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Beamte unter Amenophis II.

Für Amenophis II. sind Feldzüge für die Jahre 3, 7 und 9, nach Asien auf Stelen in Memphis und Karnak belegt. Der erste Feldzug Amenophis II. fällt ungefähr mit dem Beginn der Alleinregierung des Königs zusammen und wird wohl mehr eine Machtdemonstration des neuen Königs gewesen sein, als eine militärische Notwendigkeit. In der Hauptsache wird es sich darum gehandelt haben, dass der König die Stadtfürsten neu auf sich vereidigte, da nach ägyptischen Recht untergebene Fürsten nur für ihre Person und nur auf einen namentlich benannten Herrscher Treue schwuren, nicht auf die Dynastie.
Stelen aus Amada - Datum: 15. Tag, 3. Monat smw (schemu-Jahreszeit) Jahr 3, (Urk. IV. 1287) - berichten u. a. über diesen ersten Feldzug.

Den einleitenden Epiteta, die von der Macht des Königs künden, folgt eine Aufzählung der baulichen Veränderungen im Tempel von Amada. Dabei werden dieselben Formulierungen verwendet, wie in dem fragmentarischen Stelentext aus dem Chnumtempel von Elephantine. Darauf folgt der Bericht über den Feldzug des Königs, der den eigentlichen Anlass zur Aufstellung der Stele in Amada darstellt.

Das ägyptische Heer stieß bis nach Tachsi (ta – x si), einem Gebiet südlich von Qadesch am Orontes vor, wo 30 Orte erobert wurden. Es wird berichtet, dass der König selbst Mann gegen Mann kämpfte und eine erste feindliche Armee in Edom auf palästinensischem Gebiet vernichtete. Danach überquerte er den Orontes und bestrafte die von den Stamm "Chatiana" aufgewiegelten Beduinen der Wüste und erreichte wohl das Gebiet der Mitanni. Deren Fürsten sollen gekommen sein, um den König um „ Lebenshauch “ zu bitten. Sieben syrische Fürsten, die der König mit eigenen Händen erschlagen hatte, werden kopfüber am Bug des Königsschiffes befestigt, sechs davon dann an der Stadtmauer von Theben, der siebte wurde an der Mauer von Napata, am 4. Katarakt aufgehängt.

Nachdem Seine Majestät aus Oberretjenu zurückgekehrt war und alle jene, die ihm nicht mehr ergeben waren, vernichtet hatte, indem er die Grenzen Ägyptens ausdehnte auf dem ersten Feldzug des Sieges.

Seine Majestät kehrte freudigen Herzens zurück zu seinem Vater Amun, nachdem er mit ihren eigenen Keulen die sieben Häuptlinge erschlagen hatte, die in dem Gebiet von Tachsi gewesen waren; sie wurden mit dem Kopf nach unten an dem Bug des Schiffes aufgehängt dessen Name „ Aacheperure der Gründer der beiden Länder “ war. Dann wurden sechs von diesen Feinden aufgehängt auf der Außenseite der Umfassungsmauer von Theben, die Hände desgleichen, und der übrige Feind wurde mit dem Schiff nach Nubien gebracht und an der Umfassungsmauer von Napata aufgehängt. “

 

Elephantinestele:

"„ …………………….  Es gibt nicht eine, der seinen Bogen spannen kann, weder unter seinen Soldaten noch unter den Häuptlingen des Hügellandes (oder) unter den Fürsten von Retenu. Denn seine Stärke ist soviel größer als (die von) irgendeinen König, der je gewesen ist."

 

Feldzug des Jahres 7:

Auf Stelen aus Karnak und Memphis liegen ausführliche Berichte über den Asienfeldzug des Jahres 7 vor.

Der Feldzug des Jahres 7 dürfte seinen Anlass in einem Vorstoß des Mitanni-Königs Schauschtatar in Nordsyrien gehabt haben. Der Kriegszug war wesentlich größer angelegt als der des Jahres 3.  
Amenophis
II.
führte das ägyptische Heer von den Häfen der Mündungen des Eleuthos kommend, durch das Orontestal (der Orontes wird am 26. I. smw /Schemu überschritten) weit nach Norden  (ob auch nach Ugarit, ist zweifelhaft). Jedoch schon die Stadt, die am nächsten Tag erreicht wurde, war feindlich. Wie gewöhnlich wurde die Stadt umgangen, um zunächst die feindliche Hauptmacht zu treffen. Doch darüber schweigen die Texte, die auffälligerweise hier eine zeitliche Lücke im Feldzugbericht aufweisen. Genau 14 Tage werden übersprungen, der Text setzt wieder ein, mit dem Aufenthalt des Königs in Nija.

Der König ist also bereits mit dem Heer auf dem Rückmarsch Richtung Süden, dies macht wahrscheinlich, dass er gegen Mitanni eine Niederlage erlitt. Wahrscheinlich hatte er versucht, weiter nach Norden vorzustoßen, vermutlich Richtung Aleppo, erlitt aber wohl gegen die Mitanni eine Niederlage. 
Amenophis
II.
musste sich deshalb auf Nija zurückziehen, das damals wahrscheinlich die nördlichste Besitzung Ägyptens im Orontestal war. Wohl auf die Nachricht der postulierten Niederlage des ägyptischen Heeres erhob sich die Bevölkerung von Ugarit gegen ihren ägyptentreuen Fürsten, doch konnte der Aufstand durch ägyptische Truppen unter Führung des Königs selbst niedergeworfen und diese wichtige Handelsstadt für Ägypten, gehalten werden. Kadesch war noch Ägyptentreu, wurde aber zur Vorsicht neu vereidigt und durch ein militärisches Schauspiel beeindruckt. Die Stadt Hasabu, südlich von Kadesch gelegen, war aber schon wieder auf mitanische Seite übergewechselt.

Wie weit die Versuche der Mitanni, die ägyptischen Besitzungen zu unterwandern und diplomatisch auseinander zubrechen bereits gediehen waren, zeigt sich darin, dass den Ägyptern in der Ebene Scharon ein mitanischer Bote mit dem Brief seines Herrn an einen der palästinensischen Stadtherren, in die Hände fiel.

Da viele der auf dem Rückzug als erobert genannte Ortslagen uns unbekannt sind, kann man mit W. Helck vielleicht feststellen, dass „ für das Bild des maatgerechten, ewig siegenden ägyptischen Königs" die Schilderung seines weiteren Zuges im palästinensischen Raum herhalten [muss], wo nur der Wissende bemerken kann, dass die dort genannten Städte mit ihren Fürsten, die erobert werden, kleine sonst unbekannte Dörfer sind mit einfachen Dorfschulzen, denen man das Vieh wegtreibt, um die Soldaten zu versorgen.

Karnak und Memphisstelen
- Berichte über die Feldzüge aus Jahr 7 und 9 -

Die in Karnak gefundenen Stelen beschreiben die Ereignisse der Feldzüge. Da der Stelentext sehr verstümmelt ist, war er praktisch wertlos, bis 1942 in Memphis eine weitere Stele in einem fast unversehrten Zustand auftauchte, die zum Teil von denselben Ereignissen berichtete. Trotz erhelblicher Abweichung im Text ergänzen sich beide Stelen in nützlicher Weise. 

Leider sind auf beiden Stelen während der Amarnazeit Löschungen vorgenommen worden, ein Schaden, den auch die von König Sethos beauftragten Arbeiten zur Wiederherstellung alter Denkmäler nicht wiedergutmachen konnte.

Stelentext aus Karnak und Memphis - Urk. IV 1299 f.:

"Seine Majestät zog gegen Retenu auf seinem ersten siegreichen Feldzug, um seine Grenzen zu erweitern......"
 
nach der Dateirung in das Jahr 7. und dsem Lob der stärke des Königs folgt die Beschreibung der Zerstörung des Gebietes einer Stadt namens "Schamasch - Edon" ca. 18 km nördlich von Katna entfernt.

"Jahr 7, 1 smw, Tag 25, nach nach S m Su aa – tu – m …..  Seine Majestät zerhakte es ……
(Die Stadt wurde damals wohl noch nicht erobert - eine Beuteliste zeigt aber Kämpfe dort an.)

Liste dessen, was Seine Majestät dort erbeutete:
35 lebende Asiaten
22 Rinder.

Es wurde hierbei nur eine geringe Zahl von Gefangegen und Vieh gemacht. Dann folgt die Überquerung des Orontes.

 

Stelentext aus Karnak und Memphis - Urk. IV 1302,7:

"1. smw, 26. Tag, Überschreiten des Orontes.
Seine Majestät überquerte den Orontes über Wasser, ungestüm wie der Gott Rescheph. Dann wandte er sich in die Runde, um sich um die Nachhut seines Heeres zu kümmern, und sah einige Asiaten, die verstollen aus der Stadt Katna gekommen waren, um das Heer des Königs anzugreifen.

Liste dessen, was Seine Majestät an diesem Tag erbeutete:
Maiannu 1;
Pferde 2;
Streitwagen 1;
ein Panzerhemd; zwei Bogen;
Ein Köcher voller Pfeile, ein Harnisch und ein zerlegtes Zaumzeug (?)

1. smw, 27. Tag, nach Katna; Schlagen der Asiaten (?)

Seine Majestät war mit Waffen des Kampfes ausgerüstet und Seine Majestät stieß auf ihren Rücken hinab wie der göttliche Falke im Flug, und sie wichen, ihre Herzen waren verzagten, ein jeder war auf seinem Genossen gefallen, einschließlich ihres Hauptmannes. Da war keiner bei Seiner Majestät außer ihr und ihrem Starken rechten Arm. Seine Majestät tötete sie mit einem Schlag.

Auch hier wird Katna nicht angegriffen, sondern ur ein aus dieser Stadt kommender Angriff abgewehrt. Nach einer kurzen Erwähnung des Abzugs des Königs und der gemachten Beute fährt der Karnaktext mit einer ausführlicheren Version fort:

" ....„ Zweiter Monat der smw (Sommerzeit), Tag 10, Umkehr südwärts. Seine Majestät gelangte im Streitwagen nach Niy, und die Asiaten dieser Stadt, Männer und Frauen, waren auf ihren Maueren, indem sie Seine Majestät anbeteten und große Verwunderung zeigten über den schönen Gott. “
Stelentext aus Karnak und Memphis - Urk. IV 1303,5:

 "2. smw, 10. Tag; Südwärts ziehen von Ägypten; nach Nija; Unterwerfung Siehe, die Asiaten dieser Stadt, Männer wie Frauen, waren auf ihren Mauern und priesen   Seine Majestät. "
(
das heißt sie ergaben sich)  

Zwischen 1. smw, Tag 26. und 2. smw, Tag 10., klafft eine Lücke von knapp zwei Wochen. Nördlich oder nordöstlich von Nija erlitt das Ägyptische Heer anscheinend eine Niederlage. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit Ugarit, unter einem Datum das jedenfalls nach dem 10. Tag, 2 smw liegt  
"
ziehen nach Ugarit (a (a) – ku – ta)"

In Urk. IV, 1312,7 wird eine Begründung für den Marsch nach Ugarit gegeben: Dort sei gegen die ägyptische Besatzung und den ägyptertreuen Fürsten eine Aufstandsbewegung entdeckt worden, die vom König unterdrückt werden musste.

Karnakstele: Urkunden IV. 1312,7:

"Nun hatte Seine Majestät gehört, dass einige von den Asiaten, die in der Stadt Ukat (Ugarit) waren, nach einer Möglichkeit suchten, wie sie die Garnison Seiner Majestät aus ihrer Stadt vertreiben und das Gesicht des Fürsten umkehren könnten, der Seiner Majestät ergeben war.  Da wurde Seine Majestät wissend darum in ihrem Herzen, und sie umzingelte alle, die ihr trotzten in dieser Stadt und erschlug sie auf einmal. So bezwang er diese Stadt und beruhigte das ganze Land. "

Dieses Unternehmen gegen Ugarit scheint 10 Tage in Anspruch genommen zu haben, denn die nächste Annalennotiz ist:

Urk. IV 1303, 13 - 14:

"Ruhen im Zelt Seiner Majestät in der Umgebung von si – l´- xa ostwärts Sa – S ra – m ."

Danach wurde also in Zelten Rast gemacht in der Nähe von Tjalchi.  

Urk. IV. 13012, 18 - 19 :

"2. smw, 20. Tag. Er war dem Zeltlager Seiner Majestät, zur Stadt  si – l’ xa.  Plündern der Dörfer von  ma – n – su – t.  Nach  h – si – ri – aa. Unterwerfung."

Dann machte sich der König von hieraus auf, einige Dörfer in der Nähe zu plündern und in anderen die Huldigung ihrer Ortsvorsteher entgegenzunehmen.

Urk. IV. 1303, 16:

"(Es) gelangte Seine Majestät nach (dem Lande) !T r a. Sein Fürst kam Seiner Majestät in Frieden entgegen mit seinen Kindern und all seiner Habe. Nach  ja – n – qa. Unterwerfung. Seiner Majestät wurde durch (das Land) YnoA (Jneq) Frieden angeboten. "

Urk. IV. 1303, 19:

"Nach Kadesch. Unterwerfung. Schiessen auf die Scheibe südlich der Stadt. Seine Majestät gelangte nach Qadesch; sein Fürst kam seiner Majestät in Frieden entgegen"

Urk. IV. 1304,2:

"Dann ließ man sie einen bindenden Eid (sDfA tr) schwören (und) alle ihre Kinder [ebenso].“

In Kadesch angekommen, ließ man einige Fürsten gemeinsam mit ihren Kindern einen Treue-Eid ablegen. Um seine Geschicklichkeit zu zeigen und zugleich seine Bonhomie zu beweisen, zeigte der König sein Können im Gebrauch der Waffen.

".........(es) schoss seine Majestät danach auf zwei Schilde aus Kupfer in ihrer Gegenwart."
Urk. IV. 1304,5:

"Jagd bei la – b – au
Und sie (der König und die Fürsten (?)) machten Streifzüge bei Rebi in den Wald und brachten zahlloses Wild zur Strecke."

 

Urk. IV. 1304,10:

"Nach xa – Sa – bu. Unterwerfung.
(nach Stele Memphis) Seine Majestät gelangte auf ihrem Streitwagen nach Chaschabu, allein und ohne einen Begleiter, und kehrte von dort zurück in kurzer Zeit und brachte 16 lebende Mariannu mit, zu Seiten ihres Streitwagens. 20 Hände an der Stirn seiner Pferde und 60 Stück Vieh, die vor ihr her getrieben wurden. Die Unterwerfung unter Seine Majestät wurde von dieser Stadt vollzogen. "

Urk. IV. 1304,16:

" 3. smw, 6. Tag. Südwertsmarschieren in der Scharonebene. Antreffen eines Mitanni Boten mit einem Brief am Hals gebunden.

Als Seine Majestät nun nach Süden in die Ebene von Scharon vorrückte traf sie einen Boten des Fürsten von Naharina, der eine Tontafel an seinem Halse trug. "

Urk. IV. 1304,19:

"Er nahm ihn gefangen und brachte ihn auf der Deichsel seines Wagens weg. Er nahm ihn als einen lebenden Gefangenen an der Seite ihres Streitwagens. Dann fuhr Seine Majestät weiter mit zwei ………………… nach Ägypten, der Mariannu als ein lebender Gefangener auf einem Streitwagen zusammen mit ihr. "

Urk. IV. 1305,1:

"3. smw, 7. Tag. Abmarsch aus si – b(a) – ja n< i >. "

Urk. IV. 1305-8:

"Es plünderte Seine Majestät die Dörfer von Mpsn und die Dörfer von $ttn. Man erbeute seine Fürsten, seine Kinder; seine Frauen als Gefangene ……………………… Auszug nach ajt rn und Migdol – jnt ………….………. Seine Majestät erbeutete ……….. alle Erwachsenen von Syrien, ihre Kinder, ihre Frauen ………….  Man machte zwei Gräber um sie herum und füllte sie mit Feuer. "

Im Text ist es unklar, ob die Gefangenen lebendig in Gruben verbrannt wurden - wie früher die Textpassage interpretiert wurde - dagegen jetzt H. Goedicke:

........Seine Majestät wachte über sie bis Tagesanbruch ………………….. Erbeuten von Anacharat (anhrt) ……………. 17 lebende Adlige (Maranu), 6 Kinder der Fürsten,  68 lebende Asiaten …….. Seine Majestät erreichte !wakt. Man fing den Fürsten von Qba smn, mit Namen Qq, seine Frau, seine Kinder und alle seine Gefolgsleute. An seiner Stelle wurde ein an[derer] Fürst eingesetzt."

 

Urk. IV. 1306:

"
... Aber der Fürst von [ … hatte seine] Stadt vor Seiner Majestät. [verlassen] aus Furcht vor Seiner Majestät. Man erbeutete seine Großen seine Frauen, seine Kinder [als Gefangene], alle seine Verwandten ebenfalls"

 

Memphisstele: Urk. IV. 1305, 4-10, Datum:

„Erster Monat der smw, Tag 25 “ 
(Wohl am 27. des 3. smw brach der König vom Hafen Per – nfr nach Memphis zum feierlichen Einzug auf.)
"Ankunft Seiner Majestät (nach seinem ersten Feldzug) in Memphis, (indem) sein Herz froh war <wie das> eines starken Stiers.

Liste der Beute:
Mariannu:  [Streitwagenkrieger] 550;
ihre Frauen:  240;
Kanaanäer:  640;
Kinder der Großen, 232;
weibliche Kinder der Großen, 323;
Musikantinnen der Fürsten aus jedem Land:  270, zusammen mit ihren Instrumenten (
Instrumenten der Herzensfreude) aus Silber und Gold;

Eine andere Übersetzung dieser Textstelle - in SAK 19
"Sängerinnen der Großen eines jeden Fremdlandes mit ihren Schmucksachen aus Silber und Gold auf ihren Schultern: 270
zusammen:  2214 (Personen)       
(in Wirklichkeit aber 2255 ?, es fehlen also 41 Personen)
+ Pferde:  820;
+ Streitwagen:  730, zusammen mit allen ihren Waffen des Kampfes.
Nun sah die Gottesgemahlin, die Königsgemahlin und die Königstöchter (die Namen sind verloren) die Siege seiner Majestät. “

 

Daten nach MDAIK 28

Passieren von Samasedom 25.   I. smw
Überschreiten des Orontes 26.   I. smw  = 12. April
Erreichen von Nijs 10.  II. smw  = 13. April 
Zug nach Silha 20.  II. smw
Zug nach Haziria 23.  II. smw
Gefangennahme des Mitanni-Boten   6. III. smw

Zur besseren Lesbarkeit der Karte des Feldzuges aus Jahr 7. (aus der Arbeit von W. Helck / 1971 " die Beziehungen zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. " - ist diese Karte von mir zweigeteilt.

  Gestrichelte Linie: ------  = im Stelentext belegte Marschroute,
  gepunktete Linie:   ------ =  vermutete Matschroute 
                                               mit  Datumsangabe

Rückmarschroute des ägyptischen Heeres,
 mit Datum der Gefangennahme
 des Boten des Fürsten von Naharina.

 

Kritische Bemerkungen zu diesem Feldzug
- von Wolfgang Helck in IAE (München 1985) -

Dieser Feldzug ist inschriftlich in zwei Fassungen erhalten. Die eine stammt aus Memphis und die andere aus Karnak. Mit großen Worten und anekdotischen Schilderungen wird hier das Bild eines gewaltigen Sieges geschildert, wobei der Eindruck erweckt wird, als habe der König in schweren Kämpfen Syrien und Palästina unterworfen. Aber schon Edel konnte nachweisen, das die große Beuteliste anscheinend irgendeiner Inschrift Thutmosis III. entnommen worden ist.

Betrachtet man nun die erhaltenen Daten, so ist zwischen der Überquerung des Orontes bei Qatna am 26. des 1. smw und der nächsten Angabe, dass er am 10. des 2. smw „ nach Süden zog nach Nija “ ein zeitliches Loch von 19 Tagen liegt, von dem nichts berichtet wird. Nija liegt nördlich von Qatna – Amenophis II. muss also weiter nach Norden über Nija hinaus gezogen sein, wenn er dann dorthin südlich zieht. Ganz eindeutig hatte er versucht, in das Gebiet des Mitanni–Königs vorzustoßen und ist dabei geschlagen worden. Nur ein völliges Verschweigen kann deshalb das Bild des maatgerechten, ewig siegenden ägyptischen Königs aufrechterhalten.

Dafür muß dann die Schilderung seines weiteren militärischen Unternehmens während diese Feldzuges im palästinensischen Raum herhalten, wo nur der Wissende bemerken kann, dass die dort genannten  „Städte“ mit ihren Fürsten, die erobert werden, kleine, sonst unbekannte Dörfer sind mit einfachen Bürgermeistern, deren Vieh zur Versorgung der Soldaten weggeführt wird. Auch die sonst mitgeteilten Episoden des Feldzuges des Jahres 7. grenzen in Unwahrscheinlichkeit ans Lachhafte, so z. B. die Geschichte, dass er König allein Hunderte von Gefangenen eine ganze Nacht hindurch bewachte.

Liest man den Bericht genauer, so erkennt man, wie brüchig der ägyptische Einfluss in Syrien–Palästina geworden war.

Auseinandersetzungen der Hatti mit dem Mitannireich ermöglichten wohl einen Waffenstilstand zwischen Ägypten und den Mitanni, sodass diese für Ägypten bei seinem Feldzug im Jahre 9. keine direkte Bedrohung mehr darstellten, zumal der damalige  mitanische König Saustatar verstorben war. Zusätzlich entwickelte sich im mitanischen Syrien eine Krise, die zum Abfall von Aleppo zu den Hethitern führte, deren König damals Tudhalijas II. war. Zwar versuchte die Stadt bald, wieder an Mitanni Anschluss zu erlange, doch Tudhalijas griff ein und zerstörte sie.

Bei den in den Feldzugberichten erwähnten Mariannu handelt es sich um ein indo-iranisches Wort und bezeichnet die höchste Soldatenklasse in den syrischen Städten, die mit Streitwagen und eigenen Pferden ausgerüstet waren.

Feldzug des Jahres 9:

Der Feldzug im Jahre 9 fällt wesentlich bescheidener aus, als der im Jahre 7, und diente höchstwahrscheinlich nur der Niederschlagung lokaler Unruhen im Gebiet nördlich des Karmel und der Jesrel Ebene. Der See Genezareth im Norden wurde nicht überschritten. Auch wird der Feldzug zu einer Zeit  unternommen (Mitte September), in der sonst keine Feldzüge in Syrien stattfanden.

Die Mitanni, die Hethiter und Sangar (Babylon) werden in dem Bericht als Hauptfeinde des ägyptischen Reiches genannt, doch mit einer realen Auseinandersetzung mit Mitanni hatte dieser Feldzug nichts zu tun. In den Beziehungen zwischen Mitanni und Ägypten war zu diesem Zeitpunkt wohl eine gewisse Ruhe eingetreten. Auch andere Quellen nennen die hier im Feldzugbericht im Einzelnen genannten Örtlichkeiten wie Aphek, Jehem, Socho und Anaharath.

Der Bericht ist ähnlich dem des Feldzuges im Jahre 7. Wiederholt wird hier auch die Nachtruhe des Königs im Zelt - unterscheidet sich aber nun darin, dass dem König diesmal der Gott Amun im Traum erscheint und ihm einen großen Sieg verheißt. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht und umfangreiche Beute eingebracht. Man umgab die Gefangenen mit zwei Feuergräben und der König selber hielt die ganze Nacht Wache bei ihnen. (?) Einzig seine persönlichen Diener durften bei ihm sein.
Die Betonung der persönlichen Unerschrockenheit des Herrscher in Abwesenheit seines Heeres kommt in derartigen Inschriften immer wieder vor und ist kennzeichnend dafür, wie viel an ihnen frei erfunden ist.

Phantastisch ist auch die unglaubliche Zahl von 80.000 Gefangenen, die verschieden interpretiert wird.
(Summe der Gefangenen der Feldzüge Thutmosis III. oder Zensurlisten, welche die de facto untergebene Bevölkerung des Gebietes beziffern). Elmar Edel hat bei seiner Untersuchung der Beutesumme, mit der jeder Feldzug abschließt, wichtige Einzelheiten aufgedeckt. So zeigt sich, das die Liste des Feldzugs des Jahres 9 auch die Beute dessen aus Jahr 7 umfasst. Nur so lässt sich nämlich die Einbeziehung von 15070 Negasu–Gefangene erklären (es handelt sich um die Nuchasche der Keilschriftberichte), von denen feststeht, dass sie das Gebiet zwischen Homs und Aleppo bewohnten, ein Gebiet also, dass der Feldzug des Jahres 9. überhaupt nicht berührte!

Memphisstele:
Urk. IV, 1305,13:
"Jahr 9, 3. Ax.t, 25. Tag.  Nach der Stadt Apheq.  Unterwerfung."
Urk. IV, 1305,17: "Nach  ja – H – ma. ."
Urk. IV, 1305,18: "Plündern der Dörfer von ma- pa – si –n."
Urk. IV, 1306, 1 : "Plündern der Dörfer von xa – ta – si – n."
Urk. IV. 1306,5-10:
"
.......Seine Majestät zog hin; man brachte seine (des Feindes) Großen, seine Kinder und Frauen als Gefangene, desgleichen alle sweine Angehörigen ((Xriw), all seine zahllose Habe undd Herden, seine Pferde und alles Vieh, das vor ihm war."
Urk. IV, 1306,12-1307,2: (in der folgenden Nacht erschien dem König der Gott Amun im Traum) "Meine Majestät schlummert süß. Da erschien die Majestät dieses Gottes Amun, des Herrn der Throne der Beiden Länder , im Traum vor Seiner Majestät, um seinen Sohn Sohn aA - xpr.w - Ra(.w) Kraft zu geben. (Schließlich) wachte sein Vater Amun–Re als Schirm seiner Glieder immer über den Herrscher. ……………………………"
Urk. IV, 1307,4: "Nach aa – tu – ri – n."
Urk. IV, 1307,5: "
Nach ma – k – ta – la – ja n.
Liste der Beute:
34 Gefangene ihrer Großen;
57 Mariannu;
231 lebende Asiaten;
327 Tote;
54 Pferde;
54 Wagen und alles Kampgerät;
Frauen und Kinder aus Retenu wurden nach Sichtung zu weiteren Gefangenen gemacht."
Urk. IV,1307,7-9: ....Er (der König) brachte ihre (der verfeindeten Städte) Großen: 34, mitsamt allen Kampfgeräten, jeden Erwachsenen von Syrien, ihre Kinder (Xrdw), ihre Frauen und alle ihre Habe …………………………………………………………………..
(um die Gefangenen zu Bewachen wurden zwei Gräben ausgehoben, mit Reisig (?) gefüllt und dann  entzündet.)
Urk. IV. 1308,4: ."Ax.t, Tag 1.  Thronbesteigungsfest.  Nach aa – nu – xar – ta."
Urk. IV  1308, 5 – 9: "… Man eroberte (das land) Inxrt ;

Liste der Beute Seiner Majestät, (als) er an diesem Tag allein war:
lebende Mariannu: 17;
Kinder der Großen: 6;
lebende Asiaten: 68;
Hände: 123;
Pferde: 7;
Wagen aus Silber und Gold: 7, mitsamt all ihren Kampfgeräten;
Bulle: 443;
Kühe: 370;
Alles unzählige Vieh
Urk. IV. 1308,11: "Nach hu – a – k – ta.  Seine Majestät zog nach (dem Land) !wakt;"
Urk. IV. 1308,12-14: "Nach q(a) – ba – aa – su – mi – n, man brachte den großen von 
Ob a
smn, dessen Name OAoA ist, ebenso seine Frau, seine Kinder (Xrdw) und all seine Angehörigen. An seiner Stelle wurde ein anderer Großer gesetzt "

Die Rückkehr nach Memphis wird auf der Karnakstele als am 27. Tag, 3 Monat der smw (Schemu), Jahr 9. angegeben. Das Datum der Ankunft stellt jedoch eine Entlehnung aus dem Feldzug des Jahres 7. dar und wurde nachträglich auf die beschädigte Stelle eingetragen. Die tatsächliche Ankunft erfolgte wahrscheinlich Mitte November, gerade noch rechtzeitig vor dem beginnenden Winter.

Beuteliste des Feldzuges:

Beutelist des Feldzuges:
127 Fürsten aus Retenu;
179 Brüder der Fürsten;
3600 Aper (Haribu ?);
15020 Schasu – Beduinen;
36300 Hurriter;
15020 Leute aus Negas (Nuchaschsche/Nuhasse)

 

Karte des Feldzuges Amenophis II. aus Jahr 9
(Quelle: "Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien
im 3. und 2. Jht. v. Chr. /W. Helck 1971)

Der Gegner Amenophis II. auf Mitanniseite dürfte Sustatar gewesen sein, dessen Herrschaft sich von Alalah, wo er der Oberherr des dortigen König Niqmepa war, bis Nuzi erstreckte.

Dieser hatte auch Assur erobert und von dort als Zeichen seines Sieges eine goldene Tür nach seiner Hauptstadt Wassuganni abtransportieren lassen. Sein Nachfolger war Artatama, dessen Verbindung mit Thutmosis IV. belegt ist. Es ist nicht sicher, ob erst unter Artatama oder bereits unter Sauststar  jener Abfall von Aleppo anzusetzen ist, der dann bei einem erneuten Schwanken der Stadt zu ihrer Zerstörung durch Tudhalijas II. führte. (Aleppo gehörte zum Mitannireich und fiel von diesem ab an Tudhalijas II. von Hatti, bei dem Versuch wieder an Mitanni anzuschließen, wird es zerstört.)
Wir werden diesen Vorgang wohl in die ausgehenden Regierungszeit Amenophis II. anzusetzen haben. Damals dürfte auch Alalah zerstört worden sein. Vielleicht führten diese Vorgänge zu ersten Friedensangeboten Mitannis an Ägypten.

Die Memphisstele schließt mit folgenden Abschnitt, worin Amenophis II. berichtet:

„ Nun als der Fürst von Naharina, der Fürst der Hethiter und der Fürst von Sangar von den großen Siege hörte, den ich vollbracht hatte, wetteiferte ein jeder mit den anderen mit allem möglichen Gaben auf dem Rücken aus allen Ländern, und sie sprachen in ihrem Herzen zu dem Vater ihrer Väter um Frieden von Seiner Majestät zu erflehen, dafür dass er ihnen dem Odem des Lebens gegeben hatte: „ wir kommen mit unseren Tributen zu deinem Palast, Sohn des Re Amenophis, Herrscher der Herrscher, wütender Löwe in einem jedem Lande und in diesem Lande ewiglich.“ Das war ein Ereignis, das man seit der zeit der Menschen und der Götter noch nie gehört hatte: dieses Fremdland, das Ägypten nicht anerkannt hatte, flehte den guten Gott an.“

Die Wirklichkeit sah wohl etwas anders aus, von den Gebiet das Thutmosis III. in mindestens 16 von ihm geführten Feldzügen erobert hatte und zu halten versuchte, war zur Zeit Amenophis II. schon bedeutende Teile wieder verloren gegangen  - siehe Plan auf Seite 10. Jedoch auch wenn wir die für einen ägyptischen Königsbericht typischen Floskeln abziehen, wird hier anscheinend Berichtet, dass von Mitanni Botschafter geschickt wurde die eventuell um ein Friedensabkommen nachsuchten. Dies ließen sich mit der durch den Abfall von Aleppo geschaffene schwierige Lage in Syrien erklären. Ob es damals wirklich schon zu einem festen Vertrag zwischen Ägypten und Mitanni gekommen ist, erscheint jedoch fraglich.

Im Überblick der ägyptisch–mitannischen Auseinandersetzungen erkennen wir ein immer größeres Erstarken der Macht Mitannis. Schon Thutmosis III. konnte die Grenze am Euphrat nicht mehr halten, doch waren Städte wie Katna, Nija, Tunip, Nuhasse noch ägyptisch.
Bereits im 7. Jahr Amenophis II. ist aber Katna wieder mitannisch, und auch Nija und Tunip scheiden im Laufe der Regierung dieses Königs aus dem ägyptischen Verband aus.
Nur die Überlegenheit der ägyptischen Flotte sichert den Besitz der Küstenstädte bis hinauf nach Ugarit. Auch Ammurru bleibt ägyptisch.
Jedenfalls steht fest, dass Amenophis II. nach seinem Jahr 9. keinen Kriegszug mehr im asiatischen Raum führte, obwohl er noch mindesten zwischen 15 und 18 Jahre auf dem Thron saß. 

Der nubische Raum:

Amenophis II. verlegt die ägyptische Südgrenze nach Napata, ow er eine Festung errichtete. Er ließ Stelen und Bauwerke entlang des Nils zwischen dem ersten und vierten Katarakt aufstellen. Für eine straffe Verwaltung der nubischen Gebiete sorgte der Vizekönig von Kusch namens Usersatet, ein Jugendfreund des Königs. Anscheinend war Nubien zur Zeit Amenophis II. befriedet, denn es sind keine militärischen Aktionen in diesem Gebiet bekannt. In einer auf Veranlassung des Königs angelegten Felskapelle in Kasr Ibrim zählt Usersatet in einer Inschrift die Güter Nubiens auf, die er an den königlichen Hof sandte:

"Liste der Tributträger:"

jene, die Silber tragen, 200Männer;
jene, die Gold tragen, 150 Männer;
jene, die mit Karneol beladen sind: 200 Männer;
jene, die mit Elfenbein beladen sind: 40 Männer;
jene, die mit Ebenholz beladen sind: 1000 Männer;
jene, die mit Akazienholz beladen sind: 50 Männer
jene, die mit Weihrauch aus den südlichen Ländern beladen sind: 200 Männer;

jene, die einen lebenden Panther führen: 10 Männer;
jene, die die Hunde führen: 20 Männer;
jene, die Lang – und Kurthornrinder führen: 200 Männer;
........................................................................................
Summe der Tributträger:  2657. “

 

Allgemeines:

In der Zeit der Herrschaft von Amenophis II. finden wichtige syrisch-palästinensische Gottheiten,
wie Baal, (ein Baaltempel in Peru-nefer) Reschef, Hauron, Astarte und Anat in die ägyptische Götterwelt.d

( Co-Autor: J. H. Pirzer)



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