Biografie Ramses IX.

Chronologie der Dynastien

Ramses X

(Bilder oben: links: Photo taken by Hajor, Dez. 01 - CC BY-SA 3.0 - siehe weiter unten
rechts: Harry Burton, wikipedia public domain - siehe weiter unten)

"Die Gesichtszüge des Königs sind eigenartig, und nach der Form der Nase zu urteilen, die so gar nicht jener der üblichen ägyptischen Gesichter ähnelt, scheint es sehr wahrscheinlich, dass seine Skulpturen wirklichkeitsgetreue Porträts darstellen..."
                             (Jon Gardner Wilkinson)

Das Grab Ramses IX. (KV 6) dürfte das am meisten besuchte Grab im Tal der Könige sein. Die positiven Aspekte dieses Grabes - leichte Zugänglichkeit, ebener Boden und schöne Dekorationen - sind gleichzeitig Nachteile, denn es ist dort voll, laut und die Malereien sind durch die schmutzigen, stark reflektierenden Schutzscheiben nur schlecht zu erkennen. Trotzdem ist es bei den Reiseführern sehr beliebt, da es nahe am Taleingang liegt und sie die Reisenden schnell dorthin führen können. 

Nachdem die Königsmumie in die Cachette 320 umgebettet wurde, stand KV 6 schon während der Antike offen, was durch die römischen und koptischen Graffiti bestätigt wird. Das Grab wurde bereits von den Wissenschaftlern der  napoleonischen Expedition registriert und im 19. Jahrhundert von Champollion und Lepsius untersucht. Henry Salt führte um 1817 die erste Ausgrabung durch, publizierte seine Arbeiten jedoch nicht. Erst Georges Daressy, der für den Service des Antiquitès arbeitete, legte das Grab 1988 vollständig frei und veröffentlichte seine Ergebnisse 1911. Er fand im Grab nicht weniger als 100 Ostraka, eine Holzplastik des Königs und die Kufen eines großen Holzschreines, den Daressy als Schlitten identifizierte, der beim Herunterlassen des (fehlenden) Sarkophags verwendet worden ist.

(Grabplan Nefershapiland nach Theben Mapping - bearbeitet von Nefershapiland)

Ein Kalkstein Ostrakon (CG 25184) welches G. Daressy 1888/89 unter den Trümmern fand, die das Grab Ramses IX. bedeckten, zeigt den Grundriss eines Königsgrabes. Man nimmt an, dass es sich um den Bauplan dieses Grabes handelt.  Bemalter Kalkstein; Breite 83,50cm.

(Bild:  Abbildung aus GM 184/o. Cairo CG 25184 )

Die Architektur von KV 6 erscheint zumindest in zwei Bereiche von KV 11, dem Grab Ramses III.,  beeinflusst worden zu sein. Am Ende der Eingangspassage hatte man damit begonnen, zwei Pilasterpaare aus dem Fels zu schlagen, von denen aber nur die unteren Partien teilweise herausgearbeitet sind. Auch die Nebenräume an der Nord- und Südwand des ersten Korridors erinnern, obwohl sie nicht dekoriert sind, an die Situation in KV 11. Das Grab KV 6 ist aufgrund der Themen der Wandgemälde interessant, welche einige Motive und Themen aus dem Grab Ramses VI. aufnehmen. Obwohl das Grab trotz des vereinfachten Grundrisses nur durchschnittlich groß ist, hat es die breitesten Tore und Korridore im Tal der Könige.

Beim Tod von Ramses IX. scheint trotz 18-jähriger Arbeit erst etwas mehr als die Hälfte seines Grabes fertig gewesen zu sein. Mann kann leicht erkennen, welche Teile vor und welche nach seinem Tod fertiggestellt wurden, denn die Arbeiten zu seinen Lebzeiten wurden gründlich bis sehr sorgfältig ausgeführt. Im Gegensatz dazu erscheinen die Arbeiten nach seinem Tod hastig oder gar schludrig. Hinter dem Treppen-Rampen-Eingang wurden drei sauber gearbeitete Korridore geschlagen, deren erster vier nischenartige Seitenkammer ähnlich denen im ersten und zweiten Korridor des Grabes von Ramses III. aufweist. Auch die Brunnenkammer und die Säulenhalle waren fertiggestellt, der anschließende Durchgang wurde so erweitert, dass er das Königsbegräbnis aufnehmen konnte. Anscheinend wurde zu Lebzeiten Ramses IX. nur der erste Korridor dekoriert, und den Rest der Grabausschmückung stellte man - mit weit weniger Sorgfalt und Geschick - erst nach dem Tod des Königs fertig.

Nicht vollendet wurden:

  1. die Seitenräume des  1. Korridors

  2. Teile der Dekoration im 2. Korridor

  3. der 3. Korridor

  4. der Schachtraum (ohne Schacht)

  5. der 1. Pfeilersaal mit dem Abgang in den unteren Grabbereich. Hinter dem 2. linken Pfeiler stehen Felsteile noch bis zur Decke an, im rechten Raumteil verblieben noch bis zu 1 Meter hohe Felsteile.

  6. der 4. Korridor (behelfsmäßige Sargkammer)

Nicht in Angriff genommen wurde 
- (sofern von der traditionellen Ausführung des Königsgrabes ausgegangen wird) -

  1. der 5. Korridor

  2. der Vorraum

  3. die Sarkophaghalle mit den seitlichen und folgenden Nebenräumen

Nach dem Tode des Königs wurden folgende Arbeiten ausgeführt:

  1. Teile der Dekoration im 2. Korridor

  2. im 3. Korridor die behelfsmäßige Herrichtung von etwa 2/3 der Decke; das Verputzen der Wände,
    die Dekoration des Raumes;

  3. im Schachtraum das Verputzen und Dekorieren der Ausgangswände;

  4. Verputzen und Dekorieren der Durchgänge zum Schachtraum, zur 1. Pfeilerhalle, zur Sarkophagkammer;

  5. die Arbeiten am 4. Korridor wurden unterbrochen, der Korridorbeginn als Eingangsteil für die Sargkammer genutzt, um folgend einen verbreiteten Raum mit gewölbter Decke und vertieftem Fußbodenteil für den Sarkophag zu gewinnen. Die geringe Größe des Raumes und die unter den flüchtig angebrachten Dekorationen erkennbar unregelmäßig und grobe Felsoberfläche zeigt, dass die Sargkammer nach dem Tode des Königs eilig erstellt wurde.

Bedenkt man dass Ramses IX. etwa 18 Jahre regierte, muss man mit langen Unterbrechungen beim Ausbau dieses Grabes rechnen.

Zusammenfassung: 
Die in Grab Ramses IX. vorgefundenen Veränderungen des traditionellen Bildprogramms sind nur zum Teil auf die Planänderung während des Baues der Grabanlage und die nach
dem Tode des Königs vorgenommen Notdekoration zurückzuführen.

Viele Dekorationselemente sind eine Weiterführung des durch Ramses VI. neu konzipierten Bildprogramms, in welchem der Sonnenreligion gegenüber dem Osirismythos ein größerer Raum gegeben wird. Neuartige und bedeutende Änderungen sind im Bildprogramm durch die Manipulationen an den Unterweltsbüchern vorgenommen worden. Während des Verfalls der königlichen Macht am Ende der ramessidischen Zeit bietet das Grab Ramses IX. somit eine Fülle von neuen Entwicklungen innerhalb der Texte, des Bildprogramms und der Schreibformen

Das Dekorationsprogramm folgt im wesentlichen dem von Ramses VI. begründeten, weist aber interessante Ausnahmen auf. Die übliche Sonnenscheibe mit den Göttinnenmotiven erhielt zusätzlich auf beiden Seiten eine Abbildung des Königs und über der eigentlichen Scheibe eine weitere aufgemalte Göttin. Die gesamte Dekoration im Grab Ramses IX. erscheint als eine ungewöhnliche Mischung von traditionellen und neuen Bild– und Textelementen. Teile der neuen Bildelemente mit dem König und Gottheiten befinden sich zudem in den ersten drei Korridoren, d.h. nach der bekannten Raum– und Bildfolge an ungewohnter Stelle und stehen auch nicht mit den sie umgebenden Unterweltsbüchern in einer erkennbaren Verbindung. Die Abweichungen von der bisherigen Dekorationsstruktur sind, wie die Überprüfung von Abitz (siehe SAK 17/der Bauablauf und die Dekoration des Grabes Ramses IX./Buske-Verlag Hamburg 1990)  im Grab ergeben haben, im wesentlichen durch eine Planänderung während der Arbeiten und durch Notdekorationen nach dem Tod des Königs bedingt. 

Die Unterseiten des Sturzes in den Durchgängen sind mit den Titeln und Kartuschen des Königs, der geflügelten Sonnenscheibe oder dem fliegenden Geier dekoriert. Die Wiedergabe auf dem Sturz vor dem 2. und 3. Raumdurchgang bezieht sich offensichtlich auf die große Götterneunheit. Die ersten drei Korridore sind am Beginn beidseitig mit schlangenabwehrenden Türflügeln dekoriert worden. Im 1. und 2. Korridor sind innerhalb der Türflügel längere Schutz– und Öffnungstexte eingeschrieben; im 3. Korridor sind diese leer gelassen worden. Alle Durchgänge sind mit Textkolumnen versehen worden, wobei die Texte auf den Laibungen mit dem Namen des Königs zum Grabeingang und die seitlich vor dem Durchgang vorhandenen längeren Texte zum Durchgang ausgerichtet sind.

In den Eingangskorridoren erscheint erstmals wieder seit Ramses IV. die Litanei des Re, allerdings neben dem Buch der Höhlen (das Ramses VI. an derselben Stelle eingeführt hatte). Im zweiten Korridor werden Himmelsszenen -Sternkonstellationen und eine Dekanatsliste - gezeigt. Dazu befinden im 2. und 3. Korridor Szenen aus dem Totenbuch und dem Amduat, ebenso wie Szenen mit dem König und den Göttern - was keinesfalls durchgehend üblich war. 

     Dekorationsprogramm
 - Kurzfassung -

 Grabeingang Auf dem Türsturz am Eingang sieht man den König in Begleitung von Isis und Nephthys bei der Huldigung der Sonnenscheibe. 
1. Korridor König vor Re–Harachte und Osiris; Szenen aus der Litanei des Re und dem Buch der Höhlen.
2. Korridor Sonnenlitanei – Szenen aus dem Totenbuch / links – Höhlenbuch
3. Korridor Amduatbuch (verkürzte Version) König und Götter; Szenen aus einem ansonsten unbekannten Jenseitsbuch und "rätselhaft Kompositionen"
Brunnenschacht Ritualbrunnen; Götterszenen und Mundöffnungsszenen
Pfeilerhalle Obere Säulenhalle; undekoriert
Sargkammer Buch der Erde, Auferstehung des Osiris und Sonnenbarken; an der Decke Buch des Tags und Buch der Nacht mit Göttin Nut

 

                             Grab Ramses IX 
                            nach Porter & Moss
Vor dem Eingang:   PM 1
Vor dem Grabeingang rechte Seite – der Name des Königs.

Eingang:   PM 2
Über der Tür:  die Sonnenscheibe mit der üblichen Innenzeichnung, links und rechts der stehende König in anbettender Haltung. Links hinter dem König Isis, rechts Nephthys in Anbetung der Sonnenscheibe

Türpfosten und Türdurchgang: 
Die Namen des Königs

Korridor A   PM 3 – 12
PM 3 – 4 – 5  
drei Szenen:
Szenen 1.
In einem Kiosk weiht der König Opfergaben vor Re–Harachte und Osiris
Szenen 2.  Totenbuch, mit Text und Dämonen
Szenen 3.  Iunmutef reinigt den Osiriskönig

PM 6 – 7 – 8   zwei Szenen
Szene 1.  Ein Kiosk in dem der König libiert und weihräuchert vor dem wiederköpfigen Amun–Re–Harachte, hinter dem Gott steht Meretseger als Göttin des Westens
Szene 2.  das Höhlenbuch, erster Abschnitt, erste Szene

PM 9 – 10 – 11 – 12    Seitenkammern   
Der äußere Türsturz und die Türpfosten , zeigen den Namen des Königs

Korridordecke A:  fliegende Geier und der Name des Königs

Durchgang von Korridor A zu B  
PM 13 Türsturz über d. Durchgang zu Korridor B:
Die Sonnenscheibe in der sich ein widderköpfiger Gott befindet zusammen mit einem anbetenden Affen. Links und rechts der Sonnenscheibe der anbetende kniende König.

Türpfosten und Türdurchgang: 
die Namen des Königs

Decke Durchgang:  die geflügelte Sonnenscheibe

Korridor B   PM 14 – 15
PM 14  
zwei Register, jedes mit drei Szenen
I. Register:
Szene 1. 
Dämonen und Gottheiten
Szene 2.  Text
Szene 3.  die Feuerseen umgeben von Affen

II. Register
Szene 1. : der König mit eine langen Stab gefolgt von einer Göttin die die königlichen Namen (zwischen zwei Palmstammrispen) hält
Szene 2.  Text aus dem Totenbuch
Szene 3.  der König in Anbettung vor Chons – Neferhotep– Schu

PM 15  
Ein widerköpfiger Gott, das Höhlenbuch mit dem 2. bis 4 Kapitell, einschließlich des libierenden Königs vor einem widderköpfigen Amun–Re mit Sonnenscheibe

Decke:  astronomische Darstellungen

Durchgang von Korridor B zu C 
PM 16
:  
Türsturz über dem Durchgang zu Korridor C:
Die Sonnenscheibe mit einem widderköpfigen Gott und einem anbetenden Affen, links und
rechts der kniende anbetende König, gefolgt links von fünf Göttinnen, rechts fünf Götter.

Türpfosten und Türdurchgang: 
die Namen des Königs

Decke Durchgang:  Geier

Korridor C   PM 17 – 18
PM 17  - linke Wand
Hieratisches Graffito, Amduat 2. Kapitell, drei Register:
Register I. – III. Register:  
an der Basis eine Reihe kniende Gefangene
PM 18 - rechte Wand drei Szenen:

Szene 1. 
der König opfert die Maat vor Ptah und einer kleinen Maat
Szene 2.  der König als Osiris mit Sonnescheibe und Skarabäus
Szene 3.  drei Register:
Register I. – III.  
Dämonen usw., an der Basis eine Reihe kniender Gefangene
Hieratische Graffiti vor 1. und zwischen 2. und 3.

Decke: Götterbarken, Götterprozessionen 


Durchg. von Korridor C  in die Brunnenkammer  PM 19 
Türsturz über d. Durchgang zur Brunnenkammer:
Äußere Türpfosten und Türdurchgang, Texte und der Name des Königs

Brunnenkammer (D)   PM 20 – 21
Rückwand, links und rechts der Tür:  links Iunmutef vor eine Widderstandarte libierend, recht vor einer Ibisstandarte

Durchgang von der Brunnenkammer zur oberen Pfeilerhalle:  PM 22

Türsturz:  geflügelte Sonnenscheibe

Türpfosten:  der Königname

Obere Pfeilerhalle:  (E)   
keine Dekoration

Durchgang von der oberen Pfeilerhalle
zu Halle F:
   PM 23
Äußere Türpfosten und Türdurchgang, Königsname

Decke des Durchgangs mit Sonnescheibe mit einem widderköpfigen Gott, angebetet von vier Affen

Halle F   PM 24 – 28 (Grabkammer)
PM 24 – 25 – Eingangswand links und rechts
rechts
Göttin mit Standarten nach rechts blickend
links - der mumiengestaltige Gott Geb nach links blickend

PM 26 – 27   drei Register
Register I. – III.
Szenen aus dem Höhlenbuch, 5. und 6. Kapitell
PM 28:   zwei Register mit Doppelszenen:
I. Register: 
Der König zusammen mit Göttern in einer Barke, dahinter Gottheiten
II. Register:  Götter und König vor einem kunstvollem Kiosk eventuell mit dem Erdgott Aker

Decke: 
Buch vor der Nacht, Doppelszene, Nut, Götterbarken zum Teil von Schakalen gezogen, Gottheiten und Bas usw.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grabeingang:

Der Eingang zum Grab von Ramses IX. liegt auf der Nordwest-Südost-Achse des Wadi Biban el-Muluk gegenüber dem Eingang von KV 7 (dem Grab von Ramses II.) und ist in der Westseite des großen Hügels, der den zentralen Teil des Tals dominiert geschnitten. Wie üblich besaß das Grab einen dekorativen Grabeingang, der sorgfältig gearbeitet ist. Auf dem Türsturz am Eingang sieht man den König in Begleitung von Isis und Nephthys bei der Huldigung der Sonnenscheibe.  Einzigartig ist, dass die Sonnenscheibe von oben von den Armen einer Göttin (die Göttin in Frontalansicht) umfasst wird. Die genaue Ausgestaltung der Szene lässt sich auf Grund der starken Zerstörungen heute nicht mehr ermitteln. Variationen dieses Themas schmücken auch die Türstürze im zweiten und dritten Korridor.

Unfertig blieben hier die jeweils zwei "Hathor-Säulen" (Pilaster) auf beiden Seiten des Eingangs, die Basis und der untere Teil der Säulen sind in Relief ausgeführt, der obere Teil mit dem Hathor-Kopf fehlt.

Zwischen der Eingangstreppe verlief eine Rampe, dahinter folgten drei sauber gearbeitete Korridore. Die Korridorbreiten des Grabes sind nach der Vergrößerung durch Ramses IV. mit 3,24 / 3,25 m geringfügig erweitert worden; die Korridorhöhen entsprechen den bisherigen Maßen seit Ramses IV.

1. Korridor:

Der 1. Korridor weist vier nischenähnliche Seitenkammern (ohne Dekoration), ähnlich denen im ersten und zweiten Korridors Ramses III., auf. Die Steinbearbeitung der Seitenkammern wurde nicht abgeschlossen, die erste auf der rechten Seite blieb unvollendet. Die Annahme, der Ausbau dieser ersten Seitenkammer hinter der Südwand sei abgebrochen worden, weil darunter die Grabkammer von KV 55 lag, ist indiskutabel, weil an dieser Stelle wenigstens fünf Meter Fels die beiden Gräber trennen. Fußboden und Decke der Passagen hinter dem ersten Korridor sind bis zur ersten Pfeilerhalle nahezu eben. 

Blick in den I. Korridor

mit den nischenähnlichen Seitenkammern.

 

Bild: Harry Burton (1879-1940) - puplic domain. Dieses Bild ist gemeinfei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Harry Burton; Tutankamun tomb photogr.: A photographic record in 5 albums Bd. 1

 

Dekoration

Allgemein:
Die unmittelbar nach den Pforten des 1. Korridors folgenden Eingangsbilder zeigen den König vor jeweils zwei Gottheiten in einem reich gestalteten Schrein. Die detaillierte Ausführung der Szenen (die Insignien sind fast vollständig zerstört) lässt den großen Arbeitsaufwand erkennen, der ursprünglich für die ganze Grabanlage vorgesehen ist. Der Schrein und der szenische Aufbau ist auf beiden Seiten gleich, die Inhalte sind unterschiedlich und aufeinander abgestimmt.

              Abbildung linke Wandseite
Der König opfert vor dem falkenköpfigen Re-Harachte, hinter ihm steht Osiris in Mumiengestalt.

       (Bild: F. Guilmant, Ramses IX.)

              Abbildung rechte Wandseite
Der König opfert vor dem widderköpfigen Amun-Re-Harachte, dieser ist in Mumienform dargestellt und hält die osirianischen Machtsymbole in den Händen.
            (Bild:
F. Guilmant, Ramses IX.)

Linke Wandseite:
An der linken Wand steht der König in einem aufwendig ausgeführten Kiosk opfernd vor dem falkenköpfigen Re–Harachte. Hinter ihm steht Osiris in Mumiengestalt auf der Maat-Basis und hält seine Machtinsignien in den Händen (die Insignien sind fast völlig zerstört). 

In der Kleidung der drei Gestalten erkennt man die typischen Merkmale von Stoff und Perlenstickerei. Auch das umlaufende Band aus löwenköpfigen Uräen  und Kartuschen oben auf der Wand wurde sorgfältig ausgeführt. Die 67 Inschriftensäulen rechts gehören zur Litanei des Re (Sonnenlitanei). Es ist eine ausgedehnte Lobeshymne an Re, die von seiner engen Verbindung mit Osiris erzählt. Die Hieroglyphen sind trotz Beschädigungen noch als von hoher Qualität zu erkennen. Rechts davon reinigt ein Inumutef-Priester Osiris mit Anch-Zeichen als Bestandteil der rituellen Mundöffnung.  

                               Aus Dissertation von Ute Rummel
                    
“Pfeiler seiner Mutter – Beistand seines Vaters“

1. Korridor linke Wand  PM I. Seite 502 (5)
Szenenbeschreibung:

!r nDt j jt =f steht vor dem mumiengestaltigen Osiris und hält vier Wasserkrüge in den erhobenen Händen. Er hat seinen Kopf leicht in den Nacken gelegt. Aus den Krügen fließt anx- , Dd und wAs–Zeichen um den Körper des Osiris. Zwischen den Göttern sind Spuren eines Opfertisches mit Spendenkannen darauf zu sehen. 
Vor !r nDt j jt =f befindet sich eine vertikale Inschriftenzeile, von der nur noch wenige Zeichen lesbar sind: jrt abw n [ ] tn
[ ] „Eine Reinigung vollziehen für [ … ]“.
Der Rezitationstext zur Reinigung wird von Iunmutef gesprochen. 

Beischrift über der Darstellung:
!r nDt j jt =f, geliebt von Osiris“  

Rezitationstext:
" [Worte] zu sprechen [vo]n Iunmut[ef]:
Oh Osiris, Herr beider Länder (Neferkare–Setepenre)|, gerechtfertigt. (Ich) reinige dich [mit] Leben, Dauer und Macht. Deine Reinheit ist die Reinheit des Horus und (umge)kehrt. Deine Reinheit ist die Reinheit des Anubis und (umge)kehrt. Deine Reinheit ist die Reinheit des Thot und umgekehrt. Deine Reinheit ist die Reinheit des Dunanui und umgekehrt. Nimm dir das Wasser, welches im Horusauge ist, die beiden Roten. Thot, reinige ihn, damit vergehe, was (Schlechtes) an ihm ist. Möge Geb, der erste der Körperschaft der Großen (Götter) – Neunheit, dir gnädig sein. Er hat dir deinen Kopf gegeben und er hat deine Glieder zusammengefügt, so dass du ausziehen und selbst sprechen vor der Großen Götterneunheit im großen Fürstenhaus, welches sich in Heliopolis befindet. Ergreife die wrrt–Krone, die darin ist, spricht Horus, der Herr der verklärten Menschheit. Fürchte [nicht] den Tod, denn dein Ansehen ist in ihrem Palast. Möge, dein Ba leben, möge sich dein Leichnam rühren, mögest du als lebender König erscheinen, möge dir der Verklärte seinen Arm reichen und mögest du die Türflügel des Westens weit machen, Osiris, Sohn des Re (Ramses–Chaemweset– Mereramun)|. Mögest du dich niederlassen auf den Läufen des Nun, mögest du dein Herz waschen ( = dich erfreuen) im Wasser der Nilflut im Inneren deines Leibes. Oh möge es deinen Durst löschen, Osiris (Neferkare–Setepenre)|, gerechtfertigt.

Rechte Wandseite:
Der König steht in einem Schrein vor Amun–Re–Harachte und Meretseger und bringt ein Rauchopfer dar. Der Gott hat vier Widderköpfe und trägt eine kunstvolle Krone. Er ist in Mumienform dargestellt und hält die osirianischen Machtssymbole. Der Gott und die hinter ihm mit anbetend erhobenen Händen folgende Meretseger stehen gemeinsam auf der Maat-Basis.  Die Krone der Göttin (Geierhaube) und das Zeichen des "Westen" auf dem Haupt weist sie als Göttin des Westens aus. 

Es stehen sich demnach auf der linken Seite (mit der folgenden Sonnenlitanei) auf der rechten (mit dem folgenden Höhlenbuch) die himmlische und unterweltliche Erscheinungsform des Sonnengottes gegenüber. Dem Gott folgt links die komplementäre Gottheit zum himmlischen Bereich Osiris (der allein auf der Maat-Basis steht); auf der rechten Seite betont Meretseger, die "Gebieterin des Westens", den unterweltlichen Aspekt und ist zusammen mit dem Sonnengott auf die Maat-Basis gestellt (dieses entspricht auch den Himmelsrichtungen; die linke Wand im Nord-Osten, rechts ist Süd-Westen).

Ramses IX. hat die Vorlage aus dem Grab Ramses VI. verändert. Dort steht der König in den Eingangsbildern des Grabes beidseitig vor dem falkenköpfigen Re-Harachte und Osiris (dieser in Mumienform links und mit gelösten Gliedern rechts). Ramses IX. erweitert die Szenen durch den Schrein und betont den himmlischen/unterweltlichen Aspekt nicht mehr durch Osiris, sondern den Sonnengott selbst. (Quelle: SAK 17 - 1990/Friedrich Abitz/Buske-Verlag Hamburg)

Links davon sind Szenen aus dem ersten Teil des Höhlenbuches zu sehen, die genauer im Grab von Ramses VI. (KV 9) beschrieben werden. 

Decke :
Die Decke ist heute fast vollständig zerstört. Einst war sie mit aus dem Grab herausfliegenden Geiern im Wechsel mit dem geflügelten Skarabäus bedeckt. Zwischen den Darstellungen waren Kartuschen mit Titeln zum Thron– und Geburtsnamen gesetzt worden; seitlich wurde die Decke von Textbändern mit den fünf vollständigen Namen des Königs und einem kürzeren Text begrenzt. 

2. Korridor:

Allgemein:
Dieser Korridor, der mit einer weiteren Sonnenanbetung über dem Eingang fortfährt, führt rechts das Höhlenbuch fort, mit dem zweiten und Teilen des dritten und vierten Abschnittes. Auf der linken Wandseite sind Szenen aus der Sonnenlitanei und Teile aus der zweiten Stunde des Amduats sowie das Kapitel 126 aus dem Totenbuch ausgeführt. Die Decke ist mit Sternenbildern, Dekanlisten und Visierfiguren bemalt. 

2. Korridor mit Nischen


Der 2. Korridor (Korridor B bei Kent Weeks) besitzt zwei schmale Seitennischen - eine an jeder Seite.
Die Arbeitsqualität innerhalb der Nische ist schlecht und die Dekoration wurde wohl in großer Eile ausgeführt.
(Text-Quelle: SAK 17/Abitz S. 15 - Fußnote 38)

Bild: Harry Burton (1879-1940) - puplic domain. Dieses Bild ist gemeinfei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Harry Burton; Tutankhamun tomb photogr.: A photographic record in 5 albums Bd. 1

Türlaibung:
Am Ende des Korridors zeigt die Laibung über der Tür zum zweiten langgestreckten Korridor den König bei der Anbetung der Sonnenscheibe. Der König ist links und rechts der Sonnenscheibe kniend dargestellt. Auf der Sonnenscheibe kniet der Sonnengott in widderköpfiger Menschengestalt vor dem linken Auge des Horus, einem Symbol für die Sonne, während die Gestalt eines Pavians ihn lobpreist. Die vier sich verneigenden Gottheiten im rechten Teil repräsentieren die vier Generationen der männlichen Nachkommen des Sonnengottes, Schu, Geb, Osiris und Horus. Auf der linken Seite die Göttinnen Isis, Neith, Selket und Hathor.

Dekoration:

Linke Seite des Korridors:
Auf der linken Wandseite des 2. Korridors befinden sich Darstellungen aus der Sonnenlitanei, und in der Mitte ein Bildstreifen (oberes Register der zweiten Stunde) aus dem Amduat über Sprüchen aus dem Totenbuch. Ganz links auf der linken (nördlichen) Wand stehen neben einem gemalten Türflügel 15 Dämonen in 13 Ovalen. Im oberen Register folgen auf Szenen aus der Litanei von Re Teile er zweiten Stunde des Amduats und ganz rechts das Kapitel 126 aus dem Totenbuch.
Am Ende der Wand erscheint die doppelte Darstellung des "Feuersees" aus Spruch 126 mit dem Anruf des Königs an die bewachenden Paviane. Die beiden Teiche mit Pavianen und Feuerhieroglyphen stellen eine Vignette dar, die diesem Kapitel zugeordnet wird. 

In dem Register darunter schreitet der König links in das Grabinnere, er wird von Hathor begleitet. Die Göttin trägt vor sich zwei Palmenblattrippen (die Zähnung der Blattrippen ist nicht erkennbar), welche den Horus-, Thron- und Eigennamen des Königs einschließen. Vor seinen Kartuschen steht "den Re einsetzte". Weitere Beischriften sind nicht erhalten.

Zwischen den Bildszenen des Geleits und der Vergöttlichung des Königs ist im 2. Korridor in 30 großen Inschriftenkolumnen, in farbigen Relief mit ausgezeichneter Qualität ein Abschnitt aus der Schlussrede des Totenspruches 125, beginnend mit dem Vers-Paar 136/137 und endend mit dem Vers 208, eingeschoben worden. Sie zeigen das sogenannte „Negative Schuldbekenntnis“, in dem der König auflistet, welche Sünden er in seinem Leben nicht begangen hat. 

                  Szenen- und Textfolge auf der linken Wandseite des 1. u. 2. Korridors
von links nach rechts:

  1. die Reinigung des Königs

  2. das Geleit des Königs durch eine Göttin mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe auf dem Haupt ins Innere des Grabes

  3. Totenspruch 125 - 30 große Kolumnen, in farbigen Reliefs in ausgezeichnete Qualität

  4. Totenspruch 126

  5. Vergöttlichung des Königs - der König steht anbetend vor Chons-Neferhotep-Schu (Zeichnung: SAK 17 / Friedrich Abitz nach F. Guilmant in MIFAO 15 Le Cairo 1907)

Am Ende der Wand steht der König betend vor dem falkenköpfigen Mondgott Chons–Neferhotep. Der Gott ist falkenköpfig mit den Emblemen des Chons auf dem Haupt auf der Maat-Basis stehend dargestellt. Sein Oberarmring den den Hieroglyphen ist mit dem Ring am linken Handgelenk des Königs identisch. 

Der Gott ist bekleidet mit einem sorgfältig gemalten Kilt und trägt auf dem Haupt das Mondzeichen (Sichel und Scheibe), von dem eine Uräusschlange mit Kuhgehörn und Sonnenscheibe herabhängt. (Anspielung auf die Göttin als Uräus lt. E. Hornung)

Der König steht nicht vor einem unterweltlichen Gott, sondern offensichtlich einer Erscheinungsform der Sonnengestalt des Sonnengottes (siehe dazu Friedrich Abitz / SAK 17, S. 25), somit erfolgt die Vergöttlichung nicht zu Osiris. Diese Änderung entspricht dem Vorrang der Sonnenreligion im Königreich, wie sie von Ramses VI. eingeführt wurde. (siehe Abitz: Ramses VI, OBO 89, 181ff)

Ganz links auf der linken (nördlichen) Wand stehen neben einem gemalten Türflügel 15 Dämonen in 13 Ovalen. Im oberen Register folgen auf Szenen aus der Litanei von Re Teile der zweiten Stunde des Amduats und ganz rechts das Kapitel 126 aus dem Totenbuch.  

 

Die beiden Teiche mit Pavianen und Feuerhieroglyphen stellen eine Vignette dar, die diesem Kapitel zugeordnet wird. (siehe Bild)

(Darstellung des "Feuersees" aus dem Grab von Ramses VI. /siehe Hornung T.d.K.)





Die ersten drei Korridore sind am Beginn beidseitig mit schlangenbewehrten Türflügeln dekoriert worden. Im 1. und 2. Korridor sind innerhalb der Türflügel längere Schutz- und Öffnungstexte eingeschrieben. Die Texte im 2. Korridor stammen aus dem Höhlenbuch, 2. Abschnitt, 1. Register (siehe A. Piankoff, Quererts, Text, P1.XI.) - im 3. Korridor sind diese fast leer gelassen worden. Auf der rechten Wandseite des zweiten Korridors wird eine einflüglige Tür von einer Schlange bewacht.

Rechte Seite des Korridors:
Wohl noch während der Dekorationsarbeiten an der Sonnenlitanei wurde der ursprüngliche Dekorationsprogramm geändert, um die Vergöttlichung des Königs mit den davor abgewickelten Riten im Grab darzustellen. Beginnend am 1. Korridor wurde bis zum Ende des 2. Korridors auf der linken Seite ein Bild– und Textablauf geschaffen, der in dieser Form in keinem anderen Königsgrab eine Parallele findet. Diese Szenenfolge hebt sich in der qualitativen Ausführung deutlich von den nicht zu diesem Ablauf gehörigen Szenen (Sonnenlitanei und Amduat) ab.

                  Schematische Darstellung der rechten Wand - 2. Korridor
                   - der 2. Abschnitt des Höhlenbuches (4 bis 7 Register der Wand) - 
Die Figur des widerköpfigen Sonnengottes betrachtet die  zweite Stunde des Höhlenbuches im unteren Register, den dritten Abschnitt oben rechts auf der Wand und den vierten Abschnitt oben links.
Auf seiner Gürtelschnalle steht der Thronname des Königs. Im oberen linken Abschnitt gießt der König ein Trankopfer vor Amun-Re aus. Rechts am Bildrand bewacht eine Schlange die einflügelige Tür.
  (Zeichnung: SAK 17 / Friedrich Abitz nach F. Guilmant in MIFAO 15 Le Cairo 1907))

Die Bild- und Textteile des Höhlenbuches wurden im 1. Korridor (1. Abschnitt), im 2. Korridor (3.-4. und 2. Abschnitt) und in der Sarkophagkammer (5. und 6. Abschnitt) wiedergegeben. 

Die Anzahl der Bildregister im 2.- 4 Abschnitt ist in den bekannten Versionen des Höhlenbuches unterschiedlich; der 2. Abschnitt hat 5, der 3. und 4. Abschnitt je 3 Bildregister. Die obere Wandhälfte des 2. Korridors ist durch eine lange Nische unterbrochen. Sollten alle 3 Abschnitte des Höhlenbuches bei Ramses IX. auf der rechten Seitewand untergebracht werden, bot sich die ungewöhnliche Lösung durch Veränderung der Abschnittsfolge an. Diese Einteilung kann nicht Teil der ursprünglichen Planung unter Ramses IX. gewesen sein. Eine Planänderung zu Lebzeiten des Königs, wie sie auf den linken Korridorseiten vorliegt, ist anzunehmen. Durch Verkürzung und Szenenverschiebungen sind aus 5 Registern des 2. Abschnittes 4 Register geworden. Die z. T. mangelnde Ausführungsqualität im 2. Korridor zeigt, dass während die Planänderungen umgesetzt wurde, der König verstarb und die Arbeit hastig zu Ende geführt wurde.

2. Abschnitt des Höhlenbuches (4. - 7. Register der Wand):
Hier steht die Figur des widderköpfigen Sonnengottes im 4. bis 7. Register der Wand. Der Sonnengott trägt eine Gürtelschnalle mit dem Thronnamen Ramses IX. Von den 5 Bildregistern des 2. Abschnittes wurde bei Ramses IX. das 2., 4. und 5 Register ungekürzt wiedergegeben, das 1. Register verkürzt und Teile des verkürzten 3. Registers auf das 2. und 4. Register aufgeteilt. Der umfangreiche, den Bildregistern folgende Text wurde fortgelassen, nur ein kleiner Textblock (zu den Feinden) wurde in den 4. Abschnitt, 3. Register neben die geköpften Feinde eingeschoben.

3. Abschnitt des Höhlenbuches:
Das Bildprogramm des 3. Abschnitts ist fast vollständig wiedergegeben worden. Die Umstellungen und kleinen Veränderungen sind überwiegend durch die räumlichen Gegebenheiten (der kleinen Nische) bedingt. Die Arbeitsqualität innerhalb der Nische ist schlecht; eine in großer Eile ausgeführte Dekoration. Diese Zerstörungen der Dekoration innerhalb der beiden Nischen erschweren die Beurteilung, ferner sind Kolumnenstriche ohne Texteintragung angelegt. (Anmerkung Friedrich Abitz in SAK 17, Fußnote 38). Die Dekoration innerhalb der beiden Nischen sind leider u. W. schlecht oder gar nicht in der Fachliteratur beschrieben.

Die Texte in diesem Wand-Abschnitt sind entweder stark gekürzt oder gänzlich fortgelassen worden - nur der Text zum 3. Register scheint weitgehend vorhanden gewesen zu sein.

4. Abschnitt des Höhlenbuches:
Der 4. Abschnitt wurde erheblich verändert. Die Hälfte des verfügbaren Raumes wird durch eine alle 3 Register beanspruchende, neu geschaffene Szene eingenommen, in welcher der König vor dem widderköpfigen Sonnengott libiert. Hinter Re sind die drei Register auf 2 verringert worden, evtl. um die Gesamtszene stärker von der Umgebung abzusetzen. Die vier zusätzlichen , unbekannten Götter, welche hinter dem Sonnengott stehen, sind ein Pendant zu den gleichen 4 Göttern des folgenden 2. Registers auf der Darstellung links. Die zwei enthaupteten Feinde unten stammen aus den gleichen Figuren des 3. Registers. In der folgenden Szene sehen wir das "Hochheben und die Belebung des Osiris", so dass nun zusammen mit den vorherigen Szenen alle für den König wesentlichen jenseitigen Elemente in den fortlaufenden Darstellungen des Höhlenbuches eingeschoben wurden.

  1. Begegnung und Fürsorge durch den Sonnengott Re

  2. Anbetung durch die Wächter der Höhle,

  3. die Vernichtung der Feinde (allen Übels)

  4. und die Wiederbelegung der Mumie, d. h. die Regeneration.

                   Diese Darstellung aus dem 4. Abschnitt des Höhlenbuches 
zeigt eine von Ramses IX. neu geschaffene Szene, in welcher der König vor dem widderköpfigen Sonnengott Re libiert.
Zeichnung: SAK 17 / F. Abitz nach F. Guilmant in MIFAO 15 Le Cairo 1907))

 

                                               

Der König ist in eine der zwölf Regionen der unterirdischen Welt abgestiegen, die bevölkert wird von Mumien, Göttern und verdammten Seelen, die das Licht fliehen. 

Es ist die Welt der geheimen, finsteren Duat, die untere Hemisphäre, die von der Himmelgöttin Nut erschaffen wurde und jenen geheimnisvollen Raum darstellt, der den westlichen Horizont des Himmels mit dem östlichen verknüpft. 

(Bild aus „Totenbuch im Bild “)

Decke im 2. Korridor:

Die Wiedergabe der sog. Astronomischen Darstellung mit Dekansternen, Planeten, dem nördlichen Sternbild und der ramessidischen Sternuhr entspricht weitgehend den der zeitlichen Vorgänger von Ramses IX. Abweichend ist bei Ramses IX. vor das astronomische Deckenbild, quer und zum Grabeingang weisend, das obere Szenenteil aus dem Bild der Erweckung des Osiris dargestellt, in welcher u. a. der König in der Morgen– und Abendbarke vor Re–Harachte steht. Die Decke des 2. Korridors wurde vor dem Tode des Königs dekoriert.  Die Figuren an der Decke repräsentieren oben den Polarstern umkreisende Sternkonstellationen. Das erstrebte Ziel des Verstorbenen war die Vereinigung mit diesen Sternen, welche die Ägypter die „Nimmermüden“ nannten, weil sie den Ewigkeitszustand im Jenseits symbolisierten. Die vor einem Linienraster kauernde große Figur darunter gehört zu einer Sternenuhr, welche die Nachtstunden anzeigte – entsprechend dem Erscheinen der Sterne über verschiedenen Teilen des Körpers zu einer bestimmten Zeit.

3. Korridor:

Der 3. Korridor weist kleinen Balkennischen auf. Hier befinden sich auch Szenen aus einem ansonsten unbekannten Jenseitsbuch und rätselhafte verschlüsselte Inschriften.

In der Szene der Sonnen-Anbetung über dem 3. Korridor wird der König dieses Mal von einer Neunheit von Gottheiten begleitet. Beide Wände dieses Korridors zeigen als Sockel einen Fries von knienden, geköpften (links) und gefesselten (rechts) Feindfiguren, abwechselnd rot und schwarz bemalt. 

Linke Wand des 3. Korridors:
Vom
Amduat werden auf der linken Wand im Grab Ramses IX. nur die 2. und der Beginn der drei Register der 3. Stunde wiedergegeben. (In der Grabkammer befindet sich ein Szenenbild aus der 6. Stunde des Amduat) Dazu werden die Texte z. T. doppelt, in bunten und in einfarbigen Hieroglyphen, ausgeführt, d. h. die erste Hälfte des oberen Registers der 2. Stunde befindet sich im 2. Korridor, alle anderen Darstellungen im 3. Korridor. 
Texte zu den Bildteilen fehlen, erscheinen an anderer Stelle als üblich oder sind zweifach wiedergegeben. Der Beginn der 3. Stunde wird nicht vom Ende der 2. Stunde abgegrenzt und Teile der Szenen in der 3. Stunde sind seitenverkehrt ausgeführt. 

Das Amduat im 2. und 3. Korridor im Grab von Ramses IX.
(Zeichnung: SAK 17 / F. Abitz nach F. Guilmant in MIFAO 15 Le Cairo 1907)

Schon im 2. Korridor begegnet man einer Mischung aus buntem und einfarbigem Relief oder Malerei, im Gegensatz ur sorgfältigen Ausführung des 1. Korridors offenbar in großer Eile erst nach dem Tod des Königs hergestellt. Die vorgefundenen ungewöhnlichen Änderungen zur üblichen Wiedergabe des Amduat sowie die getroffene Auswahl der Bild- und Textteile können jedoch nicht eine eilige oder nachlässige Arbeit zurückgeführt werden, vielmehr wird nachfolgend eine sorgsame Umgestaltung, zielgerichtet auf das jenseitige Leben des Königs belegt.

Rechte Wand des 3. Korridors:
Die rechte Wand Korridors wird oft als aenigmatisch bezeichnet, (siehe E. Hornung, "Eine aenigmatische Wand im Grab Ramses IX., Form und Maß, Festschrift G. Fecht 1987, 226 ff.) weil sie Szenen und Inschriften aus mehreren Büchern der Unterwelt enthält, die häufig mit einzigartigen Abbildungen illustriert wurden.

                                          Rechte Wandseite:  Ramses IX. opfert der Maat
(hockende Göttin mit dem Schriftzeichen der Feder auf dem Haupt) Der König opfert die Maat dem Gott Ptah, der als „Herr der Maat“ gilt; vor dem Gott steht eine weitere Figur der Maat.
                 (Links: Aquarell von Hay;  rechte Zeichnung: F. Guilmant/The tomb of Ramses IX)

Am Anfang der rechten Wand im 3. Korridor ist eine schlangenbewachte Pforte zu sehen, womit neben Amduat und Höhlenbuch auch das Pfortenbuch als drittes großes Unterweltsbuch zumindest angedeutet wird. Dahinter folgt eine Götterszene (nach Guilmant, pl. 761), in welcher der König einem atypisch dargestellten Gott Ptah als "Herrn der Maat", König der beiden Länder, dem Schöngesichtigen, eine Figur der Maat darbringt, welche zusätzlich noch als Göttin vor ihm steht.

Die folgende Szene mit dem "schrägen Osiris" stellt eine Begegnung von Re und Osiris dar - nicht als Vereinigung wie inder Sonnenlitanei, aber doch in enger Kommunikation, jeder ruft dem anderen zu; dabei wird Re als "dieser große Gott" von Osiris als "dieser Gott" unterschieden. Als Vergleich erinnert diese Szene an die 12. Nachtstunde des Amduat, denn auch dort geht es um die morgendliche (Wieder)geburt des Sonnengottes als Skarabäus, während gleich daneben Osiris in der Urfinsternis der Tiefe zurückbleibt. Von Osiris wird ausgesagt, dass er sich in der Urfinsternis und in der "Vernichtungsstätte" befindet, dem Ort der Wandlung. Zu dieser Szene gehört - ebenso wie am Schluss des Amduats - eine Schlange, die hier "Nhp" genannt wird und den Gott schützend umschließt. Im Pfortenbuch wird Nhp als schlangengestaltige Bahre gezeigt, welche die auf ihm liegenden Mumien der "Gefolgsleute des Osiris" hütet. Die Schlange Nhp wird also stets als positives, hilfreiches Wesen dargestellt. 

Der Text zum schrägen Osiris" (Guilmant, pl. 77) ist schwarz geschrieben, nur in der ersten Zeile sind einige wenige Zeichen rot hervorgehoben: die Rote Krone, das "Tit" ("Isisblut"), die beiden Arme und die beiden Beine. 

"So ist dieser Gott beschaffen, Seine Arme sind in Jubel, sein Gesicht und seine Füßte in der Vernichtungsstätte. Die (Wieder)geburt dieses großen Gottes (Re) ereignet sich bei der Gruft dieses Gottes (Osiris). Er ruft dem Osiris zu. Dieser Gott befindet sich in (xntj) der Dat, in der Urfinsternis. (Die Schlange) Nehep ist sein Wächter, er umschließt sein Auge bei der (Wieder)geburt Res.

Auf diese neun aenigmatischen Verse, die zum Grabeingang, d. h. wie das Hervorkommen des Skarabäus aus der Sonnenscheibe ausgerichtet sind, folgen noch, in anderer Schriftrichtung, die Kartuschen des Königs und der "normal" geschriebene Wunsch: "Mögst du den Horus Chaemwese mit dir sein lassen, damit er dich schütze".

Durch seine Kartuschen, die den Raum zwischen Re und Osiris ausfüllen, und durch den Wunsch am Schluss der Inschrift ist auch der König in die Darstellung mit einbezogen; er wird als Osiris von Nehep geschützt, hat aber auch am Wiederaufleben des Sonnengestirns Anteil.

Rechte Wand von Korridor C mit Darstellungen in 3 Registern eines ansonsten unbekannten Jenseitsbuchs und rätselhafte verschlüsselte Inschriften
(Bild: F. Guilmant/The tomb of Ramses IX)

Die restliche Wand ist in drei Register aufgeteilt. Im oberen Register geht es um die Neugeburt der Sonne, und von oben streben in gelb und rot bemalten und als Sand gepunkteten Kreisen acht "Ausgebreitete" der Sonne zu, ihre Haltung ähnelt dem Zeichen "Stern im Kreis" für die Unterwelt, aber auch den Dahintreibenden im Urgewässer. Sie scheinen auf dem Kopf zu stehen. Bei ihnen fehlt jede Beischrift, während die Texte in den beiden anderen Registern und bei Osiris eine etwas verfremdete Gestalt haben, die man als "aenigmatische" Schrift bezeichnet.

Das mittlere Register beginnt ebenfalls am Ende des Korridors mit der Sonnenbarke. Bug und Heck der Barke enden in Schlangenköpfen, wie im Sandreich der 4. und 5. Stunde des Amduats. Der Skarabäus mit roter Sonnenscheibe wird von zwei Udjataugen mit roter Pupille eingerahmt. Die Beischrift sagt, dass die Barke "über den Schlangenleib des Apophis dahinfährt". Im Bild ist ein vielfach gewundener Schlangenleib dargestellt, bei dem vorne die Beischrift "nHA-Hr", hinten "aAp (p)" steht, beide Namen des Apophis sind  rot geschrieben. Alle 5 Schlangen, die vor der Barke stehen, sind bereits von Pfeilen (mit der aenigmatischen Beischrift "Ssrw") getroffen, die durch rote Punkte mit dem nächsten Schlangenkopf verbunden sind. Vor der ersten Schlange steht (wohl stellvertretend für alle): "der zu Boden Geworfene (ptXj)". Die anbetenden Figuren auf den Sandhügeln (gelb mit roten Punkten, die Figuren schwarz) anonym bleiben. Auch vor jedem der sieben Hügel ist eine vom Pfeil getroffene Schlange dargestellt. Der pfeilschießende Sonnengott setzt mittels seiner Lichtstrahlen die Feinde in Brand. Der Skarabäus in der Barke hebt die Sonnenscheibe empor: "Dieser Gott fährt in dieser Weise in seinem Schiff, nachdem er dahingeglitten ist über den Rücken des Apophis." 

Das untere Register besteht aus zwei Szenen, von denen die eine aenigmatische, die andere normale Begleittexte aufweist. Die Beischriften zu den dargestellten Wesen sind z. T. wie im Amduat doppelt, jeweils in roter und in schwarzer Farbe ausgeführt. 

In der Darstellung werden vier hochaufgerichtete Göttinnen gezeigt, die jeweils auf eine Schlange treten und sie damit bändigen. Die doppelt (rot und schwarz) geschriebenen Namen der Schlangen kennzeichnen sie als Apophis. Die Namen der Göttinnen wurden nachträglich geändert bzw. verschoben und spielen wohl auf die Überwältigung der Schlangen an. Die Beischrift zur Szene davor bezieht sich auf vier zurückgebeugte Gestalten ,mit lang herabfallenden Haarsträhnen und erigiertem Phallus (überall ausgehackt). Der Mund der Figuren ist durch gepunktete Linien mit einem schwarzen Käfer, der Phallus mit einem rot bemalten Kind verbunden. Über dem Leib der Figuren befindet sich jeweils eine rote Sonnenscheibe, unter ihrem Rücken ein weiterer, rot bemalter Käfer. Als Bildinformation "gelesen", handelt es sich offenbar um die allnächtliche (Neu)geburt des Kindes in der Erde (Skarabäus, zugleich das Zeichen für "Verwandlung" unter dem Einfluss der Sonne, die in diese Regionen hinabsteigt. Den Kindern ist aenigmatisch "sDt (j)" (Kind) beigeschrieben, bei den Zurückgebeugten stehen weibliche Namensformen: "Zufriedene", "Nackte", ohne Namen und "Hütende". 

Ob die Figuren davor zur gleichen Szene gehören, ist nicht ganz sicher, die Beischrift endet vor ihnen; es handelt sich um einen bärtigen, auf den Zehenspitzen vorgelehnten Gott, ein Doppelwesen und eine große rote Sonnenscheibe, die von einer weiblichen Figur überschnitten wird und aus der zwei Skarabäen (der rechte mit Scheibe) hervorkommen. In der letzten Beischrift bringt wieder einen Anruf des Königs. 
(Textquelle: Zitate aus Ägypten und Altes Testament Bd. 12 - Form und Mass/Festschrift für Gerhard Fecht / Harrassowitz-Verlag Wiesbaden 1987 - "Eine aenigmatische Wand im Grabe Ramses IX./Erik Hornung)

Decke des 3. Korridors:

Die Decke hat eine Parallele zur Deckengestaltung im 4. Korridor des Grabes Ramses VI. Die Vorlage wurde aber zum Teil bedeutend gekürzt, umgestellt und in wesentlichen Teilen geändert. Nur an zwei Stellen erscheint die Kartusche des Königs zwischen den Abbildungen. 

Anders als im Grab Ramses VI. ist der König unter Hinzufügung seines Namens in der Deckenmitte mit der Ober– und folgend mit der Krone Unterägyptens groß dargestellt, zwischen den Figuren ist der Sn–Ring, darunter die Zeichen für Himmel und Erde. Eine weitere Kartusche mit dem Thronnamen wird von den Windungen der Mehen– Schlange eingeschlossen. 

Die Decke des 2. Korridors wurde vor, die Decke des 3. Korridors nach dem Tod des Königs dekoriert. So ist zu vermuten, dass die "Ersatzlösung" ein Teil der ursprünglichen Planung ist.
(Zeichnung:  F. Guilmant/The tomb of Ramses IX)

Obgleich der Korridor Ramses IX. bei gleicher Breite erheblich länger ist als der von Ramses VI., wurden die für das jenseitige Leben des Königs so wichtigen Barken fortgelassen. Dieses ist offensichtlich durch die unterschiedliche Lage beider Gräber zu den Himmelsrichtungen bedingt. Bei Ramses VI. stehen die Barken zur Mitfahrt für den König im Osten (=Grabeingang) bereit, die Seligen auf ihren Bahren befinden sich im Westen. Der Eingang des Grabes Ramses IX. ist zum Nordwesten gerichtet, hier beginnt bei ihm ordnungsgemäß die Erweckung der Seligen auf ihren Bahren, für die Barken der "falsche" Standort. Als "Ersatzlösung" wurde im 2. Korridor das obere Szenenteil aus dem Bild der Erweckung des Osiris so angebracht, dass der König in der Morgen- und Abendbarke zum Grabeingang ausgerichtet mitfährt.


Dieser Teil der Decke des dritten Korridors zeigt Kompositionen von der Reise des Sonnengottes über den Himmel. In der Mitte umgibt der gewundene Leib der großen
Mehen–Schlange, des Umschließers, die königliche Kartusche, so wie er an andere Stelle den Sonnengott auf dessen Reise beschützt. Rechts ist der König zweimal zu sehen, als Herrscher über Unter – und Oberägypten. Die Figuren auf den Betten rechts davon sowie die im oberen und unteren Register stammen aus dem Buch der Nacht.  
Bild: aus „Pharaonen“ von Pemberton)

 

Der Schachtraum/Brunnenkammer

Nur die beiden Ausgangswände des Schachtraumes wurden dekoriert - links mit dem die Reinigung und rechts mit dem die Mundöffnung vollziehenden Iunmutef. Die Darstellung des Iunmutef ist seit Merenptah ein Teil des Bildprogramms der Ausgangswände im Schachtraum. 

        Schachtraum
Auf der Rückwand des Schachtraumes erscheint auf beiden Seiten der Iunmutef-Priester ohne den König im Pantherfell bei der kultischen Reinigung und Mundöffnung; sonst blieb dieser Raum, wie die folgende Pfeilerhalle, ohne Dekoration. Der Priester links opfert eine Schale vor einer Standarte mit Widderkopf; der rechte opfert Breitbeile für die rituelle Mundöffnung vor einer Ibis–Standarte. 
              (Bild J. G. Ross)

Im Grab Ramses IX. wird durch den Text deutlich, dass Iunmutef als Horus (-Iunmutef) die Riten an seinem Vorgänger vollzieht, denn es heißt links: "......, o wie mächtig ist das was Horus gemacht hat für seinen Vater Osiris König, Herr Beider Länder...." und rechts: "...du sprichst für deine Ewigkeit bei der großen Götterneunheit im Fürstenhaus das in Heliopolis befindlich ist. Ergreife dir die Kronen von ihr..." Lt. F. Abitz handelt es sich hierbei um den Nachvollzug des mythischen Präzedenzfalles: Horus soll auf gleicher Weise den Mund seines Vaters geöffnet haben, wodurch dieser handlungsmächtig wurde, vor der Neunheit in Heliopolis selbst aufzutreten und die Krone zu erlangen.

(Bilder links: F. Guilmant/The tomb of Ramses IX - rechts: „Zwei ramessidische Königsgräber“/ E. Hornung)

          

                                  - Nach Dissertation von Ute Rummel - 
                               “ Pfeiler seiner Mutter – Beistand seines Vaters “

Rückwand, links des Durchgangs   PM I. Seite 503 (20)

Szenenbeschreibung:
Iunmutef hält vier Wassergefäße in den erhobenen Händen. Vor ihm befindet sich ein standartenartiger Aufbau mit einer Widderfigur darauf. Unter diesem hocken zwei 
„Seelen“ im hnw–Gestus, eine mit Falkenkopf und eine menschenköpfige mit 
nms–
Kopftuch. Eine ikonographische Besonderheit ist der Zopf Iunmutefs. Es handelt sich um eine breite, ungegliederte Haarsträhne, die mit einer runden Spange befestigt ist.

Rede des Iunmutef:
„Iunmutef, er spricht:  Oh jener in der Unterwelt, Gelöster ist sein Name, (nämlich) dieser Osiris in der Nekropole. (Ich) sprenge für dich Wasser, Osiris, König  und Herr beider Länder, nämlich (Neferkare–Setepenre)|, gerechtfertigt, um den Ba des Horizontes anzubeten (?), der du darin bist. Seine Reinigung ist deine Reinigung aus den vier dSrt Krügen mit Wasser, das aus dem Horusauge herkommt. Oh wie groß ist dies, oh w[ie] vollkommen ist dies, oh wie trefflich ist dies, oh wie mächtig ist dies, was Horus für seinen Vater Osiris macht, was der Sohn des Re und Herr der Kronen, nämlich (Ramses – Cha-em-waset–Mereramun)|, für seinen Vater Osiris macht.

Rückwand, rechts des Durchgangs   PM I. Seite 503 (21)

Szenenbeschreibung:
Iunmutef hält vier Dechsel und einen Rinderschenkel in den erhobenen Händen. Vor ihn befindet sich ein ähnlicher Aufbau wie auf der gegenüberliegenden Seite, nur dass er hier von Figuren des
bnw–Vogels, der auf einem stilisierten Bund Lilien sitzt, bekrönt wird. Unter diesem hocken ebenfalls zwei „Seelen“, eine mit Schakalkopf und eine menschenköpfige mit nms–Kopftuch. Auf dieser Seite ist der Zopf Iunmutefs geflochten und endet in drei Perlenstränge. 

Rede des Iunmutef:
„Iunmutef, er spricht:  Oh Osiris, der König, Herr beider Länder, der Herr der Rituale, nämlich (Neferkare–Setepenre)|, gerechtfertigt. Ich bin gekommen als Einer, der dich sucht. Ich bin Horus, ich habe dir deinen Mund geöffnet und ich habe dir deine Augen geöffnet mit dem nwAJnpw–Dechsel. Ich öffne den Mund meines Vaters Osiris damit, so dass du gehst auf deinen Füßen und selbst sprichst vor der Großen Götterneunheit im Fürstenhaus, welches sich in Heliopolis befindet. Ergreife die wrrt–Krone, die darin ist, spricht Horus, der Herr der Menschheit, Sohn des Re, Herr der Kronen, nämlich [(Ramses – Chaemwese–Mereramun)|]. Mögest du existieren zusammen mit [ … ], er [ … ] Gestalt “

 

4-Pfeiler-Saal:

Das Grab Ramses IX. steht in Raumart und -folge sowie seinen Raumgrößen in der Tradition seiner Vorgänger, ist jedoch nicht fertiggestellt worden. Den 3 Eingangskorridoren folgt der Schachttraum (Brunnenkammer) - jedoch ohne Schacht - und der 1. Pfeilersaal mit dem Abgang in den unteren Grabbereich. Während die drei Eingangskorridore und der Schachtraum vollständig aus dem Fels herausgeschlagen wurden, sind die Arbeiten im 1. Pfeilersaal nicht fertiggestellt: hinter dem 2. Pfeiler stehen Felsteile noch bis zur Decke an, im rechten Raumteil verblieben noch bis zu 1 Meter hohe Felsteile. Nur die beiden rückwärtigen Pfeiler und die Wand dahinter sind teilweise aus dem Fels geschlagen.

Nach dem Tode des Königs wurde der Durchgang vom Schachtraum zur 1. Pfeilerhalle vorgenommen. Der Niedergang in die Pfeilerhalle führt unmittelbar weiter in die Sargkammer. Die beiden Priestergestalten zu beiden Seiten der Tür von dem Schachtraum zur Pfeilerhalle stammen aus der Bildfolge des Mundöffnungsrituals. Die Pfeilerhalle selber blieb undekoriert.

Sargkammer:

Der 1. Pfeilerraum mit dem Abgang in den unteren Grabbezirk endet nach einem Durchgang unmittelbar in einer kleinen und behelfsmäßig ausgehauenen Sargkammer. Im unteren Bereich folgt dem Durchgang ein kurzes Korridorstück, dessen Breite sich als noch erkennbare Markierung an der gewölbten Decke der Sargkammer fortsetzt. Die Wände des kurzen in Korridorbreite gehaltenen Eingangsteils dienten als Anschlagfläche für die beiden, die Sarkophaghalle von innen verschließenden Flügeltüren. Offensichtlich wurde die Arbeit am 4. Korridor unterbrochen, der Korridorbeginn als Eingangsteil für die Sargkammer genutzt, um folgend einen verbreiterten Raum mit gewölbter Decke und vertieftem Fußbodenteil für den Sarkophag zu gewinnen. Die geringe Höhe des Raumes und die unter den flüchtig  angebrachten Dekorationen erkennbar unregelmäßig und grobe Felsoberfläche zeigt, dass die Sargkammer nach dem Tode des Königs eilig und behelfsmäßig ausgehauen worden ist. 

Sargraum mit der Grube für den königlichen Sarg und dessen Abdeckung

    Sargkammer mit Abschnitten aus dem Buch der Erde
                       - rechte Wandseite - 
Datei:    Cama sepulcfal Ramses IX aus Flickr-Album
Autor:    Julio Chavez F. (Flickr-Album)
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File:     Egypt.KV6.02.jpg
Photo   taken by Hajor, Dec.2001 Wikipedia
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Im Grab Ramses VI.  wurde an den Wänden der Sarkophaghalle nur das Buch von der Erde verwendet, wobei Osiris an der linken und Re an der rechten Seitenwand der Vorrang eingeräumt worden ist. (Vergleiche Höhlenbuch E. Hornung, Unterweltsbücher 372) Die Kombination der Szenen aus den verschiedenen Unterweltsbüchern und ihre Abfolge im Grab von Ramses IX. ist dagegen sicher genau überlegt, wie auch die strukturelle Einteilung in den 24-Stundenablauf belegt, für eine weitergehende Aussage sind vergleichende Untersuchungen erforderlich.

Für das Bildprogramm in der Grabkammer von Ramses IX. wurde verwendet:

  1. Auszüge aus den Büchern vom Tage und von der Nacht (Decke);

  2. die verkürzte Szene der Erweckung des Osiris /Endwand); 

  3. Teile des 5. und 6. Abschnittes des Höhlenbuches (Eingangswände, Seitenwand links);

  4. Teile aus dem Buch der Erde (rechte Seitenwand);

  5. eine Bildszene, die aus dem Amduat bekannt ist (rechte Seitenwand).

Dagegen sind an beiden Seitenwänden Szenen, die dem Höhlenbuch oder den Buch von der Erde verwandt scheinen, jedoch bisher in keinem Königsgrab, außer zum Teil bei Ramses VII. und Sarkophagen verwendet wurden. Nicht allen Szenen sind Texten beigeschrieben. Die Auswahl und Zusammenstellung der u. a. aus dem Grabe Ramses VI. und VII. bekannten Szenen geben Hinweis auf den inhaltlichen Zusammenhang zu den bisher nicht bekannten Szenen bei Ramses IX.

(Zeichnung: F. Guilmant/The tomb of Ramses IX)

 Rechte Wandseite der Grabkammer

Die Szene an der rechten Seite der Grabkammer (Mitte) zeigt die wiedergeborene Sonne, getragen von einem Skarabäus, flankiert vom widderköpfigen Aton, Gott der untergehenden Sonne, und dem skarabäusköpfigen Chepri, Gott der aufgehenden Sonne. Im unteren Abschnitt wird die Gottheit gezeigt, die die Stunden symbolisiert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Rückwand der Grabkammer ist sehr flüchtig und uneinheitlich dekoriert mit Darstellungen aus verschiedenen Unterweltsbüchern. Darunter befindet sich eine schon aus Ramses VI. bekannte Szene der Osiriserweckung (hier in KV 6  verkürzt dargestellt).

Ein Vergleich mit der Szene bei Ramses VI. zeigt die starke Verkürzung des Bild- u. Textteiles. Die Barkenbesatzung im oberen Bildteil ist bei Ramses IX. abweichend dargestellt worden.

Datei: Egypt.KV6.01.jpg
Photo  taken by Hajor, Dec.2001
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Released under cc.by.sa and/or GFDL.

Es ist nicht mehr erkennbar, dass es sich links um die Morgenbarke mit Re-Harachte und rechts um die Abendbarke mit Atum handelt; die vor dem König stehenden Götter tragen hier beide die Doppelkrone von Ägypten und sehen wie eine Erscheinungsform des Königs aus, zumal links das vom König dargebotene Abbild der Maat zwischen die Kartuschen des Königs so gesetzt wurde, dass Blick- und Schreibrichtung des Königsnamens je einer der beiden Figuren zugeordnet worden ist.

(Zeichnungen: F. Guilmant/The tomb of Ramses IX)

           Linke Wand der Sargkammer
Hier befinden sich 3 Register, welche in das Grabinnere führen. Die Wand beginnt links oben mit dem 3. Abschnitt des Höhlenbuches, dahinter preisen 2 Götter die Gestalt des Re und der zeugende Leichnam des Osiris und abschließend die Trauer um den Leichnam des Osiris. Im mittl. Register sind Lobpreisungen des Re und die Trauer um den geheimen Leichnam des Osiris-Chentidat dargestellt, während im unteren Register die 1. Darstellung erheblich zerstört ist. Dann folgt der geheime Sarkophag des Osiris. und als letzte Szene die Begrüßung der Maat.

Bei der graphischen Anordnung der Szenen an den Wänden fällt auf, dass die großen Figuren aus dem 5. Abschnitt des Höhlenbuches Osiris (mit dem Rücken zur rechten Seitenwand) den Eingang zur Grabkammer flankieren, jedoch aus der Sicht des Sarkophages "falsch" angeordnet worden sind. (vergl. Höhlenbuch, E. Hornung, Unterweltsbücher, 372) Beide Gottheiten sind mit einer Szene ihrer Seitenwand "verknüpft" worden, so dass sie damit als zu ihnen gehörig angesehen werden können. Die Verbindung erfolgte bei Osiris durch die hinter ihm stehenden ersten 4 Verse der 6. Szene und bei Nut durch die Darstellung des "Wenti" (Sonnengeburtsdarstellung: "...Wenti speit aus und ergießt das Auge des Res, das ihn seinem Leibe war" - ähnlich wie bei Ramses VII.) im Nutbild und in der 17. Szene auf der rechten Wandseite.

Decke der Grabkammer

                         

Für die Deckendekoration in der Sarkophagkammer wurden Auszüge aus den Büchern vom Tage und von der Nacht verwendet. Das Buch vom Tage nimmt die linke Deckenhälfte ein, so wird die Sonne annähernd im Osten geboren.

   

Der Sonnenumlauf erfolgt in der Achse des Grabes. Die geringe Länge der Decke führte zu den vorgefundenen Verkürzungen. In den zeitlich vorangegangenen Gräbern sind beide Bücher in den großen querschiffigen Teil der Sarkophag-Halle untergebracht. Das Buch vom Tage nimmt die linke Deckenhälfte ein, so wird die Sonne annähernd im Osten geboren.
(Zeichnung:Ibid., pl. 88)

Es werden nur 3 Szenen der Sonnengeburt wiedergegeben. Kein Teil des Buches sind die zusätzlich dargestellten 5 widderköpfigen Ba-Vögel, die mit preisend erhobenen Händen zum Grabinneren gerichtet sind. Von den Götterprozessionen erscheinen nur 5 Gottheiten und 4 Uräen. Die Königsfigur zwischen den Armen der Nut geht zum Grabausgang. 

Von den Szenen des Buches von der Nacht ist nur das Ziehen der Barke durch die Schakale und Gottheiten sowie die Hochhebung der Sonnenscheibe durch Isis und Nephthys dargestellt. Diese heben die Sonnenscheibe von der Abend- zur Morgenbarke. Zu sehen ist hier nur eine Göttin mit Doppelkontur und nur dem Zeichen der Nephthys auf dem Haupt. Zusätzlich erscheinen im oberen Register 9 Königsfiguren (mit Königsnamen), sie sind nicht ein Teil des Buches von der Nacht (sie gehören zum Buch vom Tage, 4. Reg. und sind dort ebenfalls gegenläufig dargestellt - Vgl. A. Piankoff, R.VI., pl. 187 f. , Text zu den Schlangen a. d. Haupt des Königs, S. 390) - und wurden bei Ramses IX. mit den zu keinem der beiden Bücher gehörigen Ba-Vögeln ausgetauscht. Durch die bedeutsame Umstellung schreitet der König nunmehr aus dem Grab heraus. Im Eingangsbereich wird Re in der Sonnenscheibe von 4 Pavianen angebetet (Es scheint, als ob die 9 Königsfiguren dem Sonnengott mit  preisend erhobenen Händen folgen).

Grabausstattung:

 

Uschebti Ramses IX. aus Holz

Uschebti aus Holz - der König trägt das Nemes-Kopftuch, einen Kragen und er hält in seinen gekreuzten Händen zwei kleine Hacken. Über seinen Schultern hängt ein Saatkorb. Beschädigungen auf der rechten Seite.

9-zeilige Inschrift auf der Beinpartie (Book of the Dead)

Brit. Museum: EA 8570
Material: Sycomore-Feigenholz, Bitumen;
Höhe: 31,5 cm,
Breite: 8,97cm
Tiefe:   6,83cm

gekauft 1823 bei Henry Salt
(Quelle: Brit. Museum)

Bild:   Britisches MuseumEA8570
Urheber: @Trustees of the British Museum
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

 

Uschebti Ramses IX. aus Sycomore-Feigenholz

Uschebti des Königs, der den gestreiften Nemes mit Uräus auf dem Kopf trägt und um den Hals einen Kragen. In den Händen hält er die "mr"-Hacken und auf dem Rücken einen modellierten Saatkorb. Reste einer Bitumenbeschichtung sind noch vorhanden.

Auf dem Beinabschnitt befinden sich neun Reihen mit Inschriften (Buch der Toten)

Brit. Museum: EA 8571
Material: Sycomore-Feigenholz, Bitumen;
Höhe: 31,5 cm,
Breite: 9,51cm
Tiefe:   6,9 cm

gekauft 1823 bei Henry Salt
(Quelle: Brit. Museum)

Bild:   Britisches Museum
Order-Nr.: FI-000889207
Urheber: @Trustees of the British Museum
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

 

Hölzerne Statue Ramses IX.

Die Statue stammt aus der Salt–Kollektion und befindet sich heute zusammen mit einer Reihe von weiteren Objekten aus dem Grab im Britischen Museum. Lt. Brit. Museum könnte sie aus dem Grab Ramses II. stammen und durch Ramses IX. usurpiert worden sein (siehe PM I. Part : page 507)

Die Beine wurden restauriert, beide Arme fehlen, obwohl beide Zapfen noch vorhanden sind. Die ganze Statue aus Holz trägt Spuren einer Bitumenschicht. Die Statue ist 139,5 cm hoch.

Field collection by Giovanni B. Belzoni
- gekauft von Henry Salt 1821 - 

Wooden statue from the tomb of Ramesses IX.
EA 882 - Britisches Museum
Order number: FI-000887600
Lizenz: CC BY NC SA 4.0
© Trustees of the British Museum

Im Museum von Luxor befindet sich ein roh aus Alabaster gearbeiteter Uschebti des Königs, der im Schutt von KV 4 dem Grab Ramses XI. gefunden worden ist. Im Grab des Königs wurden fünf Uschebtis aus Holz gefunden. Vier davon befinden sich heute im Britischen Museum. Der am besten erhaltene Uschebti Ramses 9 misst 31cm in der Höhe und ist fasst unbeschädigt (bis auf die Fußpartie), dieser befindet sich heute in der Meijer–Sammlung. Der König trägt das Nemeskopftuch mit dem Uräus an der Stirn, in beiden Händen hält er landwirtschaftlich Geräte.

 

Statuette eines Dämons mit Maske

Die Figur eines Dämons aus dem Tal der Könige. Er wurde von den Entdeckern auf einen Sockel aus der Spätzeit gesetzt). 
Material: Holz mit harzhaltigem Überzug
Höhe der Figur: 42,5 cm - Sockel: 8,2 cm;

heute im Britischen Museum: BM  EA 61283

 

Bild:  Masked guard in the grave of a king
User:
Tako Witte Flickr-Album 20. Nov. 2010
Lizenz: CC BY 2.0

 

 

Truhe Ramses 9 aus der Cachette DB 320


Aus der Cachette von Deir el–Bahari (DB 320) stammt eine Truhe bestehend aus Holz, Elfenbein, Bronze, Glas und Leder. Die Höhe der Truhe beträgt 22cm, die Breite 24cm, in der Tiefe misst sie 22,5cm. 
Heute befindet sie sich im Museum von Kairo, JdE 26271.

Die Füllung der Seitenflächen der Truhe sind mit Leder bespannt, die Holzflächen sind mit Elfenbein verkleidet, ihre vier quadratischen Beine ruhen auf Holzsockeln. Die Einlagen der Ornamentbänder bestehen aus farbigen Glas. Um das gesamte Paneel verläuft eine Hieroglypheninschrift, die die vollständige Titulatur Ramses IX. wiedergibt.

Der flache Deckel ist mit zwei rechteckigen Paneelen verziert, welche denjenigen an den Seiten gleichen. Als Schloss diente ein Knauf an der Vorderseite, um den man eine Schnur schlang, die man um einen zweiten (nicht erhaltenen) Knauf am Deckel band. Die Inneneinteilung des Kästchens ist für die Aufnahme von Salbgefäßen konzipiert, war jedoch bei seiner Auffindung leer.

 

Mumie:

Die Mumie Ramses IX. fand sich 1881 im Versteck von Deir el–Bahari (DB 320) in einem ursprünglich für Neschons (Ns-#nsu), der Gemahlin Pinodjems II. (P3j-ndm ) vorgesehenen Sarg liegend.

Obwohl man die Mumie Ramses IX. ebenso wie die von vielen anderen ägyptischen Königsmumien aus der Cachette DB 320 nach Kairo brachte, wurde sie nie durch G. E. Smith untersucht und es erschienen von ihr keinerlei Daten in seinen Berichten. 

Lt. dem Ägyptologen Nicolas Reeves scheint die Mumie Ramses IX. oberflächlich intakt zu sein, wurde aber nie vollständig ausgepackt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wurde der Kopf vom Körper abgetrennt. Es ist aber nicht mehr zu ermitteln, ob dieses schon in pharaonischen Zeiten oder in jüngerer Zeit von den Ausgräbern verursacht wurde. Ikram und Dodson erklären, dass die Mumie beträchtlich beschädigt erscheint und merken an, dass die Nase fehlt und die Haut lauter Risse hat. Die Mumie Ramses IX. wurde in einem der Särge gefunden, die ursprünglich für Isiemkheb (von  Kenneth Kitchen als Isiemkheb-C, die Ehefrau von Menkheperre-A identifiziert) hergestellt worden waren und später von Neskhons (Gemahlin Pinodjem II.) verwendet wurden. Nach einem auf den Binden der Mumie gefundenen Etikett, war sie im Verwaltungsbezirk der Nekropolis Medinet Habu im Jahre 7 ( 6 ?) des Königs Siamun (Psusennes II.?) mit Leinen, das Neskhon gestiftet hatte, neu eingewickelt worden. Nach einer Theorie von Nicolas Reeves  spendete Neskhon evtl. auch einen ihrer Särge für die Wiederbestattung Ramses IX. in dieser Zeit (Quelle: CCR, 110ff; DRN, 202, 208, 237, 250; MiAE, 329; HERR, 566ff., 584 (7); XRA, 3A7-3B3.)

Anmerkung:
Für die Erstellung dieser Datei über das Grab Ramses IX. wurde überwiegend folgende Literatur verwendet:

Friedrich Abitz – SAK 17,
E. Hornung – Tal der Könige,
Pembelton – Die Schätze der Pharaonen ,
Siliotti – Tal der Könige,
N. Reeves – Tal der Könige,
Zwei ramessidische Königsgräber - E. Hornung
Luxor und das Tal der Könige - National Geographic
Kent Weeks - Im Tal der Könige,
Erik Hornung - Das Tal der Könige/ C. H. Beck-Verlag
Max Miller - The Theben Royal Mummy Projekt (http://anubis4_2000.tripod.com/mummypages1/21B.htm)
u. a.


(Co-Autor: J. H. Pirzer)


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