichen Historität dieser ja sicher als Propagandaschriften verfassten Erzählungen Zweifel.

In der "Lehre Amenemhets für seinen Sohn" wird über ein Attentat auf den König am Ende seiner Regierungszeit berichtet. Diese Textstelle dient als ein Angelpunkt für eine Diskussion um eine angenommene Ko-Regentschaft zusammen mit Amenemhets Sohn Sesostris (I.). Nach Meinung der älteren Forschung machte Amenemheit I. - nach einer glücklich überstandenen Palastintrige seinen Sohn Sesostris in seinem 20. Regierungsjahr zum Mitregenten und warnte ihn eindringlich vor "falschen Freunden". Einer anderen Lesart zufolge - die zunehmend in der neueren Forschung vertreten wird - fand der König bei einem Attentat den Tod, bevor er den abwesenden Sesostris zum Mitregenten machen konnte. Im Königspapyrus Turin ist die Regierungszeit von Amenemhet I. mit [X]9 Jahren angegeben, weshalb die Ägyptologen den Eintrag mit einer Alleinregierung von 19 oder 29 Jahren erschlossen.

Das bedeutet, während sich Sesostris auf einem Feldzug in Libyen befand, verstarb sein Vater Amenemhet I. in seinem 20. - oder falls er ermordet wurde, 30. Regierungsjahr. Der Tod von Amenemhet I. bildet den Ausgangspunkt der "Geschichte des Sinuhe", in der auch das genaue Sterbedatum erwähnt wird:

nach Hans Goedicke: The Death of Amenemhet I: and other Royal Demises - in Nicole Kloth: "Es wurde niedergelegt  als Schriftstück: Festschrift für Hartwig Altenmüller zum 65. Geburtstag". Buske-Verlag Hamburg 2003, S. 137)

"Im Jahre 30 am 7. Achet III stieg der Gott empor zu seinem Horizont. Der König von Ober- und Unterägypten Sehetep-ib-Re, er wurde entfernt zum Himmel, indem er vereint wurde mit der Sonne, indem der Gottesleib sich verband mit dem, der in gemacht hatte."
(Geschichte des Sinuhe)

Für eine Ko-Regentschaft sprechen der sprechen der späte Beginn des Pyramidenbezirks von Sesostris I. (Jahr 10 Sesostris I.) und die anscheinend problemlos erfolgte Machtübernahme des neuen Königs. Der Ägyptologe Jansen-Winkeln spricht sich daher ganz deutlich für eine Ko-Regentschaft zwischen Amenemhet I. und Sesostris I. aus. Außerdem ist er der Überzeugung, dass Amenemhet das in der "Lehre des Amenemhet für seinen Sohn" beschriebene Attentat überlebt hat und das dieses - wenn es überhaupt stattgefunden hat - dann wahrscheinlich kurz vor dem Jahr 20 von Amenemhet I. anzusetzen ist, dieses also der Auslöser für die Ko-Regentschaft war.

Als Belege dafür nennt er 

  1. die Stele Kairo CG 20516
    Im Giebelfeld der Stele befindet sich eine symmetrische Inschrift "Jahr 30 unter Amenemhet I. - Jahr 10 unter Sesostris I." jeweils mit folgendem anx Dt (Anch-Djet)

    Grabstele eines Beamten namens Intef
    - mit Doppeldatierung -

    Grabstele des Intef aus dem Jahr 30ß von König Sehetepib-re (Amenemhet I.) als auch aus dem Jahr 20 von König Cheper-kare (Sesostris I.) - die als Beleg für eine Doppelherrschaft beider Könige genommen wird.

     

     

     

     

    Bild: Planche 28 Monuments Historiques 1872
    Autor: Deliè, Hippolyte and Emile Bechard
                Wikipedia 1872
    Lizenz: CC BY-SA 2.5


  2. Stele Paris, Louvre C1
    Mit Datierung "Jahr 4 [+ X] (meist zu Jahr 24 ergänzt) unter Amenemhet I., darauf folgt unmittelbar die volle Königstitulatur Sesostris I.
  3. Ein Türsturz aus Matarya
    mit symmetrisch angeordneten Titulaturen von Amenemhet I. und Sesostris I. - beide mit Beiwort "
    dj anx Dt" (Quelle GM 115, Seite 8-9)
  4. Block aus Matarya
    In drei Teile zerbrochener Block - gefunden 1987 in Kairo (Matarya?) (1. Teil = H. 90cm x L. 50 cm / 2. Teil = H. 62cm x L. 74cm / 3. Teil = H. 65cm x L. 72cm)
  5. Reliefblock aus Kalkstein mit dem Namen von Amenemhet I. und Sesostris I. (el-Lischt, Nord-Pyramidentempel von Amenemhet I) heute im Metropolitan Museum New York (Nr. 09.180.113) H. 47,5cm x B. 88cm x D. 13cm.

    Reliefblock aus Kalkstein mit den Namen von Amenemhet I. und Sesostris I.
    - aus El-Lisht, Nord - Pyramidentempel von Amenemhet I. -
    Zugangsnummer Metropolitan Museum New York: 09.180.113
    - Höhe 37,5cm x Breite 88cm x Durchmesser 13cm -

    Auf diesem Relief ist auf der linken Seite der Name von König Sesostris I. und auf der rechten Seite der Name seines Vaters König Amenemhet I. zu sehen. Ursprünglich war dieses Relief Teil eines Blocks, der zwei Räume in einem König Amenemhet I. gewidmeten Tempel, trennte. In diesen Szenen wurde der König als "lebender König" gezeigt, der von seinem Sohn Sesostris I. angesprochen wurde - der hier ebenfalls als herrschender König dargestellt ist. Diese Darstellung wird von vielen Ägyptologen als Beleg für eine Ko-Regentschaft gedeutet - eine neue Entwicklung im Mittleren Reich.

    Bild: Metropolitan Museum - public domain - fair use


  6. Relief Block - Teil eines Blocks, der getrennt in zwei Räumen eines Tempels in el-Lisht Nord (Pyramidentempel von Amenemhet I.) gefunden wurde und dann wiederverwendet in der Gründung (MMA-Ausgrabung Metropolitan Museum 1908-9) Objekt-Nr. 08.200.9 (H. 37,5 x B. 88,5 x D. 13cm) -
    Kalkstein. In dieser Szene wird Amenemhet I. als lebender König dargestellt, der von seinem Sohn Sesostris I. angesprochen wird. Die Darstellungen deuten lt. dem Museum auf eine Ko-Regentschaft hin.
    Reliefblock mit den Namen von Amenemhet I. und Sesostris I.
    - Metropolitan Museum New York, Kalkstein - H. 37,5 x B. 88,5 x D. 13cm
     - Inv.-Nr. 09200.9 / von 1908 - Fundort: Memphitische Region, Lisht-Nord, Pyramidentempel Amenemhet I. - 

    Au diesem Block trägt Amenemhet (links) eine Krone mit hohen Federn, während König Sesostris I. (rechts - ganz unten noch ansatzweise sichtbar) eine Krone mit Widderhörnern trägt, von denen wenig erhalten ist. Das Relief war ursprünglich Teil eines Blocks, der in zwei Räumen in einem Tempel getrennt gefunden wurde.

    Bild: Gemeinfrei - fair use - Courtesy to Metropolitan-Museum New York.

Die Bauinschriften von der Pyramide König Sesostris I. bei el-Lischt tragen Daten aus den Jahren 10-22 - zwei Blöcke die am frühsten verbaut gewesen sein müssen (da sie sich im Fundament der Granitverkleidung des Sargkammer-Zugangs befinden), stammen aus dem Jahr 10 von Sesostris I. Nach Dieter Arnold sind diese Blöcke hingegen keinesfalls schon am Anfang des Baus verlegt worden. Er rechnet mit einem Baubeginn der Arbeiten im Jahre 6. Immerhin scheint Jahr 10 das früheste Datum zu sein. 

In dem 1991 erschienenen Werk „The Control Notes and Team Marks“, hat Arnold gezeigt, dass sich die erwähnten datierten Bauinschriften ("contol notes“) der Pyramide Sesostris I. auf den Transport der Steine zur Baustelle und nicht auf ihre Verwendung beim Bau beziehen. In den Jahren 1–9 sind offenbar keine Steine für den Bau der Pyramidenanlage geliefert worden, die Daten sind aus den Jahren 10–24. Arnold erklärt das sehr überzeugend damit, dass in den ersten neun Jahren die Arbeiter in Lischt noch an der Anlage Amenemhets I zu tun hatten, und das ist über einen solch langen Zeitraum eigentlich nur denkbar, wenn Amenemhet I. noch lebte.

In der Reihe "Göttinger Miszellen" (GM) Nr. 115/1990 steht, dass im Juli 1987 bei Kanalisationsarbeiten von Kairo nach Matarya ein Türsturz entdeckt wurde, der in drei Teile zerbrochen war, und der eine außergewöhnliche Inschrift trägt. Auf der einen Seite befinde sich die Kartuschen von Amenemhet I. und auf der anderen die seines Sohnes Sesostris I. Beide werden als "......von den Göttern Atum, Ptah, Schu (?), dem Gott, Her des Landes und dem Gott Nwb.tj erwählt, wobei die Bedeutung dieses Gottes unklar ist. Über der Inschrift befindet sich eine geflügelte Sonnenscheibe. Dieses Stück scheint auf eine Mitregentschaft von Sesostris zusammen mit seinem Vater Amenemhet I. hinzudeuten. 

Die Stele eines Beamten mit dem Namen "Antef" stammt aus Kom-el-Sultan in Abydos und nennt das Jahr 30 von Amenemhet I. und das Jahr 10 seines Sohnes Sesostris I. Sie befindet sich heute im Museum Kairo (CG 20516).

Wichtige Beamte des Königs

Wichtige Beamte während der Regierungszeit von König Amenemhet I. waren der Wesir "Ipi", der von den Ägyptologen an den Beginn seiner Regierungszeit datiert wird, und der Wesir "Antefiqer", der an das Ende seiner Regierungszeit gehört. Das Amt des Schatzmeisters bekleidete ein "Meketre", dem später ein "Ipi" folgt. Ob dieser mit dem Wesir Ipi identisch ist, kann nicht belegt werden. Als weiterer Schatzmeister  - wahrscheinlich am Ende der Regierungszeit von Amenemhet I. - ist ein "Reherdjersen" belegt, dessen Datierung aber etwas problematisch ist. Der General "Nesmont" scheint in den bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die bei Regierungsübernahme in Ägypten herrschten, für Amenemhet gekämpft zu haben. Er begleitete auch später den Kronprinz Sesostris auf seinen Feldzügen nach Palästina.

Weiteres siehe unter  (Beamte Amenemhets).

Bauten im Land
- siehe weitere Seite

Literatur und Quellen:
1. engl. und deutsche Wikipedia: Amenemhet I.
2. Dodson & Hilton, Complete Royal Families (2004), London, Thames & Hudson
3. Wolfram Grajetzki, The Middle Kingdom of Ancient Egypt, London: Duckworth 2006
4. Karl Jansen-Winkeln: Amenemhet - in: Studien zur altägyptischen Kultur (SAK 18) Hamburg 1991

 


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