Biografie Narmers

Es ist eindeutig erwiesen, dass das Doppelgrab B 17 / B 18 König Narmer zuzuweisen ist. Dass Narmer der Vorgänger des Horus Aha war, ergibt sich jetzt mit absoluter Sicherheit aus dem neu gefundenen Nekropolensiegel von Abydos, welches von Narmer und Hor Aha bis Dewen und die Königsmutter Merit-Neith alle in Abydos begrabene Könige aufführt.

Gräberfeld Abydos Umm el-Qaab
Doppelgrab B 17/B 18 im Verhältnis zu den
Einkammergräbern B 19/ B 15/ B 10

Doppelkammergrab B 17/B 18 
in Abydos Umm el-Qaab
- König Narmer -

Das Doppelkönigsgrab von König Narmer besteht aus zwei unmittelbar miteinander verbundenen Kammern. Die südliche Kammer B 18 wurde nach ihrer Fertigstellung vor allem auf beiden Längsachsen vollständig repariert. Die Gesamtanlage war schon mit ihren ursprünglichen Innenmaßen von ca. 10 m Länge, 3,00 m - 3,10 m Breite und 2,50 - 2,80 m Tiefe 

  1. B 17 = 2,70 m Breite und 0,30 m Tiefe

  2. B 18 = 2,50 m Breite und 0,30 m Tiefe

ungleich größer und über doppelt so tief als die beiden vorher untersuchten Einzelkammern des Reihenfriedhofs B 16, aber dennoch nur in der Stärke einer Ziegellänge, d. h. ca. 25 m ausgemauert. Nur die freistehende Trennmauer, die sich zwischen den beiden Kammern befand, war mit zwei Ziegellagen stärker ausgefallen. Unverändert dagegen blieb die Kammer B 17. Sie maß am Boden 3.00 - 3.10 m Breite und 4,10 - 4,25 m Länge.

Infolge eines Einsturzes wurde jedoch in B 18 eine Reparatur der Längswände erforderlich, wobei in bis zu 4 Ziegellängen Stärke die Wände völlig neu aufgemauert und an einigen Stellen mit Holz unterstützt wurden. Dabei verwendete man Bretter unterschiedlicher Länge bis zu ca. 1,50 m zwischen den einzelnen Ziegellagen  Die Innenflucht der westlichen Wand wurde um ca. eine Ziegellänge nach außen versetzt und die Kammer wurde auf 3,25 m - 3.35 m verbreitert. Es ist aber fraglich, ob die Länge von 5,60 m der älteren Anlage entspricht, da von der Südwand nur ein kleiner Teil an der SO-Ecke erhalten blieb und der Rest wahrscheinlich auch erneuert wurde.

Eine Erweiterung der Baugrube erscheint aber aufgrund des offensichtlichen Zeitmangels bei der Ausführung der Reparatur eher unwahrscheinlich. Die gegenüber B 17 größere Seitenlänge von B 18 schon in der Originalanlage, würde auch erklären, warum nur diese Kammer einstürzte. Während die originalen Wände aus Ziegeln im Format von 23 – 24 x 11 – 12 x 6- 7cm verhältnismäßig sorgfältig gemauert sind, nur eine Böschung von ca. 5° haben und einen ebenflächigen Verputz aufweisen, scheint die Reparatur sehr eilig vonstatten gegangen zu sein.

In der Kammer B 18 wurde nach der Reparatur 1 m vor der Trennmauer eine kleine Quermauer eingebaut. Heute steht sie noch bis zu 0,70m m hoch und ist auf eine Rollschicht über einer lockeren Sandfüllung aufgebaut, während ihre Unterkante ca. 0,20 m höher liegt als die der Seitenwände. Die der Trennmauer zugewandte Seite ist unregelmäßig gestuft und ebenso wie die Vorderseite unverputzt. Es ist möglich, dass es sich hierbei um die Front einer mit Sand gefüllten Bank zum Abstellen von Grabbeigaben handelt, welche erst errichtet wurde, nachdem man in die Kammer über die gesamte Fläche eine 20-30 cm starke Sandschüttung eingebracht eingebracht hatte, die evtl. zur Absicherung der Seitenwände diente.

Der originale Boden der Grabkammer, der von ziemlich fester Konsistenz war, vergleichbar fast mit einem weichen Sandstein,  besteht aus stark zusammengepresstem Sand. 

Auf der Westseite von B 17 ist von der Abdeckung des Grabes nur ein sehr kleiner Rest in 2 m Abstand von der Längswand erhalten. Unterhalb des Wüstenniveaus, außerhalb der Außenflucht der verstärkten Westwand von B 18 , liegen einige vermörtelte Ziegel und deuten auf eine überkragende Decke wie bei den Einkammergräbern X und B 16 - 8b, B 16 -9b hin.

Da die entsprechenden Pfostenlöcher in B 18 zu fehlen scheinen, gehören die anzunehmenden Holzpfosten wegen der 0,50 m bzw. 0,65 m  tiefen Pfostenlöcher in B 17 vor den Schmalwänden  wahrscheinlich nicht zur Dachkonstruktion. Möglicherweise sind sie als Stützen eines in B 17 aufgestellten Zeltes o. ä. zu erklären. Die lichte Deckenhöhe lässt sich mit Bezug auf das Wüstenniveau und die maximale Mauerhöhe auf mindestens 2,50 m in B 17 und 2,60 - 2,80 m in der etwas tieferen Kammer von B 18 festlegen. In Abzug zu bringen ist davon aber wieder in B 18 die ca. 20 cm starke Sandeinfüllung.

Aufgrund der außer Zweifel stehenden Zuordnung von B 10/15/19 für König Aha ist die sichere Zuweisung der Grabkammer B 17/ B 18 an König Narmer glaubhaft. Aber auch die Verteilung der inschriftlichen Belege beider Könige weist bei näherer Betrachtung deutlich in diese Richtung.

Die beiden Kammern B 17 und B 18 des Narmer-Grabes sind direkt, aber ohne gegenseitige Verbindung aneinandergerückt. Durch die gestreckte Länge der Gesamtanlage ist deutlich die Herkunft von den älteren Gräbern der Ka und Irj-Hor Anlagen zu erkennen und war technisch anderseits schon allein dadurch bestimmt, dass auf der weiterhin nur schmalen Ausmauerung der nur 2,50 m tiefen Grabgruben Breitenabmessungen von mehr als 3,00 m kaum mehr zu überbrücken gewesen wäre, besonders vor allem bei geringer Festigkeit des umgebenden Wüstenbodens, der eine Auflast bei einer stärker dimensionierten Grabeindeckung in erster Linie zu tragen hatte.

Wie schon oben erwähnt, befand sich in der nördlichen Kammer B 18 evtl. eine zeltartige Konstruktion aus zum Teil leichterem Material, auf die je eine Pfostensetzung vor den Schmalseiten der Kammer hindeutet. In Kammer B 17 ist die Grabsohle zu zerstört, deswegen sind evtl. Pfostensetzungen nicht mehr zu erkennen.

( Dieser Bericht wurde erstellt nach MDAIK 38 von 1982 - 2. Vorbericht von Kaiser und G. Dreyer )

( Co-Autor: J. H. Pirzer )


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