Biografie Haremhab

Bauten Haremhab Karnak

Grab KV 57 Haremhab


Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927 - 1952

Einführung
Die Staatsgewalt unterlag im Alten Ägypten vollständig dem König und seinem Stellvertreter, dem Wesir. Die Gesetze wurden vom König aufgestellt und er war durch seine Gottverbundenheit unanfechtbar. Dem Wesir unterlag die höchste Gerichtsbarkeit und er galt damit als letzte Instanz bei Streitfällen. Höhere Beamte waren sehr angesehen und bekamen oft sogar eigene Grabanlagen vom König zugeteilt. Ihre Aufgaben waren sehr vielfältig: vom Zählen der Bürger, Eintreiben der Steuern und der Einteilung der Felder bis zu der Bezahlung der Arbeiter an der königlichen Pyramide.

Wichtigster Dienst für die meisten Beamten war der "Dienst am König und für das Reich". "Für den König zu handeln, sich vor ihm zu bewähren und von ihm belohnt zu werden, war zum größten Teil (lt. der Biografien) offenbar der Lebenssinn eines Beamten in dieser Zeit.

Einige der Beamten, die unter der Regierung von König Haremhab im Amt waren, werden hier in der Tabelle genannt und darunter in einer kurzen namentlichen Biografie näher erläutert.

Name Amt evtl. Grab
Paramessu (später Ramses I.) Vorsteher der Streitwagentruppe
Wesir von Ober- u. Unterägypten
Erbprinz,
Stellvertr. s. Majästet in Ägypten
Mund/Zunge der/die im ganzen Land Zufriedenheit herstellt.
KV 16
Usermonth Wesir von Unterägypten (?) Saqqara - unbekannt
Nebamun Wesir - evtl. auch schon unter Haremhab unbekannt
Maya Schatzhausvorsteher von Oberägypten Saqqara
Paser (1.) Vizekönig von Kusch unbekannt
Amen-em-inet Oberbefehlshaber der Armee,
Kommandant d. Bogentruppen
Saqqara - unentdeckdt
Ramose (II.) Vorsteher aller Bauarbeiten in Ober- u. Unterägypten,
Vorsteher aller Denkmäler S. M.,
Vorsteher d. Bauarbeiten d. Amun,
Vorsteher der Bauarbeiten aller Denkmäler des Amun
TT 166 - Dra Abu el-Naga
Roy / Raj Schreiber, Domänensorst. des Besitzes von Haremhab und des Amun TT 255 - Dra Abu el-Naga
Hatiai Aufseher über die Propheten aller Götter,
Oberster Prophet des Sobek,
Schreiber am Tempel des Month
TT 324 - Theben-West
Para-em-hab (I.) Festungskommandant,
Vorsteher der Flussmündungen (des Meeres)
Hohepriester des Re in Heliopolis
unbekannt
Sakeh  Sprecher des Königs,
Stadtfürst von Memphis
unbekannt
Tchout-chon / Thihu Arzt Saqqara
Tai Stallmeister wahrsch. Saqqara - bislang unentdeckt
Ipuja / Ipuia Vorsteher der Werkstätten und Obergoldschmied Saqqara (S 2730)
Djehutj Königlicher Schreiber, HP d. Herrin der beiden Länder unbekannt
Nahuher Königl. Palastverwalter (Bruder von Maya) unbekannt
Sachu Bürgermeister von Memphis, Königlicher Sprecher unbekannt
Ramose (IV.) Herresschreiber des Regenten, pers. Adjutant unbekannt
Mesu/Mosu  Oberster Vorsteher der Arbeiten d. Denkmals s. H. Sheik Abd el-Qurna
Semataui Privatschreiber seines Herrn unbekannt
Amenophis Huy Gouverneur der Oase Bahariya Garet-Helwa / Qaret Hilwah
Mery-Ptah Hoherpriester von Memphis  
Hori II. Hoherpriester von Memphis  
Wep-wawet-mose Hoherpriester von Karnak  
Amenemopet Vorsteher des Korns  
[Pero]neheh / [Pr-aA]nHH    
Pa-aton-em-hab    
Pen-pa-matana    
Pennut    
Hor    
Ry / Ria / Rij General Saqqara
Yamen    
Neferhotep Vorlesepriester und Gottesvater d. Amun in Karnak TT 50
Neferhotep I. + Nebnefer Vorarbeiter d. Rechten Seite am Platz der Wahrheit TT 6

Informationen zu Parser (Vizekönig von Kusch), Paramessu (General) und Maya (Schatzhausvorsteher) siehe auch Biografie Haremhab-

Paramessu / der spätere König Ramses I.
- Wesir von Ober- u. Unterägypten -
- Wedelträger zur Rechten des Königs -
- Festungskommandant und General
- Erbprinz und "Königssohn" -
- Stellvertreter S. M. in Ober- u. Unterägypten -

Paramessu wurde vermutlich um 1360 (zur Zeit von König Amenophis III.) geboren und schlug ebenso wie sein Vater Seti (Suti/Setoy/Sethos), der Hauptmann der Bogenschützen und Heerführer war, eine militärische Karriere ein. Paramessu stammt aus einer Militärfamilie im Nildelta. Seine Mutter ist unbekannt - auch ob und wieviele Geschwister Paramessu (der spätere König Rames I.) hatte, ist nicht bekannt. Der Name seiner Ehefrau war Tia (Quelle: 400-Jahr-Stele). In anderen Inschriften der frühen 19. Dynastie wird sie jedoch "Sat-Ra" genannt. Lt. Manfred Bietak war "Tia/Tiu" der zivile Name der späteren Königsmutter gewesen. Sat-Ra dagegen wohl wohl der protokollarische Name dieser Dame gewesen war. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass es sich hier um zwei Personen gehandelt hat, was aber allgemein als unwahrscheinlich betrachtet wird. Tia bzw. Sat-Re war die Tochter eines hohen Offiziers in der ägyptischen Armee. Sie schenkte Paramessu einen Sohn und zwei Töchter. Die beiden Mädchen trugen die Namen: Tia oder Tuia und Hentmire, der Sohn erhielt wie damals üblich den Namen seines Großvaters: Sethos.

Die Familie von Paramessu war wahrscheinlich in der Nordostecke des Nil-Deltas beheimatet. Wegen seinem Beamtengrab bei Gurob im Fayum wurde von einigen Ägyptologen diese Gegend als Heimat der Familie von Paramessu vorgeschlagen - weshalb zu vermuten ist, dass sie vielleicht nicht ganz rein ägyptischer Herkunft war. Sie könnte zu einer Gruppe jener Semiten gehören, die bereits vor dem Eindringen der Hyksos im Ostdelta Fuß gefasst hatten.
Weitere Infos dazu siehe unter König Ramses I.

Paramessu übernahm die Regententitel von Haremhab (nach SAGA 17)

  1. jrjpa.t (Erbprinz)

  2. jdnw nj Hm=f (Stellvertreter des Königs)

  3. jrjpa.t m tA rDr=f  (Regent des ganzen Landes)

(auf der Statue Kairo JdE 44863 und JdE 44864 aus Karnak sowie Sarkophag Kairo 72203 und sog. "400 Jahr-Stele" Kairo JdE 60539)

Der Titel: jrjpa.t nj nbtA.wj="des Herrn der beiden Länder" (Sarkophagdeckel Kairo J 30707 und Sarkophagwanne Kairo JdE 46764. Der Titel des "Stellvertreters des Königs" ist zu "jdnw nj Hm=f n ^ma MHw"=Stellvertreter S. M. in Ober- und Unterägypten" erweitert worden.

Auf den Karnakstatuen nennt er sich „Regent im ganzen Land, Stadtvorsteher und Wesir“, auf dem Sarkophag Kairo J, 72203 „Wesir, Stadtvorsteher und Regent im ganzen Land"  

Schreiberstatue des Paramessu
heute Kairo JE 44864
grauer Granit - Höhe 1,20 m

Schreiberstatue des Paramessu als Schreiber
-
heute Museum Kairo JE 44863

Schreiberstatue des Paramessu

Als Wesir unter König Haremhab trägt  Paramessu das charakteristische bis zu den Achseln hochgezogene Gewand, das von zwei kurzen Trägern gehalten wird, die im Nacken einen Verschluss haben. Die Beine sind vollständig in das Gewand eingehüllt, eine Darstellungsweise, die für Schreiberfiguren schon aus dem Mittleren Reich bekannt ist.

Bild:        Paramessu - Museum Kairo
Urheber:
John Campana
Lizenz:     CC BY NC 2.0
Bild: aus PKG 15

Der Stiftungsvermerk (Gunstvermerk), dass der König die Statuen für den Tempel stiftete, befindet sich auf der rechten Schulter: "Dj.w m Hs.wt  jn.t xr nsw.t"

Beide Statuen fungierten am südlichen Tempeltor als Mittler zwischen Menschen und Göttern. Auf einer der Figuren berichtet der Beamte Paramessu in seiner Biographie auch über seine Mitwirkung an den königlichen Bauprojekten, ohne allerdings konkret zu werden. Er folgte seinem König nicht nur in die Fremdländer, sondern ist für die Überwachung der Bauarbeiten im Karnak–Tempel zuständig. 

Pr/18D/Bio 015: 
„ ……… PN, indem er sprach: [ … ] ich war in seinem Gefolge in [den Fremdländern] (und) beim Herbeileiten die Denkmäler, die er gemacht hatte, zum pr seines Vaters Amun

Damit ergibt sich lt. den Inschriften auf seinen beiden Särgen aus Gurob folgende Laufbahn für ihn: Vor der Thronbesteigung Haremhabs war Paramessu "nur" Militär, der eine klassische Karriere gemacht hatte - zunächst wohl nur als "Ts pDt", dann wurde er "Hrj pDt" und Festungskommandant "wpwtj njswt und schließlich Gerneral (Quelle: Helck, Militärführer, 84 ff). Nach dem Regierungsantritt von Haremhab als König erhielt er auch die hohen zivilen Ämter, die - mit Ausnahme des Wesirats - auch Haremhab unter Tutanchamun und Eje eingenommen hatte, was ihm wohl auch eine ähnliche Machtfülle sicherten, wie die späteren Titel: "jdn.w n Hm=f m Sma mHj und rpa.t m tA r Dr=f" die auch Haremhab selbst in etwas anderer Form als Beamter trug. Paramessu wird auch das Amt des Wesirs erst unter Haremhab erhalten haben, denn unter Tutanchamun und Eje sind wahrscheinlich noch zwei Wesire im Amt (siehe Berliner Trauerrelief ohne Namen, aber mit zweimaliger Titelangabe "mr njw.t TAtj" (siehe Schulman in JARCE 4, 1965, 55ff). Diese waren evtl. "Pn-tu" (Pentu) und Usermonth (siehe: die Särge des (Pa-) Ramessu, 1986, S. 165, Daniel Polz MDAIK 42).

Mit der Ernennung von Paramessu wird zum erstenmal im Neuen Reich ein Militär Träger des Wesiramtes. Paramessu lässt sich zu diesem Zeitpunkt auch zwei Statuen, die ihn als Schreiber darstellen, anfertigen. Auch die beiden Särge und sein Grab in Gurob werden jetzt in Auftrag gegeben.

Porträtkopf Paramessu

Im Museum of Fine Art of Boston (Inv.-Nr. 2003.1.5.) befindet sich ein Porträtkopf, der lt. dem Museum von einer Schreiberfigur des Wesirs Paramessu stammt.

 

Bild:     StatueHeadofParamessu-TitledFrontalView
Autor:  Keith Schengili-Roberts, Wikipedia, 25.03.2007
Lizenz: CC BY-SA 2.5

Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt seiner Karriere führte Paramessu den Titel "sAnsw" = Königssohn". Der Titel ist allerdings nur dreimal belegt.
Auf einer heute verschollenen Bronzestatuette der Sammlung Michaelides, von der lediglich eine Umzeichnung von Brunton existiert und auf den Särgen (Deckel des äußeren Sarges und Deckel des inneren Sarges). Der Titel des Königssohnes findet sich nach Daniel Polz nur in Titelsequenzen der „2. und 3. Beschriftungsphase“, und tritt immer in Verbindung mit der späteren Namensform Paramessu-Nebwenben (?) in Kartusche auf (es wäre möglich, dass es sich dabei um eine spätere unter König Ramses II. erfolgte Usurpation der Särge durch einen heute nicht mehr bezeugten Prinzen namens Nebweben handelt). 

Beamtengrab in Gurub
1920 wurde in Gurob im Fayum eine Grabanlage entdeckt (Nr. 5), in der sich ein Rosengranitsarg (Sarg A) befand, dessen Sargwanne Kufen aufwies. Die dortige Nekropole gehörte zu der königlichen Residenz von Gurob, die ein bevorzugter Aufenthaltsort der Königinnen und Königswitwen der 18. und 19. Dynastie war. Nach Angaben der Bewohner des Ortes Lahun war diese Grabanlage bereits etwa 30 Jahre zuvor von Einheimischen entdeckt und begangen worden. Zu jener Zeit sei die Kammer, die den Sarg enthielt, so hoch unter Wasser gestanden, dass nur der Deckel des Sarges sichtbar gewesen sei. Bei dem Versuch, den zuvor bereits in kleinere Stücke zerschlagenen Sargdeckel zu bergen, seien die Grabräuber überrascht worden. Der Deckel sei daraufhin ins Kairener Museum gebracht und mit der Bemerkung "4th son of Ramessu II." inventarisiert. Nach der Auffindung des Grabschachtes durch Engelbach und Brunton wurden die Sargwanne und die Reste der Grabausstattung geborgen.

 Zum Inventar der Kammer gehörten u. a.:

1.

ein Fragment eines falkenköpfigen Kanopenverschlusses, 

2.

ein Fragment eines Alabastergefäßes mit den Resten einer Inschrift

3

und eine Anzahl Scherben von Tongefäßen.

Weiterhin fand sich eine Anzahl von Knochen - teilweise innerhalb, teilweise außerhalb der Sargwanne - die nach der Bestimmung von E. Smith zu einem verkrüppelten, unter 30-jährigen Individuum männlichen Geschlechts gehörten. (Smith standen allerdings für seine Bestimmungen nur Fragmente der Langknochen und Wirbel zur Verfügung). Hierbei handelt es sich zweifellos um eine Sekundärbestattung.

Äußerer Sarkophag von Paramessu aus Gurob/Fayum
- Rechte Längsseite -

Material: Rosengranit
Maße: Länge 2.24 m; Breite: 0,92 m;
Wanne: heute in Kairo JdE 46764 - Deckel: heute in Kairo JdE 30707

Die Sargwanne und der Sargdeckel bestehen aus Rosengranit. Die Sargwanne und die darunter befindlichen Kufen sind aus einem Block gearbeitet. (Lt. Daniel Polz in MDAIK 42 bildet die Form des Kufensarges unter den im Neuen Reich ohnehin nicht häufigen Steinsärgen von Privatleuten - siehe Brovarski, in LÄ V, 477 - eine seltene Variante, wovon neben diesem nur zwei weitere steinerne Kufensärge bekannt sind). Der Rosengranitsarg gehörte den Titeln und Namen nach dem hohen Offizier und Wesir (Pa-)Ramessu (der wohl identisch ist mit dem späteren König Ramses I.) Der antropoide Sarkophag zeigt auf seinem Deckel Paramessu in der Tracht des Wesirs (also in der Tracht der Lebenden). 

Photo: with kindly permission of Dr. Aidan Dodson, University of Bristol
- all rights reserve by Dr. Dodson -

 

Outer Coffin of Paramessu (Coffin A)
- Äußerer Sarkophag von Paramessu aus Gurob/Fayum
stark beschädigte linke Längsseite

Material: Rosengranit
Maße: Länge 2.24 m; Breite: 0,92 m;
Wanne: heute in Kairo JdE 46764 - Deckel: heute in Kairo JdE 30707

Photo: with kindly permission of Dr. Aidan Dodson, University of Bristol
- all rights reserve by Dr. Dodson -

1939 fand sich auf dem Boden eines 5 m tiefen Schachtes, der sich ca. 100 m nordwestlich und außerhalb der Umfassungsmauer des Totentempels Ramses III. in Theben (Medinet Habu) befunden haben soll, ein weiterer anthropoider Sarg, der aus feinem, grauen Granit gefertigt wurde. Auch hier ist (Pa-)Ramessu auf dem Deckel in der Vezirstracht (in der Tracht der Lebenden) dargestellt. Der Name und die Titel des (Pa-)Ramessu sind komplett erhalten. Eine Bestattung wurde in diesem Sarg nicht vorgefunden.

 

Inner Coffin of Paramessu (Coffin B)
Innerer Sarkophag von Paramessu aus Medinet Habu
rechte Längsseite

Material: feiner grauer Granit
Maße: Länge 1,94 m; Breite 0,54 m - heute in Kairo JdE 72203

Photo: with kindly permission of Dr. Aidan Dodson, University of Bristol
- all rights reserve by Dr. Dodson -

Wie ist nun dieser Befund zu erklären? Nach der Thronbesteigung Ramses I. wurde sein Beamtengrab  in der Gegend von Gurob nicht mehr gebraucht. Offenbar wurde der Innere der Särge von Äußeren getrennt aus dem Grab entfernt und nach Theben gebracht (zur Wiederverwendung ?).

Beide Särge, die genau ineinander passen, wurden zu Lebzeiten (Pa-)Ramessu mit einer Reihe neuer Inschriften versehen. Durch diese Änderungen und Zusätze in den Inschriften der Särge lässt sich die Laufbahn des Wesirs, Thronfolgers und späteren König Ramses I. anschaulich belegt:

Beide Särge, die genau ineinander passen, wurden zu Lebzeiten (Pa-)Ramessu mit einer Reihe neuer Inschriften versehen. Durch diese Änderungen und Zusätze in den Inschriften der Särge lässt sich die Laufbahn des Wesirs, Thronfolgers und späteren König Ramses I. anschaulich belegt:

Vor der Thronbesteigung Haremhabs war Paramessu „nur“ Militär, dann erhielt er auch hohe zivile Ämter, die mit Ausnahme des Wesirats auch Haremhab unter König Tutanchamun und Eje eingenommen hatte und die nun Paramessu wohl auch eine ähnliche Machtfülle sicherten wie Haremhab zuvor.  

Seine nicht-königlichen Titeln sind uns von einer Statue überliefert, die George Legrain 1913 gefunden hat. Er wurde als: "Prinz im ganzen Land, Bürgermeister der Stadt (Theben), Wesir, Paramessu, der Oberste der Bogenschützen" auf der Statue bezeugt.

Eine weitere Inschrift, die sich auf dem Lendenschurz über dem Knie befand, vervollständigt seine Titel: „Gegeben als Gunstbeweis beim König für den Obersten, Vorsteher der Pferde, Vorsteher der Festungen und Vorsteher der Mündungen, Fahrer Seiner Majestät, Gesandter des Königs in allen Fremdländern, königlicher Schreiber und Abteilungskommandant, General des Herrn der beiden Länder; Vorsteher der Propheten aller Götter, Stellvertreter Seiner Majestät in Ober – und Unterägypten; Oberrichter, Mund von Hierakonpolis, Prophet der Wahrheit, Regent, Stadtvorsteher und Wesir, Vorsteher der großen Häuser PARamc."

Das Amt des Wesirs wird Paramessu erst unter Haremhab erhalten haben, denn zur Regierungszeit Tutanchamuns sind wahrscheinlich noch zwei Wesire im Amt. Mit Paramessu wird zum ersten Mal in Neuen Reich ein Militär zum Träger des höchsten zivilen Amtes, des Wesirs, belehnt. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich Paramessu die beiden Schreiberstatuen (gefunden im Tempel von Karnak) die Särge und wohl auch sein Grab in Gurob anfertigen.

Das Grab in Gurob Nr. 5 scheint wohl wirklich von Paramessu ursprünglich angelegt worden zu sein. Darauf weist neben dem meist unbeachtet gebliebenen Fragment eines Alabastergefäßes, das deutlich Reste des Beinamens von Paramessu, nb wbn, zeigt, auch eine Eintragung im Tagebuch der Grabung hin. Dort ist die Rede von einer weiteren Kammer, die im Plan der Publikation des Grabes nicht eingezeichnet und auch im Text nicht erwähnt ist. Diese Kammer enthielt eine offenbar ungestörte, recht aufwendige Frauenbestattung; Art und Beigaben lassen nach den Angaben des Tagebuchs eine Datierung in die frühe 19. Dynastie zu, wonach es sich dabei also durchaus um die Bestattung eine Familienmitgliedes von Paramessu handeln könnte.

Zu einem späteren Zeitpunkt (das zeigen die Ergänzungen auf den beiden Särgen)  wird Paramessu zA njswt (Königssohn) und schreibt nun seine Namen invariabel in der Form Ra-ms-sw (Ra-mes-su) und fügt ihm den Beinamen nb wbn hinzu. Dieses Stadium in der Laufbahn des (Pa)- Ra–messu ist sicherlich vom nächsten, in dem er seinem Namen in Kartusche schreibt, zu trennen.

Den Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte (Pa-)Ramessu dann wohl gegen Ende der Regierungszeit des Haremhab. Er erhält das Privileg, seinen Namen in Kartusche schreiben zu dürfen. (Inwieweit diese auf eine Ko-Regentschaft mit Haremhab hinweist, ist zweifelhaft. Murnare hält eine Ko-Regentschaft grundsätzlich für möglich und verweist auf die Inschrift eines Miniatur Obelisken (?), die den Beginn der Titulatur Ramses I. neben der von Haremhab zeigen.

Damit wird vielleicht ein Brauch wiederbelebt, demzufolge in der ersten Hälfte der 18. Dynastie wirkliche Prinzen, die zu Thronfolgern bestimmt waren, ihren Namen in Kartusche schreiben konnten.

(Pa -)Ramessu nimmt den Prinzennamen  Ra-ms-sw mrj-Jmn (Ra-mes-su meri-amun) an; dessen Bildung folgte wohl der des Namens seines Königs Haremhab, der für seinen zweiten Kartuschennamen ebenfalls seinen alten „privaten“ Namen wählte und ihn als erster König des Neuen Reiches den Beinamen Mrj-Imn hinzufügte. Der Name Ra-ms-sw mrj-Jmn, den (Pa-) Ramessu als Prinz trägt, unterscheidet sich nun einerseits von dem später vom König getragenen Namen (Ra-ms-sw / Ra-ms-s = Ramessu / Ramses) und anderseits entspricht er dem Geburtsnamen seines Enkel Ramses II. Damit hat Sethos I.  vielleicht seinen ältesten Sohn den Namen als Geburtsnamen gegeben, den sein Vater als Prinz getragen hatte.  

(Quelle:  MDAIK 42/ D. Polz, Die Särge des (Pa-)Ramessu)

 

Usermonth / Wosermonth /(Wsr-Mntw) 
Wesir 

Nach Wolfgang Helck (2) war "Usermonth" bereits unter König Tutanchamun als Wesir tätig. Usermonth ist vor allem von einer Stele bekannt, die man in Armant  fand. Auf der Stele befindet sich auch der Name von König Haremhab, der jedoch einen anderen Königsnamen überschreibt. Der Name von Tutanchamun wurde auf vielen Monumenten durch den Namen von Haremhab ersetzt, da die Regierungszeit des Tutanchamun als "unrechtmäßig" betrachtet wurde. Evtl. hat also der Wesir Usermonth schon unter Tutanchamun residiert (1). 

Über Usermonth ist nicht viel bekannt. Seine Mutter war eine Frau mit dem Namen "Maia" und sein Vater hieß "Nebmehyt". Der Bruder von Usermonth hieß "Huy" und diente als Hoherpriester des Month in Armant. Es scheint daher wahrscheinlich, dass Usermonth aus Armant stammte. 

Sein Grab ist unbekannt  doch ist die Sarkophagwanne erhalten. Sie wurde 1954 in einem verfallenen koptischen Kloster (etwa 10 km nördlich von Qurna) entdeckt. Die aus Granit gearbeitete - in koptischer Zeit wiederverwendete - Wanne steht auf Kufen und gehörte zu einem mumiengestalteten Sarkophag. Die Textkolumnen auf der Wanne nennen Namen und Titel des Usermonth.

Eine Zeichnung von Davies (in "Seven Private Tombs, Taf. 33) zeigt eine Szene aus dem Grab des Hatiai (TT 324), in der sich zwei Wesire in eine Speisetischszene gegenübersitzen. Bei dem linken handelt es sich um Usermonth - bei dem rechten um Nebamun. Die Grabanlage von Hatiai wurde in neuerer Zeit von Dr. Dietrich Raue überzeugend in die "unmittelbare Nach-Amarnazeit" datiert.

Nebamun  
Wesir 

Zu den wichtigsten Staatsdienern und damit zu den engsten Beraterkreis um den König, gehörte der Wesir. Nebamun war ein Sohn des Priesters Ramose und seiner Frau Scheritra. Wolfgang Helck setzt den Amtsantritt des Nebamun für das unterägyptische Wesirat  in die Regierungszeit Haremhabs an. (siehe Helck: Verwaltung, S. 451). Peter Brand (Brand, Monumente of Seti I. 341 in: das ägyptische Königstum im Spannungsgeld zwischen Innen- u. Außenpolitik im 2. Jahrtausend v. Chr./Gundlach und Christine Raedler, S. 293) erwägt den Wesirat-Beginn von Nebamun unter Ramses I., wogegen Christine Raedler " ebenso wie Dietrich Raue (Raue, Wesir, 344, 348) aufgrund einer im Grab des Hatiai dargestellten Speisetischszene mit den Wesiren Usermonth und Nebamun" diese Szene als "Hinweis auf eine gemeinsame Amtsausübung beider bereits unter Haremhab verstehen möchte "(Quelle: das ägyptische Königtum im Spannungsgeld zwischen Innen- u. Außenpolitik S., 293). So dürfte sich die Amtszeit von Nebamun als unterägyptischer Wesir wahrscheinlich von den letzten Jahren der Regierung Haremhabs bis in die ersten Regierungsjahre von Ramses II. erstrecken (falls man hier Christine Raedler folgt). Aber den größten Teil seiner Amtszeit absolvierte Nebamun aber unter der Regierung von Sethos I.

Es ist verhältnismäßig wenig über den nördlichen Wesir Nebamun bekannt. Wenn man Wolfgang Helck (Helck, Verwaltung, S. 311, 351) folgt, besitzen wir sechs Zeugnisse über den Wesir Nebamun, die durch die Erwähnung des Wesirs auf dem Familienmonument des Hohenpriesters Wenennefer in Kairo, JE 35258 zu ergänzen ist (siehe dazu Quelle oben: Christine Raedler, S. 303), so dass man nun von insgesamt sieben Belege für Nebamun ausgehen kann. 

Belege für den unterägyptischen Wesir Nebamun

Beleg Fundort heutiger Standort sonstiges
Standstatue aus Kalkstein Abydos Mus. Kairo, CC 1140 Vorderseite m. Titel:
Iripat u. Wesir (HA.tj-a)
Statuensockel aus Kalkstein Karnak-Nord unbekannt Iripat, Wesir, Stadtvorsteher
Papyrus mit Erwähnung Nebamuns Memphis Paris, Bibliotheque Nationale, 213 Erwähnung des Hauses des Nebamun in einer Liste über Holzlieferungen
Grabdarstellungen Theben-West, Gurna, TT 324 in situ Darstellung mit Wesir Usermonth im Grab f des Hatiai; Titel: Iripat, 
Standdarstellung des Wenennefer
(Erwähnung des Nebamun)
unbekannt Athen, Nationalmuseum
Nr. 106
Nebamun wird als sog. "Bruder" des Hohenpriesters Wenennefer bezeichnet.
(sn=f nj Hm-nTr tpj nj Wsjr Wnn-nfr)
Familienmonument des Wenennefer
(Erwähnung des Nebamun)***
Abydos Museum Kairo, JE 35258 Nebamun wird als sog. "Bruder" (sn=f) des HP des Osiris Wenennefer erwähnt. Titel: jmi-rA njw.t TA.tj Nb-Jmn mAa-xrw
Reliefblock mit der Inschrift am Tempel von Elkab Elkab, sekundär in den Fundamenten des Haupttempels verbaut Elkab  
von Elkab Elkab, sekundär in den Fundamenten des Haupttempels verbaut Elkab  

***Anmerkung: Raue wies daraufhin, dass Nebamun hier nur eine posthume Erwähnung gefunden haben kann (siehe Raue: Wesir, 348, Anm. 67 in: Christine Raedler "das ägyptische Königstum im Spannungsgeld zwischen Innen- u. Außenpolitik", , S. 305, Anm. 191), denn auf der Stele des Wenennefer aus Abydos aus dem Jahr 42 Ramses II. ist Nebamun nicht genannt.

Speisetischszene im Grab TT 324 von Hatiai

Der Wesir Nebamun (rechts) wird in dem Grab des Hatiai (TT 324) vor einem Opfertisch -  zusammen mit seinem damaligen  Amtskollegen Usermonth, der ihm gegenübersitzt (leider ist die Darstellung von Usermonth heute nicht mehr vorhanden) - dargestellt.

Weitere Informationen zu Nebamun (in seiner Amtszeit unter Sethos I.) siehe bei Beamte Sethos I.

Amen-em-inet/Amenemone/Imen-em-inet (Imnmin.t)
Oberbefehlshaber der Armee (General)

Ein gewisser Amen-em-inet, der direkt aus dem Militärstand kam, bekleidete - wohl zu Beginn der Regierung Haremhabs - evtl. begann er seine Laufbahn beim Militär auch schon am Ende der Regierung von Tutanchamun (?) das Amt eines Oberbefehlshabers der Armee (entspricht dem Rang eines Generals). 

Militärkarrieren - im strengen Sinne - durchliefen Vertreter der Heeresführung nur in Ausnahme-Situationen. Um eine solche scheint es sich hier im Falle des Amen-em-ipet gehandelt zu haben. Dieser Amen-em-ipet (Amenemone) verfügte über außerordentliche Vollmachten, die ihn praktisch zum "Vorsteher der Zentralverwaltung" machte, womit er (lt. Jürgen von Beckerath) wohl auch im Rang den beiden Wesiren übergeordnet war.

Weitere Titel des Amen-em-inet waren:

  1. "Erster Großer von Memphis (wr tpj n JnbwHD) - Relief in Kopenhagen Ny Carlsberg Glytothek AEIN 714
  2. "Erster Königlicher Sprecher" (WHmwnsw tpj) = Herold - Relief in Kopenhagen Ny Carlsberg Glyptothek AEIN 714
  3. "Leiter aller königlichen Arbeiten" 
  4. "Bauleiter im Tempel des Re" ( jmjrA kA.wt m prRaw)
     

Als Altersposten bekam er wohl das Amt des Domänenverwalters des Tempels Thutmosis III.

Sein Vater war ein Mann mit dem Namen "Amen-mose" und seine Mutter trug den Namen "De-pet". Die Gemahlin des Amen-em-ipet hieß "Takhat" und seine Tochter trug den Namen "Saytj" (Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek Nr. AEIN 714).

Amen-em-ipet legte sich - wie auch andere hohe Beamte dieser Zeit - ein Grab in der Residenznekropole Saqqara an, das aber bis heute nicht eindeutig identifiziert werden konnte (siehe weiter unten). 

Im Ägyptischen Museum Heidelberg befindet sich ein Reliefblock (Inv.-Nr. 559 - H. 45 x 56 cm / Kalkstein), der wohl mit Sicherheit aus dem Saqqara-Grab des Generalissimus Amen-em-inet stammt. Der Grabherr wird auf dem Block kniend mit zum Gebet erhobenen Händen gezeigt. Dieses Relief ist evtl. Teil eines Türsturzes, auf dem der Grabherr die vor ihm befindlichen Kartuschen des Königs anbetet. Die Inschriften geben einen Hymnus an den König wieder, dessen Kartuschen aber nicht erhalten sind. Es sind geringe Reste von roter Bemalung erhalten. Angeblich soll das Stück 1914 in Kairo erworben sein und wurde lt. Erika Feucht (1986) dem Museum von Prof. Goldschmidt später geschenkt.

Wahrscheinlich Fragment eines Türsturzes
Ägyptisches Museum Heidelberg
Inv.-Nr. 559 - H. 45 x B. 56 cm
Kalkstein
- wahrscheinlich aus seinem Grab

 

Der Grabherr ist kniend dargestellt mit zum Gebet erhobenen Händen. Leider ist an der rechten Seite des Blocks das Stück verloren auf dem sich die Kartusche mit dem Königsnamen befand. Deshalb wissen wir nicht absolut sicher welchem König dieser Hohe Staatsbeamte diente.

Die Inschrift enthält einen Hymnus an den König, dessen (nicht erhaltene) Namen Amen – em–inet verehrt. Darin wird das Verhältnis des Königs zu seinem Untertanen beschrieben, der hier – fast wie ein Gott – als Garant von Schutz und Unversehrtheit erscheint.

Bild: Von Nil zum Neckar “ von E. Feucht

 

1. [Preis] deinem [Ka (?)], vollendeter [Herrscher], Horus mit vollkommenen Kronen.
2. (du) Sonne für jedes Auge, Licht für den, der ihm folgt! Wie freut sich, wer
3.  dich schaut
4.  [ …….. ]
5.  wie frisch ist, wen du lobst:  Sein Leib ist beschützt, bewahrt und frei von
6.  allem Bösen! (sagt) der Generalissimus des Herrn beider Länder, Amen–em–inet
    (Amun ist im Tal), gerechtfertigt. “

Die Datierung des Türsturzes in die unmittelbare Nachamarnazeit steht außer Zweifel, jedoch lässt sich nicht entscheiden, welchen König (oder Königen) Amen–em–inet diente. In Frage kommen aber nur Tutanchamun, Eje und Haremhab, wobei die wahrscheinlichste Lösung bei Haremhab liegt. Wie wir von anderen Reliefs aus dem Grab dieses Mannes wissen, war Amen–em–inet nicht nur der höchste Militärbeamte seiner Zeit, sondern er stand auch an der Spitze der zivilen Beamtenschaft. Da die Reliefblöcke durch Grabräuber in den Kunsthandel gelangten und danach in verschiedene Museen, kennen wir die genaue Lage des Grabes nicht.  Es dürfte aber wohl mit Sicherheit in Saqqara zu suchen sein - wobei es evtl. sich bei der "Mauer" Nr. 005/usc (siehe unten) befindet.

Grab in Saqqara (?)
In der Saqqara Nekropole (the Unas South Cemetery) - südlich des Unas-Bezirks - befindet sich eine "Struktur" (Nr. 005/usc), welche von einem Ausgräberteam der Universität Leiden in Zusammenarbeit mit dem Museo Egizio di Turin vorläufig als Teil des Grabes des Armeegenerals
Amen-em-inetAmenemone identifiziert wird. Es ist aber (lt. den Forschern) zu beachten, dass es derzeit (Stand 2015) keine inschriftlichen Beweise gibt, welche die Identifizierung bestätigen. Das angrenzende Grab des Truppenkommandanten Ry (038/usc) - das an der Nordwand der Struktur "005/usc" errichtet wurde, bietet lt. der Forscher eine relative Datierung. Die Tatsache, dass Ry sein Grab an einem bereits bestehenden Gebäude im Süden errichten ließ, könnte evtl. ein Hinweis auf eine berufliche Beziehung sein.

Aus seinem bislang noch nicht genau identifizierten Grab in Saqqara stammen bislang alle von ihm bekannten Inschriften. Die Titulatur seiner Gemahlin Tachat lässt vermuten, dass Amen-em-inet wohl im memphitischen Raum beheimatet oder ansässig war. Sie ist als "nb.t pr jmaj.t PA-Ra.w [@w.t-@r ] nb.t nh.t (Herrin des Hauses, Sängerin des Pe und [der Hathor,] Herrin der Sykomore“, ausgewiesen. Seine Mutter "Depet" trug lediglich den Titel 
"
nb.tpr" (Herrin des Hauses)
, - Relief Paris Musee Rodine Inv. Nr. 237. Daneben ist eine Stieftochter namens Ai von einem Relief in Straßburg Collection Univ. 2439 A bekannt.  

Amen-em-inet war General unter König Haremhab und trug dieselbe Titelformen - "jmjrA mSa (wr/wr nj nbtA.wj)" - Großer Vorsteher des Herrn der beiden Länder - wie die, welche auch für Haremhab und Nachtmin belegt sind. Er besetzte damit die höchste Position in der ägyptischen Militärorganisation. Außerdem trug er noch die Titel eines Kommandanten der Bogentruppen (HrjpD.t), der in den Titulaturen von Heerführern und Generälen prinzipiell nicht auftritt. König Haremhab hat hier allen Anschein nach für dieses Amt in der Militärorganisation (das er ja vormals unter Tutanchamun selbst innehatte) gezielt einen Mann aus der Basis und nicht einen Vertreter des Hofmilitärs ausgewählt (Quelle: nach A. M. Gnirs in "Militär und Gesellschaft“ - SAGA 17). 

Denkmäler in verschiedenen Museen:
Relief Boston, Museum of Fine Arts 1974.468
Relief Kopenhagen Ny Carlsberg AEIN 714,
Relief Kopenhagen Ny Carlsberg AEIN 715
Relief Kopenhagen Ny Carlsberg AEIN 716
Türsturz Nationalmuseum Cairo, TN 27.6.24.10
Relief Paris Musee Rodin Inv. Nr. 237
Relief Straßburg, Institut d'Egyptologie des l'Université de Strasbourg, 2439 A
           (Grabherr und Familie im Boot fahrend im Marschland
)
Relief im Britischen Museum
Relief Parma Inv. E.108
Relief Essen, Museum Folkwang P. 143
Relief Geneva, Fondation Gandur pour I'Art FGA-ARCH-EG-0656
Relief Hannover Museum August-Kestner 1934.200.186

Relief Heidelberg, Ägyptische Sammlung 559 (Der kniende Grabherr in anbetender Haltung)

Fragment einer Säule, der Grabherr Bologna Museo Civico 1894
Ein Architrav im Kunsthandel, heute in Privat-Sammlung in Brüssel

Umzeichnung Relief Kopenhagen
- Ny Carlsberg Glyptotek AEIN 715
- Höhe 64,2 cm - 

Das Bild zeigt den pensionierten General Ameneminet und seine Frau sitzend.

Seine Titel lauten:
"Der königliche Schreiber, Generalissimus, erster königlicher Herold, oberster der Bogenschützen, Domänenverwalter des Tempels (Mencheperre)|, Ameneminet"

Lt. Prof. Martin (Die verlorenen Gräber von Memphis), hatte Ameneminet den Titel des Domänenverwalters wahrscheinlich als Pensionsposten (zu seiner wirtschaftlichen Versorgung im Alter) vom König erhalten.

 

Im Museum Folkwang, Essen befinden sich drei Reliefs. Auf dem Relief Nr. 1 (Inv. Nr. P 143) befindet sich ein Relieffragment aus Kalkstein (H. 64 x 32 cm), auf dem eine Dame mit einer bis über der Brust reichenden Strähnenperücke dargestellt ist, die in ein weites plissiertes Gewand bekleidet ist, welches die Körperformen durchscheinen lässt. Sie hält in der rechten Hand ein Menit - in der linken hält sie einen Lotosblumen-Strauß vor ihrer Brust, dessen äußere Hülle wohl von Lattichblättern gebildet wird. Vor ihr sind noch die Reste eines schreitenden Mannes zu erkennen. Lt. W. Guglielmi (in SAK - Beiheft Nr. 9) könnte es sich bei der Dame und die Frau des Ameneminet, Tachat, handeln, welche den Titel einer "Hausherrin, Sängerin des Re, Sängerin des Amun und Sängerin der Hathor, Herrin der Sykomore" trug.

Reliefblock Louvre B 6 - erhabenes Flachrelief
N 123 - Herkunft Saqqara - Kalkstein
H. 56 cm; Breite 66 cm; Dicke 6,2 cm; Erwerb 1837

Auf dem Reliefblock B 6 aus dem Grab des Generalissimus Ameneminet ist der Name seines Vaters "Amenmes" und dessen Frau Depet angegeben. 

Dieses Grabrelief zeigt die sitzende Gestalt des Vaters des Grabherrn und seine Mutter, welche hinter ihm verkleinert dargestellt ist. Beide tragen plissierte Gewänder sowie Halsketten und mächtige Perücken mit elegant gedrehten Einzelsträhnchen. Die Mutter des Grabherrn hält in der rechten Hand ein Blumengebinde.

 

Bild: Replica aus dem Knaufmuseum 2005, my own

 

 

Wandrelief Louvre B 8 (N. 125)
Herkunft: Saqqara - Kalkstein; H. 69 x 73 x 9 cm
erworben 1837 

 

Der Reliefblock Louvre B 8 gibt die Gemahlin Ameneminet namens Tachat wieder.

Die Inschriften und Namen nennen "Tachat" und ihre Titel Herrin des Hauses, Sängerin des Pe und [der Hathor,] Herrin der Sykomore.

 

 

Bild: 2003 Louvre-Museum, Dist. GrandPalaisRmn/Christian Décamps. relief mural: bloc de paroi
https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010010974

 

Pa-ra-em-hab / PA-Ra-m-hAb
- Hoherpriester von Heliopolis -

Paraemhab amtierte unter König Haremhab als Hoherpriester von Heliopolis. Er trug als Hoherpriester (HP) den Titel "Großer der Schauenden im Haus des Re" (Wr-mAw-m-pr-Ra). Er ist von seiner Stele bekannt, die wahrscheinlich aus Heliopolis stammt und im oberen Feld König Haremhab opfernd vor Atum und Hathor-Nebethetepet zeigt.

Neben seinem Priestertitel trug er auch militärische Titel, die andeuten, dass er zunächst eine militärische Laufbahn hinter sich hatte, bevor er in das Priesteramt befördert wurde. Er ist wohl identisch mit dem Kommandanten der Küstenfestung (des Meeres) und trug den Titel "Vorsteher der Flussmündungen". 

Auf einer Stele aus rotem Sandstein (heute Museum Kairo JE 41563/CG 34175 - original gemacht aus der Zeit von König Echnaton und später wiederverwendet von Haremhab - die auf beiden Seiten beschriftet war, befindet sich auf der Rückseite oben im Bildfeld unterhalb der abgerundeten Stelenspitze eine nachbearbeitete Szene, in welcher der König (Haremhab) opfernd vor den Göttern Atum und Hathor steht. Darunter ist der Hohepriester von Heliopolis Pa-ra-em-hab in anbetender Haltung vor dem Gott Amun dargestellt.

Von der ursprünglichen Dekoration aus der Amarnazeit hat sich nur noch die sehr tief eingeschnittene Sonnenscheibe des Aton zweimal deutlich sichtbar erhalten (zu den Darstellungen siehe: Labib Habachi, Akhnaton in Heliopolis, Festschrift Ricke 1971, der CC 34175 als rechteckige Votivstele aus einem amarnazeitlichen Tempel in Heliopolis interpretiert).

Rückseite der Heliopolis-Stele von Echnaton ( GEM Kairo JE 41563)
- Haremhab begrüßt Pa-ra-em-hab (links) / HP von Heliopolis -

Man beachte auch die Spur einesder ausgemerzten Sonnenscheibe des Gottes Aton. Diese Stele (original von Echnaton) muss ursprünglich in einem Tempel des Aton in Heliopolis gestanden haben, denn sie zeigt auf der Vorderseite König Echnaton, gefolgt von Nofretete und seiner 2. Tochter Maketaton (?). Der König kniet auf dem Boden vor einem Opferaltar, welcher dem Gott Aton geweiht war.

Bilder: Courtesy Juan Rodriguez Lázaro
Flickr-Account Dec. 2024 
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Die Inschrift auf dieser Stele lautet (lt. Helck / Urk. 2171-2173):

Stele des Festungskommandanten (Kairo CG 34175 - Helck Urk. 2171-2173)

Inschriften:
Vor der Darstellung
„Atum, dem Herrn der beiden Länder, den Heliopolitaner, dem großen Gott, Herrn des Himmels“ und vor „Hathor, der Herrin von
!tp.t" opfert „[ ….. ] +crxprwRa erwählt von Re)|, Herr der Kronen (!rmHb–geliebt von Amun)|. “

"Wein und Milch geben. Er tut es, damit ihm Leben gegeben werde"

Inschrift rechts:
"Atum Verehren am Abend, indem er Preis gibt dem, der in seiner Begleitung ist, den königlichen Schreiber des Herrn der beiden Länder, Vorsteher der Marschen, Vorsteher der Festung[en ………………………. PA Ra]m Hb, er sagt:  Komm zum Frieden, der du den Himmel durchfährst; Re ist es, der zu Atum geworden ist. Du durchläufst den Himmel in Frieden. Man hat [deine Blumen (?)] empfangen. Alle, die zum Himmel gekommen sind, werden dich [sehen]. Das Westgebirge ist in Frieden, die Morgenbarke jauchzt, und [es jubeln die Besatz]ungen, wenn sie für ihn fährt. Der Westen [ist in Preis (o. ä.) und V]erehrung, indem ihre Hände [in] Verehrung erhoben sind zu deinem Gesicht. Sie [ ..…….. ] Alle das, was sie ist. Du gibst [leben] und Heil als König der beiden Länder deinem Sohn (+crxprwRa–erwählt von Re)|, indem ich mein Amt [ausführe], (nämlich) das des Vorstehers der Marschen des Meeres. So sagt der Gelobte des guten Gottes, der in den Palast eintritt, der Erwählte des Königs vor Millionen, [der] mir das Amt des „ Größten der Schauenden “und des %m [gegeben hat, der ……………………….. ] alles was gehört worden ist, PARam-Hb."

Inschrift links:
[
Verehr]ung dem Re–Atum-#pr, dem Gott, dem Herrscher von Heliopolis, der aus dem Urgewässer hervorgegangen ist, indem er sich (!) zeigt im Glanz, um die Länder entstehen zu lassen, indem er alles Lachen hervorruft, wenn die Überschwemmung kommt. Du [vertreibst (o. ä.)] das Böse (?) [ ………….. ] bei allen Plänen, die Wesen und Charaktere. Es verehren dich die Schafe und Wölfe auf [dem Felde]. [ ……………………………………. ] in Ewigkeit, du großer Gott, Getragen werden 2173 die [ …….…….. ] nach seinem Wunsch, indem…………..……… ] deinem Ruf [ …………………………… ] Du  schaffst ( ? cxpr ? ) die Neunheit, die [ …… ……. ] der Götter. Du gibst die Herrschaft (?) der beiden Länder deinem Sohn, dem Herrn der beiden Länder (+crxprwRa–erwählt von Re)|, indem ich in seiner Gunst stehe täglich. [So sagt der Ver]traute Seiner Majestät, Vorsteher der Marschen und Vorsteher der Festungen, [der Gelobte] des guten Gottes; den der oberägyptischen König reich gemacht und der unterägyptische König groß gemacht hat; der Wachsame, der richtig handelt, der Vertraute des Herrn der beiden Länder, den sein [Herr] kennt, der „Größte der Schauenden“ des Re-Tempels PARam[Hb]".

 

Paser (I.)
- Vizekönig von Kusch (Nubien) -

 (the Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 6 No. 1 / Jan. 1920, pp. 38-39) erwähnt, dass die einzige datierbare Inschrift für Paser in die Regierungszeit von König Eje gehört. Der nächste bekannte Vizekönig ist dann Amenemopet, der unter der Regierung von Sethos I. zu datieren ist. Es ist aber auch möglich, dass Paser hier nicht nur unter der Regierung von Eje, sondern auch unter Haremhab und evtl. auch noch unter Ramses I. amtierte.

Paser folgte seinem Vater Amenophis, genannt Huy in das Amt eines Vizekönigs von Kusch, der in die Regierungszeit von Tutanchamun gehört. Die Mutter von Paser war eine Dame mit dem Namen "Taemwadjsy" (Quelle: PM 1994).

Seine Titel waren:

  1. Vorsteher der Goldländer des Amun,

  2. Königsohn von Kusch

  3. Vorsteher der Südlichen Länder

  4. Vorsteher der Länder des Amun in Ta-Seti

  5. Vorsteher des Goldlandes

  6. und königlicher Schreiber.

Denkmäler von Paser (I.) befinden sich in

  1. Gebel es-Shems (eine Stele von Paser aus der Zeit von König Eje -  nennt seinen Namen und seine Titel. Ebenfalls eine Felsnische am Gebel es-Shams (SAGA 17).

  2. Insel Sehel - eine Inschrift erwähnt Paser (3)

  3. eine Inschrift am Weg von Assuan nach Philae (3)

  4. Ein Architrav (Leipzig, Inv. Nr. 6001) aus dem Tempel von Aniba zeigt Paser anbetend vor den Kartuschen von König Haremhab (PM VII, 81; G. Steindorff, Aniba II. 1937 p. 25 

 

Vizekönig von Kush, Paser (I.)
- Museum Leipzig, Inv.-Nr. 6001 /Nub. Sandstein -

Paser vor der Kartusche des Haremhab. Flachbruchstück aus dem Tempel des Horus von Miam in Aniba

 

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -
bearbeitet (Seitenränder links beschnitten) Nefershapiland

 

Ramose (II.)
Vorsteher aller Arbeiten des Amun,
Aufseher der Rinder des Amun

Ramose (II.) diente als "Vorsteher aller Arbeiten und als Bauleiter des Amun, sowie als Aufseher der Rinder unter der Regierung von König Haremhab.
Sein Vater "Ipya" war "Oberster Prophet des Thot" - Ramoses Mutter hieß "Hati" und war "Oberste des Harims des Thot" - ein Amt, in das ihr später die Gemahlin von Ramoses mit Namen "Tay" folgte.

Ramoses Existenz wurde bei Porter & Moss noch in die 20. Dynastie datiert - aber durch die Forschungen von Eva Hoffmann und K. J. Seyfried muss die die Amtszeit von Ramose (I(.) wohl eher in die Zeit von König Haremhab bis Sethos I. verschoben werden. Ramose wird auch im Speos Haremhabs in Gebel es-Silsila erwähnt.

Seine unvollendete Grabanlage liegt unmittelbar nördlich der des Hohenpriesters Parennefer und scheint unmittelbar an das ältere Grab des Parennefer anzuschließen. Auch der einfach konzipierte Grundriss beider Gräber ist ähnlich aufgebaut - ebenso ihre parallel angeordnete, große Ziegelpyramide, die bisher von Schutt bedeckt und völlig unbekannt war. Dadurch war es möglich, dass man nun auf eine unmittelbare zeitliche Abfolge (Haremhab/Sethos I.) der Gräber in diese Zeit schließen konnte. Leider ist der ursprüngliche Dekorationsplan aufgrund des unfertigen Zustandes und des hohen Zerstörungsgrades der Dekorationen nicht mehr sichere zu rekonstruieren. Aber entgegen der bisherigen Datierung (auch bei PM) in die 20. Dynastie ergaben die Forschungen des Dekorationsstils, dass die Grabanlage von Ramose (II.) "nicht viel später als die Nachbaranlage errichtet wurde, nämlich in die Zeit von Haremhab bis Sethos I." (Quelle: Eva Hofmann, Bilder im Wandel I. / Die Kunst der ramessidischen Privatgräber, 2004, Verlag Philipp von Zabern Mainz 2004 - digitalisierte Veröffentlichung von 2015).

In den Grabinschriften ist Ramose mit folgenden Titeln belegt:

  1. Großer Schreiber des Amun

  2. Vorsteher der wahren Schreiber des Herrn der beiden Länder

  3. [Bauleiter] aller Denkmäler Seiner Majestät in Karnak

  4. [Leiter] ? der Bauarbeiten in Ober- und Unterägypten

  5. [Leiter der Bauarbeiten ?] an allen Denkmälern des Amun

  6. Leiter der Bauarbeiten des Amun

  7. Leiter der Bauarbeiten in Karnak

  8. Leiter der Bauarbeiten des Amun in [.....]

  9. Vorsteher der Rinder und Vorsteher der (Jung-)Kühe

Beschreibung von TT 166
Ramoses Grab (TT 166) befindet sich in Dra Abu el-Naga. Im Zuge der Freilegung des benachbarten Grabes von Parennefer im Jahre 1992/93 wurde auch der Hof von TT 166 vom Schutt befreit und man fand dabei oberhalb der Anlage die Reste einer Ziegelpyramide (mit 11 x 11 m Grundfläche). In den folgenden Jahren wurde die Grabanlage des Ramoses genauer untersucht.

Das Grab besteht aus einem Vorhof, einer Zugangspassage, einer Querhalle, einer kurzen weiteren Zugangspassage durch die man in eine Längshalle gelangte und die schließlich in einer Kultkammer mündete. Das Grab blieb unvollendet, zieht man die feine Glättung der Wände in Betracht, so war offensichtlich geplant, das Grab vollständig mit Reliefs auszugestalten. Aber nur die Reliefs des Eingangs (Szene 1+2) und des Durchgangs zur Längshalle (Szene 3) wurden fertiggestellt.

Vom Vorhof betritt man die Grabanlage durch den Eingang, dessen Fassade 2,40 m in der Höhe und 1,50 m in der Breite misst. Die Zugangspassage ist ebenfalls 3,40 m och und 1,90 m in der Breite mit einer Länge von ca. 2 m. 

Querhalle:
Es folgt eine Querhalle mit einer Breite von 2,20-2,50 m und einer Länge von 12 m, bei einer Höhe von 2,80 m. Lt. PM zeigen die Darstellungen in der langen Querhalle eine Verehrungsszene auf der linken Wandseite (Westwand) - ein Paar mit Buketts kniet im Henu-Gestus vor drei Gottheiten. Die Szene ist stark fragmentiert - dennoch lassen sich die Götter Osiris, Isis und wohl auch Horus identifizieren. Die Prozession der Familienmitglieder und die anschließende Szene einer Sonnenverehrung wurden dagegen in einer Zeichnung ausgeführt (wahrscheinlich verhinderte die schlechte Felsqualität dieser Wand die Fortführung der Szene in Relief).
Darunter (an der Bais) befinden sich zwei Textzeilen mit dem Namen von Aufsehern aus verschiedenen Tempeln.

Grabanlage Ramose (TT 166)

Planzeichnung nach PM, The Theban Necropolis, Part One, 
Oxford 1994

Auf der linken Seite des Durchgangs (PM 3) zur Langen Halle, befindet sich eine Darstellung, in welcher der Grabherr (rechts) - dahinter seine Gemahlin in das Grab eintreten. Die Figur der Frau weist sehr breite Hüften und Schenkeln auf, die sich zu den Knien stark verjüngen. Die Waden sind dagegen schmal und unmuskulös. Die Hüftpartie ist sehr "fleischig". Die Figur trägt einen umfließenden, weiten und sehr plissierten Mantel, der vorne aufspringt und so den nackten Körper zeigt. Auffällig ist die ehemals wuchtige Perücke, deren lange Fransen bis zur Hüfte herabhängen.

Der Grabherr ist dagegen in ein typisches Gewand dieser Epoche gekleidet. All die Stilmerkmale weisen noch deutlich auf die Nachamarnazeit hin. Auf dem Türpfosten (PM 3) befindet sich ein Opfertext, sowie ein Text zum Sokar-Fest.

Literatur: Eva Hofmann-K.J. Seyfried: Bemerkungen zum Grab des Bauleiters Ramose (TT 166) in Dra Abu el Naga Nord (MDAIK 51 / 1995.

Es wird bei den Darstellungen in der Querhalle (PM 1) - im Gegensatz zu den Darstellungen auf der linken Seite des Durchgangs zur Langen Halle (PM 3) - siehe oben) deutlich, dass diese nicht mehr im Amarna-Stil ausgeführt wurden. Die Körper sind schlanker und haben auch eine straffere Körper-Kontur. Es sind eine Reihe von Gabenbringern dargestellt, wobei es sich um einen Mann und eine Frau handelt, die ein Sistrum und Blumen in den Händen hält, dahinter folgt wieder ein Mann (mit Blumen) und einem unbekannten Gegenstand, dann wieder eine Frau (wohl ebenfalls mit Blumen ?). (Quelle MDAIK 55).

Durchgang von der Querhalle zur Längshalle
Der Durchgang zur Längshalle wurde reliefiert, wobei der Türrahmen jeweils drei Inschriften - Zeilen in versenktem Relief - aufweist. Der Architrav und die Türinnenlaibung wurden dagegen in erhabenem Relief ausgeführt. Die südliche Innenlaibung zeigt als oberen Abschluss einen Anubis-Hathor-Fries mit einer ungewöhnlichen Anubisdarstellung.

Durchgang II. Südleibung. Fries
Der auf einem hohen Schrein lagernde Anubis ist statt mit dem üblichen Flagellum mit einem Straußenfederfächer ausgestattet. Darunter sind noch Reste einer ehemals breiten Inschriften – Fläche vor der Darstellung eines in das Grab hineinschreitenden Paares - erhalten. 

Nördliche Seite des Durchgangs:
Von der Darstellung der nördlichen Türleibung sind nur noch die Zweige einer Sykomore erhalten, die zusammen mit dem Inschriftenfragment auf eine Baumgöttin-Szene hindeuten.

Hatiai (I.) TT 324
-
Vorsteher der Propheten aller Götter -
-  Oberster Prophet des Sobek -
-  Schreiber am Tempel des Month -

Hatiai diente als "Vorsteher aller Götter" und als "Oberster Prophet des Sobek unter Haremhab. Wahrscheinlich war Hatiai bereits unter den Vorgängern von König Haremhab, Tutanchamun und Eje tätig, dann unter Haremhab bis in die Zeit von Sethos I. hinein. Er besaß eine Grabanlage in Theben-West mit der Bezeichnung TT 324. Bekannt sind die Namen seiner Mutter "Nefertere" und seiner Frau "Iuy" sowie der Name seines Sohnes "Penne / Penre (TT 331). 

In seinem Grab befinden sich Darstellungen zweier Wesire - einmal des Usermonth mit einer Amtszeit unter Eje und Tutanchamun und zum anderen die des Nebamuns (siehe weiter oben) aus der Zeit von Haremhab bis Sethos I. Eine Zeichnung von Davies (in Gardiner: Seven Private tombs, Taf. 33) zeigt eine Speisetischszene mit den beiden Wesiren. Allerdings datiert Davies das Grab - ohne stichhaltige Begründung - unter die Regierungszeit von Merenptah (Seven Private Tombs, 46), auch Porter & Moss datieren die zeitliche Einordnung auf die Ramessidenzeit. Ikonographie und Stil der Grabdekoration weisen aber eindeutig auf die frühe Nach-Amarnazeit hin - auch der Umstand, dass der Sohn von Hatiai, "Penre/Penne" die gleichen Ämter wie sein Vater innehatte und dass dessen Grabanlage TT 331 bekannt ist und in die Zeit von Ramses II. datierbar ist, haben lt. Dr. Dietrich Raue eine zeitliche Neu-Einordnung der Amtszeit von Hatiai erforderlich gemacht (siehe Hofmann - Seyfried, in MDAIK 51, 1995, 23 ff.

Im Grab des mutmaßlichen Urenkels von Hatiai, aus der Zeit Ramses II. namens Chons (TT 31) - dieser war Hoherpriester des vergöttlichten Königs Thutmosis III. - findet sich eine Darstellung von Hatiai. Eine weitere Darstellung befand sich im Grab des Amenemope (TT 148), der das Amt eines Hoherpriesters der Mut zu Zeit von Ramses V. bekleidete. 

Die Darstellungen im Grab des Hatiai - die auf dickem, sehr brüchigem Nilschlammverputz aufgetragen waren, sind heute leider nur noch sehr schlecht zu erkennen - vieles ist auch verloren. Szenenreste zeigen Jagd-Motive mit dem Grabbesitzer und seiner Frau im Sitzen: das Ehepaar beim Angeln und beim Fisch- und dem Vogelfang - deren Einzelheiten eine Datierung des Grabes eher in die 18. als in die 19. Dynastie nachweisen: Details wie die typischen wadenlangen Schurze mit dem leicht nach oben gebogenen Saum, der schwarze Klappstuhl mit einer Fellauflage, der in der 18. Dynastie sehr gebräuchlich war und die zu den Füssen des Grabherrn auf einem Kissen sitzende Ehefrau. Diese legt ihren Arm auf das Knie ihres Gemahls - eine Szene, die uns so aus der Amarnazeit bekannt ist, die wir aber aus den Grabbeigaben von Tutanchamun kennen, auf dem Goldschrein und auf dem Elfenbeinkasten (Quelle: 4). 

Grabbeschreibung TT 324 (nach Porter & Moss)
Der Eingang zu TT 324 (mit einem für diese Zeit typischen umgekehrten "T"-Grundriss, öffnet sich zu einem Säulenhof, in dem sich eine Plattform befindet, auf der eine leere Stele errichtet ist. Ein wiederverwendeter Block zeigt eine Doppelszene, in der der Verstorbene und Seine Frau die Götter Amun-RA-Harachte, Atum und Osiris anbeten. Unter dem Portikus vor dem Eingang sind Reste von Szenen zu erkennen. Ein Korridor mit Darstellungen des Grabherrn und mit Hymnen an Ra zeigt an der Decke den Namen des Grabherrn und seine Titel. Der Korridor führt in einer Querhalle, an dessen linker Eingangswand sich in zwei Registern Reste von Darstellungen befinden - Esel bringen Getreide zum Getreidespeicher; zwei Männer bringen dem Verstorbenen und seiner Frau Opfergaben sowie landwirtschaftliche Szenen des Pflügens und Jätens in Anwesenheit des Grabbesitzers.

Grabplan Theben tomb 324 / Hatiai

PM 1   Plattform auf dem Säulenhof
PM 2   Portikus mit Reste von Szenen
PM 3   Korridor mit Darst. des Grabherrn und Hymne an Re -
             an der Decke sein Name und seine Titel.
PM 4   Querhalle - linke Eingangswand: Eseln mit Getreide
PM 5   2 Szenen: Grabherr und seine Frau beim Fischen und beim
             Zubereiten von Geflügel
PM 6    Reste einer Bankett-Szene mit einem Sem-Priester vor 
             dem Verstorbenen und seinem Sohn Penne und anderen
PM 7    zwei Register: Wesir Usermonth und Nebamun vor Opfer-
             Tisch - Grabherr und Frau vor Baumgöttinnen - die Felder
             von Iaru.
PM 8    Pilgerfahrt nach Abydos mit Streitwagen an Bord.
PM 9    die Göttin des Westens (Hathor)
PM 10  kurzer Korridor mit Abb. des Verstorbenen.
PM 11  der Grabherr mit Frauen im Trauerzug
PM 12  Sem-Priester, der Trankopfer vor Verstorbenen darbringt.
PM 13  Nische mit Darst. des Verstorbenen, Anbetung vor dem 
              Osiris-Emblem und Hathor in ihrer Kuhgestalt, links in der
              Nische die mumienförmige Gestalt des Verstorbenen

Plan: nach PM und Wikipedia: Hotepibre 14.10.2018 -
CC-BY-SA 4.0 - Originalbild
bearbeitet von Nefershapiland

In der Querhalle auf der linken Eingangswand befinden sich Reste von zwei Registern:
Register I.
    Esel bringen Korn zu den Kornspeichern
Register II.: Der Grabherr ist zusammen mit seiner Gemahlin dargestellt - zwei Männer opfern vor ihm, dazu landwirtschaftliche Szenen (Flachs schneiden 
                      und kämmen (vor dem Grabherrn)
linke Seitenwand / zwei Register:
Register I.:   Der Grabherr mit seiner Gemahlin beim Angeln - unter seinem Stuhl sitzt ein Hund.
Register II.:  Der Grabherr und seine Familie beim Vogelfang und dem Zubereiten des Geflügels
linker Teil der Rückwand mit drei Registern:
Reste von Bankettszenen mit Sem-Priestern vor dem Grabherrn und seinen Verwandten (einschließlich des Sohnes Penre (TT 331).
Rechter Teil der Eingangswand mit zwei Registern.
Register I.:  hier befindet sich die berühmte Szene mit den zwei Wesiren Usermonth und Nebamun (sitzend) - zwischen ihnen ein Speise-Opfertisch
Register II.: zwei Szenen / Szene 1: Der Grabherr und seine Gemahlin in einer Baumgöttinnen-Szene. Lt. Prof. Jan Assmann spendet die als Sykomore 
                                                            dargestellte Baumgöttin dem Verstorbenen und seiner Frau Wasser in einem Teichgarten. Vor dem Ehepaar sitzen
                                                            ihre Ba-Vögel. Am Rand des mit Lotosblumen und Fischen akzentuierten Teichs liegt die Neschmet-Barke mit 
                                                            einem Schrein. 
Szene II.: die Iaru-Gefilde
Rechte Seitenwand:
Szenen der Pilgerfahrt nach Abydos mit Streitwagen an Bord von Schiffen. 
Von dieser Mauer zweigt ein unvollendeter Anbau des Grabes ab. An einer anderen Wand finden sich Spuren einer Szene mit der Göttin des Westens (Hathor).    

Kapellenraum:
Ein kurzer Korridor, an dessen Wände der Verstorbene abgebildet ist, führt in einen rechteckigen Raum, an dessen Wänden der Verstorbene dargestellt ist - gefolgt von Frauen in einem Trauerzeug. An der rechten Seitenwand bringt ein Priester dem Verstorbenen und den Verwandten ein Trankopfer dar.

Nische:
An der Rückwand befindet sich eine Nische. Der Grabherr ist an den Wänden in Anbetungshaltung vor dem Osiris-Emblem dargestellt und der Göttin Hathor (die hier in ihrer Kuh-Gestalt gezeigt wird), die aus dem Westgebirge hinabsteigt. Links in der Nische ist die mumienförmige Figur des Verstorbenen dargestellt

Funde:
1) Stele - heute in Kairo CG 34138 (JE 31059) mit zwei Registern: mit dem Verstorbenen und drei Töchtern in Anwesenheit des Osiris (5). 
2) Dreifache Statuengruppe - heute in Kairo JdE 71965. Sie stellt den Grabherrn, seine Gemahlin und seine Mutter (der Kopf der letzteren ist verloren) (5) 

Dreierstatue Hatiai - Kairo JE 71965

Die Statue aus seiner Grabanlage stellt den Grabherrn, seine Gemahlin und seine Mutter da (die Statue ist im oberen Bereich stark beschädigt). 

 

 

 

 

 

 

Foto: Norman de Garis, Seven private tombs at Kurnah, 1948 - bearbeitet von Nefershapiland.
- heute Museum Kairo -

 

Neferhotep (TT 50)
- Gottesvater des Amun

Neferhotep diente während der Regierungszeit von Haremhab als Vorlesepriester und als "Gottesvater des Amun-Re". Seine weiteren Titel waren:

  1. Vorlesepriester ($ry-Hbt)
  2. Kammerherr von Kamutef (jt-nTr n imn)
  3. Wab-Priester (wab)
  4. Meister der Geheimnisse in dem Goldhaus des Atum-Re, König der Götter in Heliopolis und von Ptah in Memphis
    (
    Hry sStA m pr-nbw n imn nsw nTr.w m ra-jtm.w m jwnw n ptH m Hwt-ptH)
  5. Richter des Throns (sAb st wr(.t)

Sein Grab TT 50 wird aufgrund einer Inschrift und einer Kartusche im Zusammenhang einer Ehrengoldverleihung in das Jahr 3 von König Haremhab datiert. Allerdings ist die Dekoration seines Grabes TT 50 stilistisch völlig anders, als die in den anderen Gräbern aus dieser Epoche. Schon Davies vermerkte, dass sie eher im Stil der Ramessidenzeit gehalten ist (Davies - Gardiner, Tomb of Huy in (5) ). Die Dekoration des Grabes wurde in  der Technik des "versenktem Relief" gearbeitet, wobei diese Technik "durchgängig" in ihrer Ausschließlichkeit in Theben - anders als in Saqqara, erst unter Ramses II. nachzuweisen ist. "Auch die Besonderheit der Bildverteilung auf der Wand (große Inschriftenfelder in denen vignettenartig Bildmotive eingestreut, oder umgekehrt gesehen, Bildmotive von Inschriften umflossen werden, ist eine Machart, die in ramessidischen Gräbern anzutreffen ist" (Zitat Ende - siehe [5], S. 40). Eva Hoffmann (6) ist daher der Meinung, "dass unbeeindruckt von der Darstellung des Königs Haremhab in der Belohnungsszene, man einer zeitlichen Einordnung in die Ramessidenzeit den Vorzug geben sollte". Aber da die Forscher vorläufig sich nicht für eine eindeutige Datierung der Grabdekoration entscheiden können, führen wir Neferhotep hier auch unter König Haremhab auf.

Die Gestalt des Neferhoteps in den Grabdekorationen und die Zahl und der Stand der Nachkommen von Neferhotep - insgesamt fünf, von denen zwei Söhne schon mit Priesterämtern versehen sind - eine Tochter ist Sängerin des Amun - lässt vermuten, dass Neferhotep selber bei der Errichtung seiner Grabanlage schon in einem reiferen Alter gewesen war. Man kann spekulieren, dass er damals schon hochbetagt war als er seine Grabanlage errichten ließ und er deshalb den Gipfel seiner Karriere in den Darstellungen zeigte - quasi als Höhepunkt der Familiengeschichte - oder die Gestaltung der Grabanlage wurde erst von seinen Söhnen zu Beginn der Ramessidenzeit durchgeführt.

Neferhotep ist der Sohn von "Amenemonet", der ebenfalls das Amt eines "göttlichen Vaters des Amun" innehatte und seine Mutter hieß "Tachat" und diente als "Vorsteherin des Harims des Amun". Der Name von Neferhoteps Gemahlin war "Rennutet". In seinem Grab erscheint Neferhotep neben seinem Bruder " Parennefer", der ebenfalls Gottesvater des Amun-Re war sowie neben einem weiteren Bruder namens "Chons-hotep", der ein Wab-Priester des Amun war. Neferhoteps Tochter "Rennut" wird mit Früchten und Blumen in der Hand dargestellt. Ein weiterer Sohn mit Namen "Pairy" wird ebenfalls im Grab gezeigt - er diente als Schreiber der Wahrheit im südlichen Heliopolis (d. h. Theben). Eine beschädigte Szene im Grab nennt den Großvater von Neferhotep mit Namen "Ahmose" einem Siegelträger (Quelle: Davis BG 1995, Egyptian Historical Records of the Later 18th Dynasty, Fasicicle VI, Warminster, England: Aris and Phillips). 

Bei den dargestellten Personen im Grab wurden systematisch die Gesichter/Augenpartien zerstört. Es ist heute nicht mehr feststellbar, zu welchem Zeitpunkt diese Zerstörungen erfolgt sind. 

Die Grabanlage TT 50 enthält mehrere Räume mit Wandmalereien, auf denen landwirtschaftliche Tätigkeiten, religiöse Zeremonien und Szenen des altägyptischen Alltagslebens dargestellt werden. Des weiteren zeigen die Darstellungen Neferhoteps Familienmitglieder, einschließlich seines Bruders Parnefer. Wie unten beschrieben dokumentieren die Inschriften und Darstellungen aus dem 3. Jahr der Regierung von König Haremhab den Höhepunkt im Leben von Neferhotep, als der König ihn in seinen Palast bestellte und mit Geschenken überhäuft, darunter Gold, Silber, Salbe, Kleidung, Brot, Bier, Fleisch und Kuchen. 

Das Grab TT 50 in Scheich Abd el-Qurna
Der Grundriss der Grabanlage TT 50 ist typisch für die Entwicklung der nicht-königlichen Gräber während des Neuen Reiches (siehe Dodson 2010, 820-1) und bestand aus einem offenen Vorhof, der zu dem Eingang führte. Für die Hofanlage von TT 50 benutzte man den Hof von TT 30 (Chons-mose) und verwendete die linke Hofseite als Fassade. Nach Davies (5) war das Grab stilistisch seiner Zeit weit voraus, "reiner Ramessidenstil".

Grabplan Neferhotep (TT 50) Sheik Abd el-Qurna

Querhalle: 
PM 1: Zwei Register: 
  I. Gäste und Tochter opfern 
  II. 2 Männer vor [Grabherrn und seiner Ehefrau
PM 2: Zwei Register
   I.  Maya, Vorsteher der Schatzkammer als Fächerträger mit zwei 
        Wesiren sowie König Haremhab, der Grabherr und sein Bruder 
        Parnefer - mit Datum Jahr 3 des Haremhab
   II. Dem Grabherr und Frau werden von Sohn und Männer Rauch- u. 
        Trinkopfer dargebracht.
PM 3: Drei Register:
    I. Ein Sohn opfert vor seinen Eltern und Verwandten. Priester vor
         dem Grabherrn u. seiner Frau.
   II. Harfner mit zwei Liedern und Lautenspielerin
  III. Gäste und Diener (unvollendet).
PM 4: rechter Teil der Eingangswand mit zwei Registern
     I.  Grabherr wird von Horus zu Osiris u. zwei Göttinnen geleitet.
    II.  Das negative Schuldbekenntnis und Grabeigentümer
PM 5: rechte Seitenwand – Stele mit zwei Registern
          - wieder aufgestellt -
      I. Doppelszene mit Grabherrn vor Re-Harachte und Osiris
     II. Reinigungspriester vor der Mumie. Klageweiber, Priester opfern
PM 6: rechter Teil der Rückwand mit zwei Registern
     I.  Opferszene mit Namen von Verwandten
    II.  Mann mit Blumenstrauß, sowie Text

Decke:
Texte, Dekoration mit Heuschrecken, Name und Titel des Grabherrn an jeder Seite.

Passage:
PM 7+8 Eingangswand links und rechts der Tür: Textreste
PM 9+10 linkes Seitenwand und linker Teil der Rückwand mit vier Registern:
                Festtext mit Ritualszenen einschließlich der Abydos-Pilgerfahrt in Register I. und II.
                Sokarfest mit Barke; Katze und Affe unter dem Stuhl der Frau des Grabherrn in Register III.
PM 11:  Rechte Seitenwand
               [Harfner] mit einem Lied vor dem Grabherrn und seiner Frau mit [Sohn] und Tochter.
PM 12: rechter Teil der Rückwand
              Wiederhergestellte Drei-Göttinnen-Szene; Texte an der Decke
PM 13: Schrein
              Im Durchgang der Grabherr, links mit seiner Frau

Grabplan: Theben tomb 50
Author: Hotepibre - Wikipedia 7. 11. 2017
             - re-worked by Nefershapiland nach Porter & Moss -
Lizenz: CC BY-SA 4.0

 

Der Blinde Harfner

Im Grab des Neferhoteps, das zu Zeit von König Haremhab angelegt wurde, sind drei Harfnerlieder niedergeschrieben worden. In einem davon heißt es:

"Ich habe diese Lieder gehört, die in den Gräbern der Vorfahren stehen und was sie erzählen zur Erhöhung des Diesseits und zur Herabsetzung in der Duat. Warum wird dergleichen angetan dem Lande Ta-Djeser? Das Gerechte, das keinen Schrecken kennt, sein Abscheu in der Streit. Niemand terrorisiert dort den Anderen. Dieses Land, das keinen Widersache hat, unsere Leute ruhen in ihm seit der ersten Ur-Zeit, und die da sein werden in unendlichen Jahren, sie gelangen alle dorthin. Es gibt kein Verweilen in Ägypten. Keiner ist, der dorthin gelangte. Die Zeit, die man auf Erden verbringt, ist nur ein Traum. Aber Willkommen, wohlbehalten und heil sagt man zudem, der den Westen erreicht hat".

(Harfnerlied, Grab 50, Neferhotep - Jan Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten. München 2003, S. 195)

Bild: La tombe thèbaine du pére divin Neferhotep,
Hari, Robert - bearbeitet von Nefershapiland -

Es folgen eine Querhalle, ein langgestreckter Gang, der zu dem "Heiligtum" mit einer Statuennische im hinteren Bereich führte (Baines & Malek, 1980, 104). Die gesamte Dekoration in der Grabkapelle war in vertieftem Relief gearbeitet. Die Szenen in der "östlichen" Seite der Querhalle von TT 50 befassen sich mit dem irdischen Leben des Verstorbenen und die auf der "westlichen" Seite mit seinem Übergang in das Jenseits.

Auffällig  ist, dass TT 50 eine Vielzahl von Texten, Bildern und Szenen mit Bezug zur Vergangenheit in Form und Inhalt auf vorherige Generationen zeigt. Die wichtigste Szene (II. Register) befindet sich in der Querhalle (PM 2) und in zwei Registern. Eine Szene aus dem 3. Jahr von König Haremhab beschreibt, wie der König - nachdem er eine Prozession aus dem Goldhaus absolviert hatte - in seinem Palast erscheint und dem Gottesvater Neferhotep zu sich bestellte. Neferhotep wird mit Geschenken überhäuft und erhält das "Gold der Ehre". Der König wird vom Fächerträger und Schatzmeister Maya, den Wesiren von Ober- und Unterägypten sowie dem Kammerherrn und königlichen Mundschenk begleitet. Neferhotep und sein Bruder Parennefer werden von ihrem Vater Amenemonet in einem anderen Register beglückwünscht. Im 3. Register der Wand sind zwei Harfenisten und zwei Lautenspieler zu sehen (PM 3).

Grabdarstellung TT 50 - Ehrengoldverleihung
- Maya vor Haremhab - um den Verstorbenen Neferhotep zu loben

Neben dem Schatzhausvorsteher Maya (vor dem Opfertisch) nehmen auch zwei Wesire (hinter Maya in gebeugter Haltung) von Ober- und Unterägypten - deren Namen nicht genannt werden - an der Ehrengoldverleihung im Jahre 3 durch König Haremhab teil.

Diese Szene aus dem Jahr 3 von König Haremhab beschreibt, wie der König - nach einer Prozession aus dem Goldhaus (Schatzkammer) in seinem Palast erscheint und den Gottesvater Neferhotep zu sich rief. Neferhotep wird dann mit Geschenken überschüttet und erhält das Ehrengold. Der König wird vom Aufseher der Schatzkammer Maya begleitet, zwei Wesiren und seinem Kammerdiener. Neferhotep und sein Bruder Parennefer werden in einer weiteren Szene von ihrem Vater Amenemonet gratuliert. 

Acquerello di George Hoskins (1802-1863)
(in “Topographical Catalogue” di Gardiner e Weigall, ed. 1913)

 

Szene aus Register 1 (PM 3) 
linker Teil der Rückwand Querhalle

Neferhoteps Sohn bringt seinen vor ihm sitzenden Eltern und den dahinter sitzenden Verwandten Opfergaben .

Acquerello di George Hoskins
(in “Topographical Catalogue” di Gardiner e Weigall, 

 

Mose / Ms  (TT 137 Abd el-Qurna)
-
Vorsteher der Arbeiten des Herrn der Beiden Länder von jedem Monument des Amun -

Mose (Ms = in Hieroglyphen) war "Leiter der Arbeiten der Herrn der Beiden Länder an jedem Denkmal des Amun". Seine Aufgabe bestand in der Errichtung des Felstempels in Gebel es-Silsila - er war also der Baumeister, der für den Tempelbau verantwortlich war. Dabei gestaltete er einen Galeriesteinbruch des Mittleren Reiches um. Auf dem unteren Teil des Sockels der Kultbildnische im Sanktuar sind mehrere Opferformeln des Tempelbaumeisters Mose/Mesu eingemeißelt. Die Opferformeln richten sich an die Götter Mut, Nut, Sobek, Amun, Chons-in-Theben, Neferhotep, Thot und alle Götter von Silsila und bitten um Wohlergeben für seinen Herrn, König Haremhab und die Königsgunst für ihn selbst. Auf der Südwand des Sanktuarraumes hat er auf der unteren Sockelleiste (links vom Eingang) eine biographische Inschrift hinterlassen, in welcher er auch von seiner beruflichen Tätigkeit in Silsila berichtet. Leider ist hier - ebenso wie an den anderen Stellen - sein Name auch ausgemerzt worden. Darunter eine Reihe von Beamten im Verehrungsgestus vor Gottheiten.

Die Inschrift, auf der Südwand, die von seiner beruflichen Tätigkeit in Silsila berichtet lautet: 
"[Msw] gerechtfertigt. Ich war der große Vorsteher der Arbeiten seines Herrn. Er befahl mir den Westen an. Ich mache eine Hw.t im Inneren von Sisila für den König, der aus Liebe zu ihr jubelte. Wenn Re aufgeht, erstrahlt sie in den beiden Horizonten im Aufsteigen lassen aus Sandstein vor [...]..." 
(Quelle: Silke Grallert - Bauen-Stiften-Weihen, ADAI Kairo, Bd. 18/1, Achet-Verlag Berlin, S. 198). (PM 55-56). 

Der hintere Sanktuarraum wurde zu diesem Zweck völlig neu geschaffen - während der innere Ausbau unvollendet blieb. Er sagt von sich selber: "Ich bin der große Vorsteher der Arbeiten seines Herrn, die er nur im Westen befahl, wo ich das Haus im Inneren von Silsileh errichtete". 

Der Vater von Mose hieß "Bak" und diente als Leiter der Arbeiten an der Stätte der Ewigkeit (Deir el-Bahari) - die Mutter von Mose hieß "Techu" und seine Ehefrau trug den Namen "Taicharu". Über die Existenz dieses Bauleiters Bak (dem Vater von Mose) gibt es nur zwei Denkmäler, welche ihn als Person und mit Namen und Titel zeigen: Die heute im Neuen Museum Berlin befindliche Denkstein/Naos-Stele (Berlin Inv.-Nr. 31009) mit dem Zusatz: "Ein Opfer, das der König gibt, für den Ka des Gehilfen S. M, den Bildhauermeister.....Bak - selig"aus der Amarna-Zeit, welche ihn gemeinsam mit seiner Frau Tai-charu zeigt. Bak muss als Künstler in Achet-Aton eine wichtige Stellung innegehabt haben. Möglicherweise wurde sein Bildnis von ihm selbst gestaltet. Das zweite Denkmal von Bak ist auf einem Relief in Assuan, wo er mit seinem Vater "Mn" (Man/Men) abgebildet ist. Die Inschrift in Assuan lautet: "....ein Gehilfe, den S. M. selbst unterwiesen hat...." (Quelle: Maj Sandman, Text from theTime of Akhenaten,Bruxelles, 1938, S. 175)

Felsenrelief von Bak und seinem Vater Men
Assuan

Bild: aus Habachi, MDAIK 20, 86

Die bisherige Datierung seines Grabes Theben Tomb 137 in die Zeit von Ramses II. beruht ausschließlich auf der bei Porter & Moss verzeichneten Kartuschen mit dem Namen dieses Königs. Im Jahre 1996 konnte Friederike Kampp-Seyfried das Grab TT 137 nicht mehr auffinden. Nach den Angaben bei Porter & Moss liegt es unmittelbar in der Nähe von TT 136 in einem heute besiedelten Gebiet. Die Szenen des verschollenen Grabes TT 137 gelten daher als heute weitgehend zerstört.

Grabanlage TT 137
(zum großen Teil nach: "das verschollene Grab" von A. Grimm/H. Schlögel aus "Festschrift für Waltraud Guglinelmi")

Durch einen Zufall konnte nun aber im Rahmen einer weiteren Forschung Grab TT 137 wiederentdeckt werden. Dabei fanden sich auch der Rest einer Kartusche, die zweifelsfrei den Namen von König Haremhab enthält. Damit ist gesichert, dass die Grabanlage in die Zeit von Haremhab gehört.

Plan Grab TT 137 Mose
Sheik Abd el-Qurna
- nach PM u. Grimm u. Schlögel: das verschollene Grab -
- bearbeitet von Nefershapiland -

1)  Durchgang zur Längshalle
2)  Zugang zur Heiligtum (Kapelle)
      Türsturz Außen: Ein kniender Mann und die Kartusche von
                                   und die Kartusche von Ramses II.
                                   (Haremhab). Rechter Türsturz: 
                                    Opferformeln, darunter der Grabherr
D) der stehende Grabherr mit "vorgebeugtem" Schurz und 
      Reste von Inschriften mit Festtagswünsche
F)  lange Wand der Längshalle - vollständig zerstört
G)  unterer Abschluss mit 2 Kolumnen mit Inschriften mit
      dem Namen des "Ms" als "mAa-xru" (gerechtfertigt)
I)   Statuennische - vermutlich Statue von Mose
K)  schwarzes Inschriftenband auf gelbem Grund
M) Opferformel mit "Osiris ms"
P)  rechte Seitenwand Zugang zur Kapelle mit 2 Inschriften mit
      Resten eines Hymnus an den Sonnengott
Q)  rechte Wand der Längshalle, waagerechte Inschrift vor 
      Beginn des Plafonds (Decke)
R)  Längshalle rechts: Personen im Kiosk

S)  Mundöffnungsritual (wahrscheinlich usurpiert von einem
      anderen Mose (Zeit Ramses II.)

Bei der Grabanlage TT 137 handelt es sich um ein klassisch gebautes, großes Felsgrab des Neuen Reiches mit der schematischen Form eines umgekehrten Buchstabens "T". Durch eine Holztür - der Vorhof, wo einst die Angehörigen ihre Trauerfeste feierten, nicht heute nicht mehr vorhanden - gelangt man in die Querhalle von über 12 m Länge (wobei die linke Seite 6,00 m und die rechte Seite nur 4,70 m breit ist (mit einer Höhe von 2.40 m. Die gesamte Grabanlage hat durch die Zeit stark gelitten. Von der ursprünglichen Dekoration dieser beiden Räume ist bis auf geringe Reste des auf Stuck gemalten Ornamentschmuckes der gewölbten Decke nichts mehr vorhanden. Lange Jahre diente die ganze Grabanlage als Wohnraum und die Koch- und Wärmefeuer der Bewohner haben an den Wänden und Decken der Räume eine ölige Rußschicht hinterlassen, wobei die Bilder und Texte an den Wänden erheblich beschädigt und stellenweise nicht mehr lesbar geworden sind.

Bis zum Eingang des Heiligtums (hinten) hat die Längshalle eine Länge von 5,85 m, eine Breite von 1,75 m und eine max. Höhe von 2,20 m. Am Eingang (links) zur Längshalle (D) befinden sich im unteren Register (in versenktem Relief) eine nur noch in Fragmenten erhaltene Darstellung: der Grabherr mit "vorgebeugtem" Schurz. Vor ihm Reste von Inschriften in 4 Kolumnen, deren Schrift sehr sorgfältig ausgeführt wurde mit Totenwünsche und Wünsche zu den Nekropolenfesten. Es werden bei den Inschriften auch einzelne Feste wie das Neujahrsfest (wp-rnp.t) und die damit verbundenen Ritual- bzw. Kulthandlungen genannt. 

Bei Porter & Moss 1 wird noch eine Szene mit der Baumgöttin erwähnt, die aber heute nicht mehr vorhanden ist. Im oberen Teil des Durchganges auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Text in fünf Kolumnen, der das Ritual der Mundöffnung rezitiert. Diese Schriftzeichen weichen in Qualität und Stil von der gegenüberliegenden ab - zwar nennen sie auch einen "Mes", der hier jedoch nicht mit dem ursprünglichen Grabeigentümer identisch gewesen sein kann. Wahrscheinlich war es nur ein Mann mit demselben Namen, der dieses Grab vermutlich in der Zeit von Ramses II. usurpiert hatte. Vom Mundöffnungsritual ist nur noch die Reinigungsformel deutlich lesbar.

In den thebanischen Gräbern der damaligen Zeit sind Usurpationen bei Personen gleichen Namens mehrfach belegt. Dieselbe Inschrift enthält dann weiter unten, auf den Resten einer sehr roh gearbeiteten Scheintür, auch den Namen der Ehefrau "[Taj]-#Arw, "Die Syrerin", des Grabusurpators (Ranke, Personennamen I. S. 367.3). 

Die in PM I. aufgeführte Kartusche von König Ramses II. in der dort angegebenen Szene (welche bei PM für die Datierung in diese Zeit führte) ist heute nicht mehr vorhanden. Auch die linke Seitenwand der Längshalle (F) ist heute völlig zerstört und es befinden sich heute dort nicht mehr die geringsten Reste von Dekorationen - nur noch die gewölbte Decke zeigt ein teppichartiges Muster. In der Mitte der Decke befindet sich ein gelbes Band mit einer schwarz geschriebenen Inschrift, die lautet: "Ms, der Gerechtfertigte, Sohn des Ehrwürdigen, des Bauleiters im Haus der nHH (Ewigkeit), BAkj, den geboren hat die Herrin des Hauses TxwnjImnw".. Dieser Name lautet übersetzt: „Wohlriechende Blume des Amun“; "Txw" (Techu) scheint somit der Kose- oder Kurzname der Mutter des Mose gewesen zu sein.

Reste einer Hohlkehle und eines abgeknickten Rundstabes sind auf der Wand erhalten geblieben, welche den Zugang zur Kapelle hinten bildet. Am unteren Rand der Wand (G) lassen sich noch zwei Kolumnen mit Inschriften erkennen, wo der Name von Mose als "gerechtfertigt" (also verstorben) zu lesen ist. Auf der Wand (P) sind ebenfalls zwei Kolumnen mit Inschriften zu sehen. Anhand der wenigen Überreste der Inschrift konnten die Forscher noch sehen, dass dort einst ein Hymnus an den Sonnengott gestanden hat.

Die hintere Kapelle (das Heiligtum), in der sich die Farben und die Malereien gut erhaben haben,  besteht aus einem Raum, der 1,20 m Länge und 1,05 m Breite hat. Bei (K) befindet sich ein schwarzes Inschriftenband auf gelbem Grund, das heute leider ziemlich verblasst ist. Auf der gegenüberliegenden Wandseite (M) befindet sich ebenfalls eine Inschrift: "Wsjr Ms" (Osiris Mose) und eine Opferformel an den Gott Osiris.

Die hintere Statuennische ist 0,65 m breit und hat eine Tiefe von 0,40 m - ist damit sehr klein. Die Forscher vermuten daher, dass sie wohl in dieser Nische einst nur eine kleine Statue des Grabeigentümers selbst (ohne Angehörige) gestanden hatte - also ohne Ehefrau oder Kinder.

Die lange Wand (Q) auf der rechten Seite der Längshalle ist am besten erhalten. Dort befindet sich ein waagerechtes "eingerahmtes" Inschriftenband - oben vor Beginn des Plafond (flache verzierte Decke des Grabes), steht: "Der Bauleiter Ms im Haus-der-nhh-Ewigkeit". Die eingerahmte Inschrift umfasst insgesamt neun Kolumnen. Die Inschrift ist in der Mitte durch eine durchgehend rote Linie vom unteren Teil des Textes getrennt. Oben in dieser Inschrift wird das sog. "Mundöffnungsritual" zitiert, der untere Teil ist heute leider wegen Verschmutzung der Fläche nicht mehr lesbar. Direkt hinter der „eingerahmten“ Inschrift stehen in einem kioskartigen Gebäude mehrere männliche Personen, deren vorderste – vielleicht falken- oder ibisköpfig (?)  - als Sem–Priester mit einem Pantherfell bekleidet das Mundöffnungsritual vollzieht. Das Ungewöhnliche dieser Szene wird durch die rote Trennlinie des Textes verstärkt, die hier wie eine durch den Kiosk gespannte Schnur erscheint. Die Personen im Kiosk scheinen die Schur mit den Händen zu berühren.
Leider fehlt der Name des Sem-Priesters. Durch die Nennung des Königsnamens Haremhab in Kurzschreibung in Zeile 2 kann die Datierung des Grabes in die späte 18. Dynastie belegt werden (Quelle: Festschrift für Waltraud Guglielmi zum 65. Geburtstag / Das verschollene Grab, Grimm und Schlögl / Philippika, Marburger altertumskundliche Abhandlungen 11, Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden, 2006)

In einer Privatsammlung in Großbritannien befindet sich ein Uschebti von Mose, der bislang nur einmal in einer Ausstellung in Basel (Schweiz) gezeigt wurde. Der Uschebti trägt auf der Vorderseite die Inschrift: "Osiris, der Bauleiter des Herrn der Beiden Länder, Ms, der Gerechtfertigte".

Richard Lepsius erwähnt gestempelte Lehmziegel, die aus dem Grab stammen und die er nach Berlin mitbrachte. In einem runden Lehmziegel steht die Inschrift: "Osiris, der Bauleiter Ms, der Gerechtfertigte, Sohn des Ehrwürdigen, des Bauleiters Bak, geboren von Tehu". Trotz der leichten Abwandlungen ist dieser Friesziegel (früher Grabziegel) aus Berlin (publiziert bei Davies-Macadam) aufgrund der genealogischen Angabe in der Inschrift der Grabanlage TT 137 zuzuweisen, so dass bislang insgesamt 4 Friesziegel dieses "Bauleiters" bekannt sind. 

Yamen/Iamen
- Vorlesepriester und Totenpriester -

Der Vorlesepriester Yamen baute an der südlichen Außenwand des Maya-Grabes eine kleine Gedenkstätte für sich an. Die bescheidene Lehmziegelkapelle beherbergte eine kleine Stele (Höhe 72 cm), die an seine Beziehung zu Maya erinnerte. Im oberen Register ist Yamen in seinem Amt dargestellt, wie er dem verstorbenen Maya und seiner Frau Meryt opfert. Es ist unklar, ob die kleine Kapelle eine Grabstätte markierte. Ein zugehöriger Grabschacht wurde nicht gefunden.

Yamen war auch nach dem Tod von Maya (der im Jahre 9 der Regierung von Haremhab verstarb) und Meryt  für deren Opferkult verantwortlich, da das Ehepaar keinen Sohn, sondern nur zwei Töchter hatte (deshalb übernahm sein Halbbruder "Nahuher" das Begräbnis von Maya. Nach der Beisetzung übernahm dann wohl Yamen den professionellen Totenkult.

Der Schatzhausvorsteher Maya war bekanntlich nicht sehr auskunftsfreudig hinsichtlich seines eigenen öffentlichen oder privaten Wirkens hin, zumindest nicht in seiner Grabanlage in Saqqara. Aber kurz vor seinem Ableben (also in der Regierungszeit von Haremhab) hatte er einige Angaben für die Durchführung seines Totenkultes um seine Person und um die Erinnerung an ihn auf Dauer machen lassen. Diese Angaben hatte er auf einer Kalksteinstele, die aufrecht stehend in einer an der Außenseite der Südwand eingebauten Nische gefunden wurde, einmeißeln lassen. Auf der Stele wird der Name des Totenpriesters des Maya mit dem recht ungewöhnlichen Namen "Yamen oder Iamen" genannt. Für das Überleben der Seelen von Maya und Meryt waren Totenpriester eine zwingende Notwendigkeit, vor allem, da es keine männlichen Erben gab, die für den Totenkult seiner Eltern verantwortlich waren - so ein Totenpriester war hier also Yamen.

An der Außenfassade der Südwand von Mayas Grab befinden sich zwei schmale Kapellen. In einer von beiden befand sich ein Opfertisch und eine Stele aus Kalkstein (wahrscheinlich heute noch in situ). Die oben abgerundete Stele weist zwei Register auf. Im oberen steht Yamen rechts - mit einer "Hes"-Vase in der rechten Hand und in der anderen Hand libierend mit einen Räucherarm, vor dem links thronenden Osiris. Yamen trägt über seinem Gewand das obligatorische Pantherfell. Zwischen Yamen und dem Gott steht ein üppig beladender Opfertisch. 

Im unteren Register sitzen links der Schatzhausvorsteher Mays und seine Gemahlin Meryt auf Stühlen. Vor ihnen steht Yamen/Iamen, der über vor ihnen und dem Opfertisch libiert und weihräuchert (Quelle: Friends of Saqqara, tomb of Maya 1986)

Neferhotep (I.)
Vorarbeiter der Rechten Seite

Von Neferhotep (I.), der als "Vorarbeiter der Rechten Seite des Herrn der beiden Länder Djeser-cheperu-Re[setep-en-Re]" diente, sind nicht viele Denkmäler bekannt. Er besaß - zusammen mit seinem Sohn "Neb-nefer" in der "Stätte der Wahrheit" in Deir el-Medineh eine gemeinsame Grabstätte (KV 6). Neferhotep, der Vater, war "Vorarbeiter der Rechten Seite" im Jahre 7 von König Haremhab und belegte dieses Amt mindestens bis ins Jahr 5 von Ramses II. - ein Amt das die Nachkommen dieser Familie während des größten Teils der 19. Dynastie innehatten. Vorarbeiter "der linken Seite" war ein gewisser "Baki", dann ein Mann mit dem Namen "Pached". Der Sohn Nebnefer übte dieses Amt unter König Ramses II. aus - der Enkel - ebenfalls mit dem Namen Neferhotep (II.) bis in die Zeit von Sethos II./Amenmesse, in der er evtl., während der Unruhen umkam. Jedenfalls ab dem Jahr 5. von Sethos II. belegte ein gewisser "Paneb" das Amt eines Vorarbeiters der Rechten Seite.

Die Arbeiten in einem Königsgrab wurden im Neuen Reich immer getrennt von zwei Gruppen ausgeführt. Eine Gruppe war für die rechte Seite zuständig, die andere für die linke Seite des Grabes. Der wichtigste Titel unter den Grabarbeitern war der eines "Vorarbeiters". Es gab immer zwei davon: Vorarbeiter der Linken Seite und Vorarbeiter der Rechten Seite. Dieses Amt wurde in der Familie von Neferhotep während drei Generationen ausgeübt, angefangen mit Neferhotep (I.) über seinen Sohn Neb-nefer und dem Enkel Neferhotep (II.). Dieser hatte offenbar keine Sohne und so folgte der Vormann Paneb (TT 211) im Jahre 5 von Sethos II. in dieses Amt. 

Von Neferhotep (I.) ist nur eine Gemahlin mit dem Namen "Iymau/Iyemwa", die Gemahlin seines Sohnes hieß "Iyi". Sie erscheint in Grab des Ramose (TT 250) zusammen mit ihrem Gemahl Neferhotep (I.). Iymau hatte ihrem Gemahl mehrere Kinder geboren, jedoch blieb außer Neb-nefer keiner der Söhne in Deir el-Medineh. Die Söhne "Nachty" und "Mes" schlugen eine militärische Karriere ein. Nachty wurde "Schreiber der Armee des Herrn der Beiden Länder und Offizier der Streitwagengruppe S. M.". Mes diente als "Transport-Offizier S. M. und Träger im Tempel des User-maat-Re-Setep-en-Re (Ramses II.) Außerdem ist noch ein 4. Sohn namens "Touro" und eine Tochter mit dem Namen "Tuya" bekannt.

Der französische Ausgräber Bruyére fand im Hof des Grabes TT 216 (das dem Enkel Neferhotep II. gehörte und sich direkt rechts von der seines Großvaters Neferhotep I. und seines Vaters Neb-nefer befand) einen Opfertisch mit dem Namen für Neferhotep I., dessen Inschrift darauf verweist, dass dieser schon unter König Haremhab im Amt war (wahrscheinlich schon ab dem 7. Regierungsjahr des Königs). 

Grab TT 6
Das Grab Theben Tomb 6 ist in der Wissenschaft seit langem bekannt und zwar aus einer einzigen Veröffentlichung Ende der 1970er Jahre. Henri Wild fertigte für das Institut Francais d'archèologie orientale 27 eine Publikation mit Strichzeichnungen an - verstarb jedoch, bevor er den vorgesehenen Begleittext fertig stellen konnte. Das Grab hat den bekannten Architekturplan in Form eines umgekehrten "T". Wie viele Gräber in Deir el-Medineh befindet sich in der Grabkammer eine bemalte Decken-Dekoration. Interessant ist hier die stärkere Betonung von Vignetten in TT 6, die fast direkt den Kapiteln des Totenbuches entnommen zu scheinen sind, während im Grab des Enkels Neferhotep (II.) eine Tendenz zeigt, dass man nun auch spätere Unterweltsbücher einbezogen hat. Allerdings liegt zwischen den beiden Gräbern auch mindestens eine Generation. Eine besondere Betonung scheint im Grab von Neferhotep und Neb-nefer auf die Darstellung der Göttin Anuket gelegen zu haben, wobei die exotische Herkunft und ihre Tracht wahrscheinlich den Bewohnern von Deir el-Medineh sehr gefielen.

Zwar sind sowohl das Grab von Neferhotep und Nebnefer als auch das Grab des Enkels Neferhotep (II.) stark beschädigt, aber beide Gräber (TT 6 als auch TT 216) weisen Parallelen in der Farbgebung auf, die sofort ins Auge fallen. In beiden Gräbern werden häufig die Farben Rot und Rosa benutzt. Die Darstellungen in TT 6 wurden in den äußeren Räumen (Querhalle und hinteren Schrein) überwiegend auf creme-farbenem Hintergrund aufgetragen - allerdings ist auch zu erkennen, dass auch rosafarbige Farbtöne verwendet wurden (Quelle: Mural Decoration in the Theban Necropolis, online-version, edited by Betsy M. Bryan and Peter F. Dorman, Studies in Ancient Oriental Civilization, 2023). 

TT 6 ist ein Familiengrab von Vater und Sohn. Die Verteilung der personenbezogenen Inschriften lässt eine deutliche Zweiteilung des Grabes erkennen: auf der rechten Hälfte beziehen sich die Inschriften ausschließlich auf Nebnefer (den Sohn), der hier aber an mehreren Stellen seinen Vater erwähnt. Die Inschriften auf der linken Seite von TT 6, nennen den Vater Neferhotep. Zwei Deckeninschriften in diesem Teil nennen aber als Empfänger von Opfergaben den Sohn Neb-nefer, der aber in beiden Fällen Vater und Mutter erwähnt. Auch die Inschriftenzeilen über dem Eingang zum Querraum ist hier zweigeteilt - wobei die Beziehungen der Grabbenutzer zueinander primär familiärer Art sind (Quelle: Daniel Polz: Bemerkungen zur Grabbenutzung in der thebanischen Nekropole, S. 315)

(Plan: nach engl. Wikipedia, Hotepibre 2017 CC BY-SA 4.0 - modifiziert von Nefershapiland (Farbe und Beschriftung)

Grabplan Theben Tomb 6
-
nach Porter & Moss, Bd. 1 1994 -

1. + 2. vor der Fassade befanden sich zwei Stelen
           der Schacht zur Grabkammer befindet sich in der Mitte des Hofes.
3.  Längshalle: Krüge und Schiffe, Textreste an der Wand
4.  Textfragmente über dem Eingang zur Kapelle, Vögel an der Decke
5. + 6. Querkammer: Zwei Register: I. der Grabherr mit dem Ka. Neferhotep opfert
            eine Uräusschlange auf Beinen. Neferhotep + Frau vor Opfern
       II. Männer u. Frauen vor Paaren, einschließlich dem Grabherrn.
7. + 8.  Grabherr, seine Frau mit Menit und einer kleinen Tochter
             huldigen vor Osiris und einer geflügelten Göttin
9.  Drei Register: I. [ein Mann] vor Osiris II. Menschen vor einer Göttin
     III. Ein Paar in Anbetung, vier Männer mit Beuteln.
10. Zwei Register: I. Zwei Szenen: Neb-nefer u. Frau spielen Senet, knien
      vor [Göttern]. II. Opferszene mit Nebnefer, seiner Frau und deren
      Mutter
11. + 12. Der Grabherr und Frau mit Sistrum huldigen Re-Harachte
Schrein:
13. + 14. Zwei Register: I. Menschen vor Anuket und Re-Harachte als
               Falken. II. Menschen in Anbetung
15. Zwei Register: I. [Grabherr und Familie] vor Chnum, Anuket, Satet,
      Uräus und Horus als Falke II. Drei Paare vor Gottheiten
Grabkammer:
16. + 17. Grabherr und Frau huldigen den Göttern
18. Text aus dem Totenbuch. Der Grabherr u. Frau vor den Göttern
19. Fünf Register: die Gefilde des Jaru (Jenseitsland)
20. Zwei Register: das Pfortenbuch - I. der Verstorbene II. seine Frau
      - beide vor fünf Wächtern mit Messern.

In Hof vor dem Grab befanden sich lt. Porter u. Moss vor der Fassade zwei Stelen. Der Schacht zur Grabkammer befindet sich in der Mitte des Hofes. Im Gang ins Innere des Grabes werden sowohl Neferhotep als auch Nebnefer erwähnt. Neferhotep wird hier als "Vorarbeiter am Ort der Wahrheit" bezeichnet. In der Kapelle ist auf der rechten Seite der Sohn Nebnefer abgebildet. Er steht zusammen mit seiner Frau Iyi vor einer Göttin. In einer anderen Szene erhalten Nebnefer, seine Frau Iyi und ihre Mutter "Ese" Opfergaben, während Nebnefer und Iyi in der Nähe bei einem Spiel zu sehen sind. In einer anderen Szene beten Nebnefer und seine Frau den Sonnengott Re-Harachte an. Hier wird Nebnefer ausdrücklich als Sohn des "Würdenträgers der westlichen Seite, dem Vorsteher der Arbeiten am Platz der Wahrheit Neferhotep" genannt.

Ostwand/Nordseite der Querkammer

Diese Szene zeigt den Spruch 17 aus dem Totenbuch. 
Das untere Register zeigt 3 Ehepaare, die Opfergaben tragen. Im mittleren Register sind Nebnefer und seine Frau bei der Anbetung einer weiblichen Göttin zu sehen.
Im oberen Register sind zwei Löwen auf beiden Seiten des "Achet"-Zeichens, welches den Horizont darstellt, zu sehen.

Westwand/südliche Seite der Querkammer PM 9

Neferhotep (I.) betet einen Gott an - wahrscheinlich Osiris (heute nicht mehr sichtbar)


Bilder: Museo Egizio CC0 glass plate negative

Die linke Seite der Kapelle zeigt Darstellungen mit Neferhotep und seiner Frau Iyemwaw". Das Ehepaar erscheint mit mehreren Kindern, wobei auch die oben genannten Berufe der Söhne genannt werden. Auch die Tochter Tuya erscheint vor ihren Eltern. Die Decke trägt zwei parallele Inschriften - eine für Nebnefer und seine Frau, die andere für Neferhotep und seine Frau.

In einem Schrein, der sich im letzten Raum der oberirdischen Grabanlage befindet, werden weitere Szenen mit beiden Grabbesitzern bezeigt. Neferhotep und sein Sohn Nebnefer stehen mit ihren Verwandten vor den Katarakt-Göttern Chnum, Anuket und Satis - in einem anderen Relief vor Anuket und dem Horusfalken (Quelle: K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions Vol. 3. Übersetzt und kommentiert 2000). 

Im Britischen Museum London EA 447 befindet sich ein Relief mit einer Doppelszene: Nebnefer, seine Frau sowie einem Sohn und einer Tochter opfern ein Blumenbouquet vor Amun (links) und eine Frau mit einem Jungen opfert auf der rechten Seite.

Sakeh
"Vertrauter des Königs in Memphis",
"Mund des Königs und Fürst von Memphis"

Sakeh war ein Vertrauter des Königs - wohl Haremhab - und trug wichtige Titel wie: "Vertrauter des Königs, Mund des Königs und Fürst von Memphis". Im Kunsthistorischen Museum Wien befindet sich ein Relief (H. 80,3 x B. 58,2 x T. 15 cm) was von einer Grabwand stammt. Im oberen Teil des Kalkstein-Reliefs (Inv.-Nr. 5816), das 1878 zusammen mit der Miramar-Collection ins Wiener Museum gelangte, wird der Grabherr zusammen mit seinem Ba gezeigt (der Seele in Vogelform mit einem Menschenkopf) beim Opferempfang durch eine Baumgöttin. Aus dem Baum ragen zwei Arme und spenden ihm Wasser. Im unteren Register sieht man Sakehs Kopf und Schultern, sowie Opfergaben, vor denen er wahrscheinlich saß. Das Relief wird stilistisch unter König Haremhab datiert.

Den Inschriften nach handelt es sich um einen Mann namens "die beiden Augen des Königs.......Liebling des Horus (= der König) in der Weißen Mauer (Memphis), Sprecher des Königs, Stadtfürst von Memphis, Sakeh". Das Relief stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Saqqara.

Relieffragment des Sakeh
(Inv.-Nr.: 5816) Wien 

Im Kunsthistorischen Museum Wien befindet sich ein Relief (H. 80,3 x B. 58,2 x T. 15 cm) aus Kalkstein, auf dem der Grabherr Sakeh zusammen mit seinem Ba dargestellt ist beim Opferempfang durch eine Baumgöttin. Zwei Arme, die aus dem Baum hervorragen, spenden ihm Wasser. 

Im unteren Register fällt besonders die detailliert gearbeitete Perücke des Grabherrn auf. Zu sehen sind der Kopf und die Schultern des Grabherrn sowie Opfergaben, vor denen er wahrscheinlich sitzt.

Stilistisch wird das Bild von den Ägyptologen in die post-amarna-Zeit von Haremhab eingeordnet.

 

Bild: Rechteinhaber - © KHM-Museumsverband,
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

 

Thutu / Tchoutchou
- Arzt -

Stele des Arztes Thuthu
-
heute im Louvre B 50 -

Die Stele des Arztes Thuthu, die sich heute im Museum Louvre, Paris (B 50) befindet, stammt wohl ursprünglich aus seinem Grab in Saqqara. Der obere Teil der Stele ist abgebrochen. In den zwei verbleibenden Registern ist Thuthu zusammen mit seiner Gemahlin bei der Verehrung von Gottheiten dargestellt.

Im oberen Register steht das Ehepaar vor den Göttern Duamutef und Nephthys - im unteren vor Qebehsenuef und dem vergöttlichten König Menkauhor (5. Dynastie / 7. König). 

Heute befindet sich das Stelenfragment im Louvre.
Sie stammt aus der Zeit von Eje-Haremhab.

 

Bild: Stele of Tchoutchou
Autor: Sebi
Lizenz: public domain

Amenhotep Huy
- Oasengoverneur - 

Amenhotep (Amenophis), genannt Huy, bekleidete das Amt eines "Oasengoverneurs von Bahariya" (in der westlichen Wüste Ägyptens). Seine zeitliche Einordnung ist nicht ganz gesichert - allgemein wird davon ausgegangen, dass er in die Übergangszeit von der 18. zur 19. Dynastie gehört, eventuell Zeit Haremhabs. 

Obwohl es in letzter Zeit eine Reihe von archäologischen Entdeckungen in der Oase Bahariya gab - einschließlich des heute berühmten "Tals der Goldenen Mumien", ist das Grab von Amenophis Huy traditionell eines der bekanntesten Denkmäler. Seine Grabanlage in "Qaret Hilwah" (ca. 3 km südwestlich von El-Qasr und ca. 500 m westlich der hier verlaufenden Straße nach Farafra wurde mittlerweile wieder restauriert und mit einer Schutzmauer umgeben und wieder zum Besuch für Touristen freigegeben.

Grabbeschreibung
Das Grab des Oasengouverneurs Amenhotep Huy stammt lt. den Ägyptologen aus der Übergangszeit von der 18. zur 19. Dynastie und ist in einen niedrigen Felsrücken eingetieft. Die Anlage wurde 1900 von Georg Steindorff entdeckt und ausgegraben. Steindorff ordnete das Grab in die Zeit von Ramses II. ein. Die eingravierten Reliefs sind nach ihrer Freilegung leider stark verwittert, da sie in bröseligen Felsen eingraviert wurden und nach der Freilegung ungeschützt den klimatischen Einflüssen ausgesetzt waren.

Wahrscheinlich war Amenhotep Huy zu Lebzeiten ein mächtiger und reicher Mann, wenn man sein gut geschnittenes, einzigartig dekoriertes Felsengrab als Indiz dafür nimmt. Das Dekorationsprogramm unterscheidet sich kaum von den zeitgleichen Anlagen im Niltal. Das Grab besteht aus einem Innenhof, einer ehemals von zwei Säulen getragenen, quergelegten Vorhalle. Dahinter schließt sich eine gleich breite und flächenmäßig nur unwesentlich größere Haupthalle an, die aber von vier Säulen gestützt wird und von der von der südlichen Schmalseite jeweils in sich zweigeteilte Nebenkammern abgehen, die keinerlei Dekoration aufweisen. Möglicherweise war auch an der Nordwand identische Räume geplant, aber nicht mehr vollendet worden. Man hatte lediglich mit dem Einmeißeln einer kleiner Nebenkammer begonnen. 

Eingang zum Grab des Amenhotep Huy in Bahariya

Bild:    AaratHilwaEntrance.jpg
Autor: Roland Unger, Wikipedia 8. 3. 2003
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Decken der säulengestützten Kammern sind irgendwann eingestürzt, von den Säulen haben sich nur die Basen erhalten. 1999 kam während der Restaurierungen am Grab des Amenophis-Huy - unmittelbare neben seiner Anlage - eine weitere, ebenfalls in den Felsen geschlagenes Grab ans Tageslicht, es gehörte wohl sicher auch einem Gouverneur der Oase. Der Name dieses Grabeigentümers ließ sich nicht mehr ermitteln. Beide Gräber wurden in der Römerzeit wiederverwendet - in das letztere Grab wurden dabei ohne Rücksicht auf die bemalten Wände zwei zusätzliche Kammern in den Felsen geschlagen, in denen man Mumienreste aus der Römerzeit entdeckte.

Innere Halle mit dem Zugang zu zwei Nebenkammern.

Bild:    AaratHilwaEntrance.jpg
Autor: Roland Unger, Wikipedia 8. 3. 2003
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Dekorationen im Grab des Amenhotep Huy waren sehr fein gearbeitet und in versunkenen Relief gefertigt sowie im traditionellen ägyptischen Stil gefärbt. Während der Sand, der das Grab seit Tausenden von Jahren - als es noch verschüttet war - und die Farben schützte, hat sich der Zustand im vergangenen Jahrhundert, nach der Freilegung, verschlimmert, seit Steindorff es zum ersten Mal entdeckte.

Im Hof der Grabanlage fand man eine fragmentarische Darstellung von Amenhotep Huy, der auf einem Klapphocker sitzt und über sein Anwesen wacht. Die Dekoration im Grab ist in Flachrelief ausgeführt. 

Amenhotep und seine Ehefrau vor den Wächtern des Tores
- hintere Halle der Grabanlage des Amenhotep Huy -

Bild:   QaratGukwa-sc1.jpg
Autor: Roland Unger, Wikipedia 10. 2. 2001
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Szenen in der Eingangshalle stellen den Grabherrn bei verschiedenen Tätigkeiten dar, die er zu Lebzeiten am liebsten tat. Szenen zeigen Diener, die Trauben lesen und Weinkrüge füllen. Andere Diener tragen Getreidesäcke herbei. Bankett-Tische sind mit Brot, Früchten, Kuchen und Blumen gedeckt. 

In weiteren Szenen sehen wir Amenhotep Huy und seine Frau "Qurly", die auch in diesem Grab beigesetzt ist, wie sie den Gott Min (einem Gott der Fruchtbarkeit) huldigen. Sämtliche Säulen, sind längst auseinandergebrochen und  ihr einstiger Standort lässt sich nur noch an den rechteckigen Fundamenten erkennen. .

Der Hauptraum ist mit Alltagsszenen ausgeschmückt, unter anderem beten Amenophis Huy und seine Frau vor Osiris und Chons. Der Sand hat die Farben jahrtausendelang frisch gehalten, aber seit Steindorffs Beschreibung haben sie offensichtlich sehr gelitten. Große Teile der Reliefs sind heute verloren - glücklicherweise nicht alle. 

Amenhotep Huy vor Opfertisch

In dieser Szene (hintere Halle der Grabanlage - rechte Rückwand) ist der Grabinhaber und seine Frau vor einem Opfertisch zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild:   Qarari-HilwaSc2.jpg
Autor: Roland Unger, Wikipedia 10. 2. 2001
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Andere sehr schöne Darstellungen im Grab zeigen Amenhotep Huy, der sich auf einen Stuhl "räkelt", während seine Frau sich auf einer Matte zu seinen Füssen zurücklehnt. In einer anderen Szene - an der Nordwand des Grabes - sehen wir den Grabherrn und seine Frau, die vor der Göttin Hathor (in ihrer Kuhgestalt, die aus einem Hain heraustritt) in Verehrungshaltung kniet. Weitere Darstellungen zeigen wie ein Mann und eine Frau den jackalköpfigen Gott Anubis und einem anderen, nicht identifizierten Gott Opfergaben präsentieren.

Die Göttin Hathor - in ihrer Kuhgestalt / rechte Seitenwand
- die aus dem Westgebirge tritt - vor ihr zwei Opferständer
- Innere Halle der Grabanlage des Amenhotep Huy (PM 10)

Bild:     Qarat Al Hilw, Bahariya Oasis, Egypt 08.jpg
Autor: Viktor Lazić, 8. Juli 2021, Wikipedia
Lizenz: CC BY-SA-4.0

Man sieht den Gouverneur von Bahariya mit einem Stab, der seine Autorität unterstreicht; er trägt zwei Bündel mit unbekannten Inhalt - Getreidekörbe werden gefüllt, eventuell um ins Niltal gebracht zu werden. Die Abbildungen von Keramikgefäßen über dem Kopf des Grabherrn, die einst mit Inschriften versehen waren, tragen das Worte "henket", das sich auf Bier oder Gerste bezieht, so dass man annehmen kann, dass die von Huy getragenen Bündel diese Substanz enthalten

 

Literatur und Quellen
1.  dt. Wikipedia: Usermonth (Wesir)
2.  Wolfgang Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs (Probleme der Ägyptologie, Bd. 3) Brill Leiden u. a. 1958
3. 
George A. Reisner (the Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 6 No. 1 / Jan. 1920, pp. 38-39)
4.  MDAIK 51 (1995) - Hofmann - Seyfried
5. Norman de Garis, Seven private tombs at Kurnah, 1948
6. Eva Hofmann, Bilder im Wandel / die Kunst der ramessidischen Privatgräber/Theben Band XVII, Philipp v. Zabern-Verlag, Mainz 2004
7. Maxwell Stocker: A Study of the Tomb-Chapel of Neferhotep (TT 50) - online-Version
8. A. Grimm / H. Schlögel - Festschrift für Waltraud Gugliuelmi (das Verschollene Grab).


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