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  Palästina-Feldzug Schoschenq I.

Chronologie

Bilder oben: links = Ausschnitt Jon Bodsworth/public domain - rechts: saamunra (siehe unten)

Baudenkmäler des Königs sind über das ganze Land verteilt, der Schwerpunkt der Bau-Aktivität Schoschenq I.  lag aber in Karnak.

Gebel el-Silsila:

In den Sandsteinbrüchen des Dschebel es–Silsila (Gebel Silsile / Gebel el–Silislah - West) am Westufer des Nils gelegen fand sich eine Felsstele (Stele Nr. 100, Caminos, JEA 38) - sie liegt etwa 100m südlich des Speos von Iwpwt I./Iupet)
Die Stele hat eine rechteckige Form einer Scheintür, und misst 2,93 x 2,52 m. Datiert ist sie in das 21. Jahr König Schoschenqs I. („Jahr 21. 2 Monat der Schemu“ – Januar 924 ? ).

Der Stelentext berichtet über das Brechen von Sandstein für Bauarbeiten am Tempel des Amun–Re in Karnak. Bei den Arbeiten handelt es sich wohl mit Sicherheit um den großen Festhof, der vor dem heutigen (damaligen 1. Pylon) 2. Pylon liegt, einschließlich des sog. Bubastiden Portal.

Umzeichnung der Großen Stele Schoschenq I. in Gebel Silsile  LD III. 254 c - public domain

Über dem Bildfeld unterhalb der Hohlkehle schwebt die geflügelte Sonnenscheibe benannt als „der Große Gott, der von Behdet ( = Edfu)“.  Darunter folgt eine waagerechte Textzeile von einem anch–Zeichen in der Mitte ausgehend nach links und rechts, mit den Titel und Namen des Königs:
„Lebender König der Beiden Länder, Herr der Beiden Länder (Hedj–kheper–Re–setpen–Re)|, Sohn des, Herr der Kronen (Schoschenq-mer – amun)|, lebend ewiglich 

Oben im Bildfeld sieht man den König, der von "Mut von Ascheru" vor Amun–Re von Karnak, Re–Harachte–Atum von Heliopolis und Ptah–Nun, den Göttervater geführt. Hinter dem König steht weihräuchernd sein Sohn der Hohepriester des Amun–Re, Iupet I. 

Die Stele wird beiderseits von je zwei Textkolumnen eingerahmt, wobei die Inneren die Titulatur des Königs. zeigen. Unterhalb des Bildfeldes ist ein siebenzeiliger Text angebracht. Die äußeren Kolumnen beinhalten einen Stiftungsvermerk des Hohenpriesters  Iupet, der mit einem Pantherfell bekleidet ist.

Im Stelentext wird von einem Königsbefehl an den Sohn des Königs, den Hohenpriester des Amun Iupet I. berichtet, im Tempel des Amun zu Karnak einen großen Pylon und einen Hof,  (wsx.t Hbj.t) zu errichten, welcher mit Statuen und Säulen umgeben werden sollte. Ab Zeile 5 wiederholt sich der Text im Namen des Hohenpriesters Iupet. (7)

Zeile 1-4 Rede des Königs, die am Schluss eine Bitte um lange Regierungsjahre enthält.
ab Zeile 5 wiederholt sich der Text im Namen des Hohenpriesters.

Iupet I. schickte auf Grund dieses Königsbefehls den Gottesvater des Amun und Bauleiter Haremsaf / !r.wmsA.f  nebst dessen Sohn Paheqa-nefer zu den Steinbrüchen im Gebiet von Silisle um dort ein neues Abbaugebiet zu erschließen und hochwertigen Sandstein zu brechen. Haremsaf ist es auch derjenige, der die Felsstele im Namen des Königs und des Hohenpriesters des Amun Iupet I. anbringen lässt.

Nachdem dann auch die Bauarbeiten in Karnak wie geplant aufgenommen worden waren, reiste Horemsaf an den Königshof nach Pi–ese (wohl eine Landresidenz im Nordosten von Tanis in dessen Nähe gelegen) um dem König zu berichten, dass all seine Wünsche erfüllt worden seien. Als Dank für seine Verdienste wurde Horemsaf vom König mit Gold und Silber belohnt. Dies erfahren wir aus seiner eigenen Felsinschrift bestehend aus 19 Textzeilen, die Haremsaf unterhalb des Königsbefehls anbringen ließ. Ganz unten, am Textende (rechts) sieht man das kniende Bildnis des Sohnes des !rwmsA=f namens PAHoAnfr in anbetender Haltung.


zu der Stele siehe hier

Große Stele Schoschenq I. in Gebel el-Silsile

Im Bildfeld oben steht der König - geführt von der Göttin "Mut von Ascheru" - vor die drei Götter: Amun-Re von Karnak, Re-Harachte-Atum von Heliopolis und Ptah-Nun. Hinter ihm steht weihräuchernd sein Sohn, der HPA Iupet I.

Bild:       Dschabal as-Silsila 59.jpg
Urheber: Olaf Tausch 11. März 2911
Lizenz:    CC BY 3.0
- beschnitten von Nefershapiland - 

 

Karnak:

 

Bubastiden-Portal:

Das Bauvorhaben war in einem gigantischen Stil geplant, doch war dem König durch seinen baldigen Tod nur wenig vergönnt von seinen hochfliegenden Plänen in die Tat umzusetzen. Durch das neue Bauprojekt wurde der gesamte Platz vor dem zweiten Pylon komplett umgestaltet. Vom damaligen Eingang der Tempelanlage, dem II. Pylon ausgehend, wurde eine Fläche von 80 x 100m abgesteckt und mit einer Mauer umgeben, die sich zur Mittelachse durch ein Portal öffnete. Dabei wurden die älteren Stationsheiligtümer von König Sethos I. und Ramses III. und die von Widdersphinxen gesäumte Prozessionsstraße perfekt in den neu geschaffenen Hof integriert. Anschließend wurde die nördliche und südliche Mauer dieses Festhofes mit einer Kolonnade aus Papyrusbündelsäulen versehen.

Siegesrelief Schoschenq I. 
Außenwand der südliche Mauer -
östlich des Bubastidentores 

(Bild: Thanks to Jon Bodsworth public domain)

 

Das Bubastiden-Portal  mit Durchgang zum Großen Hof
- von der Südseite aus gesehen - 

Bild:     Tempio di Karnak -Bubastite Portal
Autor:  Francesco Gasparetti from Senigallia, Italy - wikipedia 28.12.2006
Lizenz:  CC BY-2.0

Auf der Nordseite des Architravs, welches das Bubastidentor überspannt, befindet sich ein dreizeiliger Widmungstext (PM II, 36 [132] - (1). 

Architrav mit der Kartusche König Schoschenq I. in der Mitte
Nordseite der Bubastidenhalle

Bild:     Bubastis portal at Karnak.jpg
User:    Markh at Wikipedia 25.10.2006
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Auch der Reliefschmuck der Bubastidenhalle stammt nur teilweise noch von ihm, selbst das große Siegesrelief blieb unvollendet. Möglicherweise begann bereits Schoschenq I. mit dem Bau oder zumindest der Planung des großen 1. Pylons. Aus den Titeln, die der Bauleiters Horemsaf, Oberbaumeister am !wt !D-xpr-Rastp-n-Ra in Theben“ trug, hat Helck auf einen Totentempel für König Schoschenq I. auf thebanischen Gebiet geschlossen, der bereits im Bau oder wenigstens in Planung war.

Das riesige Siegesrelief Schoschenq I., das sich wohl auf den Palästinafeldzug des Königs bezieht, befindet sich auf der westlichen Seite der Außenwand des großen Säulensaal, links von der Qadeschinschrift Ramses II. Die Darstellung ist nicht komplett in Relief ausgeführt worden. Die Gestalt Schoschenq I. war teilweise nur in Farbe aufgemalt; die oberägyptische Krone, der Arm, der die Feinde packt, sind noch zu erkennen – dem König folgt sein Ka. Der König wird beim Erschlagen eines Bündel Asiaten vor dem Reichsgott Amun, der ihm ein Sichelschwert reicht, gezeigt

Unter dem Gott Amun ist eine kleine Abbildung der Göttin des thebanischen Gaues Waset ("Siegreiches Theben") dargestellt. Amun und die Gaugöttin führen dem König besiegte Städte  an Stricken zu.



(Bildausschnitt: Elvira Kronlob)
Der Name der Städte ist von einer Festungsmauer umgeben, darüber ist der Oberkörper und Kopf der besiegten Feinde dargestellt. An den Gesichtern der Gefangenen lässt sich ihre unterschiedliche ethnische Abstammung erkennen

Bildausschnitt: Karnak Tempel 10.jpg
Autor:   Olaf Tausch
Lizenz:  Creativ Commons-Lizenz Namensnennung 3.0 Unp,
Die Namen der eroberten Städte auf dem rechten Bild lauten von rechts nach links (lt. David Rohl):
Honim (?) - Aruna - Borim und Gat-Padalla.                                                                   

 

  Bubastidenhalle - Siegesrelief mit Detail der Städteliste
auf der südlichen Mauer - östlich des Bubastidentores

Die Liste (Kitchen 1996, 432-447; Wilson2005, 60-65, 101-133) (nach Jansen-Winkeln - Wibilex) enthielt 155 (+x) Ortsnamen. Mehr als 120 von ihnen sind noch zu erkennen. Dabei handelt es sich u. a. - sofern sie noch zu identifizieren sind - um Orte in Israel, die an der Küstenstraße nach Meggido und in der Gegend südlich von Juda und im Negev liegen, weniger dagegen in Juda selbst. Die Stadt Jerusalem wird im erhaltenen Teil des Siegesreliefs nicht erwähnt.

Üblicherweise enthalten derartige Listen die Orte, welche der König bei seinen Feldzügen erobert oder zerstört hatte - oder welche zumindest durch das ägyptische Herr betreten worden sind. Dieses ist aber lt. Karl Jansen-Winkeln (Wibilex) keinesfalls sicher, denn die Überschriften besagen, dass es sich um die "Länder" handelt, die vom König besiegt wurden und deren Bewohner er als Gefangene - mit Namensschilder ihrer Herkunft - abführen lassen hatte, um sie dem Tempel des Amun zu übergeben. Es könnte sich hierbei also auch um diejenigen Orte handeln, woher die Gefangenen stammten, wobei derartige Listen dann kaum zur Rekonstruktion eines Feldzuges zu verwenden wären (4).

Die Städteliste am Bubastidentor besteht insgesamt aus zehn Reihen.

Nr. 14 Taan(a)kfi - (Taanach)
Nr. 15 Shanema (Shunem)
Nr. 16 Biti-sanra
Nr. 17 Ruhaba (Rehob)
Nr. 18 Hapuruma (Hapharaim)
Nr. 19 Ad(e)rumam (?)
Nr. 20 (damnartio memoriae) - gelöscht
Nr. 21 Shawad(i)
Nr. 22 Mahan(aj)ma - (Mahanaim)
Nr. 23 K(e)ba'ana (Gibbon)
Nr. 24 Biti-hwarun (Beth-Horon)
Nr. 25 Karit(e)m   (Kiriathaim)
Nr. 26 A(j)yulun   (Aljalon)
Nr. 27 Mak(e)do   (Meggido)
Nr. 28 Adir(u)
Nr. 29 Yud-h(a)maruk   (Yad-ham-melek ? - see Shishak article in Encyclopaqedia Biblica)
Nr. 30 (damnatio memoriae)
Nr. 31 Ha-u-n(e)-m

Die Zeichnung stammt original wohl von der Lepsius-Expedition.

An illustration from the Encyclopaedia Biblica, a 1903 publication which is now in the public domain.

Die Inschrift im 29. Schild wurde von Champollion als „Joudahamalek“ gelesen, wobei er die ersten zwei Silben als "Juda" las und die letzten drei als „das Königreich“ auf Hebräisch; folglich laute die Übersetzung „Königreich von Juda“. Sodann stellte Champollion eine Verbindung her zu Kapitel 14 im 1. Buch der Könige und kam zu dem Schluss, dass der biblische Sisak kein anderer als Schoschenq I. sein könnte. Heute weiß man. dass es sich nicht um Ländernamen, sondern um Städtenamen handelt: „Königreich von Juda“ ist grammatikalisch jedenfalls unmöglich. Die Inschrift wird heute als "Yadhamelek“ gelesen, also „Hand des Königs“ bedeutet und eine Stadt in der Küstenebene des Königreichs Israel bezeichnet. Da die meisten der aufgeführten Städte in Juda und Israel liegen ist man sich ziemlich sicher, dass Sisak mit König Schoschenq I. identisch ist (6). 

Im Museum Berlin unter der Nr. 2094 befindet sich ein Sandsteinblock (Höhe 52 cm, Breite 70 cm) mit Resten der Darstellung von vier bärtigen, langhaarigen Asiaten, er stammt aus dem Siegesrelief König Schoschenq I.  an der Bubastidenhalle. Die vier Asiaten (stehen jeweils für die unterworfenen Städte) gehören zu den 100 Städten aus dem Gebiet von Judäa; der linke Name bezeichnete wahrscheinlich die Stadt Arad in der judäischen Wüste. 

Nach Silke Grallert (Bauen, Stiften, Weihen) befindet sich auf der Nordseite des Torvorbau-Architravs des Bubastidentores eulogische Widmungsvermerke König Schoschenq I.

Scheq1/Wf 001:
„(Werk des) (Königs), der für ihn Karnak wiederholt erschuf in / als [ … ] … mehr als das, was seine Vorfahren taten, die große Neunheit von Theben war zufrieden mit dem, was er tat … “  

Scheq1/Wf 002:
 „(Werk des) (Königs), [ … ]. Seine Majestät war es, die die Anweisung gab, es zu machen, der seine Hw.t nTr erweiterte in der Länge von Millionen (Ellen), damit ihr Gott, Herr der Götter, darin erscheine …"

(Texte nach S. Grallert: Bauen, Stiften, Weihen)

An der Nordseite des Bubastidentores (Westseite)  befinden sich Darstellungen in 3 Register, die den König in Begleitung seines Sohnes Iuput in dessen Funktion als Hohenpriester des Amun von Karnak zeigen. Iuput I. ist auf diesem Relief in ein Pantherfell gekleidet (P&´M 130 / Register 1)

Schoschenq I. in Begleitung seines Sohnes Iuput I.
Bubastidentor Nordseite - PM 139, 1. Reg.

In der oberen Szene tritt der König vor Amun – Re der ihn mit seiner linken Hand am rechten Oberarm ergreift. Mit seiner rechten hält Amun– Re einen Stab mit dessen Hilfe er dem König Leben und Dauer sowie immerwährende Sedfeste übergibt. Der König mit dem Zeremonialbart am Kinn trägt eine Kugelperücke mit Diadem, von dem Bänder herabhängen, darüber die sog. Henu–Krone, bestehend aus Federn, Uräen, dem Widdergehörn und einer Sonnenscheibe. Hinter dem König steht sein Sohn Iupet in seiner Funktion als Hoherpriester des Amun von Karnak in ein Pantherfell gekleidet. 

Bild: Elvira Kronlob, Engelskirchen - Ausschnitt erstellt von Nefershapiland

 

Die gleiche Darstellung bei Lepsius
LD III.255 a - PM 130, I. Reg.

Im II. Register wird der König von Chons umarmt, hinter ihm folgt sein Sohn, der Hohepriester Iuput I. Im III. Register wird der König von Mut gesäugt, wiederum gefolgt von seinem Sohn Iuput, der ein Sistrum schwingt.

Auch auf der Ostseite der nördlichen Außenwand des Bubastidentores befinden sich Darstellungen in drei Registern (PM 131)

Nördliche Außenwand - Ostseite
PM 131 

Register I.
Der König Schoschenq I. erhält "heb-sed" von dem vor ihm stehenden Gott Amun-Re. Hinter ihm steht auch hier sein Sohn, der Hohepriester des Amun Iuput I., der ein "Sechem-Zepter" in seiner rechten Hand hält. Der König trägt hier eine ähnliche Doppelfederkrone wie Amun-Re auf seinem Kopf, nur dass bei ihm sich eine Sonnenscheibe zwischen den Federn befindet. Alle drei Gesichter sind zerstört. 

Bild: LD III. 255 b - PM 131

LD III. 253 b  - PM 131 Register II

Im II. Register erhält der König ein "Anch-Zeichen" vom Gott Month. Hinter dem König steht wiederum sein Sohn Iuput I., der Weihrauch verbrennt.

Schoschenq I. in Begleitung seines Sohnes Iuput I.
- westlicher Pilaster - Bubastidentor Nordseite (PM 131) -
Register III.

Die Darstellung auf dem westlichen Pilaster der nördlichen Seite des Bubastidentores zeigt den König, der von der Göttin Hathor gesäugt wird. Hinter dem König steht sein Sohn Iuput I. mit einem Sistrum in seiner Eigenschaft als Hoherpriester des Amun.

Unter der Darstellung befinden sich zwei waagerechte Textzeilen.

Bild: Elvira Kronlob

 

Die gleiche Darstellung als Zeichnung bei Lepsius.

 

LD III. 253 c  - PM 131 3. Register

 

Sandsteinfragmente Schoschenq I. in Karnak:

Blöcke mit Resten des Namens König Schoschenq I. fanden sich in Karnak in der „Tribüne“ vor dem 1. Pylon verbaut. 
Die Identifizierung des Königs mit Schoschenq I. ergibt sich aus weiteren, unpublizierten Blöcken.

Zwei zusammenpassende Blöcke mit den Kartuschen Schoschenqs I. befinden sich im Steinlager von Karnak – es handelt sich um den oberen Hohlkehlenabschluss einer Mauer-

 

 

(Bild: Mit frdl. Dank Hanne Siegmeier)  

 

Sachmet-Statuen, usurpiert von Schoschenq I.

Im Tempelbezirk der Mut usurpierte Schoschenq I. etliche Statuen der Göttin Sachmet (ursprünglich von Amenophis III.), indem er links seinen Geburtsnamen und rechts den Thronnamen am Thronsitz anbringen ließ. 

Sachmet-Sitzstatue im Mutbezirk von Karnak
- usurpiert von Schoschenq I. -

 Auf dem Thronsessel (hier links) ließ Schoschenq I. seinen Thronnamen 
HD
xpr-Ra
stp.n-Ra eingravieren.

Bild:       Karnak Mout 004.jpg
Autor      Neithsabes (aus Wikipedia)
Lizenz:   
Creative Commons-Lizenz Namensnenn.3.0
Bild:        Karnak Mout 005.jpg
Autor      Neithsabes (aus Wikipedia)
Lizenz:   
Creative Commons-Lizenz Namensnenn.3.0
- bearbeitet von Nefershapiland -

Weitere von Schoschenq I. usurpierte Sachmet-Statuen
- alle wohl aus Karnak -

Im Kunsthistorischen Museum Wien befindet sich eine Sachmet-Statue (ÄS 78), die ebenfalls unter König Amenophis III. entstanden ist und für seinen Totentempel bestimmt war. Auch diese Statue wurde von König Schoschenq I. usurpiert. Die Statue ist aus Granodiorit gearbeitet und ist 186 cm hoch, 46 cm breit und 92,2 cm tief. Die Sachmet-Statue kam 1818 als ein Geschenk des Kaufmanns Peter Jussuff aus Triest ins Wiener Museum.

Sachmetstatue - Louvre A 7
- ursprünglich von Amenophis III. für seinen Totentempel in Theben bestimmt - später usurpiert von Schochenq I. -

Material: Diorit; Höhe: 2.09 m

 

Bild:     Sachmet-Statuen Louvre
Autor:  Janmad, 26.07.2009 wikipedia
Lizenz:  CC BY-3.0
- bearbeitet (beschnitten) von Nefershapiland 16.2.17 - 

Sachmetstatue aus Karnak, heute London BM 517, von Schoschenq I. usurpiert:
(Quelle:
Inschriften der Spätzeit/Jansen-Winkeln, Bd. II. Harrassowitz-Verlag)

Sachmetstatue aus Karnak, heute in London BM 63, von Schoschenq I. usurpiert 
(Quelle: Inschriften der Spätzeit/Jansen-Winkeln, Bd. II. Harrassowitz-Verlag)

Sachmetstatue aus Karnak, heute im Brüssel, von Schoschenq I. usurpiert – PM II, 268
(Quelle: Inschriften der Spätzeit/Jansen-Winkeln, Bd. II. Harrassowitz-Verlag)

(Zu anderen von Schoschenq I. usurpierten Sachmet-Statuen siehe PM II.², 258; 2665; 267; 290; 334)

Beleg für ein "Haus der Millionen von Jahre" Schoschenq I.  im Amuntempel von Karnak (?) PM II.²,35 (124); Reliefs III. Taf. 4
- Textquelle nach "die Häuser der Millionen von Jahre" - M. Ullman -

Die (unfertige) Szene im Tempel des Amun-Re an der südlichen Außenwand, knapp westlich des II. Pylon, direkt östlich des Bubastidentores (siehe PM II, 35) zeigt Schoschenq I., gefolgt von seiner Ka-Standarte, beim Erschlagen asiatischer Feinde vor Amun und einer Personifikation des siegreichen Thebens.

Großes Siegesrelief König Schoschenq I
- Südliche Außenwand des Vestibuls des Amun-Tempels -
- Wandseite, rechts vom Bubastidentor -

König Schoschenq I (ganz rechts am Bildrand - heute nicht mehr sichtbar) beim Erschlagen der Asiaten vor dem Reichsgott Amun-Re, der ihm ein Sichelschwert reicht und vor der Göttin des thebanischen Gaues Waset ("Siegreiches Theben", die in verkleinerter Darstellung unter Amun-Re steht.

Beide Gottheiten führen an Stricken in langen Reihen die ovalen Namensringe mit sich, auf denen sich die Köpfe der gefangenen Fremdvölker befinden.

Umzeichnung der erschlagenen Asiaten 

 

Zeichnung: Lepsius LD III. 253 a  

Bild: wikipedia
Lizenz: no known copyright restrictions - public domain, Autor: John H. Wright (1852-1908) 

Im beigeschriebenen Text wird in einer Rede Amuns an den König, in der er die Taten und Bauten des Königs lobt, in Zeile 16 der Terminus "Millionenjahrhaus" verwendet.

Zeile 10-17:
„Worte sprechen durch Amun–Re, Herrn der Throne der beiden Länder, Ersten in Karnak, Herrn des Himmels, Herrscher von Theben:  “ Mein Herz ist hocherfreut, wenn ich deine Stärke sehe (mein) geliebter Sohn (^Sno  mrj Jmn)|, du kannst hervor aus mir, um mein Beschützer zu sein. (Ich) sehe, dass deine Pläne erfolgreich sind, denn du hast [Nützliches] entstehen lassen für meinen Tempel. Du hast verschönert meine [Stadt] von Theben, den
großen Sitz, auf dem sich mein Herz befindet. Du hast begonnen, Denkmäler zu errichten im südlichen Heliopolis und nördlichen Heliopolis und jeder (anderen) Stadt ebenso für (jeden) Gott, der in seinem Gau ist. Du hast errichtet mein Gotteshaus der Millionen Jahre, [seine] Türen in ihm sind aus Elektron, für meine [Statue ?] darin. “

Die Zeichengruppe ist stark zerstört, als dass entschieden werden könnte, welches Wort hier Verwendung fand. Die nachfolgende Hieroglyphe des sitzenden Gottes, die auch ansonsten im Text für das Personalsuffix der 1. Person bezüglich Amun–Re steht und die Fortsetzung mit jm machen es aber sehr wahrscheinlich, dass hier einer der Begriffe für Statue/Abbild einzusetzen ist. Durch den Dekrettext (auf dem Sandsteinblock J – siehe unter "Millionenjahrhaus in Memphis") stellt sich nun aber die Frage, mit welchem Kultbau dieses hier erwähnte Millionenjahrhaus zu identifizieren ist. Die Ortsangabe in dem Dekret engt die Lokalisierung des Baus auf den Tempelbezirk des Amun von Karnak ein. 

Eine Bautätigkeit des Königs ist an mehreren Punkten im Tempel nachgewiesen:  

  1. im nördlichen Hof König Thutmosis III., hinter dem 6. Pylon Hof und dem Rest einer Stele, deren fragmentarische Inschrift von einer asiatischen Kampagne berichtet. 
      Stelenfragmente in Kairo 3/ 12 / 24 / 1, dazu PM 94 / Stelen -
  2. Weiter errichtete er die Säulenkolonnade vor dem 2. Pylon
     – PM II, 23f -
  3.  und das sog. Bubastidentor – PM II, 34ff.

Im Text der Stele von Gebel el–Sisile–West wird der Gottesvater Haremsaf (!rwmsA = f) auch als  jmjrA kA.t Hw.t (!DhprRa stp.nRa)| m WAs.t  also als „Leiter der Bauarbeiten des Hauses des (!DhprRa  stp.nRa)| in Theben bezeichnet. Helck ordnet diese Anlage unter die westthebanischen Totentempel ein. Breasted dagegen sieht darin den Namen des Karnaktempels unter Schoschenq I.  M. Ullmann möchte das Hw.t (!DhprRa stp.nRa)| m WAs.t im vorliegenden Kontext als eine Bezeichnung für die Erweiterungsbauten des Königs im westlichen Vorgelände des Amun-Tempels von Karnak verstehen. Dieser auch als Festhof betitelte Bau schloss sowohl den Tempel Ramses III. als auch das sog. Dreikapellenheiligtum Sethos II.  mit ein, wurde jedoch nie fertiggestellt. 

In einer Architravinschriften des Bubastidentores wird ebenfalls Bezug auf die Erweiterungsbauten Schoschenq I. genommen. Es heißt da bezüglich des Königs: "Weisung geben für den, der ihn schuf, zu erweitern sein Gotteshauses in der Ausdehnung von Millionen“. Die Frage ist nun, ob diese Bauten Schoschenq I. vor dem eigentlichen Amuntempel identisch sein können mit dem inschriftlich belegten Millionenjahrhaus

Es ergeben sich zwei Möglichkeiten:

1. Das Millionenjahrhaus ist gleichzusetzen mit den Erweiterungsbauten des Königs in Karnak.
2. Der Begriff des Millionenjahrhaus bezog sich auf den Amuntempel in seiner Gesamtheit und ist damit analog 
    zu der Situation bei Thutmosis IV. zu verstehen. 

Gegen die erste Möglichkeit spricht die ansonsten für ein Millionenjahrhaus nicht nachzuweisende Beschränkung auf eine Hofanlage ohne einen geschlossenen Raum.

(Text: nach Ullmann/die Häuser der Millionenjahre)

Weitere Belege für Schoschenq I. in Karnak:

Stelenfragmente, heute in Kairo (3/12/24/1)
Die Fragmente stammen aus dem Amuntempel von Karnak. Die Stele hatte eine Höhe von 2,91m und war 0,92cm breit, ihre Stärke betrug 0,59cm. Das Bildfeld zeigt die Reste einer Opferszene – rechts der König, hinter ihm sein Sohn und Hoherpriester des Amun Iuput A vor Amun, links König und Hoherpriester vor Chons, darüber die Flügelsonne.

untere Zeile: „Hoherpriester des Amun–Re, König der Götter, Generalissimus, Iuput der Gerechtfertigte, der Sohn des Herrn der Beiden Länder, (Schoschenq)| “
-  Die Inschrift gibt (soweit erkennbar) einen Text  im Stil der „ Königsnovelle “ wieder  -
                        (K. Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit, Bd. II.)

Memphis:
- Belege für ein Millionenjahrhaus  in Memphis -

 

                       Sandsteinfragment nördlich des 6. Pylon in Karnak
Im nördlichen Hof Thutmosis III., hinter dem 6. Pylon des Amun-Tempels, wurde ein Steinblock ( J ) gefunden, der aus dessen Südwand stammt,
dessen fragmentarische Inschrift (1)auf Bautätigkeiten Schoschenq I. sowohl in Karnak als auch in Memphis hinweist. Nach PM II, 94 (264) handelt es sich um einen von mehreren „(replachet)“ Blöcke aus der Zeit der 22. Dynastie. Auf ihnen befindet sich eine Inschrift aus der Regierungszeit König Schoschenq I. (11. vertikale Kolumnen) und  Osorkon II. (8. vertikale Kolumnen). 

(Bild: Mit frdl. Dank saamunra)
-
bearbeitet von Nefershapiland zwecks besserer Erkennbarkeit der Inschriften -

Später ließ König Taharqa teilweise über den Inschriften Reliefdarstellungen von sich anbringen. Bei unserem Block sind am unteren Rand Spuren einer späteren Bearbeitung sichtbar - siehe Aussparung am rechten unteren Ende des Blockes. Deutlich ist in der aus 11. vertikalen Kolumnen bestehenden Inschrift der Thron– und Geburtsname König Schoschenq  I. zu erkennen. Der Block trägt 11 senkrechte Zeilen, deren Anfang und Ende jeweils fehlen. Nach Vernus handelt es sich um ein königliches Dekret in Form eines Orakels an Amun–Re, die Gründung eines Millionenjahrhauses König Schoschenq I. in Memphis betreffend. Der Text auf dem Block besagt, dass das "memphitische Millionenjahrhaus" Schoschenqs I. so dauerhaft sein soll, wie das "Haus der Millionen Jahr(e), das sich in "Jp.t-s.wt" (Ipet-sut = Karnak) befindet.
Der Text beginnt mit einer (zerstörten) Datierung und der Titulatur des Königs. Ab Zeile 4 setzt er sich wie folgt fort:
„[Dieses Tag des Erscheinenlassens] dieses herrlichen [Gottes] Amun–Re, König der Götter, der große Gott, der Große, der als erster entstand, [Amun-Re, König der Götter], der große Gott, der Große, der als erster entstand, [sagte]:  Ich werde veranlassen, dass das Haus
[der Millionen Jahr(e) des Königs von Ober– und Unterägypten] (!DxprRa stp.nRa)| Sohn des Re (^Sno mrjJmn)|, das sich in Memphis befindet, dauert, so wie mein Haus der Million Jahr(e), das sich befindet in Jp.ts.]wt. Amun–Re, König der Götter, der große Gott, der Große, der als erster entstand, sagte: [ …] Haus der Millionen Jahr(e) des Königs von Ober– und Unterägypten (!DxprRa stp.nRa)| Sohn des Re (^Sno mrjJmn)|, das sich befindet [in Memphis ……. ] alle Menschen von jeder Art, die sind, die befehlen [ … ] er (?) für den Großen der Leiter der Handwerker und Sempriester ……(?) als ihr Gottesopfer, [ihre Felder (?) ……. ] aus allem Versiegelten, das sich darin befindet, um zu verhindern, dass geschädigt wird [ … ]. “
(Textquelle: Ullmann/König für die Ewigkeit - Die Häuser der Millionen von Jahre/Harrassowitz-Verlag 2002, S. 564)

Kommentar durch M. Ullmann in "Die Häuser der Millionen von Jahre"
Im nördlichen Hof Thutmosis III., hinter dem 6. Pylon, liegen heute mehrere großformatige Steinblöcke, die aus dem östlichen Teil der Südwand des Hofes stammen. Die nur fragmentarisch erhaltene Inschrift 1 auf Block J enthält nach der Interpretation von Vernus, der sämtliche Texte auf diesen Blöcken behandelte, ein Dekret in Form eines Orakels an 
Amun–Re. Inhalt des Dekrets ist die Gründung eines Millionenjahrhaus von Schoschenq I. in Memphis. Der memphitische Bau wird vermutlich zweimal im Text erwähnt, ebenso wohl ein ähnlicher Bau im Bereich des Karnaktempels.   

Die Millionenjahrhaus–Ergänzung in Zeile 6 kann, ebenso wie die topographische Zuordnung „das sich in Memphis befindet"  (ntj m !w.tkAPtH) in den Zeilen 8 – 9, als gesichert gelten. Aus dem Text geht hervor, dass Schoschenq I. in Memphis ein Jahrmillionenjahrhaus auf seinen Namen erbauen ließ, dessen materieller Besitz und Angestellte vor Übergriffen anderer Institutionen geschützt werden sollten.

Der Hohepriester des Ptah-Tempels scheint in seiner Funktion als Sempriester mit ihm verbunden gewesen zu sein. Das in Memphis liegende Millionenjahrhaus Schoschenq I. ist nun aber eindeutig verbunden mit Amun–Re, König der Götter, in Karnak:  Er ist es, der das Orakel gibt und der Dekrettext ist im zentralen Teil des Amun-Tempels von Karnak aufgezeichnet. Vernus möchte deshalb in Amun den Hauptgott des memphitischen Millionenjahrhauses Schoschenq I. sehen und vermutet aufgrund der Parallelsetzung dieser Anlage zu einem Millionenjahrhaus in Karnak, dass die Gründung in Memphis wirtschaftlich anhängig war vom Haus (pr ) des Amun. Eine irgendwie geartete Bautätigkeit König Schoschenq I.  ist durch verstreute Blöcke, die seinen Namen tragen, nachgewiesen.

Ein weiterer Beleg für ein Millionenjahrhaus Schoschenq I.  in Memphis ist eine Stele aus dem Serapeum (Saqqara). Sie befindet sich heute im Magazin Nr. 4 Saqqara, Objekt Nr. 18417 im Registerbuch XII – die Stele kann eventuell in die Zeit Schoschenq V.  datiert werden. Der in ihrem Text genannte !rwMAa.t wird als „Gottesvater des Ptah, Untervorsteher der Sempriester vom Tempel des Sokar, Gottesdiener des Hauses der Millionen Jahr(e) des (^SnqmrJmn)|, Diener der Versorgungsstelle des Königs“ bezeichnet – siehe weiteres zur Stele unter Raum Memphis. 

Ein auf der Stele genanntes "Millionenjahrhaus" ist mit Sicherheit identisch mit dem in Karnak genannten memphitischen Tempel König Schoschenq I. Bislang können jedoch keine archäologischen Reste mit einem Millionenjahrhaus des Königs in Memphis in Verbindung gebracht werden. Deshalb ist ein Vorschlag zur genauen Lokalisierung des Baues innerhalb von Memphis nicht möglich. 

Raum Memphis:

Im Magazin Nr. 4, Saqqara: Objekt Nr. 18417 im Registerbuch XII befindet sich eine Stele, die ursprünglich aus dem Serapeum (Saqqara) stammt. Die heute in drei Teile zerbrochene und stellenweise beschädigte Stele besteht aus Kalkstein. Sie zeigt im oberen Bildfeld einen stehenden Gott vor einem Opfertisch und Reste von stark beschädigten Textzeilen. Der Text darunter besteht aus zwölf waagrechten Zeilen. Unten auf der Stele ist eine hieratische Textzeile angefügt. Die Stele kann evtl. aber auch in die Zeit Schoschenq V. datiert werden.

Der Stelenstifter "!rwMAa.t" (Heru-maat), wird im Text der Stele bezeichnet mit:

"…… Gottesvater des Ptah, Untervorsteher der Sempriester vom Tempel des Sokar, Gottesdiener des Hauses der Millionen Jahr(e) des (Schoschenq mrj – Jmn)|, Diener der Versorgungsstele des Königs !rw– [MAa.t] ……."

Das auf der Stele genannte Millionenjahrhaus ist mit Sicherheit identisch mit dem in Karnak genannten memphitischen Tempel König Scheschonk I. Bislang kann jedoch keine archäologischen Reste mit einem Millionenjahrhaus des Königs in Memphis in Verbindung gebracht werden. Deshalb ist ein Vorschlag zur genauen Lokalisierung des Baues innerhalb von Memphis nicht möglich. 

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Ein Zeitgenosse und wohl auch eine der Schlüsselfiguren der Regierung König Schoschenq I. war der Hohenpriester von Memphis Schedsunefertem A (Sds(w)–Nfrtm). Zu seinen wichtigsten Denkmälern zählen seine beiden Statuen Kairo CG 741 und JE 86758. Die Statue CG 741 zeigt die Abbildung eines Ehepaars und stammt ursprünglich aus der 18. Dynastie. Sie wurde in der  22. Dynastie überarbeitet und neu beschriftet und soll nun den Hohenpriester Schedsunefertem und seine Mutter darstellen. Die Inschriften und deren Übersetzung wurden zuerst von G. Daressy (1896), später von Ludwig Borchardt (in Catalogue Général) und in neuerer Zeit (2005) von I. Guermeur veröffentlicht, enthalten aber lt. Karl Jansen-Winkeln (6) einige Fehler.

Die Sitzstatue Kairo 741 stammt lt. Daressy wohl aus dem Ptahtempel von Memphis und die Statue Kairo JE 86758 aus Mitrahina (gefunden beim Balsamierungshaus der Apisstiere). (Quelle: Text u. Sprache in der III. Zwischenzeit, Karl Jansen-Winkeln 1994). 

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Aus einem Orakeldekret (Schutzdekret) des Amun–Re, angebracht nördlich des 6. Pylons zu Karnak, erfahren wir von einem Totentempel (Jahrmillionenhaus), den der König in Memphis besaß. 

In Tempelbezirk des Ptah selbst fanden sich Blöcke mit dem Namen Schoschenqs I.: u. a. ein Gesimsfragment (PM III, 851) und zwei Fragmente einer Säulenbasis aus Mitrahina, PM III, 873. Der Stifter der Säulenbasis könnte evtl. der Hohenpriester des Ptah, ^d.sw-Nfrtm (Schedsunefertem), sein (1).

Einen Kalksteinblock (bestehend aus drei Blöcken) der aus dem „Sitz des Apis“ in Memphis stammt und der 1878 von Emil Brugsch entdeckt wurde, hielt man allgemein für einen Einbalsamierungstisch für den Apis und er wurde deshalb seinem Begräbniskult zugerechnet. Der Block war aber wahrscheinlich eher Teil eines Gebäudes - (eventuell eine wab.t  / Wabet - für Osiris), das König Schoschenq I. hier errichtete und welcher später in einer Pflasterung wiederverwendet wurde.

Als Balsamierungstisch diente er wohl mit Sicherheit  nicht. Auf dem Block sieht man den Hohenpriester des Ptah mit Namen  ^d.sw-Nfrtm (Schedsunefertem)der mit dem Mundöffnungsgerät hantiert. Die Inschrift dazu lautet:

König Schoschenq ( I.) hat die Wabet für seinen Vater Osiris–Apis mit trefflicher Arbeit gebaut “. 

An der Südseite des Blocks sieht man die Kartuschen Schoschenq I.,  sowie Anubis libierend und den HPA Shedsunefertem,   Größter der Leiter der Arbeiter, Sohn des Ankhefensekhemet, bei der Mundöffnungszeremonie.

Der rechteckige Alabaster-Block (Länge 1,90m, Breite 1,5m, Höhe 0,5m) wurde nach Robert K. Ritner – (The Libyan Anarchy) 1878 in Mitrahina entdeckt und besteht aus drei Blöcken mit Inschriften. Eine Szene an der Südseite zeigt den Namen von Apis, flankiert von den Kartuschen König Schoschenqs I. sowie die Figuren des Hohen – Priesters des Ptah (rechts) und von Anubis (links). Der Hohepriester trägt das traditionelle Leopardenfell und die Seitenlocke seines Amtes, in der Hand hält er einem Dechsel, während Anubis Wasser aus einer Vase zur Reinigung über die in der Mitte befindlichen Königsnamen gießt. 

Zu Apis:
"Osiris, Apis, Atum und Horus in einer einzigen Erscheinung"

Königskartuschen:
(Hedjkeperre – setepenre)|  (Schoschenq, geliebt von Amun)| 

Vor dem Hohenpriester des Ptah:
Chef der Handwerker und setem–Priester [des Ptah], Shedsunefertem der gerechtfertigte, Sohn des Chefs der Handwerker, Ankhef-en-sakhmet, der gerechtfertigte. Ausführender des Mundöffnungsrituals für seinen Vater Osiris-Apis bei den „Pfeiler seiner Mutter Priester“, the pure one in the great house [ … ]

Vor Anubis:
Anubis, who ist the mummy bandages, foremost of [the divine embalming booth.] Performing ministrations for Osiris–Apis, four times “  

Horizontale Zeile:
„Anweisung wurde gegeben an den Chef der Handwerker und setem–Priester, Shedsunefertem, den Gerechtfertigten, durch Seine Majestät zu errichten einen Basamierungsplatz für seinen Vater Osiris–Apis, bestehend aus einer exellenten Konstruktion".

(aus Ritner: The Libyan Anarchy - teilweise aus dem engl. übersetzt von J. H. Pirzer/Co-Autor von Nefershapiland)

Buto / Tell el-Farain

In Buto (Tell el–Fara `in [Pr-W3djt] fand sich ein Fragment eines großen Denkmals. Es enthält das Ende einer Genealogie „[ .... ] wr a3 n M *nt  [ .... ] “, In der Ägyptologie wird teilweise die Meinung vertreten, dass dieses Fragment den Namen *nt[spH] (Tanit-sepeh), der Mutter König Schoschenq I. nennt. Demzufolge würde die Inschrift folgendermaßen zu ergänzen sein:

„[S3s3no s3 wr a3 n M Nmrt M3a-xrw mwt.f s3tn] wr a3 n M *nt [spH].

Tanis:

In Tanis ließ der König am großen Tempel weiterbauen und usurpierte einige der hier aufgestellten Sphinxen – diese stammen ursprünglich aus dem Mittleren Reich und wurden von ihrem originalen Standort erst nach Pi–Ramesse verschleppt und von dort nach Tanis, wobei sie zwischenzeitlich mehrfach usurpiert worden waren.

Sphinx Paris Louvre A. 23  - gefunden in Tanis - mit Usurpationsvermerken König Schoschenq I. / PM IV, 15; 
Petrie Tanis  I.
( B. Fay, The Louvre Sphinx and Royal Sculpture from the Reign of Amenemhat II, Mainz)

       Kgl. Sphinx - Louvre: Paris A 23
PM IV, 15 - Petrie, Tanis I. pl II. (14 A-B; E)

Im Louvre-Museum in Paris befindet sich eine königliche Sphinx, die ursprünglich aus der Zeit Amenemhet II. stammt. Sie trägt Usurpationsvermerke von Merenptah (Brust- u. rechte Schulter) und von König Schoschenq I. (linke Schulter und Sockelumschrift) 


Bild: linke Schulter nach Petrie

Foto: mit freundlicher Genehmigung saamunra - alle Rechte vorbehalten 

 

Sphinx Kairo JdE 37478 + CG 639 - gefunden in Tanis - mit Usurpationsvermerken König Schoschenq I. / PM IV, 15;
Petrie Tanis I.

Kalksteinblöcke mit sehr schönen Reliefdarstellungen und dem Namen des Königs gehören offenbar zu den Resten eines monumentalen Tores und eventuell anderen Bauten. Im Tor König Schoschenqs III. fanden sich wiederverwendete Blöcke mit Inschriften und dem Thronnamen Schoschenq I.  

Es gibt weitere unpublizierten Blöcken, die aus dem Amuntempel von Tanis stammen, sie sind zum Teil in einer Treppe verbaut – siehe Montet/Tanis.

Bubastis:

Auch in Bubastis können Bautätigkeiten von König Schoschenq I. nachgewiesen werden. Nach Karl Jansen-Winkeln (1) befindet sich im Nationalmuseum of Scotland, Edinburgh (1967.2/ NMS A. 1976.67) ein Relief, das Reste einer Opferszene zeigt. Die Inschrift lautet: "Schoschenq-merj-Amun, Herr der Kronen, Cheper-ka-re-setep-en-Re, Herr der beiden Länder"

Nach Dr. Aidan Dodson (Afterglow) könnte der Block aus Zagazig bei Bubastis (?) stammen. Der König opfert vor einer Göttin, hinter ihm steht eine Königin deren Name verloren ist, eventuell handelt es sich um Karomama A

Saft el-Henna/Per-Sopdu:

Auf einem Block, der aus Saft el-Henna stammt (unpubliziert), befindet sich eine Nennung, die sich auf den  späteren König Osorkon I. als Prinzen beziehen könnte. Es werden Wünsche für einen  "HmnTr n Spdw nb jAbt" genannt:  fils de Sheshanq et de Karoma

Pitom/Tjeku

Für Schoschenq I.  ist eine Bautätigkeit im Delta in Tell el–Maskhuta, (Pithom – altägyptisch Per–Atum) der Hauptstadt des 8. unterägyptischen Gaues belegt. Es fand sich ein Granitfragment, das aus dem hiesigen Tempel stammt, mit Resten von zwei Opferszenen – Naville, Pithom, 4; 15.

Tell Balala:

Bautätigkeit von Schoschenq I. in Tell Balala sind nachgewiesen.        

Tell Atrib / Athribis
 
= Hut–Her–ib  oder  Hut–Ta – Heri – ib

Kalksteinfragmente im Magazin von Benda. (Venus, Athribis, 58). Nach K. Jansen-Winkeln (1) ein Block mit dem Teil einer Opferszene des Königs (?) - heute Kairo Temp. 16.10.30.

Heliopolis:

Aus Heliopolis stammte ein Architekturfragment, das sich heute in Alexandria Nr. 360 befindet – Daressy, ASAE 5, 1904. Jedoch ist weder die Herkunft noch die Zuordnung zu Schoschenq I. wirklich gesichert.
Außenseite, Zeile oben:  (Inschriften der Spätzeit/Jansen-Winkeln, Bd. II. Harrassowitz-Verlag)

In der Favissa des Sonnentempels von Heliopolis fand sich das Bruchstück einer Votiv-Elle aus Stein, die den Namen Schoschenq I. trägt. Das Stück befindet sich heute im Museum von Turin, Nr. Suppl. 2681. Innerhalb des Standardtextes wird der Königsname genannt


(Hieroglyphenumzeichnung aus Karl Jansen-Winkeln, 
Inschriften der Spätzeit Bd. 1) (1)

Votive-Elle Turin Nr. 2681, A. Schwab-Schlott, Die Ausmaße Ägyptens nach altägyptischen Texten, ÄUAT 3, 1981, 48-63; Taf. XI-XIV; ead., MDAIK 28, 1972, 110-2; Taf. 23; GM 192, 2003, 61-66;
innerhalb der Standardtexte der Königsname auf Seite D, Z.2;

Herakleopolis:

In Herakleopolis fand man einen Block, der sich heute im Museum Kairo JdE 39410 befindet (siehe Tresson Mel Maspero, I. 817-40), auf dem die Namen Schoschenq I. erwähnt werden (siehe dazu Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, Bd. 1). 

El-Hibe:

In den Ruinen des alten Ankyronen Polis (altägyptisch Teudjoi), im 18. oberägyptischen Gau, ca. 150km südlich von Kairo, (die Stätte war seit der 21. Dynastie bewohnt) beim heutigen Dorf el-Hibe/El-Hiba liegt die Ruine eines kleinen, halbzerstörten Amun-Tempels, den Schoschenq I. und sein Sohn Osorkon I., erbauen ließen, der aber in seiner Ausschmückung nie vollendet wurde. Schoschenq I. ließ auch die hiesige Festung Teuzoi ausbauen. 

Der Bau ist architekturgeschichtlich von Interesse, weil er das früheste Beispiel eines echten, an der Front geöffneten Pronaos besaß. Der Tempel war den thebanischen Göttern geweiht, Amun, Mut und Chons, den Göttern Re, Thot, Isis u.a.m., besonders aber einer lokalen Form des Gottes „Amun des Lagers“ mit dem kriegerischen Beinamen „Amun–Re, groß an Siegesgeschrei“ (a3 hm Hmt)  oder auch  „Amun–Re, groß an Gebrüll, Herr von el–Hibe, der Große Gott, groß an Schrecken“, auch manchmal als „Bergstirn des Amun, groß an Siegesgeschrei“ bezeichnet.                      

Der Tempelbau dürfte auf Initiative des Hohenpriesters des Amun Iuput I. zurückzuführen sein, da ja El–Hibe sein Hauptquartier war. Eine Inschrift eines Pfeilers aus der Vorhalle bestätigt dies. Hier ist unter einer Darstellung König Schoschenqs I. vermerkt:

„Hoherpriester des Amunrasonter, Oberbefehlshaber Seiner Majestät, Königssohn von Ramses Ipu[tj] “.

In der Heidelberger Universitätssammlung (Heidelberger Ägyptologisches Institut) befinden sich einige Reliefblöcke aus diesem Tempelbau. wie z. B. die Reliefszene Inv. Nr. 1970, die ursprünglich an der Nordseite der Rückwand der Vorhalle gebracht war. Gezeigt wird hier König Schoschenq I. beim Erschlagen der Feinde (EdF-Szene). 

(Textquelle: nach SAK 6 und 9, sowie Katalog: vom Neckar zum Nil/Erika Feucht/Ägyptologisches Institut Universität Heidelberg, Springer-Verlag Berlin 1986).

Reliefblock mit der Szene Inv.-Nr. 1970 - Der König beim Erschlagen der Feinde
-
ursprünglich an der Nordseite der Rückwand der Vorhalle des Amun-Tempels angebracht -
- heutige Höhe: 1,40m - Breite 2,17m - Material: Kalkstein -

Das Relief aus dem El-Hibe-Tempel besteht aus mehreren Fragmenten. Die Blöcke wurden 1914 von Hermann Ranke, der 1914 im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Freiburger Wissenschaftlichen Gesellschaft Grabungen in Qarara und el-Hibe unternimmt, geborgen - zusammen mit zwei weiteren Pfeilerbruchstücken. Die damals geborgenen Blöcke gelangten dann im Rahmen der Fundteilung nach Deutschland - die meisten davon nach Heidelberg, einige nach Freiburg. Die Freiburger Stücke wurden 1966 auf Veranlassung von Prof. W. H. Schuchhardt nach Heidelberg überführt, wo sie zusammen mit den Heidelberger Stücken restauriert wurden. Heute hängt das restaurierte Relief in der Sammlung des Heidelberger Ägyptologischen Instituts.
(Textquelle: SAK 9/1981 - Erika Feucht, S. 105ff)

Copyright des Bildes: Ägyptologisches Institut der Universität Heidelberg,
Photograph: Robert Ajtai (alle Rechte vorbehalten)

 Die erhaltene Inschrift lautet: (vor dem König)
1. [ … ] .. a
2. [ … ] MnTw
3. [ nswtbjt ( …] stpnRa)|
[zA Ra] (^SnomrjJmn)| dj anx dd wAs m[j] Ra

1 [ … ] geben/Siege 2 [ … ] Montu  3 [der König bon Ober- und Unterägypten] (Hedj– kheperre–setepenre)| 4 [Sohn des Re] (Schoschenq, geliebt von Amun)|, gegeben Leben, Dauer und Herrschaft gleich Re   

hinter dem König:
!r TmAa nb jr[t] jxt - "Horus mit starkem Arm, Herr des Opfers“
sA anx Dd wAs HA.f mj Ra „Schutz, Leben, Dauer und Glück seinen hinter ihm wie (bei) Re“  

(Quellen: SAK 6 + 9 / Übersetzungen durch Ritner „Libyan Anarchy"

Beschreibung der Szene: (aus SAK 9 Erika Feucht - S. 106)

Der nach links gewandte König - im Gestus des Erschlagen der Feinde - ergreift mit seiner Rechten die am Boden knieenden, um Gnade flehenden Feinde (dieses Stück ist weggebrochen). Ein ebenfalls heute nicht vorhandener Gott hält dem König das Anch-Zeichen an die Nase. Unter dem Lebenszeichen steht der Segenswunsch: "Millionen von Lebensjahre". Der König trägt die "Hemhem-Krone" (eine Erweiterung bzw. Vervielfältigung der Atefkrone) aus ausladenden, gedrehten Widderhörnern, von denen zwei Uräen mit Sonnenscheiben auf ihren Häuptern herabhängen. Der Name "hemhem" bedeutet Geschrei, Gebrüll und wird vom Kriegsruf des Königs gebraucht (WB II, 490.11). 

Des weiteren trägt der König den Uräus und den Zeremonialbart, sowie einen breiten Perlenkragen um seinen Hals, dessen obere drei Reihen aus Linsenperlen bestehen und das Ehrengold darstellen. 

Der Oberkörper des Herrschers wird von zwei Falken mit ihren Schwingen umspannt. Die Falken liegen an den Seiten des Königsleibes und schützen ihn mit ihren weit ausgreifenden Flügeln. Dieses Motiv "des Schützen des Königs" ist uns seit dem Alten Reich (König Chefren) bekannt. 

Zwei weitere Fragmente fanden sich in der Nähe der Nordwand im Inneren der Tempelvorhalle. Das eine der Fragmente enthielt das Worte "so[r] - vernichten (nach Ranke, Aufzeichnungen (5). In den Inschriften auf den Stücken, die damals bei ihrem Fund wahrscheinlich noch nicht auseinandergebrochen waren, ist nach Ranke (Aufzeichnungen) die Rede von "Gefangenen Asiens", die vor dem im "Erschlagen der Feinde" Modus dargestellten König knien. Asien wird in den Inschriften des Tempels noch zwei weitere Male erwähnt.

Fragment Inv. Nr. 1345 – links                     … gefangene Asiaten … “
Fragment Inv. Nr. 1346 - rechts                  „ … vernichten … “

Im Heidelberger Ägyptologisches Institut befinden sich zwei Teile eines Pfeilers, der aus der zweiten Pfeilerhalle des El-Hibistempel stammen. Die beiden Fragmente aus Kalkstein stellen Teile eines Pfeilers dar, die jeweils eine Darstellung des Königs vor einer Gottheit zeigen. Erhalten geblieben ist nur das Oberteil der Figuren ab der Taille bis knapp über ihren Köpfen. Das Heidelberger Fragment-Stück (Inv.-Nr. 562) zeigt die 53,8cm hohe und 97cm Breite, besser erhaltene Pfeilerseite und einem knappen Drittel der links anschließenden Seite, welche vervollständigt wird durch das zweite Reliefstück (Inv.-Nr. 922),das 53,7cm hoch und gesamt 96cm breit ist.

Teil eines Pfeilers aus dem Tempel in El-Hibe von Schoschenq I.
Fragment Ägyptologisches Institut der Universität Heidelberg Inv.-Nr. 562-1
- Höhe: 
53,8cm und Breite: 97cm -

Copyright des Bildes: Ägyptologisches Institut der Universität Heidelberg,
Photograph: Robert Ajtai (alle Rechte vorbehalten)
Die Darstellung auf der besser erhaltenen Pfeilerseite zeigt rechts den König mit der unterägyptischen Krone, an der sich der Uräus aufrichtet, mit Zeremonialbart und mit dem Kragen des Ehrengoldes aus drei Reihen Linsenperlen. Reste der Kartusche mit seinem Namen sind vor seiner Krone erhalten geblieben - ebenfalls Farbspuren.

Der König steht räuchernd vor der Göttin Isis, welche die Geierhaube trägt. Das Gefieder zeigt blaue Farbspuren. Über der Geierhaube erhebt sich ein Aufsatz, bestehend aus dem Kuhgehörn mit der Sonnenscheibe dazwischen. Zwei Uräen winden sich um die Sonnenscheibe, einer schaut nach rechts der andere nach links.

Unter der Geierhaube trägt die Göttin ein Perlennetz über dem einst blauen Haar, an dem unten sieben Uräen befestigt sind. Um den Hals trägt sie einen  großen Halskragen, die Ohren zierten Scheibenohrringe. Der rechte Arm der Göttin hängt an ihrer Seite herab, in der linken Hand hält sie einen Papyruswedel.

(Text nach: SAK 6 - Erika Feucht 1978/Reliefs Scheschonq I.)

 

Der König vor dem Gott Schepses
- zwei Fragmente der an den Pfeiler anschließenden Seite, die über Eck hinter der Göttin Isis liegt -
Heidelberger Fragmente
Inv. Nr. 922 + 562
Höhe 53,7cm / Breite 57,5cminsgesamte Länge  96cm 

Copyright des Bildes: Ägyptologisches Institut der Universität Heidelberg,
Photograph: Robert Ajtai  (alle Rechte vorbehalten)

Auf der anschließenden Seite des Pfeiler, die über Eck hinter der Göttin Isis liegt, steht der  Gott Schepses. Ihm schreitet auf dem Heidelberger Block Inv. Nr. 922 der König entgegen.

Diese Seite des Pfeilers wirkt im Vergleich zur oben beschriebenen unfertig: Oberkörper und Kragenzeigen keine Innenbearbeitung, Farbspuren weisen jedoch darauf hin, dass sie durch Bemalung vollendet worden waren.

Die Szene zeigt den König stehend vor dem Gott Schepses. Der Gott trägt eine kurze Perücke, auf dem Kopf die Mondsichel - und Scheibe. Um den Hals trägt er einen breiten Halskragen. Der König trägt die blauen Krone mit einem Uräus deren Leib zweieinhalb Windungen aufweist. Wie der Gott trägt auch der König  einen breiten Halskragen. In seiner rechten Faust hält er einen Wedel.

(Textquelle nach: SAK 6 - Erika Feucht 1978/Reliefs Scheschonq I.)

Hinter dem Gott
 ist die Inschrift zu lesen:

"....Herr des Schreckens, groß an Wunder"

Der König steht links vor dem Gott - welcher aufgrund eines Grabungsfotos als der Gott "Schepses" vermutet wird - der dem König viele Jubiläumsfeste verheißt. 
Vor der Stirn des Königs sind die Querstriche seiner Kartusche zu erkennen, darunter steht der Wunsch:  "[Schoschenq] sei Leben gegeben wie Re."
Farbspuren: Rot an der Haut vom Gott und König und an den Hieroglyphen.
  

Hieroglyphen und Textquelle: nach "vom Nil zum Necker"/Erika Feucht  - bearbeitet von Nefershapiland)

Unter den Grabungsfotos von Hermann Ranke fand sich eine Aufnahme eines Blockfragments, das sich genau oben an Block Inv. Nr. 562 anfügt. Der Verbleib dieses Fragments ist leider nicht feststellbar, vielleicht verblieb es in el–Hibe ?

Über dem König schwebt die Geiergöttin Nechbet, die weiße von Elkab:
„ Nechbet, die weiße von Elkab .. .“
Davor befinden sich die beiden Kartuschennamen des Königs:
"nbAwj (ssnq-mrjImn)| 
nb xpS (HDxpr-Ra stp.nRa)|"

Darunter der Segenswunsch:
"Dj anx wAs mj Ra „Beschenkt mit Leben und Herrschaft, wie Re"

(Umzeichnung aus SAK 6, Fig. 1 Erika Feucht)

 

weitere Fragmente aus der I. Pfeilerhalle: (lt. SAK 9, 114-5)
- vordere Pfeilerreihe, 2. Pfeiler von Norden, Südseite - 
Amun überreicht ein  anx–Zeichen an den König. Der König ist nach rechts gewendet. Er trägt eine Perücke und einen Schurz.  Mit seiner linken Hand fasst er die rechte Hand von Amun und streckt ihm den rechten Arm entgegen

Inschriften: (nach SAK 6 + 9 - Erika Feucht:

Über dem Gott Amun steht:
Dj.n.j n.k aHa Ra m pt, nswjt.k nswj[t .. nbw .. nxt r nHt sTt snD n Sfjt.k
(„ich gebe dir die Zeit des Re im Himmel, deine Königsherrschaft ist die Herrschaft …. Alle …. Stark gegen den Norden, Asien fürchtet sich wegen deiner Kraft“)

Zwischen König und Amun
Ssp.k anx Dd wAs [nb] rnpwt aSwt mj
.
“Du empfängst alles Leben, Dauer, Wohlergehen, viele Jahre wie ………"

Vordere Reihe, 2. Pfeiler von Norden, Ostseite:
Der König räuchernd vor widderköpfigen Gott mit Sonnenscheibe

Vordere Pfeilerreihe, 3. Pfeiler von Norden, Nordseite:
Widderköpfiger Gott überreicht dem König das Sichelschwert.

Vordere Pfeilerreihe, 3. Pfeiler von Norden, Ostseite
 Der König opfert Wein vor dem Sonnengott.

Vordere Pfeilerreihe, 4. Pfeiler von Norden:
Der König opfert vor einer stehenden löwenköpfigen Göttin.

Hintere Pfeilerreihe, 2. Pfeiler von Norden, Südseite.
Der  König bringt Horus Schmuck dar.

Hintere Pfeilerreihe, 2. Pfeiler von Norden, Ostseite
Der König räuchert vor Atum.

Rückwand links (Norden): - SAK 9, 116
 – es geht um den Asienfeldzug des Königs -
Der König  mit knienden Gefangenen vor dem sitzendem Gott. Darunter Reste einer Zeile:

…… n]  rx   Tnw   Xr   sorw   anx   r   aA
„man kennt [nicht] die Zahl der Angehörigen der Feinde wegen (?) [ihrer] zahlenmäßigen Größe (?) “

Dazu Reste einer Reihe fremdländischer Gefangener mit geographischen Namen auf der Brust (nach SAK 9)

 

Abydos:

Aus Abydos (Ahnas el–Medineh) stammt eine Weihestele mit dem Namen Schoschenqs I. betreffend Tempelausstattung und Stiftungen.

Elephantine:

Im Stadtgebiet von Elephantine wurden Siegelabrollungen von Schoschenq I. gefunden. (?)

(Lt. Jansen-Winkeln in: Inschriften der Spätzeit Teil II. - Seite 477 /Harrassowitz-Verlag scheint die Identifizierung mit Schoschenq I. in MDAIK 44, 170 offenkundig falsch zu sein)

(Co-Autor J. H. Pirzer)

Literatur und Quellen:
1. Karl Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit Bd. 1, Harrassowitz-Verlag
2. Robert Ritner in „The Libyan Anarchy" Inscriptions from Egypt's Third Intermediate Period, Atlanta 2009,
3. Caminos, R. A. 1952, Gebel es-Silsila No. 100, Journal of Egyptian Archeaology 38
4. WiBiLex  - Karl Jansen-Winkeln 2007,
5. Bernd-Ullrich Schipper, 1999, Israel und Ägypten in der Königszeit (OBO 170) Freiburg-Schweiz/Göttingen,
6. Wikipedia Scheschonq I.
7. Dr. Aidan Marc Dodson et Dyan Hilton: The "complete royal families of ancient Egypt",Thamses & Hudson 2004
6) Karl Jansen-Winkeln: Zu zwei Personen der frühen Dritten Zwischenzeit; SÄK Bd. 35 - 2006 pp. 125-140, Buske-Verl.
7) Martina Ullmann, "Häuser der Millionen Jahre", Harrassowitz-Verlag, 2002
8) SAK 9 (1981) H.-Buske Verlag Hamburg, S. 107-117 - Erika Feucht
9) SAK 6 (1978) H.-Buske Verlag Hamburg, Erika Feucht
10)Vom Nil zum Neckar, Erika Feucht - (Katalog Kunstschätze Ägyptens, Springer-Verlag 1986

Danksagung:
Die Autoren von Nefershapiland bedanken sich beim Ägyptologischen Institut der Universität Heidelberg (speziell bei Frau Dr. Dina Faitings) für die freundliche Genehmigung, die vier sehr schönen museumseigenen Fotos (Fotograf Robert Ajtai) für die Bebilderung über den Tempel Schoschenq I. in El-Hibe benutzen zu dürfen. Informationen über die sehenswerte Sammlung des Ägypt
o
logischen Institut der Universität Heidelberg 
sind auf deren Webpräsenz zu sehen:        


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