Biografie Haremhab

Königsgrab Haremhab KV 57

Bauten Haremhab

(Quellenangaben am Ende der Seite - nummerierte Verweise im Text)

Das Beamtengrab Haremhabs in Saqqara ist seit dem 23. Mai 2011 für Touristen geöffnet - ebenso wie die Gräber von Maya (nebst unterirdischer Grabkammer), Tia, Meryneith, Ptahemwia und Pay & Raia. Die Gräber können mit einem Extra-Ticket, das bei Ankunft auf dem Plateau erhältlich ist, besichtigt werden. 

Haremhab - der Regent für Tutanchamun

Bild: Mit frdl. Dank Merja Attia

Das weitläufige Nekropolengebiet von Saqqara ist neben dem berühmten Tal der Könige und dem Pyramidenplateau von Giza eine der wichtigsten archäologischen Fundorte Ägyptens. Der Name "Sakkara" leitet sich vermutlich vom ägyptischen Totengott Sokar ab, dem Lokalgott der Region westlich der alten Residenzstadt und Reichsmetropole Memphis.

Das von Haremhab während seiner Beamtenlaufbahn ausgewählte Areal für seine Grabkapelle in der Nekropole südlich des Aufwegs zur Unas-Pyramide war kein jungfräulicher Boden mehr. Schon viele hundert Jahre vor ihm hatten Beamte und Höflinge in der Regierungszeit von König Unas dort ihre Gräber anlegen lassen. Auch war Haremhab nicht der erste hohe Beamte des Neuen Reiches, der hier sein "Haus für die Ewigkeit" bauen ließ. Dieses wird durch Steinblöcke, die man im 19. Jahrhundert auf dem Areal gesehen hat oder fand, belegt. Dort waren schon hohe Verwaltungsbeamte des Neuen Reiches vor ihm tätig gewesen, wie z B. Amenhotep, genannt Hui. Ebenso wie die königlichen Bauten waren auch die privaten Grabbauten in Ägypten nicht von dieser Art von "Steinplünderung" sicher, denn viele der bearbeiteten Steinblöcke am Grabmal Haremhabs stammen aus dem Bezirk der in der Nähe liegenden Djoser-Pyramide.

Aber ohne Zweifel war das Grab des Haremhab das bedeutendste innerhalb der Periode der späten 18. Dynastie. Als Haremhab später - nach dem Tod von König Eje - den Thron Ägyptens bestieg, baute er für sich ein völlig neues Grab im Tal der Könige, das seiner nunmehrigen Position als König entsprach und mit allen erforderlichen Gängen, Kammern, religiösen Texten und Grabbeigaben versehen war, wie es im antiken Ägypten für einen Gottkönig angemessen war. Seine erste Frau, deren Name höchstwahrscheinlich "Amenia" lautete, war zur Zeit seiner Thronbesteigung schon verstorben und Haremhab hatte sie in seiner memphitischen (bei Saqqara) Grabanlage beisetzen lassen. Interessanterweise - entgegen der allgemeinen Sitte zu dieser Zeit - wurde auch Haremhabs zweite Frau, die Große Königsgemahlin Mutnedjemet später in diesem memphitischen Grab beigesetzt und nicht wie üblich in Theben, im Tal der Königinnen. Dieser Befund ergibt sich aus dem Vorhandensein gewisser mit Inschriften versehener Objekte, die in der Anlage gefunden wurden, wie etwa eine Weinamphore mit einer Inschrift aus dem 13. Regierungsjahr von König Haremhab. Es wurden auch Überreste eines weiblichen Skeletts und eines Fötus gefunden.

Entdeckung der Grabanlage:

Irgendwann zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die vom Sand bedeckte Grabanlage von Kunsträubern entdeckt und geplündert, denn schon damals tauchten im Kunsthandel Stücke und Reliefteile aus dieser Grabanlage auf, die in den  europäischen und amerikanischen Museen präsentiert wurden,  wobei aber die Lage der Grabanlage unbekannt blieb (3).

Vor einigen Jahrzehnten wurden südlich des Unas-Komplexes in Saqqara die Gräber einiger hoher Amts- und Würdenträger entdeckt. Darunter auch das mit wunderschönen Reliefs dekorierte Beamtengrab des Haremhabs. Dieser bekleidete damals den Rang eines Oberbefehlshabers des Heeres unter der Regierung König Tutanchamuns. 

Bei Beginn der Grabungs-Kampagne im Jahre 1975-79 war das Haremhab-Grab in Memphis nicht das eigentliche Ziel der Egypt Exploration Society (einer englisch-niederländischen Mission), sondern man war auf der Suche nach der verschollenen Grabanlage des Vorstehers des Schatzhause des Tutanchamun, Maja, der ein Zeitgenosse von Haremhab gewesen war. 

Bei der Lage des Maja-Grabes ging man von den Zeichnungen Richard Lepsius aus, die sich aber schon bald als etwas ungenau herausstellten. Das niederländisch-englische Grabungsteam "verfehlte" den Maya-Komplex, entdeckte aber schon wenige Tage nach Eröffnung der Grabungen bei der systematischen Absteckung des Grabungs-Geländes den oberen Bereich einer Lehmziegelmauer, wobei es sich schon bald zeigte, dass diese zu dem Hof eines anderen Grabes gehörten. Im Geröll des Hofes wurden Blöcke aus dem Alten Reich gefunden, die wahrscheinlich in den Oberbauten des Grabes wiederverwendet worden sind. Anzunehmen ist, dass die Baumeister aus dem Neuen Reich die Stein-Mastaben aus der Regierungszeit des Unas abreißen ließen (soweit dieses nicht schon vorher geschehen ist) und dieses Material dann in ihre eigenen Bauten wiederverwendet haben - eine Prozedur die im antiken Ägypten gang und gäbe war. Einige der bearbeiteten Steinblöcke am Grab Haremhabs stammen aus dem Bezirk der nahe gelegenen Stufenpyramide des Djosers (1+4). Es wurden Blöcke der Umfassungsmauer und Fragmente der Eingangskolonnade in den Bauten des Haremhab-Grabes gefunden. Die Steintrommeln der Eingangskolonnade waren als Verschlussmaterial in den Türeingängen in den Grabkammern des Schachtes aus dem 1. Hof eingesetzt worden (1).

Den ersten Hinweis auf die Identität des Grabeigentümers erhielten die Ausgräber in Form eines prächtigen Reliefs mit der Darstellung des Armeeführers Haremhab, der vor einem Opfertisch sitzend, von einem weihräuchernder Totenpriester gereinigt wird. Die Inschriften auf dem Relief bewiesen, dass es sich hier nicht um das Grab des Schatzhausvorstehers Maja, sondern um das langvermisste Grab von Haremhab handelte (4). Vor der Entdeckung des memphitischen Grabes von Haremhab gab es unter den Gelehrten viele Spekulationen  um die Lage des Bauwerkes, denn die Mehrheit der Fachleute waren der Meinung, dieses Grab aus dem Ende der 18. Dynastie sei völlig zerstört und es gäbe fast nichts mehr auszugraben (1). 

Die Ausgrabungen durch das englisch-holländischen Team unter Leitung von Prof. Martin dauerten bis 1979 und wurden später in den Jahren 1999-2000 von einem rein niederländischen Team mit einer Inspektion der südlichen Außenwand und seiner Fundamente wieder aufgenommen und im den Jahren  2004-2006 mit der Freilegung des Vorplatzes und des 1. Pylons fortgeführt. Gleichzeitig erfolgte seit 1980-2008 der Versuch einer vorsichtigen Restauration des kompletten Grabbezirks ( 2 ) unter Einfügung von Gipsabgüsse der Blöcke, die sich in den ausländischen Museen (Leiden, London, Paris, Berlin und Wien) befanden, in die rekonstruierten Wände.

Die Grabanlage:

Bei einer genauen Studie der Architektur der Anlage kam man zu der Erkenntnis, dass das Grab drei deutlich voneinander zu unterscheidende Bauphasen gehabt hatte, wobei diese Bauphasen vermutlich Hand in Hand mit dem Macht- und Einflusszuwachs Haremhabs als Folge seiner militärischen Erfolge gingen. Die letzte Bauphase an dieser memphitischen Grabanlage hatte lt. Prof. Martin ( 1 ) unmittelbar vor dem unerwarteten Tod Tutanchamuns stattgefunden - evtl. auch erst während der vierjährigen Regierungszeit von Eje (siehe dazu weiter unten). Dieses geht aus der Tatsache hervor, dass die Wanddekoration des letzten Bauabschnitts der Anlage (im südlichen Ende des Hofes) größtenteils in Umrissen gemalt war, die heute aber fast gänzlich verblasst sind.

                                    Hauptbaustufen des Beamtengrabs Haremhab
1) ein ummauerter Vorhof             
2) innerer Hof mit Säulenumgang
3) Kultkammer mit Seitenkapellen - im mittleren Baustadium wurde der
    ursprüngliche Vorraum (1) durch Hinzufügen von Querwänden und
    Tordurch-
    Gängen in einen Statuenraum mit seitlichen Nebenräume umgewandelt.
4) An der Ostseite wurde ein großer neuer Vorraum hinzugefügt 
     und später in der 3. Bauphase in einen äußeren mit Säulen 
     versehenen Hof umgewandelt.
     Zuletzt baute man einen massiven Pylon als Torbau davor.
5) Vor dem Torbau wurde ein weiterer Vorhof vorangestellt, der eigentlich
     ebenfalls mit einem Pylon abgeschlossen werden sollte. 
     Dieses kam aber nicht mehr zum Abschluss, da die Arbeiten 
     eingestellt wurden.
Plan: nach Prof. Geoffrey T. Martin / The Hidden tombs of Memphis" - bearbeitet von Nefershapiland

Bei dem Beamtengrab des Haremhabs handelt es sich um den Typ eines Tempelgrabes mit einem pylonartigen Eingang und mit mehreren Höfen. Im Anfangsstadium gehörten dazu ein ummauerter Vorhof, ein innerer Hof mit Säulenumgang und eine Kultkammer mit zwei Nebenkammern. Im mittleren Baustadium wurden dem ursprünglichen Vorraum Querwände und Tordurchgänge hinzugefügt, so dass dieser Raum nun in einen Statuenraum mit seitlichen Nebenräumen umgewandelt wurde. An der Ostseite wurde ein neuer großer Vorhof hinzugefügt.

In der dritten Bauphase wurde dieser neue Vorhof in einen äußeren mit Säulen bestückten Hof umgewandelt, dem ein massiver Pylon als Eingangs-Torbau vorgelagert wurde. Diesem wurde ein weiterer Vorhof vorangestellt, der ebenfalls mit einem großen Pylon abgeschlossen werden sollte, der aber nicht mehr vollendet wurde. Der 1. Pylon und der neue Vorhof wurde von der niederländischen Expedition in den Jahren 2004-2006 aufgedeckt und untersucht. (siehe:  -  hier  - )

Mit all diesen Bauelementen ist das Grab Haremhabs unverkennbar als ein "Tempelgrab" zu definieren - ein um die Regierungszeit Tutanchamuns oder unmittelbar davor entstandener neuer Typus des Grabbaus. (1) Auch der niederländische Ägyptologe J. van Dijk bezeichnete das memphitische Privatgrab des Haremhabs als "privaten Totentempel" und setzte diese Anlage mit den Osirisstätten königlicher Totentempel gleich (vergl.: van Dijk, Development, S. 43 mit Hinweis auf van Dijk, OMRO 66, 1986, 7). Unterstützt wird der tempelartige Charakter des Grabes durch die Ausstattung mit Reliefs und Statuen.

                                      Plan des Grab-Oberbaus von Haremhab
Diese Anlage im voll ausgebauten Endstadium ähnelt in ihrer Struktur einem ägyptischen Kulttempel.
           (Plan erstellt auf der Grundlage von Abb. 11)
  in "Auf der Suche nach dem verlorenen Grab/G. T. Martin 1994 
                                     bearbeitet von Nefershapiland.

 

Beschreibung:

Die Architektur der Oberflächenstruktur der Grabanlage Haremhabs besteht aus einem Vorhof, einen großen Eingangspylon, offenen Höfen, Magazine und Kultkapellen. 

Der Besucher betritt das Tempelgrab am Eingangspylon auf der Ostseite, dem ein nicht sehr gut restaurierter, gepflasterter Vorhof vorgelagert war. Ob zu der Anlage einst auch eine Prozessionsstrasse führte, kann heute noch nicht abschließend beantwortet werden. Der große Eingangspylon besteht aus zwei Türmen (wie in den ägyptischen Tempelanlagen üblich) - jeder mit einer geböschten, also nach oben verjüngten Vorderseite. Der einst ca. 17 Meter hohe und 4,50 m tiefe Pylon im Grab des Haremhab blieb undekoriert, da dieses ein Privileg für königliche Bauten war. Der Pylon besteht im Kern aus Nilschlammziegeln mit Ausgleichsschichten von Kalksteinsplittern und wurde mit sorgfältig geglätteten Kalksteinblöcken umkleidet.

Im Anschluss an die Ausgrabungen von 1975 wurde der große Kalksteinpylon im Rahmen eines Wiederaufbauprojekts in den Jahren 1980-1981 bis zu einer Höhe von ca.  4 Metern wiederaufgebaut.

1. Äußerer Hof

Der undekorierte Eingangspylon führt den Besucher vom Vorhof ( A ) in einen von einer Ziegelmauer umschlossenen ersten Säulenhof ( B ) mit einer Fläche von 14,93  x 13,12 m (4). Der große offene Hof wird von einer Säulenstellung mit 24 Kalkstein-Säulen umgeben, die ursprünglich ein Dach trugen, welches die Reliefs der ca. 3 Meter hohen Hofwände schützen sollte. Von 10 der originalen Säulen fanden sich noch Reste zusammen mit ihren kreisförmigen Basen - mit Ausnahme der in der nordwestlichen Ecke, welche den Eingang zu einem Grabschacht aus dem Alten Reich überdeckte. 

Die Säulen trugen zum Hof hin Darstellungen des Grabherrn und Inschriften. Die Darstellungen auf den Säulenplatten und auf den Hofwänden verraten deutlich den Einfluss des Amarnastils und bestechen durch exakte Ausführung und Liebe zum Detail. Dargestellt wird Haremhab vornehmlich in Ausübung seines Amtes.

Blick auf den 1. Säulen-Hof des memphitischen Grab von Haremhab in Saqqara mit der Säulenstellung. Das Dach über den Säulen ist heute nicht mehr vorhanden. 

Dieser Abschnitt der Grabanlage wurde als letzter Bauabschnitt errichtet.
Bild:     Saq Haremhab
Autor:   Neithsabes
Lizenz:  CC BY-NC-SA 3.0

Der Boden des Hofes befindet sich etwas unterhalb von dem des ihn umgebenen Kolonnadenumgangs. Dieses sollte nach Aussage von Prof. Martin  (1) zur besseren Ableitung des Wassers dienen, denn während des Winters kommt es manchmal im nördlichen Teil von Ägypten zu starken Regenfällen (wie dieses auch der Fall während der Ausgrabungsarbeiten war). 

1. Hof mit der Säulenstellung in Richtung Westen (ins Grabinnere) zum Statuenraum.
Bild:      tomb of Horemhab,Saqqara
Autor:   Kairoinfo 4U
Lizenz:  CC BY-NC-SA 2.0

Die Höhe der Säulen war original ca. 3 Meter. Jede Säule besaß auf der Seite zum Hof hin (Schauseite) ein rechteckiges Panel mit der Darstellung des Grabherrn vor den Göttern und Text. Keine der Säulen wurde von der niederländisch-englischen Expedition intakt aufgefunden. Einige Säulen konnte man anhand der besser erhaltenen Säulen-Fragmente aus dem 2. Hof rekonstruieren.. Auf jeder der Säulen befand sich auf der zur Mitte des Hofes gerichteten rechteckigen Tafel eine Szene, die Haremhab bei der Verehrung verschiedener solarer Gottheiten zeigt. Diese Darstellungen zeigen nicht nur den Einfluss der Amarna-Zeit, sondern machen auch die besondere Hinwendung Haremhabs an den solaren Aspekt deutlich.

Das zerbrochene Säulen-Relief Nr. 36 (auf dem Plan unten) vom 1. Hof. Haremhab anbetend vor dem thronenden Sonnengott Atum. Zu beachten ist, dass Haremhab hier den nachträglich angebrachten Uräus trägt.

 (Säule Nr. 36 auf dem unteren Plan)
Bild: 
Mit freundl. Dank: Merya Attia, Helsinki

Als die Expedition der "Egypt-Exploration Society & Leidener Ägyptische Sammlung" (hier kurz: englisch-niederländische Grabungsmission genannt) die Grabanlage 1975-76 fand und untersuchte, waren viele Teile der Hofdekoration und der Säulen nicht mehr vorhanden. Viele Stücke der Hofverkleidung aus Kalkstein waren im Altertum und teilweise auch noch im frühen 19. Jahrhundert bei Raubgrabungen von den Wänden abgenommen und verkauft worden. Einige der Blöcke befinden sich heute in den europäischen und amerikanischen Museen, andere blieben verschwunden. In manchen Fällen waren selbst die eigentlichen Schlammziegeln schon vor Jahrtausenden gelockert und weggebracht worden - evtl. um sie als Baumaterial für andere Bauwerke zu benutzen - oder sie wurden in den Kalköfen der Antike verbrannt. 

Die wenigen, noch in situ verbliebenen Reliefblöcke erweckten großes Interesse bei den Wissenschaftlern - auch in Verbindung mit jenen Blöcken, die man im losen Schutt des 1. Hofes aufgefunden hatte und die man später zusammen mit den Abgüssen jener Blöcke aus den Sammlungen der europäischen und amerikanischen Museen nach Ägypten zurückführte (ab 1985) und an ihrem ursprünglichen Standort wiederanbrachte. Im Unterschied zu den oben erwähnten Tafeln auf den Hofsäulen mit einem religiösen Inhalt, haben die Szenen auf den Hofwänden das öffentliche Wirken des Grabherrn und das Darbieten der für den Totenkult erforderlichen Materialien zum Thema. 

Das Team von Prof. Martin hat während der Restaurationsarbeiten gemeinsam mit der Ägyptischen Altertumsbehörde den Versuch unternommen, diesen 1. Hof sowie den inneren Hof und die Kapellen in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen. Dabei benutzte man Schlammziegel und Mörtel aus einer Eigenproduktion unter Anwendung von seit der Antike im ganzen Niltal beibehaltenen Methoden (1). Unzählige Stein-Fragmente, die während der Ausgrabungsarbeiten 1975-79 und 2004-2006 entdeckt wurden konnten nicht mehr an ihren Original-Anbringungsplatz eingefügt werden und befinden sich heute in Magazinen nahe dem Imhotep-Museum in Saqqara, zusammen mit einigen fragmentarischen Statuen Haremhabs und seiner Frau. 

        Plan des Grab-Oberbaus von Haremhab
- 1. Hof und Statuenkammer nebst Magazinen -
                         A = Schacht I.                              
 - Plan: Nefershapiland nach Porter & Moss - 
         (all rights reserved)


In der Nordwestecke des 1. Hofes befindet sich ein tiefer Schacht (A), der den Zugang zu den Grabkammern auf zwei Ebenen bildet, die eine in 9 Meter Tiefe, die andere in ca. 17 Meter Tiefe. Nach Prof. Martin (1) gehörte die tiefer gelegene Grabkammer dem ursprünglichen Besitzer des Mastaba-Grabes, das "geschleift" wurde, um für das Haremhab-Grab Platz zu schaffen. Dieser erste Grabbesitzer war ein Richter mit Namen Chujwer, der in der späten V. bis zur VI. Dynastie lebte. Die Grabungsmission fand seinen aus Granit gearbeiteten Sarkophag mit Namen und Titel des Besitzers auf seinem ursprünglichen Platz an der Südseite der Kammer. Der Sarkophag war aber in der Antike komplett ausgeraubt worden (1). - (Zu den unterirdischen Räumen des Grabkomplexes siehe weiter unten). In koptischer Zeit wurde diese Kammer von einer Person mit Namen "Anchorites" wiederverwendet (2). 

Südwand:

Die südliche Wand des 1. Hofes schien bei der ersten Betrachtung durch das niederländisch-englische Grabungsteam vollständig kahl zu sein - außer den Graffitis, welche die Besucher dort hinterlassen hatten. Doch bei einer genauen Untersuchung der östlichen Seite dieser Wand und dem behutsamen Einfeuchten einer kaum zu erkennenden Szene, konnte die skizzierte Dekoration dieser Wandseite wieder sichtbar gemacht werden. Zutage kamen ein Schrein und eine Prozession mit einer Gruppe von Fremdlingen - vielleicht eine ausländische Delegation? Der Kleidung und Haartracht nach könnten diese Männer aus Vorderasien, Libyen, Nubien und dem ägäischen Mittelmeerraum stammen. Im unteren Bereich dieser Wandseite blieb die sorgfältig ausgeführte Zeichnung eines Pferdes - oder Pferdegespannes erhalten. Diese Darstellungen an der östlichen Seite der Südwand scheinen lt. Prof. Martin (1) die letzten gewesen zu sein, die unter Haremhab dargestellt wurden und die Zeichner führten diese nur noch in Umrissen mit schwarzer Tinte aus, vollendete sie aber nicht mehr vor der Erhebung des Grabeigentümers zum König.

Das letzte Relief, das noch an der Südwand während der 3. Bauphase fertig ausgeführt wurde, zeigt Teile des "Erscheinungsfensters im königlichen Palast" ( 2 ) - vermutlich in Memphis. Ein kleines Fragment (das rechte obere Reliefstück) dieser Szene, befindet sich im Museum des Oriental Institute von Chicago (OI 10591) und wurde in die zeichnerische Darstellung (unten) eingefügt.

Das Erscheinungsfenster ( 2 )

Südwand des 1. Hofes - diese Szene zeigt  das Erscheinungsfenster (vermutlich im Palast von Memphis). Das rechte (obere) Stück befindet sich in Chicago.

Unten sind Nubier zu sehen, die dem König zujubeln. Die fertiggestellte Szene hätte den König gezeigt bei der Verteilung der Belohnungen in Gold an den im Hof stehenden Haremhab.

          (Umzeichnung: Nozomu Kawai - Universität Waseda/Tokio)

Prof. Martin und der niederländische Ägyptologe Jacobus van Dijk (Universität Groningen) schlagen rein hypothetisch vor, dass der 1. Hof erst untere König Eje begonnen wurde. Die hier gezeigten Szenen geben also Auskunft über die Karriere Haremhabs unter König Eje. Damit würde das unvollendete Relief an der Südwand ( 2 ) König Eje im oberen Teil der Darstellung im Erscheinungsfenster zeigen. Berücksichtigt man aber die Regierungslänge von den ganzen vier Jahren von König Eje, hätte diese Darstellung leicht vollendet werden können. Jedoch scheinen die Arbeiten daran eingestellt worden zu sein. Dies könnte bedeuten, Haremhab entschied sich, absichtlich die Darstellung mit König Eje nicht zu vollenden (Quelle: Ay versus Haremhag: The political Situation in the late 18. Dynastie revisited/Nozomu Kawai - Waseda Universität, Tokio)

Detailansicht des "Erscheinungsfensters" auf der Südwand des 1. Hofes ( 2 )

Photo: Mit frdl. Dank an Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

 

Westwand:

Links neben dem Eingang zum Statuenraum ( 7 ) befindet sich eine große, vollständig erhaltene Stele. Das Original wurde im Jahre 1835 vom Britischen Museum erworben - im Grab befindet sich ein Abguss. Die Stele trägt die längste, erhalten gebliebene Inschrift des Grabes (25 Zeilen). Im oberen Teil der Stele (der sog. "Lünette") steht Haremhab in Anbetungshaltung vor dem Sonnengott Re-Harachte, Thot und Maat. Der Text darunter ist ein Hymnus an die dargestellten Götter. In seinem Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Grab" wird ein Teil des Textes übersetzt, um zu zeigen, welche Art religiöser Texte die hohen Beamten in der Nach-Amarnazeit unter Tutanchamun in ihren Gräbern aufzeichnen ließen.

"Heil dir, der du wohltätig und wirkmächtig bist, Atum-Harachte. Nach deinem Erscheinen am Himmelshorizont erschallt aus aller Mund dein Lob, denn du bist schön und verjüngt als die Sonnenscheibe in der Umarmung deiner Mutter Hathor. Erscheine überall, und möge dein Herz für immer froh sein!....Anbetung dir, Thot, Herr von Hermopolis, der sich selbst erschaffen hat, der nicht geboren wurde, einzigartiger Gott, Geleiter durch die Unterwelt.....mögest du den königlichen Schreiber Haremhab veranlassen, fest an der Seite seines Herrschers zu stehen, so wie du an der Seite des Herrn des Universums, den du aufzogst, als er aus dem Mutterleib hervorkam!...Anbetung dir, Maat, Fürstin des Nordhimmels....mögest du Haremhab, den Erbprinzen, die Winde atmen lassen, die vom Himmel hervorgebracht wurden......

(Quelle der Übersetzung: G. T. Martin: Auf der Suche nach dem verlorenen Grab/1994 Ph. v. Zabern-Verlag)

 

Lünette der großen Stele ( 7 )

In der Lünette (Replika) steht Haremhab in Anbetung vor Re-Harachte, Thot und Maat. Im Text darunter ein Hymnus an die dargestellten Götter.Zu beachten ist, dass der Figur Haremhabs auf beiden Stelen ( 7 + 11 ) kein Uräus hinzugefügt wurde. 

Bild: Merja Attia, Helsinki

 

                       Große Stele links neben dem Eingang zum Statuenraum ( 7 )
Haremhab steht anbetend vor Re-Harachte, Thot und Maat. Unter der Lünette ein 25-Zeilen-Hymnus an den Sonnengott. Diese Inschrift ist der längste und am besten erhaltene Text im Grab. Ursprünglich stand diese Stele (Teil eines Paares) zusammen mit der anderen vor der Westwand des äußeren Hofes. (Quelle: -1-)
Umzeichnung: 
Aus Martin: Auf der Suche nach d. verlorenen Grab

Bild: MfD Merja Attia, Helsinki

Abgesehen von der großen religiösen Bedeutung der Stele liefert sie - ebenso wie an anderer Stelle des Grabes - eine detaillierte Auflistung von Haremhabs offiziellen Titeln und Beinamen während seiner Beamtenzeit, was eine wertvolle Quelle für unsere Erkenntnisse seiner Militär- und Verwaltungskarriere bildet. Es ist anzunehmen, dass er die meisten seiner Titel durch König Tutanchamun erhielt. Wahrscheinlich hatte er diese Titel auch während der vierjährigen Regentschaft von König Eje inne, außer vielleicht den des "Regenten", der wörtlich "Stellvertreter des Königs" bedeutet. Dieses wäre nach der Inthronisierung von König Eje, der als älterer Mann den Thron bestieg, wahrscheinlich nicht passend (Quelle Martin). Evtl. hätte Haremhab diesen Titel aber stillschweigend unter der Vorraussetzung weiterführen können, da Eje keinen Erben besaß und Haremhab nach dessen Tod seine Nachfolge antreten würde (1). 

Die wichtigsten, offiziellen Titel seiner Ämter, die in seinem Grab aufgeführt sind, lauten lt. Prof. Martin (1):

Staatliche Titel

Erbprinz  (von Ober- und Unterägypten)
Einzigartiger Gefährte
Stellvertreter (Regent) im ganzen Land
Erster der königlichen Höflinge
Wedelträger zur Rechten des Königs
Hüter der Palastgeheimnisse
Vorsteher aller königlichen Ämter
Erwählter des Königs über die beiden Länder, um die Herrschaft über beide Ufer (=Ägypten) auszuüben

Militärische Titel

Vorsteher der Generäle des Herrn der beiden Länder
Generalissimus
Gesandter des Königs
Rekrutenschreiber
Vorsteher der Rekruten des Herrn der beiden Länder
                                       Allgemeine Verwaltung
Oberaufseher des ganzen Landes
Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten
Oberdomänenverwalter
Mund der Zufriedenheit hergestellt im ganzen Land

Kanzlei

Wahrer königlicher Schreiber
Vorstand der Vorsteher aller Schreiber des Königs
Oberster Leiter der Bibliothek

Öffentliche Bauten

Vorsteher aller Bauten des Königs an jedem Ort
Vorsteher der Arbeiten in den Steinbrüchen

Religiöse Titel

Vorsteher aller Kultämter
Vorsteher der Priester des Horus, Herr von Sebi

Diese hier aufgeführte Auswahl der Titeln und Ämter Haremhabs, die ihm von Tutanchamun (oder teilweise auch von König Eje?) verliehen wurden und die in seinem memphitischen Grab aufgezeichnet sind, entsprechen zum Teil einer realen Funktion und waren wahrscheinlich sehr lukrativ,  andere waren reine Ehrentitel, die ihm als Zeichen der königlichen Gunst verliehen wurden. 

Auf der gegenüberliegenden Seite (nördlichen Seite) des Türdurchganges zum Statuenraum befand sich ein Gegenstück der obigen Stele ( 11 ). Als der französische Ägyptologe Emmanuel Vicomte de Rouge im Laufe des 19. Jahrhunderts eine Abschrift dieser Stele anfertigte, muss sie noch komplett an ihrem Platz gewesen sein - zur Zeit der niederländisch-englischen Expedition waren aber nur noch winzige Fragmente in situ zu finden. Es blieb aber genug erhalten, um es als Teil jener Inschrift zu identifizieren, die im 19. Jahrhundert von de Rouge veröffentlich worden war. Das bedeutet, dass einige Zeit nach dem Besuch des französischen Ägyptologen - zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt - diese Stele mutwillig zerschlagen worden ist. Prof. Martin schreibt, dass er aber die meisten der zerschlagenen Fragmente im Magazin des Kairener Museums zu einem Block zusammengefügt fand. 

Bei dem Text der zerschlagenen Stele handelt es sich um einen wichtigen Hymnus an den Sonnengott, von dem Martin einige Zeilen in seinem Buch (1) aufführt:

  Umzeichnung der nördlichen Stele
"Der Erbprinz Haremhab, er sagt: Ich bin zu dir gekommen, dass ich deine Schönheit preise, dass ich deiner Majestät huldige zu beiden Tageszeiten ( d. h. morgens und abends). Mögest du den königlichen Schreiber Haremhab bei dir im Himmel aufnehmen.....möge sein Namein der großen Schar derer sein, die Re nach Westen ziehen....Du wirst die Bugseite der Nachtbarke ergreifen, wenn Re seinen Abstieg in die Unterwelt beginnt, die Westleute (= die Verstorbenen) sagen "willkommen, willkommen!"  Wenn der in die Unterwelt eindringt, verscheucht er die Finsternis, die Schläfer (die Toten) springen auf die Beine, wenn er zu ihnen vordringt."

(Text-Quelle: Martin - Auf der Suche nach dem verlorenen Grab, S. 71)
Urheber der Umzeichnung: unbekannt/wohl G. T. Martin)

Seit dem frühen 19. Jahrhundert befindet sich die Lünette der zerschlagenen Stele in der Sammlung des Ermitage-Museums (oder Eremitage-) in St. Petersburg. Haremhab ist auf diesem Relief dargestellt, wie er dem Gott von Heliopolis, Atum, sowie Osiris-Onnophris, den König der Unterwelt und der memphitischen Gottheit Ptah-Sokar verehrt. Nach Prof. Martin besteht kein Zweifel daran, dass es sich dabei um den "fehlenden Teil" von der "de Rouge-Stele" handelt. Zusammen mit den Fragmenten des Textteiles aus dem Museum Kairo ist die Stele fast vollständig - es fehlt nur noch ein kleiner Teil vom Anfang des Haupttextes (1).

Nördliche Wand des 1. Hofes

Die restlichen erhaltenen Reliefs an der Nordwand sind sehr lückenhaft und zeigen als Thema das Feiern von Festen, aber auch Szenen aus dem militärischen Bereich. Einige der heute nicht mehr in situ vorhandenen Stücke befinden sich zum Teil in Berlin und in Bologna - einige andere kleine Fragmente und ein historisch sehr interessantes Stück wurden von dem Team Prof. Martins versprengt im Schutt des 1. Hofes gefunden. Die Stücke aus Berlin und Bologna sind wahrscheinlich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in der Nähe gefunden worden.

An der nördlichen Wand (Nr. 17 auf dem obigen Plan) befand sich eine Szene in drei Registern, von dem der obere Teil des Reliefs heute im Museum Berlin und der untere Teil in Bologna aufbewahrt werden.  Beide Schwerpunkte der Register werden von einer überdachten Baukonstruktion gebildet, die Prof. Martin als "Zelte" identifiziert - andere Wissenschaftler sehen darin "zwei Schuppen mit einem auf einer Mittelreihe von Säulen aufruhenden Giebeldach mit seitlichem Zugang durch eine Tür". Im unteren Register bewegt sich ein Offizier mit energischem Schritt nach links - anscheinend hat er das Zelt gerade verlassen. 

             Das Lager des Oberkommandierenden - Relief Nr. 17
            - Das obere Relief befindet sich im Museum Berlin, 
                                  das untere in Bologna -

Prof. Martin beschreibt diese Szenen folgendermaßen: 
"Soldaten und andere Personen erhalten Anweisungen und verrichten ihre täglichen Aufgaben. Dazu gehört der Wassertransport sowie die Reinigung und Bevorratung des Zeltes von Haremhab. Das wichtigste Mobiliar ist ein Faltstuhl, der Ehrenplatz des Offiziers, der auf der linken Seite (unten) gerade das Zelt verlassen hat.

Im unteren sowie im mittleren Register sehen wir ein Offizierszelt, wobei das obere größer zu sein scheint, als das untere. Vielleicht ist es das Zelt des Oberkommandierenden (Haremhab) selbst. 

Umzeichnung: nach Martin (1)

 

             Relieffragment mit einer Szene aus dem Militärlager 
                                             - oberer Teil  (
17)
                                 - Museum Berlin Inv. Nr. 20363 - 

Im obersten Register ist auf der linken Seite ein Pferdegespann zu sehen, das aus dem Streitwagen ausgeschirrt wurde. Der Wagenlenker sitzt im Streitwagen und scheint sich auszuruhen. Hinter ihm hockt der Pferdeknecht, die ausgespannten Pferde an der Leine haltend. Im unteren Teil der Szene ist der obere Teil eines Zeltes zu sehen. Nach dem ägyptischen Darstellungsprinzip ist das Zelt im Umriss gezeichnet, so dass der Inhalt in flächennutzender Anordnung gezeigt werden kann. Klappstuhl und Hocker, Handwaschgeschirr, Krüge und Schalen in Ständern, ein mit Speisen gedeckter Tisch - zwei Ständer mit Räucherschalen und ein Blumengebinde.

Rechts neben dem Zelt steht ein Esel bei seinen Tragekörbchen. Darunter ist ein Knabe zu sehen, der einen Obstteller trägt.

Die Darstellung setzt sich nach unten in einem weiteren Reliefblock fort, der sich im Museo Civico in Bologna befindet (siehe unten).

Bild: thanks at Lenka P. / Flick-Album
- all rights reserved -

 

Relieffragment mit einer Szene aus dem Militärlager
 - unterer Teil  (
17)
          - dieses Stück befindet sich im Museo Civico Bologna/Italy -

Ins Auge fällt auch bei diesem Fragment die überdachte Baukonstruktion, welche den Schwerpunkt der Darstellung bildet und die von Prof. Martin ebenfalls als ein Zelt identifiziert wird. Im unteren Register ist links ein Offizier zu sehen, der sich mit eiligen Schritten von dem Zelt entfernt. Sein Adjutant steht in einiger Entfernung von ihm vor dem Zeltausgang, während ein kleiner, nackter Knabe heraneilt, dessen Aufgabe es ist, die Wasserkrüge im Zelt zu füllen. Andere Diener, die sich im Zelt befinden, beginnen mit der Reinigung des Zeltes und mit der Aufstockung der Vorräte. Ein Diener fegt in gebückter Haltung den Zeltboden. Auf einer der Zeltdarstellungen sehen wir einen mit Speise und Trank beladenen Tisch. 

Auch in diesem Zelt ist ein Faltstuhl zu sehen, der Ehrenplatz des Offiziers. Auf der rechten Seite des Reliefs scheint ein weiterer Adjutant sich in einer heftigen Auseinandersetzung mit einem Wasserträger zu befinden, der mit zwei auf den beiden Seiten eines Nackenjochs herabhängenden Wasserkrügen beladen ist. 

All diese hier gezeigten Tätigkeiten und noch viele andere zeigen uns ein lebendiges Bild vom Leben in einem ägyptischen Militärlager aus der Zeit Tutanchamuns und des Neuen Reiches (1).

Bild:  Bologna Museo Civico Archeologico - relief van Horemheb 2012
Autor:   Paul Hermans (nl. Wikipedia)
Lizenz:  CC-BY-SA 3.0

 

 

                  Szenen aus dem Militär-Lagerleben - Relief heute in Bologna  ( 18 )
  

Ein weiteres Fragment - wahrscheinlich aus aus der Nordwand - zeigt ebenfalls einen Teil des Lagerlebens. Auf der linken (oberen) Darstellung eilen zwei Läufer herbei - ein hockender Schreiber mit Papyrus und Palette in der Hand notiert die Befehle seines Vorgesetzten.  Der hohe Militär vor ihm (mit Sandalen an den Füssen) scheint Haremhab zu sein (1). Am äußersten linken Rand der Szene blickt ein Offizier in respektvoller Haltung auf den General. Hinter dem Oberkommandierenden notiert ein Schreiber Anweisungen, hinter ihm steht ein weiterer  Beamter. Auf der rechten Seite des Reliefs werden die Mahlzeiten vorbereitet.

Im unteren Teil des Bildes wird ein Ofen mit vielen Broten und die Vorratshaltung dargestellt. Thema dieser Szenenfolge ist die Vorbereitung eines großen Festes, das aber eher im wirklichen Leben stattgefunden haben muss als im Jenseits. Evt. ein Festbankett zu Ehren von Haremhab?

Bild: Saqqara, rilievo di horemheb, 
Autor: Sailko (Wikipedia)
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

 

                  Detailfoto des obigen Blockes (18)

- rechts oben: zwei Läufer eilen herbei, während ein hockender Schreiber mit Papyrus und Palette in der Hand notiert die Befehle seines Vorgesetzten. Vor ihnen steht ein hoher Militär - wahrscheinlich Haremhab selber.

Bild:  Saqqara, rilievo di horemheb, 
Autor: Sailko (Wikipedia)
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

 

Detailbild (rechte Seite) aus dem Militär Lager. Links notiert ein Schreiber Anweisungen, hinter ihm ein weiterer Offizier und große Mengen von Opfergaben. 

Bild: 
Saqqara, rilievo di horemheb,
Autor: Sailko (Wikipedia)
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

 

Detailbild aus dem Militär Lager.
rechte Seite: Diener bereiten die Mahlzeiten vor.  

Bild: 
Saqqara, rilievo di horemheb,

Autor: Sailko (Wikipedia)
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Zwei weitere Reliefs, die vom Team Martin versprengt im Schutt des 1. Hofes gefunden wurden, gehörten evtl. ebenfalls zu den Lager- und Festdarstellungen der nördlichen Wandseite. Sie zeigen detailliert eine Festszene. Interessant ist hierbei, dass die Gäste ihre Speisen individuell zugeteilt bekommen, was sehr auffällig ist, denn normalerweise finden sich solche Details nicht in Grabdekorationen. (1) Das kann ein Hinweis darauf sein, dass sich die Darstellung nicht auf ein symbolisches Festmahl für das Jenseits bezieht, sondern auf ein reales Ereignis hindeutet.

 

  Streitwagenlenker - Szene 21

Auch dieses Relief - heute im
Museo Civico Archeologico Bologna - gehörte wahrscheinl. zu der Szenenfolge an der nördlichen Wandseite des 1. Hofes (obwohl des lt. Prof. Martin hier keine unmittelbare Verbindung gibt). 
Zu sehen sind Tätigkeiten aus einem Militärlager - im oberen Register ist ein Aufseher mit einem Stock zu sehen, der sich in entgegengesetzter Richtung zu dem hinter ihm befindlichen Streitwagen nebst Dienern bewegt. Im unteren Register wird ein langes, rechteckiges Objekt von einer Gruppe Soldaten getragen, wobei Prof. Martin glaubt, dass es sich hierbei um das Zelt des Oberkommandierenden handelt. Zu beachten ist die Kleidung der Träger. Dazu zitiere ich hier wiederum Prof. Martin: "Die Soldaten tragen durchbrochen gearbeitete Lendenschurze aus Leder mit einem quadratischen Teil für das Gesäß. Diese Kleider werden hergestellt, indem man reihenweise im versetzten Verbund winzige Schlitze einschnitt. In den Gräbern des Neuen Reiches sind konkrete Beispiele dazu gefunden worden". (1). Vor der Soldatengruppe ist ein Reiter und ein weiterer Aufseher mit Stock, sowie ein Wasserträger zu sehen.

Wie viele andere Darstellungen im Privatgrab Haremhabs ist auch diese Darstellung einmalig innerhalb der ägyptischen Bilderwelt. 

 Urheber der Umzeichnung: G. T. Martin 

 

            Szene aus dem Militärlager des Haremhabs   ( Szene 21 )
 - Relief befindet sich heute im Civico Archeologico Bologna EG 1887 - Ein Aufseher mit Stock, ein Streitwagenlenker, ein Wasserträger, ein Reiter und eine Gruppe Soldaten in einem ägyptischen Militärlager. Im unteren Register transportiert eine Gruppe Soldaten oder Träger ein langes schweres Objekt, wahrscheinlich das Zelt des Oberkommandierenden - das wohl aus Leder gearbeitet wurde (1). 

Bild: aus PKG (1975)

 

Empfang des Ehrengolds  (22)
                                     Überreichung des Ehrengolds an einen Beamten ( 22
Dieses Relief  (Höhe: 1.41m x 0,64m) (4) - auch ein Teil der Hof-Nordwand - stellt den Ausschnitt einer Szene dar, deren Rest leider verschollen ist. Es ist einer der versprengten Blöcke, die das niederländisch / englische Team 1975 im Sand des 1. Hofes fand. Der mit dem "Gold der Ehre" ausgezeichnete hohe Beamte ist leider (schriftlich) nicht mit Namen zu identifizieren. - ist aber lt. Prof. Martin ohne Zweifel an einer anderen Stelle der Szene namentlich genannt worden. Die Darstellung zeigt einen Mann, der "schon ein gutes Stück über den ersten Jugendflaum hinaus ist". Allgemein wird er anhand seines "adlergleichen Profils" und durch seine Ähnlichkeit mit den Porträts der Ramessidenzeit mit dem hohen Militär Paramessu (den späteren Nachfolger Haremhabs, König Ramses I.) verglichen. Auch Prof. Martin hält dieses für sehr wahrscheinlich, da Paramessu ein Armeekamerad Haremhabs in der Regierungszeit Tutanchamuns war.

Es ist historisch außerordentlich wichtig, denn es zeigt Haremhab (rechts) wie er als "Regent" für Tutanchamun einen älteren Beamten mit dem Ehrengold für seine Verdienste um Ägypten auszeichnet - Wo sich das Original-Relief heute befindet, ist uns unbekannt.

- Umzeichnung - Prof. G. T. Martin -


Der Statuenraum:

Nach der Besichtigung des Ersten Hofes verlassen wir diesen nun durch das westliche Tor und gelangen über einen kleinen Durchgang, der sich im Osten des Tempelgrabes befindet, in den sog. Statuenraum, der beidseitig von zwei länglichen Räumen flankiert wird, die wohl als Kapellen geplant waren. In einem späteren Zeitpunkt der Bauentwicklung könnten sie evtl. als Magazine für Nahrungsmittel und Flüssigkeiten gedient haben, die in Tonbehältern aufbewahrt wurden. Nach Prof. Martin ( 1 ) wurden diese beiden Räume zuletzt von Mönchen aus dem nahe gelegenen Jeremias-Kloster zu Einsiedlerzellen umgewandelt. Der Statuenraum (Antechapel) erhielt seinen Namen nach den hier aufgefundenen Statuen Haremhabs und Basen von Anubis-Statuen ( 65 + 66 )

  Der Statuenraum mit den Magazinen

A. ) Schacht mit Zugang zu den Grabkammern

56) Mundöffnungsszene
57) beschrifteter Türpfosten
58) beschrifteter
Türpfosten
59) Statuennische
60) Statuennische
61) Statuenbasis mit Füße

65) beschriftete u. dekorierte Türpfosten
66) beschriftete u. dekorierte Türpfosten

(Plan Nefershapiland nach Porter u. Moss)

Am Durchgang zum Statuenraum befindet sich auf der Südwand (linke Seite) ein relativ gut erhaltenes und fast vollständiges Relief ( 56 ) im Stil der späten 18. Dynastie. Es zeigt eine Sitzstatue, die den Grabeigentümer Haremhab darstellt (1) vor einem Opfertisch, eine Opferprozession sowie Namen und Titel des Verstorbenen in senkrechten Hieroglyphenzeilen, die in der Darstellung teils noch ihre originalen Farben bewahren konnte. Zur Linken der Sitzstatue befindet sich ein Iunmutef-Priester, der Weihrauch darbringt und das sog. "Mundöffnungsritual"an der Statue vollzieht, damit diese zukünftig Opfergaben in Empfang nehmen konnte. Die Statuen selber befanden sich einst in den Nischen an der Westwand der angrenzenden Statuenkammer. 

Die Wand auf der nördlichen Seite des Durchganges wurde von dem Team Martin undekoriert vorgefunden - was ein Zeichen dafür ist, dass die Dekoration der Grabanlage unvollendet geblieben ist (4).

          Relief auf der Südwand des Durchganges zum Statuenraum ( 56 )

An der Südwand des Durchganges vom 1. Hof zum Statuenraum befindet sich ein großes, gut erhaltenes Relief. Haremhab (oder eine Sitzstatue von Haremhab) sitzt auf einem Stuhl vor einem Opfertisch. Vor dem Opfertisch steht ein Iunmutef-Priester und vollzieht das "Mundöffnungsritual". Hinter dem Stuhl von Haremhab steht sein Armee-Schreiber Sementaui - der auch auf anderen Darstellungen im Grab zu sehen ist - dessen Name und Titel ausgemerzt und später durch den des Ramose ersetzt wurde. 

Auch die Titel des Sementaui wurden in "Urkundenschreiber" oder "Privatsekretär" des großen Armee-Generals Haremhab umgewandelt. Dies könnte evtl. durch den Tod Sementauis erfolgt sein, oder er wurde aus irgendeinem Grund in der Gunst seines Herrn verdrängt.

Bild:     Tomb of Horemheb Saqqara
Autor:   Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

  Unbekannter Priester, der das Ritual der "Mundöffnung" vollzieht ( 56 )

Detail einer Szene auf der südlichen (linken) Seite des Durchganges zum Statuenraum. Der Priester bringt Weihrauch vor der Sitzstatue des Haremhab dar und vollzieht damit eine als "Mundöffnungsritual" bekannte Zeremonie, damit diese zukünftig Opfergaben (stellvertretend für den Verstorbenen) in Empfang nehmen kann. Die eigentlichen Statuen standen in Nischen an der Westwand der angrenzenden Statuenkammer.

Thanks to Merya Attia, Helsinki
- all rights reserved -

Der Fries der Opferträger von der Westwand des äußeren Hofes wird im Register unterhalb der Darstellung des "Mundöffnungsrituals" fortgesetzt. Während der Regierungszeit von Ramses II. wurde vor einer der Figuren auf diesem Fries ein Personenname samt dem Titel "Oberster der Türhüter Pehefnefer" angebracht. 

Der eigentliche "Statuenraum" ist ein rechteckiger Raum, (8,00 m x 5,34 m) (4), der ursprünglich mit einem gewölbten Dach aus Schlammziegeln bedeckt war. Die Reliefs auf diesen Wänden waren direkt auf den Wandputz angebracht, der mit einem Kalkanstrich versehen war. Die Dekorationen sind heute verschwunden, da das Dach bereits in der Antike zusammengebrochen war und die Reliefs durch die Wettereinwirkungen vollkommen zerstört wurden. Bei den Ausgrabungen im Jahre 1975 fand man aber winzige Farbspuren der einstigen Bemalung (1). 

Einige sehr interessante Informationen wurden durch die beschrifteten Türpfosten ( 57+58 ) des Statuenraumes (Innenseite) gewonnen. Diese Inschriften vermitteln uns wertvolle historische und detaillierte persönliche Informationen über die Person Haremhabs. Die beiden Türpfosten auf der östlichen Seite des Statuenraumes zeigen auf dem unteren Abschnitt den Grabeigentümer vor einem Opfertisch sitzend - darüber befinden sich Inschriften, die recht informativ sind hinsichtlich der herausragenden Stellung von Haremhab. Am nördlichen Türpfosten ist zu lesen, dass er:

Zitat G. T. Martin: Auf der Suche nach dem verlorenen Grab / S. 82:
".....größer war als die Großen, mächtiger als die Mächtigen, der große Anführer der Untertanen.....der den König auf seinen Reisen in die südlichen und nördlichen Fremdlande begleitet....Oberster der bedeutendsten Höflinge, dem die Einzigartigen das Vertrauliche zu Gehör bringen, Hüter der Palastgeheimnisse......"

Auf dem anderen Türstock liegt die Betonung auf seinen militärischen Oberkommando. Er war "vom König abgesandter Botschafter an der Spitze seiner Expeditionen in die südlichen und nördlichen Fremdländer....vom König erwählt, um an der Spitze der Beiden Länder zu stehen, um die beiden Ufer zu regieren [die beiden Ufer und die beiden Länder stehen jeweils für Ägypten], Chef der Generäle des Herrn der beiden Länder.....der einzigartige, der die Truppen zählt....einer, der seinem Herrn [dem Pharao] auf dem Schlachtfeld nicht von der Seite weicht an diesem Tag des Niederschlagens der Asiaten."

 

Rechter Türpfosten des Durchganges
 - gesehen vom Statuenraum ( 57 ) -

Türpfosten mit der Darstellung Haremhabs vor einem Opfertisch sitzend - über ihn eine Inschrift mit der Auflistung seiner Amts- und Ehrentitel.

Interessanterweise ist die Darstellung Haremhabs auf dem rechten Türpfosten unfertig geblieben.. Das Auge, die Perücke und das Pektoral wurden in ihrer Ausführung nicht mehr voll ausgearbeitet - auch ein Uräus wurde hier später nicht hinzugefügt, im Gegensatz zu der Darstellung auf dem linken Türpfosten.

  Bild: Merja Attia - all rights reserved -

 

                    Linker Türpfosten des Durchganges zum 1. Hof ( 58 )

Haremhab sitzt vor einem Opfertisch mit stilisierten Broten. Eine Uräus-Schlange - als Symbol ägyptischer Königsherrschaft, ist an seiner Stirn später hinzugefügt worden, um seine Erhebung zum König zu dokumentieren.

Bild: Merja Attia, Helsinki - all rights reserved

Trotz der zeitlichen Herstellung der unteren Reliefdarstellungen auf den Türpfosten sind diese stilistisch ganz voneinander verschieden. Nur auf der nördlichen Darstellung  ( 58 ) trägt Haremhab die nachträglich angebrachte Uräusschlange (als Zeichen seiner königlichen Macht) an der Stirn.

Beide Darstellungen auf den Türpfosten sind Mitte des letzten Jahrhunderts von Auguste Mariette (Monuments divers - Paris, 1872-89, pl. 74) kopiert und publiziert worden.  Er hielt den südlichen Türpfosten für eine identische Kopie des nördlichen. In Wirklichkeit unterscheiden sich beide aber voneinander - nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich ( 1 ). Diese Zeichnungen Mariettes führten spätere Gelehrte jahrelang in die Irre - bis 1975 das Privatgrab Haremhabs neu entdeckt wurde.

Dieser Text auf den Türpfosten scheinen sich auf tatsächliche Begebenheiten in der Zeit kurz nach der Thronbesteigung Tutanchamuns zu beziehen, als Haremhab in seiner Funktion des Generalissimus (Generalfeldmarschall ?) für die Wiederherstellung der ägyptischen Vorherrschaft in den Stadtstaaten Vorderasiens und über die nubischen Stämme verantwortlich war. Nach Martin wird auch im zweiten Text impliziert deutlich, dass König Tutanchamun wohl auf dem Schlachtfeld anwesend gewesen ist, was wiederum einen wichtigen Hinweis auf die Datierung dieser militärischen Tätigkeit aufzeigt. Danach ist der Zeitpunkt für diese militärische Tätigkeit eher in den späteren Regierungsjahren Tutanchamuns anzusetzen (als er schon fast ein Mann geworden war). ( 1 ). Auch die anderen Türpfosten mit Inschriften geben wichtige Informationen über die Militärkarriere des Grabeigentümers. 

Das memphitische Grab Haremhabs genoss große Wertschätzung bei seinen Nachfolgern auf dem Thron Ägyptens - die Haremhab als Stammvater der ramessidischen Dynastie ansahen, da er keine Thronerben hatte und demzufolge seinen Armee-Kollegen Paramessu (den späteren König Ramses I.) als nächsten Herrscher bestimmte. Es ist daher nicht überraschend, dass Ramses II., der Enkel des Dynastiegründers Ramses I., einen Erinnerungskult an seinen angenommenen Vorfahren Haremhab etablierte. 

Während der Regierungszeit von Ramses II. wurden zu beiden Seiten des westlichen Türdurchganges im Statuenraum der Grabanlage  zwei Kalksteinsockel (Plinthen) (65+66) aufgestellt, die als Sockel für Statuen des liegenden Schakalgottes Anubis dienten, dessen Kopf jeweils nach Osten zum Grabeingang ausgerichtet war. Sie dienten dem Schutz des im Westen der Anlage befindlichen heiligsten Teil des Grabes. (Uns liegen z. Zt. keinerlei Informationen vor, ob diese Plinthen heute noch in der Anlage stehen)

Auf den Vorder- und seitlichen Flächen der Kalksteinsockel befinden sich Inschriften und Darstellungen, die uns wertvolle Einzelheiten über die Familien der Totenpriester berichten, deren tägliche Aufgabe es war, den Totenkult und die Rituale für den toten, vergöttlichten Grabeigentümer zu sorgen, wie z. B. die Darbringung von Nahrungsmitteln und Getränken auf den Altären im Grab bei den durchzuführenden jährlichen Festen. Auch die allgemeine bauliche Instandhaltung des Tempelgrabes gehörte zu ihren Aufgaben. Der Name eines der Totenpriesters lautet Pehef-Nefer und er ist des weiteren auch noch auf dem Relief im Durchgang zu sehen ( 56 ). 

   (siehe auf obigen Plan Nr. 65 )
- Höhe der gesamten Plinthe: 85 cm
 - Relief mit Priestern des Kultes und deren Familie

Die Familie des Vorlesepriesters des vergöttlichten Haremhab Pehef-Nefer und seine Frau sitzen rechts auf dem Bild auf einem Stuhl und werden von den Mitgliedern ihrer Familie mit Wasser gereinigt. Ihnen werden Blumenbuketts überreicht. Die Plinthe, auf der sich diese Darstellung befindet, bildete ursprünglich den Sockel für eine große Figur eines liegenden Schakals des Gottes Anubis.

Umzeichnung: G. T. Martin (1)

Auf der südlichen Pinthe ( 66 ) im Statuenraum befand sich ebenfalls die Darstellung einer Priesterfamilie, die bei der Verehrung des Totengottes Orisis gezeigt wird. Auch ihnen oblag es, den Kult für den vergöttlichten König Haremhab zur Ramessidenzeit für viele Jahre nach dessen Tod durchzuführen. Das Relief ist auf der Seite einer Plinthe eingemeißelt, die zu dem Plinthenpaar (65 + 66) gehörte, auf welchen Statuen des Anubis aufgestellt waren. Auch die südliche Plinthe hatte eine Höhe von ca. 85 cm (1). Interessant ist in diesem Zusammenhang der Name einer dargestellten Person auf der Plinthe, der @r-m-Hb-m-nTr (Haremhab in Gott) lautete, welcher ein Sohn eines der dargestellten Priester war. 

 Statuenraum
 und Durchgang zum 2. Hof



56) Relief mit Sitzstatue
      Haremhabs  
65 + 66) Kalksteinsockel für
      Anubis-Statuen
59 + 60) Nischen für Statuen
64)  Osirishymne

Plan nach Porter u. Moss - bearbeitet von Nefershapiland

Zwischen verschiedenen Architektur-Fragmenten und anderen Objekten fand man im Schutt des Statuenraumes den unteren Teil eines Torsos und den oberen Teil der Beine einer Stand-Statue Haremhabs aus Sandstein. Die Figur des Haremhabs wird von einer rückwärtigen Säule gestützt, wobei beide Arme am Körper anliegend herabhängen und die Füße sich in Schreitstellung befinden. Dazu würde der heute noch in situ befindliche Statuensockel passen. Die Statuenfigur wird von  einer Rücksäule gestützt. Die maximalen Dimensionen der gesamten Statue sind: Höhe 78,0 cm x 30 x 24 (ohne Rücksäule); Breite der Rücksäule: 15,5 cm, Breite der Platte hinten: 43,0 cm (6).

Auf der Vorderseite der plissierten Kleidung befindet sich folgende Inschrift:

"Everything which comes forth from the altar of Osiris, foremost of the West, being bread and beer, oxen and fowl, all good and pure things for the ka of the general Horemheb, true of voice". 
(Quelle: The memphite tomb of Horemheb [6] )

Die Orientierung der Inschriften lässt vermuten, dass die Statue ursprünglich in der nordwestlichen Nische der Statuenkammer gestanden haben könnte (5). 

Statuenbasis mit Füße

nordwestliche Statuennische mit einer Basis und den Füßen einer nicht mehr in situ vorhandenen Statue des Haremhab.

    Bild: with thanks to Merja Attia

 

            Nische an der Westwand mit Statuensockel für eine Statue Haremhabs
In den beiden Nischen ( 59 + 60 ) an der Westwand der Statuenkammer befand sich jeweils eine Statue des Grabeigentümers - in der östlichen Nische scheint eine Doppelstatue (Haremhab und eine seiner Gemahlinnen) gestanden zu haben.

Bild: Merja Attia, Helsinki

Im Grabschacht IV. des 2. inneren Hofes wurden ein Kopf und Teile des Körpers einer Haremhabstatue gefunden, die nach Meinung von Prof. Martin evtl. zur gleichen Statue - oder zu ihrem Gegenstück in der anderen Nische des Statuenraumes - gehörte. Diese Statue Haremhabs ist nur noch in Fragmenten erhalten - die rechte Schulter ist weggebrochen. Die Augen scheinen unvollendet - aber aufgrund des Zerstörungsgrades bleibt dieses nur eine Vermutung (6). Haremhab trägt eine aufwändig gearbeitete Löckchenperücke, die ebenfalls unfertig erscheint und eine Tunika, ein großer Teil der Nase und des unteren Gesichtsfeldes sind ebenfalls zerstört. Beide Ohrläppchen zeigen Anzeichen von Ohrlöchern. 

Im Schutt des 1. Säulenhofes wurden nach Aussage von Prof. Martin (5) ein weiterer Kopf einer Statue gefunden, der evtl. auch original im Statuenraum stand.

Der 2. Hof:

Nach den Ausgrabungen der niederländisch-englischen Mission wurde der 2. innere Hof mit Stahlbetonplatten gedeckt, um die Form des Hofes zu erstellen und die Bereiche mit den empfindlichen Reliefblöcken zu schützen. Im Jahre 1985 wurden von verschiedenen Blöcken, die sich in den europäischen Museen befanden, Gipsabgüsse erstellt und diese wurden dann in die wieder aufgebauten Hofwände eingefügt. 

Allerdings entstanden schon bald Risse in den Kalksteinsäulen und den Lehmziegelmauern, hervorgerufen durch die massive Belastung des Stahlbetondaches, so dass ein Notfall-Baugerüst auf der Südseite des 2. Innenhofes installiert werden musste. Daher entschloss man sich in den Jahren 2007-2008 das Betondach durch ein leichter zu belüftendes Stahlrahmendach zu ersetzen, wobei auch eine flache abgehängte Holzdecke in den ganzen Hofumgang eingebaut wurde, die durch ihre natürliche Belüftung gleichzeitig die Probleme mit der Kondensation vermied. Um die durch den Vogelkot verursachte Beschädigung der Reliefs zu verhindern, wurde die gesamte offene Fläche des Hofes mit einem verzinkten Stahlgitter auf Edelstahldrähten bedeckt. Des weiteren wurde auch eine neue Eingangstür mit Stahlrahmen in den Hofeingang installiert. Ein weiteres, viel kleineres Dach wurde über dem Eingang vom 1. Hof in die Statuenkammer eingebaut. (Informationen über die weiteren Einbauten und Wiederherstellungen siehe  -  hier - )

Das neue Stahlrahmendach über den 2. inneren Hof des memphitischen Grabs Haremhabs (2007-2008)
Bild: 
with thanks to Merya Attia, Helsinki
                   - all rights reserved -

Durch einen kurzen Durchgang auf der westlichen Seite des Statuenraumes gelangt man in den zweiten Innenhof. Auf der linken Wandseite dieser Passage befindet sich fast am Ende der Wand die Reste eines interessantes Relief und einer Hymne an Osiris (64), die nach Prof. Martin (1) einige Bedeutung für die ägyptische Religion hat (der erhaltene Rest der in 27 senkrecht beschrifteten Zeilen beträgt 1/3). Der Hymnus unterscheidet sich von allen uns bekannten Osiris-Hymnen aus der Zeit vor der 19. Dynastie und scheint wahrscheinlich eine Reaktion auf den Monotheismus aus der vorangegangene Amarna-Zeit darzustellen. Höhe des Blockes 68,5 cm - Höhe des Kopfes von Osiris samt Krone: 35,5 cm  (Quelle: G. T. Martin) - (1) - S. 272

Der 2. säulenumstandene Innenhof erscheint wie eine kleinere Version des äußeren 1. Hofes der Grabanlage. Der Hof wird von einer Kolonnade mit 16 Säulen umgeben, die aber gerade etwas über zwei Meter hoch waren. Eine der Säulen wurde von dem niederländisch-englischen Grabungsteam intakt vorgefunden und diente als Modell für die Rekonstruktion der anderen Säulen. In der nordwestlichen Ecke des Hofes befindet sich der Zugang zur Grabkammer I. 

Die Kalksteinwände, welche den Hof umgeben, sind wiederum mit Reliefplatten bedeckt, die aber viel besser erhalten sind als die im 1. Hof. Die Nordwand zeigt in ihren unteren erhalten gebliebenen Partien Szenen des Bestattungsrituals, die teils auch auf die Ost-Wand übergreifen. 

Diese Darstellungen auf den Wänden des 2. inneren Hofes gehören zu den lebhaftesten und wichtigsten von allen uns aus anderen ägyptischen Perioden erhalten gebliebenen, denn sie zeigen und dokumentieren die Militärpolitik in der Nach-Amarnazeit unter Tutanchamun. Ein Teil der Kalksteinblöcke wurde von dem Team Martin noch in situ an ihrem ursprünglichen Platz an der Wand gefunden, weitere fand man im Schutt des Hofes und in der Umgebung, die man dann wieder an ihren originalen Ort anbrachte. Von einigen der Reliefs, die während der Anfangszeit des 18. Jahrhunderts aus dem Grab entfernt wurden und sich heute im Leidener Museum, dem Britischen Museum und anderen großen europäischen und amerikanischen Museen der Welt befinden, wurden Abgüsse erstellte und später an den Wänden hinzugefügt. 

Plan des 2. Säulenhofes der Grabanlage Haremhabs
- die roten Zahlen werden im Text behandelt -
A. = Grabschacht I.

Plan nach Porter & Moss - bearbeitet von Nefershapiland

Auf dem südlichen Teil der Ostwand ( 69 ) und auf der Südwand ( 72 ) sowie auf der Westwand des Hofes ( 79 ) befinden sich Szenen, mit Episoden aus der militärischen Laufbahn Haremhabs. Die Vielfalt an Darstellungen, wie wir sie hier im Grab Haremhabs zu sehen bekommen, ist recht ungewöhnlich, wobei nur ein kleiner Teil der eigentlichen Reliefs noch vorhanden ist.  Auch einige Totenkultszenen sind erhalten, ebenso wie einige Delegations- und Trauerszenen und natürlich die obligatorischen Ehrengold-Verleihungsszenen durch den König.

Ostwand - südliche Hälfte: ( 69 )

Auf der rechten Seite der erhaltenen Relieffolge befindet sich eine großformatige Darstellung des Grabeigentümers, der den Amtsstab in seinen Händen hält ( 69 ). Vor Haremhab ist ein Nubier zu sehen, der durch einen ägyptischen Offizier gezwungen wird, "den Boden zu riechen", d. h. sich zu Boden zu werfen. Hinter dem nubischen Häuptling notieren in einer detailliert ausgeführten Szene Armeeschreiber die Unterwerfung auf ihren Papyrusrollen - vor ihnen stehen Behälter mit Schreibgeräten. Über den rechts im Bild befindlichen Oberkommandierenden Haremhab ist eine Inschrift verzeichnet, die seine militärischen Aktionen in der Levante, Libyen und Nubien aufführt. An dem Ereignis nehmen sehr detailliert gezeichnete Offiziere und noch weitere ägyptische Soldaten teil. Im unteren Register unter der großformatigen Darstellung Haremhabs wird ein Nubier von einem ägyptischen Soldaten weggebracht, davor eine Szene, in der ein vielleicht widerspenstiger Nubier von einem jungen Rekruten ein Kinnhaken verpasst wird. In einiger Entfernung befinden sich weitere Gruppen von Nubiern, die von den Schreibern bereits erfasst worden sind und die jetzt auf ihren Abtransport in die Arbeitslager oder andere Gefangenenlager warten. Bei den meisten Teilen dieser Reliefblöcke handelt es sich um Abgüsse - die Originale befinden sich heute in Leiden und im Britischen Museum.

Geoffrey T. Martin hält die heute noch vorhandenen Relief-Szenen für die historisch wichtigsten in der ägyptischen Geschichte, insbesondere hinsichtlich der Militärpolitik in der Nach-Amarnazeit unter der Regierung Tutanchamuns, die uns in den zahlreichen Darstellungen des Generalissimus Haremhab gezeigt werden. Die wunderbar ausgeführten Szenen zeigen detailliert sehr realistische Einzelheiten bis hin zu einzelnen Details, wie z. B. die im Bild festgehaltenen Schreibwerkzeuge der Armee-Schreiber und die einzelnen Begebenheiten zwischen Gefangenen und den Soldaten.

Teil eines Reliefs an der südlichen Ostwand
des 2. Innenhofes (69). Die nur teilweise erhalten Szene zeigt den in einem übergroßen Maßstab dargestellten  Oberkommandierenden (Haremhab) bei der Entgegennahme der Unterwerfung  von Gefangenen. Militärschreiber notieren die erzwungene Unterwerfung. 

Diese Szene ist sehr realistisch dargestellt - selbst die Umhängetaschen mit den Schreibwerkzeugen der Schreiber sind im Bild festgehalten. Im unteren Teil des Bildes wird ein nubischer Gefangener weggezerrt, während einem anderen Nubier von einem ägyptischen Wächter ein Kinnhaken versetzt wird.

Umzeichnung: 
Urheber der Umzeichnung: G. T. Martin

 

Szenenfolge an der Ostwand
 (
69
)  

Im untersten Register beobachten vier ägyptische Militäradjutanten die beiden nubischen Gefangenen mit ihren Wächtern. In ihren Händen halten sie die für die späte 18. Dynastie typischen keilförmigen Stäbe (1). 

 Bild: Mit freundl. Dank Merja Attia

 

Detailausschnitt aus der Szene PM 69 an an der Südhälfte der Ostwand (unterstes Register).

Ein nubischer Gefangener erhält von seinem ägyptischen Wächter einen Kinnhaken - während ein Schreiber dieses Ereignis notiert.

Bild: Mit freundlichem Dank 
Merja Attia,
Helsinki

 

         Detail-Darstellung auf dem 2. Inneren Hof
                               - Südostecke ( 69 ) -

Detailausschnitt der obigen Szene mit einer Episode aus der militärischen Laufbahn des Oberkommandierenden Haremhab aus seiner memphitischen Grabanlage. 

Bild:     Tomb of Horemheb Saqqara
Autor:   Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

                              Südostecke des 2. Hofes ( 69 )
                                       -
2. und 3. Register -

Das untere und das mittlere Register des Bildes oben setzt sich auf der rechten Seite der Wand fort. In einiger Entfernung sehen wir zwei Gruppen von Nubiern, die auf der Erde sitzen und auf ihren Abtransport in die Arbeitslager oder in die Gefangenenlager warten -  bewacht von den ägyptischen Wächtern. 

Das obere Register ist ein Abguss, der später in seinen ursprünglichen Platz im Hof eingefügt wurde. Das Original befindet sich auf einem Block in Bologna (siehe Bild unten).

Bild: Tomb of Horemheb, Saqqara
Autor: Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

  Auf dem Boden sitzende Nubier, die auf ihren Abtransport warten
Abguss vom Originalblock im Museum Bogota/Italien - 2. Register
- Relief aus der Südost-Wand des 2. Innenhofes - 
Inventory-Nr. EG 1886

Bild:      HoremhebSakkaraPrisoners
Autor:    Khruner
Lizenz:  CC-BY-SA 3.0

 

   Streitwagengespann 
des Oberkommandierenden
südwestliche Ecke des 2. Hofes

Rechts außen von der obigen Szene mit den sitzenden Nubier (siehe oben) setzt sich die Darstellung fort. Zu sehen ist der Streitwagen des Generalfeldmarschalls (nach G. T. Martin, der für Haremhab den Titel so übersetzt) mit den Adjutanten und den Pferdejungen - bereit zum Verlassen des Empfangsplatzes 
(Ecke 69 - 70)

Bild: Tomb of Horemhab, Saqqara
Autor: Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

mittleres Register ( 69 )

 wartender Streitwagen mit Personal - ein Diener trägt einen Krug, der mit einem Tuch (?) abgedeckt ist.

 Bild: mit freundlichem Dank
          Merja Attia, Helsinki

 

     Der Streitwagen des Generalfeldmarschalls mit Personal
-
unteres Register -

Bild:     Tomb of Horemheb Saqqara
Autor:   Kairoinfo4U Flick-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

  Szenenfolge an der Ostwand 
des 2. Hofes - südliche Hälfte  ( 69 )  - 2. Register -

Detailliert dargestellte Armeeschreiber notieren die erzwungene Unterwerfung des nubischen Häuptlings auf ihren Papyrusrollen - vor ihnen befinden sich ihre Schreibgeräte.

Bild:     Saq Haremhab 08
Autor:   Neithsabes
Lizenz:  CC BY-NC-SA 3.0

 

           Darstellung auf dem 2. Inneren Hof - Südöstliche Wand (69)

Die Wanddekoration in der Südostecke des 2. Hofes zeigt Episoden aus der militärischen Laufbahn Haremhabs bei seinen Feldzügen gegen Libyen, Vorderasien und Nubien (siehe Umzeichnung oben)

Bild:     Tomb of Horemheb Saqqara
Autor:   Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

Szenenfolge an der Ostwand 
(
59
)  

Hinter den Schreibern sehen wir - in einem vergrößerten Maßstab - sechs ägyptische Offiziere - bildlich sehr exakt dargestellt bis hin zu den unterschiedlichen Abstufungen in ihren Perücken - die der Unterwerfungszeremonie beiwohnen. 

 Bild: Mit freundl. Dank Merja Attia

Hinter den sechs ägyptischen Offizieren folgen in drei teilweise noch unterteilten Registern lange Reihen von libyschen, den vorderasiatischen Stadtstaaten und nubischen Gefangenen. Sie alle stehen für die Gesamtheit aller Gefangenen und werden in den Darstellungen von ägyptischen Soldaten bewacht. Prof. G. T. Martin deutet an, dass es sich bei diesen Wanddarstellungen des 2. inneren Hofes evtl. um Strafexpeditionen handeln könnte, die unter dem Oberkommandierenden Haremhab ausgeführt wurden, um die Oberherrschaft in diese Gebiete wiederherzustellen, die in der Zeit Echnatons verloren wurde. Bislang existieren keine historischen Belege einer größeren militärischen Auseinandersetzung oder eines Feldzuges gegen diese Völker aus der Regierungszeit Tutanchamuns.

Nubische Gefangene ( 59 )
erkennbar an ihrer typischen Haartracht 
  - 2. Register -

Hinter den 6 ägyptischen Offizieren und Schreibern folgen lange Reihen von Gefangenen, die von ägyptischen Soldaten - in einem kleineren Maßstab dargestellt - eskortiert werden. Prof. Martin deutet diese evtl. als junge Rekruten. 

 Bild: Mit freundlichem Dank Merja Attia

 

      Darstellung auf dem 2. Inneren Hof - Südöstliche Wand ( 69 )

Hinter den Reihen von nubischen Gefangenen sind auch Gefangene aus Libyen - zu erkennen an ihrer charakteristischen Haartracht und ihrem "Ziegenbart" - zu sehen. In der Reihe über ihnen sehen wir Gefangene aus den Stadtstaaten Vorderasiens (siehe auch die Umzeichnung von Prof. Martin oben).

Bild:     Tomb of Horemheb Saqqara
Autor:   Kairoinfo4U - Flickr-Album
Lizenz:  CC-BY-NC-2.0

 

Szenenfolge an der südlichen Ostwand des 2. Hofes (69)
Lange Reihen von nubischen Gefangenen. Ein junger ägyptischer Rekrut tadelt einen Gefangenen. (1)

Bild: Mit freundlicher Genehmigung Merja Attia, Helsinki

 

                        Szenenfolge an der südlichen Ostwand des 2. Hofes
                                           - oberstes Register  ( 59 ) -

Von den Gefangenendarstellungen im obersten Register hat nur noch ein einziger Block überlebt - lange Reihen von nubischen Gefangenen, angetrieben von einem jungen ägyptischen Rekrut, warten auf ihre Registrierung durch die Armeeschreiber.

Bild: Mit freundlicher Genehmigung Merja Attia, Helsinki

 

Südwand (70 -72 ):

Der größte Teil der südlichen Wand des 2. inneren Hofes konnte mithilfe der Abgüsse aus dem Museum in Leiden  wiederhergestellt werden. Diese Szenen scheinen nicht mehr auf dem Schlachtfeld zu spielen - es könnte sich hier um Darstellungen aus dem königlichen Palast in Memphis handeln.

Die erste Darstellung zeigt Haremhab in seiner Amtstracht des obersten Befehlshaber der Armee von Tutanchamun auf einem Stuhl sitzend. Hinter ihm steht sein diensthabender Armee-Schreiber Sementaui, dessen Name fast vollständig ausgemeißelt und durch den des Ramose ersetzt worden ist.

Speisetischszene an der Südwand

Ein Iunmutef-Priester steht vor dem sitzenden Haremhab 
und vollzieht das Totenritual vor einem reich gedeckten Opfertisch (70).

  Bild mit freundlichem Dank Merja Attia, Helsinki
               - all rights reserved - 

Die erste Darstellung in der hinteren südöstlichen Ecke des Hofes zeigt eine sog. "Speisetischszene" (70) - ein Iunmutef-Priester steht vor einem reich gedeckten Opfertisch und übergibt diesen an den auf einem Stuhl sitzenden Grabeigentümer. Haremhab ist in der Amtstracht des obersten Befehlshabers der Armee unter Tutanchamun gekleidet. Auf diesem Relief ist nachträglich eine Uräus-Schlange hinzugefügt, die andeutet, dass er später zum König aufgestiegen ist. Hinter ihm steht sein Armeeschreiber Sementaui.

Der obere Teil der Szene ist zum Teil nicht mehr vorhanden bzw. stark verwittert (es fehlt der Kopf des Iunmutef-Priesters). Der stark verwitterte hieroglyphische Text über dem sitzenden Haremhab beschreibt nach Prof. Martin deutlich historische Ereignisse, die ohne Zweifel militärischen Charakters sind, wobei auch ein "Regierungsjahr" erwähnt wird, doch "trotz wiederholter Überprüfung dieses Blocks in verschiedenem Licht konnte leider nicht die geringste Spur eines Hinweises auf das tatsächliche Jahresdatum enthüllt werden." 

Das untere Register zeigt Schlachtungsszenen für das Totenmahl sowie einen großen Opfertisch und Behälter mit verschiedenen Früchten.

   Südwand 
2. Hof der Grabanlage

Diese Szene ( 70 ) zeigt wohl eine Darstellung aus dem memphitischen Königspalast Tutanchamuns. Haremhab sitzt in seiner Amtstracht auf einem Stuhl. Vor ihm opfert ein Iunmutef-Priester (siehe oberes Bild).

Hinter Haremhab steht sein Armeeschreiber Sementaui, dessen Name fast vollständig ausgemeißelt und durch den des Ramose ersetzt wurde. 

Dieser Darstellung des Haremhab wurde nachträglich eine Uräus-Schlange an seiner Stirn zugefügt, die wohl andeuten soll, dass er später zum König von Ägypten emporgestiegen ist.

   Bild: Merja Attia, Helsinki
           - all rights reserved - 

 

Schlachtungsszenen

Schlachter zerlegen einen Ochsen für das Totenmahl, um die Versorgung des Toten im Jenseits zu gewährleisten. 
( 70 )

 Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia

 

Die weiterführende Szene daneben zeigt einen großen Opfertisch, der mit verschiedenen Früchten und Opfergaben sowie Behältern vollgetürmt ist ( 70 ).

 Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia

Die nächsten Darstellungen an der Südwand sind Abgüsse von Blöcken, die sich seit langem im Museum Leiden (Niederlande) befinden. Die Szene spielt vermutlich im Königspalast von Memphis und zeigt den jungen König Tutanchamun und seine Frau Anchesen-amun, die rechts auf ihren Thronen sitzen, der von einem Baldachin überdacht wird. Von dem königlichen Paar sind nur noch Fragmentreste erhalten, die aber nach Prof. Martin (1) eindeutig rekonstruierbar sind. Auf dem unterhalb des Thronpodestes befindlichem Plateau steht der Oberkommandierende Haremhab, über und über mit den aus purem Gold gearbeiteten "Ehrenkragen" behängt. 

 

Die Original-Blöcke mit der "Ehrengoldverleihung" (72)
- heute im Rijksmuseum Leiden / Niederlande -

Photo: With thanks to Hans Ollermann, Niederlande
- all rights reserved - 

An die an der Südwand im Original aufgefundenen Reliefs lässt sich eine heute im Rijksmuseum Leiden befindliche Relieffolge anpassen ( 72 ). Man sieht die Verleihung der "Ehrenkragen" aus purem Gold durch das Herrscherhaus an den Grabherrn, dessen Diener die schweren Gehänge richten. Hinter ihm sind andere Diener zu sehen, die Tabletts mit weiteren Goldkragen und eine flache Schale mit einem Salb- oder Duftkegel halten.

                     Replik der sog. "Ehrengoldkragen-Szene"
                            an der Südwand des 2. Hofes (
72)

Das Original dieser Szene befindet sich heute im Museum in Leiden. An der Südwand im Grab wurde ein Abguss eingefügt. Auf der rechten Seite steht der Oberkommandierende Haremhab, der gerade vom König mit dem "Ehrengold" ausgezeichnet wurde. Hinter ihm werden abermals lange Reihen mit Gefangenen als Kriegsbeute im Triumphzug vorgeführt, deren Handgelenke durch Handschellen gesichert sind und die auf der linken Bildseite von einem auf den Knien liegenden ägyptischen Soldaten an einem Seil mitgeführt werden. Ein Schreiber (oder ein höherer Offizier) hält eine Papyrusliste in der Hand.

Bild: mit freundl. Dank Merja Attia, Helsinki

An die Szenen mit der Ehrengoldverleihung schließen sich abermals lange Reihungen von ausländischen Gefangenen an, die als Kriegsbeute im Triumphzug vor dem König geführt werden. Diesmal kommen sie nur aus den vorderasiatischen Stadtstaaten und in einem Falle aus dem hethitischen Herrschaftsbereich. Die Gefangenen sind durch ihre charakteristische Kleidung und ihre Haartracht ihrer Herkunft nach einzuordnen. Im obersten Register sind nach Prof. Martin " wahrscheinlich als Teil der von Haremhab aus Asien mitgebrachten Beute, ein Gewirr Pferdebeinen zu sehen". Diese wurden vermutlich als Pferdeherde nach Ägypten getrieben. Ebenfalls im obersten Register sehen wir vier Schreiber mit ihren Schreibpaletten in den Händen, welche die Beute registrieren (das Original dieses obersten Blocks befindet sich in Florenz)

 

     Südwand  
Vorderasiatische und hethitische Gefangene (72)

Bild: PKG (1975)

 

Südwand - mittleres Register   (72)
Ein bärtiger, gefesselter und am Hals gebundener Gefangener (wohl aus Vorderasien) wird von seinem ägyptischen Bewacher vor den König und der Königin geführt. 

 Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia
Dieser Block wurde von den Ausgräbern im Schutt des Hofes gefunden und passt genau an das linke Ende der Leidener Relieffolge.

Beeindruckend sind die detailgenauen Darstellungen der Reliefs.

 

    Südwand - mittleres Register (72)
Detailbild: Gefangene aus den  Stadtstaaten Vorderasiens werden von ägyptischen Soldaten vor den König geführt. Deutlich sichtbar ist, dass sie mit Seilen um den Hals gebunden sind, wie auch an den Händen -  im Gegensatz zu den anderen Gefangenen die an der Ostwand gezeigt werden.

 Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia
- all rights reserved -

 

Reihen von Gefangenen (72)

Nicht nur männliche Gefangene wurden in die Gefangenschaft nach Ägypten geführt, sondern hier ist zu sehen, dass auch Frauen und Kinder  dieses Schicksal ereilte. Die Frauen, die teilweise ihre Kinder auf den Schultern tragen, werden von ägyptischen Soldaten an der Hand geführt.
Über ihr endgültiges Schicksal ist nichts überliefert.

 Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia

 

       Südwand der Grabanlage mit Reihen von Gefangenen  (72)

Ein ägyptischer Soldat bewacht die Gefangenen aus den Stadtstaaten Vorderasiens, die vor gefesselt und gebunden vor dem ägyptischen König geführt werden.

Bild: Mit freundl. Dank Merja Attia
- all rights reserved -

 

Westwand - südliche Seite:

Aus den von der niederländisch-englischen Grabungsmission an Ort und Stelle gefundenen Blöcken, zusammen mit den in Leiden und den in anderen Museen vorhandenen Reliefs, kann man lt. Prof. Martin (1) die Überreste von zwei Einzelszenen an der Westwand rekonstruieren. Eine Delegation von Gesandten aus Vorderasien, Libyen und Nubien ist eingetroffen, um vom König den "Hauch des Lebens" oder in unserer Sprache "Gnade" zu flehen. Einige sind auch mit ihren Pferdegespannen angekommen - an der rechten Seite der Szenen befinden sich Darstellungen von Pferdejungen und Pferdegespanne. Das Original der Reliefszene ist auf drei Museen verteilt - der untere Teil befindet sich in Leiden, der obere Teil rechts in Wien und der obere Teil links in Berlin. Im Grab selber befinden sich Abgüsse aus den drei Museen.

    Umzeichnung der Delegationsszene 
an der Westwand (
76). 

Haremhab als Vermittler zwischen den Gesandten, die um "Gnade" bitten und dem König. Die Originale der einzelnen Blöcke dieser Darstellung befinden sich in drei europäischen Museen: Berlin, Wien und Leiden.

Im Saqqara-Grab befinden sich Abgüsse. Nur der unterste - teilweise noch farbige Wandfries wurde in situ gefunden.

Umzeichnung: Urheber der Umzeichnung: G. T. Martin (bearbeitet von Nefershapiland)

 

Abguss des Blocks aus Berlin
ÄM 22663
- oberes Register (76) -

Die Gesandten verbeugen sich vor dem König und bitten um "Gnade".

Bild: Mit freundlichem
Dank Merja Attia

Andere Gesandte haben sich vor dem ägyptischen Herrscher auf den Boden geworfen, der zusammen mit seiner Königin Anchesen-amun auf der linken Seite des Reliefs auf einem Palastbalkon steht. Die Gesandten, die der ägyptischen Sprache nicht mächtig zu sein scheinen, flehen um Gnade. Ein Dolmetscher übersetzt ihr Flehen und der Oberkommandierende Haremhab gibt diese als Mittler an das Königspaar weiter.

             Szene Westwand des inneren Hofes im Haremhab-Grab (76)

Fremdländische Gesandte bitten am Hofe Tutanchamuns um Gnade - Gesandte von Libyen und Vorderasien bringen im Anschluss an die Schlacht flehentliche Bitten vor dem König. Als höchster Staatsbeamter fungiert Haremhab als Zwischeninstanz zwischen den Botschafter und dem König. Auf der rechten Seite stehen die Pferdejungen und Pferde der Gesandten, die über Land angereist sind - aus der westlichen Wüste, quer über den Sinai und von Süden.

Die Blöcke auf dem Foto sind Abgüsse aus mehreren europäischen Museen - nur der unterste, teilweise noch farbige Wandfries ist original.

Bild: Mit freundlichem Dank Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

Am rechten Rand der Darstellungen stehen die Pferdejungen und die Pferde der Gesandten. Interessant ist die Frisur der Pferdejungen mit einem langen Zopf.

 

Der Originalblock dieser Darstellung befindet sich heute im Rijksmuseum van Oudheden, Niederlande (76)

Bild:   Detail tomb Horemheb 
Autor: Michiel, Flickr-Album
Lizenz: CC BY-NC 2.0

Die noch erhaltenen Fragmente der Inschriften sind lt. Prof. Martin (1) schwer zu verstehen bzw. zu übersetzten, scheinen aber eine Andeutung der Gesandten auf die Zerstörung ihres Landes nach der Niederschlagung eines Bündnisses gegen Ägypten zu beinhalten. Der große Oberbefehlshaber Haremhab war sicher der Ausführende der ägyptischen Staatsmacht gewesen bei diesen diversen Strafaktionen, die wahrscheinlich notwendig geworden sind, um die ägyptische Herrschaft über Vorderasien und Nubien in der Umbruchszeit nach König Echnaton wieder herzustellen. 

               Westwand - Gesandte aus Vorderasien, Libyen und Nubien (76)

Fortsetzung der obigen Szene nach links: Die Gesandten, die kein ägyptisch sprachen, bitten mittels eines Dolmetschers um Gnade vor dem König. Der Dolmetscher ist ihnen zugewandt, dreht sich dann auf der Darstellung um und leitet die Gnadenbitte an den mit Ehrengold behangenen Haremhab weiter, der seinerseits sich wiederum umdreht, um das königliche Paar anzusprechen. Als höchster Staatsbeamter fungiert Haremhab als Zwischeninstanz zwischen den Botschafter und dem König. 

Bild: Mit freundlichem Dank Hans Ollermann, 
Leiden, Rijkksmuseum van Oudheden

- all rights reserved -

 

           Unterer Teil der Relieffolge mit der Delegationsszene (76)

Der Oberbefehlshaber Haremhab steht als Vermittler für die Gesandten vor dem Königspaar (links) - dahinter der Dolmetscher und die Gesandten (Mitte). Am rechten Bildrand stehen die Pferdejungen und Pferde der Gesandten, die über Land angereist sind. Im Grab befindet sich ein Abguss dieser Originalblöcke.

Bild: Thanks to Hans Ollermann - all rights reserved (Leiden, Rijkksmuseum van Oudheden)

 

     Haremhab als Mittler
zwischen Gesandte und König

Der mit dem Ehrengold ausgezeichnete Haremhab (76) wendet sich an das auf einem Podest stehende Königspaar und überbringt das Gnadengesuch der Gesandten.

An der Stirn des Oberkommandierenden befindet sich die nachträglich hinzugefügte Uräusschlange als Zeichen der Königswürde.

Bild: Mit freundlichem Dank 
Merja Attia
, Helsinki
- all rights reserved -

 

 

                                        Rijksmuseum van Oudheden
              - linker Abschluss der Relieffolge an der Westwand (76)  -

Vom Königspaar ist nur noch der untere Teil der Darstellung erhalten.
Das Original des Reliefs befindet sich im Museum - im Grab wurde ein Abguss eingefügt.

Bild: Mit freundlichem Dank Hans Ollermann, 
Leiden, Rijkksmuseum van Oudheden

- all rights reserved -

 

Westwand - nördliche Seite:
- rechts vom Durchgang zur Kultkapelle -

Weitere Episoden dieser historischen Ereignisse aus der Zeit Tutanchamuns auf dem 2. Hof befinden sich als Abguss an der nördlichen Seite der Westwand (rechts vom Durchgang zum Opferraum). Die Originale dieser Blöcke befinden sich im Pariser Louvre und im Brooklyn-Museum. 

Zwei ungewöhnliche Darstellungen sind im "Brooklyn-Teil" zu sehen. Einer der ägyptischen Soldaten leidet offensichtlich unter einem "Nabelbruch". Eine solche Darstellung ist sicherlich ein Überbleibsel aus der "Amarnazeit". In einer kurzen Inschrift, die sich oberhalb der Köpfe zweier Soldaten befindet, erfahren wir den Namen ihres Kontingents und den Rang sowie den Namen eines der Offiziere: "Standartenträger des Regiments "Geliebt-von-Aton" Minchaj.. Zur Zeit des Tutanchamuns wurde der Gott Aton mehr oder minder verworfen und die alten Götter, deren Tempel zur Zeit Echnatons geschlossen wurden wiedereingesetzt. Da ist es interessant, zusehen, dass ein Regiment noch in der Regierungszeit Tutanchamuns mit Aton in Verbindung gebracht wurde. Prof. Martin vermutet, dass evtl. Haremhab selber einst Kommandant dieses Elite-Regiments war oder in einer früheren Phase seiner Militärkarriere in der Regierungszeit des Echnatons in diesem Regiment diente. Die Nennung des Standartenträger Minchaj lässt mutmaßen, dass dieser sich großer Wertschätzung seitens des Oberkommandierenden Haremhab erfreute, denn ihm wurde als einzigem die Ehre zuteil, auf diesem Relief namentlich genannt zu werden (1). 

Umzeichnung einer Szene (79), die sich an der nördlichen Seite des Durchgangs zum Opferraum befindet. Fremdlinge und ägyptische Soldaten jubeln dem König zu. Die Originale dieser Blöcke befinden sich im Pariser Louvre und im Brooklyn-Museum in New York.
                       Umzeichnung:  G. T. Martin 

 

Abguss eines heute im Louvre befindlichern Blockes aus der Westwand des 2. Hofes (79)

Dem ägyptischen Herrscher wird von Ägyptern und Fremdlingen zugejubelt.

Bild: Mit freundlichem Dank 
Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

 

    Jubelnde Soldaten (79)
Jubelnde Soldaten begrüßen Tutanchamun nach einem siegreichen Feldzug. Einer der Soldaten (2. von rechts) leidet interessanterweise offensichtlich unter einem Nabelbruch. Eine solche realistische Darstellung wäre vor der Amarna-Zeit sicherlich nicht zusehen gewesen.

Der Originalblock dieses Reliefs befindet sich heute im
Brooklyn-Museum, New York.

Bild: die Welt der Ägypter/Walter Wolf J.G.  Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger Stuttgart 1962

 

Nordwand:

An der nördlichen Wand des 2. Hofes befinden sich Darstellungen aus dem Begräbnisritual des Haremhabs, die sehr gut erhalten sind. Zu sehen sind eine Reihe von Kiosken oder Lauben aus vergänglichen Materialien, in denen das Totenmahl vorbereitet wird. In den Lauben befinden sich Lebensmittel und Getränke, die letzteren in roten Keramikkrügen. Diese Nahrungsmittel sind unbedingt notwendig für die Vorbereitung des Totenmahls. Ähnliche Darstellungen sind uns aus den Gräbern des Neuen Reiches erhalten - aber die erhaltenen Reliefs im Grab des Haremhabs sind die bei weitem vollständigsten.

 

Nordwand - Vorbereitungen für das Bestattungsritual (83)

Im oberen Register ist eine Prozession mit Gabenträger zu sehen, darunter Kioske oder Lauben mit Lebensmittel oder Getränke in roten Keramikkrügen.

Bild: mit freundl. Dank Merja Attia, Helsinki
all rights reserved

 

 

                 Nordwand - Szenen aus dem Begräbnisritual (83)

Ein bezahlter Klagesänger, Grabbeigaben, darunter Fleisch, Brot und ein zugerichteter Ochse und rituell während der Trauerfeiern zerschlagene Gefäße.

Bild: mit freundl. Dank Merja Attia, Helsinki
all rights reserved

Interessant zu sehen ist, wie einige der Krüge von ihren Ständern entfernt werden, damit sie später im Rahmen einer Zeremonie, die man das "Zerbrechen der roten Töpfe" nannte, benutzt werden konnten. Dieses Ritual kann bis in die früheste belegte ägyptische Geschichte zurückverfolgt werden, und es gibt eine Reihe von Erklärungen, die ihren Sinn innerhalb der Begräbnisliturgie geben. Die "rote Farbe" der "sD dSrwt"-Krüge wird mit dem Gott Seth assoziiert und symbolisiert die Auslöschung der Feinde des Gottes (1). 

Parallel zu dieser Zeremonie werden in anderen Darstellungen Stiere geschlachtet und zergliedert - beide Vorgänge gehören offenbar zusammen (siehe dazu: J. van Dijk: 'Zerbrechen der roten Töpfe', in: Lexikon der Ägyptologie VI, Wiesbaden 1986, Sp. 1389 - 96). Experten mutmaßen zu diesem Ritual, "dass das Wasser aus diesen Krügen fließt, eigentlich das Blut "dSrw" (djeseru) abbildet, das aus der durchschnittenen Kehle des Stieres herausrinnt. Wahrscheinlich bilden das Zerbrechen von Figürchen oder Tonvasen mit dem Namenszug der Feinde und das Zerbrechen von roten Töpfen am Ende des Opferrituals nur Varianten ein und desselben Rituals zum Zweck der Vernichtung der bösen Mächte". (Zitat Geoffrey Martin (1) )

Behältnisse mit Speisen und Trank, ein zugerichteter Ochse und gemietete Klagesänger, die sich in den Lauben oder Kioske befinden.   (83)    

Bild: Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

 

     Pilaster an der 
        Nordwand
Die Szenen mit dem Begräbnisritual an der Nordwand werden auf der rechten Seite von einem Pilaster  (Halbsäule) eingegrenzt. Haremhab ist auf des unteren Teil im Anbetungs-Gestus dargestellt (mit hinzugefügtem Uräus an der Stirn).

Bild: Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

 

Hinter dem Pilaster folgen abermals Gabenträger, die bis zur nordöstlichen Ecke reichen, von denen aber nur der untere Teil erhalten blieb. In großen Behältern sind Datteln, Grantäpfel, Feigen und großen Mengen von Dixit (Martin) zu sehen.

Bild: Merja Attia, Helsinki
- all rights reserved -

 

Nördliche Seite der Ostwand:

Auf der angrenzenden Seite der nördlichen der Ostwand setzen sich die Dekorationsszenen des Begräbnisrituals fort. Ebenso wie in den anderen Teilen des Grabes fehlen auch hier die oberen Register - wobei aber anzunehmen ist, dass auch diese Trauer-Darstellungen enthielten, wie evtl. die Klage von Haremhabs Frau über die Mumie. Nach Prof. Martin könnte ein Block, der 1986 im Hof des Grabs des Armeeoffiziers Ramose aufgetaucht ist (sein Grab befindet sich gleich nordwestlich von dem des Haremhabs), irgendwo hier seinen Platz gehabt haben. Gezeigt wird auf diesen Darstellungen mit einiger Wahrscheinlichkeit Haremhabs erste Frau Amenia, die Sängerin des Amun, die schon auf einer der Säulen des Hofes zu sehen war. Der Block, der eine vornehme Dame in Mumienform darstellt, die von der Göttin Nephtys geleitet wird, ist ein hochrangiges Kunstwerk. Das Opfer wird von einem Priester dargebracht, dessen Kopf auf dem Relief aus dem Grab des Ramose verändert und neu eingemeißelt wurde (Quelle: Martin: Auf der Suche nach dem verlorenen Grab, S. 105) (87-89)

Im Schutt des Hofes wurden von der englisch-niederländischen Grabungsmission weitere Steinblöcke in situ gefunden. Des weiteren eine nur noch fragmentarisch erhaltene Szene, die ans Nordende der Ostwand gehört und welche Häuser in der Stadt Memphis zu Zeit Tutanchamuns mit Details der Möbel und der Hausausstattung zeigt. 

          Häuser in der Stadt Memphis - Ostwand/nördliche Hälft (86)
Darstellungen aus einem Privat-Haus zu Zeit Tutanchamun

Drei Ägyptische Privat-Häuser - wahrscheinlich in Memphis - in der typischen Darstellungsweise der "Draufsicht" gezeigt, aus der Zeit Tutanchamuns mit Details der Möblierung und Ausstattung. Im mittleren Haus ist ein Türhüter zu sehen, der vor sich hindämmert. Über eine Leine hängen drei Paar Sandalen - im dritten Haus (rechts) trägt ein Diener einen Krug. Rechts an der Wand lehnt eine Militärstandarte. Zwischen den Häuserblöcken sind zwei Straßen zu sehen. 

Umzeichnung:  G. T. Martin (1)

 

Statuenschreine im 2. Hof:

Im zweiten (inneren) Hof befinden sich heute noch zwei Schreine oder Nischen für Statuengruppen an ihrem originalen Platz. In beiden Nischen befanden sich ursprünglich Doppelstatuen von Haremhab und seiner ersten Frau Amenia, die vor ihm gestorben war. Nahe der Wüstenoberfläche, im Schutt der Opferkammer fanden die Ausgräber eine Statuengruppe mit fehlendem Kopf des Haremhab - eine weitere fand man eingebettet in eine Querwand aus christlicher Zeit, im Magazin oder der Kapelle an der Nordseite des Statuenraumes. Mönche aus dem nahegelegenen Jeremias-Kloster benutzten das nahe gelegene Grab als Einsiedlerzellen. Anzunehmen ist, dass diese Mönche zumindest teilweise für den Abbau der Blöcke und auch der diversen Statuen im Grab und deren Zertrümmerung zum Kalkbrennen verantwortlich gemacht werden können (1). 

Doppelstatue von Haremhab und seiner ersten Frau Amenia.

Bild: Auf der Suche n. d. verlorenen Grab /G. T. Martin 1994)

 

Kult- oder Opferkammern

Der Mittelpunkt der Grabanlage gipfelt in drei Kapellen, die sich am Westende des Grabes befinden und wahrscheinlich als erster Teil der Anlage konstruiert wurden. Der Eingang öffnet sich nach Westen auf den zweiten Hof hin. Die Opferkammer hat einen quadratischen Grundriss und unterbricht damit die ansonsten rechteckige Form des Grabes. Das Dach bestand aus Kalksteinplatten und die mittlere Totenopferkapelle wurde von zwei Säulen getragen. Über dem Dach befand sich mutmaßlich eine Schlammziegelpyramide mit einem Pyramidion als Spitze aus Granit. Auf zeitgenössischen Darstellungen sind kleine Pyramiden dieser Art, die memphitische Grabkapellen darstellen, abgebildet. Allerdings wurden keinerlei Spuren davon bei den Ausgrabungen im Haremhabgrab gefunden.

Es ist anzunehmen, dass nach Beendigung des Totenkultes für den Grabbesitzer, die Dachquader der Opferkammer und die Lehmziegel für die darüber errichtete Pyramide, anderweitig wiederbenutzt wurden.

Die wiederkehrenden Kult- und Opferhandlungen für den Verstorbenen hätten in der Opferkammer (Kammer D) stattgefunden, wenn er in dem memphitischen Grab beigesetzt worden wäre. Da hier aber Haremhabs erste und zweifelsohne auch seine zweite Frau, Königin Mut-Nedjemet, beigesetzt worden sind, müssen hier die entsprechenden Kulthandlungen für diese durchgeführt worden sein.

Kultkammern

Plan nach Porter & Moss
- bearbeitet von Nefershapiland - 

Bei der Auffindung der Opferkamme durch das anglo-holländische Grabungsteam war diese fast zerstört und es fanden sich nur zwei Blöcke und Inschriften in situ auf dem Boden der Kammer, die nach Prof. Martin wahrscheinlich dem Dekorationsprogramm der Westwand in der Opferkammer zuzuordnen sind. Es stellte sich nach Martin später heraus, dass einer der hier aufgefundenen Blöcke an ein anderes Fragment angrenzt, der schon seit dem 19. Jahrhundert im Museum Bologna aufbewahrt wird. Die zusammengefügten Reliefs zeigen Haremhab bei der Aussaat und beim Pflügen in den Feldern des "Iaru" (die Felder im Jenseits). In der Unterwelt der Ägypter war dieser Ort ein "glückseliger Aufenthaltsort", wo die Kornhalme in ungeheuren Höhen heranwuchsen. Auf diesem Relief wurden der Person Haremhabs die Uräusschlange an seiner Stirn hinzugefügt. Es ist anzunehmen, dass die gesamte Dekoration in der Opferkammer solche mythologischen Darstellungen enthielt. 

 

  Haremhab beim Pflügen, Ernten und Dreschen auf den Elysischen Gefilden
                 - Archeological Museum Bologna - Invent.-Nr. EG 1885 - (
117)

Dieses Relief (in zwei Blöcken) zeigt den Grabeigentümer beim Pflügen und Ernten in den "Gefilden des Iaru",  welches in der ägyptischen Religion ein glückseliger Ort in der Unterwelt ist. Den Aufenthalt in den Seligen Gefilden des Jenseits stellten sich die Ägypter als idealisierte Form jenes Leben bei landwirtschaftlicher Tätigkeit vor, das sie in ihrem Erdendasein kennengelernt hatten. (1).

Bild:     Saqqara rilievo di horenheb
Autor:   Sailko 
Lizenz:  CC-BY-SA-3.0

 

           Haremhab beim Pflügen in den Feldern des "Jaru/Iaru"  (117)
                     - Archeological Museum Bologna - Invent.-Nr. EG 1885 -

Deutlich sichtbar der Uräus an der Stirn von Haremhab - nachträglich eingefügt, um seine Thronbesteigung sichtbar zu machen.

Bild:     Saqqara rilievo di horenheb 1
Autor:   Sailko 
Lizenz:  CC-BY-SA-3.0

 

                  Haremhab in den Gefilden der Seligen  (117)
                   - Detailszene der obigen Gesamtdarstellung - 
       - Archeological Museum Bologna - Invent.-Nr. EG 1885 -

Das oberste Register dieser Szene, von dem nur noch der untere Teil erhalten geblieben ist, zeigt den Tribut des Verstorbenen an die Götter. 
Im mittleren Register erhält er Opfergaben vor sich selber (als Verstorbener) und vor dem "Benu-Vogel" (der Phönix), dessen Kult in enger Beziehung zum Sonnengott Re steht und sich dem ägyptischen Mythos folgend nach der Schöpfung als erstes Wesen auf dem aus der Flut auftauchenden Land niederließ. Außerdem wurde der Benu als Ba-Seele des Osiris angesehen, die sich im "Imuit" des Anubis bis zur Wiedergeburt im Verborgenen aufhielt und steht damit für die "Erneuerung".

Der "Verstorbene" und die zweite opfernde Person tragen den nachträglich hinzugefügten Uräus an der Stirn. In der rechten Szene führt er Ochsen, die Getreide "austreten".
(Quelle: Museumsseite Bologna)

Bild:     Saqqara rilievo di horenheb 2
Autor:   Sailko 
Lizenz:  CC-BY-SA-3.0

Im Eingangsbereich der Opferkammer - am südlichen Mauer-Rücksprung befinden sich lt. Prof. Martin Teile von Darstellungen, die einen menschlichen Fuß zeigen, der dort in einer merkwürdigen Blickrichtung dargestellt ist. Evtl. könnte es der Fuß einer Frau des Grabeigentümers sein oder der eines Musikers, der neben seinem Stuhl kauert. Auch der Grabherr (Haremhab) selber war sicher auf derselben Grabwand in sitzender Position dargestellt mit Blickrichtung auf den Hof. 1988 wurde ein kleines Relief-Fragment, das seinen Kopf (mit angefügter Uräus-Schlange) zeigt, in einigen Metern Entfernung vom Grab gefunden. 

Der unten gezeigte Eckblock (Umzeichnung)  stammt aus dem Oberbau des Grabes und befand sich möglicherweise in der mittleren Kapelle der westlichen Innenhofseite. Das Original dieses Blockes befindet sich heute im Rijkksmuseum van Oudheden in Leiden/Niederlande (Kalkstein, Höhe 58 cm, Breite 61 cm, Durchmesser der Platte 5 cm) Inventar-Nr. CI (V 21). 

                                        Zwei Umzeichnungen von Reliefs aus der Kultkammer
                              -  Haremhab unter der Himmelshieroglyphe vor den Göttern -
Auf der linken Darstellung ist Haremhab im Anbetungsgestus vor dem thronenden Thot zu sehen, der vor einem reich gedeckten Opfertisch sitzt. Auf dem rechten Relief steht Haremhab - ebenso wie auf der linken Darstellung - unter der Himmelshieroglyphe, gekleidet in einem aufwendigen, modischen Gewand seiner Zeit, um den Hals das Ehrengold, im Verehrungsgestus vor dem thronenden Sonnengott Re-Harachte. Der Gott trägt die typische Kleidung für die Götter mit Schulterbändern. In der rechten hält Re-Harachte ein "was-Zepter" und in der linken ein "anch-Zeichen". Sein Gürtel wird von einem "Isis-Knoten" gehalten.

Vor ihm befindet sich ein Opfertisch. Die Darstellungen von Haremhab auf diesem Relief sind nicht mit einem nachträglich hinzugefügten Uräus versehen worden.

Urheber der Umzeichnungen G.T. Martin

Im Frankfurter Liebighaus befindet sich ein Reliefblock, den Geoffrey Martin bei einer sorgfältigen Abwägung der dafür und dagegen sprechenden Argumente, evtl. einer Seitenwand der Kultkapelle (D) zuweisen möchte. (Martin 1989, S. 126)
Gestützt wird diese Annahme durch den Vorschlag  van Siclens, das Jaru-Gefilde im Haremhab-Grab als Dekoration anstatt einer zentralen Stele in der Mitte der Rückwand von Kultkammer D aufzufassen (van Siclen, 1990, S. 199 u. 203 mit Fig. 1 u. 5 auf S. 197 u. 202). 

Allerdings bleibt diese Zuordnung des Blockes unter den Wissenschaftlern umstritten, da diese Bootsfahrt weder unterhalb des Blocks in Bologna (Inv.-Nr. 1885) noch unter den anpassenden Teilen, die im Grab gefunden wurden, angefügt werden kann. 

Die Zuordnung dieses Blockes in die Kultkapelle des memphitischen Haremhab-Grabes ist umstritten und lässt sich z. Zt. nicht beweisen, da keiner der Blöcke an dieses Frankfurter Bruchstück angrenzt. Nach G. T. Martin passt es aber zum Bildprogramm im Kultraum und er hält eine Zuweisung für möglich.

         Reliefblock aus einem Grab 
            in Saqqara evt. (120)
  - Kalkstein mit Spuren der einstigen Bemalung -Liebighaus/Frankfurt a. M. - Invent.-Nr. 270

Herkunft: unbekannt, aber höchstwahrscheinlich aus einem Grab bei Saqqara, südlich des Unas-Aufganges oder nördlich der Teti-Pyramide

Erworben 1909 über Fr. W. v. Bissing aus dem Kairener Kunsthandel. (Kytikos)
(Quelle: Katalog Liebighaus (8) )

Bild: mit freundl. Dank Winfried Ulrich

Im oberen Register der Szene sind oberhalb des Wasserlaufs vier männliche Personen zu sehen. Am rechten Bildrand steht eine nach rechts gewandte Person, von der nur das rechte Bein und der Gesäßpartie und der herabhängende rechte Arm mit einem Anchzeichen in der Hand erhalten geblieben ist. Am linken Rand des Bildes ist ein Teil der linken Wade und der hintere Rand vom Oberschenkel eines nach links blickenden Mannes zu sehen, dem ein weiterer Mann folgt, der ebenfalls nach links orientiert ist, dessen vorgeneigter Kopf mit Perücke, Hals und Schulterkante am oberen Blockrand zu ergänzen ist. Der Mann trägt ein plissiertes Ärmelgewand mit einem langen Schurz. Er steht in leicht vorgebeugter Haltung und hält beide Arme leicht vorgestreckt, wobei die Handflächen nach unten weisen und daher als ein als Empfangsgruß zu wertender Gestus gesehen werden kann (der sog. "Njnj-Gestus"). Die am linken Bildrand gerade noch erkennbare Person stellt aller Wahrscheinlichkeit erneut den Grabherrn selbst dar, wobei der Szenenzusammenhang offen bleiben muss. Bei der nach rechts gewandten Figur (ganz rechts am Bildrand) mit dem Anch-Zeichen in der Hand, dürfte es sich um den Gott Thot handeln.

Im unteren Register ist noch die rechte obere Ecke eines dekorierten Bildfeldes erkennbar sowie der Anfang von jetzt noch drei Zeilen einer vertikalen Inschrift. Links unten ist der Hinterkopf eines Mannes - vermutlich wieder der Grabherr - in Resten erkennbar. Dahinter befindet sich ein Opferaufbau, dessen größerer Teil, ebenso wie der dazugehörige Opfertisch oder Opferständer verloren ist.

Die Reste der beigefügten Inschrift beginnt mit einem Spruch des Totengottes Ptah-Sokar und wendet sich an den Grabherrn. Die ergänzende Übersetzung dieser Inschrift würde dann etwa folgendermaßen lauten (8):

"Spruch des Pah-Sokar, Herrn von Schetait, Fürst des Kollegiums: Ich gebe dir, dass du sein mögest in der Barke im Gefolge des Wennefer beim Fest des Umzugs um die Mauern...."
           (Übersetzung aus Katalog Liebighaus, Frankfurt 1993, S. 148)

*

Auf einem in situ befindlichen Relief ist der Militärschreiber Sementaui (später umgeändert in Ramose) hinter dem sitzenden Haremhab sichtbar, wobei der obere Teil seiner Figur durch ein Fragment, das sich im Museum in Baltimore/USA befindet, ergänzt wird.

     Relief aus Walters Art Museum
Kalkstein mit Farbreste
Maße: 41,9 x 36,7 cm
Inventar-Nr.: 22.128;
Herkunft: Dikran Kelekian, New York oder Paris; Henry Walters, Baltimore, 1925, by purchase; Walters Art Museum 1931, durch Kauf. Abermals erscheint auf diesem Relief der Militärschreiber Sementaui (später umgeändert in Ramose) in verkleinertem Maßstab dargestellt, hinter dem auf einem Stuhl sitzenden Haremhab.Unter seiner Achselhöhle befindet sich seine Schreibpalette.    
Bild: Fragment of a tomb-relief
Autor: Walters Art Mus. Baltimore
Lizenz:  CC0 1.0 (USA)

Auch auf dem nördlichen Rücksprung des Türdurchgangs befinden sich Reste von Darstellungen. Erhalten haben sich die untere Beinpartie des Grabeigentümers und eine weibliche Figur. Dieses könnte nach Prof. Martin eine seiner beiden Frauen oder seine Mutter sein, die ostwärts in den Hof hineinschreitend, dargestellt wird.

Die beiden kleinen angrenzenden Seitenkapellen ( C + E) scheinen undekoriert geblieben zu sein, es sei denn die mit Putz geglätteten Wände waren ebenfalls mit mythologischen Szenen bemalt, die später aber vollständig verschwunden sind. 

Unterirdische Anlagen:

Ursprünglich war die unterirdische Anlage des Haremhab-Grabes für den Grabeigentümer selbst und seine erste Frau Amenia bestimmt, die aber irgendwann während der Bauarbeiten starb. Der unterirdische Bereich besitzt keinen Wandschmuck und es fehlen jegliche Inschriften. Er ist aber nicht weniger interessant als die Oberbauten. Wie schon oben erwähnt, überlagert das von Haremhab gewählte Gelände für sein Grab einen viel früheren Friedhof, der bis in das Pyramidenzeitalter der späten V. und VI. Dynastie zurückreicht. Für den Eingangspylon wurden einige Reliefs aus dieser Zeit wiederverwendet, die sicher aus den Mastaben des Alten Reiches stammen und von Haremhabs Baumeistern wiederverwendet wurden. In gleicher Weise übernahm man zwei Schächte der ursprünglichen Mastaba aus dem Alten Reich oder man änderte sie für das neue Bauwerk einfach ab. Dieses ist gut zu erkennen im 1. Hof, wo sich der erste Schacht befindet und im 2. inneren Hof bei dem vierten Schacht, die beide Originalschächte der betreffenden Mastaben sind.

Die Schächte zu den unterirdischen Kammern des Haremhab-Grabes

(Zeichnung: nach G. T. Martin/The Memphite Tomb of Horemheb, Vol. I. London 1989, pl 5 - bearbeitet von Nefershapiland) aus SAGA 12

Innerhalb der Grabanlage des Haremhab befinden sich unter der Pflasterung vier Grabschächte, wobei die beiden Schächte II. und III. beiderseits der Opfer- oder Kultkammer evtl. erst in der Spätzeit angelegt worden sind.

Schacht I.
Der in der nordwestlichen Ecke des 1. inneren Hofes unter der Pflasterung gelegene Grabschacht ist 17,24 m tief und wurde bereits im Alten Reich (späte 5. bis 6. Dynastie) als unterirdischer Teil einer Mastaba für einen Richter mit Namen Khuy-wer (Khow-Wer) angelegt (9). Die ursprünglich über dem Grabschacht befindliche Mastaba wurde spätestens beim Baubeginn des Haremhabs-Grabes abgetragen und das Material wiederverwendet. Während der Ausgrabungen durch das englisch-niederländisch Team fand man einen 2,80 m langen Sarkophag aus rotem Granit, der aus der Original-Bestattung aus dem Alten Reich stammt und sich in einer Grube im Boden des Schachtes befand. Die Inschriften darauf nennen den Namen des Besitzers.

Bei der Fortführung der Ausgrabungen im Jahre 1976 wurde der Schacht geräumt und man stieß in einer Tiefe von 8,55 m auf einen 17 m langen Korridor, der nach Süden zu den Grabkammern führte. Man fand u. a. auch den Beweis dafür, dass im 19. Jahrhundert viele Stücke entfernt wurden - vielleicht zur gleichen Zeit, als viele der Blöcke von den Hofwänden abgenommen wurden und in die Museumssammlungen gelangten.

Während der Regierung Ramses II. wurden auf halber Höhe des Schachts mehrere weitere Kammern ausgeschlagen, die etwa vier bis fünf Bestattungen enthielten. In den angrenzenden Räumen fand man  gut erhaltenes Bestattungsmaterial aus der 19. Dynastie, darunter zwei Uschebtis mit dem Namen der Prinzessin Bentanath (einer der Töchter von Ramses II.)  und einen schönen Herzskarabäus mit einer eingravierten Inschrift, in der zwei Personen genannt werden. Der weitere Text dieser Inschrift wurde sehr flüchtig eingraviert und besteht aus einer Standardlitanei des Kapitel VI. des Totenbuches (1). Wie alle Begräbnisse, die von einiger Bedeutung sind, wurde auch dieses beraubt und geplündert. Ein überraschender Fund, der wahrscheinlich von den Grabräubern übersehen wurde, fand sich in Gestalt eines Ohrrings aus Gold mit Einlegearbeit aus Glas und Fayence. In der Mitte des Motivs befindet sich die Darstellung eines Königs als schreitende Sphinx mit einer blauen Krone auf seinem Haupt und einem breiten Halskragen mit Anhänger (1).

Einer der merkwürdigsten Funde im Schacht war das Fragment eines Kanopenglases mit einer Duamutef-Formel darauf und eine mit schwarzer Holzkohlen-Farbe eingefügte Inschrift aus dem frühen 19. Jahrhundert, die sich als "Sure 109" des Korans herausstellte (1).

In der Grabkammer wurden große Mengen von ursprünglichen Füllmaterial des Korridors gefunden und in diesem Schutt fand man eine Anzahl von interessanten Objekten, wie u. a. Fragmente bemalter Töpferwaren, die von Dr. F. Leemhuis (5) in die späte mykenische Periode (III. A2) identifiziert und später zu drei Gefäßen wieder zusammengefügt werden konnten. Da aber bislang in der Umgebung von Saqqara keinerlei mykenische Töpferware aus dieser Zeit gefunden wurde, möchten einige der Ägäis-Experten diese Fragmente in die Zeit König Echnatons zuweisen, also etwa 100 Jahre früher, da dort vergleichbare Funde gemacht worden sind.

Einige Topfscherben waren sogar von einer koptischen Machart - was belegt, dass der Schacht in christlicher Zeit von den Mönchen des nahen Klosters in Besitz genommen worden war (5).

Schacht II. und III. 
Diese Grabschächte liegen beiderseits der Opferkammer und in diesen wurden keinerlei Spuren einer Bestattung aus der Zeit Haremhabs gefunden. Vielleicht sind sie "in Reserve" gehalten worden für Familienmitglieder oder für das Gefolge von Haremhab (nach Martin). Höchstwahrscheinlich stammen sie ebenfalls aus dem Alten Reich - wurden aber erst in der Spätzeit erweitert und bis in die Ptolemäerzeit benutzt.

Schacht II. liegt zwischen dem mittleren Haupt-Totenopferraum und der südlich davon befindlichen  Nebenkapelle. Die drei bereits vorhandenen Kammern aus der ptolemäischen Zeit wurden später noch vergrößert, um neue Bestattungen aufzunehmen. Der zwischen der mittleren Hauptkultstätte und der nördlichen Seitenkapelle befindliche Schacht III. wurde ebenfalls in der Spätzeit erweitert. Auch in diesen sechs Grabkammern fanden Belegungen bis in die Ptolemäerzeit statt. 

In den Kammern der beiden Grabschächte wurden viele Uschebtis aus der Ptolemäerzeit gefunden. Grabräubertunnel ermöglichen den Zugang von Schacht III. zu dem im innersten Hof befindlichen Grabschacht IV.

Schacht IV.
Dieser ebenfalls schon im Alten Reich angelegte Grabschacht liegt in der nordwestlichen Ecke des hinteren Säulenhofes. Haremhab ließ die bereits bestehende Anlage zu einem Gang- und Kammersystem mit Nebenräumen, Treppenkorridoren und weiteren Schächten mit einem Pfeilersaal erweitern. Diese Grabkammern waren bis zur Thronbesteigung Haremhabs dafür angelegt, seine  sterblichen Überreste und die seiner ersten Frau, vermutlich die Dame Amenia, aufzunehmen. Das niederländisch-englische Grabungsteam fand ihren Namen auf einer Säule im darüberliegenden Hof eingemeißelt.

Nach seinem Aufstieg zum König mit einer Grabstätte im Tal der Könige, wurde die unterirdische Anlage in Saqqara als Begräbnisstätte für seine zweite Frau Mut-Nedjemet übernommen, die während der ersten Regierungsjahre seine Große königliche Gemahlin gewesen war und die starb, ohne einen überlebenden Thronfolger geboren zu haben. 

Der Bau dieses Teils des unterirdischen Bauwerks stellte Haremhabs Architekten vor große Probleme bei der Beibehaltung der Abgrenzungen innerhalb der Oberbauten, so wie sie im Wüstengelände abgestreckt waren. Bei einer Ausarbeitung des unterirdischen Komplexes außerhalb dieser Begrenzungen hätte die Gefahr einer Kollision mit einem abgrenzenden Grab bestanden - obwohl zu dieser Zeit die Grabanlage Haremhabs noch ziemlich einsam in der Wüste von Saqqara gelegen sein mochte. Aber man musste auch das Risiko der Penetration durch ein späteres Grab berücksichtigen, sobald der Platz in der Wüste von Saqqara rar werden sollte (1).

Haremhabs Architekt löste dieses Problem indem er den Bau sich "wie einen Korkenzieher" bis auf die erforderliche Tiefe von 28 Meter hinunter winden ließ, was er durch eine Kette von Schächten, Korridoren und Stufen erreichte. Der Hauptschacht führte zuerst 10 m in die Tiefe und endet dann in einen Korridor, der in südliche Richtung verläuft. Von dort öffnet sich ein hoher Gang, der nach Süden führt. Der Korridor war ursprünglich vermauert, war jedoch von Plünderern aufgebrochen worden. Große Teile der steinernen Türblockierung wurden 1977 von dem Team Martin in situ gefunden. Diese Sperre wurde wahrscheinlich nach der Beisetzung  von Mut-Nedjemet angebracht, nachdem die Totenpriester die Mumie und die Grabbeigaben in Position gebracht und die Totenriten vollzogen hatten. Danach füllten die Maurer, die mit der Versiegelung des Grabzugangs beauftragt waren, den Gang bis zur Deckenhöhe lose mit Kalksteinblöcken auf und verputzten die Außenwände der Mauern, bevor die Verwaltungsbeamten der Nekropole das Grab endgültig mit dem offiziellen Siegel der Nekropole (ein liegender Schakal - Anubis - auf den neun Bögen, welche die neun Feinde Ägyptens symbolisieren) versiegelten.

Plan der unterirdischen Räume

Der Schacht IV. befindet sich im inneren 2. Hof der Grabanlage und war für die Grabkammern des Grabeigentümers und seine erste Frau Amenia ausgearbeitet. Als Haremhab dann König wurde, stand ihm eine standesgemäße Begräbnisstätte im Tal der König zu. Der unterirdische Anlagenkomplex von Saqqara diente nun ebenfalls als Begräbnisstätte für seine zweite Frau Mut-Nedjemet und wurde dementsprechend weiter ausgebaut.

Die Anlage zieht sich wie "ein Korkenzieher" bis auf eine Tiefe von 28 Meter und besticht durch eine komplizierte Kette von Schächten, Korridoren, Räumen und Stufen.


(Plan nach A. Gottarelli/in Archeologia e Calcolatori VII, 1996, pp. 101-109 aus "die neue Archäologie 1997")
- bearbeitet von Nefershapiland -

Der Korridor endet in eine große, nur grob ausgehauene Vorkammer A, einem unüblichen Raum, der kaum mehr als eine "Höhle" war.  An seiner östlichen Seite (links) befand sich eine weitere, kleinere Kammer B. Auf der äußersten, westlichen (rechten) Ecke senkt sich ein zweiter, heute leerer Schacht (Schacht C ) 6 Meter in die Tiefe ab, an dessen Basis (Westwand) sich ein ehemals blockierter Korridor öffnete. Der Eingang zu diesem Korridor (E) war früher versiegelt und wies im Putz oberhalb des Türsturzes eine winzige Spur einer Kartusche auf. Nach Martin (1) kann diese Kartusche möglicherweise als einer der Namen König Ejes gedeutet werden. Da König Eje nur vier Jahre regiert hat, ist das Datum der Bestattung am Ende des Ganges auf diesen kurzen Zeitpunkt zu fixieren, wobei es sich deshalb um das Begräbnis von Amenia, der ersten Frau Haremhabs, handeln muss. Der zu ihrer Begräbniskammer (F) führende Gang wurde nach Abschluss ihrer Beisetzung mit Geröll aufgefüllt, das später von den Grabräubern beiseitegeschafft wurde, um direkt in die Grabkammer einzusteigen.

Die Kammer F bot in architektonischer Hinsicht eine große Überraschung für die Ausgräber, da man hier aufgrund der mangelhaften Ausarbeitung der Vorkammer A  und anderer thebanischer Vorläufer erwartet hatte, auch hier nur wenig mehr als eine "unterirdische Höhle" mit Wänden, Fußboden und Decke vorzufinden. Amenias Grabkammer wurde aber von Haremhabs Architekten viel besser ausgearbeitet. Die Decke trägt ein Tonnengewölbe mit längs verlaufenden Streifen einer gemalten Dekoration und in jeder Schmalseite fanden die Forscher eine in den Stein gehauene Scheintür, durch die der Geist der Verstorbenen heraustreten konnte um in den oberen Teilen des Grabes die Totenopfer zu empfangen. Auf der westlichen Seite der Sarggrube befand sich ein aus dem Fels gehauenes Bord oder Tisch, der durch Beine in Form von kleinen Säulen mit einer ungewöhnlichen wellenförmigen Dekoration, abgestützt wird. Prof. Martin schreibt in seinem Bericht über die Entdeckung: "Auf dem Tisch ist, dem nördlichen Ende zu, ein kleines Bassin für die Trankopfer in der Oberfläche eingelassen." (1)

Von den Grabbeigaben und der Bestattung ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Man fand nur noch einige zerbrochene Schälchen aus Ton, auf denen lediglich der Name Haremhabs als "Königlicher Schreiber" (sS - nsw) verzeichnet war und einige Fragmente von Uschebti-Figuren. Obwohl die Inschriften auf den Uschebtis sehr stark verblasst und kaum noch leserlich waren, gehörten die Figuren ohne Zweifel Haremhabs erster Frau Amenia. Der hölzerne Sarg stand in einer Vertiefung im Boden und war durch die Feuchtigkeit über die Jahrtausende hindurch zerfallen. Die Ausgräber fanden überall an den Wänden, auf dem Boden und im Schotter einen bräunlichen Film von verrotteten Bauholz.

*

Auf der Nordseite von Schacht C (der zur Bestattungsanlage Amenias führt) befindet sich hoch oben in der Wand eine Öffnung, welche der Einstieg zu einem weiteren, namentlich nicht benannten kurzen Korridor ist (2,75 m lang) (9), der seinerseits zu einen weiterführenden Schacht führt. Dieser 3,78 m tiefe Schacht D war mit schweren Steinblöcken angefüllt und diente als Eingang zu einem Komplex von Durchgängen, Treppen, Räumen und einer Pfeilerhalle, der von Haremhabs Architekt als Einstieg zu jenem Teil der unterirdischen Grabanlage entworfen wurde, der die Mumie des Grabeigentümers aufnehmen sollte, die - wie schon oben erwähnt - aber niemals dort bestattet wurde.

Im Boden von Schacht D öffnet sich ein weiterer kurzen Korridor G, der zu einem großen Raum führt. Diese Kammer besitzt - ebenso wie die Grabkammer Amenias im Norden und Süden - je einer Scheintür mit Spuren einer dekorativen Bemalung. Evt. war dieser Raum ursprünglich als Grabkammer für Haremhab oder seine zweite Frau Mudjemet geplant, später aber muss dieser Plan wieder aufgegeben worden sein und man hat die Grabanlage so weit ausgedehnt, dass sie fast königliche Ausmaße aufweist. Die Kammer H ist sehr ungewöhnlich, sie ist mit schmalen längsgestreckten und rückspringenden Paneelen strukturiert, welche als dekoratives Element an die sog. "Palastfassade" erinnert, wie sie für die archaische Zeit und auch im Alten Reich und auch als Dekoration auf den Sarkophagen charakteristisch war. Die Decke der Kammer H ist bemalt - der Boden aber sehr uneben. Der Raum besitzt keinerlei Inschriften, aus denen hervorging, für wen er erbaut war (1).

Auf der Ostseite des Raumes befindet sich ein Durchgang, der einst mit Steinen blockiert war und nach einer kurzen, 3,60 m langen Treppenpassage, zu einer neuen Kammer (J) führt, die ebenfalls mit Schutt gefüllt war und Nischen an jeder Wandseite besaß. In den Königsgräbern dienten solche Nischen dazu, Schutzamulette zu beherbergen, die mögliche Gefahren für die Mumie abwehren sollten. Die einst vermauerten Nischen in Kammer J dienten offenbar dem gleichen Zweck, obwohl bei den Ausgrabungen keine dieser kleinen Figuren gefunden wurden. 

Auf der Nordseite der Kammer J, öffnet sich ein ebenfalls einst blockierter Durchgang, der von einem Tympanon bekrönt wird - ( eine oval abschließende Tafel über dem Türsturz) - (ein Bild davon befindet sich auf www.osirisnet - Bild: hier - eine meiner Lieblingsseiten ).

Nach einer kurzen Passage (K) gelangt man in eine Halle, die bei ihrer Entdeckung durch das Team G. T. Martin mit Schutt gefüllt war, der noch von dem Herausschlagen der unterirdischen Räume, stammte. Nach der vollständigen Freiräumung erwies sich die Halle als eine eindrucksvolle Kammer, die für ein memphitisches Privatgrab als einzigartig erscheint (1). Die Decke der Halle N wird von vier gedrungenen Säulen getragen, die mit einer Hohlkehle abschließen, auf denen der Architrav ruht. Die Pfeilerhalle misst von Nord nach Süd 6,68 m x 6,40 m (verengt sich an ihrem östlichen Ende auf 6,00 m). 

Die Arbeiten in dieser Halle wurden sehr hastig ausgeführt und die Dekorationen erscheinen grob dimensioniert und unvollständig. Reste der Dekorationen sind trotzdem an mehreren Stellen erkennbar, insbesondere im südlichen Bereich in Form von schwarzen und roten Linien (5). Auf dem Boden der Halle wurden 3500 Jahre nach dem plötzlichen Abbruch der Arbeiten noch 19 Dolorit-Hämmer gefunden, die dort von den Arbeitern vor einer geplanten Tür zurückgelassen wurden (9).

An der südlichen Seite der Pfeilerhalle senkt sich zwischen zweien der gedrungenen Säulen ein senkrechter Schacht (O)  herab, der zu einer grob und gänzlich undekorierten Kammer führt, die direkt aus dem harten  Felsmassiv geschlagen wurde. Dieser Schacht misst 7,05 m in die Tiefe (9) und führt zur Grabkammer P, die ursprünglich für Haremhabs Mumie bestimmt war. Die Kammer misst von Nord nach Süd 4,75 m und von Ost nach West 2,60 m (9).

Obwohl diese Kammer groß genug war, um einen Sarkophag samt der üblichen Grabausstattung aufzunehmen, fand sich keine Spur davon. Alles was das niederländisch-englische Team entdeckte, waren große Mengen von zerbrochenen Amphoren und Vorratsgefäße aus Ton, die wahrscheinlich einst Nahrung und Wein für den/die Verstorbene enthielten. 

Nahe des Bodens des Hauptschachtes IV, der zu den oben beschriebenen Räumen und Korridoren führt, wurde das Fragment einer Alabastervase gefunden auf dem sich Inschriften mit einem Totentext für die zweite Frau Haremhabs Mut-Nedjemet, die den Titel einer "Sängerin des Amun" trug, befanden. Auch Teile einer Statuette von ihr wurden gefunden. Aufgrund dieser früheren Funde gab es schon früh die Vermutung, dass möglicherweise Mut-Nedjemet hier bestattet gewesen ist (obgleich ihr als Große Königliche Gemahlin von Haremhab auch ein Grab im Tal der Königinnen zustand). 

Auf zwei Tonscherben von einer Weinamphore, welche von den Ausgräbern in der eigentlichen Grabkammer (P) gefunden wurden, befanden sich Etikettierungen in Tintenschrift. Auf beiden befand sich der Name Haremhabs, einmal mit seinem Thronnamen und einmal mit seinem Geburtsnamen. Diese Fragmente - insbesondere der Text auf der Scherbe mit dem Thronnamen - stellen ein wichtiges Dokument für das wahrscheinliche Todesjahr der Königin dar und ebenso das späteste gesicherte Jahr der Herrschaft ihres Gemahls als König. Die Inschrift lautet: "Jahr 13 im dritten Monat der Überschwemmungszeit. Wein sehr guter Qualität aus dem Weingarten des Landgutes von Djeser-cheperu-re [Haremhab], geliebt von Amun - Leben, Wohlstand, Gesundheit - im Hause des Amun".

(Darstellungen der Inschriften - siehe hier - )

Im Britischen Museum London befindet sich einer von Mut-Nedjemets Kanopenkrügen aus Alabaster, als dessen Herkunft vermutlich Memphis (Saqqara) angenommen wird. Der Händler hatte damals bei seinen Angaben zur Provenienz Memphis angegeben. Der menschenförmige Kopf der Kanopenvase stellt wahrscheinlich den Horussohn Imsti dar, der nach dem altägyptischen Religionsverständnis für die Leber des Verstorbenen zuständig war. In den drei senkrechten Inschriftenkolumnen ist der Name der Königin in einer Kartusche eingraviert. Die Kanope Mut-Nedjemets gelangte bereits 1870 in das Britische Museum und es ist daher anzunehmen, dass das Beamtengrab Haremhabs in Saqqara, in welchem seine Große Königliche Gemahlin ca. im 13. Regierungsjahr Haremhabs bestattet wurde, von den Grabräubern um die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt und geplündert wurde.

Kanopenkrug Mut-Nedjemets

Eine Kanopenvase Mutnedjmets aus Calzit mit einem menschenförmigen Kopf (als Deckel)  befindet sich heute im Britischen Museum (EA 36635, BM 1870,1119.1). 

Auf der Vorderseite des Gefäßes befinden sich drei senkrechte Hieroglyphenreihen einschließlich der Kartusche der Königin.

Sie soll angeblich aus Memphis stammen, was mit den bei der Ausgrabung von Prof. Martin gefundenen Skelettresten der Königin im Privatgrab Haremhabs übereinstimmen würde. 

Höhe:              41 cm
Durchmesser: 18 cm
Erwerb:            1870


Bild:     Britische Museum 
Lizenz: Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International ( CC BY-NC-SA 4.0 )

 

Bei den Säuberungsarbeiten in der Pfeilerhalle fand das niederländisch-englische Team inmitten des Schutts zerbrochene menschliche Knochenteile, die rund um den Rand des zur unteren Grabkammer hinunterführenden Schachtes verstreut waren. Nach einer genauen Begutachtung der Fundstücke ergab sich, dass diese zu Teilen eines menschlichen Schädels und anderen Partien eines Körpers, inklusive dem Beckenbereich einer erwachsenen Frau, gehörten, die nach Prof. Martins Aussage "mehrmals geboren" und außerdem "alle Zähne in einem relativ frühen Lebensabschnitt verloren hatte". Höchstwahrscheinlich ist diese Frau nach Martin "in der Mitte ihres vierten Lebensjahrzehnts gestorben - vielleicht im Kindbett, denn bei ihren Knochen befanden sich auch diejenigen eines Fötus oder Neugeborenen." Das würde bedeuten, dass sowohl die Königin als auch Haremhab selbst nicht steril waren und Kinder zeugen konnten. Nicht mehr geklärt werden kann heute die Frage, warum es keine überlebenden Erben von Haremhab gab - vielleicht waren es nur Mädchen oder alle Kinder sind jung verstorben? (1)

Offensichtlich hatten die Grabräuber bei ihrer Plünderung die beiden Mumien, Mutter und Kind, aus der unteren Grabkammer durch den Schacht in die Pfeilerhalle hinaufgehoben und die Mumien dann dort aufgezerrt und geplündert. Bei späteren Plünderungen sind dann ihre Knochenteile und die des Kindes in der Halle verstreut worden.

Die sterblichen Überreste der Mumie (Knochen), welche vermutlich der Königin Mutnedjmet gehören, sind heute zur Zeit nicht mehr auffindbar.

Allgemeiner Nachtrag:

Nozomu Kawai von der Waseda University, Japan ist der Meinung, dass Haremhab zur Zeit der Herrschaft König Ejes seinen Einfluss über die Beamtenschaft behielt, und Eje als König zumindest teilweise ignorierte.

Als gesichert darf gelten, dass Haremhab auch unter König Eje eine hohe Position in der Regierung oder dem Militär innehatte - in welcher Position und in welchen Ämtern, ist allerdings umstritten. Prof. G. Martin und der niederländische Ägyptologe J. van Dijk schlagen vor, dass die Dekoration des 2. Hofes erst unter König Eje begonnen wurde. Die vorhandenen Szenen würden dann also Auskunft über die Karriere Haremhabs unter König Eje geben.

Mehrere Funde aus dem memphitischen Grab Haremhabs sprechen für eine Amtszeit unter Eje, darunter ein Kalksteintäfelchen, das die Kartusche König Ejes trägt und in Schacht III. des Grabes gefunden wurde. Des weiteren Siegelabdrücke, die evtl. die Kartusche Ejes zeigen, zwei Miniaturstelen, die König Eje abbilden und aus Schacht IV. stammen, sowie eine Gefäßaufschrift aus dem Jahr 2 König Ejes, auf der Haremhab lediglich mit dem Schreibertitel (sS-nsw) genannt wird. Auch bereits begonnene Reliefdarstellungen im vorderen Teil der Grabanlage des Haremhab in Saqqara lassen diesen Rückschluss zu.  

Verwendete Literatur und Quellen:
1)  Auf der Suche nach dem verlorenen Grab / Geoffrey T. Martin - Ph. v. Zabern-Verl. 1991;
2)  www.saqqara.de
3) Knauers Kulturführer in Farbe / Ägypten / Droemer-Knaur-Verlag, Marianne Mehling (Hrg.) 1987;
4) Excavations at the memphite tomb of Horemhab, 1975: Preliminary Report/G. T. Martin in JEA 62;
5) JEA 64: Excavation of the memphite tomb of Horemheb/G. T. Martin 1978
6) Martin:_Horemheb_I und Ia, Auszug aus der Gesamtpublikation Vol I von 1989
7) Martin: The Memphite Tomb of Horemhab, Commander in Chief of Tutankhamun, London 1990
8) Ägyptische Bildwerke Teil III., Liebighaus, 1993
9) www.osirisnet/tombes/saqqara

 


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