zur Biografie Haremhab

Haremhab:   Neues Reich  1327/18 - 1296/1292 v. Chr. (n. J. v. Beckerath)
                                                  1322      - 1292          v. Chr. (MÄS) v. Beckerath

Entdeckung von KV 57:


Das Grab von König Haremhab,(KV 57) dem Nachfolger König Ejes wurde am 22. Februar 1908 von Edward R. Ayrton, einem jungen britischen Ägyptologen, der im Auftrage des amerikanischen Industriellen Theodore Davis arbeitete, entdeckt. Ayrton und Davis gruben das Grab noch im selben Jahr aus. Die Veröffentlichung eines detaillierten Berichtes über die Grabung war zwar vorgesehen, doch ist nie erfolgt. Das Manuskript ging verloren. Der Photograph Henry Burton erstellte für das Metropolitan Museum of Art eine vollständige Fotodokumentation.

1971 dokumentierte und veröffentlichte der Ägyptologe Erik Hornung erneut die Wanddekoration - diesmal in Farbe. Das Grab gehört zu den größten und schönsten im Tal der Könige. 

Es wurden keine eindeutig identifizierbaren Überreste von Haremhab gefunden, dennoch gibt es einige Anhaltspunkte, dass das Grab einst versiegelt gewesen sein musste, zumindest ab dem Eingang zu Raum F. 
KV 57 war offensichtlich schon in der Antike mehrmals betreten worden. Es könnte evtl. als 3. Mumiendepot benutzt worden sein. Es existieren einige hieratische Inspektionslisten, aufgrund derer gemutmaßt wird, dass KV 57 vorübergehend als Versteck anderer Grablegungen gedient haben könnte, bevor diese abermals umgebettet wurden, vielleicht in KV 35. 

Der Sarkophagdeckel lag zerbrochen auf dem Boden, als Ayrton die Sargkammer betrat. Die Kanopenkiste und die anderen Grabausstattungen waren beschädigt, was nahe legte, dass das Grab ausgeraubt wurde.

Der halbfertige Zustand des Grabes gibt den Forschern Rätsel auf, denn es wurde offensichtlich nicht unter Zeitdruck errichtet. König Haremhab . Als der König nach einer Regierungszeit, die für die komplette Fertigstellung des Grabes ausgereicht hätte, verstarb, blieb es dennoch unvollendet. 

Wegen Konservierungsarbeiten und dem Einbau von neuen Laufwegen ist das Grab seit Herbst 1994 geschlossen. Zusätzlich wird eine neue Beleuchtung eingebaut. Während eines Wolkenbruchs, der im Jahre 1996 im Tal der Könige niederging erlitt KV 56 schwere Schäden, die zur Zeit renoviert werden. Zwar konnte viel Wasser durch den Schacht im Raum E aufgefangen werden,  doch drang einiges durch die Brücke über den Schacht in den unteren Kammern ein. (Quelle: K. West / Theben Mapping u. Nat. Geogr./ Luxor und Tal der Könige.)

Kurzbeschreibung des Grabes:

Das Grab von Haremhab war bemerkenswert gut erhalten und die Dekorationen gehörten zu den wichtigsten Kunstwerken  im Tal der Könige. Die Architektur stellt eine Übergangsform zwischen den früheren Gräbern  und den jüngeren Gräbern des Neuen Reiches dar. Die Achse des Grabes wird nicht mehr abgeknickt, sondern verläuft gerade und ist nur in der oberen Pfeilerhalle leicht verschoben.

Edward R. Ayrton, entdeckte das Grab KV 57 bei der Beseitigung der Trümmer vom Grab Ramses III., welches gegenüber lag. Langsam wurden die zur Tür hinunterführenden Stufen freigelegt und die Ausgräber konnten in einen fast völlig mit Trümmern versperrten Gang hinunterspähen. Die Rückwand der Brunnenkammer E war mit Steinen oder Lehmziegeln verschlossen, von denen immer noch Spuren in den beiden unteren Ecken des Durchganges zu sehen sind. Zwei Tage später war auch dieses bis zum "Brunnen" reichende Geröll beseitigt, so dass man endlich weiterkam.

Obwohl die Hitze im Grab fürchterlich und die Luft schlecht zu atmen war, wurde der Brunnen überwunden. Der Gang führte von dort aus weiter, was aber durch die ursprünglich versperrte gegenüberliegende Brunnenwand verborgen wurde. Da die bemalte Sperre jedoch durchbrochen war, konnte der dahinterliegende Raum betreten werden.

Im Boden der Kammer befand sich eine ursprünglich ebenfalls verborgene Treppe. Sie führte zu einem weiteren Korridor, dem abermals eine Treppe folgt, die in die Vorkammer mündete. Diese Vorkammer war erstmals mit einer an den Rändern versiegelten Holztür versehen. Diese Vorkammer war erstmals mit einer an den Rändern versiegelten Holztür versehen. An den Wänden zeigt sie ähnliche Motive wie der Brunnenschacht. 

Auf diese Vorkammer folgt die königliche Sarkophaghalle, die ehemals ebenfalls mit einer Holztüre verschlossen war. Die Sarkophaghalle besaß sechs heute leider zerstörte Säulen, ihre Ausmalung war nur skizziert und unvollendet geblieben. Von dieser Sargkammer gehen 6 kleine Seitenkammern ab, die ursprünglich für Grabbeigaben vorgesehen waren. Hinter der Sarkophaghalle befinden sich noch 3 weitere Räume, ein großer und zwei kleine, von denen der letzte nicht vollendet wurde.

Von den Wänden in Raum E und I waren wichtige Teile der gemalten Deckendekoration und des blauen Wandhintergrunds abgeblättert. Die Pfeiler und Decke der Grabkammer waren bei der Entdeckung beschädigt vorgefunden, die Pfeiler zerbröckelt und Teile der Decke herabgefallen. 

Schon im Altertum wurde der zugemauerte Durchgang in der Nordwand von Raum E durchbrochen. Hierbei sind einige der an dieser Stelle vorhandenen, gemalten Szenen beschädigt worden. Zudem wurden rund um die Durchgänge I und J weitere Schäden verursacht.

Maße des Königsgrabes: (nach Kent Weeks)

Achse 357° 43'
Gesamte Länge 127, 88 m
Gesamt Fläche 476, 61 m2
Gesamtes Volumen 1328,17 m3

 

Verschluss-System und Grabeingang:

Der Grabeingang war wahrscheinlich vermauert und von außen zugeschüttet. Der erste Korridor war wahrscheinlich mit Gesteinsaushub verfüllt und der Eingang zum Schachtraum vermutlich vermauert. Der Ausgang des Schachtraumes war vermauert, verputzt und bemalt. Der Treppenabgang in der ersten Pfeilerhalle war bis zum Niveau des Fußbodens der Halle verschlossen.

Ab König Haremhab wurde die Sarkophaghalle erstmals mit Doppeltüren verschlossen.

Architektur:

Die Grabarchitektur von KV 57 ist ziemlich neuartig. Der für die 18. Dynastie charakteristische Knick war zugunsten einer gradlinig - genauer: gezackten oder parallel verlaufenden - Achse aufgegeben worden. 

Die Achsverschiebung ergibt sich durch die entlang der linken Seitenwand des 1. Pfeilersaals abgehenden Treppe in den unteren Grabbereich. Die Lage der Treppe an der linken Seitenwand wäre in KV 57 nicht mehr erforderlich gewesen, weil der 1. Pfeilersaal einen annähernd quadratischen Grundriss erheilt und die beiden Pfeiler nebeneinandergestellt wurden (bisher hintereinandergestellt). Die Achse von Haremhabs Grab ist in Kammer F um etwa 2,50 Meter nach links versetzt. Das entspricht in etwa der Achsenverlagerung in dem Grab von König Sethos I.( KV 17), die um 2,90 Meter nach links versetzt ist. Es handelt sich in KV 57 und KV 17 deshalb nicht um das Festhalten an einer traditionellen Bauform, sondern um eine abgewandelte Form eines Achsknicks, wie der echte Achsknick bei Ramses II. zeigt.

Der 1. Pfeilersaal und die folgenden Korridore sind in KV 57 leicht nach links abgeknickt, so dass sich eine weitere Tendenz nach links ergibt, ohne dass etwa ein Ausweichen wegen schlechter Felsqualität festgestellt werden kann. Ähnlich wie in WV 22 (Amenophis III.) folgt der Sarkophaghalle ein weiteres Raumsystem, dessen Zugang durch die linke Seite der Sarkophaghallen-Rückwand erfolgt.

Die Korridore im Grab sind lang und folgen dem Trend der Verbreiterungen und größeren Höhe und fallen immer noch so steil ab, wie in den früheren Gräbern. Die erste Säulenhalle ist jedoch wie in allen späteren Gräbern viel rechteckiger als vorher. 

In der Grabkammer fallen ziemlich eigenartige Anlagemerkmale auf: der Abhang zwischen dem ersten Säulenpaar und den Stufen zur "Krypta", die zweite Treppe in diesem Bereich sowie die Hinzufügung eines tieferen, unterhalb der Vorratskammer gehauenen Raums - lauter Dinge, die nirgends wiederkehren.

Zum ersten Mal wurde versucht, den Stein wirklich präzise zu behandeln, wenngleich die Zeit für einen Abschlug der Arbeiten offensichtlich nicht ausreichte. Auch die Ausschmückung der Grabkammer wurde nur zum Teil fertig. Damit bietet das Grab interessante Einblicke in die diversen Arbeitsphasen bei der Reliefmalerei. 
Zunächst legte man auf den mit Kieselsteinen polierten Kalksteinwänden ein Grundraster an, dann wurden die Umrisse freihändig in Schwarz skizziert und anschließend in Rot korrigiert. Es folgten erste Steinarbeiten und am Ende stand schließlich ein exquisit gearbeitetes und leuchtendbunt bemaltes Relief.

Dekoration:

Das Grab König Haremhabs war das erste Königsgrab, dessen Wände erstmals mit bemalten Hochreliefs ausgestattet wurde. Vorher dekorierte man die Wände mit einfachen Malereien auf verputzten Flächen. 

Die ersten vier Korridore von KV 57 sind niemals bemalt worden, trotzdem sind sie sehr interessant. Man betritt das Grab über eine ca. 35° steil abfallende Eingangstreppe (A), die unter einem ungewöhnlich tiefen Überhang liegt, der nur das obere Drittel der Stufen unbedeckt lässt. Heute wird  es von einem modernen Dach geschützt. Hinter der Eingangstreppe liegt der erste Korridor (B), der ein Gefälle von ca. 18 ° aufweist. Über einen weiteren mit 38° noch steileren Treppenabgang (C), der seitliche Nischen aufweist, erreicht man den zweiten Korridor (D) mit ca. 21° Gefälle. Hierauf folgt der sogenannte Schachtraum oder "Brunnen" (E), welche der erste dekorierte Teil von KV 57 ist.

Th. Davis berichtete von einem Nebenraum im Schacht, was aber leider nicht nachgeprüft werden kann, da der Schacht heute weitgehend zugeschüttet ist. Die Schachtwände sind sorgfältig behandelt. Die Frage, ob am Grunde des Schachtes ein oder mehrere Nebenräume vorhanden sind, muss daher leider offen bleiben. 
Edward R. Ayrton will am Boden des Schachtes eine kleine Kammer entdeckt haben - ein Merkmal, das gegen die Deutung spricht, der Brunnenschacht diente evtl. zur Abschreckung von Dieben errichtet worden oder sollte die eintretendes Wasser aufnehmen. Es könnte sich bei dem Schacht evtl. auch um ein symbolisches Grab des Osiris handeln.

Brunnenschacht - E -
An den Wänden des Ritualbrunnens befinden sich die ersten Reliefdarstellungen, die wunderschön ausgeführt und dessen Farben heute noch genauso brillant leuchten, wie bei ihrer Entstehung. Die vier Wände weisen Darstellungen zweier Gruppen von Gottheiten auf: Hathor, Isis, Osiris und Horus auf der linken Seite und Hathor, Anubis, Osiris und Horus auf rechten Seite. Die gut gearbeiteten Figuren sind auf einem blaugrauen Hintergrund gemalt worden.

Die Reliefs des Königs in Gesellschaft verschiedener Götter erinnern an die künstlerisch hervorragenden Arbeiten zur Regierungszeit König Amenophis III.

Der König trat in den älteren Gräbern völlig passiv vor die Götter, die für das Jenseitige Leben verantwortlich waren. Erst seit Haremhab betet der König sie an und opfert ihnen Krüge mit Wein, der sie gnädig stimmt

Details des Brunnenfrieses.
König Haremhab in der Gesellschaft der Götter.
Links: sitzendere Osiris, Anubis und Horus

Dieses Bild ist aus der freien Enzyklopädie Wikipedia entnommen
und ist unter Creative Commons-Lizenz Namensnennung lizenziert.
Quelle: originally posted to Flickr as La tombe de Horemheb (KV.57) (Vallée des Rois / Thèbes ouest) - Urheber:; Jean-Pierre Dalbera

 

Haremhab zwischen Osiris mit mit königlichen Szepter (links) und der Göttin Hathor (rechts), die Herrin des Westens.
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und ist unter Creative Commons-Lizenz Namensnennung lizenziert.
Quelle: originally posted to 
Flickr
as La tombe de Horemheb 3 (KV.57) 
Urheber:  Jean-Pierre Dalbera

Haremhab lässt sich in diesen Szenen als erster König aktiv betend darstellen. Er wird auf der westlichen Hälfte der Süd-Wand der Brunnenkammer von Horus zu Isis gebracht, er opfert der Göttin Hathor Wein und steht vor Osiris-Wennefer. Auf der östlichen Hälfte der Südwand erscheint Horus als göttlicher Begleiter des Königs und bringt ihn zu Hathor und Isis am südlichen Ende der Ostwand.

Die Gestaltung der Szenen und Details wirken streng geordnet aber dennoch harmonisch, vor allem die Details von Haremhabs Kleidung und der kunstvolle Kopfschmuck des falkenköpfigen Gottes Horus. Auch die Hieroglyphen sind detailliert und perfekt proportioniert ausgeführt.

Ein Kheker-Fries in einfachem, kraftvollen Stil zieht sich um die Oberkante aller vier Wände entlang.

Eine kurze dreistufige Treppe mit einem Gefälle von ca. 45° führt in die 1. Pfeilerhalle (F), ein kleiner Raum mit zwei Pfeilern. Hier zeigt sich wieder eine weitere architektonische Änderung, indem die Mittelachse des  Grabes nach links versetzt wird, so dass seine Längsachse nun annähernd parallel zu den oberen Korridoren verläuft, ebenso die der Treppen und der unteren Kammern, wenn auch leicht nach Westen abweichend.

Links hinten im Boden der Pfeilerhalle führt eine weitere Treppe mit ca. 32° nach unten. Wahrscheinlich war der Schacht, in dem nun die folgenden Treppen verlaufen ursprünglich mit Kalksteinblöcken verschlossen. Jedenfalls berichteten die Ausgräber von Anzeichen einer Blockade im Abstieg, die allerdings schon in der Antike aufgebrochen war.                                                                         

Ebenso wie der Raum F (Pfeilerhalle 1.) sind die beiden nächsten Räume, abwechselnd Korridor (G) und Treppe (H) ohne Dekoration geblieben. Der Treppenabgang mit einem Gefälle von ca. 28° führt zum Vestibül (Vorkammer). 

Vestibül:

Die Dekoration des Vestibüls  ( Raum I ) zeigt ebenso wie in Raum E auf beiden Seiten der Wände den König, wie er den  Göttern und Göttinnen opfert. Wie in den Grabanlagen der anderen Könige des Neuen Reiches, Szenen aus dem "Pfortenbuch", die den verstorbenen Herrscher dabei helfen sollen, ihren Weg durch die Unterwelt zu finden.

Die beiden Bildausschnitte der vorderen westlichen Wand der Vorkammer zeigen den falkenköpfigen Gott Harsiesis, der die Doppelkrone von Unter- und Oberägypten trägt und wie Horus, "Sohn der Isis", mit Falkenkopf und menschlichem Körper die Göttin Isis, die analog zur Göttin Hathor mit den Kuhhörnern und der dazwischen liegenden Sonnenscheibe auf dem Kopf gezeigt wird.

Die Ostwand und die westliche Hälfte der Südwand zeigt Hathor, wie sie voller Zuneigung den Ellbogen des Königs in einer Hand hält und ihre andere Hand auf seine Schultern legt.

Auf der Westwand  (linke Seite) des Vestibüls sieht man den König, wie er vor dem schakalköpfigen Gott Anubis steht, der Göttin Isis, der Herrin der beiden Länder,  Wein anbietet. Der falkenköpfige Gott Harsiesis verkündet dem König sein Erscheinen im Himmel an und  begrüßt Osiris.  

Bei Haremhab wird der falkenköpfige Harsiese "Horus, Sohn der Isis", neu in das Bildprogramm aufgenommen. In dieser Gestalt ist Horus nicht der alte Himmelsgott, der sein Schwingen über die ganze Welt breitet und sie mit Sonne und Mond als seinen Augen erleuchtet, sondern der Sohn und Helfer von Isis und Osiris. -

An der Ostwand opfert der König Anubis Wein, steht vor Isis und opfert dem Horus Wein, steht vor Hathor und opfert dem Osiris Wein. 

Ab Haremhab erscheinen nun zum erstenmal die Gottheiten Ptah und sein Sohn Nefertem  neu im Bildprogramm an den Grabwänden. Zum erstenmal erscheint auch Maat, welche die richtige Ordnung der Welt verkörpert.. Sie begrüßt den verstorbenen König auf beiden Seiten des Eingangs zur Sargkammer und hilft ihm bei den Schritten über die letzte Schwelle.

Isis, die Mutter des Horus und Schwestergemahlin des Osiris, mit dem Beinamen "Herrin des Himmels", vertritt hier wohl die Göttin Nut, die im Bildprogramm von KV 57 fehlt. Isis und die Westgöttin mit ihrem Falkenzeichen auf dem Kopf, tragen eine schwarze Perücke. Dagegen ist die Göttin Hathor mir einer blauen oder gestuften Perücke dargestellt. Osiris und Ptah haben grüne Haut, was das erneuerte Leben symbolisiert.

Auf der  Nordwand wird der König mit den memphitischen Gottheiten Ptah und  dessen göttlichen Sohn Nefertem gezeigt, der den Götterbart trägt und und auf dessen Kopf eine Lotosblüte befestigt ist. Vor dem Durchgang zur Sargkammer bilden Ptah mit dem Djed-Amulett und sein Sohn "Nefertem mit dem Isisblut-Amulett (Tit) bei Haremhab den Abschluss der Dekoration, sind also besonders hervorgehoben.
Nefertem ist mit der Lotosblüte auf dem Haupt dargestellt. Er ist seit dem Alten Reich der Gott der Salben und der Duftstoffe, allgemein des Wohlgeruches.

Wie in der Brunnenkammer ist auch hier die Oberkante der vier Wände mit einem Kheker-Fries verziert. Die Decke des Vestibüls wird von einem Sternenhimmel bedeckt.

Über eine kurze Schräge gelangt man in die Sarkophaghalle (J). Die äußeren Laibungen im Eingang zur Grabkammer sind beide mit stehenden Figuren der Göttin Maat dekoriert.

Sarkophaghalle:

In der Grabkammer fallen ziemlich eigenartige Anlagemerkmale auf: der Abhang zwischen dem ersten Säulenpaar und den Stufen zur "Krypta", die zweite Treppe in diesem Bereich sowie die Hinzufügung eines tieferen, unterhalb der Vorratskammer gehauenen Raumes - alles Dinge, die nirgendwo in einem anderen Grab mehr auftauchen.

Die rechteckige, langschiffige Sarkophaghalle (J) besteht aus zwei Teilen. Im vorderen Teil, dessen Boden auf einer Ebene auf gleicher Höhe mit dem Vorraum liegt, wird die Decke von sechs Pfeilern in drei Doppelstellungen getragen, wo eine flache Rampe in der Mitte des Raumes von den Pfeiler flankiert wird. 

Der hintere Teil der Grabkammer wurde vertieft und etwas breiter als der vordere Teil angelegt. In diesem vertieften Hallenteil mit einer flachen Decke steht heute noch in der Mitte des Raumes der königliche Sarkophag. In den tieferen Teil führen zwei vierstufige kurze Treppen mit 45° Gefälle. 

Eine Treppe liegt in der Mitte zwischen den Pfeilern, die andere links zwischen dem linken Pfeiler und der Hallenwand. Vielleicht war auch für rechts ein Treppenabgang vorgesehen, der dann aber nicht mehr verwirklicht wurde.

Die Sarkophaghalle besitzt vier Hauptnebenkammern, je zwei links ( Ja und Jb ) und rechts ( Jc und Jd ) der Sarkophaghalle, wobei die linken Nebenkammern nochmals je einen Nebenraum aufweisen ( Jaa und Jbb ), also insgesamt acht Anbauten. In den Seitenkammern bewahrte man Grabmöbel und Speise- und Trankopfer auf.

In der Ost- und Westwand der Sarkophaghalle befinden sich unter der flachen Decke ein Paar rechteckige Nischen für magische Ziegel.

Dekoration der Grabkammer:
In der Sarkophaghalle sind die Wände nicht mehr mit dem "Amduat", wie in den älteren Gräbern, wo die "Schrift des Verborgenen Raumes" abgebildet wurde, dekoriert, sondern mit einem neuen Unterweltsbuch geschmückt, welches als "Pfortenbuch" bezeichnet wird. Der Name "Pfortenbuch" bezieht sich auf die Tore, die sich zu jeder der 12 Nachtstunden öffnen. Der Text beschreibt die Reise der Sonne über den Nachthimmel in Begleitung des Königs. Er ist allerdings nicht vollständig. Nur zwei Nachtstunden sind vollständig vorgezeichnet. Auf der vorderen Wand der Grabkammer erscheint die zweite Stunde des Pfortenbuches; auf der linken Wand ist die Fortsetzung der zweiten Stunde sowie die vierte und fünfte Stunde dekoriert. Die dritte und sechste Stunde befinden sich auf der linken Wand. Die dritte und vierte Stunde sind vollständig vorgezeichnet, dazu die Gerichtshalle des Osiris auf der Rückwand, die dazu weitere Aspekte aus der sechsten Stunde zeigt.

Im oberen Register der zweiten Stunde werden die geheiligten Toten dargestellt, die in Gegenwart von sieben Göttern in der Heiligen Barke gezogen werden. Nur der Gott im Barkenschrein, wurde als Relief ausgeführt, während die anderen Figuren nur gemalt sind.

Darunter sind "vier Erschöpfte" und "20 gefesselte Männer" gemalt, die fortgeschafft werden.  Evtl. verkörpern sie die vier Elemente, die auf der Erde nötig sind, jedoch nicht im Jenseits. (Quelle: Alberto Siliotti /Tal der Könige)

In der dritten Stunde werden die Mumien zum Leben erweckt und der Sonnengott in der Barke der Erde mit Stieren an beiden Enden geschleppt. Sie wird von acht Mumien getragen. Die vierte Stunde zeigt die Wasserflächen, die den See des Lebens und den See von Uräus darstellen. 
In der
fünften Stunde repräsentieren Schlagen den Lauf der Zeit. Weiterhin sind hier Nubier, Libyer, Asiaten und Ägypter zu sehen, die alle im Leben nach dem Tod umsorgt werden. Die sechste Stunde zeigt eine gemalte Szene auf der Rückwand von Haremhabs Grabkammer, die das Totengericht festhält. Osiris auf seinem Thron sitzt vor einer Waage auf einem Podium. Die Gerichtsszene auf der Rückseite ist nur in Umrissen fertig. Eine Anubismaske und der Thron sowie ein Skarabäus, der Bart und das Anchzeichen von Osiris sind mit schwarzer Farbe ausgefüllt. 
Neun Gesegnete steigen die Treppen zu ihm herauf. In einem kleinen Boot steht ein Schwein, Symbol des Gottes Seth und Symbol für das Böse. Stöcke tragende Affen greifen das Schwein an - sie sind die Beschützer des Sonnengottes.
(Anmerkung:  Nummerierung der Stunden nach E. Hornung / nach Piankoffs Nummerierung wären es die Stunden 1 - 5 )

Die bedeutendste Neuerung erfolgte aber vom Übergang der Wandmalerei zum Relief. Vielleicht wurde diese ausgelöst durch die Entwicklung der Beamtengräber, von denen einige (Ramose und Chaemhat) schon unter der Regierung von Amenophis III. in Theben mit feinsten Flachreliefs geschmückt wurden. Stilistisch sind die Figuren insofern interessant, als sie ein Übergangsstadium zwischen der späteren Amarna-Periode und dem verfeinerten Ramessiden-Stil repräsentieren.

Die handwerklichen Arbeiten sind von sehr guter Qualität, obwohl die Dekoration nie vollendet wurde. Man hatte in der Sargkammer damit begonnen, die Vorzeichnungen zum Pfortenbuch von unten nach oben in Relief umzusetzen, kam dann aber nicht mehr sehr weit.
Bild:      La tombe de Horemhab - 6d.jpg
Author   
Jean-Pierre Dalbera
Lizenz     CC BY 2.0
Bild:      La tombe de Horemhab 
Author   
Jean-Pierre Dalbera aus Flickr-Album
Lizenz     CC BY 2.0

 Das Grab wurde sehr früh aufgegeben, daher kann man die einzelnen Stadien des künstlerischen Prozesses von den Steinmetzen bis zu den Malern gut nachvollziehen. Zunächst legte man auf den mit Kieselsteinen polierten Kalksteinwänden ein Grundraster an, dann wurden die Umrisse freihändig in Schwarz skizziert und anschließend in Rot korrigiert, es folgten erste Steinarbeiten und am Ende stand schließlich ein exzellent gearbeitetes und leuchtendbunt bemaltes Relief. Vielleicht benutzten die Künstler Papyri mit Kopien des Totenbuches als Vorlage für die Texte und Zeichnungen in roter Farbe. Ein Oberschreiber überprüfte ihre Arbeiten und führte die Korrekturen aus.

Kammer Jb

In der zweiten nach links abzweigenden Seitenkammer,  ist ein Bild des Osiris vor dem Djed-Pfeiler auf die nur roh geglättete Wand gemalt, wodurch die Figur rau und etwas bedrückend wirkt

Grabausstattung

Hauptstück der in dem Grab verbliebenen Grabausstattung war der schön verzierte Sarkophag aus Rosengranit, der einen Schädel und mehrere Knochen barg. Er ist mit grazil bemalten Tiefreliefs dekoriert und stand auf einem Kalksteinsockel. Sechs magische Holzfiguren ( von denen sich noch fünf in situ befinden ), die in Fußbodenvertiefungen auf beiden Seiten standen, "trugen" den Sarkophag. Die bemalte Sarkophagwanne hat eine Länge von 2,72 m und eine Breite von 1,15m. Die Höhe ist 1,22 m. 

Sarkophag und Wanddekoration in zentraler Grabkammer


Der königliche Sarkophag aus Rosengranit befindet sich auch heute noch in der Grabkammer. Der Sarkophag König Haremhabs ähnelt im Aussehen sehr stark dem des Tutanchamuns und Ejes. 

Bild:     La tombe de Horemheb (KV.57)
Autor:  Jean-Pierre Dalbéra
Lizenz:
(CC BY 2.0)

Bild:      La tombe de Horemheb - 7 (KV 57)
Autor:  
Jean-Pierre Dalbéra
Lizenz: 
(CC BY 2.0)

An den vier Ecken des Sarkophages befinden sich gemeißelte Darstellungen der Göttinnen Isis, Nephthys, Selket und Neith mit ausgebreiteten Flügelarmen. Links vorne: die Göttin Selket, rechts vorne: die Göttin Nephthys, an den hinteren Ecken Isis und Neith.
Die Figuren auf der vorderen Seite des Sarkophages stellen die Götter Duamutef, Anubis und Amset - über seinem Körper liegt die ausgebreitete Schwinge einer Göttin -  als Schutzgottheiten dar, während auf der Rückseite die vier Horussöhne und Anubis zu sehen sind. 

Der in der Antike entfernte und zu Boden geworfene schmucklose Deckel war in der Antike einmal gesprungen und sorgfältig mit Hilfe von Keilen, sogenannten "Schwalbenschwänzen, geflickt worden. Er hat die von William C. Hayes in einer Studie über die königlichen Sarkophage der Vor-Amarnazeit als giebeldachartig (gable-endet) bezeichnete Form. Der Sarkophag König Haremhabs ähnelt im Aussehen sehr stark dem des Tutanchamun und des Eje.

Die Ausgräber fanden weiter zerbrochen Königs– und Götterbilder aus gelb bemaltem und mit Harz überzogenem Holz. Sie lagen verstreut zwischen Massen von Bauschutt und getrockneten Blumengirlanden, die beim Begräbnis benutzt worden waren. 

Unter einer dicken Schicht von Schutt fanden sich Teile eines Kanopenkasten aus Alabaster, dieser war bereits in der Antike zerschmetterte worden. Die dazu gehörigen kopfförmigen Verschlüssen (ähnlich den Porträtkopfstöpseln des Tutanchamuns) konnten geborgen werden und sind mittlerweile restauriert.

Weiter wurden ebenfalls verschiedene, z.T. stark beschädigte Figuren aus Holz entdeckt, die deutliche Ähnlichkeit mit Figuren aus dem Grabschatz des Tutanchamuns aufweisen, wie die lebensgroße "Wächtergestalten", eine Liege mit Nilpferdkopf, drei große Anubis-Figuren, vielleicht ähnlich der bei Tutanchamun auf einem Tragschrein gefunden, ein "Osiris-Bett", "Zauberziegel", Modellboote, Feste- und Faltstühle, Bahrenrosetten, Fayencekügelchen, schließlich Holz- und Steinbehältnisse für einbalsamierte Vorräte.

Unklar ist die Bedeutung eines einzelnen Kanopenkruges mit Menschenkopfverschluß in der Privatform der 18. Dynastie, der in hieratischer Schrift den „ Namen eines Mannes (?) “ trägt: "Sauoa" - offensichtlich eine fremdländische Form “.

Vom königlichen "Schlittensarkophag" und von den Särgen waren kleine Zedernholzfragmente und Akazienstreben übrig, die den Thronnamen des Königs trugen.

Aus den Vorratskammern im Nordosten und Südwesten wurden menschliche Überreste geborgen. Die Mumie Haremhabs befand sich nicht im Grab, obwohl in der Grabkammer und einer der Seitenkammer vier Mumien verstreut lagen.

Ein Graffito an der Wand, welches von einer Umbettung ins Grab Sethnachtes (KV 14) spricht, bezieht sich vermutlich auf Haremhab.

Der evtl. Holzsarg des Königs - Länge 206 cm, Breite 54,5 cm, Höhe 36,5 cm -  (Kairo CG 61020 /JdE 26214 Kairo) fand sich in der königlichen Cachette DB 320 in Deir el-Bahari. In ihm hat sich aber bei der Auffindung nicht König Haremhab, sondern die Mumie Ramses II. befunden.
Diese Zuordnung ist allerdings unter den Gelehrten strittig. Der Zedernsarkophag war möglicherweise auch für den Nachfolger Haremhabs, König Ramses I., angefertigt worden. (T.G.H. James /Ramses II. - der große Pharao) Der einfache, nüchterne und schmucklose Deckel zeigt das Antlitz eines jugendlichen Herrschers, der in Osirisgestalt die Geißel und den Krummstab in seinen Händen trägt. Die Gesichtszüge erinnern eher an den jugendlichen König Tutanchamun und deshalb stellt sich möglicherweise die Frage, ob dieser Zedern-Sarkophag nicht vielleicht der eines Königs vom Ende der 18. Dynastie sein könnte. Tatsächlich sind beim Transport der Könige in die beiden Mumienverstecke von den Priestern des Amun mehrere Särge vertauscht worden. Die Tatsache, dass der Sarg aus mehreren Holzbrettern zusammengefügt worden ist, die untereinander mit Dübeln und Zapfen verbunden sind, könnte als Argument gegen die Zugehörigkeit des Sarges zu Ramses II. herangezogen werden, denn für "Ramses den Großen" würde man eher einen Sarkophag aus massiven Gold erwarten.
 



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